Titel: | Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender Flüssigkeiten. |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 33 |
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Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender
Flüssigkeiten.Auszugsweise vorgetragen
in der Abteilung für angewandte Physik und Ingenieurwissenschaften der
Naturforscherversammlung zu Breslau 20. 9.
04.
Von Dr. K. Schreber.
Explosionsmotoren mit Einführung verdampfender
Flüssigkeiten.
I. Einleitung; Schaden und Nutzen der
Wassereinspritzung.
So alt das Prinzip ist, motorische Kraft durch Verbrennung unmittelbar im Zylinder zu
erzeugen, so alt ist auch der Gedanke, diese Kraft durch Einspritzen von Wasser in
die verbrennenden Gase zu verstärken. Schöttler führt
an, dass schon 1791 John Barber diesen Gedanken gehabt
hat. Es ist deshalb nicht zu verwundern, dass, als Lenoirs Maschine die Brauchbarkeit des Gedankens der Explosionsmaschinen
aller Welt vor Augen geführt hatte, auch der Gedanke der Wasserzuführung sofort
auftauchte. So wird in der von Moigno herrührenden
Beschreibung der Lenoirmaschines. D. p. J. 1860, 275, S. 83. gesagt, „dass man die heisse Temperatur
unschädlich machen kann, indem man bei jedem Kolbenwechsel in das Innere des
Zylinders mittels einer Brause eine kleine Quantität Wasser eintreibt, welches
sich in Dampf verwandelt und seine dadurch erhaltene Spannung mit derjenigen der
erhaltenen Gase vereinigen, gleichzeitig aber auch als Schmiermittel dienen und
die verbliebene schädliche Wärme abführen wird.“
Auch Marinoni, der Hauptfabrikant der Lenoirmaschinen hat, wie die gleichzeitige Literatur
berichtet,D. p. J. 1861, 276, S. 1. die Idee der
Wassereinführung gehabt: „Die schon früher Herrn Lenoir mitgeteilte Idee, bei jedem Kolbengange etwas Wasser in den
Zylinder einzuspritzen, hat Herr Marinoni ebenfalls
gehabt und mit grossem Nutzen für die Maschine ausgeführt; das eingespritzte
Wasser verdampft, vermehrt und verlängert die Spannung, dient daneben als jede
Reibung verhinderndes Schmiermittel und gewährt endlich eine teilweise Kühlung
des Zylinders. Für grössere Maschinen ist die doppelte Anwendung von Wasser,
ausserhalb und innerhalb des Zylinders als vorteilhafte, fast unumgängliche
Verbesserung definitiv angenommen.“
Herr von SchwarzDeutsche ill. Gewerbezeitung 1861, Monatshefte S.
23. beschreibt eine von ihm beobachtete, von Herrn Marinoni gebaute Lenoirmaschine, in deren Zylinder bei jedem Kolbengange ein feiner Strahl des
erwärmten Wassers der Mantelumhüllung fällt, deren Zweck und Nutzen mit fast
denselben Worten angegeben wird.
Trotzdem in den späteren Beschreibungen der Lenoirmaschine derartige Wassereinspritzungen nicht mehr erwähnt werden, also
wahrscheinlich aufgegeben worden sind, ist die Wassereinspritzung in die
Explosionsmaschinen immer und immer wieder aufgetaucht und vorgeschlagen; bis
auf den unten zu besprechenden Vorschlag von Banki aber
jedesmal ohne jedwedes Verständnis für die Eigenschaften der Gase und Dämpfe.
Dass das eingeführte Wasser nicht als ein jede Reibung verhinderndes Schmiermittel
dienen kann, hätte man damals schon leicht erkennen können, denn die zu jener Zeit
üblichen mit sehr nassen Dämpfen arbeitenden Dampfmaschinen hätten dann sicherlich
keiner Kolbenschmierung bedurft. Der Einfluss, den die Zylinderschmierung auf die
Einführung der Dampfüberhitzung gehabt hat, ist bekannt. Und in dem Kampf zwischen
Kolben- und Turbinendampfmaschine ist der Verbrauch an Schmieröl ein wichtiges
Moment. Schmieren tut also das eingeführte Wasser nicht.
