Titel: | Ein neues Verfahren zur graphischen Bestimmung der Stabkräfte in Fachwerkslaufkranbrücken. |
Autor: | A. Baumann |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 562 |
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Ein neues Verfahren zur graphischen Bestimmung
der Stabkräfte in Fachwerkslaufkranbrücken.
Von A. Baumann,
Zwickau.
(Schluss von S. 548 d. Bd.)
Ein neues Verfahren zur graphischen Bestimmung der Stabkräfte in
Fachwerkslaufkranbrücken.
Auf gleiche Weise verfährt man für die Eigengewichtsbelastung. Unter der
mittleren Senkrechten trägt man die Hälfte der Belastung des mittleren
Knotenpunktes, unter der äussersten das halbe Gesamtgewicht an.und verbindet beide
durch eine Gerade. Diese Darstellung, die in Fig. 6 und 7 wiedergegeben ist, bringt einen weiteren Vorteil
mit sich, wie nachstehend gezeigt werden soll.
Textabbildung Bd. 321, S. 562
Fig. 7.
Es ist schon darauf hingewiesen worden, dass die Kraftrichtung in den senkrechten
Stäben, so weit die Belastung von der Verkehrslast herrührt, umkehrt, wenn die Last
die Stabmitte, überschritten hat. Ausserdem ist gezeigt worden, dass dann in dem
senkrechten Stab eine Zugkraft herrscht, die der Grösse des entfernter liegenden –
also kleineren Auflagerdrucks gleich ist, aber erst dann, wenn auch das hintere Rad
der Laufkatze über die Mitte des behandelten Stabes hinweggeschritten ist. Damit ist
dann für den betreffenden Stab der Höchstwert der in ihm auftretenden
entgegengesetzten, also Zugbelastung erreicht. Da die schrägen Stäbe in ihrer
Beanspruchung von den senkrechten Stäben abhängen und die in ihnen wirkenden Kräfte
durch Zerlegung der senkrechten Kräfte zu ermitteln sind, leuchtet ein, dass auch in
ihnen ein Kraftrichtungswechsel eintreten wird. Die Kräfte in den senkrechten
Stäben, die durch das Eigengewicht hervorgerufen werden, ändern ihre Richtung
natürlich nicht. Die resultierende Belastung in den Senkrechten, die von der
Verkehrslast eine Zugbeanspruchung erleiden, ergibt sich damit als Unterschied der
Druckkräfte, herrührend vom Eigengewicht, und der Zugkräfte, herrührend von der
Verkehrslast. Im allgemeinen kommt es somit auf den speziellen Fall an, ob in einem
Stab die Druck- oder Zugkräfte überwiegen werden. Die Senkrechten werden unter allen
Umständen für die grösste Druckbeanspruchung, die in ihnen auftritt, zu berechnen
sein, weil sie als Summe grösser ausfällt als der obige Unterschied, sodann weil die
Druckkräfte wegen der zu vermeidenden Knickung grössere Querschnitte erfordern. Sind
die Senkrechten gedrückt, so sind bei ihrer üblichen Anordnung die Diagonalen
gezogen und
umgekehrt. Es ist also im Hinblick auf die Diagonalen nötig, die in den Senkrechten
auftretenden Zugkräfte näher zu untersuchen, um festzustellen, ob die Querschnitte
der Diagonalen einmal den auftretenden Zugkräften, sodann aber auch ohne Knickgefahr
den zu erwartenden grössten Druckkräften gewachsen sind. Das wird bei der Länge der
Diagonalen meist nicht der Fall sein und man könnte nun die Diagonalen entsprechend
verstärken. Dabei ist zu beachten, dass in diesem Fall auch (U_n)_{\mbox{max}} nicht mehr
gleich (O_n)_{\mbox{max}} ist, sondern gleich (O_{n+1})_{\mbox{max}} also grösser. Meist jedoch zieht
man bekanntlich vor, in jenen Balkenfeldern, in denen die Diagonalen gedrückt
werden, sogenannte Gegendiagonalen einzuziehen, die dann eben so grosse Zugkräfte
aufweisen wie Druckkräfte in der ursprünglichen Diagonale auftreten würden, sie
verringern (U_n)_{\mbox{max}} auf (O_{n_{\mbox{max}}}) gegenüber (O_{n+1})_{\mbox{max}} und entlasten im Fall der
herrschenden Zugkräfte in den Senkrechten die Diagonalen, die infolge ihres geringen
Querschnitts bei eintretender Druckbelastung sich ausbiegen. Natürlich werden sie so
auch noch entsprechend dem Widerstände, den sie ihrer Formänderung entgegensetzen,
an der Aufrechterhaltung des Kräftegleichgewichts teilnehmen und die Gegendiagonalen
teilweise entlasten. Man begeht aber jedenfalls keinen grossen Fehler und handelt im
Sinne der Berechnung, wenn man sie als spannungslos annimmt und voraussetzt, dass
die Gegendiagonalen allein tragend wirken.
