Titel: | Zeitschriftenschau. |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 700 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Wagenbremsen. (Mosley.) Schwere Drehgestellwagen mit Decksitzen (17 t
besetzt) und starke Steigungen (1 : 9,8, 10, 11) veranlassten die Verwaltung der Burnley Corporation Tramways, die Bremsfrage einem
besonderen Ausschuss zur Prüfung zu überweisen. Luftbremsen erschienen zu
unzuverlässig; elektrische Bremsen (Versuchsergebnisse mit elektrischen
Schienenbremsen durch Zahlen erläutert) ergaben Ueberanstrengung der Motoren. Die
Gesellschaft hat hierauf als zweite Bremse neben der üblichen von Hand zu
bedienenden Klotzbremse eine von Hand anzuziehende Schienen bremse eingebaut. Die
Gesamtübersetzung von der Kurbel bis zu dem aus weichem, grauen Gusseisen
bestehenden Gleitschuh beträgt 1 : 468. Beim Befahren eines Gefälles wird allmählich
die Schienenbremse angestellt, bis der Wagen die richtige Geschwindigkeit innehält.
Das Halten wird durch die Klotzbremse bewirkt und vor dem Weiterfahren zuerst die
Schienenbremse gelöst. Bei einer Abnutzung von 34 mm hält ein Schuh 10–21 Tage. Die
Schienen zeigen auf den Steigungen, nachdem der Betrieb mit den neuen Bremsen
bereits 2½ Jahr lang geführt wird, für die Talfahrt geringere Abnutzung als für die
Bergfahrt. (The Electrician 1906, S. 899–901.)
Pr.
Wagenbremsen. (Sayers.) Wagenbremsen sind für auf Schienen laufende
Wagen von besonderer Wichtigkeit, da letztere am Ausweichen gehindert sind. Die
mögliche Stärke der Bremsung bestimmt die zulässige Fahrgeschwindigkeit. Betriebs-
und Gefahrbremsungen sind zu unterscheiden; jedoch nicht durch besondere Handgriffe,
da im Gefahrfalle keine besondere Aufmerksamkeit seitens des Führers zu verlangen
ist. Jeder Wagen soll zwei unabhängig von einander anzustellende Bremsen haben, die
abwechselnd zu verwenden sind. Bei Strecken mit starken Gefällen sind ausserdem
besondere Bremsen zu verwenden, die zweckmässig zu Beginn jeder Steigung angelegt
werden und zur Begrenzung der Geschwindigkeit dienen. Für Betriebsbremsungen ist 1 m
sekundlich als obere Grenze der Verzögerung anzusehen; für Notbremsungen kann
letztere grösser sein. (Fortsetzung folgt.) (The Electrician 1906, S. 920.)
Pr.
Strassenbahnwagen. (Géron.) Der stärkere Verkehr der elektrischen
Strassenbahnen gegenüber dem früheren Pferdebetrieb stellt an die Abmessungen der
Wagen in bezug auf schnelles Ein- und Aussteigen höhere Anforderungen, denen
besonders durch Vergrösserung der Breitenabmessungen nachgekommen wird. Nach
Aufzählung der wesentlichsten Abmessungen der Strassenbahnwagen zahlreicher Städte
wird festgestellt, dass als Mindestmass eine Breite von 2,1 bis 2,2 m auszuführen,
2,3 m aber anzustreben ist. Im ersteren Falle müssen die vorspringenden Teile (Auftritte, Leisten
usw.) möglichst zugunsten der Innnenbreite der Wagen eingeschränkt werden. (Deutsche
Strassen- und Kleinbahn-Zeitung, S. 673–675.)
Pr.
Unfälle auf nordamerikanischen
Bahnen. Nach dem Unfallbericht der „Interstate Commerce Commission“ sind im
ersten Vierteljahr 1906 auf den Eisenbahnen der Vereinigten Staaten insgesamt 1126
Personen getötet und 17130 verletzt worden. Von dieser Zahl sind bei Zugunfällen 274
getötet und 3969 verletzt worden, darunter 212 bezw. 2161 Eisenbahnbeamte im Dienst.
Etwa ⅔ dieser Unfälle entfallen auf Zusammenstösse. Beim Kuppeln und Entkuppeln
wurden 84 Beamte getötet und 983 verletzt, bei Ausführung sonstiger Arbeiten 87
getötet und 4116 verletzt. (Railroad Gazette. 1906, Bd. II, S. 178/180.)