Dass das Wasser eine teilweise Kühlung des Zylinders bewirkt, ist ja zutreffend. Am
besten würde jedenfalls der Zylinder kühl bleiben, wenn man überhaupt kein Feuer
darin entstehen liesse; d.h. die Absicht, den Zylinder innen kühl zu halten,
widerspricht dem Prinzip der Kraftmaschinen mit innerer Verbrennung, bei denen ja
gerade die Temperatur so heiss wie möglich sein soll, damit auch der Druck der
eingeschlossenen Gasmenge so stark wie möglich ist.
Es bleibt somit nur noch die Möglichkeit, dass das Wasser „sich in Dampf
verwandeln und seine dadurch erhaltene Spannung mit derjenigen der Gase
vereinigen wird“, dass das „eingespritzte Wasser die Spannung vermehrt
und verlängert“. Diese Anschauung, welche sich bis auf den heutigen Tag in
den Patentschriften wieder findet, ist durch die Beobachtung an den Kesseln der
Dampfmaschinen veranlasst. Gerade wie hier durch die Zuführung von Wärme zum Wasser
der Dampfdruck entsteht, meint man, müsse auch durch das Verdampfen des Wassers in
den hocherhitzten Gasen der Explosionsmaschinen eine Druckvermehrung
stattfinden.
Eine höchst einfache Rechnung zeigt, dass diese Schlussfolgerung vollständig falsch
ist.
Am Ende der Explosion irgend einer Explosionsmaschine seien Druck, Volumen, Molenzahl
und Temperatur der durch das Verbrennen entstandenen Gase gegeben durch p, v, n, T; die Temperatur nach der Celsiusskala
gezählt von 273° unter dem Schmelzpunkt des Eises, dann besteht zwischen diesen
Grössen die Gleichungs. D. p. J. 1903,
318, S. 433 u; ff.
pv = nBT . . . . . 1)
wo B eine für alle Gase und
überhitzten Dämpfe gleiche Konstante ist. Es ist somit bei Feststellung der
Molenzahl gleichgiltig, ob die Molen Wasserdampf, Kohlensäure, Stickstoff usw.
sind.
Verdampft nun in derselben Explosionsmaschine zu irgend einer Zeit, z.B. während der
Explosion eine Mole Wasser, so haben wir natürlich nach der Explosion anderen Druck
und andere Temperatur und die Molenzahl ist um 1 grösser. Wir müssen also jetzt
schreiben
p'v = (n+ 1) BT' . . . 2)
Zwischen T und T' besteht
nun eine einfache Beziehung, welche von der molekularen Erzeugungswärme k des Wasserdampfes und den Molekelwärmen bei
konstantem Volumen cv
der Heizgase und c'v
des Dampfes abhängt, indem die zur Verdampfung und Ueberhitzung der Wassermole
nötige Wärme den Heizgasen entzogen werden muss. Also:
ncv(T – T') = l + c'v
(T – Ts) . . . 3)
wo Ts die Siedetemperatur des eingespritzten Wassers ist. Daraus erhält man
durch Umformen und Erweitern:
T'=\frac{n\,c_v\,T-\lambda+c'_v\,T_s}{n\,c_v+c'_v}=T\,\left[1-\frac{\lambda+c'_v\,(T-T_s)}{(n\,c_v+c'_v)\,T}\right] . . . 4)
Dividiert man die beiden Gleichungen. 1) und 2) und setzt dann 4) ein, so erhält man
für das Verhältnis der Drucke mit und ohne Wassereinspritzung bei derselben
Kolbenstellung
\frac{p'}{p}=\frac{n+1}{n}\,\left[1-\frac{\lambda+c'_v\,(T-T_s)}{(n\,c_v+c'_v)\,T}\right] . 5)
Um den Wert dieser Gleichung zu erkennen, möge ein Beispiel durchgerechnet sein. Als
Molekelwärme der Heizgase nehmen wir die in dem unten durchgerechneten Fall
vorkommende cv = 4,938
+ 0,001 474 T; die Explosionstemperatur setzen wir T = 2000°, die Siedetemperatur der Mole Wasser Ts = 177 + 273 = 450,
so dass die Erzeugungswärme A = 11900 wird; mit der
Molekelwärme des Wasserdampfes c'v = 6,840 + 0,00120 T
wird dann:
\frac{p'}{p}=\left(1+\frac{1}{n}\right)\,\left(1-\frac{25300}{15772\,n+17280}\right).
