Titel: | Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten. |
Autor: | H. Reissner |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 741 |
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Nordamerikanische
Eisenbauwerkstätten.
Von Dr.-Ing. H. Reissner,
Berlin.
(Fortsetzung con S. 731 d. Bd.)
Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten.
Nietabteilung.
Auf die Lochstanzabteilung folgt ein Lager- und Zulageplatz, sodann entweder erst die
Nachreibearbeit oder gleich das Nieten der zusammengesetzten Konstruktionen. In der
letzten Zeit sind mit dem Schwererwerden der Konstruktionen und den strengeren
Anforderungen an Nachbohren der Löcher auch die Ansprüche an die Güte der Nietarbeit
erheblich gewachsen.
Man hört öfter die Erfahrung aussprechen, dass die konische Form gestanzter Löcher
gegenüber der rein zylindrischen gebohrter Löcher ein festeres Sitzen der Niete
erzeuge, dass das Nachbohren auf der Zulage oft Bohrspähne in die Zwischenräume
bringe, dass durch das Oelen der Konstruktionen vor dem Nieten die Nietköpfe lose
würden. Dagegen ist natürlich einzuwenden, dass grade die Vorsichtsmassregeln gegen
die obigen Erscheinungen einen statisch festeren Niet gewährleisten, insofern als
auf die beste Niettemperatur, richtige Ablängung des Schaftes und zweckmässige
Abstufung des Stempeldrucks der Nietmaschine mehr als früher zu achten ist.
Um den schärferen Abnahmebedingungen der Eisenkahnverwaltungen zu genügen, wurde nun
der grösste Wert auf die richtige Abstufung der Stempeldrücke nach Nietdurchmessern
und Nietlängen gelegt. Die Maschinenfabrik R. D. Wood &
Co., Philadelphia, hat hierfür die folgende Skala festgelegt:
Durchmesserdes Nietsin
mm
Stempeldruck zum Treiben warmer Niete in
tfür
Tragkonstruk-tionen
Blechbehälter
Kessel
12,7
9
15
20
15,9
12
18
25
19,1
15
22
33
22,2
22
30
45
25,4
30
45
60
28,6
38
60
75
31,8
45
70
100
38,1
60
85
125
44,5
75
100
150
Obige Tabelle beruht auf der Annahme, dass der Niet durch zwei Bleche, die
zusammen nicht stärker sind als der Nietdurchmesser, hindurchgeht. Wenn die
Blechdicke zunimmt, nimmt der erforderliche Stempeldruck näherungsweise mit der
Quadratwurzel des Quotienten aus Blechdicke und Nietdurchmesser zu. Z.B. wenn die
Gesamtblechstärke viermal so gross ist als der Nietdurchmesser, würde man das
Doppelte der oben gegebenen Kraft brauchen, um die Nietlöcher vollständig
auszufüllen und zuverlässige Arbeit zu leisten.
J. Christie gibt die damit ziemlich übereinstimmende
Vorschrift:
„Niete von Schweiss- oder weichem Flusseisen sollen zur Hellrot- oder Gelbglut
erhitzt und einem Druck von nicht weniger als 8000 kg/qcm ihres Querschnitts
unterworfen werden.
Für Nieten gewöhnlicher Länge ergibt sich diese Pressung als genügend, um das
Loch vollständig auszufüllen. Wenn dagegen Niete und Löcher besonders lang sind,
findet man, dass ein grösserer Druck und eine langsamere Bewegung des Stempels
als für kürzere Niete vorteilhaft ist, um den trägeren Fluss des Metalls in dem
längeren Loch zu erzwingen.“
Berücksichtigt man, dass im Brücken- und Hochbau die Nietdurchmesser von 16 bis 26 mm
variieren und die Blechstärken bis zum vierfachen Durchmesser des Nietes gehen, so
sieht man, dass Stempeldrücke von 12 bis über 60 t für Tragkonstruktionen und von 18
bis über 90 t für wasserdichte Behälterkonstruktionen notwendig sind.
