Titel: | Elektrisch betriebene Knüppel-Transportvorrichtung. |
Autor: | A. Schwarze |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 693 |
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Elektrisch betriebene
Knüppel-Transportvorrichtung.
Von A. Schwarze,
Dortmund.
Elektrisch betriebene Knüppel-Transportvorrichtung.
Bei der Modernisierung alter Walzwerke ist man häufig in die Notwendigkeit
versetzt, das Walzgut zur Weiterverarbeitung nach einem Orte zu befördern, wohin es
mittels Rollgang oder Schleppern direkt im Niveau des Hüttenflures nicht gebracht
werden kann, weil irgend ein Hindernis, Gebäude, Gleise oder dergl. den Weg
versperrt. In diesem Falle ist man gezwungen, seine Zuflucht zu anderen Hilfsmitteln
zu nehmen.
Ein solcher Fall lag auch bei dem in Fig. 1 und 2
dargestellten Dispositionsteil eines Hüttenwerkes vor.
Die von der Scheere mit dem Rollgang A kommenden und
geschnittenen Knüppel, von einem Querschnitt von 150 bis 185 qmm bei 1,5 bis 2 m
Länge, sollten sowohl in Wagen B rechts vom Rollgang,
als auch nach links nach dem etwa 80 m entfernt liegenden Raume C befördert und dort entweder gelagert oder unmittelbar
in Wagen D verladen werden. Zwischen Rollgang A und dem Raume C
verhinderten das Zwischengebäude E, sowie die Gleise
F, G und H den
unmittelbaren Transport im Rollgangsniveau. Es blieb in diesem Falle nichts anderes
übrig, als den Transport der Knüppel durch die Luft über Gebäude und Gleise hinweg
zu wählen; ein anderer Weg würde vielleicht in der Anlage billiger, im Betriebe
jedoch umständlicher und teurer geworden sein. Bedingung war ferner, dass der
Transport der Knüppel elektrisch betrieben werden sollte. Zur Verfügung stand
Drehstrom von 190 Volt Spannung.
Diese Transportvorrichtung ist in den Fig. 1 und 2 in der
Gesamtanordnung und in den Fig. 3–7 in ihren Einzelheiten dargestellt.
Als Beförderungsmittel ist ein selbsttätiger Knüppelverschieber in Verbindung mit
elevatorähnlichen Transporteuren mit endlosen Gelenkketten gewählt, deren einzelne
Glieder aus je zwei starken Winkeln links und rechts bestehen und unter sich durch
Flacheisen und Querwinkel verbunden sind, wobei die oberen Schenkel der letzteren
als Mitnehmer dienen.
Vom Rollgange A aus erfolgt durch den selbsttätigen
Knüppelverschieber J, der über dem Rollgange in Form
eines Bockgerüstes aufgebaut ist, die Verschiebung der Knüppel mittels der Daumen
1 seitwärts, rechtwinklig zur Rollgangsbahn, bis
sie von letzterer über schiefe Ebenen den Transporteuren zurutschen. Die Daumen 1 sind an dem Schieberahmen 2 befestigt und werden mit diesem von den Zahnstangengetrieben 3 über Rollen 4 bewegt.
Zum Antriebe dient der Reversier-Elektromotor 5 mit
Zuhilfenahme des Zahnradvorgeleges 6 und des
Schneckengetriebes 7, welche gleichfalls auf dem
Bockgerüst angeordnet sind. Die Steuerung der Verschiebedaumen geschieht selbsttätig
und wird durch den zu transportierenden Knüppel bewirkt. Ist der Knüppel auf dem
Rollgange Mitte Transporteur angelangt, so stösst er gegen einen Schieber, diesen
verstellend, und wird ersterer dann durch einen festen Anschlag gehemmt. Der
Schieber betätigt den Reversierkontroller des Reversiermotors und setzt dadurch den
Motor in Gang, der dann die Daumen 1 und mit diesen den
Knüppel verschiebt, bis er vom Plattenbelag der Rollgangsbahn abrutscht. Beim
Abrutschen fährt der Knüppel über ein vorstehendes Hebelendpaar 8 hinweg, dieses dabei zurückdrückend. Das Hebelpaar
8 schaltet den Umkehrkontroller um, so dass die
Umdrehung des Reversiermotors eine entgegengesetzte wird und die Verschiebedaumen
sich rückwärts,
Textabbildung Bd. 320, S. 693
ihrer Anfangsstellung zu bewegen. Hier werden sie durch
einen selbsttätigen Ausschalter, der den Strom zum Motor unterbricht, stillgesetzt,
wobei eine elektromotorische Bremse 9 diese
Stillsetzung unterstützt.
Textabbildung Bd. 320, S. 694
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 320, S. 694
Fig. 4.
An beiden Abrutschwänden rechts und links der Rollgangsbahn ist je ein
Umschalthebelpaar 8 vorgesehen, welche mittels Gestänge
und Hebel auf eine gemeinschaftliche Achse 10
einwirken. Letztere steht mit dem Anschlagschieber und dem Regulierhebel des
Umkehrkontrollers in Verbindung, so dass beim Abrutschen der Knüppel auf der
rechten oder linken stets eine Umschaltung des Umkehrkontrollers und eine richtige
Einstellung des Anschlagschiebers, für das Anlassen des Reversiermotors durch den
nächstfolgenden Knüppel, stattfindet. Wie hieraus ersichtlich, leiten die Knüppel
ihre Beförderung auf dem Transporteur selbst ein.
