Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Wellentelegraphie. |
Autor: | Adolf Prasch |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 426 |
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Neuerungen auf dem Gebiete der
Wellentelegraphie.
Von Ing. Adolf Prasch,
Wien.
(Fortsetzung von S. 413 d. Bd.)
Neuerungen auf dem Gebiete der Wellentelegraphie.
Die Einrichtungen von Prof. Sylvanus P. Thompson.
Der Zweck dieser Einrichtungen ist, mit Anwendung von Wechselströmen lange und kurze
Signale geben zu können und gleichzeitig die Funken am Zeichengeber zu unterdrücken.
In den Wechselstromkreis (Primärkreis) wird zur Erreichung dieses Zieles vor den zu
betreibenden Apparaten eine passende Selbstinduktion in Verbindung mit einem
Kondensator entsprechender Kapazität eingeschaltet. Kapazität und Selbstinduktion
sind so gewählt, dass sie in Serie geschaltet ein Resonanzsystem bilden, welches für
den Wechselstrom durchlässig ist. Hat der Generator beispielsweise eine Frequenz von
50 Perioden in der Sekunde, so ist für diesen Fall eine Kapazität von 10 Mikrofarad
und eine Selbstinduktion von 1 Henry zu wählen. Es ist hierbei von Vorteil, die
Selbstinduktion in bekannter Weise regulierbar zu machen.
Um nun den Wechselstrom zur Abgabe von Signalen zu unterbrechen, wird das
Resonanzsystem mit einer Einrichtung vereinigt, die entweder besteht aus:
a) einem Leiter, um den Kondensator kurz zu schliessen,
oder
b) einem mit einem Taster in Verbindung stehenden Nebenschluss,
oder
c) einer Anordnung, welche in bekannter Weise gestattet, die
Kapazität durch Hinzufügen oder Hinwegnehmen von Kapazität zu ändern (dies kann
auch in der Weise erfolgen, dass auf mechanischem Wege die Entfernung der
Kondensatorplatten geändert wird), oder
d) einer Einrichtung zum Kurzschluss der Selbstinduktion, oder
zur Schaltung in Nebenschluss, oder zur Vergrösserung oder Verringerung
derselben mittels Taste.
Der Vorteil dieser Art der Zeichengebung ist darin gelegen, dass der durch dieses
System bei Aufhebung der Resonanz durch Niederdrücken der Taste hindurchgehende
Strom auf eine sehr geringe Quantität herabsinkt, so dass bei Herstellung des
normalen Zustandes durch Oeffnen der Verbindung der auftretende Funke viel geringer
ist. Es ist hierbei vorzuziehen, eine der vorherbeschriebenen Aenderungen normal
aufrecht zu erhalten und den Resonanzzustand erst durch Niederdrücken des Tasters
herzustellen. Die Zeichen werden hierbei in normaler Weise, durch Oeffnen und
Schliessen der Taste hervorgerufen. Es kann die Aenderung der Kapazität aber auch in
einen Sekundärkreis verlegt werden, der mit dem Primärkreis durch einen
Transformator gekoppelt wird.
Die Einrichtungen von A. T. Collins. Bei dieser
Einrichtung wird die Sekundärspule des Induktoriums einesteils mit einem
Kondensator, anderenteils mit der Erde verbunden. Für den Empfang wird das der
Zeichenaufnahme dienende Telephon in gleicher Weise am einen Ende mit der Erde, am
anderen Ende mit einem Kondensator in Verbindung gebracht. Je nachdem nun in der
Sendestation der Kondensator durch einen Zeichengeber ein- oder ausgeschaltet wird,
werden die Unterbrechungen der Induktionsspule von verschiedener Frequenz sein.
Das Telephon wird daher zwei voneinander deutlich unterschiedene Töne aufnehmen, die
nach Art der Striche und Punkte kombiniert werden können.
Der Gedanke als solcher ist zwar nicht als neu zu bezeichnen, doch ist er wegen der
Uebertragung auf das Gebiet der drahtlosen Telegraphie umsomehr erwähnenswert, als
hierdurch ein neuer Ausgangspunkt für eine gegenseitige Abstimmung gewonnen ist.
Textabbildung Bd. 320, S. 426
Fig. 24.