Zur Erzeugung dieser Pressungen kann Dampfdruck, Luftdruck und Wasserdruck verwandt
werden.
Die Kondensation der Dampfdruckleitung und die zu plötzliche Art der Wirkung lassen
die Dampfnietpressen allmählich verschwinden, dagegen wird die Uebertragung durch
Luftdruck so weit wie möglich für Nietmaschinen benutzt, da sie eine vielseitige
anderweitige Verwendung für die Hebezylinder der Laufkatzen, für den Betrieb der
tragbaren Niet- und Meisselhämmer und Bohrmaschinen, für den Zug der Nietfeuer, für
die Reinigung des Eisens mit Sandstrahl und das mechanische Auftragen des Anstrichs
gestattet.
Der pneumatische Druck in der Leitung ist gewöhnlich etwa 6 at und kann nun in der
Nietmaschine entweder durch Kniehebel oder durch hydraulische Uebersetzung auf den
verlangten Betrag gesteigert werden.
Die Kniehebelvorrichtung hat grosse Nachteile. Einesteils ist die von ihr
ausgeübte Kraft während des Hubes veränderlich, anderseits erfordert jede Nietlänge
eine neue Einstellung des Stempels, welcher zudem bei dieser Anordnung sich
gewöhnlich nicht geradlinig, sondern auf einer Kurve bewegt und dadurch leicht einen
seitlichen Druck auf den Nietkopf ausüben kann. Die kreisförmige Bewegung des
Nietstempels ist auch der Grund, alle indirekt, durch zweiarmige Hebel nach dem
Prinzip der gewöhnlichen Scheere wirkenden Maschinen möglichst zu vermeiden, wenn es
sich nicht um sonst unzugängliche Stellen handelt, bei denen der Druckzylinder nach
aussen verlegt werden muss.
Dagegen soll die hydraulische Verstärkung des Luftdrucks für Nietpressen nicht zu
schwerer Arbeit sich bewähren, was auch daraus hervorzugehen scheint, dass solche
späterhin genauer beschriebenen hydropneumatischen Pressen bei den Neuanlagen der
Pennsylvania Steel Co. eingerichtet wurden.
Für die stärksten Stempeldrücke und die stationären Maschinen wird die
Luftdruckübertragung durch die grossen Zylinderabmessungen unpraktisch und die
Druckwasserleitung, die ja auch sonst für die Blech- und schweren Profilscheeren
vorhanden sein muss. tritt in ihre Rechte.
Für vereinzelte, schwer zugängliche und nachträglich einzuschlagende Niete
schliesslich sind die bekannten pneumatischen Niethämmer, über die in
ZeitschriftenW. L. Sanders, Cassiers Magazine, Nov. 1902, S.
1. P. Möller, Aus der amerikanischen
Werkstattpraxis, S. 69. Z. d. Ver. d. Ing. 1904, S. 185, 1698; 1905, S.
1758. ja schon mehrfach berichtet ist, in Gebrauch. Sie werden
von der unter 5–6 at stehenden Luftdruckleitung betätigt, haben besondere
Steuerkolben und arbeiten mit 1500 bis 2000 Schlägen i. d. Minute. Die
Kolbendurchmesser schwanken zwischen 19 mm und 44 mm, die Hube zwischen 13 mm und
127 mm. Die leichtesten Hämmer wiegen 1,36 kg, die schwersten 11,8 kg. Die
Niethämmer können entweder mit unabhängigem pneumatischen Gegenhalter angewendet
werden oder mit dem Gegenhalter in einem Rahmen vereinigt werden, der sich vor dem
bei Nietpressen angeordneten durch seine Leichtigkeit auszeichnet. Zur Ausführung
der regulären Nietung in amerikanischen Werkstätten sind diese Niethämmer viel zu
langsam und für Niete grossen Durchmessers und grosser Länge nicht stark genug, um
den ganzen Nietschaft bis zur Lochausfüllung zu stauchen. Ausserdem ist ihre
Bedienung wegen der Vibration, des Geräusches und der verursachten
Luftverschlechterung für die Arbeiter sehr anstrengend.
