Titel: | Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten. |
Autor: | H. Reissner |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 644 |
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Nordamerikanische
Eisenbauwerkstätten.
Von Dr.-Ing. H. Reissner,
Berlin.
(Fortsetzung von S. 632 d. Bd.)
Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten.
Unabhängige Werke.
Die Organisation der anderen grossen Brückenbau-Anstalten ist in ähnlicher Weise
durchgeführt, besonders zeichnet sich die Pennsylvania
Steel Co. durch feine Durcharbeitung des Verwaltungssystems aus.
Man findet dort eine sehr sorgfältige Bezeichnungsweise der in der Werkstatt
zusammenzusetzenden Profile und der zugehörigen Schablonen (assembling marks) und
eine andere der auf dem Bauplatz zu vereinigenden Konstruktionsteile (shipping
marks), indem für den ersten Zweck je drei kleine Buchstaben als Zusammensetzmarken
dienen, von denen die erste die Zeichnung bedeutet, auf der das Stück erscheint,
während die beiden anderen zur Nummerierung des Stückes dienen. Für Aufstellung und
Transport sind die Knotenpunkte eines Fachwerkträgers durch je einen grossen
Buchstaben und eine Zahl bezeichnet, z.B. der dritte Knotenpunkt des Obergurtes mit
O 3 und der Stab, der vom zweiten
Untergurtknotenpunkt nach dem dritten Obergurtknotenpunkt läuft mit U 2 O 3, diese Marke erscheint auf den betreffenden
Werkstattzeichnungen, auf dem Aufstellungsplan und auf dem Stück selbst (in
Schlemmkreide). Für die Aufstellung des Gokteik-Viadukts in Indien hat dieses Werk
auch zu farbigen Marken seine Zuflucht genommen, um die schnelle Aufstellung mit
ungeübten Eingeborenen ohne Buchstaben und Zahlzeichen durchführen zu können.
Auch in anderer Weise ist die Montageabteilung sehr systematisch durchgebildet. Von
allen Bauarbeiten kommen tägliche Berichte ein, die den Stand der Arbeit, die Höhe
der Löhne, die Anschaffungen an Werkzeugen und über Schwierigkeiten berichten und
ermöglichen, zu jedem Augenblick die bisher entstandenen Aufstellungskosten mit dem
Voranschlag zu vergleichen und zum Schluss das Ganze bis auf Heller und Pfennig
nachzukalkulieren. Das System geht hierin sogar so weit, dass z.B.
Aufstellungsingenieure Vordrucke in verschiedenen Farben zu benutzen haben, je
nachdem sie Berichte einsenden oder eilige Fragen und Anforderungen stellen.
Allgemeine Anlage der Werkstätten.
Wir kommen nunmehr zur Anlage und Einrichtung der Werkstätten selbst.
Der wirtschaftliche Grundgedanke jeder Fabrikanlage besteht in der Aufgabe, mit dem
geringsten Aufwände von Anlagekapital und Betriebskosten eine möglichst hohe
Leistungsfähigkeit zu erzielen. Das Anlagekapital ist bedingt durch den Grundwert,
durch die Grösse und Ausführungsart der Bauten, durch die Ausgestaltung der
Zufuhrstrassen, durch die Ausstattung mit Maschinen, maschinellen
Transporteinrichtungen und mit Heizungs- und Lüftungsvorrichtungen.
Im allgemeinen werden sich die Betriebskosten auf die fertiggestellte Tonne
ermässigen und die Betriebssicherheit wird steigen durch einen grösseren Aufwand an
Anlagekapital und es wird darauf ankommen, für eine bestimmte Jahrestonnenleistung
Zinsen und Abschreibungen der Anlagekosten und die jährlichen Betriebsaufwendungen,
Reparaturen und Neuanschaffungen gegenüberzustellen und die Summe beider zu einem
Minimum zu machen.
