Titel: | Neuerungen im Bau von Transportanlagen in Deutschland. |
Autor: | Georg v. Hanffstengel |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 305 |
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Neuerungen im Bau von Transportanlagen in
Deutschland.
Von Georg v.
Hanffstengel, Dipl.-Ing., Stuttgart.
(Fortsetzung von S. 292 d. Bd.)
Neuerungen im Bau von Transportanlagen in Deutschland.
Unter „Spiralförderern“ sind die gewalzten Schnecken von Gebr.
Commichau, Magdeburg-Sudenburg, als bemerkensserte Neuheit zu nennen.
Betreffs des Walzvorganges und der Bestimmung des richtigen Walzenprofils sei auf
„American Machinist“, 25. Oktober 1900, verwiesen. Dort wird das
Verfahren der Caldwell & Sons Co. in Chicago
beschrieben, die das amerikanische Patent von Gebr.
Commichau erworben hat.
Caldwell stellt allerdings wegen der Schwierigkeiten in
der Beschaffung anderen Materials die Schnecken aus gewöhnlichem Flacheisen her und
erhält auf diese Weise am äusseren Rande der Schnecke eine geringere Eisenstärke als
innen. Gebr. Commichau dagegen benutzen keilförmiges
Eisen und erreichen damit, dass umgekehrt die Stärke aussen, also an der Stelle, so
die grösste Abnutzung stattfindet, 1,5–2 mm grösser ist als innen. Da ausserdem das
Walzen, das auf kaltem Wege geschieht, dem Material eine bedeutende Härte erteilt,
so darf von diesen Schnecken eine wesentlich längere Lebensdauer erwartet werden.
Ein weitever Vorteil ist, dass die dem Fördervorgang hinderlichen Blechstösse
fortfallen.
Neuerdings werden die Schnecken zuweilen durch Förderrohre ersetzt. Man versteht darunter zylindrische Rohre mit
eingenieteten Schneckengängen, bei deren Drehung sich das Material, das infolge der
Schwerkraft immer am tiefsten Punkte zu bleiben sucht, in ganz derselben Weise
vorwärts bewegt, wie bei einer Schnecke. Dieser gegenüber hat das Förderrohr
namentlich den Vorzug, dass mit der Welle auch die Zwischenlager im Innern des
Troges fortfallen, die bei der Schnecke eine Unterbrechung des Gewindes nötig machen
und bei Ueberfüllung oder ungeeignetem Material leicht zu Verstopfungen Anlass
geben. Klemmungen und Zwangsspannungen irgend welcher Art sind bei dem Förderrohr
ausgeschlossen, da das Material nicht gewaltsam vorgeschoben wird sondern sich durch
die eigene Schwere frei weiterbewegt. Dagegen ist das Ganze etwas schwerfälliger und
nicht so bequem herzustellen wie die Schnecke, auch lassen sich die Zwischenausläufe
weniger einfach herstellen.
Fig.
15–17 geben Details einer von A. Stotz, Stuttgart, für eine Zementfabrik ausgeführten
Anlage, die aus zwei, verschiedenes Material fördernden Rohren besteht. Die Rohre
haben 14 bezw. 18 m Länge und 300 mm lichte Weite. Die Schneckengänge sind 85 mm
hoch, so dass im Innern noch ein lichter Raum von 130 mm Durchmesser verbleibt. In
Abständen von 4–5 m ist das Rohr mit gusseisernen Ringen versehen, die durch Rollen
gestützt sind. Die Umdrehungszahl ist 30 i. d. Minute.
Fig.
16 zeigt die Ausbildung eines Zwischenauslaufes. Auf zwei
gegenüberliegenden Seiten des Rohres sind rechteckige Oeffnungen von 100 × 180 mm
lichter Weite angebracht, durch die sich das Fördergut ruckweise entleert. Zum
Verschluss dient auf jeder Seite ein Schieber S, der
durch die angeschraubten Flacheisen E1 und E2 am Abklappen verhindert und durch das Flacheisen
D auf der ganzen Länge seitlich geführt wird. Die
Schieber sind mit Schrauben an einem Ringe R1 befestigt, der mit dem Rohre umläuft und von einem
zweiteiligen Ringe R2
umschlossen wird, der in dem Bügel B mit Zapfen
gelagert ist. Zur Schmierung der auf einander gleitenden Ringflächen dient eine in
dem höchsten Punkt von R2 eingeschraubte Staufferbüchse. Um den Schieber während des Ganges zu
öffnen oder zu schliessen, hat man den Bügel B zu
verschieben.
Der hierzu dienende Mechanismus ist in Fig. 17
wiedergegeben. Der Bügel wird nach der Zeichnung von zwei Gussbacken A gefasst, die sich auf den Rundeisenstangen F verschieben lassen. Letztere sind an den dem Rohre
parallel verlegten ⊏-Eisenschienen mittels der Halter H
befestigt. Zum Verschieben des Bügels dient eine Welle mit Handrad und zwei Ritzeln,
welche in die mit A verschraubten Zahnstangenstücke Z eingreifen.
Auf einem ähnlichen Prinzip wie die oben beschriebene Konstruktion beruht das quadratische Förderrohr von Suess (D. R. P.
162994).
