Titel: | Die Bemessung der Auslassteuerung der Dampfmaschinen auf Grund der Ausströmungsgesetze. |
Autor: | W. Schüle |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 1 |
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Die Bemessung der Auslassteuerung der
Dampfmaschinen auf Grund der Ausströmungsgesetze.
Von W. Schüle,
Breslau.
Die Bemessung der Auslassteuerung der Dampfmaschinen auf Grund der
Ausströmungsgesetze.
I. Teil.
Nach den zahlreichen Versuchen, die zur Bestätigung der Ausströmungstheorie der
Wasserdämpfe geführt haben, ist diese als eine genügend sichere Grundlage für die
rechnerische Behandlung der Ausströmungsvorgänge bei den Dampfmaschinen zu
betrachten.Schon Grashof hat die Behandlung dieser Aufgabe
beabsichtigt, jedoch nicht mehr zur Ausführung gebracht. Vergl.
„Theoretische Maschinenlehre“, Bd. I, S. 699, oben,
Schlussbemerkung zu § 122. Das Ziel der folgenden Ausführungen
ist die Behandlung der Ausströmungs-Periode und zwar zunächst des ersten Teiles
derselben, der Vorausströmung (Druckausgleich-Periode) in solcher Weise, dass der
bislang rein empirisch anzunehmende Verlauf der Ausströmlinie im Dampfdiagramm in
rationeller Weise vorausbestimmt werden kann. Die Berücksichtigung aller ausschlaggebenden Verhältnisse, wozu in erster Linie
die allmähliche Eröffnung der Abschlussorgane durch
einen beliebigen Steuerungsantrieb und der
beträchtliche Feuchtigkeitsgehalt des austretenden
Dampfes gehören, ist dabei unerlässlich, wenn die Resultate Anspruch auf
allgemeinere Gültigkeit haben und unmittelbare Verwendbarkeit besitzen sollen.Durch die Abhandlung von F. W. Gutermuth:
„Die Abmessungen der Steuerungskanäle der Dampfmaschinen“, Zeitschr.
d. V. deutsch. Ingen. 1904, No. 10, wurde an den Ergebnissen vorliegender
Arbeit, die übrigens dem Verfasser bei Erscheinen jener schon fertig
vorgelegen haben, nichts geändert. Vergl. auch Fussbemerkung 7.
Die Frage der zulässigen Dampfgeschwindigkeit in den
Auslasskanälen wird damit gleichzeitig erledigt und es wird eine sachgemässe Vorausberechnung der Kanalquerschnitte und der Länge der Vorausströmperiode, unter Berücksichtigung der besonderen
Antriebsverhältnisse der Auslassteuerungen von Fall zu Fall ermöglicht. Das
Nachstehende schliesst sich an eine Abhandlung des Verfassers in D. p. J. 1903, 318, S. 355 u. f.: „Ueber die Ausströmung der
gesättigten Wasserdämpfe“ an, die als Vorarbeit anzusehen ist und auf die
mehrfach verwiesen werden muss.
Die Aufgabe im allgemeinen.
Textabbildung Bd. 320, S. 1
Fig. 1.
An der Stelle a des Dampfdiagrammes Fig. 1 beim Kolbenweg x4 und Kurbelwinkel α& beginnt die Ausströmung des Dampfes ins Freie
oder in den Kondensator. Bei Exzenterantrieb der Ventile oder Schieber öffnet sich
der Kanal von A an (Fig.
1 unten) allmählich, bis er bei B seinen
vollen Durchgangsquerschnitt F erreicht. Von B bis C ist er ganz offen,
von C bis D schliesst er
allmählich und ist bei Zugeschlossen. Diesem
Bewegungsvorgang, der sich bei allen Steuerungsantrieben in ähnlicher Weise abspielt,
entspricht die ihrem allgemeinsten Verlauf nach wohlbekannte Form a b cd der Ausströmlinie im Dampfdiagramm. Die Aufgabe,
die Druckabnahme von
a bis d als Funktion
des Kolbenweges oder besser des Kurbelwinkels darzustellen, zerfällt demgemäss in
drei Teile:
1. Teil, Strecke ab. Allmähliches Oeffnen des
Auslasskanals, in verschiedener Weise je nach dem Steuerungsantrieb. – Dieser Teil
ist der wichtigste, weil er den stärksten Druckabfall enthält.
