Titel: | Zusammenhang zwischen Kohlensäuregehalt und Abgangstemperatur der Kesselgase. |
Autor: | A. Dosch |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 364 |
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Zusammenhang zwischen Kohlensäuregehalt und
Abgangstemperatur der Kesselgase.
Von A. Dosch.
(Schluss von S. 351 d. Bd.)
Zusammenhang zwischen Kohlensäuregehalt und Abgangstemperatur der
Kesselgase.
In Vorstehendem ist theoretisch erwiesen, dass, unter Voraussetzung gleicher
Wärmeübertragung an den Kessel, mit höher werdendem Kohlensäuregehalte sich eine
niedrigere Abgangstemperatur ergibt, bei niedrigerer werdendem eine höhere. Wenn an
einem in Betrieb befindlichen Dampfkessel vergleichende Versuche ausgeführt werden,
müsste sich die Richtigkeit dieser theoretischen Folgerungen erweisen. Allerdings
ist hierbei zu bedenken, dass es praktisch nicht möglich ist, die verlangten
Vorbedingungen genau einzuhalten, vor allem also den Kessel genau gleichmässig hoch
zu beanspruchen, insbesondere dann nicht, wenn der Kessel sich in regelmässigem
Betriebe befindet. Immerhin wird sich aber auch hier eine gewisse Uebereinstimmung
der erhaltenen Werte mit den vorstehenden Ausführungen ergeben müssen, wobei
allerdings noch zu berücksichtigen ist, dass die Apparate zur Anzeige des
Kohlensäuregehaltes und der Temperatur verschieden schnell auf die entsprechenden
Aenderungen reagieren. Während z.B. ein Apparat zur Anzeige der Kohlensäure den
Vorgang in der Feuerung bereits nach etwa einer Minute erkennen lässt – Bauart Krell-Schultze vorausgesetzt –, wird ein Thermometer,
soweit meine Erfahrung reicht, immer erst nach einigen Minuten auf eine Aenderung in
der Temperatur reagieren, ein für gewöhnlich zur Feuerungskontrolle benutztes
Instrument mit Quecksilberfüllung vorausgesetzt. Pyrometer, welche auf der
Ausdehnung von Metallstreifen, Graphitstäben und dergleichen beruhen, werden die
Aenderungen der Temperaturen noch bei weitem Weniger rasch angeben. Dies ist bei
Beurteilung der Ergebnisse zu berücksichtigen.
Die Firma G. A. Schultze, Berlin, war auf mein Ersuchen
so liebenswürdig, mir eine Anzahl der mit ihren selbsttätigen Apparaten erhaltenen,
korespondierenden Diagramme über Höhe des Kohlensäuregehaltes und Höhe der
Abgangstemperaturen zur Verfügung zu stellen, von denen drei in den Fig. 1–3
wiedergegeben sind. Die Diagramme für den Kohlensäuregehalt sind mit einem
selbsttätig aufzeichnenden Rauchgasanalysator nach Krell-Schultze erhalten, wie er in D. p. J. 1903, 318, S. 92 u. ff.,
beschrieben war; die Originaldiagramme zeigen die Form, wie sie die Fig. 41 a. a.
Orte darstellt, d.h. die untere oder eigentliche Diagrammfläche ist weiss, die obere
schwarz. Die Diagramme für die Temperaturen sind mit dem selbsttätig registrierenden
Thermometer nach Schultze erhalten und zeigen im
Original ein gleiches Aussehen, wie die Diagramme für die Kohlensäure, indem auch
hier die eigentliche untere Diagrammfläche weiss, die obere schwarz ist. Ich habe es
aus Gründen der Einfachheit unterlassen, die Diagramme in ihrem Originalaussehen zu
übertragen, doch ist die Kurvenlinie durch genaues Umfahren der Originaldiagramme
erhalten.
Wie ersichtlich, bestätigen die Aufzeichnungen im allgemeinen die obigen
theoretischen Ausführungen, wenn auch an einzelnen, wenigen Stellen die
Uebereinstimmung nur etwas schwächer erkennbar ist. Es liegt dies dann eben an den
erwähnten Nebenumständen, wie wechselnde Kesselbeanspruchung, nicht genau
gleichzeitiges Anzeigen der betreffenden Aenderungen durch die Apparate usw. Für die
Feuerungskontrolle an sich hat dies natürlich weniger Bedeutung, da hierfür in
erster Linie der mittlere Kohlensäuregehalt und die mittlere Abgangstemperatur der Gase in Betracht
kommt.
Immerhin bedarf aber, wie aus alledem ersichtlich, die gewöhnliche vergleichende
Bestimmung des Wärmeverlustes durch die Abgase bei verschieden hohem
Kohlensäuregehalte einer Korrektur, die in den Tab. 1 und 2 gegeben ist; und zwar in
Tab. 1 für Kessel, bei denen strahlende Wärme nicht zu berücksichtigen ist, also für
Vorfeuerungen, in Tab. 2 für Kessel, die strahlende Wärme erhalten, also für Kessel
mit Unterfeuerung und mit Innenfeuerung, für welche letztere jedoch der Betrag der strahlenden
Wärme noch etwas grösser anzunehmen sein würde, als geschehen. In den Tabellen sind
im übrigen drei verschiedene Kesselanstrengungen berücksichtigt und es ergibt sich,
dass sowohl diese, als auch die an den Kesselinhalt übergehende strahlende Wärme von
nicht unbedeutendem Einfluss auf den Betrag des Abgasverlustes ist. Betrachtet man
6 v. H. als den niedrigsten, 13 v. H. als den
höchsten Kohlensäuregehalt, die im Durchschnitt eintreten können, so ergibt sich die
Zusammenstellung, Tabelle 3.