Dafür können wir angenähert schreiben:
\frac{p'}{p}=\left(1+\frac{1}{n}\right)\,\left(1-\frac{34}{21\,n+23}\right)=1-\frac{13\,n+11}{(21\,n+23)\cdot n} . . . 6)
Da nun im Zylinder stets eine positive Zahl von Molen vorhanden sein muss, so ergibt
diese Gleichung, dass stets p' < p d.h. durch
das Einspritzen von Wasser wird stets der Druck im Zylinder heruntergezogen.
Mit anderen Worten: Da die zum Verdampfen und Ueberhitzen des eingeführten Wassers
nötige Wärme den im Zylinder enthaltenen Heizgasen entzogen werden muss, so wird
dadurch deren Druck, wegen des hohen Wertes der Verdampfungs- und Molekelwärme des
Wassers um einen grösseren Betrag vermindert, als der Partialdruck des entstehenden
Wassers beträgt, so dass die Gesamtsumme beider Drucke kleiner ist, als wenn kein
Wasser eingespritzt worden wäre.
Weil man dasselbe Resultat für jede andere Temperatur ebenso erhält und auf der
Expansionslinie die Drucke in einer ganz gesetzmässigen Beziehung zu einander
stehen, so liegt die ganze Expansionslinie einer mit Wassereinspritzung arbeitenden
Explosionsmaschine niedriger, als wenn dieselbe Maschine ohne Wassereinspritzung
arbeitet. Es ist also die Arbeitsfläche kleiner, d.h. die Wassereinspritzung
ist schädlich.
Aus den Eigenschaften der Entropie hätte man dieses Ergebnis sofort ablesen können.
Das Einspritzen und Verdampfen des Wassers in den heissen Gasen ist ein nicht
umkehrbarer Vorgang, welcher zu einer Vermehrung der Summe der Entropien der am
Vorgang beteiligten Körper führt. Die durch einen Prozess, in welchem nicht
umkehrbare Vorgänge vorkommen, zu gewinnende Arbeit, erleidet im Vergleich mit einem
Prozess, in welchem diese nicht enthalten sind, einen Verlust, welcher gleich dem
Produkt jener Entropiezunahme in die kälteste im Prozess vorkommende Temperatur ist.
Also wiederum: das Einspritzen von Wasser ist schädlich.
Dieses aus den Eigenschaften der Gase und Dämpfe sowohl wie auch aus den allgemeinen
Sätzen der Thermodynamik abgeleitete Ergebnis scheint nun im Widerspruch zu stehen
mit den Ergebnissen der Praxis, denn den grossen Vorsprung, welchen die
Bankimaschine vor anderen Benzinmaschinen hat, verdankt sie doch ausschliesslich der
Wassereinspritzung. Natürlich ist dieser Widerspruch nur scheinbar. Auch bei Banki ist die Wassereinführung schädlich; Banki erreicht aber dadurch, dass er diesen Schaden in
den Kauf nimmt, anderwärts einen Vorteil, der grösser ist als jener Schaden, so dass
insgesamt ihm ein Vorteil erwächst.
Theorie und Praxis der Explosionsmaschinen haben übereinstimmend gezeigt, dass die
einzige durchführbare Verbesserung derselben, nachdem sich die Verbundanordnung als
praktisch unmöglich erwiesen hat, die Vergrösserung des Kompressionsdruckes ist.
Dieser Vergrösserung des Kompressionsdruckes steht aber die Gefahr der Selbstzündung
entgegen. Die Arbeit des Kompressionshubes verwandelt sich in Wärmeenergie, welche
vom Zylinderinhalt aufgenommen wird. Steigert man also die Kompression, so kann die
Temperatur leicht bis zu dem Punkte der Selbstzündungen kommen.
