Titel: | Die gemeine Parabel als Hilfsmittel bei Bestimmung von Maximalmomenten. |
Autor: | Ludw. Andrée |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 657 |
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Die gemeine Parabel als Hilfsmittel bei
Bestimmung von Maximalmomenten.
Von Ludw.
Andrée-Duisburg.
Die gemeine Parabel als Hilfsmittel bei Bestimmung von
Maximalmomenten.
Bedarf wie überall auch die Praxis des Kranbaues einer möglichst kurzzeitigen
Lösung statischer Aufgaben, so lassen die üblichen Berechnungsmethoden vielfach die
nötige Einfachheit vermissen, und lohnt es sich, nachzusuchen, ob nicht manchmal
kürzere Wege zum erwünschten Ziele führen.
In Verfolgung dieser Aufgabe richten wir unser Augenmerk auf die so einfach zu
konstruierende gemeine Parabel und prüfen die Frage, inwieweit diese Linie bei
Ermittlung von Maximalmomenten nutzbar gemacht werden kann.
Als erster Vorwurf diene der in Fig. 1–2 dargestellte von
einem Lastenpaar P1
– P2 befahrene
Krangleisträger, dessen Maximalmomente stets unter einer der beiden Lasten liegen
und sich ausdrücken lassen durch die Gleichungen
M_x=\frac{P_1}{l}\,(l-x)\,x+\frac{P_2}{e}\,\left\{(l-b)-x\right\}\,x . . 1)
und
M_{x'}=\frac{P_2}{l}\,(l-x^1)\,x^1+\frac{P_1}{l}\,\left\{(l-b)-x^1\right\}\,x^1 . 2)
Nun bildet mit Bezug auf 1 das erste Glied eine
Parabel mit der Länge
l
und der Pfeilhöhe
\frac{P_1\,l}{4},
während das zweite Glied eine Parabel dar- stellt von
der Länge
(l – b)
und der Pfeilhöhe
\frac{P_2}{4\,l}\,(l-b)^2
Beide Kurven lassen sich leicht, wie Fig. 3 zeigt, über
einer Geraden konstruieren und nach Vorbild der Fig. 4 im gleichen
Sinne aneinandertragen.
Die so gefundene Linie liefert für jeden Balkenquerschnitt das Maximalmoment,
gemessen unter der Last P1.
In gleicher Weise die Gleichung 2 zeichnerisch dargestellt (Fig. 5 und 6), gelangen
wir zu einer Kurve, deren Verlauf die Maximalmomente wiedergibt, gemessen unter der
Last P2. Nunmehr werden
beide Linien auf einer gemeinsamen Basis zusammengeworfen und es resultiert ein
Umriss, dessen Ordinaten die grössten Momente für jeden Querschnitt des Trägers
angeben (Fig.
7).
Ungleich einfacher entwickeln sich für vorliegenden Träger die Maximalmomente, wenn
die Kräfte des Lastenpaares einander gleich sind, also P1 = P2
= P. Für diesen Fall erhält Gleichung 1 die Form
M_x=\frac{2\,P}{e}\cdot x\,\left\{\left(l-\frac{b}{2}\right)-x\right\}.
Sie lässt sich nach Fig. 8 auftragen als
eine
Parabel von der Länge
\left(l-\frac{b}{2}\right)
und der Pfeilhöhe
\frac{P}{2\,l}\,\left(l-\frac{b}{2}\right)^2
(Die Gültigkeit derselben geht nur bis zum Punkte m, von
hier aus bis zum Auflager B beschreibt sie den Endbogen
einer Parabel, deren Länge l beträgt bei einer
Pfeilhöhe \frac{P\cdot l}{4}. Letztere Linie bedarf jedoch keiner Ermittlung, solange b kleiner ist als \frac{l}{2}).
Misst somit die in Fig. 8 gezogene Kurve die Maximalmomente unter der Last P links, so genügt eine blosse Umkehrung derselben, um
den Verlauf der Momente unter der Last P rechts
gemessen anzugeben.
Hierbei ist folgendes zu bemerken: Sobald b grösser wird
als \frac{l}{2}, erzeugt die Last P allein in der
Herzspitze der Fig. 9 den Scheitelbogen einer Parabel von der Länge l und der Pfeilhöhe \frac{P\cdot l}{4}. Ein gewisser Grenzfall
des Moments tritt ein bei b = 0,587l, wo die Ordinate
\frac{P}{2\,l}\,\left(l-\frac{b}{2}\right)^2
im Abstande \frac{b}{4} aus der Mitte des Trägers sich
vermindert auf den Wert \frac{P\cdot l}{4}.
Da bei sehr grossem Masse b der Einfluss vorgenannter
Beziehung bedeutend ist, so erscheint es angebracht, für diesen Fall die Entstehung
der Maximalmomente nochmals wiederzugeben (Fig. 10).
Einen nicht selten vorkommenden Belastungsfall des Kranbaues bietet der in Fig. 11
angegebene. Für den mittleren Trägerteil liegen offenbar die grössten Momente: unter
der Mittellast P2. Die
Ausdrucksform derselben ist.
M_x=\frac{2\,P_1+P_2}{l}\,(l-x)\,x-P_1\cdot b.
Wiederum lässt sich das erste Glied dieser Gleichung aufzeichnen als eine Parabel und
zwar von der Länge l und der Bogenhöhe
\frac{2\,P_1+P_2}{4}\cdot l,
während das zweite Glied, da es konstant ist, als Gerade
einfach in Abzug gebracht wird (Fig. 12).
