Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Wellentelegraphie. |
Autor: | Adolf Prasch |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 396 |
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Neuerungen auf dem Gebiete der
Wellentelegraphie.
Von Ing. Adolf Prasch,
Wien.
(Fortsetzung von S. 383 d. Bd.)
Neuerungen auf dem Gebiete der Wellentelegraphie.
Die Methode zur Messung der Wellenlänge von Kapitain
Ferrié.
Bei dieser Methode gelangt die von Slaby zuerst erkannte
Tatsache zur Verwertung, dass ein an den Luftleiter nahe dem Erdungspunkte
angelegter Draht durch die im Luftleiter erregten elektrischen Schwingungen
gleichfalls in Schwingung versetzt wird und dass diese Schwingungen dann am
kräftigsten auftreten, wenn die Eigenschwingungsperiode dieses Leiters mit der
Schwingungsperiode des Erregerkreises übereinstimmt.
Wird an einen durch irgend eine Anordnung in Schwingung versetzten Luftdraht an dem
Punkte M (Fig. 10) nahe
der Erdverbindung ein gut isolierter Draht L
angeschlossen und in diesen Draht ein Hitzdrahtamperemeter H eingeschaltet, so lässt sich aus den Ablenkungen des Instrumentes
erkennen, wann das Maximum der Schwingungen auftritt.
Textabbildung Bd. 320, S. 396
Fig. 10.
Wird der Draht fortwährend verlängert, so vergrössert sich auch die von dem
Messinstrument angezeigte Intensität bis zu einem deutlich ausgesprochenen Maximum,
um bei weiterer Verlängerung schnell abzufallen, bis sie endlich 0 erreicht, dann
wieder stetig bis zum Maximum ansteigt u.s.f. Die Maxima und Minima treten immer in
ganz gleichen Abständen auf. Dies zeigt an, dass in dem wagerecht gekoppelten Draht
stationäre Wellen entstehen und dass die Länge des Drahtes, bei welcher das erste
Maximum auftritt, genau der Länge einer Viertelwelle der im Luftdraht auftretenden
Schwingungen entspricht. Der Abstand von einem Maximum zum andern drückt sich daher
durch eine halbe Wellenlänge aus. Um demnach die Länge der in einem Luftdraht
auftretenden Wellen zu bestimmen, wird bei der unmittelbaren Erregung ein
wagerechter Draht in der angedeuteten Weise mit dem Luftdraht verbunden und solange
verlängert, bis der Strommesser das Maximum anzeigt. Die Länge des Drahtes gibt
sodann genau ein Viertel der Wellenlänge des Luftdrahtes an.
Die Richtigkeit dieser Tatsache wurde für Längen des Luftdrahtes bis zu 800 m (der
Draht wurde mittels Luftballon hochgehoben) erwiesen und gleichzeitig festgestellt,
dass die Wellenlänge mit der Vermehrung der Sendedrähte und deren Ausbreitung
erheblich anwächst.
Bei indirekter Erregung des Luftdrahtes schwingt dieser mit der Periode des
Erregerkreises. Auch hier ist die Energie der Schwingungen dann am grössten, wenn
die Periode der aufgedrückten Schwingungen mit der Eigenschwingungsperiode
übereinstimmt.
Um nun dies zu erreichen, wird das Hitzdrahtinstrument nahe dem Erdungspunkte des
Luftdrahtes geschaltet und hierauf der Erregerkreis durch Aenderung der Konstanten,
das sind Kapazität und Selbstinduktion, solange eingestellt, bis das Instrument das
Intensitätsmaximum anzeigt. Die Länge der Wellen im Luftdraht wird sodann in
der angegebenen Weise bestimmt.
Der Wellenanzeiger von de Forest.
Ueber diesen Wellenanzeiger wurde bereits in D. p. J. 1903, 318, S. 328 berichtet. Näheres über diesen auf elektrische Wirkungen
beruhenden Wellenanzeiger wurde aber erst jetzt bekannt.
Wenn zwei metallische Elektroden, die sich in einem kleinen Abstande befinden,
welcher mit einer passenden Substanz angefüllt ist, mit einer schwachen Batterie in
Verbindung stehen, so lösen sich nach den Beobachtungen von Forest von der Anode unendlich kleine Teilchen ab und werden über die
zwischenliegende, meist neutrale Substanz zur Kathode geführt. Es bilden sich an der
Kathode kleine Bäumchen und Brücken des Metalls, welche bald die Anode erreichen und
so eine unmittelbar leitende Verbindung zwischen den Elektroden herstellen.
