Titel: | Eine neue Dynamomaschine zur Beleuchtung von Eisenbahnwagen. |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 684 |
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Eine neue Dynamomaschine zur Beleuchtung von
Eisenbahnwagen.
Eine neue Dynamomaschine zur Beleuchtung von
Eisenbahnwagen.
Im „Elektrotechnischen Verein“ hielt am 14. Febr. 1905 E. Rosenberg einen Vortrag über eine neue von der Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft gebaute
Dynamomaschine zur Beleuchtung von Eisenbahnwagen, dem folgendes entnommen sein
soll.
Von den vielen Systemen, die zur elektrischen Beleuchtung von Eisenbahnen schon
angegeben wurden, haben nur diejenigen Aussicht auf Erfolg, die jeden Wagen
unabhängig von der Lokomotive machen. Es muss also jeder Wagen für sich eine
Akkumulatorenbatterie haben, die auch bei zeitweisem Stillstand des Zuges die
Beleuchtung zu übernehmen, und eine Maschine, die die Akkumulatoren wieder
aufzuladen vermag. Eine solche Dynamomaschine muss nun einen Strom liefern, der
unabhängig von der Drehrichtung ist, d.h. mit einer Umkehrung im Laufe des Wagens
nicht auch die Stromrichtung umkehrt, und muss eine Spannung geben, die von der
Drehgeschwindigkeit nahezu unabhängig ist. Das sind Forderungen, die bei den
bisherigen Dynamomaschinen nur mit Hilfe äusserst verwickelter elektromechanischer
Konstruktionen zu erreichen waren, die aber von der neuen Dynamomaschine beinahe
vollkommen ganz von selbst erfüllt werden.
Textabbildung Bd. 320, S. 684
Fig. 1.
Wie es möglich ist, von einer Dynamo Strom zu erhalten, dessen Richtung unabhängig
vom Drehsinne ist, lässt sich an einem Schema zeigen, das als Vorläufer der
Ausführung angesehen werden kann. Fig. 1 zeigt eine
schematische Anordnung, bei der zwei Maschinen, eine Hauptmaschine und eine
Hilfsmaschine auf derselben Achse nötig sind. Letztere liefert die Erregung F der Hauptmaschine, und wird selbst konstant von einer
Akkumulatorenbatterie Q aus erregt (f); ihr Ankerstrom ändert sich also mit der
Drehrichtung, während anderseits die Hauptmaschine mit veränderter Drehrichtung
umgekehrt erregt wird, demnach konstante Stromrichtung im Anker besitzt. Um mit
steigender Stromstärke eine Feldschwächung zu erreichen, durchfliesst der Ankerstrom
der Hauptmaschine eine Gegenwicklung f1 der Hilfsmaschine.
Diese beiden Maschinen waren nun in eine einzige zu vereinigen und zu diesem Zwecke
musste mit einem zweiten Bürstenpaar ein rechtwinklig zum Hauptfeld stehendes
Querfeld ausgenutzt werden. Der Gedanke, eine Maschine mit einem zweiten Bürstenpaar
zu benutzen, hat seine Bedenken verloren, seitdem man die guten Erfolge bei den
kompensierten Wechselstrom-Kommutator-Motoren gesehen hat.
Textabbildung Bd. 320, S. 684
Fig. 2.
Textabbildung Bd. 320, S. 684
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 320, S. 684
Fig. 4.
Textabbildung Bd. 320, S. 684
Fig. 5.
In den Fig. 2 und 3
sind zwei Maschinen dargestellt, die das Aussehen von vierpoligen Maschinen haben,
mit zwei Paar Bürstensätzen und zwei Feldwicklungen, die der Uebersichtlichkeit
wegen je zwei Pole umfassend gezeichnet sind.
Die eine, mit f bezeichnete Feldwicklung wird von der
Batterie Q aus mit Strom versorgt und macht die beiden
oberen Polansätze zu Süd- (s), die unteren Polansätze
zu Nord- (n) Polen. Diesem Magnetfelde entsprechen die
in dessen neutraler Zone aufgesetzten Bürsten b b. Der
mit diesen Bürsten abgenommene Strom dient zur Erregung der mit F bezeichneten Feldwicklung, welche gegenüber der
ersten eine Verschiebung um 90° besitzt, so dass z.B. die beiden rechten Pole zu
Süd- (S), die beiden linken zu Nord- (N) Polen werden (Fig.
2). Dabei ist eine bestimmte Drehrichtung, rechtsläufig, vorausgesetzt.
