Titel: | Das Verhalten und die Pflege des Kommutators im Betriebe. |
Autor: | Karl Klein |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 26 |
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Das Verhalten und die Pflege des Kommutators im
Betriebe.
Von Dr. Karl Klein,
Ingenieur.
Das Verhalten und die Pflege des Kommutators im
Betriebe.
Der empfindlichste Teil der elektrischen Gleichstrommaschine oder allgemein der
kommutierenden Maschinen (Emphasen- usw.) ist der Kommutator, von dessen Zustande
der Gang der Maschine wesentlich beeinflusst wird. Die genaueste Kenntnis seines
Verhaltens und seine sorgfältige Pflege sowie die sachgemässe Behandlung der Bürsten
sind unerlässliche Bedingungen für gutes Arbeiten der Maschine.
Der aus vielen Teilen zusammengesetzte Kommutator ist im Betriebe vornehmlich den
Einflüssen der Wärme und der Zentrifugalkraft ausgesetzt. Trotzdem die Einzelteile
des Kommutators, die meist aus Kupfer-Segmenten mit Glimmer-Zwischenlagen bestehen,
verschiedene mechanische und thermische Eigenschaften besitzen, muss der Kommutator
in seiner Gesamtheit (besonders bei Verwendung der unelastischen Kohlebürsten) stets
genau zylindrische Form beibehalten, damit auch bei hohen Umfangsgeschwindigkeiten
dauernd funkenfreier Kontakt für die ganzen Bürstenfläche gewähr leistet ist.
I. Kommutator.
Jeder Kommutator muss sich zunächst gut einlaufen und bedarf daher in der ersten Zeit
einer vermehrten Pflege und Beaufsichtigung.
a) Einlaufsperiode.
Während der Einlaufsperiode können die Erwärmung
sowie die Wirkungen der Zentrifugalkraft besonders bei neuen Kommutatoren,
solange nicht alle Teile ihre endgiltige Lage zueinander eingenommen haben,
Verschiebungen der nur durch Isolationsmaterialien festgehaltenen Teile sowie
Formänderungen hervorrufen infolge von inneren
Spannungen des Kupfers und infolge der verschiedenen Ausdehnungs-Koeffizienten
der Kupfersegmente, des Glimmers und des Materials der Kommutatorbuchse.
Hierdurch kann eine Verschlechterung der Auflagefläche eintreten man pflegt zu
sagen, „der Kommutator arbeitet“. Durch
richtige Pflege des Kommutators lässt sich das „Arbeiten“ bald auf ein
für den praktischen Betrieb zulässiges Mindestmass herabsetzen
(Betriebszustand).
Bei Verwendung der unelastischen und daher in dieser Beziehung empfindlicheren
Kohlebürsten machen sich die Wirkungen der Formänderungen stärker geltend als
bei den elastischen Metallbürsten, zumal die Erwärmung der Kommutatoren bei
Benutzung von Kohlebürsten grösser ist als bei Verwendung von Metallbürsten.
Die Verschlechterung der Auflagefläche hat eine Anzahl von unerwünschten
Erscheinungen zur Folge, die sich bei ungenügender oder gänzlich fehlender
Pflege des Kommutators in steigendem Masse geltend machen. Es sind dies:
Erhöhung des Uebergangswiderstandes durch mangelhafte Bürstenauflage oder
Springen der Bürsten und dadurch bedingte zerstörende Funken zwischen
Bürsten und Segmenten, Veränderung der Kommutationsverhältnisse, stärkere
Erwärmung, Oxydation der Kommutatoroberfläche, Feuern und Ausglühen der Bürsten
und dadurch Verschlechterung ihrer Qualität.
Um die unbedingt erforderliche, genau zylindrische Oberfläche des Kommutators
wieder herzustellen, ist bei grösseren
Formänderungen Abdrehen des Kommutators, bei kleineren dagegen Abschleifen desselben erforderlich.
