Titel: | Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten. |
Autor: | H. Reissner |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 88 |
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Nordamerikanische
Eisenbauwerkstätten.
Von Dr.-Ing. H.
Reissner, Berlin.
(Fortsetzung von S. 70 d. Bd.)
Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten.
Pennsylvania Steel Co., Steelton Pa.
Die Leistungsfähigkeit und allgemeine Anlage der Werkstätten ist schon auf S. 646/47
und Fig.
11 angegeben worden, hinzuzufügen ist hier die Beschreibung der
Ausstattung der einzelnen Abteilungen mit Maschinen, Hebezeugen und sonstigen
Hilfsmitteln, wobei wir wiederum eigenen Eindrücken und Aufzeichnungen mehrfacher
Besichtigungen und Besprechungen und den in Iron Age und Engineering Record
erschienenen Aufsätzen folgen.„Iron Age“
1903, 10. und 24. September. „Engineering Record“ 1903 S. 360
ff.
Die Werkstätten sind angelegt für eine endgiltige Jahresleistung von 75000 t schwerer
Brückenarbeit, die in der Hauptsache unter einem Dach in grader Linie fortschreitend
fertiggestellt wird in einem Raum von 376 m Länge und 39 m Breite. Die Lochabteilung
ist demgemäss für eine Leistung von 60000 Löchern in 10 Stunden angelegt.
Schablonenwerkstatt.
Die Schablonenwerkstatt ist ein einstöckiges Gebäude mit den Abmessungen 61' . 240'
(18,5 m . 73 m). Vom Erdgeschoss zum ersten Stock führt eine gusseiserne
Doppeltreppe wie im Plan (Fig. 44b) ersichtlich. Im
Erdgeschoss befindet sich rechts von der Treppe der Lagerraum für neue, links für
gebrauchte Schablonen, die nach Ausfüllung der Löcher mit viereckigen Pflöcken
wieder verwendet werden sollen, und hinter der Treppe das Lager für rohes
Schablonenholz, während in der Mitte einige Sägen und Hobelmaschinen zum Vorbereiten
des Schablonenholzes stehen. Im ersten Stockwerk ist die eigentliche
Schablonenwerkstatt. Dort sind 50 Stück 4,85 m lange, 2,37 m breite und 76 cm hohe
Tische in einem Abstand von etwa 1 m aufgestellt, Die in der Mitte und an beiden
Enden arbeitende, maschinelle Ausstattung besteht in zwei Bandsägen, einer
Kreissäge, einer Hobelmaschine, drei Pfostenbohrmaschinen und mehreren Holzscheren
(Trimmer). Alle 9 m befinden sich, Schüttöffnungen zur Absaugung der Holzspäne in
ein besonderes Gebäude.
In der Schablonenwerkstatt werden die Schablonen geschnitten, angezeichnet, gebohrt,
mit der Zusammensetzmarke der Werkzeichnung für jedes Stück versehen und die Enden,
die genau mit dem Profilende beim Ankämen in der Hauptwerkstatt abschneiden sollen,
genau geschert, und mit Stern versehen. Für Feuersicherheit und Löschvorrichtungen
ist die grösste Fürsorge getroffen,
Hauptwerkstatt.
Die Schablonenwerkstatt ist durch einen gedeckten Gang mit der Richt- und
Ankörnabteilung in der Hauptwerkstatt verbunden (Fig.
44b). Letztere fasst von Westen nach Osten fortschreitend die überdeckte
Materiallagerhalle, auf deren Südseite die Profile, auf deren Nordseite Bleche
eingeführt und geschnitten werden. Auch das Richten und Ankörnen erfolgt auf dieser
Seite. Sodann schliesst sich an die Lochabteilung der Lagerraum hinter derselben,
die Zulage, die Nachbohr-, die Niet- und die Werkzeugmaschinen -abteilung.
Textabbildung Bd. 321, S. 88
Fig. 44a. Pennsylvania Steel Co. Querschnitt durch Empfangshof der
Hauptwerkstatt.
Letztere ist mit den schweren Maschinen für Fräsen, Hobeln,
Drehen und Bohren von schweren Gliedern versehen, im Gegensatz zu der kleineren in
einer der
Textabbildung Bd. 321, S. 89
Fig. 44b. Lageplan der Hauptwerkstatt der Pennsylvania Steel Co. mit wichtigen
Maschinen, Gleisen und Rohrleitungen, jedoch ohne Kräne
1. Richtwalzen; 2. u. 3.
Blechhobelmaschine, dazwischen Säge; 4. Säge; 5. Blechschere; 6. Winkelschere;
7. u. 10. Schienenkopffräser; 8. u. 9. Winkeleinpassfräser; 11. bis 19. und 21.
u. 22. Lochwerke; 20. Richt- und Biegepresse; 23. Nietpresse; 24. bis 28.
Nietöfen; 29. Bohrmaschine; 30. Vorläufige Fundierung für Fräser; 31.
Hydraulischer Akkumulator; 32. Pumpe; 33. Hydraulische Presse; 34. u. 35.
Schmiedehämmer; 36. bis 41. Schmiedefeuer; 42. Gebläse; 43. Abzug nach unten zu
Hauptschornstein; 44. u. 55. Radialbohrmaschine; 45. u. 47. Hobelmaschine; 46.
Offene Seitenhobelmaschine; 48. Shaper; 49., 53 u. 54. Drehbank; 50.
Horizontalbohrmaschine; 51. Slotter; 52. Vertikalbohrmaschine; 56. Schüttkasten;
A. Heizofen 4; B. Werkstattbureau; C. Kleinmaschinenhalle; D. Vier Kessel von je
250 PS- mit Kohlensilos und mechanischer Beschickung
Textabbildung Bd. 321, S. 89
Fig. 44c. Pennsylvania Steel Co. Querschnitt durch Bohr- und Niethalle und
Ansicht einer Querhalle.
