Titel: | Die bei der Glasfabrikation in Betracht kommenden Schmelzofensysteme. |
Autor: | Hans Schnurpfeil |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 283 |
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Die bei der Glasfabrikation in Betracht kommenden
Schmelzofensysteme.
Von Ingenieur Hans
Schnurpfeil, Dresden.
(Fortsetzung von S. 264 d. Bd.)
Die bei der Glasfabrikation in Betracht kommenden
Schmelzofensysteme.
Der Siemens-Ofen, das Regenerativ-Gassystem mit
seinem Wechselarrangement, gilt in Bezug auf Temperaturentwicklung als
heissgehendster Ofen, wie auch bei keinem anderen System die Ausnutzung der Abhitze
in solchen Massen vor sich geht. Die alternierenden Flammenrichtungen der Siemens-Oefen jedoch rufen nicht selten ungleiche
Temperaturen im Ofen hervor, nämlich ist dies bei langen Oefen oder langen
Kanalzügen der Fall, so dass das Glas beim Abzug oft „rauh“ und
„windig“ wird, welch letzterer Fehler deshalb entsteht, da das Glas
zuerst überhitzt wurde, nachher beim Umwechseln eine Abkühlung erlitt. Denn beim
Flammeneintritt im Ofen entfaltet sich immer eine höhere Temperatur als beim Abzug
und ist es erklärlich, dass aus dem Flammenwechselarrangement ungleiche Hitzegrade
im Schmelzraum resultieren; ferner erfordert das Siemens-System infolge der wechselnden Flamme zuverlässigeres
Bedienungspersonal, weil mit dem Falschwechseln des Gases und Luft diese und jene
Uebel von leichterem und schwererem Charakter verknüpft sind.
Während Siemens, wie wir gesehen haben, die
Verbrennungsluft durch im Unterbau des Ofens liegende Kammern (Regeneratoren)
erhitzt, wird die Speiseluft bei dem „Nehse“-,
dem Rekuperativ-Gassystem durch Rekuperatoren vorgewärmt, indem die Luft durch
Bestreichen von Kästen den verlangten Temperaturgrad annimmt oder durch
Schamotteröhren zieht, die aussen von dem abziehenden Flammenprodukt, der Abhitze
des Schmelzofens bespült werden. Letzteres System mit konstantem Flammen-Eintritt
und Abzug ist überall dort von Vorteil, wo man ungeschultes Personal um sich hat.
Ein weiterer Vorzug ist die Vereinfachung der ganzen Konstruktion, mithin auch
Verbilligung der Anlage, sowie die stets gleichmässige Flammenrichtung eine gleiche
Temperatur im Ofen hervorruft.
Einen achthäfigen Bütten-Nehse-Ofen zeigt uns im
Horizontalschnitt des Abzugsarrangements Fig. 3. Aus
den beiden Füchsen f und f1 strömt gleichzeitig die Flamme heraus, bespült den
ganzen Ofenraum und zieht zwischen die Häfen durch Kniekanälchen k ab, deren je fünf sich auf jeder Seite in je einen
Längskanal vereinigen. Diese beiden Hauptkanäle stehen mit je einem
Rekuperativ-System in Verbindung. Dasselbe bestehtaus einer ganzen Anzahl von
Schamottekästen nach Fig. 4, die sich aus 5 cm
starken Falzplatten zusammensetzen und je einen Querraum von 25 × 15 cm Weite
bilden. Während durch die Schamottekästen die Abgase, vom Kaminzug geleitet, eilen
und ihre Temperatur dem Schamottewerk übertragen, macht die Luft, die Kästen
bespülend, einen entgegengesetzt zickzackartigen und schlangenförmigen Weg, indem
sie auf ihrem Gange die von den abziehenden Flammenprodukten abgegebene Wärme
absorbiert und so in ihrem Laufe, je höher in den Bereich der Feuerbütten kommend,
einen zur intensiven Verbrennung des Gases geeigneten Hitzegrad annimmt, der fast
durchaus der nach dem Regenerativ-Verfahren erhitzten Luft entspricht.