Nach Fig. 18–21 sind in einem
quadratischen Holzrohr, das innen mit dünnem Blech gefüttert ist, an allen vier
Seiten schräg gestellte Platten angebracht, die etwa die Hälfte jeder Seite
einnehmen, so dass, wie aus Querschnitt B-B
ersichtlich, die Ecken E1, E2, E3, E4 frei bleiben. Nehmen
wir an, dass alles Material sich jetzt in dem Eckraum E1 befindet, so wird bei einer Drehung im
Sinne des Pfeiles die untere, jetzt wagerechte Quadratseite sich neigen, so dass das
Material über die schrägen Bleche hinweg nachdE2 zu fällt und dabei um die Steigung der Bleche nach
vorn geworfen wird.
Derselbe Vorgang tritt bei jeder Vierteldrehung ein. Die Bleche selbst sind, wie aus
dem Längenschnitt hervorgeht, schräg ∪-förmig gebogen, so dass schon bei senkrechtem
Auffallen das Material einen Antrieb in der Bewegungsrichtung bekommt.
Das gleichmässige Einfüllen des Materials geschieht durch ein Schöpfrad, das nach
Schnitt A-A mit der jeweilig unteren Ecke Fl oder F2 das zufallende
Material hebt, so dass dieses nachher über die schräge Fläche G1
Textabbildung Bd. 321, S. 306
Fig. 15 und 16. Zwischenauslauf zum Förderrohr von A. Stotz.
bezw. G2 dem Rohre von oben zugeführt wird. Das Schöpfrad
ist durch einen quadratischen Ansatz starr mit dem Rohrende verbunden.
Das Rohr ist auch hier mit Ringen versehen, die sich auf festgelagerte Rollen
stützen. An der äussersten Unterstützungsstelle haben die Rollen Spurkränze, die
eine Bewegung des Rohres in der Längsrichtung verhindern. Die Tragringe werden, wie
Fig.
22 zeigt, gleichzeitig als Kupplungen benutzt, um die einzelnen Rohrstücke
miteinander zu verbinden. Sie sind mit elastischen Zwischenlagen versehen, die
kleine Montagefehler ausgleichen.
Zwischenausläufe werden nach Fig. 23 durch
Einschaltung zweiteiliger, also von aussen aufsetzbarer, gusseiserner Rohrstücke
hergestellt, an denen zwei Seiten offen bezw., wie punktiert gezeichnet, durch
Deckel verschliessbar sind. Die Förderbleche werden an dieser Stelle unterbrochen.
Eine Blechklappe mit aufklappbarem Deckel schliesst das ganze ein und geht unten in
das Auslaufrohr über. Die Ausbildung der Endausläufe geht aus derselben Figur
hervor.
Zum Antrieb genügt meistens eine, an irgend einer Stelle auf das Rohr gesetzte,
Riemenscheibe.
Die Vorrichtung soll sich im Betriebe, namentlich für Zementförderung, gut bewährt
haben. Sie weist der Schnecke gegenüber die schon bei dem zylindrischen Förderrohr
erwähnten Vorteile auf, und hat vor letzterem wieder den Vorzug der einfacheren
Herstellung.
Die durchschnittliche Geschwindigkeit des Materials im Rohre liesse sich bei geringer
Füllung ziemlich sicher berechnen, bei grösserer Füllung dagegen – man kann bis zu
50 v. H. gehen – werden die Bewegungsvorgänge unklar, so dass die Förderleistung nur
durch Versuche ermittelt werden kann. Als
Textabbildung Bd. 321, S. 307
Fig. 17. Schieberbewegung zum Förderrohr von A. Stotz; Grundriss.
Textabbildung Bd. 321, S. 307
Fig. 18. Förderrohr von Suess; Querschnitt; Schnitt g–h; Ansicht.
Textabbildung Bd. 321, S. 308
Förderrohr von SuessFig. 24. Querschnitt eines eisernen Rohres nach
Ausführung von Gebr. Pfeiffer; Schnitt A-A; Schnitt B-B
normale Tourenzahlen und Leistungen werden für
Schlackenzement, der 950 kg/cbm wiegt, angegeben:
Textabbildung Bd. 321, S. 309
Fig. 25. Förderrohr von Suess.
Lichte Rohrweite in mm
180/180
240/240
300/300
Normale Umdrehungszahl i. d. Min.
50
45
40
Leistung in kg i. d. Stunde etwa
7000
13000
26000.
Das Förderrohr eignet sich für pulverförmige oder körnige Substanzen aller Art,
sofern sie durch die Fall- und Schüttelbewegung nicht geschädigt werden. Eine
Eigentümlichkeit, die in einzelnen Fällen von Wert sein kann, ist die, dass das
Material eine sehr innige Mischung erfährt.
Die Ausführung für Deutschland haben Gebr. Pfeiffer,
Kaiserslautern, übernommen. Die Firma hat neben einigen anderen konstruktiven
Verbesserungen die Abänderung getroffen, dass das Rohr ganz aus Eisen hergestellt
wird. Die Bleche werden nach Fig. 24 gebogen und
ohne Verwendung von Winkeln zusammengenietet, so dass die Ecken ganz frei von
Nietköpfen bleiben.
Fig. 25 gibt endlich eine Abbildung der ersten
ausgeführten Anlage, eines Rohres von 75 m Länge.
(Fortsetzung folgt.)