S.
Lokomotive. Die Baldwin Locomotive Works, Philadelphia, haben
Lokomotiven für Eilgüterzüge, System Vauclain, erbaut.
Eine solche fünfachsige Lokomotive besitzt vier Zylinder. Die Hochdruckzylinder
haben 394 mm Durchmesser und 660 mm Hub. Die Triebräder und die Kuppelräder haben
1,55 m Durchmesser und es ist ihr gesamter Schienendruck 65,91, während das
Dienstgewicht der Lokomotive 82,5 t beträgt. Der Kessel ist für 16 at Ueberdruck
gebaut und hat eine Gesamtheizfläche von 288 qm, davon treffen 273 qm auf die
Heizröhren. Die Feuerkiste ist innen 1,68 m breit und 2,59 m lang, die Rostfläche
beträgt 4,34 qm. Die Feuerkiste ist aus Stahl hergestellt und hat eine Wandstärke
von 10 mm. Die zwei Hochdruckzylinder sind innerhalb des Rahmens angebracht,
während sich die beiden Niederdruckzylinder ausserhalb befinden. Die
Hochdruckzylinder haben Kolbenschieber. Nachdem eine solche Verbundlokomotive auf
der „Chicago and Eastern Illinois Railroad“ einige Monate Dienst getan hatte,
wurden Versuchsfahrten mit ihr ausgeführt in Vergleich mit eine2
Zwillingslokomotive. Das Zuggewicht schwankte zwischen 1000 bis 1500 t. Die
Fahrgeschwindigkeit betrug 32 km i. d. Stunde. Mit der Verbundlokomotive wurden 11
Versuchsfahrten ausgeführt, mit der Zwillinkslokomotive 12.
Verbund-lokomotive
Zwillings-lokomotive
Indizierte Pferdestärken
580
600
Wasserverbrauch kg f. d. PSI
u. Std.
13,30
15,23
Kohlenverbrauch kg f. d. PSI
u. Std.
2,28
2,73
Verdampfungsziffer (1 kg Kohle gibt
Dampf kg)
6,71
6,73
Die Hauptmasse der beiden Versuchslokomotiven waren:
Verbund-lokomotive
Zwillings-lokomotive
Zylinderdurchmesser
394 u. 660 mm
558 u. 660 mm
Hub
660 „
660 „
Steuerung
Kolben-schieber
Muschel-schieber
Durchmesser der Triebräder
1546 mm
1600 mm
Anzahl der Heizröhren
278
328
Durchmesser derselben
1¼'' e
2'' e
Gesamte Heizfläche
288 qm
250 qm
Rostfläche
4,34 „
4,18 „
Gesamtgewicht
82,5 t
81,6 t
Der Tender fasst Wasser
23 cbm
27 cbm
„ „ „ Kohlen
11,2 t
11,4 t
(Engineering 1906, S. 383.)
W.
Geschwindigkeitsmesser. (Geesteranus.) Um die Fahrgeschwindigkeit von Zügen zu
überwachen, wurden bisher Zeitmessungen an 500 m und längeren Strecken vorgenommen.
Hierbei kann ein Führer schnell in die Strecke hineinfahren, dann bremsen und
langsam hinausfahren. Die mittlere Geschwindigkeit kann dann den Anforderungen
entsprechen; der Zweck, beispielsweise eine Brücke zur Verminderung ihrer
Beanspruchung nur mit begrenzter Geschwindigkeit zu befahren, wird jedoch nicht
erreicht, im Gegenteil die Beanspruchung wird durch das Bremsen vermehrt. Der neue
Apparat erfordert nur zwei Schienenkontakte in etwa 16 m Entfernung bei 30 km
stündlicher Geschwindigkeit. Durch Schliessen des ersten Kontaktes wird ein Pendel
ausgelöst, welches beim Zurückschwingen einen hinter den zweiten Schienenkontakt
geschalteten Unterbrecher öffnet. Die letzteren liegen in einem Signalstromkreis.
Fährt der Zug mit der richtigen Geschwindigkeit oder langsamer, so ist der
Unterbrecher geöffnet, ehe der zweite Schienenkontakt geschlossen wird, und der
Signalstromkreis bleibt dauernd offen. Fährt der Zug dagegen schneller, so sind für
kurze Zeit Unterbrecher und Schienenkontakt gleichzeitig geschlossen und der
Signalstrom kann durch einen Wecker oder eine Schreibvorrichtung die Ueberschreitung
der Geschwindigkeit bemerkbar machen. Die Vorrichtung ist seit einiger Zeit in
Holland im Betrieb. (Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen 1906, S.