In der Praxis muss man aber noch weit von diesem Punkt entfernt bleiben. Ein Teil der
durch die Explosion entwickelten Wärme geht, das ist leider unvermeidlich, an die
Wandungen über; ist nun irgend eine Stelle des Zylinders der Kühlung durch das
Mantelwasser etwas schwer zugänglich, so tritt hier während der Kompression Wärme
aus der Wandung an den Zylinderinhalt zurück und addiert sich zu der aus der
Kompressionsarbeit entstandenen, so dass in der Nähe dieser Stelle die Temperatur
heisser ist als der Kompressionsarbeit entspricht und Zündung eintritt, ehe man es
wegen der Kompression erwartet. Man darf also die Kompression nur so weit treiben,
dass die Temperatur des Gemisches noch hinreichend weit vom Punkt der
Selbstentzündung entfernt bleibt.
Hier kann nun die Wasserzuführung erfolgreich einsetzen, indem man durch dieselbe die
Kompressionswärme unschädlich macht. Der einzige, welcher diesen Wert der
Wassereinspritzung erkannt hat, ist Banki gewesen, und
deshalb ist auch die von ihm entworfene Maschine die einzige, von den vielen mit
Wassereinspritzung arbeitenden, welche bisher Erfolg gehabt hat.
Banki ist aber mit der Anwendung der Theorie nicht weit
genug gegangen. Durch Erweitern der Gleichung 6 erhält man
\frac{p'}{p}=1-\frac{1}{n}+\frac{8}{21\,n+23}+\frac{12}{n\,(21\,n+23)}=1-\frac{1}{n}+\frac{1}{2,625\,n+2,875}+\frac{1}{n\,(1,75\,n+1,9)}
Die beiden letzten Brüche sind, weil n, die Zahl des
Gasmolen, in welche eine Mole Wasser eingespritzt immer grösser sein muss als 1,
neben \frac{1}{n} zu vernachlässigen. Tut man das, so sieht man sofort ein, dass das
Verhältnis \frac{p'}{p} dem Wert 1 umso näher kommt, je grösser n
ist. Durch Bildung des Differentialquotienten \frac{d}{d\,n}\,\left(\frac{p'}{p}\right) nach Gleichung 6) erhält
man dasselbe auf allgemeinere Weise. Dieses Resultat lässt sich in folgende Worte
fassen: Je grösser die Zahl der Gasmolen ist, auf welche eine eingespritzte Mole
Wasser kommt bezw. umgekehrt, je weniger Wasser in eine bestimmte Zahl von Gasmolen
eingeführt wird, um so geringer ist die Druckerniedrigung durch die Einführung von
Wasser, umso grösser bleibt die gewonnene Arbeit.
Man muss also suchen, die Aufnahme der Kompressionswärme mit einer möglichst geringen
Menge eingeführten Wassers zu erreichen.
Das geschieht bei der Bankimaschine nicht. Die
gleichzeitig mit der angesaugten Brennluft in den Zylinder gerissenen
Wassertröpfchen werden zum grössten Teil an die Wandungen geschleudert, so dass sie
während der Kompression nicht auf den Zylinderinhalt kühlend einwirken können.
Dagegen verdampfen sie während der Expansionsperiode infolge der heissen Temperatur
der Gase und des Wärmeüberganges an die Wandungen und ziehen dadurch entsprechend
der Gleichung 6) den Druck herab. Nur die wenigen Wassertröpfchen, welche während
der Ansaugeperiode in der Luft schwebend erhalten bleiben, wirken während der
Kompression ihrer Bestimmung gemäss, durch ihre Verdampfung kühlend. Den Beweis für
die Richtigkeit dieser Darstellung geben die so auffallend kleinen Zahlen für die
Temperatur der Auspuffgase. Diese verlieren ihre Temperatur eben nicht nur infolge
der Arbeitsabgabe an den Kolben und des Wärmeverlustes durch die Wandungen, sondern
auch noch infolge des Verdampfens des an den Wandungen haftenden Wassers.
