Titel: | Die Kraftmaschinen und Dampfkessel auf der Weltausstellung in Lüttich 1905. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 721 |
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Die Kraftmaschinen und Dampfkessel auf der
Weltausstellung in Lüttich 1905.
Von Fr. Freytag,
Chemnitz.
(Fortsetzung von S. 692 d. Bd.)
Die Kraftmaschinen und Dampfkessel auf der Weltausstellung in
Lüttich 1905.
9. Gasmotoren-Fabrik Deutz in Cöln-Deutz.
Es sind auf der Lütticher Ausstellung folgende ortsfeste Motoren ausgestellt
worden:
1. ein doppeltwirkender Viertaktmotor von 250 PS mit
zugehöriger Braunkohlenbrikett-Sauggasanlage;
2. ein einfach wirkender 50 PS-Gasmotor;
3. ein 35 PS-Gasmotor zum Antrieb einer liegenden
doppeltwirkenden Plungerpumpe, die das erforderliche Kühlwasser für die von der
Gasmotoren-Fabrik Deutz ausgestellten Motoren
beschafft;
4. eine 1 PS-Motorpumpe;
5. ein 12 PS-Benzinmotor.
Textabbildung Bd. 320, S. 721
Fig. 48. Doppeltwirkender Viertaktmotor von 250 PS der Gasmotoren-Fabrik
Deutz.
Eine äussere Ansicht des doppeltwirkenden Viertaktmotors zeigt Fig. 48; er weicht von der bisher gebräuchlichen
Gestalt der Gasmotoren vollständig ab und ist in seiner Gesamtanordnung einer
liegenden Ventil-Dampfmaschine ähnlich. Die Arbeitsprozesse vollziehen sich auf
beiden Seiten des Kolbens nach dem Ottoschen Viertakt
und dient der verhältnismässig lang gehaltene Kolben mit seinen
selbstspannenden Ringen nur noch als Dichtungsorgan und zur Aufnahme achsialer
Kräfte, während alle Seitenkräfte der Schubstange durch einen reichlich bemessenen
Kreuzkopf aufgenommen werden; ausserdem ist der Kolben noch durch eine hintere
Geradführung der Kolbenstange entlastet. An dem kräftigen, auch die Kreuzkopfführung
aufnehmenden Maschinengestell ist, wie die Schnittzeichnung, Fig. 49, erkennen lässt, der Arbeitszylinder derart
befestigt, dass die Achsen beider Teile in dieselbe Linie fallen und die
Explosionsdrucke zentrisch aufgenommen werden. Nach hinten ist der Zylinder durch
einen einfachen Deckel verschlossen, nach dessen Wegnahme Kolben und Kolbenstange
bequem zugänglich werden. Das aus Hartguss hergestellte Zylinderrohr ruht in einem
gusseisernen Bett, das den Zylinder in seinem mittleren Teil gleichzeitig als
Kühlmantel umschliesst; aus dem geräumigen Unterteil desselben, an das die Gas- und
Luftleitungen angeschlossen sind, saugt sich jede Zylinderseite die zu bildende
Ladung an. Durch Abnahme des Bettoberteiles sowie entsprechend angeordnete
Handlöcher lassen sich die Kühlwasserräume untersuchen und reinigen.
Textabbildung Bd. 320, S. 722
Fig. 49. Doppelwirkender Viertaktmotor der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
Vor und hinter der Lauffläche ist das Zylinderrohr zur Aufnahme der senkrecht
übereinander liegenden Gehäuse für Einlass- und Auslassventile, der Zünddeckel und
der Anlassventile verlängert; abgeschlossen wird es an den Enden durch je einen
wassergekühlten, leicht abnehmbaren Deckel mit zentrisch eingesetzter Stopfbüchse
mit Metallpackung. Da auch die hohle Kolbenstange mitsamt dem Kolben ausgiebige
Wasserkühlung erhalten, werden die Stopfbüchsen auf einer niedrigen Temperatur – ∾
30° bis 40° C – erhalten. Die Schmierung zwischen Stopfbüchse und Kolbenstange
erfolgt durch Einpressen von Oel mittels einer besonderen Schmierpumpe. Die aus
geschmiedetem Stahl hergestellte Kurbelwelle führt sich in zwei mit Weissmetall
ausgefütterten und als Ringschmierlager ausgebildeten Hauptlagern des zu dem Zwecke
gabelförmig gestalteten Maschinengestelles, sowie noch in einem Aussenlager. Die
hin- und hergehenden Massen sind durch unmittelbar an der Kurbel befestigte
Gegengewichte möglichst ausgeglichen.
