Titel: | Zur Theorie der Wechselstromkreise. |
Autor: | Leo Lichtenstein |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 38 |
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Zur Theorie der Wechselstromkreise.
Von Leo Lichtenstein,
Berlin.
Zur Theorie der Wechselstromkreise.
I.
Die vorliegende Arbeit bezweckt, einige für die Theorie der Wechselstromkreise
grundlegende Begriffe, über deren Gebrauch die Ansichten der Fachleute zur Zeit noch
sehr verschieden sind, klarzulegen. Die Begriffe, um die es sich hier handelt,
kommen besonders häufig bei der Berechnung von Wechselstromnetzen zur Anwendung und
beanspruchen jetzt mit Rücksicht auf die neu aufgekommene Einphasentechnik erhöhtes
Interesse. Um möglichst einfache Verhältnisse zu erhalten, legen wir der weiteren
Betrachtung eine einfache Stromschleife zugrunde (Fig.
1).
Textabbildung Bd. 321, S. 38
Fig. 1.
Ist
J
t
der
momentane
Wert
des Stromes,
E
t
„
„
„
der Maschinenspannung,
W
„
Widerstand,
N
t
die Zahl der Kraftlinien, die von dem Strom Jtdurch
das Rechteck ABCD
hindurchgeschicktwerden,
sämtliche Grössen im absoluten elektromagnetischen Masssystem
ausgedrückt, so besteht die Relation
E_t=J_t\cdot W+\frac{d\,N_t}{d\,t} . . . . . . . . . . 1)
Geht man von den momentanen zu den effektiven Werten über, so findet man
E=J\,W\,\overset{\wedge}{+}\,\left(+\frac{d\,N}{d\,t}\right) . . . . . . . . . . 2)
wenn man mit +\frac{d\,N}{d\,t} den Effektivwert der Grösse \frac{d\,N_t}{d\,t}
bezeichnet. Das Zeichen Δ soll die geometrische Addition andeuten.
Enthält die Stromschleife keine eisernen Leiter, so ist die Kraftlinienzahl N dem Strom proportional
Nt= L . Jt.
L = konstant
E=J\,W\,\overset{\wedge}{+}\,L\,\left(+\frac{d\,J}{d\,t}\right) . . . . . . . . . . 3)
L heisst Koeffizient der
Selbstinduktion der Stromschleife, +\frac{d\,J}{d\,t} bezeichnet den Effektivwert von
+\frac{d\,J_t}{d\,t}.
Bestehen die die Schleife bildenden Leiter ganz oder teilweise aus Eisen, so ist L nicht mehr von dem Strome unabhängig. Bei den im
Bahnbetriebe vorkommenden Stromdichten kann aber L mit
genügender Genauigkeit als unveränderlich angesehen werden. Für die vorliegenden
Betrachtungen spielt die Veränderlichkeit von L
vollends keine Rolle mehr.
Nach Maxwell ist der Selbstinduktionskoeffizient des in
Fig. 1 dargestellten Stromkreises in absoluten
elektromagnetischen Einheiten
L=\frac{1}{2}\,\left\{\mu_1+\mu_2+4\,\mu_0\mbox{ log nat }\frac{(\varrho-R)\,(\varrho-r)}{R\,r}\right\}\,l 4)
μ
1
ist
die
Permeabilität
des
Leiters
1,
μ
2
„
„
„
„
„
2,
μ
0
„
„
„
„
Zwischenmediums,
l
„
„
Länge der Schleife in cm.
Das Glied μ1 + μ2 in dem Klammerausdruck rührt von dem magnetischen
Feld in den Leitern, das Glied 4\,\mu_0\mbox{ log nat }\frac{(\varrho-R)\,(\varrho-r)}{R\,r} von dem Feld in dem Zwischenmedium (Luft)
her.
