Titel: | Zur Hakenberechnung. |
Autor: | W. Staedel |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 561 |
Download: | XML |
Zur Hakenberechnung.
Von Dipl.-Ing. W.
Staedel. Oberlehrer a. d. Kgl. höheren Maschinenbauschule zu Posen.
[Zur Hakenberechnung.]
Im nachstehenden soll gezeigt werden, dass man, ausgehend von einem einmal
gegebenen Lasthaken von bekannter Tragkraft, die Abmessungen eines Hakens für
beliebige Belastung ausserordentlich einfach ermitteln kann, sofern man nur einen
dem gegebenen Querschnitt ähnlichen Querschnitt des gesuchten Lasthakens zugrunde
legt.
Bei dem Haken (Fig. 1) ergibt sich für den
gefährlichen Querschnitt AB die Spannung im Abstand η von der Schwerlinie OO
zu:
\sigma=\frac{P}{f}+\frac{M_b}{f\cdot r}+\frac{M_b}{k\cdot f\,r}\cdot \frac{\eta}{r+\eta},
hierbei bedeutet:
P = die Hakenbelastung,
Mb= – P (a + e2),
f = die Fläche des Querschnittes
AB,
k\cdot f=\int\,\frac{\eta}{r+\eta}\,d\,f.
Textabbildung Bd. 321, S. 561
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 321, S. 561
Fig. 1a.
Es lässt sich nun leicht zeigen, dass die Tragfähigkeit des Hakens bei einer
gegebenen zulässigen grössten Beanspruchung proportional der Querschnittsfläche f sich ändert, sofern die linearen Abmessungen des
Querschnittes einschliesslich der Entfernung des Schwerpunktes desselben von der
Krümmungsachse im gleichen Verhältnis zu oder abnehmen.
Ist diese Behauptung richtig, so muss sich dieselbe Spannung σ ergeben, wenn man die Last P mit ϕ2 und sämtliche
linearen Abmessungen des Querschnittes mit ϕ
multipliziert. Es ist dann zu setzen:
ϕ
2
P
an
Stelle
von
P
ϕ
2
f
„
„
„
f
ϕ
3
M
b
„
„
„
M
b
ϕ . r
„
„
„
r
ϕ . η
„
„
„
η
Man erhält also:
\sigma=\frac{\varphi^2\,P}{\varphi^2\,f}+\frac{\varphi^3\,M_b}{\varphi^2\,f\cdot \varphi\,r}+\frac{\varphi^3\,M_b}{k\,\varphi^2\,f\cdot
\varphi\,r}\cdot \frac{\varphi\cdot \eta}{\varphi\,(r+\eta)}=\frac{P}{f}+\frac{M_b}{f\,r}+\frac{M_b}{k\,f\,r}\cdot \frac{\eta}{r+\eta},
womit obiger Satz bewiesen ist.
Per in Fig. 1 dargestellte Haken kann bei einem
zulässigen kz von 750
kg/qcm 10 t
tragen. Legt man diesen Haken zugrunde, so können die Abmessungen für einen Haken
für eine andere Belastung leicht gefunden werden.
Es soll z.B. der gesuchte Haken 7,5 t tragen können. Die Fläche des gesuchten Hakens
muss sich dann zu der des gegebenen Hakens verhalten wie 7,5 zu 10. Die linearen
Abmessungen des gesuchten Hakens sind mithin um
\sqrt{\frac{7,5}{10}}=0,866
mal kleiner als die des gegebenen Hakens.
Ein grösseres oder kleineres zulässiges kz wird leicht dadurch in der Rechnung
berücksichtigt, dass man die Belastung entsprechend kleiner oder grösser in die
Rechnung einführt, als sie in Wirklichkeit ist.
Textabbildung Bd. 321, S. 561
Fig. 2. Millimeter-Maulweite.