Dieses Abdrehen oder Abschleifen darf bei Maschinen, die
nicht dauernd laufen, nur in kaltem
Zustande des Kommutators, also nie während des Betriebes geschehen, da die
Kommutatoroberfläche sonst vollkommen verdorben wird. Die Ursache liegt in den
verschiedenen Ausdehnungskoeffizienten für Kupfer und Glimmer. Beispielsweise
kann bei einem Kommutator mittlerer Verhältnisse bei 50° Temperaturerhöhung die
radiale Ausdehnung der einzelnen Kupfersegmente in Richtung des
Kommutator-Durchmessers nach Rechnung gut 0,025 mm mehr betragen als die der
Glimmersegmente. Würde man diesen Kommutator warm abdrehen, so würden in kaltem
Zustande die Glimmersegmente um diesen Betrag von 0,025 mm über die
Kupfersegmente hervorragen. Es genügt aber schon ein Vorstehen der
Glimmersegmente um einen noch geringeren Betrag über die benachbarten
Kupfersegmente, um (besonders bei Kohlebürsten) Feuern der Bürsten
hervorzurufen, da die unelastische Kohlebürste, auf den vorstehenden
Glimmersegmenten gleitend, das Kupfer nur ungenügend berührt. Derartige geringe
Unebenheiten lassen sich weder mit dem Auge noch mit dem Gefühl täuschungsfrei
feststellen, sondern nur mit geeigneten Instrumenten.
Bei Maschinen, die dauernd laufen, treten mit
Rücksicht auf die konstanten Temperaturverhältnisse Nachteile durch Abschleifen
im warmen Zustande nicht auf.
Zum Abdrehen des Kommutators bringt man kleinere
Anker auf die Drehbank, während bei grösseren ein Support an den dafür
vorgesehenen Warzen der Grundplatte oder des Lagers anzubringen ist.
Auf feste Lagerung des Supports und des Drehstahles ist besonders zu achten. Das
Abdrehen darf nur von einem in diesen Arbeiten geübten und erfahrenen Monteur
und unter Verwendung scharfer und ziemlich spitzer Stähle geschehen.
Nachdem mit dem ersten Schrubspan bei geringer Geschwindigkeit alle Unebenheiten
entfernt sind, dreht man bei etwas höherer Geschwindigkeit mit einem
Schlichtstahl einen feinen Span nach. Der Vorschub soll hierbei 1/10 mm nicht
überschreiten. Nach dem Abdrehen ist der Kommutator entweder mit einer
Karborundum-Scheibe oder mit dem Schleifklotz nachzupolieren Zum Abschleifen darf nur eine Abschleifmaschine oder
ein Schleifklotz benutzt werden.
Als Abschleifmaschine kann man eine Schmirgelscheibe
verwenden, die durch einen kleinen Motor angetrieben wird. Die ganze Vorrichtung
wird zweckmässig durch einen Kreuzsupport auf einer Grundplatte montiert und
diese, wenn möglich, an dem Bett der Dynamo oder des Motors befestigt, dessen
Kommutator bearbeitet werden soll. Auf alle Fälle muss die Befestigung so sicher
sein, dass die ganze Vorrichtung weder wackeln noch kanten kann. Die Achse der
Schmirgelscheibe muss genau parallel zur Achse des Kommutators stehen, damit
letzterer vollkommen zylindrisch abgeschliffen wird. Auch muss ein Vibrieren der
Schleifscheibe unter allen Umständen unmöglich gemacht sein.
Der Drehsinn der Schmirgelscheibe sei gleich demjenigen des Kommutators, so dass
die in Berührung kommenden Flächen stets gegeneinander laufen. Die Drehrichtung
des Kommutators ist so zu wählen, dass der Schleifstaub nach unten resp. in die
Saugöffnung einer Absaugevorrichtung fällt, welche den für Kommutator und
Bürsten schädlichen Schleifstaub sicher entfernt. (Beispielsweise kann an den
Motor der Abschleifvorrichtung noch ein kleiner Ventilator angebaut werden,
dessen Saugöffnung sich unter der Schleifscheibe befindet und der den
Schleifstaub zu einem besonderen Behälter befördert.)
