Titel: | Die Hebezeuge auf der Weltausstellung in Lüttich 1905. |
Autor: | K. Drews |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 18 |
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Die Hebezeuge auf der Weltausstellung in Lüttich
1905.
Von K. Drews,
Oberlehrer an der Kgl. höh. Maschinenbauschule in Posen.
(Fortsetzung von S. 6 d. Bd.)
Die Hebezeuge auf der Weltausstellung in Lüttich 1905.
Die Laufkrane der Ausstellung.
Die Maschinenhalle der Lütticher Ausstellung wurde nur durch Laufkrane bedient, wie
der Laufkran ja heutzutage das Universalhebezeug für mechanische Werkstätten,
Montagehallen, Giessereien, kurzum für geschlossene Räume ist. Er hat sich hier in
Wahrheit unentbehrlich gemacht. Aber auch für langgestreckte Lagerhöfe verwendet man
jetzt sehr oft vorteilhaft Laufkrane mit hochliegender Fahrbahn und nicht Bockkrane.
Der Vorteil einer grossen Fahrgeschwindigkeit (Ausführungen bis 220 m i. d. Minute)
verbindet sich hier mit demjenigen, dass der Verkehr und die Lagerung auf dem Hofe
nicht durch Gleise für den Kran behindert wird.
Diese Universalität verdankt der Laufkran indes erst der Elektrizität, die die
einzige rationelle Betriebskraft für ihn ist; jede andere Betriebsart kann als
Kuriosität gelten. Der Handbetrieb kommt hierbei selbstverständlich nicht in
Betracht. Sämtliche Laufkrane der Ausstellung waren denn auch elektrisch betrieben.
Sie waren ferner ohne Ausnahme als Drei- und Viermotorenkrane ausgebildet.
Dieses System hat sich wegen der ausserordentlichen Vereinfachung des Triebwerkes und
der Möglichkeit, alle drei Kranbewegungen gleichzeitig auszuführen, als so
vorteilhaft erwiesen, dass trotz der grösseren Anschaffungskosten dieser Anordnung
das sogen. Einmotorensystem nur noch in ganz vereinzelten Fällen Anwendung
findet.
Von den acht Laufkranen der Ausstellung waren in bezug auf die Gerüstform sieben nach
deutschem Vorbilde als Bühnenkrane ausgeführt, während der achte sich an
amerikanische Bauweise anlehnte. Die deutschen Hebezeugkonstrukteure haben bei
Ausbildung des elektrischen Laufkranes nach anfänglichem Schwanken die Gerüstform
der alten Transmissionslaufkrane beibehalten und sie in zweckentsprechender Weise
weiter ausgebildet. Das Krangerüst besteht hier aus vier parallelen Längsträgern,
von denen die beiden inneren, die Hauptträger, die Fahrbahn für die Laufkatze
bilden. Je ein innerer und ein äusserer Träger sind durch Diagonalverbände
gegeneinander versteift und bilden in dieser Weise einen Balken von sehr grosser
seitlicher Steifigkeit. Sie ist bei den üblichen grossen Fahrgeschwindigkeiten
durchaus erforderlich. Beide Kranbalken werden an den Enden durch die Radkästen in
solider Weise verbunden. Ihre oberen Seiten werden in geeigneter Weise abgedeckt und
dienen als Laufstege für die Untersuchung und Wartung der Laufkatze sowie des
Kranfahrmotors. Dieser befindet sich gewöhnlich in der Mitte des einen Laufsteges;
seine Bewegung wird durch eine Längswelle und die nötigen Vorgelege auf je ein
Laufrad an beiden Kranenden übertragen. Die amerikanische Bauart unterscheidet
sich von der vorigen dadurch, dass das Krangerüst aus zwei massiven genieteten
Kastenträgern besteht; an der Seiten wand des einen sind der Fahrmotor und die Lager
für die Längswelle befestigt. Ein Laufsteg ist in der Regel nicht vorhanden, was
natürlich die Wartung und Montage des Fahrtriebwerkes sowie die Untersuchung der
Laufkatze sehr erschwert. Die leichte und gefahrlose Zugänglichkeit aller Teile ist
gerade der nicht zu unterschätzende Vorteil der deutschen Bauart.