Die Betriebskosten hängen ausser von den schon genannten Faktoren noch von der Lage
des Werkes, der Arbeiterbeschaffung, den Löhnen, der Fähigkeit der Arbeiter, den
Kosten der Brennstoffe, den Kosten der Leitung und des Zeichenbureaus und von dem
Umfang, der Gleichartigkeit und den Bedingungen der Lieferungen ab.
Hier wird sich die Werkleitung auch über die Grössenverhältnisse der Lochstanz- und
Lochbohranlage und ihren Einfluss auf die Ansprüche an die vorbereitenden
Werkabteilungen zu entscheiden haben nach den auf S. 610 auseinandergesetzten
Erwägungen.
Es wird ferner zu überlegen sein, wieweit die Sorgfalt des Vorzeichnens und die
Verantwortung für die Richtigkeit desselben von der eigentlichen Brückenwerkstätte
in eine besondere Schablonenwerkstätte zu verlegen ist, um einen glatten Weitergang
der Stücke, eine grössere Arbeitsteilung und bequemere Transportverhältnisse zu
schaffen, obgleich die Kosten des allerdings öfter verwendeten Holzes, die
Einseitigkeit der Arbeiter und die Abhängigkeit von einer dauernden grösseren
Produktionsmenge dagegen sprechen.
Aehnliche Ueberschläge sind zu machen bei der Bemessung und Ausstattung der
Lagerplätze. Während grosse Plätze eine gewisse Unabhängigkeit von den Walzwerken,
eine gute Ordnung der Profile nach Grössen und Lieferungen, eine bequeme
Zugänglichkeit und niedriges Aufstapeln gewährleisten, haben sie anderseits die
Nachteile teueren Grunderwerbs und weitläufiger Transportanlagen. Auch wird man
zusehen müssen, ob nicht Aufwendungen für die Ueberdachung des Lagerplatzes bei
grosser durchschnittlicher Lagerdauer wegen besserer Erhaltung des Eisens notwendig
werden.
Von der Grösse eines Werkes und der organisatorischen Befähigung eines
Menschenschlages hängt es wiederum ab, wie viel die Einführung eines grossen
schematischen Apparates mit seinen Vor- und Nachkalkulationsmethoden, mit seiner
Registrierung und statistischen Nachweisung jeder Einzelheit, mit seinen
Vordruckformularen und Konstruktionsnormalien die Ausgaben des Betriebes zwar
vermindert, aber die Kosten der Leitung erhöht.
Wie schon im Eingang erwähnt, ist man in den Vereinigten Staaten infolge der Höhe der
Löhne, der Geschicklichkeit und Selbständigkeit der Arbeiter, des organisatorischen
Talentes des Amerikaners, der Billigkeit der Rohmaterialien und der Gleichartigkeit
und grossen Mengen der sich in wenig Klassen verteilenden Arbeiten zum Ersatz der
Menschenarbeit durch Arbeits- und Transportmaschinen, zur Durchbildung von
besonderen Arbeitsmaschinentypen für jede Arbeitsklasse, sowie zu einer
erstaunlichen Anwendung von Normalien, Vordrucken und vorher festgelegten
Arbeitsmethoden in der Eisenkonstruktionsindustrie übergegangen. Von solchen
Maschinen seien hier schon genannt die Vielfachstanzen mit selbsttätigem Teiltisch,
Nietpressensätze abgestufter Kraft, Spezialfräser und senkrechte und wagerechte
Zylinderbohrmaschinen besonderer Anordnung für Bolzenlöcher. Man verfolgt ebenso wie
in guten, deutschen Betrieben den Grundsatz, jede kleinste Herstellungseinzelheit
vorher im Bureau festzulegen, so dass in der teueren, mit zinsenfressenden Maschinen
besetzten Werkstatt keine Minute durch Zaudern, Richtigstellen von Irrtümern, Hin-
und Herschaffen von schweren Stücken, Abarbeitung an falscher Stelle oder zu
falscher Zeit verloren geht.