Zur Beurteilung der verschiedenen Nietmethoden in Amerika kann man für Handnietung
etwa 250 Niete auf 10 Stunden rechnen, für Lufthammernietung kann wohl das Doppelte
500 Niete auf den Arbeitstag von 10 Stunden erreicht werden, wenn die Niete in
grösseren Gruppen zusammenliegen, jedoch besteht eine Abneigung gegen diese Arbeit
und die Arbeiter sollen die Leistungen absichtlich herabdrücken, wie Verfasser von
den Bauleitern der grossen Eisengerippbauten mehrfach versichert wurde.
Die Nietmaschine schliesslich kann es bei sorgfältigster Anordnung der
Transportvorrichtungen für die zu nietende Konstruktion und die Maschine bis auf
4000 Niete auf den Arbeitstag bringen. Genannt wurde diese Zahl von verschiedenen
Fachleuten in bezug auf die späterhin beschriebene versenkbare hydraulische
Nietpresse mit elektrischem Portalkran der Pencoyd fron
Works und für die sehr bequem liegenden Nietlöcher grosser Blechträger mit
einer Bedienung von 7 Mann, während die beiden ersteren Methoden und auch die
kleineren Nietpressen nur 4 Mann benötigen. Jedoch ist zu bezweifeln, ob bei der
oben angegebenen Zahl eine bis zum genügenden Erkalten des Niets dauernde Pressung
wirklich erreicht wird.
Arbeitsweg in der Hauptwerkstatt.
Je grosser und besser eingerichtet eine Werkstatt ist, desto mehr werden die
einzelnen Arbeitsklassen, die nach Arbeitsweise und Stärke verschiedene Maschinen
brauchen, getrennt sein, während es bei kleineren Werkstätten nötig wird, jede
Konstruktion auf demselben Arbeitswege herzustellen.
Bei kleinen Werkstätten genügen dann entweder ein Laufkran oder einzelne an den
Untergurten der Binder laufende Flaschenzüge und Luftdruckhebezeuge und vielleicht
noch einige die wichtigsten Maschinen bedienenden Wandkräne für die Bewegung der
Werkstücke.
Bei grossen Werkstätten gibt es verschiedene Methoden den Arbeitsgang vorzuschreiben.
Man findet dort gewöhnlich die drei Arbeitsklassen, a) Walzträger, b) Blechträger
und Stützen, c) Fachwerkkonstruktionen getrennt und kann in jeder dieser Abteilungen
den Transportweg verschieden einrichten. Es lassen sich bei ausgeführten Anlagen
drei Hauptbewegungsrichtungen unterscheiden, nämlich
die Längsbewegung
bei der Pennsylvania Steel Co.
und bei Riter u. Conley
(Fig. 11 und 9),
der stufenförmige Transport
in Pencoyd, Ambridge, bei Marshall Mc Clintic, bei Lassig u.a. (Fig. 12, 13, 10 und
spätere),
die Querbewegung
in Edgemoor (Fig. 24).
Nach den Fortschreitungswegen richten sich die Wahl der Transportmittel, die
Dachausbildung und Lichtzuführung und die Abmessungen der Werkstatt.
Bei der Längsbewegung als Hauptrichtung finden wir einen oder mehrere in der
Längsrichtung laufende Lauf- oder Wanddrehkräne, ein oder mehrere Satteldächer mit
aufgesetzten Laternen, und eine, wie besonders aus den Plänen der Pennsylvania Steel Co. (Fig.