Bei Umkehrung der Drehrichtung wird durch die konstante (Batterie-) Erregung f an den Bürsten b b die
Polarität des Stromes umgekehrt, demnach wird bei Linksdrehung die Bezeichnung der
Pole der Erregung F sich umkehren (Fig. 3). Diesem mit der Drehung wechselnden
Magnetfelde F entsprechen die in seiner neutralen Linie
aufgesetzten Bürsten B B, deren Strom somit unabhängig
von der Drehrichtung ist und der Batterie Q bezw. der
Erregung f parallel geschaltet sein kann. Die
Feldwicklung könnte natürlich auch als zweiphasige Wicklung nach Art der bei
Wechselstrommaschinen gebräuchlichen ausgeführt werden, immerhin aber benötigt man
viel Kupfer für die Erregung.
Nun ist aber bei jeder Dynamomaschine ausser dem Magnetfeld ein vom Ankerstrom
erzeugtes Querfeld vorhanden, das gegenüber dem Primärfelde um 90°, und zwar in der
Drehrichtung voreilend, verschoben ist. Dieses Ankerfeld sucht man wegen seiner
verzerrenden, zum Funken Veranlassung gebenden Wirkung in den gewöhnlichen
Dynamomaschinen durch alle möglichen Mittel zu verringern. An Stelle eines
künstlichen Querfeldes F (Fig. 2 und 3) kann man nun auch dieses
natürliche Querfeld benutzen und kommt damit zu einer in Fig. 4 und 5 dargestellten, von der
gebräuchlichen Form etwas abweichenden Gestaltung einer zweipoligen
Dynamomaschine. Die der normalen Dynamo entsprechenden Bürsten b b sind in sich kurz geschlossen, während die
rechtwinklig dazu aufgesetzten Bürsten B B nach aussen
geführt sind. Da die Bürsten b b kurzgeschlossen sind
und trotzdem nicht mehr als den normalen Strom führen dürfen, so braucht das Feld
f nur sehr schwach zu sein, da eine sehr kleine im
Anker induzierte Spannung genügt, um den normalen Strom im Anker zu haben. Dieser
Ankerstrom erzeugt ein um 90° gegenüber dem Primärfeld verschobenes Querfeld, das
natürlich nun viel grösser ist und zur Folge hat, dass entsprechend der Drehrichtung
die Ecken der Polschuhe entsprechend polarisiert werden. Es werden zwar in
Wirklichkeit die beiden Felder zu einem Resultierenden sich zusammensetzen, doch
kann man unbeschadet der Wirkung auch die einzelnen Felder jedes für sich
betrachten. Wie in den Fig. 4 und 5 gezeichnet, haben sich neben den ursprünglichen
Polen s–n neue und
stärkere Pole S und N
gelagert, die mit der Drehrichtung wechseln. Dieses horizontal gerichtete Feld wird
also nach den Fig. 6 und 7 neben dem konstanten kleineren Feld 0 I je
nach der Drehrichtung nach rechts oder nach links verlaufen, 0 II.
Textabbildung Bd. 320, S. 685
Fig. 6.
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Fig. 7.
Wird den Bürsten B B nun Strom entnommen, etwa indem man
die Maschine auf einen äusseren Widerstand arbeiten lässt, so entsteht dadurch
offenbar noch ein Feld 0 III, ein Querfeld, das
gegenüber dem erzeugenden Feld 0 II um 90° voreilend
verschoben ist, gegenüber dem ursprünglichen Feld 0 I
demnach um 180° voreilt (Fig. 8 und 9).
Textabbildung Bd. 320, S. 685
Fig. 8.
Textabbildung Bd. 320, S. 685
Fig. 9.
Ist der der Maschine entnommene Nutzstrom grösser als der in den Bürsten b b fliessende Hilfsstrom, so ist natürlich, da beide
Felder von den Ankerwindungen erzeugt werden und sich wie die Ströme verhalten, das
Feld 0 III > 0 II. Damit nun aber dieser Nutzstrom
zustande kommt, muss zu 0 I ein zusätzliches Feld II' kommen, so dass das Ankerfeld 0 III aufgehoben ist. Aus der Bedingung, dass II' = 0 III, würde man nun
zunächst veranlasst sein, die zusätzliche Erregung II'
durch eine vom Nutzstrom durchflossene Kompoundwicklung liefern zu lassen; aber
damit erhielte man eine den gebräuchlichen Dynamos gleiche Maschine, da nunmehr die
Spannung entsprechend dem schwachen primären Felde 0 I
mit der Geschwindigkeit wachsen würde. Eine Maschine, die parallel zu Akkumulatoren
arbeiten soll, wird eine Erregung derart erhalten, dass von vornherein ein Feld 0 I' vorhanden ist.