2. Teil, Strecke bc. Kanal ganz offen. Da in b sehr häufig der Druckausgleich noch nicht beendet
ist, so bildet dieser Abschnitt meist in seinem ersten Teil, oft auch weiterhin eine
unmittelbare Fortsetzung der Periode ab. Die Kolbenbewegung spielt dabei eine um so grössere Rolle,
je näher der Punkt d gegen die Hubmitte liegt.
Von dem Punkt des beendigten Druckausgleichs an, wenn ein solcher überhaupt eintritt,
findet Hinausschieben des Dampfes durch den Kolben unter Ueberwindung der
Strömungswiderstände in Kanälen und Rohrleitungen statt.
3. Teil Strecke cd. Kanal schliesst allmählich. Dabei
erhebt sich kurz vor dem Abschluss unter Umständen der Druck wieder merkbar. Diesem
Abschnitt kommt geringere Bedeutung zu, falls der Druck wenigstens beim Punkt c hinreichend ausgeglichen ist.
Für sämtliche Abschnitte ist zu bemerken, dass sich das Strömungsgesetz von dem Augenblick an völlig ändert, wo der Druck im
Dampfzylinder kleiner als das 1.7fache des äusseren Druckes wird, also des
Atmosphärendruckes bei Auspuff-, der Kondensatorspannung bei Kondensationsbetrieb.
Dieser Umstand hat zur Folge, dass für Auspuffmaschinen die Aufgabe im allgemeinen
schwieriger wird als für Kondensationsmaschinen, bei denen die Dampfspannung im
Zylinder sehr häufig das erwähnte Vielfache der Kondensatorspannung nicht oder nicht
viel unterschreitet.
Die Berechnung der Druckabnahme.
Vom Vorausströmungspunkt A ab fällt der Druck im
Zylinder aus zwei Ursachen, einerseits, weil der
Zylinderdampf nach Mass der zunehmenden Kanaleröffnung und des vorhandenen
Ueberdruckes allmählich aus dem Zylinder abströmt,
andererseits, weil das Dampfvolumen des Zylinders bis zum Hubwechsel wächst und der
Dampf dabei weiter expandiert. Vom Totpunkt an tritt umgekehrt eine stetige
Kompression der Zylinderrückstände ein. Die Bewegung
des Kolbens wirkt also von a bis t fördernd, von t ab
hemmend auf den Druckausgleich. – Es ist zwar möglich, diesen zwei Ursachen des Druckabfalls gleichzeitig gerecht zu
werden. Zunächst dürfte ein einfacherer Weg vorzuziehen sein. Die durch die
Volumenänderungen in der Nähe des Totpunktes bewirkten Druckänderungen sind nämlich
verhältnismässig gering, und daher gegenüber dem Druckabfall infolge Abströmens oft
von untergeordneter Bedeutung. Man kann deshalb bei der Entwicklung der Formeln
zunächst von dem Einfluss der Expansion absehen und den Druckabfall auf Grund der
Ausströmung bei gleichbleibendem Gesamtinhalt gesondert bestimmen. Zu diesem Wert
ist dann die überschlägig zu ermittelnde Drucksenkung infolge der Kolbenbewegung
hinzuzuzählen.
Ist also Gi das
Dampfgewicht, das sich beim beliebigen Kurbelwinkel φ
< φa noch im
Zylinder befindet, so ist von φa bis φ abgeströmt das
Gewicht G = Go – Gi, wenn bei A Go
kg Dampf, vom Gesamtvolumen Vo im Zylinder enthalten waren. Während
die Kurbel sich um den Winkel dφ, in der Zeit dt, dreht, strömt also aus:
dG = – dGi.
Nun ist:
G_i=\frac{V_0}{v_i}
wenn vi das spezifische Volumen beim Winkel φ ist. Daraus folgt:
d\,G_i=-V_0\cdot d\,\left(\frac{1}{v_i}\right).
Von der Zustandsänderung des Zylinderrückstandes ist nur bekannt, dass sie unter
Wärmezufuhr vor sich geht, also sicher nicht adiabatisch ist, da die
durchschnittliche Zylindertemperatur höher liegt als die Dampftemperatur während der
Ausströmung. Man wird nicht weit fehlgehen, wenn man das Hyperbelgesetz zwischen
Druck und spezifischem Volumen, wie es während der Expansionsperiode häufig genug,
bei gesättigtem Dampfe, gilt, auch für die hier vorliegende Fortsetzung zu gründe
legt.Näheres über die
Begründung und die Unterschiede in den Ergebnissen bei Annahme von p . v = konstant und p
. vk = konstant vergl. D. p. J.
1903, 318, S. 355 u. f.