11 und spätere) hervorgeht, lange, schmale Werkstatt. Die Vorteile
bestehen in der Uebersichtlichkeit des Arbeitsganges, in dem Fehlen von
freizuhaltenden Oberflächengleisen, in der einfachen und leichten Konstruktion und
Lichtzuführung der Dachbinder. Nachteile ergeben sich wahrscheinlich daraus, dass
der Transportweg länger ist als nötig, dass die Schwere der Krane der nach dem Ende
der Werkstatt hin wachsenden Schwere der Werkstücke durch die Vermehrung ihrer
Anzahl angepasst werden muss und dass manchmal ein Warten auf einen gerade
anderweitig beschäftigten Kran unvermeidlich sein wird. Ganz rein wird ja diese
Methode nie durchgeführt werden. Bei der Pennsylvania Steel
Co. sehen wir z.B., dass im Lagerraum für gelochtes Material ein Querkran
über dem Längskran zur Bedienung der Querhalle läuft und dass die Nebenabteilung der
Schmiede, der Werkzeugabteilung und der Presserei seitlich in die Haupthalle
hineinführen. Entsprechend der hauptsächlichen Beschäftigung dieses Werkes mit
schweren Eisenbahnbrücken sehen wir auch nur 2 Arbeitswege, von denen der eine die
Blechbearbeitung, der andere die Formeisenbearbeitung besorgt.
Anders ist es mit der Stufenbewegung, wie sie die meisten anderen Werke zeigen. Hier
geschieht der Vorschub in der Längsrichtung, soweit solcher nicht von den Maschinen
selbst besorgt wird, mit Hilfe von Schmalspurwagen und der Quertransport, der das
Walzmaterial unter die Maschine bringt, mit Hilfe von Laufkatzen und Kränen, die auf
den Untergurten der Dachbinder laufen. Der Längstransport durch die Maschine selbst
wird durch längslaufende Katzen mit kurzen Gleisen unmittelbar über der Maschine
oder durch Tische mit Rollen besorgt. Man gewinnt durch diese Anordnung eine bessere
Raumausnutzung
bei der Aufstellung der Maschinen, eine Abstufung der Kranleistungen nach der
Schwere der Arbeitsstücke, kürzere Transportwege und Zeitgewinn durch die sofortige
Verfügbarkeit jedes Kranes.
In Pencoyd und Ambridge
(Fig. 12, 13 und
spätere) sowie bei der Cambria Steel Co. wächst die
Leistungsfähigkeit der Laufkrane von 5 auf 30 t und
diejenige der Laufkatzen mit Drucklufthebezylinder von 1 auf 6 t von der Zulage aus
bis zur Nieterei, Abarbeitung und Verladung.
Allerdings ist mit dem stufenförmigen, aus Kranquerbewegungen und Rolltisch- und
Gleislängsbewegungen zusammengesetzten Vorschreiten des Arbeitsstückes der grosse
Nachteil schwererer Dachkonstruktion und schwierigerer Lichtzuführung verknüpft. Da
es nämlich wegen der grösseren Breite der Werkstatt untunlich wäre, dieselbe frei zu
überdecken, besonders da die schweren Kranlasten an den Dachbindern hängen, sind
Mittelstützen erforderlich. Diese jedoch stören wiederum den Quertransport und die
Maschinenaufstellung und müssen deswegen in möglichst geringer Anzahl angeordnet
werden. Dadurch werden Längsfachwerkträger zur Auflagerung der Querdachbinder von
Mittelstütze zu Mittelstütze notwendig und sowohl Dachbinder als auch diese
Längsträger müssen hoch und schwer werden, da die Kräne auf den Untergurten der
Binder laufen. So kommt es z.B., dass die Eisenkonstruktion des nach diesem System
gebauten Ambridge-Werkes 250 kg/qm überdeckter
Fläche wiegt und dass die Werkstätten von Riter u.
Conley und der Pennsylvania Steel Co. einen
viel helleren, übersichtlicheren Eindruck auf den Besucher machen.
Uebrigens wird auch die Forderung, die Schmalspurgleise des Stufentransportes bei
starker Beschäftigung frei zu halten, einige Schwierigkeiten verursachen, wenn auch
die Maschinen so stehen, dass der Quertransport gleich nach dem Herauskommen
des Werkstückes aus jeder Maschine sofort beginnt.