Das Abschleifen der kalten oder warmen Kommutatoren geschieht am besten bei
derjenigen Tourenzahl, welche die Maschine im Betriebe besitzt. Hierbei darf der
Schliff nicht zu stark sein, so dass der Kommutator in der Regel mehrere Male
überschliffen werden muss.
Die Rundung des Schleifklotzes muss der Rundung des
Kommutators genau entsprechen, damit bei dem Abschleifen in erster Linie die
vorstehenden Teile getroffen und abgeschliffen werden. Die schleifende Fläche
ist daher nur mit einer Lage Glaspapier zu belegen und darf nicht elastisch
sein, weshalb Auspolstern des Schleifklotzes mit Kork, Tuch oder dergl. nicht
gestattet ist. (Aus demselben Grunde soll das Abschleifen des Kommutators nie
direkt von Hand geschehen, zumal der Druck der einzelnen Finger nie ganz
gleichmässig stark ist.) Um zu verhindern, dass Kupferstaub unter die Bürsten
gelangen kann, ist der Schleifklotz mit einem Staubfänger zu versehen. In der
Ausführung des Schleifklotzes nach Fig. 1 wird
der Staubfänger durch eine Querrinne und einen Filzstreifen gebildet.
Textabbildung Bd. 320, S. 27
Fig. 1. Schleifklotz.Staubfänger
Schmirgelleinen darf zum Abschleifen des Kommutators nur dann verwendet werden,
wenn sämtliche Bürsten während des Abschleifens dauernd abgehoben sind.
Nach beendetem Abdrehen oder Abschleifen des Kommutators ist die Maschine mittels
Borstenpinsels und Blasebalgs sorgfältig vom Kupferstaub zu reinigen und
eingehend zu prüfen, ob nirgends durch Kupferspäne (Gratbildung infolge stumpfen
Stahles) die Isolation zwischen einzelnen Lamellen überbrückt ist, da hierdurch
Kurzschluss der betreffenden Spule, Bürstenfeuer und schädliche Erwärmung
veranlasst werden.
Der Kommutator ist nach seiner Reinigung bei Kupferbürsten mit etwas Oel, bei
Kohlebürsten mit etwas Vaseline leicht einzufetten.
In der Einlaufperiode der Kommutatoren setzt sich oft ein feiner
Kupferüberzug auf der Gleitfläche der Kohlebürsten fest. Dieser Kupferüberzug
muss stets durch Abwischen entfernt werden.
b) Betriebszustand.
Der Betriebszustand kann als erreicht und die
Einlaufsperiode als beendet angesehen werden, sobald der Kommutator anfängt,
sich zu polieren und wenn dabei die Bürsten ruhig laufen, ohne zu funken. Es
genügt dann in vielen Fällen, den Kommutator von Staub frei zu halten, von Zeit
zu Zeit mit etwas Benzin und einem reinen Lappen abzureiben und hierauf neu
einzufetten.
Der gut eingelaufene Kommutator soll eine glatte, hochglänzende Oberfläche zeigen
und sich etwas fettig anfühlen. Er soll im Dauerbetrieb sich nicht mehr als 60°
C. (nach den Verbandsvorschriften) über die Aussentemperatur erwärmen. Die
Temperaturen des Kommutators sind übrigens geringer, als es die oberflächliche
Berührung des blanken Metalls vermuten lässt, daher verlasse man sich nur auf
eine genaue Thermometermessung (vergl. Normalien des Verbandes Deutscher
Elektrotechniker für Prüfung elektrischer Maschinen).
