Titel: | Kommutator-Motore für einphasigen Wechselstrom. |
Autor: | Albert Hoerburger |
Fundstelle: | Band 320, Jahrgang 1905, S. 776 |
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Kommutator-Motore für einphasigen
Wechselstrom.
Von Dr. Albert Hoerburger,
Berlin.
(Fortsetzung von S. 763 d. Bd.)
Kommutator-Motore für einphasigen Wechselstrom.
Textabbildung Bd. 320, S. 776
Fig. 22. Thomsonscher Repulsionsmotor mit ausgeprägten Polen.
Textabbildung Bd. 320, S. 776
Fig. 23. Repulsionsmotor mit blinden Polen nach Lake.
4. Der Repulsionsmotor. Die in Fig. 20 angegebene Schaltung leitet über auf eine weitere Reihe vom
Kommutatormotoren, die als Repulsionsmotore bezeichnet werden. Wenn man nämlich die
beiden Felder, die auf einander senkrecht stehen, aber stets in Phase sind, zusammen
nimmt, so erhält man ein resultierendes Feld, dessen Ache in der Mitte der beiden
Wicklungen liegt. Die beiden Feldspulen können also durch eine einzige ersetzt
werden. Die Bürsten sind nun nicht in der Achse dieser Spule anzubringen, sondern um
einen bestimmten ∡ ψ verschoben (Fig. 22). Dieser Motor ist von Thomson zuerst im amerikanischen Patent 430328
angegeben worden. In der Ausführung zeigte er ein Feld mit ausgeprägten Polen und
einen gewöhnlichen Gleichstromanker mit kurzgeschlossenen Bürsten, die aus der
Feldachse herausgedreht waren. Bei einem derartigen Motor ist aber die Gestaltung
mit ausgeprägten Polen sehr ungünstig. Das Feld kann sich nämlich nur in der
Richtung der Pole ausbilden, während doch schon aus der Entstehung des Motors aus
der doppelpoligen Wicklung leicht einzusehen ist, dass für die gute Wirkung das
Entstehen eines Querfeldes von grösster Wichtigkeit ist. Das zur Ausbildung eines
Drehfeldes und zur Kompensierung der Kurzschlussströme notwendige senkrechte Feld
wird bei ausgebildeten Polen unterdrückt und der Motor wird einen schlechten
Wirkungsgrad und grosse Phasenverschiebung, kleines Drehmoment und grosse
Stromaufnahme besitzen. Zum Teil werden diese Nachteile aufgehoben durch eine
Anordnung, die H. H. Lake durch das britische Patent
20241/94 geschützt ist. Wie aus Fig. 23 ersichtlich,
sind zwischen den eigentlichen bewickelten Polen noch weitere, sogen. blinde Pole
angebracht, welche die Ausbildung des Querfeldes ermöglichen. Im allgemeinen wird
man jedoch beim Repulsionsmotor gleichmässig verteilte Ständerwicklung anwenden; das
Schema ist in Fig. 24 gezeichnet.
Textabbildung Bd. 320, S. 776
Fig. 24. Repulsionsmotor mit verteilter Statorwicklung.
Ein derartiger Motor hat auf den ersten Anblick etwas verblüffend einfaches, eine
einphasige Ständerwicklung, die für jede beliebige Spannung gewickelt werden kann,
einen Läufer, der gar keine elektrische Verbindung nach aussen hat, sondern nur
einen Kurzschluss zwischen den Bürsten. Es ist in der Tat unbegreiflich, dass ein
derartig konstruktiv einfacher Motor, der, wie später gezeigt wird, ganz gute
Eigenschaften besitzt, jahrelang bei uns nicht nur nicht angewandt, sondern nicht
einmal bekannt war. Erst durch das neu erwachte Interesse an den
Einphasenwechselstrom-Kommutatormotoren ist auch dieser Motor bekannt geworden.
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Spule im Wechselfeld.
Dass in einem derartigen Motor überhaupt ein Drehmoment zustande kommt, zeigen die
Fig.
25, 26 und 27, in denen eine
einfache Spule in einem zweipoligen Wechselfeld in drei verschiedenen Stellungen
gezeichnet ist. In der Stellung der Fig. 25 wird in der
Spule ein grosser Strom induziert; der Strom ist in Phase mit dem Felde und jeder
Pol übt auf den unter ihm liegenden Teil der Spule ein grosses Drehmoment aus.
