Titel: | Praktische Untersuchung von Maschinen- und Zylinderölen. |
Autor: | Hch. Rupprecht |
Fundstelle: | Band 319, Jahrgang 1904, S. 794 |
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Praktische Untersuchung von Maschinen- und
Zylinderölen.
Von Dipl.-Ing. Hch. Rupprecht.
Praktische Untersuchung von Maschinen- und
Zylinderölen.
Die Wahl eines für die jeweilige Maschinengattung zweckmässigen Schmiermaterials
spielt eine grosse Rolle sowohl in bezug auf den Kostenpunkt als auch in bezug auf
die gute Erhaltung der Maschinenteile. In anbetracht der Verschiedenheit der
Maschinentypen, deren Belastung und Tourenzahl, sowie der Art des Betriebes ist es
völlig ausgeschlossen, lediglich auf Grund von Analysen und allgemeinen Angaben das
für die betreffende Maschine zweckmässigste, d.h. sparsamste und die Maschinenteile
am besten konservierende Oel ausfindig zu machen, sondern es ist die praktische
Ausprobierung unter Zugrundelegung der tatsächlichen Betriebsverhältnisse unbedingt
dabei erforderlich. In Erwägung dieser Gesichtspunkte führte ich derartige Versuche
mit Maschinen- und Zylinderölenvon vier der bekanntesten Raffinerien unter
normalen Betriebsverhältnissen durch, deren Gang und Ergebnis nachstehend
ausführlich erläutert ist.
Die Versuche wurden mit folgenden Oelsorten als Dauerversuche von durchschnittlich 70
Stunden für jede Probe ausgeführt:
1. Maschinenöle:
1. Arctic Machine der Deutschen Vacuum
Oil Company in Hamburg;
2.Korffs Maschinenöl A1 der Raffinerie Aug. Korff in Bremen;
3.Dicks Ia Maschinenöl C
der Raffinerie W. B. Dick & Co. in
Hamburg;
4. Valve Maschinenöl A
compounded der Aetna Oil Works der Börne Scrymser
Comp. in New York.
II. Zylinderöle:
Tabelle I.
Textabbildung Bd. 319, S. 795
1. Zylinder-Oele; 2.
Maschinen-Oele; Oelsorten; Raffinerien; Preis f. 100 kg; Dauer in Tagen;
Umdrehungen; Kohlenverbrauch; insgesamt; für 1000 Touren; Eigenschaften;
Zylinderöl A; Korffs Dampfzylinderöl H extra dunkel; Dicks Ia Zylinderöl; Amerk.
Ventiline Comp. Zylinderöl; Deutsche Vacuum Oil Comp. Hamburg; Aug. Korff,
Bremen; W. B. Dick & Co., Hamburg; Aetna Oil Works der Börne Scrymser Co.,
New-York; setzt eine Spur, ab, sonst sehr gut; setzt etwas ab, sonst aber gut;
setzt stark ab, schmiert bei heiss. Kolbenstang. ungenüb.; bewährt sich gut,
hält Stangen metallisch rein; Umdrehungen für 1 Tropfen; Quotient;
Eigenschaften; Arctic Machine; Korffs Maschinenöl A1; Dicks Ia Maschinenöl C;
Valve Maschinenöl A compounded; Deutsche Vacuum Oil Comp. Hamburg; Aug. Korff,
Bremen; W. B. Dick & Co., Hamburg; Aetna Oil Works der Börne Scrymser Co.,
New-York; zu dünnflüssig, sonst gut; gut, doch etwas zu dünnflüssig; harzt,
greift den Anstrich der Maschine an; gut
Tabelle II.
Versuche an Presspumpe No. 1.
Textabbildung Bd. 319, S. 795
Oelsorten und Raffinerien; Dauer i
Stunden; Gesamt-Tourenzahl; Minutl. Tourenzahl; Maschinen-Verbrauch, Gramm i.
d.; Zylinderöl-Verbrauch, Gramm i. d.; Eigenschaften; Stunde; Zylinderöl A
Arctic Machine; Deutsche Vacuum Oil Company Hamburg; Summa; Durchschnitt; Korffs
Dampfzylinderöl H extra dunkel; Korffs Maschinenöl A1; Aug. Korff, Bremen; Dicks Ia Zylinderöl; Dicks Ia Maschinenöl; W.