Die Anlagen eines vollständigen amerikanischen Werkes sind die folgenden:
1. Zufahrtgleise, Strassen und Kanäle,
2. Lagerplätze für ankommendes Material,
3. Zeichenbureau,
4. Schablonenwerkstatt,
5. Zurichtungswerkstatt (Hauptwerkstatt),
6. Augenstababteilung,
7. Schmiede,
8. Niet- und Bolzenfabrik,
9. Maschinenfabrik,
10. Giesserei,
11. Prüfungsabteilung,
12. Platz für Streichen, Lagern, Aufladen fertiger
Konstruktionen und Abfahrtstrassen.
Wie bei jeder Fabrik ist auch bei einer Eisenkonstruktionswerkstätte das
Grundprinzip, die einzelnen Abteilungen des Werkes so zu legen, dass der Fortgang
der Arbeit gleichförmig in einer Richtung erfolgt und die Teile, aus denen sich die
fertige Konstruktion zusammensetzt sowie die Arbeiten an denselben an der richtigen
Stelle Anschluss finden. Diese Aufgabe kann natürlich auf verschiedene Weise
gelöst werden, z.B. entweder durch Anlage räumlich getrennter Einzelbauten für jede
Abteilung oder durch Vereinigung aller Abteilungen in einem einzigen Gebäude.
Die Vereinigung aller Abteilungen in einem einzigen Gebäude finden wir bei den
Anlagen der Riter- and Conley-Werkstätten in Pittsburg,
denjenigen der Marshall-Mc. Clintic Construction Co. in
Pittsburg und besonders den grossartig angelegten Werkstätten der Pennsylvania Steel Co. in Steelton, Pennsylvania.
Bei Riter and Conley (Fig.
9) hat die gesamte Gebäudeanlage die Form eines Hufeisens, dessen eines
Ende die Bureaus der Betriebsleitung, das Anfahrtgleis, die Schablonenwerkstätte und
die Blech- und Profilrichtemaschinen, während das andere ein versenktes Verladegleis
und die Anstrichabteilung enthält. Die Langseite des Hufeisens wird durch vier
nebeneinander liegende Hallen gebildet, von denen die äusserste vorzugsweise der
Bearbeitung von Profilen, die zweite der von Blechen dient, die dritte
Werkzeugmaschinen für Reparaturen und Aenderungen in der Werkstatt und dahinter die
Schmiede beherbergt und die vierte Halle für die Herrichtung von Bauträgern
bestimmt ist. Für sich stehen hier nur Maschinen- und Kesselhaus. Der Hof enthält
Gleise, die einesteils die An- und Abfahrtgleise verbinden, andernteils dazu dienen,
mit Hilfe eines Lokomotivkranes den Walzeisenlagerplatz zu bestreichen.
Textabbildung Bd. 320, S. 645
Fig. 9. Lageplan der Eisenbauwerkstätte der Riter-Conley Manufacturing Co. in
Allegheny bei Pittsburg.
1. Winkelscheere; 2. Richtwalzen;
3. Gradbiege- und Richtmaschine; 4. und 6. Vielfach-Lochstanze mit Teiltisch; 5.
Lochstanze; 7., 17. und 11. Desgl; 9. Winkelscheere; 10. Schmalspurgleis; 12.
und 8. Blechscheeren; 13. Wandkräne mit Bohrern und Nachreibern; 11.
Fräsmaschinen; 15. Vertikalbohrmaschine; 16. Materialienschuppen; 18.
Winkelscheere; 19. Lokomotivkran; 20. 21. Lochstanzen; 22. Stehende
Nietmaschine; 23. Horizontal-Bohrmaschine.
Die Marshall-Mc. Clintic Co. (Fig. 10) hat ebenfalls ausser den Räumlichkeiten für kaufmännische und
technische Bureaus und einem Holzschuppen sämtliche Abteilungen in einem Gebäude
vereinigt. Der Lagerplatz mit seinen Schmalspurgleisen wird von einem elektrischen
Laufkran von 20 t Leistungsfähigkeit und 23 m Spannweite auf einer Laufbahn von etwa
150 m bedient. Zwei weitere Schmalspurgleise führen quer unter der Kranlaufbahn weg
in die Hauptwerkstatt hinein und längs durch dieselbe hindurch.
