Titel: | Neuere Festigkeits-Probiermaschinen. |
Autor: | M. Rudeloff |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 561 |
Download: | XML |
Neuere Festigkeits-Probiermaschinen.
Von Professor M. Rudeloff.
(Fortsetzung von S. 550 d. Bd.)
Neuere Festigkeits-Probiermaschinen.
4. 50000 kg Zerreissmaschine mit
Schaulinienzeichner.
Fig. 54–56 zeigen die
Gesamtansicht der stehend angeordneten Maschine. Die Krafterzeugung erfolgt in der
Regel mittels Schraube; auf Wunsch wird die Maschine aber auch mit hydraulischem
Antrieb ausgerüstet. Zur Kraftmessung dient eine Laufgewichtswage; ein
Schaulinien-Zeichner und ein unmittelbar an den Probestab anzubringender
Dehnungsmesser vervollständigen die Einrichtung. Die Maschine ist auf einer starken
gusseisernen Grundplatte aufgebaut, welche ihre Aufstellung auf ebenem Boden ohne
kostspielige Fundamente ermöglicht.
Textabbildung Bd. 320, S. 561
Fig. 54. 50000 kg-Zerreissmaschine der Düsseldorfer
Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft vorm J. Losenhausen.
Bei Maschinen mit Kraftschraube erfolgt der Antrieb mittels Schnecke und
Schneckenrad, dessen Nabe die Mutter für die Kraftschraube trägt. Die Schnecke ist
entweder unmittelbar mit einem Elektromotor A (Fig. 55 und
56)
von 3 PS gekuppelt oder durch ein Reibungsvorgelege mit Riemenantrieb betätigt.
Letzteres gestattet das Schneckenrad nach beiden Richtungen anzutreiben und mittels
Ausrückhebels augenblicklich stillzustellen. Die grösste Spindel- (Dehnungs-)
Geschwindigkeit beträgt sowohl beim elektrischen als auch beim Riemenantrieb, wenn
nicht andere Abmachungen getroffen Werden, 20 mm i. d. Minute. Um die
Reibungswiderstände im Antrieb möglichst gering zu gestalten, läuft die Mutter B (Fig. 57) der durch
Führung am Maschinengestell gegen Drehung gesicherten Kraftschraube auf
Kugellagerung C und die Schnecke K in einem staubfrei abgedichteten Oelbade (Fig. 58 und
59).
Die Lagerung des Antriebes ist so angeordnet, dass sämtliche Teile nach dem Abheben
des Deckels D (siehe auch Fig. 54) aus der Grundplatte nach oben heraus genommen werden können,
ohne dass die Säulen oder irgend ein anderer Maschinenteil zuvor entfernt werden
müsste.
Die Laufgewichtswage zur Kraftmessung besteht aus dem Hebel E (Fig. 55) mit dem Uebersetzungsverhältnis 1 : 100 und dem eigentlichen
Laufgewichtshebel F, mit E
durch die Stange G verbunden. Das Laufgewicht H läuft, durch den Seilzug III betätigt, mit Rollen auf seinem Hebel und ist an demselben bei der
Nullstellung durch das Gegengewicht J ausgeglichen. Die
Einstellung des Laufgewichtes während des Versuches kann von Hand oder durch die
Maschine selbsttätig bewirkt werden, ohne dass die bewegende Kraft ein die Wägung
beeinflussendes Moment auf den Laufgewichtshebel ausübt.
Die selbsttätige Einstellung des Laufgewichts geschieht von der Schnekkenwelle zum
Antrieb der Kraftschraube aus wie folgt. Der über die Seilscheiben 1–7 (Fig. 62 und 63)
geleitete und bei 3 durch das Gewicht a gespannte, endlose Seiltrieb I überträgt die Bewegung der Schnecken- oder Motorwelle K auf die wagerechte Reibungsscheibe b, die mit der Seilscheibe 5 aus einem Stück gefertigt ist. b wird durch
Federdruck (s. Fig. 64) gegen die zweite Reibungsscheibe c
gepresst und setzt letztere mit mehr oder weniger grosser Geschwindigkeit
Textabbildung Bd. 320, S. 562
Fig. 55 und 56. 50000 kg-Zerreissmaschine der Düsseldorfer
Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft vorm J. Losenhausen.
Textabbildung Bd. 320, S. 563
Grundplatte mit Antrieb.
in Bewegung, je nachdem sie durch Verschieben ihrer Welle
d an dem Handgriff e
von der Drehachse der Scheibe b abgerückt wird. Mit der
Welle d drehen sich die Hülse f und die auf dieser befestigte Seilscheibe 8. Von 8 führt der Seiltrieb II über die Scheiben 9, 10
und 11, von denen 10
wieder ein Spanngewicht g trägt.
Die Achsen der Scheiben 9 und 11 sind auf kurze Strecken mit Schneckengewinde versehen (s. Fig. 65);
ihnen gegenüber stehen die Schneckenräder 12 und 13 (Fig. 66). Letztere
sitzen mit den Stirnrädern 14 und 15 auf denselben Hülsen, deren feststehende Achsen von
dem Laufgewichtshebel F getragen werden und sich in
gleichem Abstande (rechts und links) von der Stützschneide L des Laufgewichtshebels befinden.