Ganz besonders betont ist der Querverkehr in der
Haupthalle der Edgemoor Bridge Co., Wilmington,
Delanare. Wir haben hier alle Maschinen einer Gattung in Längsreihen zu stehen, so
dass mehrere Werkstücke, gleichzeitig nebeneinander quer durch die Halle mit
Laufkatzen bewegt, fertiggestellt werden und die Längsbewegung auf Schmalspurgleisen
nur am Anfang, bei der Einstellung des Stückes in den Arbeitsgang und beim Zubringen
zu Maschinen, die nicht gerade in seiner Querreihe stehen, notwendig wird. Man hat
hier lauter gleiche auf den Untergurten der Binder laufende hydraulische
Hebezylinder und für das letzte Abarbeiten und Aufladen der schweren Stücke einen
längs über dem versenkten Verladegleis laufenden Halbportalkran (Fig. 24).
Textabbildung Bd. 320, S. 743
Fig. 24. Edgemoor Brückenbauanstalt geb. 1890. Leistungsfähigkeit 22500 t.
Hauptwerkstatt.
1. Doppelte Winkel sehe ere (Hilles
& Jones); 2. Blechscheere; 3. Lochstanze; 4. Ankirnbänke; 5. Sellers
Vielfachteilungslochwerk für Profile und Bleche bis 1.60 m breit; 6.
Richtpresse; 8. Lochstanzen; 9. Radialbohrer (24 Stück); 10. Zulagebänke; 11.
Fräserbänke; 12. Leichter Fräser; 13. Vertikalbohrmaschine; 14.
Kantenhobelmaschine; 15. Nietmaschinen (Sellers hydraulisch) 25–30 t, 1–65 t
Stempeldruck; 16. Schlitzscheere (Schnitte bis 12 m lg.); Kraftbedarf:; 1–150
PS. Westinghouse-Dampfmaschine; 1–75 „ „ „ für Pumpen; 2 hydraulische
Akkumulatoren für 40–168 at.
Obgleich diese Werkstatt nach den statistischen Ermittelungen der American Bridge Co. nächst dem Werk in Pencoyd am
vorteilhaftesten arbeitet, ist ihr Arbeitssystem doch nirgends wiederholt
worden.
Während die elektrisch betriebenen Laufkräne. sich von den in deutschen Werkstätten
angewandten wohl gar nicht unterscheiden, findet man, wie schon oben erwähnt, eine
Hebezeuggattung in Amerika sehr häufig, die hier fast ganz fehlt: das sind die
Druckluftzylinder, die neuerdings von P. MöllerP. Möller, l.
c. S. 68 ff. eingehend beschrieben worden sind.
Der sehr ausführliche Katalog von Pedrick u. Ayer,
Philadelphia, Pa., enthält z.B. sechs verschiedene Ausführungsarten von senkrechten
und wagerechten Luftdruckhebezylindern, von denen jede mit Hubhöhen von 1,22 bis
2,44 m, lichten Durchmessern von 76 bis 406 mm, Eigengewicht von 32 bis 630
kg, Tragkraft von 200 bis 6500 kg bei einem Ueberdruck von 5,6 at und einem
Verbrauch an freier Luft bei Hebung von 1,22 m von 0,034 bis 0,966 cbm. Die
verschiedenen Ausführungsarten betreffen Feinheiten in den Anforderungen an
Genauigkeit, Sicherheit und Dauer der Hebung.
Für Bleche und Flacheisen sieht man auch magnetische Hebezeuge in Gebrauch, z.B. in
der Hauptwerkstatt von Pencoyd und in der Augenstababteilung von Ambridge, wie
später beschrieben.