Bei jedem Stillsetzen der Maschine ist der Kommutator mit einem reinen, nicht
fasernden und mit Benzin angefeuchteten Lappen abzuwischen. Hierdurch soll die
Schmutzhaut entfernt werden, die sich durch Vermengen des Staubes mit der, wenn
auch geringen, Einfettung des Kommutators bildet.
Um bei Maschinen mit Metallbürsten Fressen von Metall auf Metall zu verhindern,
ist der Kommutator vor Wiederinbetriebsetzung durch einen mit säurefreiem Oel
befeuchteten, sauberen Lappen leicht einzufetten und mit einem trockenen Tuche
nachzureiben. Auf andere Weise darf Oel nie an den Kommutator gebracht
werden.
Bei Maschinen mit Kohlebürsten empfiehlt es sich, den Kommutator von Zeit zu Zeit
leicht mit Vaseline zu schmieren, zumal wenn die Bürsten, statt zu gleiten,
rasseln und in Vibration geraten. Sollte es sich ausnahmsweise einmal
herausstellen, dass die Kohlebürsten bei eingefettetem Kommutator schlechter
laufen als bei trockenem Kommutator, dann unterlässt man das Einfetten. Im
allgemeinen aber übt in den weitaus meisten Fällen das Einfetten des Kommutators
selbst bei ganz beliebigen Kohlenmarken und Halterkonstruktionen einen
ausgezeichneten Einfluss aus auf das Erzielen einer hochglanzpolierten
Kommutatoroberfläche.
Alle anderen Schmiermittel sind zu verwerfen, da sie fast stets durch Ueberziehen
der Kommutatoroberfläche mit einer den Uebergangswiderstand verändernden
Fettschicht mehr Schaden anrichten, als sie durch Verminderung der
Bürstenreibung nützen.
II. Bürsten.
Ausser der richtigen Behandlung des Kommutators selbst ist fernerhin die Wahl des
richtigen Bürstenmaterials und ein korrektes Einstellen und Behandeln der Bürsten
für das gute Arbeiten der Maschine von grösster Wichtigkeit.
Für den Ersatz der Bürsten darf nur die ursprünglich gelieferte Bürstenmarke
verwendet werden.
Die Federn, welche die Bürsten andrücken, müssen richtig gespannt sein. Sind sie zu
lose, so entstehen leicht Funken am Kommutator (vergl. 28), sind sie übermässig
fest, so tritt zu starke Erwärmung sowie zu rasche Abnutzung der Bürsten und des
Kommutators ein.
Besonders ist darauf zu achten, dass die Stromleitung zwischen Bürste und
Bürstenbolzen überall einen guten Kontakt besitzt, um starke Erwärmung und
Ausbrennen der gegeneinander reibenden Teile zu vermeiden, wenn sie zur Stromführung
mit herangezogen werden. Kohlen, welche für diese Stromleitung mit Verbindungskabeln
ausgerüstet sind, werden zweckmässig bei der Reinigung nicht immer aus ihren Haltern
entfernt, damit nicht die Kabel der Kohlen beschädigt werden.
Neu eingesetzte Kohlebürsten müssen genau entsprechend
der Rundung des Kommutators durch Glaspapier eingeschliffen werden, welches (mit der
Glasseite der Kohle zugekehrt) zwischen Kohle und Kommutator geklemmt, hin- und hergezogen
wird. Es muss hierbei nach Fig. 2 aufliegen; beim
Bewegen nach Fig. 3 würden fälschlich die Ecken der
Kohle mit abgeschliffen werden.
Textabbildung Bd. 320, S. 28
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 320, S. 28
Fig. 3.
Schmirgelpapier anstelle von Glaspapier ist nicht zu empfehlen, da sich losgelöste
Schmirgelteilchen leicht in der Kohle festfressen.