Textabbildung Bd. 321, S. 284
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 321, S. 284
Fig. 4.
Die Rekuperatoren bilden bei den Nehse-Oefen den
eigentlichen Unterbau und sind etwa 2½ m lange, etwa 2 m breite und etwa 2¾ m hohe
Räume, die, wie gesagt, in Zickzackform von den Lufterhitzern durchzogen werden.
Letztere stehen durch Verbindungskanäle mit dem Hauptessenkanal in Verbindung.
Die Naturluft tritt durch Kanälchen unterhalb der Rekuperatoren ein, durchzieht die
Zwischenräume der Lufterhitzet kästen und steigt durch zwei Vertikalschächte in die
Höfe, desgleichen das aus den nahen Generatoren kommende Gas. Durch seitliche
Schlitze strömen Luft und Gas aus ihren Trennungskanälen und vereinigen sich in dem
Büttenkanal, der längs unter den Ofen führt und, als „Glastasche“
gleichzeitig dienend, auf den beiden Endseiten zum Entfernen des Herdglases mit zu
verschliessenden Oeffnungen versehen ist. Indem Luft und Gas sich in dem Büttenkanal
innig mischen, steigen sie gleichzeitig aus den beiden Füchsen f und f1, konstant bleibend,
d.h. bei einseitigem Flammeneintritt und -Abzug als intensives Flammenprodukt
empor.
Um eine möglichste Flammengleichheit herzustellen, sind die Luft- und
Gasausströmschlitze kreuzweise gelegt. Wie wir im Laufe der Nehse-Ofenbeschreibung gesehen haben, wird die Luft nur allein zur
Verbrennung mit dem Gase vorgewärmt, nicht aber letzteres, das bei dem
Regenerativ-System gleichfalls eine Vorerhitzung findet. Daher stehen bei den Nehse-Oefen die Gaserzeuger in direkter Nähe des
Bestimmungsortes, damit das Gas eine nur möglichst geringe Abkühlung erleidet.
Daneben soll man eine kalorienreiche Kohle verwenden.
Alle Wochen, und zwar während des Sonntages, wo infolge Arbeitsstockung keine Zeit zu
verlieren ist, nimmt man wechselweise die Reinigung der Rekuperatoren vor, die sich
stark versetzen können, indem in den oberen Lagen sich eine Glashaut bildet, während
in den unteren Zügen sich dichte Flugasche, Gemengestaub usw. absetzen, Diese
verunreinigenden Stoffe müssen mittels eiserner Krücken entfernt werden und ist
zwecks Reinigung für jeden Rekuperatorenzug ein Observationsloch vorgesehen.
Die Leistungsfähigkeit des Nehse-Ofens ist, streng
genommen, nicht ganz so gross, wie die des Siemens-Ofens, doch kann man bei ersterem tatsächlich einen etwas kleineren
Brennstoffaufwand feststellen, der jedoch ohne Bedeutung ist. Aber bekanntlich
konserviert sich das Rekuperativ-Ofensystem viel besser als das
Regenerativ-Ofensystem mit seiner wechselnden Flamme. So beträgt die Lebensdauer
eines Nehse-Ofens, wenn der ganze Bau und dessen
Ausführung sachgemäss gestaltet wurde, bis vier Jahre, während die des Siemens-Ofens allgemein sich zwischen zwei und drei
Jahren bewegt. Die Baukosten eines Nehse-Ofens von
grösseren Dimensionen belaufen sich, Generatorenanlage einschliesslich, M.
10–12000.
Textabbildung Bd. 321, S. 284
Fig. 5.