Bei fünf von den ausgestellten Laufkranen waren die Hauptträger in Fachwerk
ausgeführt. Zu Fachwerkträgern entschloss man sich früher nur bei grossen
Spannweiten und grossen Lasten, wenn gegenüber einem vollwandigen Blechträger die
Berechnung eine Kostenersparnis ergab. Nicht immer ist mit einer Materialersparnis
auch ein geringerer Preis verknüpft. Der Einheitspreis für Fachwerk ist höher als
für vollen Blechträger. 1000 kg Materialersparnis bei Fachwerkträgern bedeuten daher
nicht immer auch eine Kostenersparnis gegenüber Blechträgern, wenn man die
Eisenkonstruktion des Kranes nur für sich betrachtet. Das geringere Eisengewicht
desselben kann aber bewirken, dass die Fahrbahn für den Kran leichter gehalten und
auch ein kleinerer Fahrmotor sowie leichteres Fahrtriebwerk gewählt werden kann;
dabei können dann sehr wohl die Gesamtkosten der Anlage sich niedriger stellen,
obwohl die Kranträger selbst bei Wahl von Fachwerk vielleicht nicht billiger
werden.
Vielfach entschliesst man sich jedoch zu dieser Konstruktion aus anderen Gründen, als
denjenigen einer Gewichts- und Kostenersparnis. Viele Werkstätten sind nämlich durch
Oberlicht erhellt; vollwandige Blechträger eines Laufkranes können demnach die
Helligkeit eines Teiles der Werkstätte beeinträchtigen. Noch mehr wird dies der Fall
sein bei künstlicher Beleuchtung durch Bogenlampen. Um diesem Uebelstande teilweise
zu begegnen, führt man die Kranträger oft in Fachwerk aus, selbst wenn der Laufkran
sich dadurch teurer stellen sollte. Aus denselben Gründen deckt man jetzt die
Laufstege meist mit weitmaschig perforiertem Blech und nicht mit Holzbohlen ab.
Die Seitenträger (faux longerons nennt sie bezeichnenderweise der Franzose) sind
immer in Fachwerk ausgeführt.
Als Fahrschienen für die Laufkatzen sind bei den ausgestellten Laufkranen meist
Flacheisen (50 × 30) benutzt worden; in einem Falle auch eine Profilschiene, wie sie
etwa bei Feldbahnen üblich ist. Diese hat den Nachteil, dass das Mass von Unterkante
Träger bis Oberkante Laufschiene grösser ist als bei einer Flacheisenschiene, obwohl
sie sich infolge
ihrer Befestigung besser ausrichten lässt als letztere.
Textabbildung Bd. 321, S. 18
Fig. 1.
Die Verbindung beider mit dem Träger ist aber nicht derartig, dass man sie bei der
Festigkeitsrechnung berücksichtigen könnte; denn die Flacheisenschiene wird nur
durch Heftschrauben oder Heftniete mit dem Obergurt verbunden, und die
Profilschienen durch Klemmplatten festgeklemmt.
Da die Laufschiene aber nun den Teil des Trägers bildet, der mit am weitesten von
seiner neutralen Achse entfernt ist, so erscheint es sehr wünschenswert, ihr
Material zum Tragen heranzuziehen. Dann muss sie jedoch mit dem Träger durch eine
geeignete feste Verbindung zu einem Ganzen vereinigt werden.
Textabbildung Bd. 321, S. 18
Fig. 2. Deutsch-französische Maschinenhalle in Lüttich.
Diesem Erfordernis des Kranbaues ist in neuerer Zeit durch Herstellung einer
besonderen Laufkranschiene entsprochen worden, die nach Fig. 1 als niedrige Profilschiene mit breitem Fuss und kräftigem Steg
ausgebildet ist.
Der Fuss der Schiene wird mit dem Obergurt in solider Weise vernietet.
Die Schiene in Fig. 1 entspricht einer Ausführung des
Aachener Hütten-Aktien-Vereins in Rothe Erde. Diese Firma walzt sie in vier Nummern von
45 bis 75 mm Laufbreite und 55 bis 85 mm Höhe.
Es möge hier nun die Besprechung der einzelnen ausgestellten Laufkrane folgen.
Um Wiederholungen zu vermeiden, sei hier gleich bemerkt, dass die Stromverteilung in
der Ausstellung nach dem Dreileitersystem durchgeführt war.