1167 bis 1170.)
Pr.
Tirillregulator. Direktor Klicpera teilt in einem Vortrage seine im
Elektrizitätswerk Wels mit dem Tirillregulator (der A.
E.-G., Berlin) gesammelten Erfahrungen mit. Das Kraftwerk gibt durch eine
27 km lange Fernleitung 300–350 PS an eine Papierfabrik ab, ausserdem sind an dieser
Leitung entlang kleine Ortschaften mit 1200 Lampen und 50 PS-Motoren angeschlossen.
Die grössten Belastungsschwankungen waren bis 1½ v. H. Seitdem jedoch die
Papierfabrik eine Holzschleiferei errichtete, traten stossweise
Belastungsschwankungen von 50–300 KW auf, so dass die Regulierung mit einem von Hand
betätigten Nebenschlussregulator der Erregermaschine und Hauptstromregulator nicht
mehr genügte. Parallelschalten zweier Generatoren, welche dann nur für die Hälfte
der Leistung beansprucht wurden, war erfolglos. Dann wurde ein selbsttätiger
Nebenschlussregulator verwendet (mit den Sammelschienen verbundenes Solenoid),
welcher den Widerstand im Nebenschluss der Erregermaschine der Spannungsschwankung
entsprechend veränderte. Diese Regelung erwies sich als zu träge. Der
schliesslich beschaffte Tirillregulator hat sich selbst bei den grössten
Schwankungen bewährt. Die Regulierung: erfolgt bei letzterem durch Veränderung der
Klemmenspannung der Nebenschlusserregermaschine bei konstantem Widerstand im
Erregerstromkreise des Generators. Ein zu dem Nebenschlussgenerator der
Erregermaschine parallel liegender Kurzschlusskontakt wird durch einen mit mehreren
100 Schwingungen minutl. vibrierenden Hebel abwechselnd geschlossen und geöffnet. Je
grösser während einer Schwingung die Schliessungszeit gegenüber einer Oeffnungszeit
ist, desto grösser ist auch der Mittelwert des durch den Kontakt fliessenden
Nebenschlusstromes und um so höher die Klemmenspannung der Erregermaschine. Ebenso
steigt die Spannung des mit der Erregermaschine in Verbindung stehenden Generators
bis auf eine bestimmte Höhe. Bei Ueberschreitung dieses Wertes öffnet sich der
Kurzschlusskontakt des Erregers, wodurch die Spannung des letzteren fällt und die
Generatorspannung sich wieder auf den richtigen Wert einstellt. Vorteile des
Regulators sind: Regelung erfolgt fast augenblicklich, während des Betriebes kann
ohne Spannungsschwankungen von Hand – auf selbsttätige Regulierung übergegangen
werden und umgekehrt, der Regler kann ohne Aenderungen von Generator oder Erreger
angebracht werden, bei Parallelschaltung mehrerer Generatoren und Erreger genügt ein
Regulator, Grösse der Regulatortafel nur 380 × 520 mm. Der Regulator in Wels hat in
einjähriger Betriebszeit nie versagt, die Wartung beschränkt sich darauf, dass
mehrmals in der Woche die Kurzschlusskontakte mit feinem Schmirgelpapier gereinigt
werden. (Elektrotechnik und Maschinenbau, Wien, 23. Sept. 1906.)
A. M.
Galvanometer. (Franklin & Freudenberger). Wird die in einem
Wechselfelde bewegliche Spule eines d'Arsonval-Galvanometers von einem Wechselstrom durchflössen, der die gleiche
Periodenzahl, wie
der Wechselstrom des Feldes hat, so entsteht ein Drehmoment, welches als Mass für
die Stromstärke benutzt werden kann. Versuche haben ergeben, dass bei gleicher
Feldstärke die Wechselstrominstrumente im wesentlichen dieselbe Empfindlichkeit
besitzen wie die Gleichstrominstrumente. Es besteht nur die Schwierigkeit, die
nötige Feldstärke ohne Verwendung eines verhältnismässig grossen Kondensators in dem
Erregerstromkreise zu erhalten. (The Electrical World 1906, S. 569.)
Pr.