Eine ziemlich weite Verbreitung hat der „Siebert“-Ofen gefunden, der zu den Wechsel- und
Regenerativ-Systemen gehört. Fig. 5 veranschaulicht
im Wagerechtschnitt der Hafenhöhe einen solchen. Um eine gleichmässige Temperatur im
Ofen zu erhalten, denn beim Wechselarrangement kann man nicht, wie bereitsgesagt,
eine dauernde, konstante Wärme zustande bringen, besitzt das Siebert-Ofensystem zwischen den Schmelzgefässen Abzüge a, die, sich in je zwei Wagerechtkanäle und dann in
zwei Senkrechtschächte teilend, als unter den Luftkammern und Luftkanälen laufende,
denselben zum Teil während des Abzuges der Flammenprodukte zurückgelassene
Eigenwärme abgebend, und dann sich vereinigende Kanäle zum Schornstein führen und
mit einem Kaminventil dem sogenannten „konstanten“ Schieber versehen sind.
Bei der Ausarbeitung des Glases stellt man nun die Gas- und Luftwechsel auf die
Mitte, schliesst die Luft- und Gasschornsteinventile und zieht den
„konstanten“ Essenschieber, so dass Gas und Luft durch alle vier Kammern
und die beiden Bütten bbi als Flamme zugleich treten und nach allen Seiten, gleichmässige
Temperatur abgebend, durch die erwähnten konstanten Kanäle a abziehen. Hierdurch findet eine bestmöglichste Flammenverteilung statt
und der Ofen besitzt den zur Ausarbeitung des Glases erforderlichen gleichen
Temperaturgrad in den vollkommensten Massen. Doch gewährt dieses System einen
Nachteil und zwar den längerer Schmelzdauer, da infolge der 10–12-stündigen,
üblichen Arbeitszeit in den letzten Stunden schon eine beträchtliche Abkühlung im
Ofen erfolgt und nach Ausarbeitung des Glases das Heisschüren des Ofens stets eine
Stunde länger dauert, also bisweilen das Warmschüren des Ofens zwei bis drei volle
Stunden währt, ehe sich die Regeneratoren, welche während der Arbeitsdauer keine
oder nur wenig Abhitze absorbieren konnten, im Gegenteil infolge der in alle Kammern
zugleich eintretenden, noch nicht vorgewärmten Luft- und Gasströme ihr während der
Glasschmelze aufgespeichertes Wärmequantum abgeben mussten, genügend erhitzen, um
den Oberofen mit der erforderlichen Schmelztemperatur zu speisen. Man kann rechnen,
dass durch diesen Aufwärmungsprozess eine volle Stunde verloren geht, wodurch die
Schmelze sich etwas verlängert.
Die ganze Konstruktion des Siebert-Ofens ist ähnlich der
eines Siemens-Ofens mit Büttenflamme, nur bedeutend
einfacher. Der Betrieb dieses Ofens gestaltet sich während der Schmelze gerade so
wie der beim letzteren. Das Gas und die Luft treten durch gegenüberliegende
Flammenlöcher aus den Kammern, die beim Siebert-Ofen
quer, nicht der Ofenlänge nach, mehr ausserhalb liegen, vereinigen sich in den
sogenannten „Glastaschen“ und strömen als Flamme aus den Bütten heraus, entweder aus dem
Fuchs b und durch Bütte bi
abziehend oder aus Fuchs bi und den Feuerlauf b verlassend, je nach
Stellung der Wechselregister.
Textabbildung Bd. 321, S. 285
Fig. 6.
Der Siebert-Ofen erfordert ein geringes Anlagekapital,
etwa 9–10000 M. bei acht Häfen in den Dimensionen von 75 × 75 cm; der
Brennstoffaufwand und die Lebensdauer des Siebert-Systems entspricht dem Siemens-Bütten-Ofensystem.
Textabbildung Bd. 321, S. 285
Fig. 7.