Textabbildung Bd. 321, S. 658
Textabbildung Bd. 321, S. 658
Die so gefundene Linie hat nur Gültigkeit bis zum Punkte m im Abstande b vom Auflager, von hier aus
verläuft sie im Bogen einer Kurve, der bereits oben unter Zugrundelegung eines
Lastenpaares P1
– P2 nachgewiesen ist.
Gleichwohl sei es empfohlen, die Konstruktion nach Massgabe der Gleichung
M_x=\frac{P_2}{l}\,(l-x)\,x+\frac{P_1}{l}\,\left\{(l-b)-x\right\}\,x
und nach Beispiel der Fig. 13 nochmals
aufzustellen.
Die nunmehr vorgenommene Vereinigung der in Fig. 12 und 13
erhaltenen Linien liefert ein Gebilde (Fig. 14), welches die
grössten Momente, gemessen unter der Last P2, angibt.
Je nach den Verhältnissen der Aufgabe können die Momente unter der Last P1 nach den Auflagern
zu grösser sein als unter P2, so dass es notwendig ist, dieselben einer
Prüfung zu unterziehen. Mit Bezug auf die Bezeichnungen der Fig. 15 ergeben sich
die Momente unter der Last P1 zu
M_x=\frac{2\,P_1+P_2}{l}\,\left\{(l-b)-x\right\}\,x,
welche Funktion man auftragen kann als eine Parabel von der
Länge (l – b) und der
Bogenhöhe \frac{2\,P_1+P_2}{4\,l}\,(l-b)^2 (Fig. 15).
Die Uebertragung dieser Kurve in Fig. 14 zeigt, ob es
notwendig war, sie insbesondere festzustellen.
Nunmehr, nach Erwägung des Umstandes, dass die Belastungsweise symmetrisch ist,
infolgedessen auch der gefundene Umriss, sind wir in der Lage, die absoluten
Maximalmomente aller Querschnitte der Fig. 16
abzunehmen.
Die Zweckmässigkeit dieses Verfahrens erprobt sich auch an erweiterten
Belastungsfällen, wie ein solcher in Fig. 17 aufgestellt
ist. Die Maximalmomente für den ganzen Fahrweg liegen unter den Kraftangriffen des
mittleren Lastenpaares und lassen sich ausdrücken durch die Gleichung
M_x=\frac{4\,P}{l}\,\left\{\left(l-\frac{b}{2}\right)-x\right\}\,x-P\cdot a,
deren erstes Glied als eine Parabel aufzuzeichnen ist von der
Länge
\left(l-\frac{b}{2}\right)
und der Bogenhöhe
\frac{P}{l}\,\left(l-\frac{b}{2}\right)^2,
während das Produkt P . a wie bei vorhergehender Aufgabe als Gerade auf der
ganzen Strecke in Abzug gebracht wird.
Sobald aber die äussere Last das Auflager berührt und in der Folge darüber
hinwegrollt, verliert vorstehende Beziehung ihre Gültigkeit, an deren Stelle mit
Bezug auf Fig.
17a zu setzen ist
M_x=\frac{3\,P}{l}\,\left\{\left(l-\frac{2\,b}{3}-\frac{a}{3}\right)-x\right\}\,x.
Auch dieser Ausdruck repräsentiert eine Parabel und zwar von
der Länge
\left(l-\frac{2\,b}{3}-\frac{a}{3}\right)
bei einer Bogenhöhe von
\frac{3\,P}{4\,l}\,\left(l-\frac{2\,b}{3}-\frac{a}{3}\right)^2.
Das nunmehr durch Zusammenfügung beider Kurven sich ergebende Polygon liefert in
seinen grössten Ordinaten die Maximalmomente vorliegenden Trägers.
Endlich sei noch die Billigkeit dieser Methode an einem Balken gezeigt, welcher
einer partiellen gleichförmig verteilten wandernden Belastung Q unterworfen ist. Mit Unterlegung der Bezeichnung in
Fig.
18 beträgt das Moment eines beliebigen Punktes
M_x=\frac{Q}{l}\,\left(l-\frac{a}{2}-x+y\right)\,x-\frac{Q}{a}\cdot \frac{y^2}{2}.
Halten wir einen bestimmten Querschnitt im Abstande x vom Auflager fest, so ermittelt sich für ihn das
Maximalmoment aus dem Gebrauch der Bedingung
\frac{d\,M_x}{d\,y}=0.
Und zwar ergibt sich
{M_x}^{\mbox{max}}=\frac{Q}{l}\,\left(l-\frac{a}{2}-x+\frac{a\,x}{l}\right)\,x-\frac{Q}{2}\cdot \frac{a\,x^2}{l^2}.
Nach Beschickung dieser Gleichung auf die zweckmässige
Form
{M_x}^{\mbox{max}}=\frac{Q}{2\,l^2}\,(2\,l-a)\,\left\{l-x\right\}\,x
lässt sich dieselbe darstellen durch eine Parabel von der
Länge l und der Bogenhöhe
\frac{Q\,(2\,l-a)}{8},
so dass wir in diesem Umriss die grössten Momente dieses
Trägers erhalten.
Die Brauchbarkeit dieses Verfahrens zeigt sich trefflich bei der Bestimmung der
grössten Gurtkräfte gegliederter Kranbahnträger, indem allgemein die Spannung eines
solchen Stabes sich berechnen lässt aus S=\frac{M_a}{r} wo Ma das entsprechende Knotenmoment bedeutet
und r den Hebelarm des Stabes in bezug auf seinen
Drehpunkt a.