Trotzdem tritt keine Bewegung ein, weil die beiden Drehmomente einander gleich, aber
entgegengesetzt sind. Die Spule ist im labilen Gleichgewicht. In der Stellung der
Fig.
26 wird gleichfalls in der Spule ein Strom induziert, das Drehmoment
bewegt die Spule derartig, dass in ihr kein Strom mehr erzeugt wird, die Spule wird
also solange gedreht, bis sie im stabilen Gleichgewicht der Fig. 27 sich befindet.
Soll eine derartige Vorrichtung in ständiger Bewegung bleiben, so ist die Wicklung
geschlossen auszuführen und in der Stellung der Fig. 26 durch Bürsten
kurzzuschliessen.
Um klarzulegen, wie in einem derartigen Motor die Felder entstehen und verteilt sind,
sind dieselben in die Fig. 28 eingezeichnet worden.
Die Achse der Stromzuleitungen zum Stator a b schneide
den Rotor in den Punkten α β und die Bürstenachse c d schneide auf dem Stator die Punkte γ δ aus. Durch den in den Statorwindungen fliessenden
Strom wird im Rotor ein Strom induziert, der, falls die Bürstenachse c d mit der Achse a b
zusammenfallen würde, den Statorstrom aufheben, also entgegengesetzte Richtung haben
würde. Da die Achsen um den Winkel ψ verschoben sind,
so überwiegt das grössere Stück und die Ströme verlaufen im Rotor wie in der Fig. 25
eingezeichnet. Wie man sieht, stimmt die Stromrichtung in den Stücken a γ und a c bezw. b δ – β d überein.
Textabbildung Bd. 320, S. 777
Fig. 28. Verteilung der Felder im Repulsionsmotor.
Diese Amperewindungen bilden gewissermassen einen Doppelgürtel von Windungen und
erzeugen in der dazu senkrechten Achse ein Feld, welches offenbar das Erregerfeld
des Motors, also F ist. In den anderen Stücken der
Wicklung sind die Ströme einander entgegengesetzt, dieselben stehen daher im
Verhältnis von Anker und Kompensationsspule zueinander, und es bildet sich ein
Querfeld A senkrecht zum Erregerfeld aus. Das
Erregerfeld wird demnach nicht allein vom Stator, sondern zur Hälfte auch vom Rotor
das Kompensationsfeld im Rotor gebildet. Beim Winter-Eichberg-Latour-Motor lagen die Verhältnisse gerade umgekehrt, wenn
man davon absieht, dass hier das Erregerfeld zum Teil auch noch im Rotor gebildet
wird. Man sieht ohne weiteres, dass die Stellung der Fürsten von ausschlaggebendem
Einfluss auf das Verhalten des Motors sein muss; durch Verschieben der Bürsten in
einem oder anderm Sinne kann man das Erregerfeld schwächen oder verstärken, event.
sogar in seiner Richtung umkehren, wenn die Bürstenachse auf die andere der
Statorachse geschoben wird. Im nachstehenden soll noch kurz das Diagramm der
Spannungen im Repulsionsmotor gegeben werden, in derselben einfachsten Weise, wie
bei den anderen Motoren.
Da die Felder A und F nicht
mit der Bürstenachse zusammenfallen, sondern um den Winkel ψ/2
beziehungsweise 90° – ψ/2 verschoben sind, so tritt in allen Grössen der
Spannungen noch eine Winkelfunktion des ∡ ψ auf.
Durch das Feld F wird im Stator eine elektromotorische
Kraft induziert, die in der Phase 90° hinter dem Felde ist und von der Grösse
EFi= C11 . v . p . sin ψ BF
ist. Wenn p die Anzahl der
Statorwindungen ist, so kommen für das Feld BF nur die Anzahl p .
sin ψ in Bedacht. Da vom Felde BF noch eine zweite induzierte Spannung
auftritt, die ebenfalls nach der bisher gebrauchten Schreibweise mit eFi zu bezeichnen wäre,
so sollen die Spannungen im Stator diesmal mit E
bezeichnet Werden. Ebenso wird vom Felde BA im Stator eine Spannung in der Statorwindung
induziert, die um 90° in der Phase zurück ist:
EAi= C12 . v . p cos ψ . BA.