Es ist also zu untersuchen, in welchen Senkrechten beim Wandern der Last Zugkräfte
auftreten werden, unter Einrechnung der Belastung durch das Eigengewicht.
Bei der Laststellung in Mitte des Balkens sind, wie leicht einzusehen, sämtliche
Senkrechten rechts wie links von der Katze gedrückt, die zwischen den Rädern
liegende, so weit die Verkehrslast in Frage kommt, spannungslos. Bewegt sich die
Katze nach rechts, so bleiben in jeder Stellung der Katze die links von Balkenmitte
liegenden Senkrechten gedrückt (und zwar deshalb, weil von der Balkenmitte ab die
Richtung der Diagonalen sich ändert. Da diese Anordnung die übliche, soll nur sie
weiterhin betrachtet werden, andernfalls ist an Hand des folgenden auch dieser
zweite Fall leicht zu überblicken.
Die Stäbe rechts von der Balkenmitte werden jedoch Zugkräften ausgesetzt sein, sobald
das hintere Rad der Laufkatze über ihre Mitte hinweggerollt ist.
In dem Diagramm (Fig. 6) sind senkrecht unter jedem senkrechten Stab die in ihm
auftretenden grössten Druckkräfte aufgetragen. Sie sind nach dem früheren gleich den
Auflagerdrücken im Auflager rechts für die rechte Balkenhälfte, die der Laststellung
entspricht, in der das Laufkatzenvorderrad über der Mitte des betr. Stabes steht.
Zieht man in Fig.
6 die Gleichlaufende AB im Abstand 2Q, so stellen die Strecken CD die Auflagerdrücke des Auflagers rechts dar, die denselben
Katzenstellungen entsprechen, wie die zugehörigen Auflagerdrücke links. Diese
zweiten Auflagerdrücke sind die Zugkräfte, die in den Senkrechten wirken, nachdem
das Hinterrad der Katze ihre Mitte passiert hat. Nun ist zu beachten, dass in der
Stellung, in der das eintritt, der Auflagerdruck rechts grösser geworden ist als er
war, während das Vorderrad der Katze über der Mitte desselben Stabes stand. Man
findet in Fig.
6 leicht auch diesen zweiten Auflagerdruck und den zugeordneten
linksseitigen wenn man den Keil ACD um den Radabstand
a der Laufkatze nach rechts verschiebt. Die
Strecken b, c, d usw. stellen dann die Auflagerdrücke
dar, die auftreten, wenn das Hinterrad der Katze die Mitte des betr. Stabes
überschritten hat, und damit stellen sie zugleich die grössten in dem betr. Stab
auftretenden Zugkräfte dar. Von diesen Zugkräften sind jeweils die Druckkräfte
herrührend vom Eigengewicht abzuziehen. In Fig. 6 stellen also die
Strecken b', c', d, usw. die resultierenden senkrechten
Stabkräfte dar und man sieht sofort, bis zu welchem Punkt, nämlich dem Punkt J, Zugkräfte in den Senkrechten möglich sind. Die
Felder jenseits dieses Punktes sind also wie die Figur zeigt, mit Gegendiagonalen
auszurüsten.
Zerlegt man die in Fig. 6 gezeichneten senkrechten Kräfte, herrührend von der Verkehrslast
nach der Diagonalrichtung und nach der Wagerechten, so erhält man nach dem früheren
die höchsten Diagonalkräfte auf der in Richtung der Diagonalen gezogenen Linie und
auf der Wagerechten den Unterschied der in dem betr. Knotenpunkt angreifenden
wagerechten Kräfte. Diese wagerechten Kräfte selbst sind natürlich im gleichen
Verhältnis zu den Momenten in den zugehörigen Balkenquerschnitten, also in gleichem
Verhältnis zu den Abständen dieser Querschnitte vom Auflager. Sind alle Felder
gleich gross und ist durch die angegebene Zerlegung der Unterschied D der wagerechten Kräfte im nten Knotenpunkt vom Auflager aus
gerechnet Hu
– Hu – 1 gefunden, so
ist erstens
D = Hn
– Hn – 1
andererseits nach dem gesagten
Hn :
Hn – 1
= n : (n – 1)
oder
D=H_n-H_n\,\frac{n-1}{n}=\frac{H_n}{n}
oder
n . D = H
n
.