Textabbildung Bd. 320, S. 563
Fig. 60. Uebertragung der Stabdehnung auf den Schreibapparat und
Dehnungszeiger.
Textabbildung Bd. 320, S. 563
Fig. 61.
Wird nun während des Versuches der Laufgewichtshebel durch die Spannung des
Probestabes angehoben, so kommt das Schneckenrad 12 in
Eingriff mit der Schneckenwelle der Scheibe 9, wird durch diese angetrieben und
betätigt durch den ebenfalls hergestellten Eingriff der beiden Stirnräder 14 und 15 ineinander und
durch die Seilscheibe 16 den Seiltrieb III derart, dass letzterer das Laufgewicht verschiebt
(nach links). Sobald die Spannung des Probestabes an der Wage im Gleichgewicht ist
und der Hebel F auf die feste Marke M einspielt, ist das Schneckenrad 12 wieder ausgerückt und der Seiltrieb III sowie das Laufgewicht stehen still. Ist aber das
Laufgewicht
Textabbildung Bd. 320, S. 564
Antrieb des Laufgewichtes.
zu weit nach links gerückt, so dass sein Moment grösser
ist als das der Spannung des Probestabes, und der Laufgewichtshebel absinkt, so
kommt das Schneckenrad 13 in Eingriff mit der
Schneckenwelle der Scheibe 11.
Textabbildung Bd. 320, S. 565
Fig. 65 und 66. Antrieb des Laufgewichtes.
Die Scheibe 16 wird nun im
umgekehrten Sinne gedreht wie vorher und das Laufgewicht durch den Seilzug III nach rechts zurückgezogen.
Um den Seiltrieb III stets straff zu halten, ist die
Lage der Scheibe 17 mit der nach links wirkenden
Spannfeder N verbunden (Fig. 66). Der
Ausschlag des Laufgewichtshebels nach oben und unten ist durch die Maulweite des
Sperrstückes O begrenzt. Um den Hebel festzustellen,
wird es an dem Griff P nach links umgelegt.
Reisst die Probe, so arbeitet die Schneckenwelle K bis
zum Stillstellen des Motors weiter. Damit aber das Laufgewicht beim Bruch der Probe
in seiner augenblicklichen Stellung stehen bleibt, ist folgende Einrichtung
getroffen, mit der der Seiltrieb II angehalten wird. An
die Seilscheibe 8 (Fig. 62 und 63) ist das
Sperrad h angegossen; zu ihm gehört der Sperrhebel i. Er ist durch den Zug der Kette k (Fig. 62) ausser
Eingriff, so lange die Kraftschraube S unter der
Spannung der Probe die Antriebsmutter B (Fig. 57)
nach oben zieht und die Kette k durch den Hebel l (Fig. 62) angespannt
wird, indem das Ende seines kurzen Armes in der Nute m
am oberen Ende der Mutter B gleitet und nach oben
gedrückt wird. Reisst die Probe, so genügt die geringe Abwärtsbewegung der Mutter
B unter ihrem Eigengewicht, um die Kette k an dem Hebel l soweit
nachzulassen, dass der Sperrzahn des Hebels i in das
Rad h einfällt. Da die Welle d hierdurch an der Drehung verhindert ist, so steht der Seiltrieb II und damit zugleich der Seiltrieb III für die Laufgewichtsbewegung sofort still. Die
Scheibe b gleitet unter der Scheibe c, bis auch der Motor abgestellt ist.
Der Schaulinienzeichner besteht aus einer Trommel, die durch einen Kettenzug der
Verschiebung des Laufgewichtes entsprechend gedreht wird, und dem Schreibstift der
der Dehnung des Probestabes entsprechend gesenkt wird, wobei seine Tragestange am
Maschinengestell geführt ist.
Eigenartig ist die Uebertragung der Stabdehnung auf den Kettenzug (s. Fig. 60). Auf den Probestab sind in den
Endquerschnitten der Messlänge die Bügel m
aufgeschraubt, Gegen dieselben stützen sich die Enden der beiden teleskopartig
ineinander geschobenen Rohr n und o. n trägt die Rolle p, o
die Rolle q. Infolge dieser Anordnung nähern die beiden
Rollen sich beim Versuch um die Stabdehnung und die Kette r wird um den doppelten Betrag nachgelassen. Der Weg des Schreibstiftes
auf der Trommel stellt also die Dehnung im doppelten Masstabe dar.
Der Dehnungszeiger sitzt auf der Achse der Rolle, über die die Kette r zum Schreibstifthalter heruntergeführt wird (s. Fig. 55 und
56).
Diese Rolle ist aus zwei Scheiben gebildet (s. Fig.
61), die verschieden weit voneinander einzustellen sind, um die Tiefe der
Kettenrolle ändern und hierdurch das Uebersetzungsverhältnis für die Dehnungsanzeige
richtig einstellen zu können.
Neuerdings wird der Dehnungsmesser mit einer Einrichtung geliefert, die beim Bruch
des Probestabes den Dehnungszeiger augenblicklich still stellt, so dass er die
Dehnung auch nach erfolgtem Bruch noch anzeigt.
(Fortsetzung folgt.)