Titel: | Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten. |
Autor: | H. Reissner |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 54 |
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Nordamerikanische
Eisenbauwerkstätten.
Von Dr.-Ing. H.
Reissner, Berlin.
(Fortsetzung von S. 35, Bd. 321)
Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten.
6. Pencoyd Iron Works.
Zu der auf S. 649, Bd. 320 gegebenen allgemeinen
Beschreibung und dem Lageplan (Fig. 12) mögen noch
die folgenden Angaben und Erläuterungen der Innenansichten der Werkstatt hinzugefügt
werden.
Textabbildung Bd. 321, S. 54
Fig. 31. Hauptwerkstatt der Pencoyd Iron Works. Lagerraum für gelochte
Werkstücke mit kleinem Laufkran.
Die für eine tägliche Leistung von 250 t notwendige Lochzahl wird erreicht durch 16
Stanzen, unter denen eine Vielfachstanze für Träger im Plan (Fig. 12) mit 9 und eine
solche mit Teilungstisch für Bleche im Plan mit 3
bezeichnet ist. Fig. 18, Bd. 320, S. 666 zeigt das
Lochwerk 9
für Trägernormalanschlusse und deren Winkel und lässt den querverschieblichen
Rollentisch, die drei Köpfe mit den Stempelgruppen für Stehblech und rechts
desselben ausserhalb des Rahmens die Lochstempel für Trägerflanschen und die Zu- und
Abfuhrwalzen dazu, ferner Motorvorgelege und Klauenkupplung deutlich erkennen. Fig.
20 führt die Reihenstanze mit automatischem Teilungstisch (No. 3 auf Plan) beim
Lochen eines verhältnismässig schmalen Stegbleches vor Augen. Von den acht in zwei
Schlitzen verschiebbaren, die Stempel tragenden Klötzen sind nur vier in Tätigkeit.
Man bemerkt an ihnen die Haken zum Ein-
Textabbildung Bd. 321, S. 55
Fig. 32. Doppelwinkelschere der Pencoyd Iron Works.
Textabbildung Bd. 321, S. 55
Fig. 33. Pencoyd Iron Works. Lagerraum vor den Scheren und Stanzen.
und Ausrücken der Stempel und darunter die ebenfalls in
Schlitzen verschieblichen Matrizen, dahinter zwei gusseiserne, bei jedem Niedergang
in Wirkung tretende Finger zum Anpressen des Bleches an die Matrizen. Neben dem
Stanztisch befindet sich der Teilungstisch, an den das Arbeitsstück seitlich
festgeklemmt ist. Mit der linken Hand sieht man [einen Mechaniker einen der beiden
Einstellgriffe für den Verschub des Teilungstisches bedienen, während der rechte Arm
den Einrückhebel für das Lochwerk fasst. Oben sind Elektromotor, Vorgelege und
Gegengewichte für die Ausbalanzierung des Stempelträgers.
Textabbildung Bd. 321, S. 56
Fig. 34. Pencoyd Iron Works. Tagerschneidemaschine (R. D. Wood) im
Walzwerk.
Die Halle der Hauptwerkstatt besteht aus zwei Schiffen von 138 m Länge und 30,5 m
Breite mit inneren Stützen in einer Entfernung von 28,4 m, auf denen
Längsfachwerkträger ruhen und die Binder aufnehmen, so dass die längsten Profile
ohne umständliches Drehen quer durch die Werkstatt gebracht werden können (Fig. 12
Bd. 320, S. 647). Die Hebezeuge bestehen aus elektrischen
Laufkränen grösserer und kleinerer Spannweite, die auf den Untergurten der
Binder laufen und in ihrer Tragfähigkeit von 5 auf 20 t nach dem Ende zu
wachsen.
Fig. 31 zeigt einen solchen Kran kurzer Spannweite
mit Führerkorb im Lagerraum für gelochtes Material. An der Stelle, wo lange biegsame
Bleche gehandhabt werden, sind die Kräne mit Versteifungsbalken, auf dem Laufkatzen
mit Haken oder Elektromagneten laufen, ausgestattet.
Zum Schneiden des Walzeisens dienen sechs Scheren, worunter eine Doppelwinkelschere
(Fig. 32). Die Zuführungsrollen, der Drehtisch,
Gehäuse, Messer und Anbringung des Elektromotors mit Vorgelege sind deutlich zu
sehen.