Textabbildung Bd. 320, S. 426
Fig. 25.
Textabbildung Bd. 320, S. 426
Fig. 26.
Textabbildung Bd. 320, S. 426
Fig. 27.
Textabbildung Bd. 320, S. 426
Fig. 28.
Die neueren Anordnungen von Lodge und Muirhead. Um
zwischen Sender und Empfänger eine schärfere Abstimmung zu erzielen, wird stets eine
zusätzliche Kapazität zwischen Luftdraht und Erde in Serie geschaltet. Bei den
hierbei möglichen, in Fig. 24 bis 27 dargestellten verschiedenen Anordnungen wird
grundsätzlich eine regulierbare Induktanz zwischen zwei in Serie befindlichen
Kondensatoren, von denen mindestens einer veränderlich ist, geschaltet. Eine nähere
Erklärung dieser schematischen Darstellungen ist wohl nicht erforderlich. Mehr
Interesse bietet die Einrichtung, welche für die Zeichengebung angewendet und in
Fig. 28 schematisch und in Fig. 29 im Schnitte dargestellt ist. Aus Fig. 28 ist zu entnehmen, dass zwei mit Ankern aa1 ausgerüstete
Elektromagnete hierfür verwendet werden. Die Anker aa1 bewegen sich zwischen zwei Kontakten
und werden im Ruhezustande durch Federn in der gezeichneten Lage erhalten. Das Ende
des Ankerhebels a1 ist
gelenkig mit dem um die Achse x beweglichen Hebel h verbunden. Das Ende dieses Hebels ist senkrecht
abgebogen und mit einer Nadel n versehen, welche bei
Anziehung des Ankers o1
in das Quecksilber enthaltende Gefäss q taucht.
Hierdurch wird der Strom für die primäre Windung des Induktoriums geschlossen. Die wechselseitige
Wirkung der Elektromagnete erklärt sich nun wie folgt:
Textabbildung Bd. 320, S. 427
Fig. 29.
Beim Niederdrücken der Morsetaste m schliesst sich der
Stromweg der Batterie b über den oberen Kontakte des
Ankers a1, die
Windungen des Elektromagneten e1 und den Taster m. Der
Elektromagnet e1 wird
erregt, zieht den Anker a1 an, wodurch die Nadel n in das Quecksilber
taucht und den Stromkreis für die Primäre des Induktoriums schliesst. Der Anker a1 legt sich aber auch
gleichzeitig an den Kontakt k1 an, wodurch der Strom von b auch über k1a1 und die Windungen
des Elektromagneten e einen zweiten Weg findet. Der
Anker a wird angezogen, hebt sich vom Kontakt k ab und unterbricht den Strom für das Relais. Dieses
lässt den Anker a1 los,
die Nadel n wird aus dem Quecksilber herausgehoben und
der Kontakt zwischen a1
und k1 aufgehoben.
Dadurch wird nun auch der Elektromagnet e wieder
stromlos, der Anker a legt sich neuerdings an den
Kontakt k an, und es wiederholt sich das beschriebene
Spiel stets so lange von neuem, als die Taste niedergedrückt bleibt. Es entstehen
sohin fortwährende Schlüsse und Unterbrechungen des Stromkreises der Primären des
Induktoriums, was wieder die Erregung einer fortlaufenden Reihe einzelner Wellenzüge
während der ganzen Dauer des Tasterschlusses bedingt. Die Einzelheiten der
Einrichtung (Fig. 29) lassen an den verschiedenen
Regulierschrauben sofort erkennen, dass die Bewegungen der Anker aa1 entsprechend
begrenzt und die Spannungen der Abreissfedern nach Bedarf geändert werden können und
ebenso, dass der die Kontaktnadel tragende Hebelteil durch eine Ebonitzwischenlage
c von den anderen Bestandteilen isoliert ist.
Textabbildung Bd. 320, S. 427
Fig. 30.