Hierdurch wird der Leitungswiderstand des Wellenanzeigers normal sehr gering. Sobald
jedoch durch einlangende elektromagnetische Wellen Hochfrequenzströme einwirken,
werden diese Brücken sofort zerstört und der Widerstand steigt um ein
Beträchtliches, wodurch ein in den Kreis geschalteter Zeichennehmer sofort
anspricht. Die zerstörten Brücken bauen sich jedoch mit Verschwinden dieser
Einwirkung fast gleichzeitig wieder auf und der ursprüngliche Zustand stellt sich
selbsttätig wieder her. Als Material zwischen den Elektroden eignen sich die
verschiedensten Substanzen, wie Wasser, Alkohol, Oel, Glyzerin, Vaselin, poröse
feste Körper, nicht- oder schlechtleitende Pulver, Fasern und Gewebe, sowie
Mischungen dieser Stoffe. Diese erstgenannten Körper scheinen die gebildeten Ketten
oder Brücken zu unterstützen und in ihrer Lage zu erhalten und zugleich deren Zahl
zu beschränken. Sie erhalten aber auch die einzelnen Teile der zerstörten Ketten in
ihrer jeweiligen Lage und ermöglichen eine äusserst rasche Neubildung derselben. Der
durchfliessende Strom trachtet nun eine Zersetzung der Flüssigkeiten herbeizuführen,
wodurch sich Wasserstoffbläschen an der Kathode und Sauerstoffbläschen an der Anode
anlegen und eine selbsttätige Regenerierung in Frage gestellt werden würde. Forest verwendet daher Bleiperoxyd oder andere
depolarisierende Substanzen, welche die elektrolytische Wirkung des Stromes auf die
Flüssigkeit ausgleichen.
In den Fig.
11–15 sind die verschiedenen
Ausführungsformen dieses Wellenanzeigers wiedergegeben. Bei dem Anzeiger Fig. 11 ist
die eine Elektrode e' mit einem Schraubengewinde
versehen, die in einem Support mit Mutterschraube geführt, zum Zwecke der Regelung
nach Bedarf verschoben werden kann. Nach Fig. 12 und 13 sind die
beiden Elektroden in eine Röhre aus isolierendem Material eingesetzt und der
Zwischenraum ist mit der gewählten Substanz ausgefüllt. Die einander zugekehrten
Elektrodenflächen sind eben, glatt oder gerauht. Der Abstand der Elektroden wird den
Zwecken nach verschieden gewählt, ist aber in allen Fällen sehr gering. In Fig. 14 ist
die negative Elektrode schalenförmig gestaltet und mit einer Hülse umgeben, welche
die Berührung mit der anderen Elektrode hindert. Die Höhlung ist mit einem halbflüssigen
Gemenge von Glyzerin und Bleisuperoxyd ausgefüllt.
Textabbildung Bd. 320, S. 397
Textabbildung Bd. 320, S. 397
Fig. 15.
Die Zerstörung der Ketten kann auch mechanisch unterstützt werden und zwar durch
Drehen einer Schraube (Fig. 11) oder durch
ununterbrochene Bewegung (Fig. 15).
Im letzteren Falle wird die eine Elektrode durch eine Platte gebildet, welche mit
einem durch ein Uhrwerk angetriebenen Zahnrad in Verbindung steht. Die andere
Elektrode ist unbeweglich. Fig. 12 zeigt einen
Wellenanzeiger mit drei Elektroden und zwei Zwischenräumen, die in gleicher Weise
mit einer Mischung von Glyzerin oder Vaselin und Bleisuperoxyd ausgefüllt sind. Der
Abstand der Elektroden beträgt annähernd 1 mm. In einigen Fällen gelangt eine
Mischung von Metallpartikelchen und Bleiglätte, die mittels Glyzerin oder Vaselin zu
einer halbflüssigen Paste, welcher noch eine kleine Menge einer elektrolytisch
zerlegbaren Flüssigkeit (Wasser, Alkohol) beigemengt ist, zur Verwendung. Die
metallischen Teilchen bilden in diesem Falle nichts anderes als Zusatzelektroden.
Als bestes Material für die Elektroden und die leitenden Teilchen der Füllung hat
sich Zinn erwiesen, dem sich der Güte nach Silber und Nickel anreihen.
Der diesen Wellenanzeiger durchfliessende Strom soll möglichst schwach sein und sich
zwischen 0,1–1 Milliampere bewegen.
Dieser Wellenanzeiger spricht auf jeden einlangenden Wellenimpuls sofort an und kehrt
ebenso rasch in den normalen Zustand zurück. In einem Telephonempfänger, welcher in
den Lokalkreis geschaltet ist, wird für jeden Impuls ein deutliches Knacken
vernommen. Ein einfaches Knacken kann als Punkt, sich wiederholendes Knacken als
Strich des Morse-Alphabetes angesehen werden. Die i
Geschwindigkeit der Uebertragung ist sonach nur von der Geschicklichkeit der
Beobachter abhängig und sehr gross und beträgt im Mittel 25–30 Worte i. d.
Minute.
(Fortsetzung folgt.)