Im Rotor werden durch die beiden Felder nun vier Spannungen
erzeugt, zwei durch Induktion, in der Phase um 90° zurück, zwei durch Rotation, in
Phase mit dem Feld. Ihre entsprechenden Grössen sind:
eFi= C13 . v . z. sin ψ . BF
und
eAi= C14 . v . z. cos ψ . BA
eFg= C15 . n . z. sin ψ . BF
und
eAg= C16 . n . z. cos ψ . BA.
Die Gesamtzahl der Rotorwindungen z ist ebenfalls für
die einzelnen Felder, wegen der Verschiebung der Bürstenachse, mit der
Winkelfunktion von ψ zu multiplizieren. In der Fig. 29 sind diese Spannungen in der gewohnten Weise
eingetragen. Wie man sieht, tritt auch hier eine Phasenkompensation ein, indem den
induzierten Spannungen eine in der Phase voreilende Spannung entgegenwirkt. Allein
diese Kompensation kann in keinem Falle vollständig sein, wie bei dem früher
betrachteten Winter-Eichberg-Latour-Motor, denn die
entgegenwirkende Spannung eAg kann niemals die beiden anderen Spannungen vollständig kompensieren,
immerhin wird bei zunehmender Geschwindigkeit der Leistungsfaktor immer günstiger.
Im allgemeinen wird also die Spannung um den ∡ φ > 0
verschoben sein und so der Motor mit einem Leistungsfaktor kleiner als 1
arbeiten.
Textabbildung Bd. 320, S. 777
Fig. 29. Vereinfachtes Spannungsdiagramm des Repulsionsmotors.
Textabbildung Bd. 320, S. 777
Fig. 30. Kurven des Repulsionsmotors. 25 Perioden, 220 Volt, 2 mm Luftspalt,
Bürsten 70° verschoben.
Der Repulsionsmotor hat bei Stillstand durch die unter den Bürsten kurzgeschlossenen
Windungen grosse Verluste, doch bessern sich diese Verhältnisse beim Lauf ganz
bedeutend. Es bildet sich nämlich auch hier ein zwar nicht kreisförmiges, aber
elliptisches Feld aus, welches die Kurzschlusspannung und damit die Verluste
vermindert. Der Motor entwickelt ein grosses Anzugsmoment, um so grösser, je kleiner
der Widerstand des Kurzschlusses ist. Der Leistungsfaktor nimmt mit wachsender
Geschwindigkeit zu und erreicht seinen maximalen Wert bei synchronem Lauf,
darnach fällt er ziemlich rasch ab. Darin verhält sich der Repulsionsmotor anders
wie der Serienmotor, bei welchem der Leistungsfaktor mit steigender Tourenzahl immer
weiter zunimmt. Der Repulsionsmotor kann also mit hoher Frequenz, etwa der allgemein
gebräuchlichen, betrieben werden, damit der günstigste Leistungsfaktor bei vollem
Lauf erreicht, aber nicht überschritten wird. Umgekehrt muss der Serienmotor mit
kleiner Frequenz und grosser Polzahl betrieben werden, damit der Motor bei vollem
Lauf sich in mehrfachem Uebersynchronismus befindet und einen günstigeren Wert des
Leistungsfaktors erreicht. Auch beim Repulsionsmotor ist das Verhältnis der
Feldamperewindungen zu den Ankeramperewindungen klein zu machen, damit die
schädlichen induzierten Spannungen, welche die Phasenverschiebung bewirken, nicht zu
gross werden. Beim Repulsionsmotor lässt sich dieses Verhältnis aber durch die
Bürstenstellung stark beeinflussen. Das Verhalten eines Repulsionsmotors gegenüber
dem Serienmotor lässt sich am besten aus den Kurven der Fig. 30 entnehmen, wobei derselbe Motor, dessen Verhalten als
kompensierter Motor aus Fig. 12 zu entnehmen war,
nun bei gleichem Wechselstrom als Repulsionsmotor geschaltet war.
Textabbildung Bd. 320, S. 778
Fig. 31. Repulsionsmotor mit zwei Statorwicklungen.