Das Netz lieferte Gleichstrom von 440 bezw. 220 Volt Spannung.
Für die Benutzung eines 30 t-Laufkranes hatten die Aussteller 20 fr., eines 10
t-Laufkranes 10 fr. f. d. Stunde zu entrichten. –
1. Elektrischer Laufkran der Firma Ludwig Stuckenholz in
Wetter a. d. Ruhr.
In der deutsch-französischen Maschinenhalle hatte die Firma L. Stuckenholz einen Viermotoren – Laufkran von 30 t Tragfähigkeit
ausgestellt, der gleichzeitig zur Montage der dort befindlichen Maschinen diente
(Fig. 2).
Zum Heben kleinerer Lasten mit grösserer Geschwindigkeit ist auf der Laufkatze eine
Hilfswinde vorhanden. Der Kran ist durch folgende Zahlen gekennzeichnet:
Grösste
Nutzlast
am
grossen
Haken
30 t.
„
„
„
kleinen
„
5 t.
Probelast
45 t.
Spannweite
24,13 m.
Geschwindigkeiten.
Heben
30 tgrosser Haken leer5 tkleiner Haken leer
v =v
=v =v =
4,35 7,5 25 40
m/min.„„„
Katzefahren
mit
voller
Belastung
v =
50
„
Kranfahren
„
„
„
v =
100
„
Das Krangerust (Fig. 3–5) zeigt die typische
deutsche Bauart, wie sie bei der allgemeinen Besprechung der Laufkrane beschrieben
worden ist.
Textabbildung Bd. 321, S. 19
Laufkran von Ludwig Stuckenholz in Wetter a. d. Ruhr.
Die Hauptträger sind aus den ebenfalls dort erörterten Gründen
als Fachwerkträger ausgebildet. Die Feldweite ist sehr gross gewählt, etwa 3,9 m;
nur in jedem zweiten Felde ist eine Senkrechte angeordnet, so dass der Obergurt
doppelt so viel Knotenpunkte besitzt wie der Untergurt.
Textabbildung Bd. 321, S. 19
Fig. 6 und 7. Triebwerk zum Kranfahren.
Diese Anordnung bezweckt, die freie Länge des Obergurtes, der
durch den Raddruck der Katze stark auf Biegung beansprucht wird, zu beschränken. Die
Entfernung zweier Knotenpunkte des Obergurtes ist so bemessen, dass sich immer nur
ein Rad der Katze zwischen ihnen befindet.
In der Mitte sind die Träger etwa 2,1 m, an den Enden etwa 0,85 m hoch.
Der Untergurt hat parabolische Form.
Die Seitenträger zeigen dieselbe Anordnung wie die Hauptträger, nur dass hier die
Senkrechten fehlen.
Die Radkästen sind als genietete Blechträger von 550 mm Höhe ausgeführt, über die die
Obergurte der Hauptträger bis an die Enden hinweggeführt sind.
Die Laufstege sind mit weitmaschig gelochtem Blech abgedeckt. Geländer aus Gasrohren,
die nicht nur aussen, sondern auch innen an den Seiten der Hauptträger angeordnet
sind, machen das Beschreiten der Laufbühnen vollkommen gefahrlos. Die gesamte Länge
des Kranes, die mit derjenigen der Längswelle zusammenfällt, beträgt rd. 24,56 m,
die Gesamtbreite 4,8 m; der Radstand 3,2 m.
Der Motor zum Kranfahren (Fig. 6 und 7) ist wie
üblich in der Mitte der einen Laufbühne aufgestellt; er treibt mittels
Stirnradvorgelege eine Längswelle an, deren Bewegung durch weitere Vorgelege auf je
ein Laufrad an beiden Kran enden übertragen wird.
Der Motor a leistet 40 PS bei 420 Umdrehungen. Der
Durchmesser der lose auf ihren Achsen laufenden doppelflanschigen Laufräder beträgt
940 mm.
Rädertabelle des Fahrtriebwerkes.
Vorgelege
s. Fig. 7
Teilungin mm
Zähnezahl
Teilkreis-durchm.in mm
Zahn-breitein mm
erstes
Trieb bRad c
12 π12 π
1664
192768
105 95
zweites
Trieb dRad e
14 π14 π
2060
280840
110110
Rechnerische Geschwindigkeit:
v=0,94\cdot \pi\cdot \frac{16}{64}\cdot \frac{20}{60}\cdot 420\,\sim\,103\mbox{ m}.