Will man mit möglichst geringer Menge der zu verdampfenden Flüssigkeit eine
hinreichende Kühlung während der Kompression erzielen, so muss man dafür sorgen,
dass sämtliche eingeführten Molen auch wirklich während der Kompression verdampfen
und auch das noch bei einer so kalten Temperatur wie nur irgend möglich. Man darf
also nicht einspritzen, bevor die Temperatur des Zylinderinhaltes den, dem
vorhandenen Druck entsprechenden Siedepunkt der einzuspritzenden Flüssigkeit
erreicht hat. Wäre die Verdampfungsgeschwindigkeit unendlich gross, so sollte man
jetzt mit dem Einspritzen beginnen und die Menge so bemessen, dass die Temperatur
des Zylinderinhaltes stets gleich dem, dem vorhandenen Druck entsprechenden
Siedepunkt bleibt. Obgleich Messungen über die Verdampfungsgeschwindigkeit irgend
einer Flüssigkeit noch nicht vorliegen, so ist doch ohne weiteres zu sagen, dass
dieselbe nicht unendlich gross ist. Man wird sie jedenfalls in erster Annäherung
proportional setzen dürfen dem Unterschied zwischen der Temperatur des
Zylinderinhaltes, in welche die Flüssigkeit hineingespritzt wird und dem, dem
vorhandenen Druck entsprechenden Siedepunkt der Flüssigkeit. Der zur Erreichung des
sofortigen vollständigen Verdampfens nötige Temperaturunterschied kann natürlich für
verschiedene Flüssigkeiten verschieden sein und wird auch von der
Kolbengeschwindigkeit abhängen.Derartige
Diskussionen sind auch für Luft- und Gaskompressoren mit innerer Kühlung zu
beachten.
Dieser durch die endliche Verdampfungsgeschwindigkeit nötig gewordene
Temperaturunterschied bedingt zwar einen Verlust an Arbeitsgewinn; man erhält aber
durch ihn die Sicherheit, dass sämtliche eingespritzte Flüssigkeit auch während
der Kompression verdampft und nicht Tröpfchen an die Wandungen gelangen, von denen
sie erst während der Expansionsperiode verdampfen und dann noch viel grösseren
Schaden anrichten.
Mit dem Einspritzen muss man aufhören, sobald man mit der Kompression so weit gelangt
ist, dass, wenn man von nun ab ohne Einspritzen weiter komprimiert, man trotz des
jetzt eintretenden Heisserwerdens der Temperatur noch immer weit genug vom
theoretischen Selbstentzündungspunkte entfernt bleibt, dass selbst
Unregelmässigkeiten in der Kühlung der Wände und dergl. keine Vorzündungen
herbeiführen können.
Es verlangen also sowohl die allgemeinen Sätze der Thermodynamik, wie auch die
Gesetze der Gase und Dämpfe, für den vorliegenden Fall passend in Gleichung 6)
gegeben, dass man den Kompressionshub in drei Teile teilt. Der erste verläuft wie
gewöhnlich, adiabatisch isentropisch; der zweite mit Einspritzung, der dritte wieder
ohne Einspritzung isentropisch. Die Grenze zwischen dem ersten und zweiten wird je
nach der einzuspritzenden Flüssigkeit und der Umdrehungsgeschwindigkeit der Maschine
bei deren Bau ein für allemal festgelegt. Dagegen ist die Grenze zwischen dem
zweiten und dritten Teil von der Belastung abhängig. Schwache Gemische, welche
schwer verbrennen und sich auch schwer entzünden, können bis zu heisserer Temperatur
komprimiert werden, als reiche, leicht entzündliche. Man wird also bei schwachen
Gemischen die Grenze zwischen dem zweiten und dritten Teil früher legen, als bei
reichen, d.h. bei schwachen Gemischen ist der zweite Teil zugunsten des dritten
verkürzt, bei starken dagegen auf Kosten des dritten verlängert.
Bei flüssigen Brennstoffen erhält man auf diese Weise auch noch einen weiteren,
theoretisch zwar gleichgültigen, aber für die praktische Konstruktion höchst
angenehmen Vorteil: man kann den Brennstoff selbst als Kühlflüssigkeit benutzen und
spart so die Verdampfungsvorrichtung desselben. Ferner kann man leicht zum Zweitakt
übergehen. Der Hauptmangel der Zweitaktmaschinen der gewöhnlichen Konstruktion ist
ja der, dass durch die Pumpe schon das fertige Gemisch in den Zylinder gefördert
wird, während noch der Auspuff offen ist. Es sind deshalb eine ganze Reihe höchst
sinnreicher Vorrichtungen erdacht worden, um zu verhindern, dass fertiges Gemisch
schon während der Einführung in den Zylinder durch den Auspuff ausströmt, und so
unmittelbare Verluste herbeiführt.
