Titel: | Das Schleifen und die Schleifmaschinen. |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 732 |
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Das Schleifen und die
Schleifmaschinen.
(Fortsetzung von S. 717 d. Bd.)
Das Schleifen und die Schleifmaschinen.
F. Schmaltz' senkrechte Schleifmaschinen.
Friedrich Schmaltz, Maschinenfabrik in Offenbach a.M.
baut nach Engineering 1902, II, 767 die in Fig. 105 bis 113
vorgeführten Schleifwerke.
Am Ständer a ist der gewöhnliche Winkeltisch b mit Kreuzschlitten c und
Längstisch d durch Standspindel f in der Höhenrichtung stellbar. Dagegen bewegt sich an der oberen Führung
desselben Ständers a ein Spindelstock g mit Trommelscheibe h auf
Spindelrohr i in selbsttätiger senkrechter Hubbewegung,
betrieben durch ein Dreischeiben-Wendewerk k und
gesteuert durch Anschlagwerke l, wobei ein
Ueberfallgewicht m die Schaltung sichert. Ausserdem ist
dieser Spindelstock durch ein Gewicht n möglichst
entlastet. In diesem Spindelrohr i lagert exzentrisch
ein Zylinder o, in dessen steiler Schraubennut (Fig. 107)
die Schraube eines Gleitringes p (Fig. 108) einsetzt,
wodurch eine teilweise Verdrehung zwischen Spindelrohr i und Zylinder o hervorgerufen wird. Da nun
in diesem Zylinder die eigentliche Schleifradspindel q
wieder exzentrisch und parallel zur Zylinderachse lagert, so kann die eigentliche
Exzentrizität (von qzu i) vom Betrage Null bis e gesteigert werden.
Bemerkenswert ist der Antrieb der Schleifradspindel durch Scheibe r mittels Winkelriemens s
vom schwingenden Deckenvorgelege t, und während u durch den Winkelriemen v
die Trommelscheibe h, also das Planetenwerk treibt,
betätigt die Trommelscheibe w des Deckenvorgeleges das
Dreischeiben-Getriebe k.
In Fig. 109 ist die Anlage einer doppelten
Schleifmaschine derselben Firma mit hängenden Schleifspindeln dargestellt, deren
Einzelheiten in Fig. 110 bis 112 folgen. Das
Winkeltischwerk ist an einem Rahmenständer a mit fester
Querwange b angeschlossen, auf welcher die beiden
Schleifwerke c von 550 bis 1750 mm Achsenentfernung
verstellt werden können. Die Hub- und Planetenbewegung wird von den Scheiben d abgeleitet, die Schleifspindeln aber durch
Winkelriemen von den Scheiben f betrieben, wobei am
Deckenvorgelege lange Trommelscheiben erforderlich werden. Dagegen sitzen die
Scheiben d an Keilnutwellen g über welche die Getriebe h des
Schleifradschlittens c sich schieben (Fig. 110). Ein Kegelradwendewerk i betätigt die Tragspindel k, an welche der Schleifwerkschlitten c hängt
und in welcher die
Schleifradspindel exzentrisch lagert. Die planetare Bewegung des äusseren
Spindelrohres wird durch Stirnräder l vermittelt,
wogegen die Einstellung der Exzentrizität e durch
Gleitring m (Fig. 110)
mittels Handradspindel n (Fig. 109) durchgeführt wird.
Textabbildung Bd. 319, S. 733
F. Schmaltz' senkrechte Schleifmaschine.
Textabbildung Bd. 319, S. 733
Fig. 109. F. Schmaltz' senkrechte Schleifmaschine.
In (Fig. 111 und 112)
stellt o das äussere Spindelrohr, welches im Schlitten
c lagert, vor. In diesem liegt exzentrisch der
Zylinder p, welcher mittels Gleitring m, wie bereits an anderer Stelle beschrieben, durch
einen in die steile Schraubennut eingreifendenStiftes relativ verdreht wird. Da
nun in diesem Zylinder die durch Scheibe r betriebene
Schleifspindel q unabhängig läuft, so wird jene
planetarische Bewegung erzeugt, durch welche der vorstehende Zapfen eines ruhenden
Werkstückes s (Fig. 111 und 113)
zylinderisch abgeschliffen werden kann.
Textabbildung Bd. 319, S. 733
Fig. 110. F. Schmaltz' senkrechte Schleifmaschine.
Harper & Dow's Formschleifmaschine.
Von der Pratt and Whitney Company in Hartford Conn. U.
S. A. wird zum Ausschieden der gehärteten Kugelbüchsen für Fahrradachsen, wie in
Fig. 114 gezeigt ist, eine Schleifmaschine
gebaut, deren Hauptteil das kurvenbewegliche 1
Schleifradlager ist.
Textabbildung Bd. 319, S. 734
Fig. 114. Harper & Dow's Formschleifmaschine.
Die von Harper & Dow ursprünglich (1898) ausgeführte
Konstruktion ist entsprechend verbessert und vervollkommnet worden. Eine solche
neuere Ausführung ist nach Engineering 1903. I, S. 440 in den Fig. 115 bis 122
vorgeführt und im Folgenden kurz erläutert.
Textabbildung Bd. 319, S. 734
Harper & Dow's Formschleifmaschine.
