Titel: | Nicholsons Versuche mit Schnellschnittstählen. |
Autor: | Pregél |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 551 |
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Nicholsons Versuche mit Schnellschnittstählen.
Von Prof. Pregél,
Chemnitz.
(Schluss von S. 542 d. Bd.)
Nicholsons Versuche mit Schnellschnittstählen.
In der Tab. X und Xa sind die Winkel der Schneidstähle angeführt, welche während
der Versuche A bis H zur Anwendung gelangten.
Textabbildung Bd. 320, S. 551
s = (a + φ) ist der Schneidwinkel (Fig. 9) normal zur
Drehungsachse des Werkstückes, welcher nur für die Scheitelstelle gilt, in welcher
die Spanstärke von Null, im Bogendreieck bis zur Schaltungsstärke zunimmt. Der
wirkliche Schneidwinkel, Spalte 137, liegt in der Ebene EF (Fig. 10 und 11), welche senkrecht
zum Schnittbogen und annähernd in dessen Halbierungsstelle steht. Am Ende eines
Versuches wurde derselbe nachgemessen und in Spalte 174 eingetragen. Von allgemeinem
Interesse dürfte die bei diesen Versuchen gebrauchten Ueberhöhungen h mm, Spalte 139, sein, welchen die Ueberhöhungswinkel
β, Spalte 138, entsprechen, die bei der
Bemessung der Brustwinkel in der Ebene \overline{A\,B} (Fig. 9) zur Geltung
kommen.
Mit dem Brustwinkel (β + γ), Spalte 134, kann wieder der
Schneidwinkel
s = 90 – (β +
γ)
Spalte 133, bestimmt werden, während der seitliche
Schneidwinkel
δ = (90 – ψ)
Spalte 136 (Fig. 12) in die Ebene
CD fällt, welcher mit dem Ende des Schnittbogens
zusammenfallen sollte.
Die Länge des Schnittbogens mm, Spalte 140, hängt von der Spantiefe mm ab, und steigt
von A 1/16'' ∾ 4,5
mm auf, bei D ⅜'' ∾ 15 mm im Maximum auf 22 mm an.
Demgemäss wechselt der lineare, wirkliche Schnittdruck kg/mm auf den Schnittbogen bezogen, Spalte
141, in Tab. X für Gusseisen II von 60 bis 160 kg/mm und für Stahl, Tab. Xa, zwischen 100
und 360 kg/mm nach
Spalte 178, Tab. XII. Dieser spezifische lineare Schnittdruck kann aber in bezug auf
den einzelnen Schnittbogen unmöglich konstant sein, sondern es wird entsprechend dem
Bogendreieck des Spanquerschnittes, von der Scheitelstelle bis zum Spanrücken stetig
zunehmen und seinen Grösstwert am Spanrücken erhalten.
Textabbildung Bd. 320, S. 551
Gusseisen. Mittlere Schneidestahlwinkel. Stahl-Werkstück.Fig. 13.
Schneidwinkel s in Ebene FB.Fig. 14. Wirklicher Schneidwinkel in Ebene
EF.Fig. 15. Seitlicher Schneidwinkel in Ebene CD.Fig. 16.
Schneidwinkel s in Ebene AB.Fig. 17. Wirklicher mittlerer Schneidwinkel in
Ebene EF.Fig. 18. Seitlicher Schneidwinkel in Ebene CD.
Nach dem einfachen Proportionalitätsgesetz würde daher der höchste lineare
Schnittdruck auf die Schneidkante für Gusseisen 2 . 160 = 320 kg/mm und für
Stahl 2 . 360 = 720 kg/mm betragen, während der lineare Schnittdruck kg/mm auf die Tiefe des Schnittes bezogen,
bei Gusseisen II nach Tab. I D No. 59 auf 400 kg/mm, Spalte 5, steigt, bei Stahl VI nach
Tab. G (No. 149/153) aber auf 750 kg/mm stehen bleibt.
Es ist nun sehr wahrscheinlich, dass im Gegensatz hierzu das umgekehrte Verhältnis
bei spezifischem Flächendruck kg/qmm stattfindet, dass also der grösste Druck an der
Scheitelstelle, dagegen der kleinste Flächendruck wegen der grösseren
Flächenentwicklung des Spanquerschnittes am Spanrücken eintreten dürfte.
Tabelle X.
Winkelverhältnisse an den Schneidstählen.
Textabbildung Bd. 320, S. 552
Versuch-No.; Material;
Schneidwinkel; Brustwinkel; Anstellungswinkel; Seitlicher Schneidwink.; Wirkl.
Schneidwinkel i. d. Ebene; Ueberhöhung; Länge des Schnittbogens;
Schnittgeschwindigkeit; Schneidstahl-Marke; Spanquerschnitt; Weiches Gusseisen;
Mittelhartes Gusseisen; Hartes Gusseisen; Mittel
Wird dem das Verhältnis 3 : 1 zugrunde gelegt, so entstände an der Scheitelstelle des
Schneidstahls ein Flächendruck, der mindestens dreimal, wenn nicht fünfmal so gross
als der normale mittlere, Spalte 5, ist.