Dann ist also:
povo = pivi,
wenn po und vo für
den Beginn der Ausströmung gelten. Hiermit wird
d\,\left(\frac{1}{v_i}\right)=\frac{1}{v_0}\,d\,\left(\frac{p_i}{p_0}\right),
somit
d\,G=-\frac{V_0}{v_0}\,d\,\left(\frac{p_i}{p_0}\right).
Ist nun weiter f der Eröffnungsquerschnitt während der
Zeit dt, beim beliebigen Kurbelwinkel φ, so entströmt dem Zylinder während dieser Zeit
infolge des Ueberdruckes gemäss der allgemeinen Ausflussformel das Dampfgewicht
d\,G=\alpha\,\psi\cdot f\cdot \sqrt{\frac{p_i}{v_i}}\cdot dt, mit a als Kontraktionskoeffizient und ψ = konstant für \frac{p_i}{p_a}\,>\,1,7. Für \frac{p_i}{p_a}\,<\,1,7 ist dagegen
ψ eine von \frac{p_i}{p_a} abhängige, sehr stark
veränderliche Grösse.
Mit ω als Winkelgeschwindigkeit der Kurbel wird
dt=\frac{1}{\omega}\,d\,\varphi,
somit
d\,G=\frac{\alpha\,\psi\,f}{\omega}\,\sqrt{\frac{p_i}{v_i}}\cdot d\,\varphi.
Nun ist aber wegen
pivi = povo
auch
\sqrt{\frac{p_i}{v_i}}=\frac{p_i}{p_o}\,\sqrt{\frac{p_0}{v_0}},
somit
d\,G=\frac{\alpha\,\psi\,f}{\omega}\,\sqrt{\frac{p_0}{v_0}}\cdot \frac{p_i}{p_o}\,d\,\varphi.
Durch Gleichsetzen mit dem früher für dG erhaltenen Ausdruck wird
-\frac{V_0}{v_0}\,d\,\left(\frac{p_i}{p_o}\right)=\frac{\alpha\cdot \psi\cdot f}{\omega}\,\sqrt{\frac{p_0}{v_0}}\cdot \frac{p_i}{p_o}\cdot
d\,\varphi, somit
\frac{1}{\frac{p_i}{p_o}}\cdot d\,\left(\frac{p_i}{p_o}\right)=-\frac{\alpha\,\psi}{\omega\cdot V_o}\,\sqtz{p_o\,v_o}\cdot
f\,d\,\varphi.
Für ψ = konstant ergibt die Integration also:
ln\,\frac{p_i}{p_o}=-\frac{\alpha\,\psi}{\omega}\cdot \frac{F}{V_o}\,\sqrt{p_o\,v_o}\cdot \int_{\varphi_a}^{\varphi}\,\frac{f\,d\,\varphi}{F} . . . . . I)
In dieser Gleichung, welche die Lösung enthält, lässt sich der Quotient
\frac{F}{\omega\cdot V_o} mit F als grösstem
Kanalquerschnitt wesentlich einfacher und sehr übersichtlich
darstellen.
Wir setzen
u=\frac{O\cdot c_m}{F}
worin O die nutzbare
Kolbenfläche, cm die
mittlere Kolbengeschwindigkeit ist. Dieser Wert u, eine
für jede Maschine von gegebenen Abmessungen und gegebener Umdrehungszahl n fest bestimmte Zahl, wird gewöhnlich als
„Dampfgeschwindigkeit“ in den Kanälen (für unseren Fall in den
Auslasskanälen) bezeichnet, obwohl natürlich der Dampf sowohl während der
Vorausströmung als später ganz andere und zwar viel grössere Geschwindigkeiten
annimmt. Schärfer wäre a als
„Kontinuitätsgeschwindigkeit“ anzusprechen, da mit dieser mittleren
Geschwindigkeit der austretende Dampf wirklich, gemäss dem Kontinuitätsgesetz der
unelastischen Flüssigkeiten, durch die Kanäle strömen würde, wenn er sich wie eine
solche verhielte, Weiter ist nun
Vo = 2
R . O . (1 + so
– v),
mit R als Kurbelradius der
Maschine, so als
schädlichem Raum und v als Restweg der Vorausströmung
in Teilen des Kolbenhubes. Hiermit wird nun unser Wert
\frac{F}{\omega\cdot V_o}=\frac{O\cdot c_m}{u}\cdot \frac{30}{\pi\cdot n}\cdot \frac{1}{2\,R\cdot O\cdot (1+s_o-v)}
und mit c_m=\frac{2\,R\cdot n}{30}
\frac{F}{\omega\cdot V_o}=\frac{1}{\pi\cdot u\cdot \cdot (1+s_o-v)}
Hiermit geht Gleichung I) über in:
ln\,\frac{p_i}{p_o}=-\alpha\,\psi\cdot \frac{\sqrt{p_o\,v_o}}{\pi\cdot u\cdot (1+s_o-v)}\cdot \int\,\frac{f}{F}\,d\,\varphi II)
Von den Abmessungen der Dampfmaschine kommt jetzt in der Gleichung nur noch der Wert
u vor, der Kolbenfläche, Hub, Tourenzahl und
Kanalweite in sich enthält. Die „Kontinuitätsgeschwindigkeit u“ besitzt also in der Tat die Bedeutung für
den Druckausgleich, auch aus theoretischen Gründen, die man ihr in den bisherigen
empirischen Aufstellungen erfahrungsgemäss beizulegen hatte. Ueber die
Uebereinstimmung der Werte von u, wie sie bei dem
Druckausgleich nach vorstehender Gleichung sich ergeben, mit den bekannten
Erfahrungszahlen von 20 bis 40 m, wird weiter unten ausführlich gehandelt.