Die durch Riemenscheibe b getriebene Schleifradspindel
a lagert in einer kreisrunden Glocke c (auch Fig. 122), wird
mittels Kugelringe am Spindelkopf und am Endzapfen in der achsialen Richtung
gesichert. Diese Einrichtung gestattet der Schleifspindel die enorme Umlaufszahl von
30000 in der Minute zu geben. An die untere Fläche dieser Glocke c wird eine auswechselbare Winkelschablone d (Fig. 118 und 122)
angeschraubt, die gegen eine Gleitrolle f spielt, wobei
eine Blattfeder g (Fig. 117) den
stetigen Anschluss sichert. Diese Rolle f ragt durch
eine freie Fensteröffnung der Kreuzscheibe h ganz
ungehindert heraus. Diese Kreuzscheibe h (Fig. 120)
besitzt ferner eine obere Führungsnut und eine dazu senkrecht gerichtete untere
Führungsleiste, beide in Schwalbenschwanzquerschnitt. In die obere Nut greifen die
Platten i der Glocke c
ein, während die untere Schwalbenschwanzleiste in die feste Scheibe k einsetzt, welche am Schlittenoberteil l aufgeschraubt ist. Zwischen l und k ist eine Kreisplatte m eingeschlossen, welche das Lager zu einer, durch
Schneckenrad p und Schnecke q betriebenen Unrundscheibe n bildet, die
gegen zwei Zapfen o (Fig. 120) der
Kreuzscheibe h wirkt. Betätigt wird dieses
Schneckengetriebe p q von der Riemenscheibe r, so dass die stetige Drehung der Unrundscheibe n periodische Schwingungen der Kreuzscheibe h veranlasst, welche die Glockenscheibe c je nach der Form derWinkelschablone d in irgend einer gewünschten, alsdann resultierenden
Bewegung folgt. Wäre diese Schablone d gerade, d. i.
deren Führungskante senkrecht zur unteren Leistenkante der Kreuzscheibe h gestellt, so würde die Bewegung von h geradlinig sein und der Ausschlaggrösse der
Unrundscheibe n entsprechen, dagegen wäre diese
Schwingung Null, sofern die Führungskante parallel stände, denn alsdann würde die
Rolle f einfach längs der Führungskante wirkungslos
vorbeigleiten. Es ist daher verständlich, dass jeder Schräglage der Führungskante
eine besondere Verschiebungsresultante entspricht, und um dieser Verschiebungskurve
eine Scheitelstelle zu geben, ist die Schablone d
winkelartig ausgestaltet.
Der Schlittenoberteil l steht unter Einwirkung zweier
Windungsfedern s s, welche im Kreuzschlitten t eingebettet liegen. Mittels eines Handhebels u wird nun der Schlittenoberteil bewegt, wobei die
Wirkung der Rückzugfedern s durch die Anschlagschraube
v begrenzt wird. Durch Schraube w erfolgt die Nachstellung zum Schleifen, diese greift
in eine Mutter des Schlittenunterteiles x, welche auf
der Wange y freihändig aufgestellt wird. Um aber beim
Nachmessen des Werkstückes die Rückzugsfedern zu arretieren, dient die Einfallklappe
z, welche am Schlittenoberteil l eingelenkt ist und am Kreuzschlitten mittels Reibung
sich anstemmt.
Kugel-Grobschleifwerk.
Von der Steel Ball Company in Chicago, wird nach
American Machinist 1900, Bd. 23, No. 44, S. 1036 in Fig.
123 vorgeführtes Schleifwerk gebraucht. An die Planscheibe a ist ein Nutring b aus
Hartguss genietet, deren Nut durch einen, an Federn d
schwebenden gehärteten Stahlring c überdeckt wird.
Diese Federn sind an eine Blechtrommel f befestigt,
welche sich mit ihrer Nabe g frei auf der
Planscheibenachse dreht, während diese selbst mittels Rädervorgelege betrieben wird.
Hierzu parallel, also abständig versetzt, ist die mit Riemen betätigte
Schleifradscheibe h mit aufgekittetem Schmiegelring i.
Textabbildung Bd. 319, S. 735
Fig. 123. Kugel-Grobschleifwerk.
Textabbildung Bd. 319, S. 735
Schoeneweiss' Nadelschleifmaschinen.
Während des Schleifens wird mit Wasser gekühlt und es muss, um ein Verschmieren des
Schleifrades zu verhüten, das Blauanlaufen der Kugeln in jedem Fall verhindert
werden. Von Bedeutung für den richtigen Kugelschleifprozess ist die Querschnittsform
der Ringnut und die federnde Stützung des Deckringes, welche eine stetigen Drehung
der Rohkugeln sichert, so dass die Kugeln sowohl nach Grösse und Form gleich und
genau geschliffen werden.
Schoeneweiss' Nadelschleifmaschine.
An einer genau und fein einstellbaren Rahmenschwinge a(Fig. 124 bis 127) dreht
sich zwischen Pfanne und fester Spitze b die
Polierscheibe c. Diese untergreift mit einem kleinen
Segmentteil die zwischen einer Schiene d um dem
Laufriemen f geführten Nadelwerkstücke, deren frei
vorragenden Spitze oder Oese auf die Polierscheibe gedrückt wird. Die durch
Schnurtrieb betätigte geriffte Speisewalze g entnimmt
die Nadeln aus dem Trichter h und entlässt diese
vermöge einer Abstreiffeder i auf die Riemenbahn f, von welcher die Nadeln über die Polierscheibe
geführt und bei k wieder entlassen werden. Die Riefen
der Speisewalze g sind in der Mitte für den Eingriff
der Abstreiffeder unterbrochen, so dass eigentlich nur zwei seitliche schmale
Riefenbänder an g vorhanden sind.
(Fortsetzung folgt.)