Um die Wirkung dieser Erregung besser verstehen zu können, muss man die ungefähren
Verhältnisse von ausgeführten Maschinen ins Auge fassen. Die für die Erzeugung des
primären Feldes erforderliche Erregung 0 I beträgt nur
etwa 10 v. H. von der zur Kompensation des Ankerfeldes nötigen Erregung I I' bei normalem Strom. Der zwischen den
kurzgeschlossenen Bürsten b b fliessende Hilfsstrom
beträgt dabei etwa 40 v. H. des normalen Nutzstromes. Jede Steigerung des
Nutzstromes hat eine Vergrösserung von 0 III zur
Folge, dementsprechend muss von der Erregung 0 I' ein
grösserer Teil zur Kompensation verwendet werden, so dass als wirksames primäres
Feld nur ein kleinerer Rest als vorher übrig bleibt; damit verringert sich aber das
primäre Feld, und damit auch der Hilfsstrom in den Bürsten b
b. Mit der Verringerung des Feldes 0 II muss
aber der Strom 0 III kleiner werden (konstanten
äusseren Widerstand vorausgesetzt). Die Maschine reguliert sich also ganz von selbst
auf konstanten Strom ein. Diese eigentümliche Wirkung kommt zustande, weil das
primäre Feld die Differenz von zwei nahezu gleichen Grössen ist (0 I = 0 I' – 0 III).
Wächst in einer solchen Maschine die Tourenzahl von der normalen Grösse bis auf ∞, so
kann doch der Nutzstrom des Ankers niemals um mehr als 10 v. H. steigen, denn dann
ist 0 III = 0 I' und ein
primäres Feld ist nicht mehr vorhanden, also auch kein magnetisierender Strom in den
kurzgeschlossenen Bürsten b b.
Nimmt umgekehrt die Geschwindigkeit etwa um die Hälfte ab, so hat anderseits der
Nutzstrom das Bestreben, abzunehmen. Hat er aber nur um 10 v. H. abgenommen, so ist
das Primärfeld gleich um das Doppelte gewachsen und damit auch der in den
kurzgeschlossenen Bürsten b b fliessende
Magnetisierungsstrom.
Wie man sieht, liefert eine solche Maschine von der höchsten Geschwindigkeit an bis
nahezu auf Stillstand herunter konstanten Strom, erinnert daher an das Verhalten
einer kurzgeschlossenen Drehstrommaschine, bei der auch, falls sie nur auf normalen
Nutzstrom erregt ist, die Instrumente, Amperemeter und Voltmeter, bei abnehmender
Geschwindigkeit bis nahezu auf Stillstand fast ruhig stehen.
Textabbildung Bd. 320, S. 685
Fig. 10.
Das Verhalten des Stromes einer solchen Maschine in Parallelschaltung mit einer
Akkumulatorenbatterie bei veränderlicher Geschwindigkeit ist aus Fig. 10 zu ersehen, bei der die einzelnen Kurven
verschieden starker Erregung entsprechen. Zwischen 300 und 500 Umdrehungen wird die
Spannung der Akkumulatorenbatterie bei allen Erregungen erreicht und zwischen 700
und 800 Umdrehungen stellt sich eine konstante Stromstärke ein. Mit einer bestimmten
Einstellung der Nebenschlusserregung ist praktisch eine bestimmte Stromstärke der
Maschine eingestellt.
Textabbildung Bd. 320, S. 685
Fig. 11.
Fig. 11 zeigt die Abhängigkeit des
Magnetisierungsstromes zwischen den kurzgeschlossenen Bürsten von der
Geschwindigkeit, bei konstant gehaltener Spannung, eine Kurve, die annähernd
hyperbelartig verläuft. Damit der Hilfsstrom keine zu grossen Werte annimmt, werden
in den magnetischen Stromkreis grosse Widerstände, also geringe Querschnitte am
Schenkel und Joch eingeschaltet. Bei ganz geringer Geschwindigkeit nimmt der
Hilfsstrom wieder ab, die Spannung der Maschine sinkt unter die der
Akkumulatorenbatterie, es muss also dafür gesorgt werden, dass kein Strom aus der
Batterie in die Maschine eintritt, etwa durch einen Rückstromschalter oder noch
besser durch eine Aluminiumzelle.