Es ist also mit diesem Unterschied gleichzeitig die grösste
wagerechte Kraft, die wagerechte Kraft in Stab Un gefunden.
Sind die einzelnen Felder nicht gleich gross, was wohl selten vorkommen wird, was
aber für die spätere Untersuchung der Parabelgitterträger indirekt von Wichtigkeit
ist, so kann gleichfalls an Hand der folgenden Ueberlegung leicht aus DHn bestimmt
werden.
Für die Laststellung, der die senkrechte Stabkraft V
entspricht, ist nach den früheren Gleichgewichtsbedingungen in allen linksseitig
gelegenen folgenden senkrechten Stäben stets wieder die senkrechte Stabkraft gleich
Vn. Findet man nach
der obigen Zerlegung den Unterschied der beiden in dem betr. Knotenpunkt
angreifenden wagerechten Stabkräfte, so würde Hn = D + Hn – 1 sein, zerlegt
man nun im nächsten Feld wieder V nach der diagonalen
und wagerechten Richtung, so findet man für den nächsten Knotenpunkt einen neuen
Unterschied D' = Hn – 1 – Hn – 2 u.s.f. bis zum Auflager. Die Zusammenzählung
sämtlicher Unterschiede D gibt dann Hn. Sind die Felder
alle gleich gross, die Trägerhöhe gleichbleibend, so sind alle Grössen D einander gleich, entsprechend der obigen Beziehung
Hn
= n . D, andernfalls je nach der aus Höhe und Länge des
einzelnen Feldes sich ergebenden Diagonalrichtung verschieden gross.
In ähnlicher Weise kann man die senkrechten Kräfte, herrührend vom Eigengewicht, nach
diagonaler und wagerechter Richtung zerlegen. Diese Unterschiede stellen dann
gleichfalls einen bestimmten Bruchteil der vom Eigengewicht herrührenden wagerechten
Kräfte dar, während die Diagonalkräfte damit direkt gefunden sind.
Es lässt sich unschwer ableiten, dass die aus der Eigengewichtsbelastung ermittelten
Werte D in folgender Beziehung zu Hn stehen:
H_n=\frac{\left(m-\frac{n-1}{2}\right)\,n}{m-\frac{2\,n-1}{2}}
wenn von 0 anfangend der Träger 2m Knotenpunkte
aufweist und n der zu untersuchende Knotenpunkt, vom
Auflager aus gezählt ist. Die Beziehung scheint verwickelt, aber die folgende
Ausrechnung zeigt eine Gesetzmässigkeit, die leicht sich einprägt, so dass aus dem
Kopf die Reihe angeschrieben werden kann. Man erhält nämlich für
Textabbildung Bd. 321, S. 564
Sollte dieser Weg zu umständlich erscheinen oder zu Versehen
Veranlassung geben können, so kann die obere resp. untere Gurtungskraft auch durch
Zusammenzählung sämtlicher linksseitiger wagerechter Kraftunterschiede gefunden
werden, indem die Zerlegung der unter den senkrechten Stäben aufgetragenen
senkrechten Kräfte die einzelnen Unterschiede
D1 =
H1, D2 = H2
– H1, D3 = H3 – H2,
D4= H4– H3, Dn = Hn
– Hn – 1
ergibt, womit man
D1 +
D2 + D3 + D4 ... + D2 = H1 + H2
– H1
+ H2 – H3
+ H8
– H4 + Hn
– Hn – 1 = Hn
erhält.
Nach dem gesagten genügt für die Untersuchung des gesamten Gitterträgers, d.h. zur
Bestimmung der Stabkräfte, herrührend vom Eigengewicht, ferner für die herrührend
von der Verkehrslast und schliesslich für die Bestimmung der in den Gegendiagonalen
auftretenden Kräfte sowie zur Ermittlung der Felder, in denen Gegendiagonalen nötig
sind, die Verzeichnung der Fig. 6, womit die ganze
Aufgabe in allerkürzester Zeit gelöst ist. Dieselbe Methode lässt sich natürlich mit
sinngemässen Aenderungen im einzelnen eben so für Parallelgitterträger mit anderer
Anordnung der Stäbe anwenden und führt dort fast gleich schnell zum Ziel.
Sie bietet aber auch die Grundlage für die Untersuchung von Parabelgitterträgern, wie
im folgenden gezeigt werden soll.