B. Dick & Co., Hamburg; Amerik. Ventiline Compound Zylinderöl; Valve
Maschinenöl A compounded; Aetna Oil Works der Börne Scrymser Company, New-York;
Eigenschaften; Zyiinderöl setzt Spur ab, sonst gut; Maschinenöl zu dünnflüssig;
Zylinderöl setzt etwas ab.; Maschinenöl ein wenig zu dünngflüssig, sonst gut;
Zylinderöl setzt ab.; Maschinenöl harzt merklich und greift die Anstrichfarbe
der Maschine an; Zylinderöl gut; Maschinenöl gut
1. Zylinderöl A der Deutschen Vacuum Oil Company in Hamburg;
2.Korffs Dampfzylinderöl H extra dunkel der Raffinerie Aug. Korff
in Bremen;
3.Dicks Ia Zylinderöl \frac{V\,A\,L}{o} der Raffinerie W. B. Dick & Co. in Hamburg;
4. Amerikan. Ventiline Compound Zylinderöl der Aetna Oil Works der Börne Scrymser Co. In
New York.
Tabelle III.
Versuche an Presspumpe No. 2.
Textabbildung Bd. 319, S. 796
Oelsorten und Raffinerien; Dauer i.
Stunden; Gesamt-Tourenzahl; Minutl. Tourenzahl; Maschinenöl-Verbrauch, Gramm i.
d.; Zylinderöl-Verbrauch, Gramm i. d.; Eigenschaften; Zylinderöl A; Arctic
Machine; Deutsche Vacuum Oil Company Hamburg; Summa; Durchschnitt; Korffs
Dampfzylinderöl H extra dunkel; Korffs Maschinenöl A1; Aug. Korff, Bremen; Dicks Ia Zylinderöl; Dicks Ia Maschinenöl C; W.
B. Dick & Co., Hamburg; Amerik. Ventiline Compound Zylinderöl; Valve
Maschinenöl A compounded; Aetna Oil Works der Börne Scrymser Company, New-York;
Zylinderöl setzt Spur ab, sonst gut; Maschinenöl zu dünnflüssig; Zylinderöl
setzt etwas ab, sonst brauchbar; Maschinenöl ein wenig zu dünnflüssig;
Zylinderöl setzt ab; Maschinenöl harzt und nimmt die Anstrichfarbe der Maschine
weg.; Nichts zu bemängeln
Tabelle IV.
Resultate der Versuche an Presspumpen No. 1 und 2.
Textabbildung Bd. 319, S. 796
Oelsorten und Raffinerien; Preis
für 100 kg; Kosten für 10000 Touren in Pfennigen; Pumpe 1; Pumpe 2;
Eigenschaften; Arctic Machine der Deutschen Vacuum Oli
Company; Korffs Maschinenöl A1 von Aug. Korff;
Dicks Ia Maschinenöl C von W. B. Dick & Co.;
Valve Maschinenöl A comp. der Aetna Oll Works; Zylinderöl A der Deutschen Vacuum Oil Comp.; Korffs
Dampfzylinderöl H extra dunkel von Aug. Korff; Dicks Ia Zylinderöl von W. B. Dick & Co.; Amerik. Ventiline Compound
Zylinderöl der Aetna Oil Works; zu dünnflüssig;
etwas zu dünnflüssig; harzt und greift die Farbe an zweckmässig; setzt Spur ab,
sonst gut; setzt etwas ab, sonst gut; setzt ziemlich ab, schmiert ungenügend;
zeigt keine Mängel
Tabelle V.
Versuche an der Kondensationsdampfmaschine.
Textabbildung Bd. 319, S. 796
Raffinerien; Versuchdauer in
Stunden; Stündlicher Maschinenöl Gramm; Verbrauch an Zylinderöl Gramm; Kosten
für die Stunde; Maschinenöl Pfennig; Zylinderöl Pfennig; Deutsche Vacuum Oil Company, Hamburg; Aug.
Korff, Bremen; W. B. Dick & Co.,
Hamburg; Aetna Oil Works, New-York
Die erste Versuchsreihe wurde durchgeführt an einer grossen
Kanalisations-Pumpmaschine von etwa 200 PSVerbund-Dampfmaschine mit
Drehschiebersteuerung und durchschnittlich 45 Umdrehungen i. d. Minute. Der Gang der
Versuche begann für jede Oelsorte mit Einschränkung der Schmierung auf den
hinsichtlich der Erwärmung der Maschinenteile und der damit verbundenen Gefahren für
den Betrieb noch praktisch zulässigen geringsten Oelaufwand. Dann wurde für jede
Zylinderölsorte auf die Dauer der Versuchszeit von sieben Tagen bei Tag- und
Nachtbetrieb der genaue Kohlenverbrauch und die gesamte Umdrehungszahl ermittelt.
Hieraus lässt sich für jede Oelsorte als die einheitliche Grundlage zum
unmittelbaren Vergleich der Kohlenverbrauch für 1000 Umdrehungen für die
verschiedenen Oelsorten bestimmen. Das Ergebnis dieser Versuche ist in Tabelle I
(Seite 795) wiedergegeben mit gleichzeitigen Bemerkungen über die sich bei den
Versuchen erwiesenen sonstigen Eigenschaften der betreffenden Oelsorten.