Textabbildung Bd. 320, S. 686
Fig. 12.
Fig. 12 zeigt Strom und Spannung der Maschine bei
konstanter Erregung, beim Arbeiten auf einen konstanten äusseren Widerstand. Beide
Kurven gehen natürlich durch den Nullpunkt.
Mit Berücksichtigung der Uebersetzungsverhältnisse einer an einem Eisenbahnwagen
montierten Maschine entsprechen 345 Umdrehungen der Maschine etwa 15 km
Fahrgeschwindigkeit, so dass bei dieser geringen Geschwindigkeit schon Strom in die
Batterie geliefert wird (Kurve I, Fig. 10). Bei 460 Umdrehungen, entsprechend 20 km
Fahrgeschwindigkeit, beträgt der Strom schon die Hälfte des normalen, bei 690
Umdrehungen, entsprechend 30 km Fahrgeschwindigkeit, ist der Strom bereits ⅘ des
Höchstwertes, und zwischen 800 und 2300 Umdrehungen, entsprechend 35 bis 100 km/St., ändert
sich der Strom nur mehr um 12 v. H.
Textabbildung Bd. 320, S. 686
Fig. 13.
Textabbildung Bd. 320, S. 686
Fig. 14.
In Fig. 13 ist die Spannungscharakteristik der
Maschine bei konstanter Erregung und konstanter Geschwinschwindigkeit, aber
veränderlichem äusseren Widerstand gegeben. N
entspricht etwa dem normalen Zustand. Von hier bis zum Kurzschluss (Spannung O) wächst der Strom nur um ein Geringes, dagegen
beträgt die Spannung der Maschine bei offenem Stromkreis ein Mehrfaches der
Normalen. Die Maschine ist also nicht gegen Kurzschluss, sondern gegen
Stromunterbrechung zu sichern, da in diesem Falle der Hilfsstrom unzulässig steigen
würde.
Wie bisher zu ersehen war, erfüllt also die Maschine als Zugbeleuchtungsmaschine ganz
von selbst eine Reihe von Funktionen, die bisher sehr umständlichen Apparaten
übertragen waren.
Da im Anker neben dem Nutzstrom noch der magnetisierende Hilfsstrom vorhanden ist,
der, wie in dem oben erwähnten Beispiel, etwa 40 v. H. beträgt, so scheint es
zunächst, dass für gleiche zulässige Erwärmung die Ankerkupferquerschnitte grösser
gewählt werden müssten, um den 1,4 fachen Strombetrag liefern zu können. In
Wirklichkeit aber ist nur zwischen je zwei Bürsten die Summe der beiden Ströme,
zwischen je zwei anderen Bürsten dagegen die Differenz der Ströme zu führen.
Bezeichnet man also mit W den Ankerwiderstand, mit J den Nutzstrom, mit J1 den Hilfsstrom, so ist der Joulesche Verlust im Anker
\frac{W}{2}\,(J+J_1)^2+\frac{W}{2}\,(J-J_1)^2=W\,(J^2+{J_1}^2),
also gerade so gross wie bei einem resultierenden Strom
J_R=\sqrt{J^2+{J_1}^2}=\sqrt{J^2+(0,4\,J)^2}=1,075\,J,
d.h. der resultierende Ankerstrom beträgt nur 7,5 v. H.
mehr.
Die Ströme setzen sich gerade so zusammen, wie zwei um 90° verschobene Wechselströme
(Fig. 14).
Für eine derartig geringe Stromvermehrung brauchte namentlich bei intermittierendem
Betrieb keine Rücksicht in der Berechnung genommen werden.
Durch die Magnetschenkel und das Joch geht nur das kleine Primärfeld. Joch und
Schenkel können also sehr klein in den Abmessungen gehalten werden. Das Magnetfeld
des kurzgeschlossenen Hilfsstromes schliesst sich über die Polansätze hinweg.