Gasprüfer. (Bourdot.) Für die Wirtschaftlichkeit einer Dampfkesselanlage ist die
Regelung der Luftzuführung von grösster Wichtigkeit, da mit den Essengasen im Mittel
etwa 20 v. H. Energie verloren geht. Einen Masstab für die richtige Luftzufuhr
bildet der CO2-Gehalt
der Essengase, der etwa 14 v. H. erfahrungsgemäss betragen muss. Die Firma Julius Pintsch hat nach einem von dem Chemiker A. Bayer stammenden Prinzip einen selbstregistrierenden
Gasprüfer gebaut, der im wesentlichen aus einer Wasserstrahlpumpe, einem Kühler,
einer mit angefeuchtetem, gebrannten Kalkstaub gefüllten Absorptionsbüchse und zwei
gleichen mit Paraffinöl gefüllten Gasmessern besteht. Die angesaugten und gekühlten
Essengase durchströmen erst den einen Gasmesser, verlieren dann in dem
Absorptionsgefäss ihren CO2-Gehalt und durchströmen dann den anderen Gasmesser. Die Drehzahlen
beider Gasmesser wirken auf ein Differentialgetriebe, das mittels einer Vorrichtung
alle sechs Minuten das Ergebnis aufschreibt. Die Strahlpumpe verbraucht 25 l/Std. Die
Bedienung beschränkt sich auf eine tägliche Auswechselung des Kalkstaubes und des
Registrierpapiers. Der Apparat ist seit 1½ Jahren im Betriebe erprobt und
Kontrollanalysen mit der Hempelbürette haben seine Zuverlässigkeit erwiesen.
(Elektrotechnik und Maschinenbau 1905, S. 780 bis 783.)
Pr.
Erprobung der Strümpfe für hängendes
Gasglühlicht in Eisenbahnwagen. (A. Saillot.)
Die französische Westbahn hat bereits 1000 ihrer Wagen mit
Steinkohlengas-Beleuchtung mittelst hängender Glühstrümpfe versehen. Zur Bestimmung
der Brauchbarkeit der verschiedenen in den Handel kommenden Sorten von Glühstrümpfen
ist ein Prüfapparat eingerichtet, welcher die verschiedenen im Betriebe auftretenden
Erschütterungen der Wagen nachahmt. Der Apparat besteht aus einem doppelten,
wagerechten Gasleitungsarm, der einerseits 10 Lampen mit Vergleichsstrümpfen,
andererseits 10 Lampen mit den zu prüfenden Strümpfen trägt. Der Gasarm ist federnd
aufgehängt und empfängt durch einen darüber angebrachten Elektromagneten senkrechte,
durch einen seitlichen Elektromagneten seitliche Erschütterungen. Dauer und Stärke
der Stösse wird durch ein elektrisch betätigtes Uhrwerk geregelt. Beständige
senkrechte Erschütterungen erzeugt der obere Magnet (Federspiel). Zweimal in jeder
Sekunde wird eine in diesem Stromkreis liegende Widerstandslampe durch das Uhrwerk
ausgeschaltet und dadurch jedesmal eine stärkere Erschütterung hervorgerufen
(Schienenstösse). Alle 15 Sekunden wird durch einen Kontakt Strom in den seitlichen
Magneten geschickt, der 5 bis 6 wagerechte Stösse erzeugt (Durchfahren der Weichen).
Alle 30 Sekunden werden diese Stösse durch Ausschalten von Widerstandslampen
verstärkt (Bremsen, heftiges Anfahren). Die Flammen werden durch gefärbte
Glasschirme beobachtet. Der Stromverbrauch des Apparates ist etwa gleich dem einer
zehnkerzigen Glühlampe. (Revue générale des chemins de fer et des Tramways 1906, Bd.
II, S. 154/56.)
S.
Strahlungsphotometrie. (Henderson.) Nach Aufzählung der Formeln von Stephan-Boltzmann, Wien und Planck für die Strahlung des ideal schwarzen Körpers wird darauf
aufmerksam gemacht, dass nach Kirchhoff eine Höhlung,
deren Wände die gleichförmige Temperatur haben, an die Stelle des schwarzen Körpers
treten kann. Als technisch brauchbar sind zwei Pyrometer von Féry angegeben. Bei dem ersten für Temperaturen von 800° bis 1600° dient
eine Flusspatlinse, bei dem zweiten für Temperaturen von 600° und mehr ein
Hohlspiegel dazu, auf einem im Brennpunkt angeordneten Thermoelement die
Wärmestrahlen zu konzentrieren. Ein Galvanometer vervollständigt die Ausrüstung;
Okulare sind zum Richten der Apparate vorgesehen. Als brauchbarste Form eines
optischen Pyrometers ist die Bauart von Holborn und Kurlbaum angegeben. Durch ein Okular wird ein durch
eine Linse erzeugtes Bild eines Teiles des leuchtenden Gegenstandes gleichzeitig mit
dem Faden einer Glühlampe beobachtet und letzterer durch Widerstandseinschaltung auf
gleiche Helligkeit geregelt. Der Strom der Lampe dient dann als Mass der Helligkeit.
