Titel: | Der Zugmesser, insbesondere der Differenz-Zugmesser und sein Wert für die Feuerungskontrolle. |
Autor: | A. Dosch |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 87 |
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Der Zugmesser, insbesondere der
Differenz-Zugmesser und sein Wert für die Feuerungskontrolle.
Von A. Dosch.
Der Zugmesser, insbesondere der Differenz-Zugmesser und sein Wert
für die Feuerungskontrolle.
In der Abhandlung „Wert und Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der
Heizgase“ (vergl. D. p. J. 1902, 317, S. 773 u.
ff. und 1903, 318, S. 26 u. ff.) waren die Vorrichtungen
angegeben, die in durchaus befriedigender Weise die Kenntnis der Verbrennung
zulassen und die Frage der Heizerkontrolle lösen. Trotzdem scheut noch mancher
Kesselbesitzer die Kosten für die Einrichtung solcher Anlagen, da sie, wenigstens
für kleinere Kessel, ja im Verhältnis zu den Anlagekosten des Kessels mit Zubehör
nicht unbedeutend sind. Man war daher von jeher bestrebt, besonders für kleine, aber
auch, als Ergänzung zu den selbsttätig anzeigenden Kohlensäureapparaten bei
grösseren Kesseln, Einrichtungen zu schaffen, welche, wenn sie auch nicht in so
einwandfreier und unzweideutiger Weise wie jene Apparate, die Vorgänge in der
Feuerung anzeigen, doch für sie einigermassen Ersatz leisten, dafür aber einfacher
und billiger sind.
Als solche Vorrichtungen werden die Zugmesser empfohlen und zwar einerseits die
gewöhnlichen Zug- oder Unterdruckmesser, andererseits die sog. Differenzzugmesser.
Bei ersteren steht die eine der Messflüssigkeit, der Membran usw. mit dem Innern des
Feuerraumes, die andere mit der atmosphärischen Luft in Verbindung und der Zugmesser
stellt für diesen Fall den Ueberdruck der äusseren Luft gegenüber den Gasen im
Feuerraume fest. Bei dem Differenzzugmesser stehen beide Messchenkel, bezw. beide
Seiten der Membrane usw. mit den Heizgasen in Verbindung und zwar führt das eine
Zuleitungsrohr nach dem Feuerraume, das andere nach dem Fuchs. Letzteres hat, damit
sich die Aenderungen der Stellungen des Zugschiebers auf sein Inneres übertragen,
vor dem Regulierschieber einzumünden. Durch diese Vorrichtung – den
Differenzzugmesser – wird also der Unterschied der Zugstärken im Fuchs und im
Feuerraume, welche letztere bei einem im Betrieb befindlichen Kessel im Durchschnitt
etwa halb so gross ist, als erstere, angezeigt.
I.
Die Konstruktion der einfachen Zugmesser auch Unterdruckmesser genannt, dürfte
bekannt sein;s. D. p. J. 1903, 318, S. 225. die innere Einrichtung
der Differenzzugmesser ist von derjenigen der gewöhnlichen einfachen Apparate- wenig
verschieden, nur dass, wie bemerkt, beide Messrohre mit dem Innern der Rauchgaszüge
in Verbindung stehen. Wir wollen uns daher auf die kurze Beschreibung nur zweier
derartiger Differenzzugmessapparate beschränken.
Der Differenzzugmesser von Schubert, Zugometer genannt,
gleicht äusserlich einem gewöhnlichen Manometer. Er besteht in der Hauptsache aus
dem Gehäuse a (Fig. 1)
und den an ihm befestigten Teil b. Zwischen beiden
befindet sich die sehr dünne Membrane c, die durch den
Teil d, der im Verein mit ihr eine Art Kapsel bildet,
sowie den Stift e, welcher im Teil b befestigt ist, gehalten wird. Die Membran c überträgt nun ihre Bewegung durch die Hebelverbindung
f, g, h, i auf den Zeiger k, der sich ausserhalb der Scheibe l
befindet, auf der die Skala angebracht ist. Die Glasscheibe m schützt das Zeigerwerk vor Verschmutzung.