Um eine selbsttätige Uebertragung der Zeichen zu ermöglichen, haben die erwähnten
Erfinder eine Einrichtung geschaffen, bei welcher ähnlich wie bei dem Wheatstoneschen Schnellschreiber gelochte
Papierstreifen (Fig. 30) verwendet werden. Die in
regelmässigen Abständen wiederkehrenden Löcher 1 der
mittleren Reihe dienen zur Führung des Streifens. Die seitlichen Löcher dienen als
Zeichengeber und zwar die beiden Löcher 2 und 3 in demselben Querschnitt des Streifens für den Punkt
und die beiden Lochpaare 4, 5 mit einem dazwischen
liegenden Loch 1 für den Strich.
Die so vorbereiteten Streifen laufen nun, durch ein Uhrwerk gleichmässig vorwärts
geschoben, an den hervorstehenden metallischen Enden x,
y der selbsttätig wirkenden Tasten tt1 (Fig. 31) vorbei.
Beide Tasten sind entsprechend den Abständen der seitlichen Lochreihen von der
mittleren seitlich aus der Mittellinie verschoben. Wird daher der Streifen (Fig. 30) über diese beiden Tasten fortbewegt, so
greift vorerst die Spitze y von t1 in das Loch 2 des Streifens. Sie wird mitgenommen und hierdurch die Taste
ausreichend verdreht um den Kontakt c1 und hierdurch den Stromkreis der Batterie b zu schliessen. Der Anker A wird von dem Elektromagneten E1 angezogen, der Kontakt C, über welchen, wie angedeutet, die leitende Verbindung zu dem
Induktorium geht, schliesst sich und eine Wellenentsendung findet statt. Unmittelbar
darauf greift jedoch die Spitze x der Taste t in das Loch 3 des
Streifens ein, wohingegen die Taste y in die Ruhelage
zurückkehrt. Die Taste x schliesst den Kontakt c und den Strom der Batterie b, jedoch diesmal über den Elektromagneten E,
wodurch der Kontakt C unterbrochen wird. Dies
entspricht der Abgabe eines Punktes. Soll ein Strich gegeben werden, sind also die
beiden Löcher im Streifen zeitlich zueinander verschoben, so ist der Vorgang der
gleiche, nur bleibt der Kontakt C längere Zeit hindurch
geschlossen, so dass auch die Wellenentsendung längere Zeit andauert.
Textabbildung Bd. 320, S. 427
Fig. 31.
Es ist hierbei, um den Vorgang genau zu verfolgen, stets zu beachten, dass die Tasten
t und t1, so lange ihre Spitzen den vollen Streifen
treffen, in der dargestellten Lage sind und die Kontakte c und c1 nur
so lange schliessen, als die Spitze in ein Loch des Streifens eingreift. Ein
praktischer Wert dieser Einrichtung kann nur für jene Fälle ersehen werden, bei
welchen ein und dieselben Nachricht der Reihe nach an verschiedene Stationen
vermittelt werden soll.
Textabbildung Bd. 320, S. 427
Fig. 32.
Vereinfachung der Empfangseinrichtung, System Rochefort.
Wiewohl das System Rochefort, mit Ausnahme der
eigenartigen Konstruktion des sehr wirksamen Induktoriums wenige Besonderheiten
aufweist, ist doch das Bestreben, die Einrichtungen so einfach, daher auch so
praktisch als möglich zu gestalten, aller Anerkennung wert. Bei der in Rede
stehenden Neuerung ist der Luftdraht L (Fig. 32) nach Zwischenschaltung des Resonators mit
der Erde verbunden. Bei richtiger Wahl der Windungszahl und Windungslänge übertragen
sich die in dem Luftdraht entstehenden Schwingungen auf den Resonanzkreis und
entstehen an den Fritterenden gleiche Potentiale von entgegengesetzten Vorzeichen.
Der Fritter f ist nun, um die Anordnung von
Kondensatoren zu vermeiden und trotzdem den Lokalkreis nicht kurz zu schliessen,
dreipolig ausgeführt, oder er besteht, was dasselbe besagt, aus zwei in Serie
geschalteten Frittern. Die Batterie B mit dem Relais
R ist hierbei an den mittleren Pol des Fritters und
an die Mitte der Selbstinduktionsspule S angelegt. Es
wird hiernach das Prinzip der aufgezwungenen Schwingungen auf den Empfangskreis
übertragen, wodurch ein Transformator entfällt und nebstbei auch die Verwendung von
Kondensatoren in sinnreicher Weise umgangen wird.
(Fortsetzung folgt.)