Man unterscheidet „stehende“ und „liegende“ Kammern, darunter versteht
man Regeneratoren, welche einerseits hoch und kurz, anderseits niedrig und lang
sind. Mit letzteren derartigen Wärmespeichern ist der Siebert-Ofen ausgestattet, der noch den Vorzug gewährt, dass er überall
hin gesellt werden kann und einer geringeren Ausschachtungstiefe bedarf, so dass er
weniger die Schachtungswerke auf steinigem Terrain erschwert und vorkommendenfalls
auch weniger von Grundwasser beeinträchtigt wird. Die „stehenden“ Kammern,
wie Fig. 6 eine solche im Vertikalquerschnitt zeigt,
erfordern tiefere Ausschachtung des Ofens, welche schon dadurch bedingt wird, da ein
breiter Kanalstummel k, die sogenannte Unterkammer, mit
dem Zuführungskanal zusammenhängend, unter den Regenerator führt, mit demselben
durch Schlitzöffnungen kommunizierend. Die „liegenden“ Kammern (Fig. 7, Vertikallängsschnitt) bedingen keine so
bedeutende Ausschachtung, jedoch ist deren Gitterwerk einer kürzeren Lebensdauer
unterworfen. Der Umstand, dass die „liegenden“ Kammern längs unter der
Arbeitswerkstatt laufend angeordnet werden, trägt den Nachteil auf sich, dass die
Glasmacher hauptsächlich während der Sommermonate infolge der auf dem Boden
herrschenden Hitze stark zu leiden haben. Wie gesagt, besitzt der Siebert-Ofen „liegende“ Kammern, der Siemens-Ofen, und zwar dessen Hochflammsystem,
„stehende“ Kammern, während dessen Büttensystem entweder mit
„stehenden“ oder „liegenden“ Regeneratoren konstruiert wird.
Textabbildung Bd. 321, S. 285
Fig. 8.
Textabbildung Bd. 321, S. 285
Fig. 9.
Ob diese oder jene Kammern heisser gehen, mag dahingestellt
bleiben, weil der Gang von deren „Aussetzen“ abhängen kann. Ein nicht
sachgemässes Aussetzen der Regeneratoren ist die Folge vieler Kalamitäten im Ofen.
Das Heulen des Ofens, das bekannte „Bullern“, ist in erster Linie auf eine zu
weite Steinsetzung in den Kammern zurückzuführen, so dass Luft ungenügend
vorerhitzt in den Schmelzraum tritt Eine nicht zu weite Stein- auf Stein-, also
röhrenmässige Aussetzung (Fig. 8) der Kammern wird
schwerlich diese Temperatur hervorrufen können, die man gewinnt, wenn man den
entstehenden Zwischenraum, der praktischer Weise sich zwischen 6½–8 cm bewegen soll,
wie es Siemens macht, durch einen Stein versetzt, so
dass die Ströme einen schlangenartigen Weg (Fig. 9
siehe Pfeilstrich) passieren müssen. Diese Anordnung gestattet sowohl eine bessere
Reinigung der Gase, indem durch das Anstossen an die Steinflächen sich Flugasche und
Russ absondern, als auch eine genügendere Absorption des abziehenden
Flammenproduktes, also einen heisseren Kammerngang. Jedoch verstopfen sich solch
ausgesetzte Kammern sehr leicht und geraten rasch in Mitleidenschaft, so dass das
Gitterwerk bald eine Neuerung erfahren muss. Zu diesem Uebel gesellt sich noch die
weitere Kalamität, dass solche Kammern eine gründliche Reinigung hindern. Mit einer
zu dicht ausgesetzten Kammer ist es ebenso der Fall; man hat allerdings eine reine
und heisse Flamme, welche man aber auf Kosten der Kammern und des Netzwerkes
gewinnt. Kommt es vor, dass sich die Regeneratoren versetzen, so hilft man sich mit
dem „Ausspritzen“, auch Einführen von Stahlbürsten und Ausschiessen, welch
letzteres Verfahren nicht anzuraten ist, da die Erschütterung sich auf alle Teile
des Ofens, bisweilen verhängnisvoll werdend, übertragen kann. Ueberhaupt werden die
Gasregeneratoren im Verhältnis mehr angegriffen als die Luftkammern, ebenso auch
mehr versetzt. Wer beim „Auslöschen“ von Oefen Gelegenheit hatte, die Gas-
und Luftkammern näher in Augenschein zu nehmen, der wird wohl den Unterschied in dem
Aussehen derselben bemerkt haben. Während das Steinmaterial von den
Luftwärmespeichern noch ganz gut erhalten ist, abgesehen von den oberen
zusammengeschmolzenen Schichten, ähnelt dasjenige der Gaskammern einer
verschwommenen Masse. Flugasche, Gemengestaub, Gasverunreinigungen usw. haben das
Netzwerk stark versetzt und auf die Steine infolge der in den Gasen befindlichen
Korrosionsstoffe derart eingewirkt, dass beim Fassen derselben sich grauschwarze
Schamottestückchen loslösen und abbröckeln oder der ganze Ziegel beim leichtesten
Stoss sich spaltet und aus der Verbindung geht. Untersucht man solche einzelne
Stücke, so wird man finden, dass der Stein von der bereits erwähnten tief grauen
Schicht von allen Seiten gleichmässig durchzogen ist, bei etlichen weniger oder auch
mehr durchdrungen.
