Titel: | Neuerungen im Bau von Transportanlagen in Deutschland. |
Autor: | Georg v. Hanffstengel |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 641 |
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Neuerungen im Bau von Transportanlagen in
Deutschland.
Von Georg v.
Hanffstengel, Dipl.-Ing., Stuttgart.
(Schluss von S. 628 d. Bd.)
Neuerungen im Bau von Transportanlagen in Deutschland.
Von Interesse dürfte eine Gegenüberstellung der Bau- und Betriebskosten
verschiedener Anlagen sein, die im Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens
veröffentlicht sind und wohl Anspruch auf Zuverlässigkeit erheben dürfen.
I. Anlage in Saarbrücken mit Hoch- und Tiefbehälter und Becherwerk, ausgeführt von
Pohlig. Antrieb durch Gasmaschine.Organ für die Fortschritte des Eisenbahnwesens
1901, S. 10.
Gesamtanlagekosten 98000 M.
Jährliche Kosten:
Arbeitslohn (2 Mann bei Tage, 1 Mann
bei Nacht)
3996,75
M.
Gas und Wasser
660,–
„
Putz- und Schmiermaterial
460,–
„
Unterhaltung der Bau- und Maschinenanlagenetwa
1500,–
„
Verzinsung der Anlagekosten von 98000 M. mit 3½ v.
H.
3430,–
„
Tilgung des Betrages von 70500 M. für
die Maschinenanlage einschliesslich Trag- gerüst mit 5 v.
H.
3525,–
„
Tilgung der Kosten der Bauanlagen von 27500 M. mit 2
v. H.
550,–
„
––––––––––––
zusammen
14121,75
M.
Die im Berichtsjahr abgegebene Kohlenmenge betrug 27600 t, so dass die Kosten für 1 t
51 Pfg. betrugen. Die erreichbare Leistung bei Benutzung aller vier Messgefässe soll
250 bis 300 t in 10 Stunden sein, so dass mit Einrechnung der Nachtabgabe etwa die
fünffache Ausnutzung möglich ist. Da hierbei die Unkosten sich nur sehr wenig
erhöhen, so würden sich die Kosten für 1 t nahezu im gleichen Verhältnis
verringern.
Zu berücksichtigen ist, dass hier ein Posten für das Entleeren der Wagen in die Grube
nicht angesetzt ist. Wenn nicht, wie es in Saarbrücken der Fall ist, vorwiegend
Selbstentlader benutzt werden, so muss ein Betrag von 10 bis 20 Pfg. dem oben
gefundenen Werte zugerechnet werden.
II. Kran auf dem Mannheimer Bahnhof. (Fig. 86.) Auw
den in obiger Beschreibung angeführten Gründen sind die Ausgaben für Löhne noch
verhältnismässig hoch. Beschäftigt sind 1 Vorarbeiter, 6 Mann bei Tage, 4 Mann bei
Nacht, ausserdem 3 Kranführer.
Anlagekosten 20000 M.
daher Verzinsung und Abschreibung 10 v. H.
2000
M.
Unterhaltungskosten 3 v. H.
600
„
–––––––––
2600
M.
Die Betriebskosten ergeben sich unter Zugrundelegung einer
mittleren Jahresleistung von 60000 t folgendermassen:
Kohlen
Kohlenziegel
Stromkosten
3,00
Pfg.
4,50
Pfg.
Verzinsung
4,33
„
4,33
„
Löhne der Kranführer
5,46
„
5,46
„
Löhne der Kohlenarbeiter
14,00
„
48,00
„
––––––––––
––––––––––
26,79
Pfg.
62,29
Pfg.
für 1 t.
Bisher wurden in Mannheim bezahlt für das Umladen von 1 t Ruhrkohlen
vom
Wagen
auf
den Tender
40
Pfg.
„
„
„
das Lager
20
„
„
Lager
„
den Tender
46
„
für 1 t Kohlenziegel
vom
Wagen
auf
den Tender
46
Pfg.