Besteht der Leiter 2 aus Kupfer, der Leiter 1 aus Eisen, das Zwischenmedium aus Luft (Luftleiter
und Schiene), so wird
L=\frac{1}{2}\,\left\{1+\mu+4\mbox{ log nat }\frac{(\varrho-R)\,(\varrho-r)}{R\,r}\right\} . 5)
Bei der Ableitung der Formeln 4) und 5) wird bekanntlich vorausgesetzt, dass die
beiden Leiter AB und CD
kreiszylindrisch sind und dass ferjer die Stromdichte im Leiterquerschnitt überall
dieselbe ist. Bei den aus Luftleitern und Schienen gebildeten Stromkreisen sind
diese Voraussetzungen nicht erfüllt. Insbesondere wird infolge des sogenannten
Skineeffektes (Hautwirkung) der Strom in der Schiene nach der Oberfläche hin
gedrängt. In den
Formeln 4) und 5) ist daher unter μ nicht die wahre
Permeabilität des Schieneneisens, sondern eine Funktion jener, die wir im weiteren
„äquivalente Permeabilität“ der Schiene nennen wollen, zu verstehen.
Desgleichen sind R und r
äquivalente Halbmesser des Lufteiters und der Schiene.
Ist die Frequenz des Wechselstromes, den wir sinusförmig annehmen, gleich ∾, so nimmt
die Gleichung 2) die Form an
E=J\,W\,\overset{\wedge}{+}\,2\,\pi\,\sim\cdot J\,\frac{1}{2}\,\left\{1+\mu+4\mbox{ log nat }\frac{(\varrho-R)\,(\varrho-r)}{R\cdot
r}\right\}\cdot l;\ C\,G\,S . 6)
E=J\,W\,\overset{\wedge}{+}\,2\,\pi\,\sim\cdot J\cdot L;
E0 = JW ist die wattsche, E1 = 2π ∾ . J . L die wattlose
Komponente der Spannung.
Ist die Schleife nicht kurzgeschlossen, ist vielmehr im Zweige BC eine gegenelektromotorische Kraft wirksam, so nennt
man das Glied E0
= JW den ohmschen, das Glied Ei = 2π ∾ .
J . L den induktiven
Spannungsabfall des Stromkreises.
Bleiben wir zunächst bei der Kurzschlusschleife (Fig.
1).
Man findet die Maschinenspannung E aus den beiden
Komponnenten E0 und Ei durch einfache
Konstruktion (Fig. 2).
Textabbildung Bd. 321, S. 39
Fig. 2.
Wir wollen E0 und Ei im folgenden auch
bei der auf Fig. 1 abgebildeten Schleife als
ohmschen und induktiven Spannungsabfall bezeichnen.
Wie aus Fig. 2 ersichtlich, ist
\frac{E_0}{E}=\frac{E_0}{\sqrt{E^2+{E_1}^2}}=\cos\,\varphi . . . . 7)
der Leistungsfaktor des Stromkreises.
Besteht die Stromschleife lediglich aus Kupferleitern, so ist in der Formel 5) μ = 1 zu setzen. Wir erhalten also
L=\frac{1}{2}\,\left\{2+4\mbox{ log nat }\frac{(\varrho-R)\,(\varrho-r)}{R\cdot r}\right\}\cdot l\,(C\,G\,S) 8)
E_1=2\,\pi\,\sim\cdot J\,\frac{1}{2}\,\left\{2+4\mbox{ log nat }\frac{(\varrho-R)\,(\varrho-r)}{R\cdot r}\right\}\cdot l\,(C\,G\,S) 9)
Setzt man in 9) l in km, J
in Amp., Ei in Volt
ein, so findet man
E_1^{Volt}=2\,\pi\,\sim\cdot J^{Amp.}\cdot \frac{1}{2}\,\left\{2+4\mbox{ log nat }\frac{(\varrho-R)\,(\varrho-r)}{R\,r}\right\}\cdot
l^{km}\cdot 10^{-4} . 10)
Diese Formel ist durch Versuche vollkommen bestätigt worden.