2. Parabelgitterträger.
Für den Parabelgitterträger, oder allgemeiner für jeden Gitterträger, bei dem die
untere Gurtung nicht geradlinig ist. sondern einen Polygonzug darstellt, gelten
dieselben allgemeinen Beziehungen, die schon eingangs erläutert sind. Ein Blick auf
Fig. 7 zeigt jedoch, dass in diesem Fall bei dem
eingezeichneten Ritter sehen Schnitt nicht mehr die
senkrechte Kraft Vn
allein dem Auflagerdruck A das Gleichgewicht zu halten
hat, sondern, dass A, Vn und die Vertikalkomponente V'n der Kraft Un in der unteren Gurtung im Gleichgewicht sind. Da
Vn und V'n gleichgerichtet
sind, ist Vn kleiner
als A und gleich A – V'n, Damit entsteht zunächst die Frage, ob dieser
Unterschied auch dann seinen Höchstwert haben wird, wenn das Vorderrad der Laufkatze
über Stabmitte steht., wie Laststellung I (Fig. 7)
veranschaulicht. Es werde für diese Untersuchung die Katze in Stellung II
zurückgeschoben. Damit wird A kleiner, und gleichzeitig
in demselben Verhältnis das Biegungsmoment in dem untersuchten Querschnitt. Das hat
zur Folge, dass auch die Kräfte Un und On um eben so viel kleiner werden, da sie dem
biegenden Moment nach dem früheren das Gleichgewicht halten. Somit wird V'n ebenfalls im selben
Verhältnis wie A kleiner, also auch der Unterschied A – V'n. Daraus ergibt
sich, dass auch für den Träger mit gekrümmter unterer Gurtung die Kräfte On, Un, Vn und damit Dn ein Höchstwert
werden, wenn das Vorderrad der Laufkatze über der Mitte von Un steht.
Die grössten Biegungsmomente können wie früher gefunden werden. Hinzu kommt die
Beachtung, dass die Trägerhöhe abnimmt, es ist deshalb entsprechend dieser Abnahme
der Polabstand im Kräfteplan stetig zu verringern. In dem unteren Knotenpunkt muss
UnU'nVn und Dn im Gleichgewicht
sein. Um Un und U'n zu finden, ist zu
bedenken, dass erstens die Horizontalkomponente von Un gleich On sein muss (Summe der senkrechten Kräfte
gleich Null). Es kann also, nachdem On wie früher gefunden ist, Un durch Zerlegung von On gefunden werden, wie
in Fig. 8a durchgeführt. Ferner muss auf gleiche Art
wie früher Un
– U'n eine
Horizontalkömponente On
– On – 1 ergeben. Sie
ist wie früher zu finden, indem man das Moment im Querschnitt Vn – 1 bestimmt und aus
ihm die Kraft O'n – 1
resp. die Horizontalkomponente von U'n – 1. Da im Querschnitt Vn – 1 jedoch die Trägerhöhe eine andere
als im Querschnitt Vn
ist, so gewinnt man On –
1 nicht in dem Stück, das der Strahl AB,
parallel D2E2 durch den O ermittelt ist, auf der Senkrechten unter Vn – 1 abschneidet,
sondern es ist dazu nötig, den Strahl AC gleichlaufend
D2E3 im Kräfteplan Fig. 8b entsprechend dem Polabstand E3F gleich der Länge des Stabes Vn – 1 zu ziehen. Es ergibt sich daraus
für die Verzeichnung des Kräfteplans die Notwendigkeit, von jedem der Punkte D zwei Polstrahlen nach zwei Punkten E zu ziehen und umgekehrt, wie rechtsseitig im vollen
Umfang durchgeführt. Mit Hilfe der obigen Bedingung, dass der Unterschied von Un und Un – 1 eine
Horizontalkomponente On
– On – 1 ergeben muss,
lässt sich nach der Konstruktion von Un auch U'n – 1 finden, wie in Fig.
8a linksseitig ausgeführt und beide Kräfte werden schliesslich nach Vn und D2 zerlegt. Diese
Bestimmung der Stabkräfte ist links für alle Stäbe durchgeführt.
Man kann aber auch, ähnlich wie beim Parallelgitterträger zuletzt gezeigt wurde,
verfahren. Man trägt senkrecht unter jedem senkrechten Stab denjenigen linksseitigen
Auflagerdruck auf, der der Laststellung: „Vorderrad der Laufkatze über diesem
Stab“ entspricht. Diese Auflagerdrücke sind wie im vorigen Fall schnell
zeichnerisch zu bestimmen, indem man die Mitte der Katze über Mitte des Trägers und
Ende des Trägers stellt und senkrecht unter dem Vorderrad die halbe resp. ganze
Verkehrslast aufträgt usw. (Sind die beiden Raddrücke nicht gleich, so tritt an
Stelle der Laufkatzenmitte der Punkt durch den die Resultierende aus der beiden
Raddrücke hindurchgeht.)