In Tab. XI sind Einzelversuche für kleinsten, wirklichen Schneidwinkel und nach dem
Werkstückmaterial Gusseisen I bis III und Stahl IV bis VI geordnet und nach dem
Spanquerschnitt f qmm gruppiert, angegeben.
Hieraus erkennt man nicht, wie das Verhalten des Schneidwinkels zur spezifischen
mechanischen Arbeit sich stellt, da die Beschaffenheit des Materials einen wesentich
grösseren Einfluss auf die spezifische mechanische Arbeit besitzt als die
Grösse des Schneidwinkels. So ist nach Tab. XI für Stahl IV B No. 4 der
Schneidwinkel 60° und die mechanische Arbeit 21600 mkg/Std. kg, während für V B No. 88 der
Schneidwinkel 65° beträgt, wobei die mechanische Arbeit blos 20200 mkg/kg
ausmacht.
Besonders auffällig tritt diese Abweichung nach Tab. XI in den beiden Fällen II D No.
65 und III D No. 188 hervor, wo Schneidwinkel 70 und 73°, spezifischer Schnittdruck
88 und 130 kg/qmm,
spezifischer Effekt 11 und 12 mkg Sek./qmm, spezifische mechanische Arbeit 23000 und 15000
mkg/Std. kg
sind.
Hiernach ist der Schluss berechtigt, dass für mittelhartes Gusseisen der wirkliche
Schneidwinkel von 70° entschieden zu klein ist, während derselbe nach dem Versuch
No. 180, also
nach I D No. 180 zu urteilen, für weiches Gusseisen richtig getroffen worden ist,
weil die Schnittdauer wie in II D No. 65 und III D No.
188 je 30 Minuten betragen hat.
Tabelle X (Fortsetzung).
Textabbildung Bd. 320, S. 553
Versuch-No.; Material;
Schneidwinkel; Brustwinkel; Anstellungswinkel; Seitlicher Schneidwink.; Wirkl.
Schneidwinkel i. d. Ebene; Ueberhöhung; Länge des Schnittbogens;
Schnittgeschwindigkeit; Schneidstahl-Marke; Spanquerschnitt; Weiches Gusseisen;
Mittelhartes Gusseisen; Hartes Gusseisen; Mittel
Im allgemeinen kann als richtig angenommen werden, dass die durch die Spanreibung
verursachten Widerstände mit kleinerem Schneidwinkel zunehmen, dass hingegen die
durch die Abscherung der Spanelemente bedingten Widerstände mit grösserem
Schneidwinkel wachsen. Es ist daher berechtigt, die mechanischen Effekte auf
mittlere Schneidstahlwinkel zu beziehen und dadurch passende Vergleichungen zu
ermöglichen.
In der Tab. XII ist die Zusammenstellung der Winkelmittelwerte durchgeführt und der
spezifische mechanische Effekt Sek. mkg/qmm darauf zurückgeführt.
Aus dieser Tab. XII ersieht man, dass durchgehends die wirklichen Schneidwinkel
für Gusseisen I kleiner als für III sind, Spalte 173; dass jedoch diese Annahme bei
Stahl nur ausnahmsweise zutrifft, in einem einzelnen Falle sogar E IV > E VI wird,
so dass 74° 35 > 69° 20 mittlerer Schneidwinkel für weichen bezw. harten Stahl
ist.
Es ist weiter in Tab. XII bei G IV = G VI nach Spalte 173 der Schneidwinkel 70° 15' =
70° 0'.
Daraus könnte gefolgert werden, dass der Einfluss der Grösse des Schneidwinkels bei
Stahl ganz und gar zurücktritt.
Ganz anders tritt der spezifisch mechanische Effekt mkg
Sek./qmm in die Erscheinung, welcher nach
Spalte 180 stets
I > III bezw. IV > VI
ist und auch wegen der weiter getriebenen
Spanzerkleinerung
A > B > C > D für I, II bezw. III
bezw.
E > F > G > H für IV, V bezw. VI
ausfällt.
Tabelle Xa.
Winkelverhältnisse an den Schneidstählen.
Textabbildung Bd. 320, S. 554
Versuch-No.; Material;
Schneidwinkel; Brustwinkel; Anstellungswinkel; Seitlicher Schneidwink.; Wirkl.
Schneidwinkel i. d. Ebene; Ueberhöhung; Länge des Schnittbogens;
Schnittgeschwindigkeit; Schneidstahl-Marke; Spanquerschnitt; Weicher Stahl;
Mittelharter Stahl; Harter Stahl; Mittel
So ist bei Gusseisen das Verhältnis
\frac{\mbox{I A}}{\mbox{I B}}=\frac{56}{26}\,\sim\,2
und bei Stahl
\frac{\mbox{IV F}}{\mbox{IV H}}=\frac{90}{46}\,\sim\,2 bezw. \frac{\mbox{IV E}}{\mbox{IV G}}=\,\sim\,2
Wären in diesen Fällen die Schnittgeschwindigkeiten in jedem einzelnen Verhältnis
gleich, so wäre der Schluss auf die angeführte Annahme richtig.