Seitlich schliessen sich in zweckmässiger Reihenfolge in einer Nebenhalle die
Abteilungen an, die die Hauptwerkstatt bedienen, also die Schablonenwerkstatt am
Anfang des Arbeitsweges, die Reparatur- und Maschinenwerkstätte, dort wo die wichtigsten
Werkzeugmaschinen stehen und neue Scheeren und Lochstempel gebraucht werden und das
Kraftwerk in zentraler Lage. Am Austrittende liegt die Schmiede, die für
verschiedene Teile der Werkstatt zu liefern hat. Am Austrittende führen dann
Normalspurgleise die dort lagernden, abgearbeiteten und gestrichenen
Eisenkonstruktionen an ihren Bestimmungsort.
Textabbildung Bd. 320, S. 646
Fig. 10 Lageplan der Eisenbauwerkstätte der Marshall-Mc. Clintic Construction
Co. in Rankin bei Pittsburg.
Die Anlage ist von ihren jetzigen Leitern, früheren zwei Ingenieuren der Shiffler Bridge Co. entworfen worden und spiegelt in
der Hauptanlage und in einigen besonderen Punkten die Erfahrungen derselben aus
ihrer früheren Stellung wieder, wenn auch der Arbeitsgang, die Art der
Maschinenaufstellung, die Transportanlagen in der Werkstätte und die Dachausbildung
sehr an die Einrichtung der Pencoyd Iron Works
erinnern. Leider sind die betreffenden Herren mit der Mitteilung von Einzelheiten
sehr zurückhaltend, so dass eine genauere Kenntnisnahme der Einzelpläne nicht
möglich war. Die Werkstatt wird für mittelschwere Konstruktionen von massgebenden
Ingenieuren sehr gelobt.
Das grossartigste Beispiel einer in einer Halle mit seitlichen Querschiffen
vereinigten Anlage bietet das Werk der Pennsylvania Steel
Co., Steelton, Pennsylvania (Fig. 11).
Einzelstehende Gebäude sind dort nur das Bureaugebäude und die Schablonenwerkstatt.
Von den übrigen Abteilungen befindet sich die Hauptwerkstatt in einer grossen
Längshalle, während die Neben Werkstätten, die in den Hauptarbeitsgang an gewissen
Stellen eingreifen, in bequemster Lage in Quergebäuden untergebracht sind.
Die Haupthalle beherbergt zeitlich und räumlich aufeinander folgend die, im Gegensatz
zu anderen Werken überdeckte Anfuhr-, Lager- und Richtabteilung, sodann die
Lochwerkstatt, darauf den Zulageboden und die Nietpressen für gestanztes Material,
weiter die Nachreibe- und Bohrabteilung, dann die eigentliche Niet- und
Abarbeitungswerkstatt und schliesslich den Anstrich- und Verladeraum. In Querhallen
gliedern sich zunächst die hydraulische Presschmiede in die Lochstanzabteilung
führend, wo Augenstäbe im Gesenk geschmiedet, Profile, Buckelplatten usw. vor dem
Lochen in die richtige Form gebracht werden, dann am Ende des Stanzraumes, in
zentraler Lage, die Lagerhalle für gelochtes und geschnittenes Material, die
Schmiedewerkstatt mit Dampfhämmern und die Maschinenwerkstätte für Reparaturen,
Herstellung von Schneidwerkzeugen, Bolzen und Rundeisenaugenstäben, dazwischen
Lagerräume für Utensilien nebst Werkstattbureau und Heizanlage, daneben die
Umkleide- und Waschräume für Arbeiter und am Ende der Halle zwei Quergebäude für
Kompressoren, Dynamomaschinen und Kessel. Da die Anlage 1903 noch nicht ganz
ausgebaut war, war die Haupthalle am Anfang der Stanzabteilung durch einen
provisorischen Holzbau ersetzt, der noch keine Maschinen enthielt, sondern nur die
Arbeiter und das Material vor dem Wetter schützen sollte, ferner bestand von Anfuhr-
und Lagerabteilung erst etwas über die Hälfte. Die grosse Maschinenwerkstätte sowie
die Abarbeitungs- und Anstrichräume sollten erst später gebaut werden, so dass die
grossen Bohrmaschinen, Fräse- und Hobelmaschinen vorläufig noch in der Nietabteilung
arbeiteten.