Für einen bestimmten Balkenquerschnitt ist dann die Stabkraft in der oberen Gurtung
resp. die Horizontalprojektion der Stabkraft in der entsprechenden unteren Gurtung
jedenfalls ebenso gross wie in einem Parallelgitterträger, dessen Höhe gleich der
Höhe des untersuchten Trägerquerschnitts ist. Diese Kräfte können also wie zuvor
gefunden werden, indem man die gezeichnete senkrechte Kraft nach der wagerechten und
Diagonalrichtung zerlegt und die wagerechte Kraft mit der Zahl der linksliegenden Felder
multipliziert. Man erhält dann 1. die Stabkraft in dem oberen Gurtungsstab, 2. die
Horizontalprojektion der Stabkraft in dem entsprechenden Stab der unteren Gurtung.
Aus dieser Projektion ist letztere Stabkraft dann ohne weiteres durch Zerlegung nach
der Senkrechten und nach der Richtung des Stabs der unteren Gurtung bestimmbar. Auf
dem gezeichneten Auflagerdruck, von dem aus die Untersuchung ausging, wird dann ein
Stück abgeschnitten und zwar dasjenige Stück, das nach früherem den Anteil der
schrägen, unteren Gurtungskraft darstellt, der im Verein mit der senkrechten
Stabkraft dem zur Laststellung gehörigeu Auflagerdruck das Gleichgewicht hält. Der
übrigbleibende Teil dieses Auflagerdrucks stellt damit die senkrechte Kraft selbst
dar. Soll der so begonnene Kräfteplan des unteren Knotenpunkts K (Fig. 8 und 8a) geschlossen werden, so sind noch die
Stabrichtungen U'2 und
D3 (Fig. 8) anzutragen und man erhält die Stabkraft
in der Diagonalen D3
und die in dem zweiten Stab U2 der unteren Gurtung, der in diesem Knotenpunkt angreift. Diese Kraft U'2 interessiert nicht,
weil sie keine grösste Stabkraft ist, wohl aber die Diagonalkraft D3. So können auch für
den Parabelgitterträger die grössten Stabkräfte, hervorgerufen durch die
Verkehrslast leicht, schnell und ohne Verzeichnung der Momentenlinie aufgefunden
werden.
Textabbildung Bd. 321, S. 565
Fig. 8.
Textabbildung Bd. 321, S. 565
Fig. 8a.
Textabbildung Bd. 321, S. 565
Fig. 8b.
In gleicher Weise kann für das Eigengewicht verfahren werden unter Berücksichtigung
des früher gesagten. Man trägt mit Vorteil für die Eigengewichtsbelastung die
wagerechten Kräfte unten an den senkrechten Kräften an und erhält so zusammenhängend
die senkrechten Stabkräfte von Eigengewicht und Verkehrslast herrührend, ebenso die
Diagonalkräfte, während die Gurtungskräfte zusammengezählt werden müssen.
Um zu untersuchen, bis zu welchem Feld Gegendiagonalen zu ziehen sind, geht man in
gleicher Weise wie früher vor. Die Vertikalkomponente des unteren Gurtungsstabes, in dem beim
Verschieben der Katze ein Kraftrichtungswechsel nicht auftritt, ist durch Zerlegen
der Vertikalkraft V (Fig.
8) wie zuvor zu bestimmen, nur dass der Unterschied der wagerechten Kräfte
mit der Anzahl der rechtsseitigen Felder zu multiplizieren und zu der im senkrechten
Stab auftretenden Zugkraft zu zählen ist. Man findet so im Knotenpunkt 2 den Punkt,
in dem die senkrechten Kräfte gleich Null werden und damit dasjenige Feld bis zu dem
Gegendiagonalen zu ziehen sind. Diese letzte Zerlegung ist unterhalb Fig. 8 vorgenommen, um ein übersichtliches Bild zu
erhalten.
Damit ist auch die Untersuchung des Parabelgitterträgers erledigt. Der
Konstruktionsgang ist natürlich umständlicher wie für den Parallelgitterträger, aber
trotzdem so einfach und leicht verständlich, sowie übersichtlich, dass er
tatsächlich in wenigen Minuten durchgeführt ist, weshalb dieser Untersuchungsmethode
gegenüber der allgemeineren der Vorzug gebührt.