Bei Verwendung neu eingeschliffener Kohlebürsten empfiehlt es sich, das erste Mal
möglichst langsam auf Last zu gehen, damit die Kohlebürsten Zeit haben, sich etwas
einzulaufen.
Vor etwaigem Abnehmen ist es zweckmässig, die Bürsten und Halter zu nummerieren,
damit die einmal eingelaufenen Bürsten ihre alte Lage zum Kommutator stets wieder
erhalten. Ist die Stellung der Kohlebürsten zum Kommutator auch nur etwas verändert
worden (sei es durch Abheben, Nachstellen oder Herausnehmen und dergl. mehr), so
müssen die Kohlebürsten vor Ingangsetzen der Maschine sorgfältig aufs neue
nachgeschliffen werden.
Kupfergewebebürsten ohne Imprägnierung werden
zweckmässig von Zeit zu Zeit in Benzin gewaschen, getrocknet und hierauf mit einer
scharfen Schere von dem an der Vorderkante entstandenen Grat gesäubert.
Kupfergewebebürsten mit Imprägnierung dürfen nicht in
Benzin gewaschen werden, damit die Imprägnierung nicht leidet. Sie sind nur von Zeit
zu Zeit von dem Grat zu befreien.
In manchen Fällen ist es zweckmässig, Doppelbürstenhalter zu verwenden. Dieselben bestehen aus einem
Bürstenhalter, der eine Kupfergewebebürste und eine Kohlebürste trägt von denen die
erstere hauptsächlich zur Stromabnahme dient, während die letztere den Zweck hat,
eine Neigung der Maschine zur Funkenbildung zu verringern.
Die Bürstenhalter müssen sich nach Lösen der Klemmschraube leicht auf ihren Bolzen
drehen lassen, damit das Einstellen der Bürsten ohne
ruckweise Bewegung der Bürsten ganz gleichmässig und mit feinem Druckgefühl der Hand
erfolgen kann. Die Einstellung hat zunächst genau nach der an jeder Maschine für
Leerlauf angebrachten Marke zu geschehen. Dann sind die Bürsten, um funkenlosen Gang
zu erzielen, bei Generatoren im Sinne der Drehrichtung etwas nach vorn, bei Motoren
etwas nach hinten zu verschieben. Bei Maschinen mit stark veränderlicher Spannung
(Zusatzmaschinen) sind die Bürsten mit steigender Stromstärke oder sinkender
Spannung oft in erheblicher Weise zu verstellen.
Die richtige Einstellung der Doppelbürsten ist folgendermassen zu ermitteln. Zunächst
lässt man die Maschine nur mit Kupferbürsten laufen und stellt diese, wie oben
angegeben, auf möglichst funkenfreien Gang ein. Hierauf setzt man die Kohlebürsten
derart ein, dass sie sich fast unmittelbar an die Spitzen der Gazebürsten anlegen,
ohne jedoch durch letztere in ihrer freien Beweglichkeit gehindert zu sein. Ist der
Abstand zwischen Gaze- und Kohlebürsten zu gross, so erhitzen sich die Kohlebürsten.
Aus demselben Grunde ist darauf zu achten, dass sich die Doppelbürsten nicht mit zu
geringem Druck an den Kommutator anlegen, und die Gazebürsten nicht ausser Kontakt
mit dem Kommutator geraten. Werden aus irgend einem Grunde die Bürsten aus dem
Halter entfernt, so muss ihre Neueinstellung wieder zunächst ohne Kohlebürsten
erfolgen, wie vorstehend angegeben.
Die Regulierung der Spannung oder der Umdrehungszahl darf nur mit dem
Regulierwiderstand, niemals aber durch Verstellen der Bürsten geschehen. Letzteres
darf vielmehr nur zum Erzielen funkenfreien Ganges der Maschine erfolgen.
Auf genaue Winkelteilung des Kommutatorumfanges durch die verschiedenen
Bürstengruppen ist streng zu achten. Zum Einstellen bedient man sich am besten eines
Papierstreifens, dessen Länge gleich dem Kommutatorumfang, geteilt durch die Polzahl
ist.
