Titel: | Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten. |
Autor: | H. Reissner |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 145 |
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Nordamerikanische
Eisenbauwerkstätten.
Von Dr.-Ing. H.
Reissner, Berlin.
(Fortsetzung von S. 135 d. Bd.)
Nordamerikanische Eisenbauwerkstätten.
Reihenfolge der Arbeitsvorgänge.
Bleche und Profile werden geordnet, gerichtet und auf ungefähre Länge geschnitten.
Sodann kommen sie auf Schmalspurwagen am Südende in die Werkstatt, leichtes Material
auf der Ostseite, grosse Bleche auf der Westseite und Profile in der Mitte. Sie
werden auf hohe Bänke abgeleden, nacheinander auf niedrigere Bänke übergeschoben,
mit Schablonen angekörnt und mit Hilfe der oben beschriebenen 5 t-Zulagekräne quer
bewegt zu den verschiedenen Lochstanzen, wie sie für die verschiedenen Grössen und
Profile passen, wo die Walzentische dann für den Nachschub in die Lochmaschine
sorgen.
Lochstanzen. Im ganzen sind 23 Lochstanzen mit einer
Gesamtleistung von 100000 Löchern in 10 Stunden, dem Aequivalent von 600 t
genieteter Konstruktion, vorhanden. Dies ist der Masstab der Werkstattleistung.
Jenseits der Stanzen ist ein freier Raum von 24,40 m Länge gleich etwa drei
Binderfeldern für die Lagerung gelochten und für die Zusammensetzung fertigen
Materials. Dasselbe wird auf dem Fussboden aufgestapelt und nachher auf flache
Schmalspurwagen geladen, die das schwere Material nach der Westseile, das leichte
nach der Ostseite zu den Zusammensetzböcken bringen. Laufkräne befördern die
zusammengeschraubten Konstruktionen nach der Nachbohrabteilung und von dort auf die
Längsgleise, die für das Nieten bestimmt sind. Schliesslich werden sie wieder quer
durch Laufkräne auf die Bohr- und Frästische gebracht und von dort auf die zum
Verladehof oder zum Werkzeugmaschinenraum führenden Längsgleise.
Bleche über 1,22 m breit werden im allgemeinen auf der Westseite der Halle
verarbeitet, Winkel und kleinere Bleche in der Mitte, grosse Winkel und andere
Profile auf der Ostseite. Grosse Stegbleche werden erst an einer Kante gelocht und
dann auf die andere Seite der Doppelstanze oder einer anderen Lochstanze gebracht,
die so gesetzt ist, dass sie die Löcher der entgegengesetzten Kante stanzt, ohne ein
Herumdrehen des Bleches zu erfordern.
Bei Deckplatten werden beide Lochreihen gleichzeitig in einer Teilungsstanze gelocht.
Leichte Teile und Deckplatten von Trägern werden gewöhnlich durch pneumatische
transportable Bohrmaschinen nachgerieben, wenn es für Zusammensetzung erforderlich
ist. Stegblechnietlöcher in schweren Trägern werden durch die auf Portalkränen
montierten elektrischen Radialbohrer nachgerieben.
Zu der auf Seite 131 und 133 gegebenen, mit der Numerierung auf Plan Fig. 48 übereinstimmenden Aufzählung sind noch einige
Erläuterungen zu machen.
Lochstanzen 8, 9, 10 besitzen einen durch den Druck
der Druckluftanlage nach unten gefederten, die Lochstempel tragenden Kopf, wodurch
Gleichmässigkeit der Bewegung und Stossfreiheit am Ende der Stanzbewegung erzielt
wird. Die Stempel dieser Vielfachstanzen sind in der Höhe um je 6 mm gegeneinander
versetzt, um den Stanzwiderstand nicht auf einen Augenblick zu konzentrieren. Die
Stempel können einzeln ganz ausser Tätigkeit gesetzt oder seitlich verschoben werden
durch Handgriffe, und auch der Zuführungstisch erlaubt eine Querverschiebung von 152
mm.
Die Teilungstische können eine Minimalteilung von 19,5 mm mit Abstufungen von 1,6 mm
auf folgende Weise herstellen: Auf einer Seite der Stanze und auf beiden Seiten des
Zuführungstisches befinden sich zwei 18,3 m lange Schraubenspindeln von 63,5 mm
Durchm. Auf diesen können etwa je 480 Paar hufeisenförmige gusseiserne Sperrklötze
auf die verlangte Nietteilung eingestellt und gesichert werden. Die Winkel oder
Bleche werden an einem Wagen festgeklemmt, der mit einem Sperrhaken in diese Klötze
eingreift. Bei jedem Stanzprozess gibt das Querstück der Stanze die Klötze frei und
betätigt eine Reibungskupplung, die einen 5 PS Elektromotor anlässt und den Wagen
vorwärts zieht, bis der Sperrhaken die nächsten Klötze fasst und das Stück in der
verlangten Stellung bis nach dem nächsten Stanzprozess festhält. Das System ist also
das auf S. 727 und 728 (Fig. 19 und 19a) des vor. Jahrganges beschriebene.