In das Innere des Gehäuses a führt das Rohr n, mit Absperrhahn o, in
das Innere des Teiles b das Rohr p. Ersteres steht durch ein ¼'' Rohr in Verbindung
mit dem Feuerraume, letzteres mit dem Feuerzug am Ende des Kessels. Der Teil d erhält nun kleine Oeffnungen nach dem Raume r, während die Rückwand des Gehäuses a die Oeffnung q besitzt;
die Membrane c ist also von der einen dem Druck im
Raume r, d.h. dem im Feuerzuge am Ende des Kessels
herrschenden Drucke ausgesetzt, während auf die andere ein Druck gleich demjenigen
im Feuerraume ausgeübt wird.
Die Membrane wird daher eine dem Druckunterschiede auf beiden Seiten entsprechende
Abweichung aus der normalen Lage annehmen, die durch den Zeiger k auf der Skala angegeben wird.
Textabbildung Bd. 320, S. 87
Fig. 1. Differenzzugmesser (Zugometer) von Schubert.
Infolge der geringen Kräfte, welche bei der Zugmessung an Feuerungen zur Wirkung
kommen, muss die Membrane äusserst empfindlich sein, um die Angaben möglichst
deutlich bezw. in grossem Masstabe erkennbar zu machen. Die Angaben werden daher zu
Anfang der Ingebrauchnahme wohl genau sein, d.h. mit den wirklichen
Druckverhältnissen übereinstimmen, jedoch steht es nicht ausser Zweifel, ob dies
auch für die Dauer der Fall sein wird. Denn wenn schon ähnliche Instrumente mit
Membrane für höheren Druck bei längerem Gebrauch an Genauigkeit zu wünschen übrig
lassen, so wird diese Vermutung bei einer sehr empfindlichen Membrane wohl dieselbe
Berechtigung haben.
Der Differenzzugmesser, System Dürr-Schultze (G. A.
Schultze, Berlin), misst den zu bestimmenden Druckunterschied mittels
Tauchglocke. Als Sperrflüssigkeit dient, um deren Verdunsten zu verhindern,
gereinigtes Paraffinöl. Die innere Einrichtung dieses Apparates veranschaulicht Fig. 2.
Textabbildung Bd. 320, S. 87
Fig. 2. Differenzzugmesser System Dürr-Schultze.
In dem gusseisernen Gehäuse a befindet sich die auf
Stahlspitzen ruhende und mit einem Gegengewicht ausgeglichene Glocke g. Der Hohlraum der Glocke g wird durch das Rohr r, das durch die
Sperrflüssigkeit hindurchführt und in den Anschlusstutzen b gut dichtend eingeschraubt ist, mit der Leitung nach dem Fuchs bezw.
nach dem Ende des Kessels verbunden. Der Raum über der Glocke steht durch ein Rohr
(in der Fig. 2 nicht angegeben) mit dem Feuerraume
in Verbindung.
Im Innern der Glocke herrscht also ein Druck gleich demjenigen im letzten
Feuerzuge, während der Druck im Gehäuse a über der
Glocke dem Unterdruck im Feuerraume entspricht.
Der Unterschied beider Spannungen überträgt sich auf die Glocke g und diese neigt sich um so mehr, taucht um so tiefer
in die Sperrflüssigkeit ein, je grösser der Unterdruck
oder die Zugstärke innerhalb, oder je kleiner er ausserhalb der Glocke wird, d.h. je
grösser sich der Unterschied der Zugstärken am Ende des Kessels und im Feuerraume
ergibt. Die Neigungsbewegung der Glocke wird durch Hebel auf einen Zeiger
übertragen, der den jeweiligen Wert der Zugdifferenz auf einer Skala (vergl. die
Aussenansicht des Apparates, Fig. 3) angibt.
Die in Millimeter Wassersäule eingeteilte Skala ist so bemessen, dass
Zehntel-Millimeter noch gut erkennbar sind. – Da der Mechanismus des Apparates sehr
einfach ist, so ist er von grösser Widerstandsfähigkeit gegen Stoss, wird ferner
dauernd anzeigen und seine Angaben werden stets konstant bleiben.
Die Anbringung der beiden beschriebenen Apparate ist gleich einfach.
Beide Apparate können mit einer Einrichtung versehen werden, die die jeweilige
Differenzzugstärke der Zeit entsprechend aufzeichnet. Ein Instrument mit
Schreibvorrichtung (System Dürr-Schultze) wird durch
Fig. 3 dargestellt. Das Gehäuse erhält nach oben
einen Aufsatz, in dem das Uhrwerk mit Papiertrommel und Schreibstift, der seine
Bewegung durch eine Hebelübertragung von der Glocke g
aus erhält, untergebracht sind.