„
„
„
das Lager und vonda auf den Tender
80
„
Der Jahresdurchschnitt für 1 t betrug 44,56 bezw. 62,20 Pfg.
Demnach ergibt sich für Kohlenziegel kein erheblicher Unterschied, für Kohlen dagegen
eine Ersparnis von 17,77 Pfg., was bei 53000 t jährlich etwa 9500 M, also nahezu die
Hälfte der Anlagekosten ausmacht. Die Rechnung würde sich noch günstiger stellen,
wenn eine Einrichtung für Tenderbekohlung vorhanden wäre. Zu berücksichtigen ist
beim Vergleich mit Anlage I, dass die Kosten für die Erstellung des Kohlenbansens
hier nicht inbegriffen sind.
Die Zeitersparnis stellt sich folgendermassen:
Im Jahre 1901 konnte man 3,5 t Kohle und 1 t Kohlenziegel mit 6 Mann in 17 Minuten
abgeben, während die Ladebühne leistet:
3,5 t Kohle in 8 Minuten
1 t Ziegel in 5 Minuten,
so dass 4 Minuten gespart werden. Da die Arbeiter im
Durchschnitt nur die Hälfte der Zeit beschäftigt sind, ist noch eine beträchtliche
Steigerung der Leistung möglich.
III. Kran auf dem Bahnhofe Wahren. (Fig. 87.)
Die Anlagekosten ausschliesslich Kohlenbansen belaufen sich auf 47700 Mk., wovon
37300 auf die Maschine und 10400 M. auf den baulichen Teil entfallen. Die
Jahreskohlennausgabe beträgt gegenwärtig 24000 t. Verzinsung, Tilgung und Erhaltung
ergeben mit zusammen 10 v. H. etwa 20 Pfg. für 1 t Kohle. Die Ausgaben für Löhne,
Stromkosten, Putz- und Schmierstoffe werden mit 19,6 Pfg. angegeben, so dass der
Verladepreis 39,6 Pfg./t beträgt, während er sich bei Handkranbetrieb auf 52,4 Pfg. stellte.
Somit ergibt sich sogar bei dieser schlechten Ausnutzung eine jährliche Ersparnis
von (52,4–39,6) 24000 = 3075 M., wozu noch die Ersparnisse beim Schlackenverladen im
Betrage von 1145 M. kommen. Später soll ein erheblich grösserer Verkehr auf den
Bahnhof geleitet werden.
Als Beispiele für neuere Hochbahnkrane von grösserer Länge sind durch die Figuren 91
bis 97
einige Ausführungen der Benrather Maschinenfabrik
wiedergegeben.
Textabbildung Bd. 321, S. 642
Fig. 91 u. 92. Verladebrücke der Benrather Maschinenfabrik.
Textabbildung Bd. 321, S. 642
Fig. 93. Verladebrücke der Benrather Maschinenfabrik.
Die nach Belgien gelieferte Anlage Fig. 91 bis 93 weist dasselbe Prinzip auf wie die erste
Verladebrücke dieser Art in Rheinau bei Mannheim, ist aber in Einzelheiten
abgeändert. Die Brücke ist noch vor der Kaikante abgeschnitten und dafür die
Katze mit einem Ausleger versehen, der genügend weit über das Schiff auskragt.D. R. P. 109474. Dadurch wird ein
aufklappbarer Ausleger vermieden, der sonst nötig wäre, um das Verholen von Schiffen
mit hohen Masten zu ermöglichen; auch kann der Kran jedesmal zwischen zwei Hüben
verfahren werden und so aus mehreren Luken gleichzeitig arbeiten. Die Katze hat drei
Laufrollenpaare, deren eines an der Auslegerspitze auf der Seilrollenachse
angebracht ist. Bei ausgefahrenem Ausleger wird der Wagen durch eine obere
Zwangsschiene gegen Umkippen geschützt.
Der Querschnitt ist wesentlich anders durchgebildet als bei den früheren
Ausführungen. Dort war das Windenhaus genügend gross gebaut, um dem Führer den
Aufenthalt zu gestatten, und nahm infolgedessen die ganze Breite des Querschnittes
ein, so dass die Versteifung der Fahrbahnträger nach aussen verlegt werden
musste.vergl. D. p. J.