Sämtliche Bürsten der einzelnen Bolzen sollen so gegeneinander versetzt sein, dass
stets die ganze Kommutatoroberfläche bestrichen wird und nirgends unbenutzte Ringe
entstehen.
Das Feuern der Bürsten kann verschiedene Ursachen haben.
Man hat zu unterscheiden zwischen den im Betriebe häufiger auftretenden Störungen
und den selteneren Sondererscheinungen. Bevor man irgendwelche Aenderungen an der
Maschine vornimmt, stelle man zuerst ganz genau fest, worin die Ursachen des
schlechten Arbeitens liegen und richte danach seine Vorkehrungen
a) Häufiger auftretende Störungen. Bei ungenügender Reinigung des Kommutators bildet sich auf
den Lamellen zunächst eine Schmutzschicht, die infolge Vergrösserung des
Uebergangswiderstandes zu Bürstenfeuer und zu starker Erwärmung und schliesslich zu
Deformationen des Kommutators führt. Die Reinigung des Kommutators ist bereits
vorstehend besprochen.
Durch Deformationen des Kommutators (s. S. 26–27) wird
stets ein heftiges Bürstenfeuer hervorgerufen.
Sodann kann Bürstenfeuer entstehen infolge von Ueberlastung. Sie kann beispielsweise hervorgerufen werden durch Benutzen
von Bürsten mit zu kleinem Querschnitt (vergl. die Angaben über Bürsten im Avis,
welches der Lieferung von Maschinen meist beigegeben wird) oder durch dauernde
Ueberlastung der Maschine (durch Ampèremetermessung festzustellen) oder schliesslich
durch fahrlässiges, dauerndes Abheben einer Bürste aus einer Bürstengruppe.
Fernerhin kann eine Veränderung der Oberfläche des Kommutators in chemischen und
metallurgischen Betrieben durch die Einwirkung von Dämpfen
oder Gasen auf die Metallteile des Kommutators veranlasst werden. Zu starke
Erwärmung ist in diesem Falle noch besonders dadurch schädlich, dass die chemischen
Einflüsse bei höherer Temperatur bedeutend an Wirksamkeit zunehmen. Ist die
Verwendung von geschlossenen Maschinen nicht angebracht, so hilft in solchen
Betrieben nur häufiges und sorgfältiges Reinigen der Schleifflächen.
In vielen Fällen ist die Aufstellung der Maschine nicht genügend erschütterungsfrei
oder die Glimmerlamellen des Kommutators stehen über die Kupferlamellen vor, oder
die Schrauben der Bürstenhalter haben sich gelockert, so dass ein Vibrieren der Bürsten eintritt. Wenn zufällig das
Produkt aus Lamellenzahl und sekundlicher Umdrehungszahl ein einfaches Vielfaches
der Eigenschwingungszahl der Bürstenfeder ist, so treten leicht Schwingungen der
Bürsten auf, weil alsdann Resonanzerscheinungen die Wirkung des immerhin vorhandenen
minimalen Impulses verstärken. (Einsetzen einer stärkeren Feder im
Bürstenhalter.)
b) Sondererscheinungen. Zu den Sondererscheinungen
gehören die Störungen durch Kurzschluss oder Unterbrechung im Anker und durch
Veränderung der Kommutationsverhältnisse. Alle diese Erscheinungen geben ebenfalls
Veranlassung zu Bürstenfeuer.
Besteht durch Gratbildung (vergl. S. 27) ein Kurzschluss
zwischen zwei Kommutatorlamellen, so macht sich dies kenntlich durch
umlaufendes Feuer an dieser Stelle des Kommutators (sog. Ziehfeuer) und durch
Erwärmung der betreffenden Ankerspule, die sich bis zum Ausbrennen steigern kann.