Die fertiggestellten Konstruktionen werden auf Normalspurgleisen ausserhalb der
Werkstatt unter einen Portalkran von etwa 26 m Spannweite und 15 t Ladefähigkeit bei
7,3 m Hub zurücktransportiert, wo sie endgültig verladen und auf die Gleise der
Pennsylvania-Eisenbahn übergeführt werden.
Die Werkstätten werden in der Längsrichtung von drei Gleisgruppen, nämlich einer
nördlichen äusseren für die Querhallen, einer südlichen inneren für die Verladung und einer durch
die Mitte der Haupthalle führenden für die Anfuhr, bestrichen. Die Anlage liegt
zwischen dem Susquehanna-Fluss und den von Harrisburg und Steelton kommenden
Strassenbahngleisen, deren drei Haltestellen zu den Kontrolleingängen für Arbeiter
an beiden Enden des Werkes und in der Mitte zu dem Zugang für Bureauangestellte
und Besucher führen.
Textabbildung Bd. 320, S. 647
Fig. 11. Lageplan der Brückenbauanstalt der Pennsylvania Steel Co. In
Steelton, Pennsylvania. 1903 fertiggestellte Gebäude voll ausgezogen.
Textabbildung Bd. 320, S. 647
Fig. 12. Brückenbauanstalt der Pencoyd Iron Works in Pencoyd bei
Philadelphia.
1. Elektrischer Laufkran; 2.
Blech-Richt-Walzen; 3. Automatisches Teilungs-Lochwerk; 4. Blechscheere; 5.
Winkelscheere; 6. Lochwerk; 6 a. Dasselbe für Bleche; 7. Winkel-Lochstanze; 8.
Blech-Hobelmaschine; 9. Vielfach-Lochwerk für Träger; 10. Kaltsägen; 11.
Klinkmaschine; 12. Portalkran mit Radialbohrern; 13. Bohrmaschinen (wagerecht
und senkrecht); 14. Gurtstabbohrmaschinen; 15. Planfräser; 16. Hobelmaschinen;
17. Elektrische Laufkatzen; 18. Radialbohrmaschinen; 19. Nietöfen; 20.
Nietmaschinen; 21. 30 t Laufkräne; 22. Wage; 23. Oelbehälter; 24.
Farbenbehälter; 25. Nietvorräte; 26. Holzsäge; 27. Hydraulische Pumpen; 28.
Hydraulische Akkumulatoren; 29. Kompressoren; 30. Oelpumpe; 31. Scheeren; 32.
Biegemaschinen; 33. Oefen; 34. Rauchabzug; 35. Gesenk-Schmiedepresse für
Augenstäbe; 36. Hydraulische Walzen; 37. Drucklufthebezeuge; 38. Hydraulische
Presse; 39. Augenstabbohrmaschine; 40. Schleifmaschine; 41. Dampfmaschine; 42.
20 t Hammer; 43. Oefen; 44. Dampfhämmer; 45. Stauchmaschine; 46.
Bolzen-Gewindeschneider; 47. Bohrmaschinen; 48. Drehbank; 49. Luftkompressor;
50. Mutternmaschine; 51. Bolzenschneider; 52. Shaper; 53.
Mutterngewindemaschine; 54. Hobelbank; 55. Stabschneidemaschine; 56.
Nietfabrikationsmaschinen; 57. Oefen; 58. Ausglühofen; 59. Werkstatt-Motor; 60.