Fig. 33 gibt eine Innenansicht der Werkstatt an der
Stelle dieser Winkelscheere nach dem Ausgangsende hin blickend und zeigt das Gewirr
der Binder, eine grosse Zahl von Laufkatzen mit Flaschenzügen, die
Rollenzufuhrungstische und die Schienenböcke mit noch unbearbeitetem Material.
Fig. 34 gibt eine Ansicht der hydraulischen
Trägerklink- und Schneidemaschine von R. D. Wood, die
aber nicht in der Hauptwerkstätte, sondern im Walzwerk steht.
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Fig. 35. Pencoyd Iron Works. Versenkbare Nietpresse.
Zum Nachbohren dienen je nach Bequemlichkeit drei Portalkräne mit je acht
Radialbohrern (s. Fig. 21 Bd. 320, S. 729, Radialbohrer
an den Seitenwänden der Werkstatt und pneumatische transportable Bohrer. Die Fig. 21
lässt die Bauart des Portalkrans, die Antriebswelle über dem Querriegel für die
Laufbewegung und die senkrechte Verschiebung des Querträgers, ferner den
Elektromotor und die auf kantiger Welle verschiebbare Kegelradübertragung auf die
Radialbohrer sehr deutlich erkennen. Man sieht drei nebeneinander liegende, im
wesentlichen fertig genietete Blechquerträger in Arbeit und bemerkt die von den
Behörden vorgeschriebenen gusseisernen Schablonen für das Nachbohren der
Anschlussniete am Ende der Träger angeschraubt.
Die Nietmaschinenausrüstung besteht in zwei hydraulischen 1,83 m versenkbaren
Nietpressen, vorzugsweise für die Stegblechniete schwerer Blechträger mit 60 t
Stempeldruck und elektrischen Portalkran (Fig. 35),
die an anderer Stelle genauer erläutert werden sollen. Fig. 36 zeigt eine Innenansicht nach dem Eingangsende zu mit Bohrgestell
links und einer solchen Nietpresse rechts ganz versenkt, auf der auch ein Nietofen
und schwere, noch ungenietete Blechträger auf Schienenböcken zu sehen sind.
Ausserdem sind noch zwei feststehende pneumatische Nietpressen für leichteres
Material, zwölf bewegliche hydraulische Nietpressen mit Kniehebelübersetzung (Fig. 38) und eine Anzahl pneumatischer Niethämmer für
zerstreute, übrig gebliebene oder schwer zugängliche Niete vorhanden. Die Nietöfen
werden mit zerstäubtem Petroleum geheizt.
Die Abarbeitungsabteilung enthält zwei doppeltschneidende Kantenhobelmaschinen und
gusseiserne Lagertische von 9 m Länge, auf denen Frässcheiben mit eingesetzten
Messerköpfen von 1,83 m Durchmesser befestigt sind. Auf Fig. 22 Bd. 320, Seite 730, sind zwei solcher Fräser
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Fig. 36. Pencoyd Iron Works. Innenansicht mit stationarer Nietpresse (rechts)
und Bohrportalkran (links).
Textabbildung Bd. 321, S. 58
Fig. 37. Pencoyd Iron Works, Innenansicht. Im Vordergrund Fräser mit elnges
Messerkopfen, im Hintergrund Bohrgestell (links) u. versenkb. Nietpresse
(rechts).
die Endflächen eines Fahrbahnträgers abarbeitend, zu sehen. Man bemerke den
drehbaren Tisch und den Vorschubmechanismus auf dem vorderen Tisch und die
Einspannvorrichtung zum Festhalten des Trägers.
Textabbildung Bd. 321, S. 59
Fig. 38. Pencoyd Iron Works. Transportable hydraulische Nietpresse.
An den gebotenen Versteifungswinkeln des in Arbeit
befindlichen Stückes erkennt man übrigens, dass es sich um eine englische
Lieferung handelt. Auf Fig. 37 sieht man eine
Frässcheibe in Tätigkeit an einem Obergurtdruckstab mit Bolzengelenk, bei dem zur
Entlastung des Bolzens die Endflächen auf die des benachbarten Stabes genau zur
Auflage kommen müssen.
(Fortsetzung folgt.)