(Das letztere tritt natürlich auch ein bei einem Kurzschluss in der Spule
selbst.)
Drahtbruch in der Ankerwicklung oder in der
Verbindungsleitung zwischen Ankerwicklung und Kommutator macht sich geltend durch
heftiges, klatschendes Bürstenfeuer, das nacheinander an den Bürsten der einzelnen
Bolzen auftritt und sich in kürzester Zeit an dem betreffenden Segment durch starke
Brandstellen markiert.
In beiden Fällen muss der Anker sofort zur Reparatur kommen, die sich am besten in
der Fabrik ausführen lässt.
Die Kommutationsverhältnisse einer Maschine werden verändert durch die Anordnung zu kleiner Bürsten oder
durch die Wahl
falschen Bürstenmaterials, durch unrichtige Bürstenstellung (vergl. S. 28) und
ungleiche Teilung des Kommutatorumfanges durch die Bürstengruppen (vergl. S. 28),
durch den Betrieb mit falschen Feldstärken, durch exzentrische Lagerung des Ankers,
sowie durch ungleichen Abstand der einzelnen Polspitzen voneinander.
Der Betrieb mit falschen Feldstärken (z.B. dauerndes
Schwächen der normalen Felderregung durch Widerstände zur Erzielung einer höheren
Umlaufszahl) ist durchaus unstatthaft, da Gleichstrommaschinen in bezug auf
Funkenbildung, Bürstenverschiebung und elektrische Stabilität bei Lastschwankungen
am besten bei denjenigen magnetischen Verhältnissen, also bei derjenigen Spannung
und Tourenzahl laufen, für welche sie berechnet sind.
Eine Maschine, die mit geschwächter Erregung läuft, arbeitet im unteren, geradlinigen
labilen Teile der Charakteristik und weist bei Aenderung der Last gegenüber normalen
Maschinen bekanntlich verstärkte Spannungsschwankungen auf. Dies rührt daher, dass
bei einer Maschine mit schwachem Magnetfeld die Ankerrückwirkung in viel höherem
Masse zur Geltung kommt und daher bei einer Belastungssteigerung die Spannung sinkt,
so dass demzufolge auch die ohnedies schon geschwächte Erregung abfällt, woraus ein
weiteres Sinken der Spannung folgt. Die Maschine ist demnach ausserordentlich labil
und erfordert wegen des schwachen Feldes ausserdem erhebliche
Bürstenverschiebungen, wenn nicht ein heftiges Bürstenfeuer eintreten soll.
Schliesslich dürfen Maschinen, die mit abgeschwächtem Felde arbeiten, zufolge § 25
der Normalien (des „Verbandes Deutscher Elektrotechniker“) für die
„Prüfung von elektrischen Maschinen“, nicht überlastet werden. Etwas
günstiger werden die Verhältnisse nur, wenn durch das Vorhandensein einer Batterie
die Lastschwankungen zum Teil von der Batterie mit übernommen, also alle
Spannungsschwankungen gemildert werden. Ausserdem. bleibt dann die Erregerspannung
durch Fremderregung der Maschine von der Batterie aus konstant.
Eine exzentrische Lagerung des Ankers ist durch
Nacharbeiten oder Auswechseln der Lagerschalen sofort abzustellen. In vielen Fällen
ist die erste Veranlassung zum Auslaufen des Lagers in zu starkem Riemenzug zu
suchen.
Ergibt sich durch Nachmessen ein verschiedener Abstand der
einzelnen Polspitzen voneinander, so müssen die letzteren nachgearbeitet
werden.
Zum Schluss kann nicht nachdrücklich genug darauf hingewiesen werden, dass ein Urteil
über den Gang der Maschine erst dann gefällt werden kann, wenn ein tatsächlich
absolut runder und tadellos glatt laufender Kommutator mit ruhig aufliegenden
Bürsten vorhanden ist.