Um das Liegen der Blamme auf den Ofenseiten zu verhüten und ein gleichmässig
brennendes, die Glasmacher nicht belästigendes Feuer zu erzielen, ist es vorteilhaft
und zweckentsprechend, die Kammerpaare kreuzweise anzulegen.
Zur Füllung der Ofenkammern benötigt man ein Schamottesteinprodukt, das vielen
Anforderungen gewachsen sein muss. Zu allererst soll der Kammerfüllstein eine
hochfeuerfeste Natur besitzen, jedoch auch dessenungeachtet widerstandsfähig gegen
Temperaturwechsel schrofferen Charakters sein. Denn nach der Endglasschmelzperiode
nehmen die Luftkammern eine ausserordentlich hohe Temperatur, die etwa 1400–1500° C.
entspricht, an, während des Umwechselns, wo nun die kalt einströmende Luft den
Regenerator abkühlt, sinkt dieselbe um etwa 300° C. und noch mehr. Nebenbei sollen
die Kammerfüllsteine unempfindlich gegen die chemischen Einflüsse, wie
Gemengestaub-, Flugasche-Einwirkung sein. Zum Aussetzen der Wärmespeicher kann man
bei normalgrossen Oefen etwa 4000 Kammerschlichter bester Qualität im Gewicht von
etwa 14 800 kg für alle vier Kammern rechnen. Eine Ofenkammer, die 2,75 m lang, 1,25
m breit und 2 m hoch ist und einen Kubikmeterraum von 6,875 fasst, benötigt zu deren Aussetzung
etwa 1300 Schamottesteine, welche Quantität 200 Ziegeln pro Kubikmeter-Kammerfüllung
entspricht.
Nicht nur die verschiedenartig ausgesetzten Gitterwerke der Kammern influieren auf
den Ofen, sondern auch die verschiedenartigen Flammenführungen wirken auf den Gang
desselben ein. So weisen die senkrechten und wagerechten Feuerzüge, die Büttenöfen
und die Oefen mit überschlagender Flamme, die sogenannten Hochflammöfen ihre Vor-
und Nachteile auf.
Textabbildung Bd. 321, S. 286
Fig. 10.