Die Bewegung der Ventile erfolgt zwangläufig durch Hebelgestänge und Nockenscheiben
von einer durch Schneckenräder mit der halben Umlaufzahl der Kurbelwelle
angetriebenen Steuerwelle aus. Das Ausströmventil lässt sich infolge Anordnung von
auswechselbarem Sitz und wassergekühlter Spindelführung leicht auswechseln, ohne
deshalb sein Gehäuse entfernen zu müssen. Das Einströmventil trägt auf seiner
Spindel noch einen Luftschieber und ein Gasventil. Diese drei Organe bewegen sich
gleichzeitig und zwar derart, dass, wie dies schon bei einem auf der Deutschen
Städte-Ausstellung in Dresden 1903 seitens der Gasmotorenfabrik Deutz ausgestellten einfachwirkenden 60 PS-Motor
eingehend erläutert wurde (vergl. D. p. J. 1903, Bd. 318,
S. 708 u. ff., stets genau proportionale Querschnitte für den Eintritt von Luft und
Gas bezw. für das Ladungsgemisch in den Zylinder freigelegt werden. Infolgedessen
arbeitet der Motor bei allen Belastungen mit einem konstanten Mischungsverhältnis
der Ladung, die – je nachdem der Stützpunkt des Hebels, welcher das Einströmventil
öffnet, vom Regulator verstellt wird, in grösserer oder geringerer Menge in den
Zylinder gelangt, womit eine äusserst günstige Brennstoffausnützung erreicht wird.
Fig.
50 zeigt nochmals schematisch die Stellung der Steuerungsteile bei voller
Belastung des Motors, also bei dem grössten Hube des Einströmventils, Fig. 51,
diejenige beim Leerlauf des Motors, wobei der Stützpunkt des Einströmhebels ganz
nahe an die Ventilspindel zu liegen kommt, so dass diese nur einen sehr kleinen Hub
ausführt. Da letzterer indes genügt, um ein immerhin noch zündfähiges Gemenge in den Zylinder eintreten zu lassen – Aussetzer
demnach überhaupt nicht auftreten –, so ist die Gleichmässigkeit des Ganges der
Maschine eine vollkommene. Die Regulierung arbeitet auch ausserordentlich schnell
und energisch, so dass bei plötzlicher Be- oder Entlastung des Motors um 25 v. H.
der jeweiligen Belastung die Schwankungen in der Umlaufzahl desselben innerhalb nur
weniger Sekunden höchstens 1,5 v. H. betragen; der bleibende Unterschied in der
Umlaufzahl zwischen Vollbelastung und Leerlauf bleibt im allgemeinen unter 3 bis 4
v. H.
Die Zündung des angesaugten und verdichteten Gemisches erfolgt durch einen
magnet-elektrischen Apparat derart, dass der Zeitpunkt derselben während des
Betriebes verstellbar ist.
Das Anlassen des Motors erfolgt durch Druckluft, die einem mittels Kompressors nach
Bedarf wieder aufgefüllten Behälter von hinreichender Grösse entnommen wird. Man
bringt den Motor zu dem Zwecke unter Benutzung einer Schaltvorrichtung zunächst in
die Anlasstellung und lässt hierauf die Druckluft mittels des gesteuerten
Anlassventils und eines selbsttätigen Rückschlagventils mehrere Male auf den Kolben
wirken. Durch die erhaltene Beschleunigung saugt der Motor Ladungen an, entzündet
sie und kommt so nach wenigen Umläufen in normalen Gang.
Doppeltwirkende Einzylinder-Motoren werden für Leistungen von 150 PS an gebaut; bei
Zweizylindermaschinen erhält man auf jeden Hub eine Kraftwirkung. Ordnet man für
ganz grosse Maschinen vier Zylinder an (Zwilling-Tandem), womit Leistungen bis 6000
PS entwickelt werden können, so lässt sich bei Versetzung der Kurbeln um 90° sogar auf
jeden halben Hub eine Kraftwirkung erzielen.