Textabbildung Bd. 320, S. 88
Fig. 3. Differenzzugmesser System Dürr-Schultze mit Schreibvorrichtung.
Bezüglich aller dieser Registriereinrichtungen für Zugmessapparate möge nur bemerkt
sein, dass die Diagramme, da bei ihrer Aufzeichnung nur äusserst geringe Kräfte zur
Wirkung gelangen, naturgemäss nicht jede kleine Aenderung in der Differenzzugstärke
bemerkbar machen können. Immerhin wird die Diagrammlinie genügen, den Verlauf der
Differenzzugstärke im allgemeinen erkennen zu können. Naturgemäss kann die
Aufzeichnung der Zugstärke niemals den Wert für die Feuerungskontrolle erreichen,
wie ihn z.B. die Bestimmung des Kohlensäuregehaltes der Gase hat; der Grund ist vor
allem der, dass die Zugstärke, sei es die gewöhnliche oder der Unterdruck, oder die
Differenzzugstärke, in ziemlich hohem Masse von der Kessel- bezw. von der
Rostbeanspruchung abhängt, sich auch der günstigste Wert für die Zugstärke mit
dieser Beanspruchung zu ändern hat. Bei den Kohlensäureapparaten weiss man dagegen
aus dem von ihnen angezeigten bestimmten Wert stets, in welcher Weise die
Verbrennung erfolgt, mag nun die Kessel- bezw. Rostbeanspruchung hoch oder niedrig
sein.
II.
Um die Einflüsse, welche auf die beiden Apparate – den gewöhnlichen und den
Differenzzugmesser – während des Betriebes einwirken, festzustellen, ist es
erforderlich, auf die Vorgänge im Feuerraume und in den Zügen während der
Verbrennung und die daraus resultierenden Zugveränderungen kurz einzugehen.
Bei beliebig eingestelltem Rauchschieber weist die Luft sowohl im Fuchs, als auch im
Feuerraume einen bestimmten Ueberdruck gegenüber den in den Zügen strömenden Gasen
auf, der durch den gewöhnlichen oder Unterdruckzugmesser angezeigt wird. Zwischen
der Zugstärke im Fuchs und im Feuerraume besteht aber, wie bemerkt, in der Regel ein
beträchtlicher Unterschied, der wie folgt, zustande kommt. Da die Gase, vom
Feuerraum ausgehend, in den Zügen eine bestimmte Geschwindigkeit annehmen, so geht
die Druckhöhe hierdurch herunter; andererseits erfahren die Gase aber an den
Feuerzug- und Kesselwandungen einen Widerstand, der die Druckhöhe steigert; die
algebraische Summe beider Aenderungen muss offenbar den Druckverlust vom Feuerraume
nach dem Fuchse darstellen.
Der durch zunehmende Gasgeschwindigkeit entstehende Druckhöhenverlust berechnet sich
aus
z_v=\psi\cdot \frac{v^2}{2\,g}\cdot \gamma,
wenn bedeutet v die
Gasgeschwindigkeit, γ das spezifische Gewicht der Gase
f. d. cbm, g die Endbeschleunigung und ψ einen Koeffizienten, dessen Grösse für unsere
Betrachtung von keinem Belang ist; doch soll angenommen werden, sie verändere sich
mit der Gasgeschwindigkeit nicht.
Der Verlust an Zugkraft, welcher durch Reibung an den Feuerzugwandungen entsteht,
berechnet sich in ähnlicher Weise zu
z_w=\psi\cdot \frac{v^2}{2\,g}\cdot \gamma\cdot k.