Textabbildung Bd. 320, S. 778
Fig. 32. Repulsionsmotor mit veränderl. Stromzuführung zum Stator.
Von grossem Nachteil ist, dass der Motor in seiner Drehrichtung nur durch die
Bürstenstellung beeinflusst werden kann. Trotzdem hat die Firma Brown, Boveri & Co. den Motor als Bahnmotor
verwendet und die Regulierung nach dem Vorschlage von Déri durch Bürstenverstellung mit gutem Erfolge durchgeführt. Will man
eine derartige komplizierte mechanische Anordnung vermeiden, so kann man nach Fig. 31 auf dem Stator noch eine zweite Windung
aufbringen, die gegenüber der ersten um den doppelten Winkel ψ verschoben ist, und nun je nach der gewünschten Drehrichtung die eine
oder die andere Spule einschalten. Damit hat man aber bereits die Einfachheit des
Motors wieder aufgegeben, indem nunmehr zwei Wicklungen auf dem Stator
unterzubringen sind und daher für jede nur der halbe Raum zur Verfügung steht. Eine
viel bessere Lösung hat Oerlikon schon im Jahre 1893
gefunden und durch das Schweiz. Patent 6634 schützen lassen. Die Feldwicklung auf
dem Stator hat nach Fig. 32 in der Nähe der
Bürstenachse nach beiden Seiten mehrere Verbindungen nach aussen. Mit Hilfe eines
einfachen Umschalters ist es nun möglich, den Strom dem Stator in entsprechenden
Punkten 1 1', 2 2' zuzuführen und so eine relative Verschiebung der Bürsten
herbeizuführen. Die General Electric Co. hat jahrelang
den Repulsionsmotor gebaut und auch für Bahnzwecke verwendet. Neuerdings aber ist
diese Gesellschaft, wie oben angegeben, speziell für Bahnzwecke zur Verwendung des
kompensierten Serienmotors übergegangen.
Bei allen bisher behandelten Motoren ist der Rotor ein normal gebauter
Gleichstromanker, man kann also unter Umständen dieselbe Maschine in allen
Schaltungen verwenden. Die Firma Oerlikon macht das
tatsächlich und hat Versuchsergebnisse veröffentlicht, die ein und derselbe 35
PS Motor beim Betrieb ergeben hat
1. als Gleichstromserienmotor mit 200 Volt Spannung,
2. als gewöhnlicher Wechselstrommotor mit ruhender
Erregerwicklung bei 22 Perioden und 200 Volt
Spannung,
3. als Repulsionsmotor mit Wechselstrom von 44 Perioden und 250
Volt Spannung,
4. als kompensierter Serienmotor mit rotierender
Erregerwicklung und Kurzschlussbürsten, System Winter-Eichberg-Latour, mit Wechselstrom von 44 Perioden und 250 Volt
Spannung.
Textabbildung Bd. 320, S. 778
Fig. 33. 35 PS Oerlikon-Motor.
Die Maschine (vergl. Fig. 33) war im Stator und Rotor
6 polig gewickelt und die Wicklung in halb offenen Nuten verteilt. Der Stator hatte
zwei völlig gleiche Wicklungen, war also wie ein zweiphasen Induktionsmotor gebaut.
Die beiden Wicklungen konnten jede für sich und parallel geschaltet verwendet
werden; letzteres geschah bei Verwendung als Repulsions- und kompensierter Motor.
Als Gleichstrom- und Wechselstromserienmotor wurde die zweite Wicklung als
Kompensationsspule benutzt, um die Ankerquerwindungen aufzuheben. Der Luftspalt
betrug 1 mm, ein ungewöhnlich niedriger Wert. Der Rotor hatte keine besonderen
Kollektorverbindungen mit hohem Widerstand, sondern war ganz normal gebaut. Die
Bürstenbrille trug in den ersten drei Fällen 6, im letzten Falle 12 Bürstensätze mit
8 mm breiten Kohlen.