Die Versuche mit den Maschinenölen liessen sich einfacher durchführen, indem hierbei
Tropföler in Betracht kommen. Dieselben wurden an den Kurbeln, der Oelsorte
entsprechend, derart eingestellt, dass die Lagererwärmung und dergl. gerade den
zulässigen im Betrieb üblichen Grenzen entsprach und hierauf wurde festgestellt,
wieviel Umdrehungen der Kurbel auf einen Tropfen Oel für jede Sorte entfallen. Diese
Werte sind gleichfalls in Tabelle I eingetragen. Sie ermöglichen das Auffinden
derjenigen Sorte, mit der man unter den betreffenden Betriebsverhältnissen am
wirtschaftlichsten arbeitet, indem man zugleich den Preis in Betracht zieht.
Letzterer ist ebenfalls in der Tabelle angegeben; der Quotient aus dem Einheitspreis
für 100 kg und der Zahl der Umdrehungen f. d. Tropfen ergibt ein unmittelbares Mass
für das Güteverhältnis der betreffenden Oelsorte, wobei noch die sonstigen
Eigenschaften zu berücksichtigen sind.
Bezüglich der Zylinderöle konnte von einer Umrechnung unter Berücksichtigung des
Oelpreises abgesehen Werden, da die billigste Oelsorte, das Dicksche Zylinderöl, wegen seiner sonstigen ungünstigeren Eigenschaften
für den vorliegenden Fall nicht in Betracht kam und die hinsichtlich des Preises an
zweiter Stelle kommende Oelsorte der Aetna Oil Works
auch den geringsten Kohlenverbrauch aufweist.
Tabelle I ergibt nun, dass die für den Verbrauch und zugleich für die Erhaltung der
Maschine im vorliegenden Betrieb zweckmässigsten und billigsten Oelsorten diejenigen
der Aetna Oil Works sind. Gleichfalls sehr gute
Oelsorten sind diejenigen der Deutschen Vacuum Oil
Company und von W. B. Dick & Co., jedoch
für den hier in Betracht kommenden Betrieb weniger geeignet und teurer.
Die in Tabelle VI angegebenen Analysen der verschiedenen Oelsorten bestätigen diese
Ergebnisse.
Die zweite Versuchsreihe wurde an einer hydraulischen Anlage, bestehend aus zwei
Presspumpmaschinen und einer stehenden Kondensationsdampfmaschine vorgenommen. Hier
liessen die Betriebsverhältnisse die Ausführung der Versuche durch genaue Messung
des Kohlenverbrauches während der Versuchszeit als ungeeignet erscheinen und wurde
daher in diesem Falle der Oelverbrauch i. d. Stunde und für 10000 Umdrehungen (in
Gramm) als Masstab der Einheit eingesetzt und daraus wurden zum unmittelbaren
Vergleich die Kosten, für welche bei 10000 Umdrehungen von jeder Sorte Oel
verbraucht wurde, ausgerechnet. Die Resultate ergeben sich aus den Tabellen II, III,
IV und V.
In den Tabellen finden wir einen ziemlichen Unterschied zwischen Presspumpe 1 und
Presspumpe 2 hinsichtlich des Verbrauches und der Kosten für Zylinderöl, Reiche
durch die Verschiedenheit der Oelpumpen bedingt Tabelle IV ergibt als billigstes
rationellstes Maschinenöl dasjenige der Aetna Oil
Works, dem zwar an Güte dasjenige der Deutschen
Vacuum Oil Company ziemlich gleichwertig ist, jedoch im Preis wesentlich
teurer sich stellt. Als billigstes Zylinderöl ergibt sich dasjenige von W. B. Dick & Co., das jedoch auch hier die bei
den
Tabelle VI.
Analysen.