worin ausser den genannten Grössen k einen Koeffizienten darstellt, der abhängig ist von der Länge, der Form
und der Beschaffenheit der Wände der Feuerzüge; für eine bestimmte Kessel- oder
Feuerungsanlage ist dieser Wert k, da ja alle auf ihn
einwirkenden Momente dieselben bleiben, unveränderlich. Der gesamte
Druckhöhenverlust oder die Differenz zwischen der Zugstärke zF im Fuchs und zR über dem Roste bezw. im Feuerraume
beträgt daher
z_D=z_F\ \ \ z_R=\psi\cdot \frac{v^2}{2\cdot g}\cdot \gamma\,(1+k) . 1)
oder aber, falls die Zugstärke zR im Feuerraum gesucht ist, ergibt sich
diese zu:
z_R=z_P-\psi\,\frac{v^2}{2\cdot g}\cdot \gamma\cdot (1+k) . . 2)
Diese beiden Gleichungen gestatten nun die Beurteilung der Wirkungsweise sowohl des
gewöhnlichen Zugmessers (Gleichung 2), als auch derjenigen des Differenzzugmessers
(Gleichung 1). Als Werte, welche sich mit der Güte der Verbrennung nicht oder nur
wenig verändern werden, sind zu nennen die Grösse ψ, γ,
g und k; auch die Zugstärke im Fuchs zF wird sich –
vorausgesetzt natürlich, dass die Stellung des Zugschiebers nicht verändert wird – während
des Betriebes nicht allzu sehr verändern, wenn sie auch bei anormal hohem und
anormal niedrigem Kohlensäuregehalte verschiedene Werte aufweisen wird, da dann die
Abgangstemperaturen der Gase verschieden sind. Immerhin muss jedoch der Unterschied im Kohlensäuregehalte sehr gross werden, um
in der Zugstärke zum Ausdruck zu kommen, da ja, wenn die Verbrennung mit höherem
Kohlensäuregehalte erfolgte, zwar γ einen höheren Wert
aufweist, dagegen aber die Abgangstemperatur eine niedrigere ist und umgekehrt. Man
kann daher die Zugstärke zF im Fuchse ohne merkbaren Fehler für eine bestimmte Rostflächenbeanspruchung als nahezu unveränderlich
annehmen.
Aus dem Gesagten und den Gleichungen 1) und 2) ergibt sich nun, dass sowohl die vom
gewöhnlichen Zugmesser als auch die vom Differenzzugmesser angezeigten Werte im
wesentlichsten von der Gasgeschwindigkeit v und, da
diese selbst – bei gegebenem Zugquerschnitt – abhängig ist von der Gasmenge, von
dieser beeinflusst wird. Dies geschieht in der Weise, dass der gewöhnliche Zugmesser
um so kleinere Werte zeigt, je grösser die Gasmenge wird, während der
Differenzzugmesser mit steigendem Gasvolumen in der Zeiteinheit auch höhere Angaben
macht. In beiden Fällen kommt aber die Zusammensetzung der Gase so gut wie nicht zum
Ausdruck, da zwar γ an sich betrachtet, einen gewissen
Einfluss geltend machen würde, der aber dadurch wieder ganz oder teilweise
aufgehoben wird, dass γ von der Temperatur abhängig
ist.
Die Nutzanwendung der Zugmessapparate ist nun aus dem Vorstehenden unschwer
erkennbar. Wird z.B. bei einer periodisch beschickten
Feuerung frischer Brennstoff aufgegeben, so wird die Zugstärke unmittelbar nach dem
Schliessen der Feuertür auf einen bestimmten Wert eingestellt. Mit dem Abbrande des
Brennstoffes wird die Brennschicht dünner und lockerer, also luftdurchlässiger. Dies
hat zur Folge, dass eine grössere Luftmenge in die Verbrennung eintritt, diese also
mit höherem Luftüberschuss erfolgt, und demgemäss auch ein grösseres Gasvolumen und
damit auch eine grössere Gasgeschwindigkeit entsteht. Ist dies aber der Fall, so
wird nach den Gleichungen 1) und 2) der Wert
\psi\,\frac{v^2}{2\,g}\cdot \gamma\cdot (1+k),
da v grösser wurde, alle anderen
Grössen aber nahezu unverändert bleiben, offenbar grösser; dies hat zur Folge, dass
gemäss Gleichung 2) die Angaben des gewöhnlichen Zugmessers kleiner, hingegen
diejenigen des Differenzzugmessers, entsprechend der Gleichung 1), grösser werden.