Was nun die Kommutierung anbelangt, so sind zunächst die Hilfsbürsten b b, obwohl sie in einem sehr schwachen Felde sich
befinden, in einer günstigen Lage, denn bei grosser Geschwindigkeit nimmt die
Stromstärke sehr ab (Fig. 11), so dass die
Reaktanzspannung gering bleibt, bei grosser Stromstärke ist dagegen die
Geschwindigkeit klein, so dass die Reaktanzspannung ebenfalls nur gering ist. Die
Hauptbürsten befinden sich in bezug auf die Kraftlinien des Sekundärfeldes in der
Normalen. Da, wie man aus der später noch erwähnten Fig. 16 ersehen kann,
in der Mitte des Pulschuhes eine tiefe Nute vorgesehen ist, so ist auch die
Verteilung dieses über die Polschuhe sich schliessenden Feldes bei jedem Drehsinn
eine gleichmässige. Dagegen befinden sich die Bürsten mitten im Primärfelde. Diese
an sich sehr bedenkliche Stellung ist hier belanglos, denn dieses Feld ist nur so
stark, dass ein normaler Kurzschlusstrom entsteht; ob nun dieser Kurzschlusstrom
über die Bürsten b b sich bildet, oder unter der
einzelnen Bürste B, ist gleichgültig. Angenommen, vom
Primärfelde wird eine gesamte Spannung von etwa 4 Volt für den Ohmschen Abfall in
den Windungen, Bürsten und dem Kurzschlussdraht erzeugt, so kommt bei 50 Windungen
für eine unter der Bürste B kurzgeschlossene Windung
nur 1/25 Volt in
Betracht gegenüber etwa 2 Volt bei einer gewöhnlichen Dynamo mit 100 Volt
Spannung.
Für den Wirkungsgrad gilt folgende Betrachtung: Sind die Kupferquerschnitte im Anker
entsprechend den resultierenden Stromstärken berechnet, so sind die Ohmschen
Verluste im Anker nicht grösser als bei einer normalen Maschine. Ebenso sind die
Eisenverluste im Anker gleich gross. Die Verluste in den Magnetspulen sind kleiner,
dagegen die Bürstenverluste am Kollektor grösser. Im allgemeinen entspricht der
Wirkungsgrad dem bei den modernen Gleichstrommaschinen gebräuchlichen.
In Fig. 15
und 16 ist
die Schnittzeichnung einer vierpoligen Maschine gegeben, deren mittlere Spannung 50
Volt und deren Stromstärke 70 Ampère bei einer Geschwindigkeit von 240–1200
Umdrehungen beträgt. Der Anker hat normales Aussehen, nur muss die Bürstenbrücke in
je ⅛ des Umfanges Bürsten erhalten. Infolgedessen ist der Bürstenstern in der Mitte
des Kollektors angebracht und die Bürsten gehen abwechselnd nach der einen und
anderen Seite.
Für den Betrieb gilt das in Fig. 17 angegebene
Leitungsschema, wobei Al eine Aluminiumzelle andeutet,
die den Strom nur im Pfeilsinne von den neutralen Elektroden zur Aluminiumplatte
hindurchlässt. Jede einzelne Lampe L ist noch mit einem
der bekannten Eisenwiderstände W versehen, der gegen
die Spannungsschwankung zwischen Laden und Entladen puffert.
Textabbildung Bd. 320, S. 687
Textabbildung Bd. 320, S. 687
Fig. 17.
Wie bereits oben erwähnt, ist ein Kurzschluss ohne Einfluss auf die Maschine. Damit
sie aber auch gegen Stromunterbrechung geschützt ist, etwa wenn eine
Hauptstromverbindung reisst oder eine Sicherung herausfällt; und um die dadurch
hervorgerufene Spannungssteigerung unschädlich zu machen, so sind in den
Erregungsstromkreis der Maschine ebenfalls Eisenwiderstände eingeschaltet, die bei
der infolge der Spannungssteigerung anwachsenden Erregerstromstärke
durchbrennen, und die Maschine so erregungslos machen.
Zum Schlusse sei noch auf ein eigentümliches Verhalten der als Motor betriebenen
Maschine hingewiesen, das ebenfalls ein Analogon in der Wechselstromtechnik hat.
Schon oben wurde darauf hingewiesen, dass sich die Maschine wie eine
kurzgeschlossene Drehstromdynamo verhält in bezug auf die Unabhängigkeit der
gelieferten Stromstärke von der Geschwindigkeit. Die Maschine hat nämlich als Motor
kein Anlaufmoment, läuft aber einmal in einer beliebigen Richtung angedreht weiter.
Sie verhält sich demnach wie ein Einphasen-Induktionsmotor.
Die Eigenschaften der Maschine machen sie noch für viele Zwecke verwendbar, z.B. für
Antrieb durch Wasser- oder Windmühlen, auch ist sie eine ideale Primärmaschine für
Serienstromkreise mit konstanter Stromstärke. Endlich kann sie auch in
Dreileiteranlagen Verwendung finden, indem man von den Hilfsbürsten den Nulleiter
abzweigt.