Textabbildung Bd. 321, S. 90
Fig. 45. Pennsylvania Steel Co. Oberer Wandauslegerkran (Fig. 44a und
c).
Textabbildung Bd. 321, S. 91
Fig. 46. Pennsylvania Steel Co. Unterer Wandauslegerkran (Fig. 44c).
Querhallen untergebrachten Maschinenwerkstatt für
Reparaturen, Schneidstähle und die Arbeit an leichteren Teilen wie Gelenkbolzen,
Rundstäben und Schraubenbolzen. Zwei der anderen Querhallen sind von der
hydraulischen Presserei und der Schmiede eingenommen, wo die Arbeit im allgemeinen
auch unabhängig von der der Hauptwerkstatt ist.
Der Antrieb aller nicht hydraulischen oder pneumatischen Maschinen und einiger
weniger Gruppen kleiner durch Riemen getriebener Werkzeugmaschinen erfolgt durch
elektrische Einzelmotoren. Die in dem Lageplan Fig.
44b angegebene Aufstellung der Maschinen ist noch nicht ganz endgiltig,
insofern, als die Lochabteilung andauernd vergrössert wird und die grossen Fräser,
Hobelbank und Gurtbohrmaschine nach der Hauptwerkzeugmaschinenabteilung verschoben
werden sollen.
Hebezeuge. Die Haupthalle der Werkstatt wird von einem
Ende zum andern von vier elektrischen Laufkränen Morgan
scher Bauart von 25 t Tragfähigkeit bestrichen, deren Laufbahn an den Stützen unter
dem Dachbinder entlangläuft. Dieselben beherrschen die ganze Höhe der Werkstatt und
dienen zum Transport der schwersten Brückenteile und des Walzmaterials in
Wagenladungen ohne Störung irgend welcher anderen Arbeit. Diese Kräne sind natürlich
für leichten und schnellen Dienst weder geeignet noch der Anzahl ihrer Lasthaken
nach ausreichend und bedürfen eines ergänzenden Kransystems.
Nach Ausarbeitung mehrerer Projekte dafür entschied sich der Erbauer Herr Reynders schliesslich zur Ausführung eines zweifachen
Systems von festen und drehbaren Auslegerkränen, die an den inneren Seiten der
Wandstützen entlang laufen. Diese auch von einem Ende zum anderen gehenden Kräne
bedienen alle grossen Maschinen und beherrschen die ganze Fläche mit Ausnahme der
Normalspurgleise in der Mitte. Auf der Nord- und Südseite der Werkstatt sind elf 5 t
Kräne mit einer Ausladung von 9,45 m und einer Hubhöhe von 6,1 m und auf der
Nordseite ausserdem noch zwei 10 t Kräne von denselben Abmessungen. Sie werden von
festen Führerkörben aus geleitet und transportieren die Teile für die
Nacharbeitungs- und Nietmaschinen. An den Stützen der Nord- und Südseite befinden
sich ferner 15 niedrigere 3 t-Auslegerlaufkräne mit 7,65 m Ausladung und 5,10 m
Hubhöhe, die an den oberen Kränen frei vorbeigehen, vollständig von qnten aus
bedient werden und hauptsächlich zum Tragen der pneumatischen Nietmaschinen und zum
Zusammensetzen von Gurten, Stützen und Trägern in der Zulage benutzt werden. In drei
der Querhallen sind ähnliche die ganze Hallenbreite überspannende Brückenlaufkräne
wie in der Hauptwerkstatt angeordnet, deren Gleise von den Krangleisen der
Hauptwerkstatt gekreuzt werden. In der Querhalle, die als Lagerraum für gestanztes
Material dient, läuft der Laufkran unter dem Kran der Längshalle durch.
Durch diese reichliche Anordnung von Hebezeugen soll bewirkt werden, dass niemals
eine Maschine auf die andere mit dem Freiwerden des Kranes zu warten hat und, dass
Schmalspurgleise für den Längstransport, deren Freihalten von aufgestapelten
Arbeitsstücken Schwierigkeiten verursacht, fortfallen.
Fig. 45 und 46 zeigen
die Konstruktion der oberen und unteren Wandlaufkräne, die wohl ohne weitere
Erläuterung verständlich ist.
Die oberen Auslegerkräne (Fig. 45) haben einen festen
Arm, während die unteren drehbare Ausleger besitzen. Laufkatze und Brücke werden
durch einen 25 PS Elektromotor getrieben, erstere durch Seiltrieb, letztere durch
Zahnräder von einer Plattform auf dem Ausleger aus, die auch den Motor trägt. Diese
Kräne werden hauptsächlich für das Hantieren von Teilen bei den grossen Maschinen
und zum Verkehr zwischen den Werkstattabteilungen benutzt.
Die unteren 3 t Kräne (Fig. 46) tragen auf einer
Konsole einen Sprague 5 t Elektromotor mit Welle und Kegelradübersetzung zum Fahren
und eine Laufkatze mit Differentialflaschenzug. Sie werden besonders für die
pneumatischen beweglichen Nietmaschinen benutzt. Wenn die letzteren nicht im
Gebrauch sind, können sie in sehr bequemer Weise auf drehbare, an den Wandstützen
befestigte Auslegerarme abgelegt werden.
In bezug auf Kraftverteilung, Wasserversorgung, Kanalisation, Heizung und Lüftung,
Wasch- und Bedürfnisräume, wird auf die ausführliche Darstellung der Aufsätze des
„Engin. Recd.“ verwiesen. Auch das Bureaugebäude ist dort eingehend
beschrieben.
(Fortsetzung folgt.)