Beide Apparate zeigen also, wenn auch in entgegengesetzter Weise das allmählich
erfolgende Abbrennen des Brennstoffes an. Gleichzeitig lassen ihre Angaben auch
erkennen – wenn der betreffende Wert vorher ein für allemal festgestellt war – wann
der Brennstoff soweit abgebrannt ist, dass frisch aufgeworfen werden muss; dies ist
der Fall, sobald die Angabe des gewöhnlichen Zugmessers einen tiefsten, die Angabe
des Differenzzugmessers dagegen einen höchsten Wert erreicht hat.
Das Abnehmen der Zugstärke bezw. das Zunehmen der Differenzzuganzeige im Feuerraum
wird nur ganz allmählich vor sich gehen, in dem gleichen Masse, wie der Brennstoff
auf dem Roste abbrennt. Da bei gleichbleibender Zugstärke im Fuchs die für die
Gewichtseinheit verbrannten Brennstoffes zutretende Luftmenge mit dünner und
lockerer werdenden Brennschicht immer grösser wird, so müsste die Zugstärke vom
Fuchs her, um diesen grösseren Luftüberschuss zu beseitigen bezw. zu beschränken, in
dem gleichen Masse verringert werden, wie der Brennstoff abbrennt. Angaben, in
welchem Masse die Zugverminderung stattfinden müsste, lassen sich allgemein nicht
machen, da dies von der Art und Beschaffenheit des Brennstoffes abhängig ist und nur
durch Versuch ermittelt j werden könnte. Sollte diese allmähliche Einschränkung der
Zugkraft während des Abbrandes des Materials durch! den Heizer erfolgen, so würde
dies für letzteren, da die Schieberverstellungen häufiger erfolgen müssten, eine
ziemliche Belastung bedeuten und grösste Aufmerksamkeit erheischen. Durch zu starke
Beschränkung der Zugkraft kann sich obendrein ein grösserer
NachteilIndem der Luftzutritt
zu sehr beschränkt wird, wird die zutretende Luftmenge ungenügend, der
Druck, mit welchem die Luft an den Brennstoff tritt, wird zu klein; die
Folge davon ist ungenügendes Ausbrennen der Schlacke und Bildung
unverbrannter Gase. Beide Umstände haben aber Wärmeverluste im
Gefolge. ergeben, als der gewonnene Vorteil durch Verringerung des
Gasvolumens beträgt. Daher ist es im allgemeinen vorteilhafter, von einer
Veränderung der Zugkraft während des Brennstoffabbrandes bei periodisch bedienten
Feuerungen abzusehen und nur darauf zu achten, dass bei einem bestimmten niedrigsten
Werte des gewöhnlichen Zugmessers bezw. bei einem höchsten Werte des
Differenzzugmessers der Rost frisch beschickt wird.
Wird der Rost nicht periodisch, sondern ununterbrochen beschickt, so stellen sich die
Zugverhältnisse wesentlich einfacher. Da hier genau so viel Brennstoff zugeführt
wird, wie abbrennt, so kann und soll die Zugkraft während des ganzen Betriebes –
vorausgesetzt, dass dieser gleichmässig ist und die Stellung des Schiebers
unverändert bleibt – konstant sein und zwar sowohl die gewöhnliche als auch die
Differenzzugstärke. Dies folgt auch aus den Gleichungen 1) und 2), da für den in
Rede stehenden Fall das in der Zeiteinheit entstehende Gasvolumen und damit auch die
Gasgeschwindigkeit unverändert bleibt.
Ist die Feuerung – gleichviel, ob periodisch oder ununterbrochen beschickt – eine
Zeit lang im Betriebe, so bedeckt sich der Rost allmählich mit
Verbrennungsrückständen; damit wächst der Widerstand für die zum Brennstoffe
tretende Verbrennungsluft; die Folge davon ist allmähliche Abnahme der letzteren,
also auch der Gasmenge. Würde der Heizer, in Verkennung der Ursache für die Zunahme
der vom gewöhnlichen Zugmesser angezeigten Zugstärke, diese durch Drosseln mittels
des Rauchschiebers auf die normale bringen wollen, so würde die zutretende Luftmenge
nur noch kleiner werden, gleichzeitig würde der Druck, mit welchem die Luft an den
Brennstoff gelangte, ebenfalls zurückgehen, woraus unvollkommene Verbrennung folgen
würde. Richtigere Anleitung würde in diesem Falle der Differenzzugmesser bieten.