Die Transportvorrichtungen für die Verladung können in verschiedener Weise
ausgebildet werden. Bei Riter u. Conley und in Ambridge findet man am Ende der Haupthalle eine
Querhalle, in die Normalspurgleise führen, die von einem 20 bezw. 30 t Laufkran
bedient wird und in der das Anstreichen und Aufladen der fertigen Konstruktionen
stattfindet. In Pencoyd, bei der Cambria Steel Co., der Pennsylvania Steel Co. und in dem Lassig-Werk
der American Bridge Co. führen Schmalspurgleise unter
ein System von Laufkränen auf Schienenträgern und Stützenreihen bezw. unter einen
Portalkran, wo die Konstruktionen gestrichen, gelagert, abgenommen und aufgeladen
werden.
Augenstababteilung.
Augenstäbe wurden zuerst von der Phoenix Iron Co. aus
Schweisseisen und von der Edge Moor Bridge Co. aus
Flusseisen erzeugt. Alle Herstellungsverfahren, die auf Schweissen beruhen, haben
sich als unzulässig erwiesen und die Stauchung des Kopfes aus gewöhnlichen
Flacheisen in einer Spezial-Gesenkschmiedepresse wird allein noch geübt. Nur wenn
die vorhandene Schmiedepresse für die Grösse der Augen nicht ausreicht, nimmt man
nach der Formgebung des Auges durch die Presse zur Nacharbeitung durch Dampfhammer
seine Zuflucht.
Der Herstellungsvorgang und die Schmiedepresse werden bei der Besprechung des
Ambridge Werkes genauer beschrieben. Hier mögen nur
einige allgemeine Bemerkungen Platz finden.
Textabbildung Bd. 320, S. 744
Fig. 25. Gesenkform für die Köpfe von Augenstäben.
Das Gesenk für den Augenstabkopf besteht bei den neueren Maschinen aus drei Stücken
der in Fig. 25 dargestellten Form. Man bemerke die
Lücken zwischen dem Kopfteil und den Halsteilen, die nicht zu vermeiden sind, da die
zur Kopfbildung nötige Ueberschusslänge des Stabes nicht ganz genau berücksichtigt
werden kann.
Textabbildung Bd. 320, S. 744
Fig. 26. Doppelte Vertikalbohrmaschine für Augenstäbe, Bauart Bement, Miles
& Co., Philadelphia.
Durch diese Lücken tritt das überschüssige Eisen heraus und bildet ohrförmige
Ansätze, die gleichzeitig mit dem Lochen des Kopfes abgeschnitten werden.
Die Köpfe werden so dimensioniert, dass beim Bruch sicher das Reissen nicht im Auge
sondern im Stab eintritt und es hat sich gezeigt, dass ein Querschnitt Ueberschuss
von 33–40 v. H. an jeder Stelle des Auges notwendig ist.
Das Monopol für die Herstellung grösserer Augenstäbe ruht jetzt in den Händen der American Bridge Co., so dass die verschiedenen
Formgebungen der einzelnen Augenstabwerkstätten für die Köpfe jetzt den auf der
Kreisform beruhenden Normalien der American Bridge Co,
gewichen sind.
Wir können dieselben unter Umwandlung in Metermass einem der Handbücher der
Gesellschaft in folgender Tabelle entnehmen.
Augenstabnormalien der American Bridge Co.
Textabbildung Bd. 320, S. 745
Fig. 25a.
bin mm
dmin.in mm
Rin mm
rmax.in mm
Zin mm
51
16 16
114140
44 70
254 356
63
19 19
140165
57 83
279 356
76
19 19
178203
76102
330 432
102
19 22*25
241267292
108133159
457 533 686
127
19 25
292330
127165
508 686
152
19 25
343368
140165
559 711
178
25*29
419444
184210
711 813
203
25 29*32
444470495
178203229
686 813 914
254
29 32*35
559597622
229267292
88910161118
305
32 35*38
660698737
254292330
99111431270
356
35 38*41
775825851
305356381
116813461422
Die mit Stern versehenen Stäbe sollen nur, wenn unvermeidlich,
gebraucht werden. Augenstäbe sind hydraulisch gepresst und entwickeln bei der
Zerreissprobe, wie garantiert, die volle Festigkeit des Flacheisens unter den oben
mitgeteilten Bedingungen.