(Electrical Review. New York 1906, S. 422 bis 423.)
Pr.
Wasserkraftzentralen. (Italien). Die
Societa Idro-Elettrica Ligure erbaute in Ligurien
fünf bedeutende Wasserkraftanlagen für insgesamt 109000 PS Leistung und zwar:
Bormida-Werk 7000 PS, unteres Orba-Werk bei Molare 6000 PS, oberes Orba-Werk 16 000
PS, Aveto-Werke bei Cicigna 54000 PS, Enza- oder Isola-Werke 26000 PS. Bei der
Anlage am Aveto (Nebenfluss des Po) wurde in seinem Oberlauf vermittels einer 44 m
hohen Staumauer ein künstlicher See von 54 Millionen cbm Inhalt geschaffen; weiter
unterhalb befindet sich ein Kompensations-Stausee von 10 Millionen cbm Inhalt zur
gleichmässigen Speisung des Aveto mit 2500 Lit/Min. Von dem Hauptsee führt eine 9 km lange
Zuleitung (zur Hälfte offener Kanal, zur Hälfte Stollen) für mindestens 2,5 cbm/Sek. und
höchstens 7 cbm/Sek. zu den Kraftwerken, deren drei vorhanden sind; das erste enthält acht
Turbinensätze von je 3500 PS und für 350 m Gefälle, das zweite fünf Turbinen von je
3500 PS und 170 m Gefälle, das dritte (welches der italien. Eisenbahnverwaltung zu
überlassen war) soll für 12000 PS bei 170 m Gefälle ausgebaut werden. Die
Beanspruchung der beiden ersten Kraftwerke wurde auf 60000000 KW/Std. jährlich,
diejenige des dritten auf 200000 KW/Std. geschätzt. Die Kosten der ersten beiden
Zentralen betragen etwa 12800000 M., wovon 400000 M. auf die Wasserkraftmaschinen
und 560000 M. auf die Wasserbauten einschl. Rohrleitungen entfallen. Bei den im
Bau begriffenen Enza- oder Isola-Werken wird der Stausee von 4 Millionen cbm durch
einen 20 m hohen „Erd“-Damm gebildet; eine 5 km lange Zuleitung führt zu dem
Kraftwerk Rimagna (1600 PS, 200 m Gefälle, 0,4 cbm/Sek.) Unter Einschaltung eines Stausee
von 35000 cbm führt von diesem eine Rohrleitung zu dem zweiten Kraftwerk
(Isola-Werk), welches Peltonräder für 11000 PS Gesamtleistung bei 350 m Gefälle
enthält. (The Electrical Review, 21. Sept. 1906.)
A. M.
Wasserkraftanlage. Die
bemerkenswerte neue Wasserkraftanlage der Holyoke Water
Power Co. nutzt das noch verfügbare Gefälle des Connecticut River bei
Holyoke (ausgedehnte Papiermühlen Industrie) aus. Trapezförmiger Zuleitungskanal von
36,57 m Wasserspiegel- bezw. 24,38 m Sohlenbreite und 3 m Wassertiefe. Drei 23 m
lange Stahlrohrleitungen von je 3,35 m Durchmesser führen zum Krafthaus (ausserdem
Rohrleitung von 0,91 m Durchmesser für den Erregersatz). Aufgestellt sind zunächst
zwei wagerechte geschlossene 1000 pferdige Doppelturbinen (Mc. Cormick) mit Saugrohr und je zwei Laufrädern von 990 mm Durchmesser,
direkt gekuppelt mit je einem 600 KW Drehstromgenerator. Der Platz für eine dritte
Turbine mit Generator ist vorgesehen. Zur Reserve dient eine stehende 500 KW Curtis-Turbodynamo (600 PS Kesselanlage). Der Raum für
zwei weitere Turbodynamos ist vorhanden. Ausser einem Wasserturbinenerregersatz ist
noch ein Dampfturbinenerregersatz aufgestellt. Die grossen Wasserturbinen sind mit
einem Korkmantel isoliert, um im Sommer das Niederschlagen der Luftfeuchtigkeit und
im Winter die Abkühlung des Maschinenraumes zu verhindern. Nach vollem Ausbau erhält
das Kraftwerk 1800 KW (3000 PS) Wasserturbinen- und 1500 KW Dampfturbinenleistung
(einschl. Kesselanlage) auf einer Maschinen-hausgrundflache von 49 × 18 = 882 qm.