Wie ersichtlich, ist sowohl der Einfluss der Kesselanstrengung, als auch derjenige
der strahlenden Wärme, die an den Kesselinhalt übergeht, kein unbeträchtlicher, was
insbesondere bei höherer Kesselanstrengung zum Ausdruck kommt. In den Fig. 4 und 5 ist der
Einfluss des Kohlensäuregehaltes, der Kesselanstrengung und der strahlenden Wärme,
die an den Kesselinhalt übergeht, nochmals zeichnerisch zur Darstellung gebracht und
zwar in Fig. 4 für einen Kessel, der keine
strahlende Wärme erhält, in Fig. 5 für einen
solchen, bei dem dies der Fall ist. Die strichpunktierten Kurven geben den
Wärmeverlust unter der Annahme an, dass die Temperatur unverändert bliebe, die
ausgezogenen Linien zeigen den angenäherten wirklichen Wärmeverlust bei
veränderlichen Abgangstemperaturen unter Zugrundelegung der beigeschriebenen
Kesselanstrengungen D1.
Textabbildung Bd. 320, S. 364
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 320, S. 364
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 320, S. 364
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 320, S. 364
Fig. 4. Der Kessel erhält keine strahlende Wärme.
Textabbildung Bd. 320, S. 364
Fig. 5. Der Kessel erhält strahlende Wärme; σ =
0,2.
Besonders darauf hingewiesen mag hier noch sein, dass die früheren Ausführungen über
diesen PunktD. p. J. 1902, 317, S. 777 u. ff. durch die
vorstehenden Darlegungen an sich nicht berührt werden und dass insbesondere die
Gültigkeit der Gleichung 1) hierdurch keine Einbusse erleidet, sobald
Kohlensäuregehalt
Tabelle 1.
Textabbildung Bd. 320, S. 365
Wärmeverluste durch die Abgase bei
verschiedenem Kohlensäuregehalte und verschiedener Kesselanstrengung. Der Kessel
erhält keine strahlende Wärme; Kohlensäuregehalt; Niedrige Kesselanstrengung 7,5
kg für 1 qm Heizfl./Std.; Normale Kesselanstrengung 15 kg für 1 qm Heizfl./Std.;
Höhere Kesselanstrengung 25 kg für 1 qm Heizfl./Std.; Verhältnis der zugeführten
zur theoretischen Luftmenge; Mittlere, für gewöhnlich anzunehmende Abgangstemp.;
Wärmeverlust durch volumen auf Heizfl./Std. cbm; Entstehendes Gasvolumen;
Angenäh. wirkliche Abgangstemperat.; Angenäh. wirklicher Wärmeverlust durch die
Abgase v. H.
Tabelle 2.
Textabbildung Bd. 320, S. 365
Wärmeverluste durch die Abgase bei
verschiedenem Kohlensäuregehalte und verschiedener Kesselanstrengung. Der Kessel
erhält keine strahlende Wärme; Kohlensäuregehalt; Niedrige Kesselanstrengung 7,5
kg für 1 qm Heizfl./Std.; Normale Kesselanstrengung 15 kg für 1 qm Heizfl./Std.;
Höhere Kesselanstrengung 25 kg für 1 qm Heizfl./Std.; Verhältnis der zugeführten
zur theoretischen Luftmenge; Mittlere, für gewöhnlich anzunehmende Abgangstemp.;
Wärmeverlust durch volumen auf Heizfl./Std. cbm; Entstehendes Gasvolumen;
Angenäh. wirkliche Abgangstemperat.; Angenäh. wirklicher Wärmeverlust durch die
Abgase v. H.
Tabelle 3.
a) Der Kessel erhält keine strahlende Wärme.
Textabbildung Bd. 320, S. 366
Kesselanstrengung; Wärmeverlust bei
einem Gehalte von; Veränderliche Temperatur vorausgesetzt v. H.; Niedrig: 7,5 kg
für 1 qm Heizfläche und Stunde; Normal: 15 kg für 1 qm Heizfläche und Stunde;
Höher: 25 kg für 1 qm Heizfläche und Stunde
b) Der Kessel erhält strahlende Wärme.
Textabbildung Bd. 320, S. 366
Kesselanstrengung; Wärmeverlust bei
einem Gehalte von; Veränderliche Temperatur vorausgesetzt v. H.; Niedrig: 7,5 kg
für 1 qm Heizfläche und Stunde; Normal: 15 kg für 1 qm Heizfläche und Stunde;
Höher: 25 kg für 1 qm Heizfläche und Stunde
und Abgangstemperatur der Gase bekannt ist. Hingegen wird die
Gleichung, wenn man sie zur Vorausbestimmung der Wärmeverluste bei verschiedenem
Kohlensäuregehalte benutzt, keine ganz zutreffenden Werte liefern, sobald man eine
mittlere, sich gleichbleibende Temperatur annimmt; für niedrigen Kohlensäuregehalt
werden die ermittelten Werte zu klein für hohen CO2-Gehalt zu gross sein.
Aber gerade die Ursache dieses letzteren Umstandes bringt es mit sich, dass ein
hoher Kohlensäuregehalt auch dann noch einen verhältnismässig geringen Wärmeverlust
durch die Abgase ergibt, wenn sich geringe Mengen von brennbaren Gasen – die im
übrigen meist in sehr geringen Mengen festgestellt werden – in den Abgasen
befinden.