In dieser Tabelle ist, wie in obiger Fig. 25 a, b die Stabbreite, d die
kleinste Stabdicke, bei der das Material noch das Gesenk gut ausfüllt, R der äussere Kopfdurchmesser, r der grösste Lochdurchmesser, bei dem grössere Festigkeit des Auges als
des Mittelteils noch erreicht werden kann, Z der
Zuschlag zur theoretischen Stablänge über Mitte Bolzenloch hinaus, der zur
Kopfbildung einschliesslich des später erst herausgestanzten Loches nötig ist. Die
obigen Maximalwerte für den Lochdurchmesser r bedeuten
einen Querschnittsüberschuss in Lochmitte von 33 v. H. bis r = b und von 36 v. H. für r > b. Die Stärke des
Kopfes ist dabei gleich Stabdicke d oder höchstens
gleich d + 1,6 mm vorausgesetzt.
Bei den mit Stern bezeichneten Stäben fängt das Rotarmstauchen wegen der im
Verhältnis zur Breite grossen Kopf- und Lochdurchmesser schon an, Schwierigkeiten zu
verursachen.
Für die Zerreissprobe im Ganzen sind in verschieden Werken Maschinen vorhanden. So
besitzt die American Bridge Co. eine Maschine in
dem Athens Werk in Athens, Pa. (der früheren Union Bridge Co.) von 560 t, eine in Edgemoor von 316 t
und eine in Pittsburg von 270 t Zerreisskraft. Ausserdem ist noch bemerkenswert
durch Stärke und Genauigkeit die Zerreissmaschine des staatlichen Prüfungsamtes im
Watertown Arsenal von 450 t Kraft für 9,15 m lange Stäbe reichend; und die grösste
überhaupt bestehende Maschine ist diejenige der Phoenix
Bridge Co. von 980 t Kraft und einer für 13,7 m lange Stäbe und 15 v. H.
Dehnung genügenden Abmessung.Phoenix
Testing Machine, Engineering News 1879, 28. Dec.
Die Reihenfolge der Behandlung bei der Herstellung der Augen ist die folgende:
Zunächst wird ein Ende des Stabes in einem mit Oel oder Gas erhitzten Ofen zur
Kirschrotglut gebracht, sodann in der Schmiedepresse bei den gewöhnlichen
Abmessungen einmal, bei den in der Tabelle mit Stern bezeichneten ungünstigen
Abmessungen nötigenfalls nach Wiedererhitzung nochmals im Gesenk gepresst und zwar
auf etwas grössere Dicke als der Stab. Sodann erfolgt das Durchstanzen des Loches
auf einen 25 mm zu kleinen Durchmesser und gleichzeitiges Abschneiden der
Quetschnähte und darauf zur Verdichtung des Kopfmaterials und genauer Herstellung
der Dicke das Walzen. Nach dem Walzen muss ebenso die andere des Stabes behandelt
werden, worauf ein Hochkantkaltrichten des ganzen Stabes in einer Dreistempelpresse
notwendig ist und darauf muss der durch alle vorhergegangenen Operationen im Gefüge
inhomogen und spröde gewordene Stab ganz allmählich und gleichmässig wieder bis zur
Rotglut erhitzt und in einem wärmehaltenden Ofen zum langsamen Abkühlen gebracht
werden.
Nach diesem 6 bis 7 Stunden dauernden Ausglühvorgang geschieht noch ein leichtes
Ebenrichten der durch das Ausglühen hervorgerufenen etwaigen Verziehungen und
schliesslich das gleichzeitige Nachbohren der beiden Bolzenlöcher durch alle
zusammengehörigen oder auch sonst gleiche Abmessungen besitzenden Stäbe hindurch,
wodurch die so notwendige gleichmässige Anspannung aller Stäbe eines Gliedes in der
Brücke gewährleistet ist (Fig. 26).