Sämtliche Lager der Längswelle haben abnehmbare Deckel und Rotgusschalen. Die Welle
lässt sich daher leicht nach oben herausnehmen.
Der Fahrmotor ruht auf einer Grundplatte, die auf der einen Seite die Längswelle mit
zwei Deckellagern umfasst, auf der andern Seite sich auf zwei kräftige
Schraubenfedern stützt (s. Fig. 7). Die
Grundplatte und somit auch der Motor kann nur eine Kreisbewegung um die Mitte der
Welle machen, so dass die Zentrale des Rädervorgeleges bei eintretender relativer
Bewegung des Motors gegen die Welle sich nicht ändern kann. Dadurch ist die Gefahr
von Zahnbrüchen im Motorvorgelege nahezu ganz behoben. Diese Art der Aufhängung des
Motors dürfte bei schnellaufenden Kranen stets zu empfehlen sein. Namentlich beim
Anfahren und Bremsen, aber auch bei gleichmässigem Fahren, wenn die Fahrschienen
schlecht verlegt sind, können sehr leicht Relativbewegungen zwischen Motor und
Längswelle entstehen, die Brüche an den Triebwerkteilen herbeizuführen vermögen,
zumal wenn noch schlechte und ungenaue Montage hinzukommt. Mir ist ein Fall bekannt,
wo der Schneckenkasten eines Fahrtriebwerkes wiederholt mitten durchbrach. Bei
Verwendung von Drehstrommotoren empfiehlt sich schon die federnde Aufhängung wegen
des sehr engen Luftspaltes zwischen Anker und Polschuhen.
Um das Nachlaufen des Kranes zu verhüten, ist auf der Längswelle eine
Differential-Bandbremse angeordnet, die durch einen Elektromagneten von 250 kg/cm Hubarbeit
betätigt wird. Die Bremsscheibe B (Fig. 6) von 600 mm
Durchmesser bildet mit dem grossen Stirnrade ein Stück.
Die Laufkatze
Fig. 8–10 hat, wie
oben erwähnt, zwei Hub winden für 30 t und 5 t.
Ihr Rahmen ist aus Walzeisen hergestellt.
Seine ganze Länge beträgt 2,92 m, seine Breite 2,62 m. Die Katze hat eine Spurweite
von 1,8 m und einen Radstand von 2,06 m. Ihr höchster Punkt liegt 1,68 m über
Schienenoberkante.
Die grosse Hubwinde besitzt einen Motov von 40 PS
normaler Leistung bei 420 Umdrehungen, der mittels dreier Stirnradvorgelege die
Seiltrommel von 550 mm Windungsdurchmesser antreibt. Diese ist mit rechts- und
linksgängigen auf der Drehbank geschnittenen Rillen versehen. Die Last hängt an vier
Seilsträngen, wovon zwei auf die Trommel laufen, während die beiden anderen in einer
Schleife über die feste Ausgleichrolle geführt sind.
Das verzinkte Tiegelgusstahl-Drahtseil hat einen Durchmesser von 25 mm und besteht
aus 6 Litzen zu je 37 Drähten. Seine Bruchfestigkeit ist mit 45 t angegeben; mithin
sechsfache Siclerheit.
Rädertabelle der grossen Hubwinde.
Vorgelege
Teilungin mm
Zähnezahl
Teilkreis-durchm.in mm
Zahn-breitein mm
erstes
TriebRad
10 π
1672
160 720
110
zweites
TriebRad
14 π
1354
182 756
110
drittes
TriebRad
22 π
1254
2641188
160
Rechnerische Geschwindigkeit:
v=0,55\cdot \pi\cdot \frac{1}{2}\cdot \frac{16}{72}\cdot \frac{13}{54}\cdot \frac{12}{54}\cdot 420\,\sim\,4,3\mbox{ m}.
Auf der Vorgelegewelle ist eine reichlich bemessene einfache Bandbremse zum Stoppen
angeordnet, die durch einen Elektromagneten von 250 kg/cm Hubarbeit gelüftet wird (Fig. 8–10). Der
Durchmesser der Bremsscheibe beträgt 750 mm.