Die allgemeine Einrichtung der Braunkohlenbrikett-Sauggasanlage mit Doppelgenerator lässt die in Fig. 52 dargestellte Schnittzeichnung erkennen.
Textabbildung Bd. 320, S. 723
Fig. 50 und 51. Einlassteuerung des doppeltwirkenden Viertaktmotors der
Gasmotoren-Fabrik Deutz.
Der Doppelgenerator der Gasmotoren-Fabrik Deutz verkokt
zunächst den Brennstoff und führt sodann die hierbei entstehenden
Destillationsprodukte in permanente Gase über, die zur Vermehrung des aus dem Koks
erblasenen Generatorgases dienen. Man erhält auf diese Weise ein nahezu geruchloses
Gas, welches mit nicht leuchtender Flamme brennt.
Die zu diesem Gas-Erzeuger dienenden Apparate bestehen im wesentlichen aus einem
Generator A (Fig. 52)
mit oberer und unterer Brennzone, einem Staubsack mit Wasserschluss B, einem Skrubber C, einem
Dreiweghahn H, einem Exhauston V, einem Stossreiniger F und den
Ueberlaufkästen g und g1. Der Generator wird aus einem geradlinigen
Schachtofen gebildet, der unten einen Rost besitzt und oben offen ist. Der Gasabzug
befindet sich etwa in halber Höhe des Schachtes. Indem der Motor bei jedem
Ansaugehub eine gewisse Menge Gas aus dem Skrubber C
bezw. aus dem Generator absaugt, wird in den Apparaten eine Depression
hervorgerufen. Diese teilt sich in gleicher Weise der oberen wie der unteren Hälfte
des Generators mit, und es finden dadurch folgende Vorgänge statt:
Das über der oberen glühenden Zone frisch aufgeschüttete Brennmaterial wird durch die
strahlende Hitze dieser Zone entgast, wobei Kohlenwasserstoffe sowohl in Gas-
als auch in Dampfform ausgetrieben werden. Die saugende Wirkung des Motors treibt
diese Destillationsprodukte durch die glühende Schicht, wodurch die Teere hochgradig
erhitzt und in permanente Gase übergeführt werden. Durch die ebenfalls
hindurchgesaugte Luft findet eine teilweise Vergasung des Brennstoffes statt, wobei
Kohlenstoff und Luft in Kohlenoxyd und Stickstoff umgesetzt werden. Es wird dadurch
diejenige Wärmemenge erzeugt, die nötig ist, um das je nach Herabsinken aufgeworfene
frische Brennmaterial zu entgasen und zu erhitzen, so dass die oben beschriebenen
Vorgänge stattfinden können.
Der entgaste Brennstoff wandert allmählich in den unteren Teil des Generators, wo
sich über dem Rost eine glühende Schicht des schon vordem entgasten Brennstoffes
befindet, die der nachsinkende Brennstoff je nach Bedarf ergänzt. Dieser unteren
Brennstoffsäule teilt sich nun die durch den Motor hervorgerufene Depression in
gleicher Weise wie dem oberen Teile mit, so dass die durch den Aschenraum a eintretende Luft den Brennstoff über den Rost
vollständig vergast.
Textabbildung Bd. 320, S. 723
Fig. 52. Braunkohlenbrikett-Sauggasanlage der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
Die im oberen und unteren Teile des Generators gebildeten Gase werden durch ein
gemeinschaftliches Rohr b abgesaugt und gelangen
zunächst in einen geräumigen wassergekühlten Staubsack B, wo durch die verminderte Geschwindigkeit des Gases die mitgerissene Asche und
Russ abgeschieden wird. Der Staubsack wird durch das vom Skrubber ablaufende Wasser
bis zu einer bestimmten Höhe gefüllt erhalten, so dass das Gas beim
Hindurchstreichen etwas in das Wasser eintreten muss. Beim Stillstand der Anlage
sperrt dann der Wasserspiegel im Staubsack den Generator gegen die anderen Apparate
der Anlage selbsttätig ab.