(Fortsetzung folgt.) (The Engineering Record, 15. Sept. 1906.)
A. M.
Die Kaiserwerke. (Herzog.) Die Kaiserwerke bei Kufstein in Tirol
verwerten das Wasser des Hinterstersees. Der natürliche Abfluss des letzteren wurde
durch ein Beton-Seegesperre geschlossen. Die Wasserentnahme geschieht durch einen
120 m langen Einlaufgraben (0,0005 Gefälle, 1½fache Böschung), an diesen schliesst
ein 292 m langer gedeckter Kanal (0,0005 Gefälle) von 1 m Breite und 1,5 m Höhe an;
hierauf folgt ein 1076 m langer elektrisch gebohrter Felsstollen von 1,5 m Breite
und 2 m Höhe. Zum Betriebe der Bohrmaschinen wurde an jedem Stollenende eine kleine
Kraftstation mit Benzinmotoren errichtet. (Fortsetzung folgt) (Schweizer.
Elektrotechn. Zeitschrift, 22. Sept. 1906.)
A. M.
Anlage von Stauseen. (Nussbaum.) Zweck der Stauseen: Erhöhung der
Trinkwassermenge, Schaffung von Brauchwasser für Industrie und Landwirtschaft,
Speisung der Kanäle und Wasserläufe, Gewinnung von Wasserkraft, Schutz gegen
Hochwasser. An Stelle des bisherigen kostspieligen Verfahrens zur Beschaffung der
für den Ausbau von Staubecken erforderlichen Mittel, das in der Aufnahme von
Anleihen mit 1 bis 2 v. H. Tilgungsquote besteht, wird vorgeschlagen, jährlich
bestimmte Bausummen in den Staatshaushaltsetat einzusetzen. Bei Annahme eines
durchschnittlichen Reinertrages von 3½ v. H. ist dann bei einem Bauaufwand von
jährlich 10 Millionen Mark nach 31 Jahren kein Einsatz in den Etat mehr
erforderlich. Hinsichtlich der technischen Ausführung wird Herstellung der Staumauer
aus Bruchsteinmauerwerk als mangelhaft bezeichnet, da die Mörtelfugen undicht
bleiben, vorgeschlagen wird anstatt dessen Trassbeton mit Feinsand und geringer
Steingrösse. (Zeitschrift für Architektur und Ingenieurwesen 1906, Heft 5.)
S.
Artesische Brunnen in Australien.
(Paul Privat-Deschanel.) Die Entwicklung
Australiens wird durch die beständige Dürre gehemmt, die jährliche Regenmenge
beträgt nur 20 bis 40 cm. Durch Russell ist 1879 das
Vorhandensein der Vorbedingungen für artesische Brunnen nachgewiesen worden, seitdem
sind 2000 Brunnen gebohrt. Ein artesisches Bassin wird im allgemeinen gebildet durch
eine zwischen zwei undurchlässigen Schichten lagernde, schalenförmige poröse
Schicht, diese tritt an den Rändern zu Tage, das aufgesaugte Wasser fliesst unter
hydrostatischem Druck aus dem Brunnen aus. Das Hauptbassin Australiens, von etwa 1
Million qkm Fläche, ist ein „Halbbassin“, d.h. die am Ostabhang der Bergkette,
„Dividing Range“ zu Tage tretende durchlässige Schicht senkt sich zum Meere hin, das
Wasser fliesst beständig zum Meere ab, es steht also im Brunnenrohr nur unter
hydrodynamischem Druck, der nach dem Meere zu abnimmt. Die poröse Schicht ist eine
kohlenhaltige Triasschicht, 700 bis 800 m mächtig, die Grundschicht Granit,
Silurschiefer, Devon, die obere Deckschicht Kreide. Die Brunnen springen höchstens
etwa 4 bis 5 m. Das Bohrmaterial wird aus Amerika bezogen. (Calyx-Bohrer.) Die
Kosten einer Bohrung betragen durchschnittlich 25000 bis 50000 Frcs. Bis 1901
betrugen die Ausgaben der Regierung von Neu-Süd-Wales für Bohrungen 6½ Millionen
Frcs. Queensland hat z. Z. 1960 Brunnen, davon 628 springende, deren Gesamttiefe 357
km und Gesamtwasserlieferung 1¾ Mill. cbm täglich beträgt. Der tiefste Brunnen geht
auf 1½ km Tiefe. Heisses Wasser (94° C) liefert der Brunnen von Elderslie
(Queensland). Die Regierung unternimmt Bohrungen auf Forderung von ⅔ der Einwohner
eines Distrikts. Die Zwecke der Brunnen sind vor allem: 1. Schaffung von
Wasserplätzen für die Karawanen. 2. Plantagenkultur (Obst usw.) 3. Ermöglichung der
Heerdenzucht. (Le Génie civil 1906, Bd. II, S. 309/12.)