In bezug auf die Genauigkeit der Ablängung und Ausbohrung mögen noch die Bedingungen,
denen sich die American Bridge Co. unterwirft,
mitgeteilt werden. Sie sind vom Standpunkt des Herstellers geschrieben, enthalten
also wohl nur das technisch Erreichbare.
81. Bolzenlöcher sollen vollkommen parallel mit einander und
rechtwinklig zur Achse des Stabes gebohrt werden, wenn nicht anders verlangt; und in
nicht verstellbaren Stücken ist keine Abweichung grösser als 0,4 mm für jede 6 m in
der Länge zwischen den Mittelpunkten der Bolzenlöcher erlaubt.
82. Stäbe, die im Bauwerk nebeneinander zu liegen kommen, sollen
bei derselben Temperatur ausgebohrt werden und sollen so genau gleich lang sein,
dass nach Aufeinanderlegen die Bolzen durch die Löcher an beiden Enden gleichzeitig
ohne Zwängung hindurchgehen.
84. Der Spielraum zwischen Bolzen und Loch soll höchstens 0,8 mm
für Bolzen von Querverbänden sein; für Bolzen im Hauptträger darf der Spielraum
höchstens 0,5 mm für Bolzen 90 mm Durchmesser betragen, welcher Betrag allmählich
auf 0,8 mm für Bolzen von 150 und mehr mm Durchmesser heraufgehen darf.
Die Eigenschaften der durch den oben beschriebenen Arbeitsgang erzeugten Augenstäbe
möge man ersehen aus der folgenden Zusammenstellung der Prüfungsergebnisse von
Augenstäben recht grosser Abmessung für die 1904 fertiggestellte Monongahelabrücke
der Wabasheisenbahn in Pittsburg, die uns von deren Oberingenieuren Boller und Hodge gütigst
überlassen wurde. Die Herstellung geschah auf der neuen Schmiedepresse in Ambridge,
die weiter unten
Prüfung von Augenstäben im Ganzen für die
Monongahelaflussbrücke in Pittsburg.
Basisches Siemens-Martin-Eisen,
hergestellt von der Carnegie Steel Co. Augenstäbe
geschmiedet im Ambridge-Werk der American Bridge Co. 1903. Geprüft in der Phoenix-Brückenbauanstalt.
Textabbildung Bd. 320, S. 746
Prüfung No.; Hitze No.;
Herausgeschnittene Normal-Probestäbe; Ungeglüht; Geglüht; Elastizitätsgrenze;
Bruchfestigkeit; Dehnung v. H.; Querschnitt verminderung; Chemische Analyse;
Kupfer; Phosphor; Mangan; Schwefel; Abmessungen der ganzen Stäbe; Bezeichnung;
Querschnitt; Länge zwischen Lochmitten; Bolzendurchmesser; Kopfdurchmesser;
Querschnittüberschuss in Kopf; Prüfungen im Ganzen; Elastizitätsgrenze;
Bruchfestigkeit; Querschnittverminderung; Dehnung; Gemessene; Bolzenlöcher;
Charakter des Bruches; Bemerkungen; Seidig (silkg) winklig.; Seidig halb
trichterförm.; 70 v. H. seid. trichterförm.; 30 v. H. feinkörnig.; Rechtwinklig,
100 v. H. feinkörnig.; Bolzenloch an einem Ende stark gedehnt; Im Kopf gerissen;
Zürückgewiesen.
gez. Boller & Hodge, Consulting Engineers,
1 Nassaustr., New-York City.
beschrieben werden wird. Es lässt sich annehmen, dass nach
Einarbeitung dieser Presse die Augenstäbe noch gleichmässiger ausfallen werden. Die
Materialeigenschaften entsprechen den früher in Tab. 2 mitgeteilten
Lieferungsbedingungen, die Bezeichnung der Stäbe ergibt sich aus der Benennung
der Knotenpunkte, wie auf S. 644 auseinandergesetzt, sonst ist die Tabelle wohl ohne
weitere Erklärung zu verstehen.
(Fortsetzung folgt.)