Die bisher gegebene Berechnung setzt voraus, dass für die verschiedenen Haken die
Maulweite in einem ganz bestimmten Verhältnis zu den Abmessungen des Querschnittes
AB steht. Das Diagramm (Fig. 2) soll von dieser Voraussetzung frei machen. Die Tragkraft des
Hakens wird naturgemäss eine andere, wenn die Maulweite vergrössert oder verkleinert
wird. Wird sie vergrössert, so wird das biegende Moment für den Querschnitt AB grösser, da aber zugleich der Krümmungsradius
zunimmt, was einer Erhöhung der Tragkraft entspricht, so ändert sich diese nur
wenig. Die Kurve P gibt die Tragkraft eines Hakens vom
Querschnitt AB (Fig. 1)
bei verschiedenen Maulweiten.
Um eine bequeme Rechnung zu ermöglichen, ist die Kurve h verzeichnet, die für die praktisch üblichen Maulweiten die Höhe h des für eine Belastung von 10000 kg erforderlichen
Querschnittes AB angibt.
Soll nun z.B. für eine Belastung von 15000 kg ein Haken mit einer Maulweite von 110
mm ermittelt werden, so verfahre man folgendermassen:
Ein dem gesuchten Haken geometrisch ähnlicher Haken für 10000 kg Belastung hätte eine
Maulweite von
110\,\sqrt{\frac{10}{15}}=110\cdot 0,815=\sim\,90\mbox{ mm}.
Für einen Haken von 90 mm Maulweite ist laut Diagramm die
Grösse h zu 122,5 mm anzunehmen für eine Belastung von
10 t. Für den gesuchten Haken ist mithin:
h=122,5\,\sqrt{\frac{15}{10}}=122,5\cdot 1,225=150\mbox{ mm}.
Da der Querschnitt AB des
gesuchten Hakens dem des gegebenen ähnlich ist, so ist damit die Aufgabe gelöst.
Auch ein Haken nach Fig. 1aSiehe „Hütte“, Bd. I, S.
698., wobei im gefährlichen Querschnitt AB der Krümmungshalbmesser möglichst gross gewählt ist und so die grösste
Beanspruchung herabgezogen wird, lässt sich in der angedeuteten Weise berechnen.
Dabei wird freilich die Rechnung etwas umständlicher.
Auf die Durchführung einer solchen Rechnung soll hier verzichtet werden, da diese
Haken ja praktisch keine Bedeutung haben. Denn, wenn man das Material, das ein
solcher Haken in der Kraftrichtung mehr hat als ein normaler Haken, verwendet
zur Verstärkung senkrecht dazu, so wird der Haken tragfähiger, wobei der normale
Haken noch den Vorzug einer geringeren Baulänge besitzt.
Die Tatsache, dass bei einer Veränderung der Maulweite innerhalb der angegeben
Grenzen sich die Beanspruchung des Hakens nur wenig ändert, wie dies das Diagramm
zeigt, lässt erkennen, dass das Diagramm praktisch entbehrt werden kann.
Jeder Haken muss ausser der Last auch noch Beschleunigungskräften beim Anheben und
Bremsen widerstehen können, deren genaue Ermittlung in den meisten Fällen unmöglich
ist. Es hat keinen Zweck bei der Festigkeitsrechnung grössere Genauigkeit
anzustreben, als den Unterlagen innewohnt. Nimmt man innerhalb der angegebenen
Grenzen der Maulweite die Tragfähigkeit des Hakens als konstant an, was offenbar
zulässig ist, so ergibt sich die zuerst mitgeteilte ausserordentlich einfache
Berechnung.
Da die Beanspruchung des Hakens (Fig. 1) unter
genauer Berücksichtigung der wirklichen Form des Querschnittes AB ermittelt wurde, so hat die vorliegende Berechnung
vor der üblichen noch den Vorzug grösserer Genauigkeit, selbst wenn man auf den
Gebrauch des Diagramms verzichtet.
Die Form des Querschnittes ist allerdings von vornherein festgelegt, indessen gilt
die Rechnung, wie leicht einzusehen, auch für Querschnitte von grösserer oder
geringerer Breite bei gleicher Höhe /z, wenn nur die Breite an jeder Stelle im
gleichen Verhältnis vergrössert oder verkleinert wurde. Die Tragfähigkeit des Hakens
ist dann in demselben Verhältnis vergrössert oder verkleinert worden. Damit dürfte
allen praktischen Anforderungen genügt sein.