Die Hilfswinde wird ebenfalls von einem 40 PS-Motor
angetrieben. Die Bewegungsübertragung auf die Seiltrommel geschieht jedoch hier
durch ein Schneckengetriebe. Schnecke und Schneckenrad laufen in einem vollständig
geschlossenen Gehäuse ständig in Oel. Das Rad besitzt einen Kranz aus Phosphorbronze
mit gefrästen Zähnen; die Schnecke ist geschliffen und gehärtet. Der Achsialdruck
der Schnecke wird durch Kugellager aufgenommen. Die Kugeln sind in einem Ring
gelagert und mit einem Griff zusammen auswechselbar.Z. d. V. d. I. 1903, S. 21. Die
Konstruktion des Kugellagers ist durch D. R. G. M. No. 171345 geschützt. Die
Schnecken- und Motorwelle sind durch eine elastische Kupplung miteinander verbunden.
Die Schnecke ist dreigängig; das Schneckenrad hat eine Teilung von 18,44 mm, 26
Zähne und einen Teilkreisdurchmesser von 479,4 mm.
Die Stoppbremse, eine einfache von einem Elektromagneten betätigte Bandbremse, sitzt
auf der verlängerten Schneckenwelle. Die Bremsscheibe misst 470 mm im Durchmesser.
Die Hubarbeit des Magneten beträgt 150 kg/cm.
Die Seiltrommel der Hilfswinde hat ebenfalls eingedrehte rechts- und linksgängige
Rillen; ihr Durchmesser beträgt 325 mm.
Die Last hängt an vier Strängen eines Drahtseiles von 15 mm Durchmesser. Die
Umleitung des Seiles ist dieselbe wie bei der grossen Winde. Der grosse sowie der kleine Haken ist im
Gehänge auf Kugeln drehbar gelagert.
Der untere Teil der Seilrollen in den Flaschen wird von einem dicht anschliessenden
Blech umgeben, das einen Oeltrog zum Schmieren des Drahtseiles bildet und dieses
zugleich gegen die strahlende Wärme der Giesspfannen, Stahlblöcke usw. schützt, wenn
der Kran in einer Giesserei oder in einem Stahlwerk arbeitet.
Textabbildung Bd. 321, S. 21
Laufkatze.
Zum Regeln der Senkgeschwindigkeit besitzen beide Hubmotoren Ankerbremsschaltung. Der
Motor arbeitet hierbei als Generator auf Vorschaltwiderstände. Der leere Haken,
sowie kleinere Lasten, die das Triebwerk nicht mit der nötigen Geschwindigkeit
durchzuziehen vermögen, werden mit Strom aus dem Netz gesenkt.
Das Fahrtriebwerk der Katze wird durch einen Motor
von 12 PS normaler Leistung bei 490 Umdrehungen angetrieben. Durch zwei
Stirnradvorgelege wird dessen Bewegung auf eine Laufradachse übertragen. Die
Laufräder sitzen fest auf ihren Achsen.
Auf der ersten Vorgelegewelle befindet sich eine elektromagnetisch betätigte
Bandbremse, um das Nachlaufen zu verhüten. –
Sämtliche Zahnräder aller vier Triebwerke mit Ausnahme der Motorritzel, deren
Material Rohhaut ist, sind aus Stahlguss hergestellt und haben geschnittene Zähne.
Ebenso ist das Material aller Laufräder Stahlguss. Die Bremsbänder sind mit Holz
ausgefüttert und dieses hat ausserdem an der Reibseite einen Belag aus Vulkanfiber.
Die Bremsscheiben sind aus Stahlguss hergestellt.
Rädertabelle des Katzenfahrtriebwerkes.
Vorgelege
Teilungin mm
Zähnezahl
Teilkreis-durchm.in mm
Zahn-breitein mm
erstes
TriebRad
8 π
1672
128576
100 90
zweites
TriebRad
12 π
1548
180576
100 95
Laufraddurchmesser: 470 mm.
Fahrgeschwindigkeit v=0,47\,\pi\cdot \frac{16}{72}\cdot \frac{15}{48}\cdot 420=50\mbox{ m}.
Die Steuerung des Kranes erfolgt von dem seitlich unter dem einen Laufsteg hängenden
Führerkorb aus, in dem sich die Kontroller mit den Anlasswiderständen sowie eine
Schalttafe( mit den erforderlichen Ausschaltern, Messinstrumenten und Sicherungen
befinden.