Stanzen 12 und 13 sind so
aufgestellt, dass sie die Kanten langer Bleche, ohne ein Herumschwenken zu
verlangen, stanzen. Dieselben werden durch Walzentisch und einen wagerecht hängenden
Hebel mit Messerschneide zum Verschieben der Bleche bedient.
Die elektrischen Antriebsmotoren der Stanzen wirken auf elastische Lederkupplungen,
um eine Ueberlastung der Motoren und komplizierte Anlassvorrichtungen zu
vermeiden.
Maschinen 14 und 15 haben
eine andere elastische Kupplung zwischen Motor und Maschine, die in einer durch
Gegengewicht an den Treibriemen angepressten Spannrolle besteht.
Das Nachbohren geschieht an drei Stellen der Werkstatt
mit Radialbohrern an festem Gerüst 40 und 41 auf der Ostseite der Werkstatt auf einer Seite des
Lagerraums und zwar für leichte Profile und Einzelheiten, Gurtstäbe und andere lange
und schmale Teile, ferner mit ebensolchen an Portallaufkränen 35, 36, 37, 38 arbeitenden Radialbohrern auf Böcken 50 und 51 für Blechträger
und
Textabbildung Bd. 321, S. 146
Fig. 49. Ambridge-Werk der American Bridge Co. Bohrportalkräne (35, 36, 37 u.
38 in Lageplan Fig. 48) S. 132.
Textabbildung Bd. 321, S. 146
Fig. 50. Ambridge-Werk der American Bridge Co. Lagerböcke zwischen
Bohrportalkränen (50 und 51 in Lageplan Fig. 48).
Textabbildung Bd. 321, S. 147
Fig. 51. Ambridge-Werk der American Bridge Co. Pneumatische versenkbare
Nietpressen von 60 t maximalem Stempeldruck (52 und 53 in Lageplan Fig.
48).
schliesslich mit pneumatischen Handbohrern auf Böcken 45 für Kopfplatten und andere wagerechte Arbeit.
Blechträger niedriger als 1,5 m werden vor dem Nachbohren vollständig
zusammengeschraubt. Von solchen höher als 1,5 m werden zunächst nur Kopf platten und
Winkel zusammengesetzt und auf Böcken 45 mit pneumatischen Handbohrern oder bei 40 und 41 auf Wagen
liegend von Radialbohrern nachgebohrt und sodann im ersteren Falle bei 46 und 47, im letzteren
bei 48 und 49 von
pneumatischen an Wandauslegerlaufkränen hängenden Nietmaschinen genietet. Weiter
werden sie mit dem Stehblech durch Schrauben vereinigt und unter Portalkränen 35, 36, 37, 38 zu Ende nachgebohrt. Das Nieten der
Stegblechnieten findet schliesslich in den auf beiden Seiten davon sich hinziehenden
Längsgruben mit versenkbaren pneumatischen und hydraulischen Nietmaschinen statt,
während die Träger am Portalkran hängen.
Die Auswahl der Maschinen geschieht nach dem für das Nieten zweckmässigsten
Stempeldruck.
Textabbildung Bd. 321, S. 148
Fig. 52. Ambridge-Werk der American Bridge Co. Winkeleinpassmaschine mit 15 PS
Motor zu 220 Volt 650 Touren, compound gewunden (34 in Lageplan Fig. 48).
Die Konstruktion der je acht Radialbohrer tragenden
Portallaufkräne zeigt Fig. 49. Die Radialbohrer
sitzen an einem Querträger, der parallel mit sich, senkrecht um ungefähr 2,1 m
verschoben werden kann. Der vielpolige, compoundgewundene 5pferdige Elektromotor für
die Kranbewegung sitzt in dem oberen aus Gitterwerk bestehenden Querriegel und
überträgt seine Kraft durch Welle und auf kantiger Achse gleitende Kegelräder
entweder auf das eine Paar der vier Laufräder- oder auf zwei in der Fig. 49 ersichtliche Schraubenspindeln, welche den
Querträger verschieben. Die Konstruktion ist im wesentlichen dieselbe wie bei den
auf Fig. 21, 729, 320 gezeigten Bohrkränen in Pencoyd und
aus beiden Figuren deutlich zu erkennen. Die Bohrspindeln werden mit 100–200
Umdrehungen i. d. Minute durch den auf dem verschiebbaren Querträger sitzenden Motor
getrieben und haben einen durch Handrad und Schnecke betätigten Nachschub von 30,5
cm. Die Vorrichtungen zum Wiederauffangen, Reinigen und Hinaufpumpen des
verbrauchten Schmiermittels (Transeife und Wasser) sind sehr sorgfältig
angelegt.