Bei einer Stromschleife, deren hauptsächliche Abmessungen sind:
ρ = 1 m,
Leiterquerschnitt = 100 qmm,
R = r = äquivalenter
Halbmesser = 0,536 cm,
l = 2,05 km,
sind folgende Werte gemessen worden:
Strom J
Ma-schinen-spannungE
VerbrauchEJ cos ϕ
Leistungs-faktorcos ϕ
Frequenz
Selbst-induktions-koeffizientder
Strom-schleifeL=\frac{E\,\sin\,\varphi}{2\,\pi\,\infty\cdot J}
Amp.
Volt
Watt
cos ϕ
∞/Sek.
Henry
90,5
149,2
6200
0,460
49,5
0,0047
145,6
227
16200
0,490
46,7
0,0046
176
270
23400
0,491
45,0
0,0047
Im Mittel
0,00467
Aus der Formel 9) erhält man aber
L=\frac{1}{2}\,\left\{2+4\mbox{ log nat }\frac{(100-0,556)\,(100-0,536)}{0,536\cdot 0,536}\right\}\cdot 2,05\cdot 10^5\,C\,G\,S
oder
L = 0,00476 Henry.
Der Unterschied beträgt rund 1,9 v. H.
Wie aus den Formeln 9) und 10) ersichtlich, ist der Koeffizient der Selbstinduktion
unserer Stromschleife der Länge l proportional
L = L0 . l.
L0 heisst „Koeffizient der Selbstinduktion der Strom schleife f. d.
Längeneinheit“. Neuerdings ist statt dieses Ausdrucks der Name
„Induktivität der Stromschleife für die Längeneinheit“ vorgeschlagen
worden.
L_0=\frac{1}{2}\,\left\{1+\mu+4\mbox{ log nat }\frac{(\varrho-R)\,(\varrho-r)}{R\cdot r}\right\}C\,G\,S 11)
Die Einführung des Begriffes „Koeffizient der Selbstinduktion für die
Längeneinheit“ hat zu der Vorstellung geführt, als hätte nun tatsächlich
jede Längeneinheit und überhaupt jedes in sich nicht
geschlossene Leiterstück einen Selbstinduktionskoeffizienten. Den
Selbstinduktionskoeffizienten der Stromschleife fasst man danach als Summe der
Induktionskoeffizienten, die den einzelnen Leitern der Schleife entsprechen, auf,
ähnlich wie der Gesamtwiderstand der Schleife die Summe aller Einzelwiderstände
ist.
Diese Vorstellung gewinnt anscheinend um so eher an Berechtigung, als manche Autoren
mit Vorliebe mit dem Koeffizienten der Selbstinduktion einzelner Leiter einer
Stromschleife rechnen und im Endergebnis zu richtigen, durch Versuche bestätigten
Resultaten gelangen. In der drahtlosen Telegraphie wird häufig mit der
Selbstinduktion gerader ungeschlossener Leiterstücke (Antenne) gerechnet und von der
Formel
L=2\,l\,\left(\mbox{log nat }\frac{2\,l}{r}-0,75\right)\,C\,G\,S . . 12)
Gebrauch gemacht. In der Gleichung 12) bedeutet
l die Länge des Drahtes in cm,
r seinen Halbmesser.
Neuerdings sind von einem vom Elektrotechnischen Verein eingesetzten Ausschuss
Vorschläge zur Definition der elektrischen Eigenschaften gestreckter Leiter
ausgearbeitet worden, die auf der Vorstellung einer einem Leiter innewohnenden Selbstinduktion gegründet sind. In der Tat ist
aber die besagte Vorstellung unrichtig und kann unter Umständen zu groben Fehlern
führen.