Zur Kühlung und Reinigung wird das Gas durch den Skrubber C geleitet. Das von oben durch eine Brause eintretende Wasser tritt durch
die Koksschicht und entweicht durch einen im Unterteil des Skrubbers eingebauten
Drahtkorb k, der verhindern soll, dass etwa durch den
Rost fallende Koksstückchen in den Staubsack B
gelangen. Vom Skrubber strömt das Gas durch den als Dreiweghahn ausgebildeten
Umschalthahn H und den Stossreiniger F unmittelbar zum Motor.
Der Reiniger F besteht aus einem gusseisernen Gefäss, in
das eine Reihe durchlochter Platten eingehängt sind. Die Löcher der Platten sind so
gegeneinander versetzt, dass das Gas beim Hindurchstreichen seine Richtung ständig
ändert, wobei Wasser und im Gase etwa noch vorhandene Unreinigkeiten ausgeschieden
werden.
Der Ventilator V dient zum Warmblasen des Generators vor
oder Inbetriebsetzung der Anlage. Zu dem Zwecke verbindet man durch Umlegen des
Dreiweghahnes H die Saugleitung des Ventilators mit dem
Skrubber C und drückt das Gas durch die Abgasleitung
L so lange ins Freie, bis es an einem Probierhahn
dieser Leitung mit blauer Flamme sicher brennt. Vor Ingangsetzung des Motors wird
dann der Ventilator durch Umlegen des Hahnes H
ausgeschaltet.
Während des Stillstandes lässt man den Generator wie einen gewöhnlichen Füllofen
weiterbrennen, wozu ein Kaminrohr auf den in der Mitte offenen Schachtdeckel D herabgelassen wird. Letzterer ist auf Rädern fahrbar,
so dass der ganze Schachtquerschnitt des Generators zum Beschicken während des
Betriebes leicht freigelegt werden kann.
Schlacken, die sich während des Betriebes bilden, werden mit einer Stange durch das
Stossloch o abgestossen. Zum Entfernen der Achse aus
dem Raume a dient eine verschliessbare Oeffnung m.
Dauerversuche, die vom 28. Oktober bis 1. November 1904 an einer 70
PS-Braunkohlen-Generatorgas-Anlage in der Versuchsstation der Gasmotoren-Fabrik Deutz angestellt wurden, ergaben bei
einer Leistung des Motors von 81,3 PS mit im Mittel 180,5 minutlichen Umdrehungen
einen Brennstoffverbrauch von 0,665 kg für 1 PS/Std.
Das Brennmaterial bestand aus Braunkohlen-Würfel-Briketts der Sybilla-Grube bei
Frechen mit einem Heizwert von 4720 WE/kg. Der mittlere Heizwert des Gases war etwa 1100
WE/cbm.
Der 50 PS-Gasmotor wird ebenfalls von der
vorbeschriebenen Braunkohlen-Generatorgas-Anlage gespeist; er ist einfachwirkend und
entspricht in der Konstruktion und Wirkungsweise seiner Einzelteile dem von der
Firma auf der Deutschen Städte-Ausstellung in Dresden 1903 ausgestellten 60
PS-Motor (vergl. D. p. J. 1903, Bd. 318, S. 707 u.
ff.).
Der in Fig. 53 dargestellte 35 PS-Gasmotor zeigt die neueste liegende Form von Kleinkraftmaschinen der
Gasmotoren-Fabrik Deutz.
Der kräftig ausgebildete Maschinenrahmen ist mit den Lagern der Kurbel- und
Steuerwelle, wie auch mit dem Kühlwassermantel des Arbeitszylinders aus einem Stück
gegossen. In dem aus Hartguss hergestellten Zylinderrohre bewegt sich der mit einer
grösseren Anzahl selbstspannender gusseiserner Ringe versehene und behufs Vermeidung
schneller Abnutzungen des Zylinders besonders lang gehaltene Kolben. Ueber den in
den letzteren eingepassten Bolzen greift das aus Bronze hergestellte
Schubstangenlager.