1903, Seite 11, Fig. 112. Jetzt ist das Windwerk auf einen engen
Raum zusammengedrängt und das Führerhaus unten an die Katze gehängt, so dass
innerhalb der Träger genügend Raum zur Anbringung von Versteifungen bleibt.
Gleichzeitig erhält der Maschinist auf diese Weise einen freieren Ausblick auf die
Last, da er unterhalb des Auslegers steht.
Als ein Vorteil der Auslegerkatze muss noch erwähnt werden, dass sie einen
ausserordentlich grossen Radstand hat und daher sehr ruhig fährt. Nachteilig ist, wie aus Fig. 91
ohne weiteres zu ersehen, dass die Brücke hinten um die Länge des Auslegers
verlängert werden muss, weshalb sich die Konstruktion in Fällen, wo noch jenseits
der landseitigen Stütze ein Lager aufgeschüttelt werden soll, wegen zu weiten
Auskragens des hinteren Armes von selbst verbieten dürfte.
Textabbildung Bd. 321, S. 643
Fig. 94 u. 95. Verladebrücke der Benrather Maschinenfabrik.
Der Greifer hat bei der vorliegenden Ausführung 1¼ cbm Inhalt und wird durch einen
Motor von 30 PS. mit einer Geschwindigkeit von 0,6 m/Sek. gehoben. Ein Motor von 12 PS.
verfährt die Katze mit etwa 1,4 m/Sek. Die Fahrbewegung der Brücke wird durch
getrennte Motoren, die auf den Querverbindungen der Brückenständer stehen und auf je
2 Laufräder arbeiten, hervorgebracht. Die Einzelabmessungen des Brückenfahrwerkes
sind folgende:
Textabbildung Bd. 321, S. 643
Fig. 96 u. 97. Verladebrücke der Benrather Maschinenfabrik.
2 Motoren von 8 PS und 830 Umdrehungen i. d. Min.
Schnecke, zweigängig, Steigung 4''
Schneckenrad 24 Zähne, 388,3 mm Durchmess., Teilung 2''
1 Stirnradvorgelege,
Z = 20/60, t = 11π
2 Stirnradvorgelege,
Z = 24/47, t = 14π
Laufraddurchmesser 800 mm. Fahrgeschwindigkeit:
\frac{830}{60}\cdot \frac{1}{12}\cdot \frac{20}{60}\cdot \frac{24}{47}\cdot \pi\cdot 0,8=0,49m/Sek.
Textabbildung Bd. 321, S. 643
Fig. 98. Verladebrücke von Mohr & Federhaff.
Die in Fig.
94 und 95 skizzierte Brücke ist an das städtische Hafenbauamt, Dortmund,
geliefert und dient zum Verladen von Sand und Kies. Dieselbe ist besonders
bemerkenswert wegen ihrer ungewöhnlichen Länge und Spannweite. Die Laufkatze hat
hier, da die Anbringung eines festen Auslegers keine Schwierigkeiten macht, die
normale Form erhalten. Obwohl der Führer seinen Platz in dem Windenhause hat, bleibt
bei dem grossen Trägerabstande zwischen den Hauptträgern genügend Platz zur
Aussteifung des Querschnittes. Die Fahrbahn liegt in halber Trägerhöhe, so dass sich
unter Zuhilfenahme eines entsprechenden Längsbandes in der Ebene des Hauptträgers eine
bequeme Horizontalverstrebung der Fahrbahn und ein geeigneter Anschluss für die
Knicksteifen der Diagonalen und Obergurtstäbe ergibt.
Der Greifer hat 1,75 cbm Inhalt und wiegt gefüllt etwa 4500 kg. Die Motorenstärken
und Geschwindigkeiten sind:
Heben
30
PS.
0,37
m/Sek.