Kranbahn am Binderuntergurt; 61. Rohrmaschine.
Während bei den drei oben beschriebenen Anlagen das ununterbrochene gleichgerichtete
Fortschreiten des Arbeitsstückes, die leichte Ueberwachung, die Ueberdeckung aller
Abteilungen und die Einheitlichkeit der
Textabbildung Bd. 320, S. 648
Fig. 13. Lageplan des Ambridge-Werkes der American Bridge Co. in Ambridge bei
Pittsburg.
ganzen Anlage auf Kosten eines längeren und schmäleren
Transportweges und grösseren Heizwärmebedarfes in den Vordergrund gestellt sind,
finden wir bei den meisten anderen Werken den Arbeitsprozess in getrennten Gebäuden
vor sich gehen. Für diese Anordnung wird von ihren Vertretern geltend gemacht, dass
sie sich besser eigene, um Geländeverhältnisse auszunutzen und ferner, um
verschiedene Arbeitsklassen in getrennten Fabrikgebäuden zu halten und so die
Spezialisierung der Arbeiter und die Verantwortlichkeit der Einzelleiter möglichst
hoch zu treiben und zu bewirken, dass von einer Werkstatt zur anderen der Verkehr
nicht durch mündliche Verhandlungen, sondern durch Uebergabe vollständiger
Unterlagen schematisch vor sich gehe. Zeichnungen sollen keine Nachfrage in den
Werkstätten, Schablonen und Modelle sollen keine Zweifel beim Ankörnen, Abgiessen
und Pressen hervorrufen, Bestellungen für Schmiedestücke, Bolzen, Walzen, Augenstäbe
und Gusstücke sollen auf beinahe selbsttätigem Wege den Abteilungen zur Herstellung
auf Grund der Zeichnungen und Modelle zugehen und ebenso selbstverständlich sich in
die fertige Konstruktion einfügen. Gewonnen werde ferner durch Gebäudetrennung eine
kleinere überbaute Fläche und kürzere Gleisanlagen.
Die bekanntesten und als Muster amerikanischer Brückenbaupraxis allgemein
betrachteten Werkstätten sind die der Pencoyd Iron
Works in Pencoyd bei Philadelphia (Fig.
12). Dieselben ziehen sich zwischen einem Höhenrücken und dem Schuylkill-Fluss
in einem Vorort Philadelphias langgestreckt dahin und zeigen in ihrer Entwicklung
von den basischen Martin-Oefen, den Walzwerken,Die Walzwerke und Oefen wurden im Winter 1903
wegen unwirtschaftlicher Leistung und schlechter Geschäftslage durch die United States Steel Corporation geschlossen,
sind aber wieder in Betrieb gesetzt worden, nachdem sich Nachteile für die
schnelle Erledigung der Lieferungen der Pencoyd Brückenwerkstätte
herausgestellt hatten. dem Lagerhof, der Maschinen-Die Maschinenwerkstätten sind neuerdings nach
dem anderen Ufer des Flusses verlegt und in grossartiger Weise aufgebaut. Es
sollen dort Bolzen, Walzen, Werkstattmaschinen, Krane, Drehbrücken- und
Drehscheibenteile hergestellt werden. Der so auf dem früheren Platz frei
werdende Raum ist zur Erweiterung der Schablonenwerkstätte benutzt werden.
Iron Age 1903. und Schablonenwerkstätte, den
Konstruktionsbureaus, der Hauptbrückenwerkstatt, der Augenstababteilung,
Prüfanstalt, Schmiede- und Zubehörwerkstätte die Entstehung einer modernen
Eisenkonstruktion in organischer Entwicklung. Die Anlage ist allseitig von
zahlreichen Gleisen der Philadelphia and Reading Bahn
umfasst, so dass die Zufuhr der Ofenbeschickung und des ausser der eigenen Erzeugung
noch notwendigen Walzeisens, die Aufladung und Versendung des nicht auf dem eigenen
Werk verarbeiteten Walzeisens und der fertigen Konstruktionen ohne gegenseitige
Behinderung vor sich gehen bann.