Textabbildung Bd. 320, S. 724
Fig. 53. 35 PS-Motor der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
Textabbildung Bd. 320, S. 724
Fig. 54. Einlassteuerung des 35 PS-Motors der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
Die aus geschmiedetem Stahl gefertigte Kurbelwelle führt sich in zwei nachstellbaren,
mit Weissmetall ausgefütterten und als Ringschmierlager ausgebildeten Hauptlagern,
sowie in einem Aussenlager. Bemerkenswert ist, dass die Steuerwelle nur am
Maschinenrahmen und – im Gegensatz zur älteren Konstruktion – nicht auch am
Zylinderkopf gelagert ist. In diesen letzteren sind Ein- und Ausströmventil in
bekannter Weise eingebaut; ersteres trägt, wie Fig.
54 erkennen lässt, auf seiner Spindel auch das Gasventil – bei
Generatorgasbetrieb ausserdem noch einen Luftschieber. Diese Organe bewegen sich
gleichzeitig in der Weise, dass stets genau proportionale Querschnitte für Gas und Luft
freigelegt werden – die Zusammensetzung des Ladungsgemisches demnach bei allen
Belastungen des Motors konstant bleibt.
Der Regulator hat nur den Drehpunkt des ausbalanzierten Einströmhebels zu verlegen,
was einen grösseren oder kleineren Hub des Einströmventils zur Folge hat.
Diese Motoren werden in Grössen bis zu 40 PS und zwar nicht nur für die
verschiedensten Gasarten, sondern durch einfaches Auswechseln einiger Teile auch für
den Betrieb mit flüssigen Brennstoffen hergerichtet.
Zum Betreiben des in Lüttich ausgestellten Motors ist eine Anthrazit-Sauggasanlage
bekannter Bauart vorgesehen.
Textabbildung Bd. 320, S. 725
Fig. 55. Motorpumpe der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
Textabbildung Bd. 320, S. 725
Fig. 56. Motorpumpe der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
Die in Fig. 55 und 56
dargestellte, mit einem Leuchtgasmotor von 1 PS vereinigte Ventil-Plungerpumpe fördert 6 cbm/Std. auf etwa
30 m Höhe. Die Umdrehungszahl beträgt 200 in der Minute, der Durchmesser der Saug-
und Druckrohre 65 mm. Die Bildung der Ladung erfolgt, wie Fig. 57 und 58 erkennen lassen, in der
Weise, dass in der Saugperiode durch das selbsttätig sich öffnende Einströmventil
Gas und Luft behufs inniger Mischung in eine besonders ausgestaltete Kammer
eingesaugt werden. Die Luft wird dieser Mischkammer aus der Grundplatte der Maschine
in einem oben durch ein selbsttätig sich öffnendes Mischventil geschlossen
gehaltenen Rohre zugeführt, während das Gas durch ein wagerecht liegendes, vom
Pendelregler nach Bedarf geöffnetes Ventil unter das Mischventil und von hier in
feinen strahlen in die Mischkammer gelangt. Bleibt das Gasventil durch die
Einwirkung des Reglers geschlossen, so wird nur reine Luft durch das
Mischventil und das Einströmventil in den Zylinder gesaugt.
Behufs Steuerung des Auspuffventils wird mittels Nockenscheibe der von der
Kurbelwelle mittels Zahnräder im Verhältnis 2 : 1 angetriebenen Steuerwelle ein
Winkelhebel derart bewegt, dass die an seinem Ende befestigte Druckstange den
Ventilkegel im richtigen Augenblicke aufstösst. Ein dem Auslassnocken diametral
gegenüberliegender kleinerer Nocken dient in bekannter Weise zur Verringerung des
Kompressionswiderstandes beim Anlassen der Maschine. An der Nockenscheibe befindet
sich noch ein Kurbelzapfen zum Antrieb der auf- und abgehenden Reglerstange.
Die Regelung geschieht durch Aussetzer in der Weise, dass das Gasventil vom
Pendelregler geschlossen oder geöffnet gehalten wird. Von einem an die vorgenannte
Reglerstange angelenkten Hebel wird ein Gewichtpendel auf einem Schlitten so hin und
her geschoben, dass ein senkrecht zum Pendel stehender Finger – je nach der
Geschwindigkeit der Maschine – gegen eine Nase der Spindel des Gasventils stösst und
dieses aufdrückt oder aber die Nase verfehlt, so dass das Ventil geschlossen
bleibt.