Da aber in diesen beispielsweise angeführten Verhältnissen die
Schnittgeschwindigkeiten nach Spalte 179 stark abweichen, der spezifische
mechanische Effekt aber eine Funktion der Geschwindigkeit ist, so wird erst nach
entsprechender Reduktion dieser Quozienten die Beziehung auf die Spanverkleinerung
hervortreten. Die Geschwindigkeitsverhältnisse sind aber:
\frac{\mbox{I A}}{\mbox{I B}}=\frac{550}{440}=\frac{5}{4}
\frac{\mbox{IV F}}{\mbox{IV H}}=\frac{510}{250}=2
und
\frac{\mbox{IV E}}{\mbox{IV G}}=\frac{660}{350}\,\sim\,\frac{11}{6}.
Werden nun die reziproken Werte der Geschwindigkeitquozienten mit den früheren
Effektquozienten multipliziert, so entstehen Werte, die bei Vergleichung des
mechanischen Effektes zur Spanverkleinerung dienen könnten.
Tabelle Xa (Fortsetzung).
Winkelverhältnisse an den Schneidstählen.
Textabbildung Bd. 320, S. 555
Versuch-No.; Material;
Schneidwinkel; Brustwinkel; Anstellungswinkel; Seitlicher Schneidwink.; Wirkl.
Schneidwinkel i. d. Ebene; Ueberhöhung; Länge des Schnittbogens;
Schnittgeschwindigkeit; Schneidstahl-Marke; Spanquerschnitt; Weicher Stahl;
Mittelharter Stahl; Harter Stahl; Mittel
Es wäre alsdann:
\frac{\mbox{I A}}{\mbox{I B}}=\frac{4}{5}\cdot 2=\frac{8}{5}=1,6
\frac{\mbox{IV F}}{\mbox{IV H}}=\frac{1}{2}\,2=1
\frac{\mbox{IV E}}{\mbox{IV G}}=\frac{6}{11}\cdot 2=\frac{12}{11}=1,1.
Die Spanverkleinerung B = 7,5 qmm auf A = 2,5 qmm würde daher bei weichem Gusseisen I
einen mechanischen Effekt beanspruchen, der 1,6 mal so gross ist, als bei B = 7,5
qmm Spanquerschnitt. Dagegen wäre eine Effektverstärkung bei Stahl IV und H =
30 qmm auf F = 7,5 qmm nicht erforderlich, während bei einer Spanzerteilung bei
Stahl von 15 auf 2,5 qmm im Falle \frac{\mbox{IV E}}{\mbox{IV G}}=1,1 nur eine kleine Steigerung des Effektes
in die Erscheinung tritt.
In den Fig.
13 bis 18 sind nach Tabellen XII die Schneidstähle für Gusseisen und
Stahlwerkstücke für mittlere Winkelwerte gezeichnet.
Dagegen folgen aus den Gruppenmitteln der Tab. XII folgende Grenzwinkel in Spalte
173:
Wirkliche Schneidwinkel für Gusseisen:
C I = 70° 45' bez. D III = 77° 25'.
Wirkliche Schneidwinkel für Stahl:
H V = 66° 0' bez. E IV = 74° 35'.
Tabelle XI.
Einzelversuche für kleinsten Schneidwinkel und grösste
Geschwindigkeit.
Textabbildung Bd. 320, S. 556
Gusseisen; Stahl; Weich;
Mittelhart; Hart; Normaler Spanquerschnitt; Versuch-No; Wirklicher
Schneidwinkel; Seitlicher Schneidwinkel; Anstellungswinkel; Brustwinkel;
Ueberhöhungswinkel; Ueberhöhung; Schnittgeschwindigkeit; Spezifischer
Schnittdruck; Spezifischer Effekt; Schnittfläche; Spangewicht; Spezifische
mechan. Arbeit
Für die lineare Ueberhöhung h mm, Spalte 176, sind:
Kleinstwerte:
Grösstwerte:
für
Gusseisen
B III = 4
mm
bez.
B II = 15 mm,
„
Stahl
E IV = 8
„
„
H IV = 22 mm,
und Mittelwerte:
für Gusseisen
h = 8,7 ∾ 9 mm,
„ Stahl
h = 13,9 ∾ 14 „
angenommen.
Tabelle XII.
Mittlere Schneidstahlwinkel.
Textabbildung Bd. 320, S. 557
Material; Art; Zustand;
Spanquerschnitt; Gruppenzeichen aus Tab.; Schneidwinkel; Brustwinkel;
Anstellwinkell; Seitlicher Schneidwinkel; Wirklicher Schneidwinkel; Ueberhöhung;
Schnittbogen; Spezifisch. Druck; Schnittgeschw.; Spezif. Effect; Weich;
Mittelhart; Hart; Gesamtmittel; Mittel; Gusseisen; Stahl