Textabbildung Bd. 319, S. 797
Oelsorten und Raffinerien; Farbe;
in der Flasche; in dünner Schicht; Spezif. Gewicht bei 15° Cel.; Zähflüssigkeit
Wasser bei 20° als Einheit; Entflammungspunkt; Brennpunkt; Kältebeständigkeit
bei; Freie Säure in v. H.; Mineralsäure v. H.; Harz v. H.; Harzöl v. H.; Wasser
v. H.; Gehalt an fettem Oel v. H.; Maschinenöle; Artic Machine der Deutschen
Vacuum; Oil Company; Korffs Maschinenöl A1 von
Aug. Korff; Dicks Ia Maschinenöl C von W. B. Dick & Co.; Valve Maschinenöl A
compound der Aetna Oil Works; Zylinderöl; Zylinderöl A der Deutschen Vacuum Oil
Company; Korffs Dampfzylinderöl H extra dunkel von Aug. Korff; Dicks Ia
Zylinderöl v. W. B. Dick & C.; Amerik. Ventiline Compound Zylinderöl der
Aetna Oil Works; schmutzig olivengrün bläul. Stich; tief olivengrün; blaugrün
fluorescirend; olivengrün stark fluorescirend; schwärzlich olivengrün; stark
dunkelolivengrün; tief schwarzbraun; rein olivengrün, stark fluorescird;
braunrot; dunkelbraun; grasgrün; dicksalbenartig; talgartig; talgartig bis
schmalzartig; schmalzartig; Spur
vorigen Versuchen gezeigten ungünstigen Eigenschaften aufweist. Die Oele der Deutschen Vacuum Company und von Aug. Korff sind für den vorliegenden Zweck etwas zu
dünnflüssig, so dass als Maschinenöl auch dasjenige der Aetna Oil Works sich für diese Maschinen als zweckmässigste der vier
untersuchten Sorten ergibt.
Die Versuche an der Kondensationsdampfmaschine liessen sich wegen mangelnder
Vorrichtungen nicht auf die Umdrehungszahlen als Einheit zurückführen und sind
dieselben daher auf die Stunde bezogen und zum unmittelbaren Vergleich die Kosten
des Oelverbrauches f. d. Stunde für die verschiedenen Sorten nebeneinandergestellt
in Tabelle V.
Die Werte der Tabelle V lassen als billigstes Maschinenöl dasjenige der Aetna Oil Works erkennen, das auch in Bezug auf seine
sonstigen Eigenschaften sich als zweckmässig erwiesen hat. Von den Zylinderölen ist
dagegen dasjenige von W. B. Dick & Co. das
billigste, während die Sorte der Aetna Oil Works erst
in zweiter Linie hinsichtlich des Preises steht. Da indessen ersteres schädliche
Einflüsse gezeigt hat, ist letzteres als rentabelstes Oel für diese Maschine zu
betrachten.
Zur weiteren Orientierung enthält Tabelle VI noch die genauen Analysen der
untersuchten acht Oelsorten.
Die vorliegenden Versuche fanden gelegentlich einer Submission statt, bei der die
vorstehenden acht Sorten aus einer grossen Anzahl von Angeboten zur engeren Wahl
gestellt wurden. Um von vornherein sich die Arbeit zu erleichtern und unzweckmässige
Angebote bei Oelsubmissionen fernzuhalten, ist es sehr ratsam, den Fabrikanten
direkt eine Reihe von Angaben zu machen und die hinsichtlich der jeweiligen
Betriebsverhältnisse massgebenden Bedingungen vorzuschreiben.
Die Anforderungen, die im allgemeinen an ein gutes Mineralöl zu stellen sind,
sind folgende:
Das Oel muss frei sein von Unreinigkeiten, es darf keine Harze, schleimartigen
Substanzen und dergl. enthalten. Bei Dochtschmierung ist auch die Anwesenheit von
Wasser selbst in geringen Mengen schädlich. Es darf an der Luft sich nicht
verändern, d.h. in dünner Schicht dem Einfluss der Luft längere Zeit ausgesetzt,
darf es nicht zäh werden und eintrocknen. Ferner darf es selbst bei längerer
Lagerzeit keinen Bodensatz bilden. In Benzin soll es vollständig löslich sein und
muss sich mit fetten Oelen beliebig mischen lassen. Der Gehalt an freier Säure darf
0,3 v. H. nicht übersteigen. Für normale Dampfmaschinen, die in geschlossenen Räumen
laufen, kommt bei 20° C. ein Zähflüssigkeitsgrad innerhalb der Grenzen von 40 bis 60
in Betracht, bezogen auf destilliertes Wasser von 20° C. als Einheit für
Maschinenöle, für Zylinderöle bei 50° C. ein Zähflüssigkeitsgrad von 50 bis 12. Für
im Freien laufende Maschinen ist im Winter ein weniger zähflüssiges Oel zu wählen. –
Im übrigen richtet sich die Zähflüssigkeit nach der Art des Betriebes; schwere
Maschinen erfordern ein dickeres Oel als leichte, damit dasselbe nicht durch die
stärkeren Pressungen zwischen den geschmierten Teilen aus denselben herausgedrückt
wird. Je höher ferner die Temperatur der zu schmierenden Teile ist, desto
dickflüssiger muss das Oel sein. Der Entflammungspunkt richtet sich ebenfalls nach
der Temperatur der zu schmierenden Teile; als mindeste Entflammungstemperatur ist
für Dampfmaschinenanlagen 180° anzusetzen. Das spezifische Gewicht bei 15° C. soll
im allgemeinen 0,895 nicht unterschreiten.