In den ersten beiden Fällen waren die Bürsten in der neutralen Achse in der Mitte
zwischen den beiden Feldern angebracht, beim Repulsionsmotor waren die Bürsten um
1/10 der
Polteilung gegen die magnetische Achse der Statorwicklung verschoben. In allen vier
Fällen musste die Maschine den modernen Ansprüchen entsprechen, d.h. bei längerer
Belastung durfte die Erwärmung bei keinem Teil 45° übersteigen und der Kommutator
keine Spur von Funken zeigen. In den Fig. 34–37
a und b ist das Verhalten
graphisch aufgezeichnet und zwar in den Darstellungen a
bei konstanter Geschwindigkeit, und in den Darstellungen b bei konstanter Stromstärke. Der Wirkungsgrad ist bei Gleichstrom
natürlich am höchsten, ist aber im ungünstigsten Falle nur um etwa 3 v. H.
niedriger. Der Leistungsfaktor ist beim Repulsionsmotor etwas niedriger wie beim
Serienmotor. Die Kommutation war tadellos zwischen 500 und 1000 Umdrehungen, unter
oder über dieser Geschwindigkeit mussten bei den letzten beiden Arten besondere
Mittel angewandt werden um die Kurzschlusslamellenspannung zu vermindern.
Textabbildung Bd. 320, S. 779
Fig. 34a. Kurven des 35 PS-Motors nach Fig. 33 als Serienmotor mit
Gleichstrom.
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Fig. 34b. Kurven des 35 PS-Motors nach Fig. 33 als Serienmotor mit
Gleichstrom.
Textabbildung Bd. 320, S. 779
Fig. 35a. Kurven des 35 PS-Motors nach Fig. 33 als Serienmotor mit
Wechselstrom, 22 Perioden.
Textabbildung Bd. 320, S. 779
Fig. 35b. Kurven des 35 PS-Motors nach Fig. 33 als Serienmotor mit
Wechselstrom, 22 Perioden.
Textabbildung Bd. 320, S. 779
Fig. 36a. Kurven des 35 PS-Motors nach Fig. 33 als Repulsionsmotor für
Wechselstrom 44 Perioden.
Textabbildung Bd. 320, S. 779
Fig. 36b. Kurven des 35 PS-Motors nach Fig. 33 als Repulsionsmotor mit
Wechselstrom, 44 Perioden.
Textabbildung Bd. 320, S. 779
Fig. 37a. Kurven des 35 PS-Motors nach Fig. 33 als
Winter-Eichberg-Latour-Motor mit Wechselstrom, 44 Perioden.
Textabbildung Bd. 320, S. 779
Fig. 37b. Kurven des 35 PS-Motors nach Fig. 33 als
Winter-Eichberg-Latour-Motor mit Wechselstrom, 44 Perioden.
Textabbildung Bd. 320, S. 780
Fig. 38. Thomsonscher Repulsionsmotor mit breiten offenen Bürsten.
Thomson hat noch eine zweite Art von Repulsionsmotoren
angegeben, die in Fig. 38 schematisch dargestellt
ist. Statt der kurzgeschlossenen Bürsten verwendet er breite, offene Bürsten, die
einen grösseren Raum des Kollektors bis zu ½ der Polteilung kurz schliessen. Es ist
selbstverständlich, dass diese Bürsten mit ihrer grossen Auflagefläche am Kollektor
nicht unbeträchtliche Reibungsverluste zur Folge haben, indessen werden durch diese
Anordnung auch gewisse Vorteile erreicht, die nach Cramp in folgendem bestehen. Im gewöhnlichen Repulsionsmotor ist die
Spannung von ¼ des Rotors (je nach der Bürstenstellung) der Spannung des
übrigen Teiles entgegengesetzt, so dass nur die halbe Spannung für die Ankerströme
zur Wirkung kommt; auch durchfliesst der Rotorstrom stets alle Windungen, ohne
Rücksicht, ob diese in nützlicher Stellung sind, oder nicht, so dass unnötige
ohmsche Verluste in den Kauf genommen werden müssen, endlich geben die
Kurzschlusströme unter den Bürsten ein entgegengesetztes Drehmoment. Diese Nachteile
sind bei den breiten offenen Bürsten vermieden. Insbesondere ist hier der Rotorstrom
nur in jenen Spulen, in denen er zur Entwicklung eines Drehmomentes nötig ist, so
dass an ohmschen Verlusten gespart wird und kein entgegengesetztes Drehmoment
entwickelt werden kann.
(Fortsetzung folgt.)