Immerhin war diese Anlage durch das zu schmale und auch nicht genügend lange Gelände
an einem vollkommen zweckmässigen Ausbau gehindert, indem die Schablonenwerkstatt zu
klein und nicht nahe genug an der Hauptwerkstatt, die Augenstababteilung, Schmiede
und Pressenwerkstatt, Bolzen- und Nietfabrik, Maschinenwerkstätte und Giesserei
für den Transportweg und die Kraftzuleitung zu zerstreut lagen und die Anfügung
einer Stahlgussabteilung nicht mehr möglich war. Alle günstigen und ungünstigen
Erfahrungen der Leiter der Pencoyd Iron Works,
insbesondere des Betriebsdirektors Christie sind bei
der Durchbildung der neuen Werke der American Bridge
Co. in Ambridge bei Pittsburg in vergrössertem Masstab verwertet
worden.
Dort stand ein unbeschränktes Gelände zwischen Ohiofluss und den Linien der
Pennsylvania-Bahn zur Verfügung, so dass die Plangestaltung in ganz akademischer
Weise vor sich gehen konnte. Aus der Skizze der allgemeinen Anlage sieht man (Fig. 13), dass Hauptwerkstätten und Schablonenräume
einen Komplex zu einer des Lagerplatzes bilden, während auf der anderen Pressen- und
Schmiedeabteilung, Bolzen-, Niet- und Mutternfabrik, Augenstabwerkstatt,
Werkzeugmaschinen, Eisengiesserei und Kraftstation zu einer Gruppe vereinigt sind.
Die Abteilungen für Schmiede- und Presstücke, Bolzen, Niete und Muttern, Walzen,
Gelenkbolzen und Drehscheibenzubehör liegen im Zuge der Hauptwerkstatt, weil ihre
Erzeugnisse in derselben verwendet werden müssen, während Augenstäbe und Gusstücke
zwischen Hauptwerkstatt und Schablonenabteilung auf Normalspurgleisen zum
Verladeplatz unmittelbar abgehen.
Die Bureaus sind der grösseren Ruhe, Reinlichkeit und Kühle wegen ganz ausserhalb der
eigentlichen Werke auf der anderen der Bahnstation in den Park der Beamtenstadt
gelegt worden. Diese Rücksichtnahme wird sich wahrscheinlich durch grössere
Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit und besseren Gesundheitszustand der Ingenieure
lohnen.
Auch der immer wachsenden Anwendung des Stahlgusses für Brückenbauzwecke ist durch
Projektierung einer Stahlgiesserei Rechnung getragen.
Wie schon oben gesagt, beruht der Entwurf der Anlagen auf den Erfahrungen der
verschiedenen Werke der American Bridge Co. Die
Betriebsresultate wurden geordnet nach Löhnen, Rauminanspruchnahme, Kraftbedarf,
Lichtmenge usw. auf die Tonne fertiggestellte Konstruktion und angewendet auf die
Grundrissbildung und die gesamten Verhältnisse des neuen Werkes. Die Pläne stammen
in bezug auf Gesamtanordnung und Maschinen von J.
Christie, Betriebsdirektor der American Bridge
Co.
Sowohl diese Anlage als auch die der Pennsylvania Steel
Co. in Steelton sind seltene Beispiele eines grossen Werkes, das nicht
allmählich gewachsen ist und bei der Erweiterung Zugeständnisse in bezug auf
Wirtschaftlichkeit der Anlage hat machen müssen, sondern die aus einem Guss den
neuesten Erfahrungen und Arbeitsprozessen gemäss und auch in der Vorsorge für
bequeme Erweiterung geschaffen wurden und so den heutigen Stand der amerikanischen
Eisenkonstruktionstechnik in wunderbarer Weise veranschaulichen. Weiterhin wird auf
die Einzeldurchbildung der oben allgemein besprochenen Werkstätten noch genauer
eingegangen werden.
(Fortsetzung folgt.)