Seine Angaben wurden, wenn die zutretende Luftmenge infolge von sich ansammelnden
Rückständen kleiner wurde, und damit die Gasmenge zurück ging, kleiner. Nun soll
aber der Differenzzugmesser, solange die Rostleistung nicht verändert wird, einen
konstanten Wert aufweisen. Der Heizer ist daher durch die Angaben letztgenannten
Apparates veranlasst, den Rauchschieber, wie es für diesen
Fall ganz richtig zu geschehen hat, weiter aufzuziehen, bis die normale
Zugdifferenz angezeigt wird. Für diesen Fall scheint also der Differenzzugmesser dem
gewöhnlichen Zugmesser überlegen zu sein. Diese Ueberlegenheit ist aber in
Wirklichkeit nur dann vorhanden, wenn der Heizer beim Arbeiten mit dem einfachen
Zugmesser die vorhergehenden Umstände nicht beachtete. Schliesslich würde noch
festzustellen sein, wie sich die beiden Zugmessapparate bei kleinerer oder grösserer
Rostbeanspruchung, als der normalen, verhalten.
Soll die Rostleistung abnehmen, so hat die Gasmenge kleiner zu werden. Dies
geschieht, wenn bei etwas kleinerer Schichthöhe die Zugstärke zF im Fuchs verringert
wird, denn damit wird auch die Zugstärke zR über dem Roste kleiner. Da gleichzeitig aber auch
die Gasgeschwindigkeit abnimmt, so geht auch die Zugdifferenz zurück; man hat also
auch mit etwas kleinerer Angabe des Differenzzugmessers zu arbeiten. Entgegengesetzt
stellen sich die Verhältnisse für grössere Rostleistung. Hier ist der Rauchschieber
weiter zu öffnen und mit etwas höherer Schichthöhe zu arbeiten. Die Zugangabe zR über dem Roste wird
hierdurch ebenfalls etwas ansteigen und es ist demnach bei höherer Rostleistung mit
etwas grösserer Zugstärke über dem Roste zu arbeiten. In gleicher Weise steigt auch,
wenn das Gasvolumen sich vermehrt, die Gasgeschwindigkeit also zunimmt, die Angabe
des Differenzzugmessers an, und es ist demnach bei Erhöhung der Rostleistung auch
die Zugdifferenz zu vergrössern.
Die übrige Wirkungsweise der Apparate bleibt auch bei einer Aenderung der
Rostleistung genau so, wie beschrieben. Je nach dem der Rost periodisch oder
ununterbrochen beschickt wird, werden die Angaben von einer Beschickung bis zur
anderen sich etwas verändern – die Angaben des gewöhnlichen Zugmessers werden
kleiner, diejenigen des Differenzzugmessers grösser werden –, oder während des
ganzen Betriebes konstant bleiben, abgesehen allerdings von dem Einfluss der sich
allmählich auf dem Roste ansammelnden Verbrennungsrückstände.
Es ist nach dem Vorstehenden wohl möglich, bei einiger Aufmerksamkeit aus den Angaben
beider Apparate einen Schluss auf die Vorgänge im Feuerraume zu ziehen und hieraus
die Art der Verbrennung zu erkennen. Hierbei ist der Differenzzugmesser dem
gewöhnlichen Unterdruckmesser zwar insoweit überlegen, als er die verhältnismässige
Grösse des in den Feuerzügen strömenden Gasvolumens sicherer erkennen lässt, als der
Unterdruckmesser, dagegen gestattet er einen untrüglichen Schluss auf die
Zusammensetzung der Gase ebenso wenig als dieser.
In einem besonderen Punkte ist sogar der gewöhnliche Zug- oder Unterdruckmesser dem
Differenzzugmesser überlegen; dies ist der Fall, wenn die betreffende Feuerung mit
veränderlicher Rostfläche ausgeführt ist und diese zwecks Veränderung der
Rostleistung verstellt wird. Es ergibt sich dann nämlich, dass der Schieber,
gleichviel ob die Rostgrösse verkleinert oder vergrössert wird, stets so
einzustellen ist, dass über dem Roste die günstigste Zugstärke vorhanden ist, wobei allerdings auf möglichst gleiche
Schichthöhe zu achten ist. Hierbei ist der Brennstoff stets dem gleichen Druck der
Luft ausgesetzt und die Verbrennung muss daher stets gleich günstig erfolgen.
(Schluss folgt.)