S.
Drahtlose Telegraphie. Ueber die
neueste Form von Stationen nach dem System Telefunken berichtet Solff. Konstruktionsgrundsätze sind: Grosse Reichweite,
geringer Raumbedarf, einfache Bedienung und Billigkeit. Einfache Luftleiter von
grosser Leitfähigkeit für Ströme hoher Frequenz mit grossen Flächen von mächtiger
Kapazität an ihrem oberen Ende vermeiden durch ihren Ohmschen Widerstand jeglichen Dämpfungsverlust. Bei dem System
„Telefunken“ ist eine grosse Ersparnis an primärer Energie von 70–80 v. H. durch
Einschaltung einer Drosselspule zwischen Anker der Wechselstrommaschine und
Primärwicklung des Induktors erreicht. Hierdurch lässt sich die Selbstinduktion
dieses Kreises so ändern, dass die Energie von mehreren auf einander folgenden
Wechseln im Induktor aufgespeichert wird und erst bei einer bestimmten
Spannungsdifferenz zwischen den Polen der Sekundärwicklung zu einem Entladungsfunken
führt. Zugleich bietet diese „lose Kupplung“ den Vorteil, bei ungünstigen
Verhältnissen der Atmosphäre keinen Mehrbedarf an primärer Energie zu fordern bei
entsprechender Verlangsamung der Telegraphiergeschwindigkeit und die
Funkenlöschvorrichtungen am Morsetaster entbehrlich zu machen. Da der
Telefunkensender ohne Intensitätsschwächung mit Wellenlängen von 200 bis 1000 m
arbeitet und damit dem Wellenmesser der Empfangsstation die Wellenlänge eines
etwaigen fremden Senders in kurzer Zeit auf 3 v. H. genau festgestellt werden kann,
so kann man sich von jeder Störung frei machen. Die Telefunkenstation Scheveningen
für eine Reichweite von 350 km über See, hat bei günstiger Atmosphäre schon
Telegramme von Dampfern auf 800 km aufgenommen. Die Station Batavia-Cheribon
vermittelt mit Masten von 50 m Höhe bis auf 250 km, obgleich Berge von 600 und 1000
m Höhe zwischen liegen, die Station Mariel-Insel Pinos mit Masten von 48 m Höhe über
eine Strecke von 126 km (davon 40 Land und 86 See). (Elektrotechn. Ztschr. No. 38 v.
20. Sept. 1906.)
D.
Drahtlose Telegraphie im
Eisenbahn-Sicherungsdienst. (Dr. Eugen
Nesper.) In den Jahren 1903–1905 sind Versuche seitens der Gesellschaft für
drahtlose Telegraphie, System Prof. Braun und Siemens & Halske A.-G., auf der 20 km langen
Militär-Eisenbahnstrecke Marienfelde-Zossen gemacht worden. Die Wellenlänge des
Sendeluftdrahts betrug etwa 200 m, der Luftleiter des Zuges war ähnlich wie eine
Zugleine als biegsames Kabel an Porzellanisolatoren längs des Zuges ausgespannt, mit
den Sende- und Empfangsapparaten im Zuge verbunden und diese waren geerdet. Die
Einrichtung hat sich in dauerndem Betriebe bewährt. Februar 1906 sind ähnliche
Versuche von der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie, System Telefunken auf der
Strecke Berlin–Beelitz und bei der Kgl. Bayer. Staatsbahn aufgenommen worden. Die
Sendestation befand sich in einem Wärterhaus, der Sende-Luftleiterdraht ist zwischen
zwei Telegraphenmasten 30 cm von den Telegraphendrähten entfernt ausgespannt und mit
den Sendeapparaten verbunden; Länge 59 m, Zuleitung 6 m, Gesamtlänge sonach 65 m.