Nietmaschinen.
Die Nietung geschieht bei leichten Teilen durch Luftdruckmaschinen, die an
Wandauslegerkränen hängen, bei schwereren durch nur senkrecht bewegliche
Luftdrucknietmaschinen, die schwersten durch ebensolche hydraulische, durch
Portalkräne bediente Nietmaschinen.
Die meisten hydraulischen Vorrichtungen werden durch Wasserdruck von 61,6 at, der
durch sogenannte Druckverstärker erhöht werden kann, betätigt. Die Druckverstärker
bestehen aus konzentrischen, hohlen, teleskopisch ineinander sich schiebenden
Taucherkolben. Diese Anordnung vermehrt den Druck bei jedem Insspieltreten eines
neuen Zylinders im umgekehrten Verhältnis der Zylinderquerschnitte und kann auf so
viele Drucke, als Zylinder vorhanden sind, eingestellt werden. In den pneumatischen
versenkbaren Nietmaschinen wird der Luftdruck von 5,6 at benutzt, um eine Pressung
von 28 at im hydraulischen Hebezylinder zu erzeugen.
Zu der Aufzählung der Nietmaschinen S. 133 ist noch folgendes nachzutragen:
Während die Böcke für Scheren und Stanzen Rollen besitzen, bestehen die Bänke für das
Ankörnen, Lagerung,
Zusammensetzung und Nietung aus Betonpfeilern und Eisenbahnschienen. Die zwei
hydraulischen 100 t Nietpressen von R. D. Wood & Co.
75 und 76 setzen sich aus Gussstahlrahmen
zusammen, die durch hydraulischen Zylinder von 1,68 m Hub versenkt oder gehoben
werden können und ausbalanziert sind. Die Bewegung des Nietstempels erfolgt durch
Wasserdruck von 84 at ohne Kniehebelübersetzung. Für schnelle Rückbewegung des
Stempels ist Sorge getragen. Das Gesamtgewicht jeder Maschine ist etwa 20 t.
Die pneumatischen versenkbaren Nieter 52 und 53 unterscheiden sich dadurch, dass für die Hubbewegung
Luftdruck von 5,6 at auf Wasserdruck von 28 at durch ineinander schiebbare Kolben
erhöht und dass die Stempeldrucke von 60 t durch emne Kniehebelübersetzung erreicht
sind. Fig. 51 zeigt die Konstruktion sehr
deutlich.
Die Niete sollen in Gasöfen, die jetzt zwischen den Portalkrangleisen stehen, erhitzt
werden, aber später vielleicht an Wandlaufkränen direkt über der Nietarbeit
mitlaufen, um die Gefahr und die Schwierigkeiten des Werfens glühender Niete zu
vermeiden. Die Oefen haben genietete Eisengestelle, einfach rechteckige genietete
Mäntel 0,75 m im Quadrat und 1,4 m hoch. Der Boden ist mit Sand und mit in
Zwischenräumen hochkant gestellten Klinkern zur Bildung eines Luftkanals besetzt.
Darüber ist dann ein Lager von feuerfestem Ton und die Wände sind mit
Chamottesteinen ausgefüttert. Die Tür für Niete hängt an Rollen und besteht aus
einem gusseisernen mit Chamottesteinen ausgelegten Rahmen.
Bohren und Fräsen.
Winkeleinpassmaschine 34 zeigt Fig. 48 S. 132. Der Tisch dieser Stossmaschine ist mit Masstab versehen.
Auf demselben lassen sich zwei Winkel durch Anpressen von Klötzen gegen ihre Wurzeln
festklemmen. Der Werkzeugträger wird durch einen auf der Schwungradachse sitzenden
Exzenter und Schubstange getrieben.
Gurtstäbe, Querträger usw. werden nach dem Nieten durch die querlaufenden Kräne
zu einem der Bohr- und Frästische 84 und 85 gebracht, die 61 cm hoch, 2,185 m breit und 69,5 m
lang sind und aus je 6,1500 kg/m schweren Gusseisenstücken, die zusammengeschraubt
und auf durchgehendem Betonfundament verlegt sind, bestehen.
Die Ausbohr- und Fräsmaschinen (mit eingesetzten Messerköpfen) können auf genauen
Abstand eingestellt werden und die Hälfte der Frässcheiben kann zur Bearbeitung
schiefer Endflächen gedreht werden. Die Frässcheiben werden von je einem 20 PS Westinghouse-Eloktromotor getrieben und die
verschiebbaren haben Kraftantrieb für die Längseinstellung.
(Fortsetzung folgt.)