Auf Fig. 10 ist die Disposition eines Büttenofens mit
zwölf Häfen und zwei Sätzeln im Wagerechtschnitt wiedergegeben worden. Der Ofen
besitzt je zwei Füchse bb1 und BB1, woraus entsprechend der Wechselstellung die
Flammengemische treten und nach dem anderen Büttenpaar abziehen. Je zwei Bütten
kommunizieren mit je einer „Glastasche“, an die sich seitlich, und zwar nicht
mit der Taschenlänge laufend, „liegende“ Kammern anschliessen, die oberhalb
an der Stirn je zwei Flammenlöcher abgeben. Die Dimensionen der Kammern betragen 3 m
in der Länge, 1,25 m in der Breite und 1,25 bezw. 1,55 in der Höhe. Die
Kammerflammenlöcher setzen sich aus den Massen von 40 × 45 cm zusammen, auf 55 cm
nach oben und unten trichterartig verlaufend. Damit die Mischung der Gase und Luft
in der Glastasche eine vollkommene ist, zieht man, um die Büttenbreite zu erhalten,
die Steinschichten beim Bau nicht schräg zusammen, sondern trappt dieselben
zickzackartig über, wodurch infolge der Kanten sich das Gas und die Luft stösst und
sich inniger mengt. Die Füchse sind in den Massen von 40 × 20 cm durch eine Bank von
40 cm getrennt. Der „Sattel“, welcher die beiden Büttenpaare scheidet, soll,
um die Flamme recht lange in dem Ofenraum zu halten, nicht zu kurz sein. Darauf ist
bei jedem Ofenbau wohl Rücksicht zu nehmen, da hier oft Fehler begangen werden,
die anscheinend klein und geringfügig, doch zur Tragweite ausarten können. So
bedingt ein zu kurzer „Ofensattel“ einen zu raschen Flammenabzug, ohne dass
sich die Flamme wirksam und genügend im Ofenraum entfalten kann. Der
Brennstoffverbrauch ist etwas höher und schliesslich gehen die „Füchse“
früher dem Ruin entgegen. Bei einem 5 m langen Büttenofen sollte der „Sattel“
nicht unter 1 m gewählt werden.
Die Häfen stehen in der Mitte 25 cm von der Büttenlinie ab, während die Eckhäfen 10
cm davon entfernt sind, wodurch der Ofen die gewünschte Schweifung erhält. Die
Bockhäfen, „Sätzel“ plaziert man 7½ cm von der Bütte ab, nicht mehr, eher
weniger, damit sie nicht zu kalt gehen.
Die Zuführungskanäle zu den Kammern sollen nicht zu eng gewählt werden und gelten
hier am liebsten die Dimensionen von 70 × 70 cm; eine nicht über die Norm hinaus
gross bemessener Querschnitt der Kanäle hat duchaus keinen Einfluss auf den
Ofengang, vielmehr schützt er den Kanal vor verhängnisvoll werdenden Verstopfungen.
Bei der Kanalanlage sollen grundsätzlich die Ecken vermieden werden und ist es
ratsam, die kantigen Stellen zu runden. Die Kanäle sollen, wenn möglich, und zwar
dies gilt speziell für Gas, steigend, nicht fallend laufen und hier und da mit
sogenannten Explosionslöchern, die mit losen Platten verdeckt werden, versehen sein,
um bei vorkommenden Explosionen, die im Hüttenbetrieb unvermeidlich sind, die Gewalt
der Detonationen durch Abhebung der Platten abzuschwächen und auf diese Weise einer
Kanalgewölbeabtragung vorzubeugen. Die Regeneratoren besitzen an bequem zugänglichen
Stellen „Kammereingänge“, die mit einer 1/1 Schamottesteinschicht versetzt werden.
Letztere verfügt den Kammergitterwerkzügen anpassend über sogenannte
„Observationslöcher“, welche ein ständiges Beobachten der Regeneratoren
gestatten.
Die Häfen dieses Ofens sind mit den Massen von 65 × 65 cm, die Sätzel mit 55 × 55 cm
veranschlagt. Die Gesamtschmelzleistung derselben beträgt etwa 2800 kg innerhalb 12
Stunden. Der Brennstoffverbrauch stellt sich bei 24 Stunden auf 16 rm oder 4
Klaftern Buchenholz mit einem Gewicht von 6000 kg, welches etwa 2800 kg schlesischer
Steinkohle entspricht. Die Herstellungskosten eines solchen Büttenofens nach „Siemens“ mit „liegenden“ Kammern
belaufen sich, Baukosten der Generatoren einschliesslich, auf rund M. 12000.
(Schluss folgt.)