Als Erde dient eine Schiene. Schaltungsplan der Sendestation: im Stromkreis des
Funkeninduktors liegt eine Selbstinduktionsspule (9 Windungen Phosphorbronzelitze,
7250 cm), das eine Ende der Spule an Erde gelegt, das andere an den Sende-Luftdraht
angeschlossen. Der Stromkreis des Induktors ist durch eine Funkenstrecke von 3 mm
unterbrochen. Parallel zur Selbstinduktion liegt eine Kapazität von 8 parallel
geschalteten Leydenerflaschen von je 450 cm Kapazität. Der Funkeninduktor wird aus
einer Sammlerbatterie mit unterbrochenem Gleichstrom (16 Volt, 3 Amp.)
gespeist. Die Empfangsstation befindet sich in einem Dampftriebwagen. Der
Empfangs-Luftleiter aus Phosphorbronzelitze ist auf dem Dach in Rechteckform
ausgespannt und mit der primären Transformator-Empfangsspule verbunden, diese ist
durch Verbindung mit den Längsträgern des Wagens geerdet. Die Sekundärspule liegt in
einem Stromkreise mit dem Fritter und einer Blockierungskondensation, diese im
Stromkreis mit einem Trockenelement, den Relaisspulen und dem Klopfer. Eine
Verkürzung des Sende-Luftdrahts war von grossem Einfluss auf die Intensität der
Zeichen, Bei Annäherung an die Telegraphendrähte nahm die Intensität zu. Der Empfang
fand bei fahrendem Zuge bis auf 12 km Entfernung sicher statt, es waren nur
Alarmglocken vorhanden, die auf bestimmte Sendesignale (Halt! Langsam Fahren! usw.)
ansprachen. (Elektrotechn. Zeitschr. 1906, S. 906/910.)
S.
Elektrolytische
Eisenniederschläge. Tadellose Eisenniederschläge, wie sie z.B. auf
Kupferdruckplatten erzeugt werden, um diese gegen mechanische Abnutzung und gegen
Farben, die das Kupfer angreifen, widerstandsfähiger zu machen, sind nicht leicht in
einiger Dicke herzustellen. Das brauchbare Verfahren, das in der Banknotendruckerei
der Oesterreichisch-ungarischen Bank und in der russischen Expedition für
Staatspapiere ausgeübt wird, ist in seinen Einzelheiten unbekannt. A. Ryss und A. Bogomolny
haben soeben auf Grund eingehender Versuche folgende Vorschrift veröffentlicht: Die
Badflüssigkeit wird durch Lösen von 200 g Mohrschem
Salz (Eisenoxydulammoniumsulfat) und 50 g Magnesiumsulfat in einem Liter Wasser
hergestellt und 5 g Natriumbikarbonat zugefügt. Die Stromdichte soll etwa 0,3 Amp.
auf 1 qdm betragen, die Badspannung ist 0,6–0,7 Volt, die Temperatur
Zimmertemperatur. Die anfangs trübe Lösung hellt sich allmählich auf und scheidet
einen dicken Niederschlag von Eisenhydroxyd bezw. basischen Eisensalzen ab. Es
ist zweckmässig, die Kathode durch einen kleinen Motor während der Elektrolyse in
Bewegung zu halten. Bei einem drei Wochen lang dauernden Versuche schied sich das
Eisen zunächst ganz regelmässig, aber wenig glänzend ab; nach vier Tagen treten
unten und oben einzelne Vertiefungen auf, die aber später wieder verschwanden, so
dass die Eisenschicht auf 2 mm Dicke gebracht werden konnte, ohne ungleichmässig zu
werden. Zusatz von Natriumbikarbonat oder Magnesiumsulfat allein gab keine guten
Niederschläge; auch Natriumsulfat oder Ammoniumsulfat konnten das Magnesiumsulfat
nicht ersetzen. Nach den Vorschriften, die von Hiorns,
Burgess, Hambüchen und im Handbuch der elektrolytischen Metallniederschläge
von Langbein angegeben sind, konnten keine
gleichmässigen Niederschläge von grösserer Dicke erhalten werden. (Zeitschr. f.
Elektrochemie 1906, S. 697–703.)
Arndt.