Katzenfahren
15
„
2,5
„
Brückenfahren
2 à 10
„
0,25
„
Fig. 96 und
97
zeigen eine für das Elektrizitätswerk der Stadt Strassburg gelieferte Verladebrücke
von 2500 kg Tragkraft und 301 stündlicher Leistung. Die Kohle wird in einen grossen
Behälter verladen, aus dem sie durch unterhalb liegende Schnecken abgezogen und zum
Kesselhause gebracht wird. Die Bauart ist ähnlich wie bei der vorher beschriebenen
Anlage, jedoch nimmt die Laufkatze der Breite nach den ganzen Raum zwischen den
Trägern ein. Die Aussteifung des Querschnittes und die Horizontalversteifung der
Fahrbahn mussten daher nach aussen gelegt werdenn
Die Motorenstärken und Geschwindigkeiten sind:
Heben
27,3
PS.
0,62
m/Sek.
Katzenfahren
8,4
„
1,59
„
Brückenfahren,
Wasserseite
12,5
„
0,5
„
„
Landseite
7,5
„
0,5
„
Verladebrücken mit fahrbarem Drehkran sind in den letzten Jahren zahlreich gebaut
worden, unterscheiden sich jedoch nur in Einzelheiten von der ersten Jaegerschen AusführungD. p. J. 1903. Seite 49.. Eine sehr
eigenartige Abänderung, für welche die neueren Typen von Werkstättenlaufkranen die
Anregung gegeben zu haben scheinen, haben Mohr &
Federhaff bei einer Anlage getroffen, die für den
Braunkohlen-Brikett-Verkaufsverein in Rheinau bei Mannheim geliefert ist. Hier läuft
nach Fig. 98 auf Schienen, die ausserhalb der
Untergurte liegen, eine Drehscheibe, an der ein Kran von 8 m Ausladung und 3000 kg
Tragkraft aufgehängt ist. Der Grund für diese eigentümliche Anordnung ist der, dass
das Gleis der Brücke an eine Anzahl fester Gleise, die in einem überdachten Schuppen
liegen, anzuschliessen sein soll. Wenn die Gleise nicht mehr als die doppelte
Ausladung des Drehkrans, in diesem Falle 16 m, von einander entfernt sind, so kann
der Greifer jeden Punkt der Schuppengrundfläche erreichen.
Hochbahnkrane mit feststehender Winde werden hauptsächlich dann ausgeführt, wenn es
sich um eigentliche Auslegerkrana handelt, d.h. Krane mit einem festen, meist
portalartig ausgeführten Turm und einer nach beiden Seiten hin weit auskragenden
Fahrbahn. Bei diesem Typus muss der Standsicherheit wegen das bewegte Gewicht
möglichst niedrig gehalten werden. Die Benrather
Maschinenfabrik und namentlich Mohr &
Federhaff haben eine Reihe solcher Anlagen ausgeführt.
Textabbildung Bd. 321, S. 644
Fig. 99.
Erwähnung verdient endlich ein Patent von Pohlig, das
sich auf die Beschickung von Schuppen mit Hilfe von Hochbahnkranen der genannten Art
bezieht.D. R. P.
148385. Nach Fig. 99 wird bei einem
Hochbahnkran Huntschen Systems die Endumführungsrolle
R auf einem Wagen gelagert, der auf der
Katzenfahrbahn durch eine im Schuppen fest gelagerte Windentrommel T verschoben werden kann. Ist der Kran an ein
bestimmtes Gleis angeschlossen, so steht die Rolle R an
der Rückwand des Schuppens und wird hier durch eine Sperrvorrichtung gehalten. Soll
der Kran verfahren werden, so hat man die Sperrung zu lösen, Trommel T nachzulassen und das Hubseil so weit auf die Trommel
der Hauptwinde aufzuwickeln, bis die Rolle in die Stellung R' kommt, wo sie wieder festgehalten wird. Das Verschiebeseil wird nun
gelöst, und der Kran ist frei beweglich. Er kann an ein anderes Gleis geschoben und
die Leitrolle durch die dort angebrachte Verschiebewinde zurückgeholt werden.