Wird aber der Brennstoff erst durch die Kompressionswärme zum Verdampfen gebracht, so
wird durch die Pumpe reine Brennluft in den Zylinder gefördert, und es schadet
nichts, ob von derselben etwas durch den Auspuff herausgeht, da dadurch nur eine
etwas grössere Pumpe bedingt wird; im Gegenteil, es wird so eine bessere Ausspülung
von den Rückständen des vorigen Hubes erzielt. Der Zylinder enthält in diesem Fall
während des ersten Teiles des Kompressionshubes nur reine Brennluft und das
brennbare Gemisch wird erst während des zweiten Teiles gebildet.
Bedingung für eine derartige Konstruktion von Explosionsmaschinen mit flüssigen
Brennstoffen ist, dass dieser eine passende Verdampfungswärme hat, welche hinreicht,
die Kompressionswärme aufzunehmen. Eine solche haben nun sehr viele flüssige
Brennstoffe, namentlich die Petroleumdestillate und verwandte, nicht. Da diese sich
auch nicht gut mit einer Flüssigkeit von grösser Verdampfungswärme, Wasser, mischen
lassen, so muss bei ihrer Verwendung der zweite Teil der Kompression noch einmal
geteilt werden, indem Brennstoff und Wasser getrennt eingespritzt werden. Ob man
diese Trennung nur räumlich oder auch zeitlich vornimmt, hängt vom Siedepunkt der Flüssigkeit
und des Wassers ab.
Hat aber der Brennstoff selbst eine passende Verdampfungswärme bezw. mischt er sich
leicht mit Wasser, so dass man eine Mischung von passender Verdampfungswärme
herzustellen vermag, so erhält man eine Zweitaktmaschine, in welcher nur eine
Einspritzperiode während des Kompressionshubes vorkommt.
Ein solcher Brennstoff ist Spiritus.
Einmal hat Alkohol selbst entsprechend seinem noch immer als klein zu bezeichnenden
Molekelgewicht eine grosse Verdampfungswärme und zweitens kann man derselben,
infolge der leichten Mischbarkeit des Spiritus mit Wasser, innerhalb gewisser
Grenzen, verglichen mit dem Heizwert, sehr beliebige Werte geben.
Eine Spirituszweitaktmaschine dieser Art würde also folgendermassen arbeiten: Ist der
Kolben in der der Welle benachbarten, inneren Totpunktstellung, so sind die meisten
Verbrennungsgase wegen des am Ende der Expansion noch vorhandenen Druckes
ausgepufft. Der Rest wird durch die, vermöge einer besonderen Pumpe in den
Zylinder eingeschobene Brennluft verdrängt, so dass, wenn der Kolben umgekehrt, und
der Auspuff geschlossen ist, im Zylinder reine Luft enthalten ist. Durch die
Bewegungsenergie des Schwungrades wird diese Luft komprimiert und dadurch erwärmt.
Ist die Temperatur des Zylinderinhaltes um eine gewisse Differenz heisser als der
dem vorhandenen Druck entsprechende Siedepunkt des Spiritus, so beginnt man mit dem
Einspritzen desselben nach dem vorgeschriebenen Gesetz, dass der Zylinderinhalt
stets heisser bleibt als der Siedepunkt. Nachdem die vom Regulator beeinflusste
Menge eingespritzt ist, wird weiterhin ohne Einspritzen komprimiert, bis der Kolben
seine äussere Totpunktstellung erreicht hat. Dann wird durch irgend eine
Zündvorrichtung das Gemisch entzündet, dasselbe explodiert und treibt während seiner
Expansion den Kolben zurück, dabei Arbeit nach aussen abgebend. Kurz bevor der
Kolben den inneren Totpunkt wieder erreicht, wird der Auspuff geöffnet und das Spiel
kann von neuem beginnen.
(Fortsetzung folgt.)