Zunächst ist die Gleichung II in bezug auf ihre Konstanten ψ,
√povo und x eingehender zu
erörtern. Es ist nach der Lehre vom Dampfausfluss (Theorie von Zeuner)
\psi=\left(\frac{2}{m+1}\right)^{\frac{1}{m-1}}\cdot \sqrt{2\,g\cdot \frac{k}{k-1}\,\frac{m-1}{m+1}}
= konstant für \frac{p_i}{p_a}\,>\,1,7.
Hierin ist
k = 1,035 + 0,1 x
(x = spezifische Dampfmenge, 1 – x = Feuchtigkeitsgehalt des Dampfes)
m < k
Ausflussexponent, wenn Widerstände beim Ausfluss auftreten.
Dieser Ausdruck, in dem sich der Einfluss von m und
x (Widerstände und Dampfnässe) schwer übersehen
lässt, kann mit beträchtlicher Annäherung gesetzt werden
\psi=\frac{1}{1,63}\,\sqrt{\frac{g}{1,+\zeta}}=\frac{1,92}{\sqrt{1+\zeta}}
mit ζ als hydraulischem
Widerstandskoeffizienten im gewöhnlichen Sinne.D. p. J.
1903, 318, S. 355.
Mit m=\frac{(1+\zeta)\cdot k}{1+\zeta\cdot k} ist nämlich:
\frac{k}{k-1}\cdot \frac{m-1}{m+1}=\frac{1}{2\cdot (1+\zeta)}\cdot \frac{1}{1-\frac{k-1}{2\,k\cdot (1+\zeta)}}
ein Ausdruck, der sich für die Werte von k und ζ, die in Frage
kommen, sehr wenig von \frac{1}{2\cdot (1+\zeta)} unterscheidet. Desgleichen kann für \left(\frac{2}{m+1}\right)^{\frac{1}{m-1}} mit
Werten von m zwischen 1,135 und 1,05, wie sie vorkommen
können, der Mittelwert \frac{1}{1,63} gesetzt werden. – Aus dem vereinfachten Ausdruck
für ψ folgt, dass die Feuchtigkeit 1 – x auf diesen Wert nur verschwindend kleinen Einfluss
haben kann.
Für √povo schreiben wir
ferner, mit vo = x . so, wobei so das spezifische Volumen des trocken gesättigten
Dampfes ist (Dampftabellen),
√povo= √x . √poso
Der Wert √poso ist für Wasserdampf
innerhalb nicht gar zu weiter Grenzen fast konstant. Man erhält z.B. für
po = 40000
kg/qm
(4 atm)√poso =
∾ 137
10000131
3000127
(0,3 atm)
Für die Spannungen, wie sie beim Beginn der Vorausströmung auftreten, kann also mit
völlig genügender Näherung
√poso = ∾ 133
gesetzt werden. Der Wert x ist ja
auch im Einzelfalle nicht scharf bestimmbar. Um so weniger Zweck hätte äusserste
Genauigkeit bei √poso. Wir setzen also
√povo = 133 √x
für alle Dampfspannungen.