Die Kranbewegungen können jede für sich oder auch alle drei zugleich ausgeführt
werden. Der Führer hat nur zwei Hebel zu bedienen, indem je zwei Steuerwalzen durch
einen Universalantrieb mit einem einzigen Hebel betätigt werden.
Die Stromentnahme aus dem Netz erfolgt durch zwei auf dem Radkasten angebrachte
Stromabnehmer (Fig. 3 und 5).
Die blanken Leitungen für die Motoren der Katze sind an der Innenseite der
Hauptträger entlang gezogen. Für die beiden Hubmotoren haben sie 10 mm, für den
Katzenfahrmotor 6 mm im Durchmesser.
Gegen ein Ueberschreiten der höchsten zulässigen Hakenstellung und der äussersten
Stellung der Laufkatze sind insofern Schutzvorkehrungen getroffen, als dem Führer
durch ein elektrisches Läutewerk rechtzeitig angezeigt wird, dass Gefahr im Verzüge
sei. Diese Läutewerke ertönen, wenn ihr Stromkreis durch einen Kontakt geschlossen
wird. Bei den beiden Hubwerken geschieht der selbsttätige Kontaktschluss durch
Wandermuttern auf den Verlängerungen der Trommelwellen. Der geradlinige Weg dieser
Muttern ist proportional dem Hakenhub. Ein Hebel, der mit ihnen fest verbunden ist,
stösst in geeigneter Stellung gegen den Stromschlusshebel und hält ihn geschlossen.
Ebenso betätigt die Laufkatze durch einen an ihr befestigten Arm etwa 0,3 m vor
ihrer Grenzstellung den Kontaktapparat des Läutewerkes.
In den Fig.
11–13 ist der Grenzschalter für die Katzenfahrbewegung dargestellt. Seitlich
am Obergurt des einen Hauptträgers sind auf der Platte a aus Isolationsmaterial zwei Kontaktfedern b
befestigt, an die die Leitungen des Läutewerkes angeschlossen sind. Der Winkelhebel
c aus Hartgummi ist drehbar in dem kleinen Bock d gelagert. Durch eine Bohrung an dem Ende des einen
Armes ist der Schraubenbolzen e gesteckt und dort
mittelst einer Mutter befestigt.
Der ganze Schalter ist von einem seitlich offenen Blechkasten umschlossen.
Ferner befindet sich an der Laufkatze der Arm f (Fig. 11),
der in die seitliche Oeffnung des Schalters hineinragt (siehe auch Fig. 5). In der
gezeichneten Lage ist der Stromkreis des Läutewerks geschlossen, indem durch den
Schraubenbolzen e die leitende Verbindung zwischen den
beiden Kontaktfedern hergestellt ist. Für gewöhnlich steht der Winkelhebel aber
so, dass sein linker Arm senkrecht nach oben gerichtet ist; alsdann ist der
Stromkreis offen. Kommt nun die Katze von rechts, so erfasst etwa 400 mm vor der
Endstellung der an ihr befestigte Mitnehmer f den
Winkelhebel und legt ihn in die gezeichnete Stellung um, wodurch der Kontakt
hergestellt ist: das Läutewerk ertönt.
Bei der Rückbewegung nach rechts erfasst der Mitnehmer wieder den Winkelhebel und
dreht ihn im Uhrzeigersinne in seine alte Lage zurück, wodurch der Stromkreis
geöffnet wird.
Die Leitungen der Läutewerke liegen mit vorgeschalteten Widerständen im
Starkstromkreise.
Textabbildung Bd. 321, S. 22
Grenzschalter für die Katzenfahrbewegung.
Da es nicht ausgeschlossen ist, dass bei sehr starkem Geräusch in der Werkstätte der
Kranführer das Läuten überhört, so leuchtet gleichzeitig mit dem Glockenzeichen eine
Signallampe in seinem Gesichtskreise auf, ein Warnungszeichen, das er kaum übersehen
dürfte.
Das Gewicht des Krangerüstes einschliesslich Fahrtriebwerk beträgt 27000 kg.,
dasjenige der Laufkatze komplett 7150 kg. –
(Fortsetzung folgt.)