Textabbildung Bd. 320, S. 694
Fig. 5.
Sollen die Knüppel nach der anderen Seite, z.B. nach der linken, dem Transporteur L zu befördert werden, so ist nur notwendig, den
selbsttätigen Ausschalter, der die Stillsetzung der Daumen 1 nach vollführter Verschiebung bewirkt und auf einer Schiene quer zum
Rollgang am Bockgerüst verstellbar angeordnet ist, auf der Schiene so zu
verschieben, dass die Anfangsstellung der Daumen um dasselbe Stück von Mitte
Rollgang nach rechts, wie zuvor nach links, sich befindet. Diese beiden Stellungen
des Ausschalters sind durch Anschläge gekennzeichnet und in der Bedienung daher sehr einfach. Die
nach rechts zum Abrutschen gebrachten Knüppel werden von dem Transporteur K aufgenommen und von diesem in die Wagen B überführt. Der Transporteur K besteht in seinem Hauptgerippe aus einem schräg ansteigenden Gerüst aus
Eisenfachwerk, auf welchem die endlose Transporteurgelenkkette 11 auf zwei achteckige Nockenscheibenpaare 12 und 13 aufgehängt und
angeordnet ist. Unterstützt wird die Kette durch eine Anzahl Führungsrollen 14. Der Antrieb bezw. die Bewegung der
Transporteurkette erfolgt von dem auf dem Transportgerüst aufgestellten Elektromotor
15, der mit Zwischenschaltung des
Schneckengetriebes 16 und der Stirnradgetriebe 17 und 18 die obere
Nockenscheibenachse antreibt. Oben am Transporteur angekommen, rutschen die Knüppel
über eine einstellbare Rutsche 19 hinweg in die Wagen
B. Die Einstellung wird mittels Griffrad 20, Ritzel 21 und
Zahnstangen 22 bewirkt und durch Sperrrad
festgestellt.
Nach links rutschen die Knüppel dem Transporteur L zu,
dessen Einrichtung im allgemeinen dieselbe ist wie beim Transporteur K, nur dass die Knüppel oben auf dem schräg
ansteigenden Transporteur angelangt, etwa 70 m von derselben Transporteurkette 23 wagerecht weitergeführt werden und dort auf den
schräg abwärts führenden Auslegertransporteur M
rutschen, der sie nach Bedarf in den Raum C oder in
Wagen D befördert. Um zu verhindern, dass die Knüppel
beim Abfallen vom Transporteur L auf den
Auslegertransporteur M mit Stoss gelangen, ist zwischen
beiden Transporteuren eine feste Stoss-platte 24
vorgesehen, auf welche die Knüppel auffallen und von dieser mit verminderter
Geschwindigkeit auf den Auslegertransporteur rutschen, wodurch der Ausleger leichter
gehalten werden kann. Letzterer ruht mit seinem oberen Ende, mittels Hohlzapfen in
Lagern drehbar, auf dem letzten Gerüstständer des Transporteurs L, während das untere, schwingende Ende mit Hilfe der
Zahnstangen 25, Ritzel 26,
Schneckengetriebe 27 und Handkurbeln 28
von Hand einstellbar gemacht und durch Gewichte,
deren Ketten über Rollen geführt sind, ausbalanziert ist. Der
Auslegertransporteur besitzt eine eigene Gelenkkette 29 von derselben Ausführung wie Gelenkkette 11 des Transporteurs K.
Textabbildung Bd. 320, S. 695
Fig. 6.
Textabbildung Bd. 320, S. 695
Fig. 7.
Die obere Nockenscheibenachse geht durch die hohlen
Stützzapfen des Auslegers und erhält ihren Antrieb von der linken Nockenscheibenachse 30 des Transporteurs L
mittels der konischen Zahnrädergetriebe 31 und 32.
Transporteurkette 23 besitzt einen eigenen Antrieb, der
auf dem letzten Gerüstständer angeordnet ist und aus dem Motor 33, dem Schneckengetriebe 34 und den Stirnradgetrieben 35 und 36 besteht. Acht Gerüstständer unterstützen die etwa 70
m lange Transportbahn, die der besseren Zugänglichkeit halber mit einer vom
Hüttenflur aufwärts führenden Treppe sowie mit Fussgängersteigen auf beiden Seiten
versehen und mit Schutzgeländer eingefriedigt sind. Das schräg aufwärts führende
Teilgerüst hat mit dem ersten Gerüstständer eine solide Verstrebung
erhalten.
Von der Scheere ab bis zur Verladung erfolgt alles selbsttätig und ist nur ein Mann
zur Beaufsichtigung, zum Anlassen, Stillsetzen und Schmieren erforderlich.
Bezüglich der Leistungsfähigkeit war vorgeschrieben, dass i. d. Stunde 90 Knüppel
transportiert werden sollten, so dass alle 40 Sekunden 1 Knüppel auf den
Transporteur gelangt. Bei 0,1 m Geschwindigkeit i. d. Sekunde der Transporteurkette
liegen die Knüppel dann etwa 4 m im Mittel auseinander.