Mit diesen Vereinfachungen, durch die die Genauigkeit
der Rechnung kaum beeinflusst wird, die jedoch in Hinsicht der praktischen
Benutzbarkeit der Formeln fast unerlässlich sein dürften, erhalten wir:
\begin{array}{rcl}ln\,\frac{p_i}{p_o}&=&-\alpha\cdot \frac{1,92}{\sqrt{1+\zeta}}\cdot \frac{133\,\sqrt{x}}{\pi\,u\cdot (1+s_0-v)}\,\int_{\varphi_a}^{\varphi}\,\frac{f}{F}\,d\,\varphi
\\ &=&-\frac{256\,\alpha\,\sqrt{\frac{x}{1+\zeta}}}{\pi\,u\cdot (1+s_0-v)}\,\int_{\varphi_a}^{\varphi}\,\frac{f}{F}\,d\,\varphi\mbox{
oder mit} \end{array}
k=\alpha\,\sqrt{\frac{x}{1+\zeta}} . . . . . . . . . . . III)
log\,\frac{p_i}{p_0}=-\frac{111\,k}{\pi\cdot u\cdot (1+s_o-v)}\cdot \int_{\varphi_a}^{\varphi}\,\frac{f}{F}\,d\,\varphi . . IV)
Textabbildung Bd. 320, S. 4
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 320, S. 4
Fig. 3.
Das Integral \int_{\varphi_a}^{\varphi},\frac{f}{F}\,d\,\varphi lässt sich sehr übersichtlich darstellen. Tragen wir die
freien Kanalquerschnitte f als Ordinaten zu den
Kurbelwinkeln φ als Abszissen auf, so erhalten wir ein
Ventilerhebungsdiagramm (bzw.
Schiebereröffnungskurve) das sich bei gegebenem Steuerungsschema leicht aufzeichnen
lässt (besonders einfach für gewöhnlichen Exzenterantrieb und für unrunde Scheibe).
In Fig. 2 und 3 ist
dann \int_{\varphi_a}^{\varphi}\,f\,d\,\varphi der Inhalt der Fläche OCD. Wird diese
planimetriert, so ist mit fm als „mittlerem Eröffnungsquerschnitt während des Kurbelwinkels φ – φa“
f_m\cdot (\varphi-\varphi_a)=\int_{\varphi_a}^{\varphi}\,f\,d\,\varphi somit
\int_{\varphi_a}^{\varphi}\,d\,\varphi=\frac{f_m}{F}\cdot (\varphi-\varphi_a)
worin φ und φa im Bogenmass,
oder
=\pi\cdot \frac{f_m}{F}\cdot \frac{(\varphi-\varphi_a)^{\circ}}{180},
worin φ und φa im Gradmass
einzusetzen sind. –
Aus Fig. 3 ist ersichtlich, wie man fm zu ermitteln hat,
wenn der Kanal schon eine Zeit lang offen ist. Für letzteren Fall ist übrigens:
\frac{f_m}{F}=\frac{{f_m}'}{F}\cdot \frac{\varphi_b-\varphi_a}{\varphi-\varphi_a}+\frac{\varphi-\varphi_b}{\varphi-\varphi_a}
Daher wird nun:
log\,\frac{p_i}{p_o}=-\frac{111\,k}{u\cdot (1+s_o-v)}\cdot \frac{f_m}{F}\cdot \frac{(\varphi-\varphi_a)^{\circ}}{180} V)
Nach dieser einfachen Gleichung kann nun der Druckabfall für einen beliebigen
Kurbelwinkel φ während der Ausströmung und zwar bei jedem beliebigen Steuerungsantrieb berechnet
werden, sobald nur die Kontinuitätsgeschwindigkeit für den Auslass- und das
Erhebungsdiagramm bekannt ist. Da es bei diesem nur auf den Verhältniswert \frac{f_m}{F} ankommt, so ist der Längen- und der Höhenmasstab
von keinem Einfluss, kann also nach Belieben gewählt werden. Die Stelle B der Erhebungslinie (Fig.
2 und 3), wo die Eröffnung des
Auslassorgans die Kanalweite gerade erreicht, muss aber bekannt sein.
Gleichung V berücksichtigt den Einfluss der Kolbenbewegung nichtDiese Frage wird in
einem späteren Abschnitt eingehend behandelt werden. Vorläufig genügt eine
überschlägige Schätzung des fraglichen Betrages, wie sie in den
nachfolgenden Beispielen angewendet wird. und gilt nur bis zu der
Spannungsgrenze, wo der innere Druck das rd. 1,6 bis 1,7 fache des äusseren Druckes
erreicht. Demgemäss beschränkt sich ihre Anwendung in der Hauptsache auf Kondensationsmaschinen.
Um für einen bestimmten Fall die Rechnung ausführen zu können, muss die Konstante k bekannt sein.
(Fortsetzung folgt.)