Dass dem so ist, überzeugt uns folgende einfache Ueberlegung. Betrachten wir eine
einfache Stromschleife (Fig. 1). Fliesst in dem
Kreise Strom, so erzeugt dieser ein magnetisches Feld, und die Schleife wird von
magnetischen Kraftlinien geschnitten. Aendert sich der Strom, so ändert sich gleichzeitig
das Feld, und in der Schleife wird elektromotorische Kraft induziert. Diese nennt
man „elektromotorische Kraft der Selbstinduktion“.
Selbstinduktion ist also ein physikalisches Phänomen, das in dem den Leiter
umgebenden Raum seinen Ursprung hat und von den Leitern selbst nur mittelbar
abhängt. Ohne Leiter hätten wir keinen Strom und mithin keine Selbstinduktion.
Liegen jedoch die beiden Leiter unmittelbar nebeneinander, so dass der von ihnen
eingeschlossene Flächenraum Null wird, so verschwindet die Selbstinduktion bis auf
einen kleinen Betrag, der von dem Felde in den Leitern selbst abhängt. Bei bifilarer
Anordnung haben wir Wechselstromkreise praktisch ohne Selbstinduktion.
Daraus ersieht man schon, dass man im physikalischen Sinne lediglich von der
Selbstinduktion und von dem Selbstinduktionskoeffizienten eines Stromkreises, nicht aber von denen eines
ungeschlossenen Leiters sprechen darf.
Wie kommt es nun, dass man, wie gesagt, trotzdem häufig mit der Selbstinduktion
einzelner Leiter arbeitet und doch zu richtigen Resultaten kommt?
Der Selbstinduktionskoeffizient des Stromkreises (Fig.
1) ist
L=\frac{1}{2}\,\left\{1+\mu+4\mbox{ log nat }\frac{(\varrho-r)\,(\varrho-r)}{R\cdot r}\right\}\cdot l;\ (C\,G\,S)
Wir schreiben
L=\frac{1}{2}\,\left\{1+4\mbox{ log nat }\left(\frac{\varrho-r}{r}\right)\right\}\cdot l+\frac{1}{2}\,\left\{\varrho+4\mbox{
log nat }\left(\frac{\varrho-R}{R}\right)\right\}\cdot l;\ (C\,G\,S).
Führen wir die Bezeichnungen ein
L_1=\frac{1}{2}\,\left\{1+4\mbox{ log nat }\left(\frac{\varrho-r}{r}\right)\right\}\cdot l;\ (C\,G\,S)
L_2=\frac{1}{2}\,\left\{\mu+4\mbox{ log nat }\left(\frac{\varrho-R}{R}\right)\right\}\cdot l;\ (C\,G\,S),
so erhalten wir
L = L
1
+ L
2
E1 =
2π ∾ . J . L = 2π ∾ J (L1 + L2) = 2π ∾ . J . L1 – 2π ∾ (– J) . L2 . . . . . . . . . . 13)
Nennt man jetzt L1 und
L2
Selbstinduktionskoeffizienten der beiden Leiter AB und
CD, so gibt die Formel 13) den induktiven
Spannungsabfall der Schleife richtig an. Die Glieder
2π ∾ . J
. L1 = E1'
und
2π ∾ (– J) L2 = E1''
geben den „induktiven Spannungsabfall“ der Leiter AB und CD
E1= E1' – E1''.
Wir sehen also, dass man tatsächlich mit den Koeffizienten der Selbstinduktion
einzelner nicht in sich geschlossener Leiter rechnen kann. Der Grund liegt, wie aus
unserer Ableitung unzweideutig hervorgeht, darin, dass in dem Endresultat E1 immer nur die
Differenz der beiden Einzelabfälle auftritt.