Die Zündung der verdichteten Ladung erfolgt durch einen magnet-elektrischen
Apparat.
Die zur Maschine gehörige, von der Kurbelwelle unmittelbar angetriebene Pumpe hat
Phosphorbronze – Ringventile mit Gummifederbelastung, einen besonderen
Saugwindkessel und eine reichlich bemessene Druckhaube.
Der ausgestellte 12 PS-Benzinmotor unterscheidet sich in seiner
Ausführung von den älteren Benzinmotoren der Gasmotoren-Fabrik Deutz dadurch, dass an Stelle der bisherigen
Brennstoffpumpe ein Spritzvergaser, wie bei Motorwagen, eingebaut worden ist.
Derselbe besteht aus dem Vergasergehäuse und dem Schwimmerbehälter. Der in dem
letzteren befindliche Schwimmer ist derart mit einem den Benzinzufluss regelnden
Nadelventil verbunden, dass dieses die Brennflüssigkeit nur bis zu einer gewissen
Höhe in den Behälter eintreten lässt. Zu dem Zwecke sucht ein mit dem Nadelventil
verbundenes Gewicht dieses beständig zu schliessen, wird aber durch gegenwirkende
Gewichte hieran gehindert, so lange dieselben vom Schwimmer belastet sind, d.h.
letzterer sich nicht in seiner höchsten Lage befindet. Es kann demnach nur so lange
Benzin zuströmen, bis der aufsteigende Benzinspiegel den Schwimmer in seine höchste
Lage gehoben hat; alsdann wird das Ventil durch das Belastungsgewicht geschlossen.
Auf diese Weise wird der Benzinspiegel im Schwimmergehäuse stets auf konstanter Höhe
erhalten. Von diesem Gehäuse tritt das Benzin in das mit der Austrittsöffnung an das
Einströmventil des Motors angeschlossene Vergasergehäuse und steigt hier in einem
Rohre auf, welches oberhalb in die als Zerstäuber wirkende Brause mündet. Die
Eintrittsöffnung für die zum Zerstäuben des Benzins nötige Luft steht durch ein Rohr
mit einem das Ausströmrohr umschliessenden dritten Gehäuse in Verbindung.
Textabbildung Bd. 320, S. 726
Fig. 57. Steuerung zur Motorpumpe der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
Wenn der Motor saugt, so tritt vorgewärmte Luft in das Vergasergehäuse, strömt hier
durch einen ringförmigen Kanal um die Brause herum und zerstäubt das aus diesem
infolge Depression austretende Benzin. Auf diese Weise entsteht die zum Betreiben
des Motors dienende Ladung.
Um zu verhindern, dass bei Undichtheiten des Ventils Benzin aus dem hochgelegenen
Benzinbehälter durch den Zerstäuber in den Luftvorwärmer und von diesem in den
Motorraum austritt, ist am tiefsten Punkte des Vergasergehäuses ein Ueberlaufrohr
angeschlossen, welches zum tiefer liegenden Benzinfass zurückführt.
Textabbildung Bd. 320, S. 726
Fig. 58. Einzelteile zur Motorpumpe der Gasmotoren-Fabrik Deutz.
Die Steuerung des Einström- und Ausströmventils erfolgt in bekannter Weise durch
Nockenscheiben einer mittels Schneckenräder von der Kurbelwelle angetriebenen
Steuerwelle. Während aber die zum Ausströmventil gehörige Nockenscheibe fest auf der
Steuerwelle sitzt, kann der konisch ausgeführte Nocken des Einströmventils durch
Einwirkung des Regulators derart verschoben werden, dass ersteres mehr oder weniger
geöffnet wird, d.h. je nach der Geschwindigkeit des Motors eine grössere oder
geringere Ladungsmenge von stets gleichbleibender Zusammensetzung in den Zylinder
tritt. Die Regelung des Motors geschieht somit durch Veränderung der
Ladungsmenge.
Die Zündung erfolgt durch einen elektrischen Funken mittels magnet-elektrischen
Apparates, dessen Zündkurbelstange an einen exzentrisch gelagerten Lenkerzapfen
gehängt ist, so dass durch Verdrehen des Exzenters der Zeitpunkt der Zündung
verstellt werden kann.
(Fortsetzung folgt.)