Es scheint also, als ob es für die praktische Anwendung gleichgültig wäre, ob man mit
der physikalischen Vorstellung des
Selbstinduktionskoeffizienten einer Stromschleife oder
mit den lediglich mathematischen definierten Begriffen
der Selbstinduktionskoeffizienten einzelner Leiter der Schleife rechnet. Dem ist
aber tatsächlich nicht so. Nichts hindert uns nämlich zu setzen
L_1=\frac{1}{2}\,\left\{1+4\mbox{ log nat }\left(\frac{\varrho-r}{r}\right)\right\}\cdot l+A
L_2=\frac{1}{2}\,\left\{\mu+4\mbox{ log nat }\left(\frac{\varrho-R}{R}\right)\right\}\cdot l-A
L = L1 + L2
E1 =
2π ∾ . J . L = 2π ∾ . J (L1 + L2)
= 2π ∾ . J . L1 – 2π ∾ (– J) L2.
Für den „induktiven Spannungsabfall“ des Leiters AB erhalten wir jetzt
\begin{array}{rcl}E_1'&=&2\,\pi\,\sim\cdot J\cdot L_1\\&=&2\,\pi\,\sim\cdot J\,\left[\frac{1}{2}\,\left\{1+4\mbox{ log nat
}\left(\frac{\varrho-r}{r}\right)\right\}\,l+A\right];\end{array}
für den Abfall des Leiters CD den
Wert
\begin{array}{rcl}E_1''&=&2\,\pi\,\sim\,(-J)\cdot L_2\\&=&2\,\pi\,\sim\,(-J)\,\left[\frac{1}{2}\,\left\{\mu+4\mbox{ log nat
}(\varrho-R})\right\}\,l-A\right].\end{array}
Vergleicht man diese Werte mit denen der Formel 13), so findet man, dass die beiden
Spannungsabfälle jetzt um
2π J . A
grösser geworden sind.
Die „Spannungsabfälle der Leiter“ sind mithin nicht
eindeutig gegeben, ihre Differenz allein ist genau bekannt.
Nun wird häufig, besonders in der Praxis des elektrischen Bahnbetriebes, gefragt, wie
gross der Spannungsabfall in einem Leiter der Schleife, z.B. in den Schienen, bei
Wechselstrom sei. Man will darunter die geometrische Summe des ohmschen
Spannungsabfalles in jenem Leiter
J . W
(W = Wechselstrom widerstand des
Leiters)
und des eben genannten „induktiven“ verstehen.
Da dieser aber, wie erwähnt, nicht eindeutig gegeben ist, so kann auf die erwähnte
Frage eine Antwort nicht erteilt werden.
Nicht selten wird sogar bei der Ausschreibung von Bahnprojekten verlangt, die
Potentialdifferenz zwischen zwei beliebigen Punkten der Schiene solle einen
bestimmten Wert nicht überschreiten. Unter „Potentialdifferenz“ will man den
„gesamten Spannungsabfall“ in den Schienen verstehen. Natürlich ist die
Frage in dieser Form überhaupt unlösbar. Was man unter „Potentialdifferenz“
zwischen zwei Punkten der Schienen zu verstehen hat. wird sich aus dem Folgenden
ergeben.
Wir kehren zur Betrachtung eines ungeschlossenen geraden Leiters zurück.
Nach Franz Neumann ist die Selbstinduktion eines geraden
Drahtes vom Halbmesser r und der Länge l
L=2\,l\,\left(\mbox{log nat }\frac{2\,l}{r}-0,75\right);\ (C\,G\,S) . 12)
Bei raschen elektrischen Schwingungen wird ein gerader an einen Generator einpolig
angeschlossener Leiter vom Strom (Ladestrom) durchflössen. Wir haben hier scheinbar
mit einem ungeschlossenen Strome zu tun. Der Koeffizient der Selbstinduktion des
Drahtes wird nach der Formel (12) bestimmt. So wird z.B. bei der Berechnung der
Frequenz von Hertzschen Oscillatoren verfahren.
Tatsächlich sind die Ströme auch hier nur scheinbar „ungeschlossen“. Nach der
Theorie von Maxwell schliessen sie sich vielmehr durch
das Dielektrikum in Gestalt der sogenannten „dielektrischen Verschiebung“.
Lg ist also als
Selbstinduktionskoeffizient der aus dem geraden Draht und der Rückstrombahn
gebildeten geschlossenen Schleife anzusehen.
Betrachten wir jetzt eine irgendwie gestaltete poligonale Strombahn ABCDEF (Fig. 3).
Sind die Längen einzelner Leiter l1, l2, l3, l4, l5, l6, so kann der Koeffizient der Selbstinduktion des
bezeichneten Stromkreises in der Form
L = αl1+ βl2+ – – – – + kl6,
α, β – – – – k gleich konstant,
überhaupt nicht dargestellt werden. – L kann also in Einzelbeträge, die der „Selbstinduktion einzelner
Leiter“ entsprechen würden, nicht zerlegt werden. Der Begriff der
Selbstinduktion einzelner Leiter versagt also vollständig, so wie man von der
einfachen Stromschleife (Fig. 1) zu den
komplizierteren geradlinien Strombahnen übergeht.
Textabbildung Bd. 321, S. 41
Fig. 3.
Die Formel 12), auf die Stromschleife (Fig. 1)
angewendet, würde zu ganz falschen Ergebnissen führen.
Bei Systemen, die aus mehreren parallel geführten Lettern bestehen, wird darum
bisweilen jedem Leiter ein „Koeffizient der Selbstinduktion“, jedem
Leiterpaar ein „Koeffizient der gegenseitigen Induktion“ zugeordnet.
Für die Stromschleife (Fig. 1) gibt man z.B. an
L_1=2\,l\,\left(\mbox{log nat }\frac{2\,l}{r}-0,75\right);\ C\,G\,S
L_2=2\,l\,\left(\mbox{log nat }\frac{2\,l}{r}-0,75\right);\ C\,G\,S
M_{12}=2\,l\,\left(\mbox{log nat }\frac{2\,l}{r}-1,0\right);\ C\,G\,S
13)
Der „induktive Spannungsabfall“ des Leiters (1) ergibt sich hiernach
zu
\Delta\,V_1=2\,\pi\,\sim\cdot L_1\cdot J+2\,\pi\,\sim\,M_{12}\cdot (-J)=2\,\pi\,\sim\,(L_1-M_{12})\,J=2\,\pi\,\sim\cdot J\cdot
2\,l\,\left(\mbox{log nat }\frac{\varrho}{r}+0,25\right)
Der „induktive Spannungsabfall“ des Leiters (2) ist in analoger Weise
gleich
\Delta\,V_2=2\,\pi\,\sim\cdot L_2\,(-J)+2\,\pi\,\sim\cdot M_{12}\cdot J=-2\,\pi\,\sim\,(L_2-M_{12})\,J=-2\,\pi\,\sim\cdot
2\,l\,\left(\mbox{log nat }\frac{\varrho}{R}+0,25\right)\cdot J.
Der induktive Spannungsabfall der Schleife berechnet sich zu
ΔV = ΔV1 – ΔV2 = 2π ∾ . 2l
\left(\mbox{log nat}\,\frac{\varrho^2}{R\,r}+0,50\right)\cdot J=
=2\,\pi\,\sim\cdot J\cdot 1/2\,\left(4\,\mbox{log nat}\,\frac{\varrho^2}{R\,r}+2,0\right)\cdot l
Diese Formel stimmt bis auf eine geringfügige Vernachlässigung mit der Formel (10)
überein.
Diese Uebereinstimmung ist einfach dadurch bedingt, dass die Glieder, die log nat l enthalten, sich in dem Endresultat aufheben.
Die nach den Formeln (13) gerechneten Koeffizienten sind der Leiterlänge nicht proportional. Ihre Einführung ist willkürlich und
nur durch die im Endresultat sich ergebende
Uebereinstimmung bedingt.
(Fortsetzung folgt.)