Titel: | Beitrag zur Theorie und Konstruktion der Wage, mit besonderer Berücksichtigung der n-fach übersetzten Hebelwage. |
Autor: | Franz Lawaczeck |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 712 |
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Beitrag zur Theorie und Konstruktion der Wage,
mit besonderer Berücksichtigung der n-fach übersetzten Hebelwage.
Von Franz Lawaczeck,
Dipl.-Ing., Camberg.
(Fortsetzung von S. 698 d. Bd.)
Beitrag zur Theorie und Konstruktion der Wage, mit besonderer
Berücksichtigung usw.
9. Einfluss der durch veränderliche
Uebersetzung veränderlichen Massenverteilung auf mz2.
Nach diesen Ausführungen können wir dazu übergehen, den Einfluss der Uebersetzung auf
den Wert mz2, auf den
es uns in erster Linie ankommt, zu erörtern.
Um nun zunächst die Verhältnisse für eine Uebersetzungsänderung im Sinne u < 1 weiter zu verfolgen, stellen wir fest,
dass durch diese Uebersetzungsänderung der Wert ρ, wie
aus Gleichung 31 hervorgeht, kleiner wird, da ∑xWred nahezu konstant bleibt und der Beitrag von Last
und Gegengewicht abnimmt. (Siehe Gleichung 31).
Setzen wir diesen Wert von μ in die Gleichung 27 ein, so
erhalten wir
\frac{g}{\pi^2}=\frac{\sim\,10000}{10}\,^{\mbox{mm}}/_{\mbox{sec}^2}
gesetzt,
m\,z^2=\frac{3600000}{E}\cdot \frac{1}{1+u+\frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F}}, . 38)
woraus die Zunahme des Produktes mz2 bei konstantem E durch die vorgenommene Uebersetzungsänderung zu
ersehen ist.
Tragen wir, um die Zunahme von mz2 zu veranschaulichen, auf der Abscisse eines
rechtwinkligen Coordinatensystems u, auf der Ordinate
die zugehörigen Werte von mz2 auf,dso erhalten wir durch Gleichung 38 in den
Kurven I und II der Fig. 15 eine gleichseitige
Hyperbel, sofern \frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F} und ebenso E als Konstante
angesehen werden.
Treibt man die Uebersetzung so weit, dass ihr numerischer Wert gegen 1 vernachlässigt
werden kann, so erhält man für das angenommene \frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F} den Höchstwert von mz2 mit
m\,z^2=\frac{3600000}{E}\cdot \frac{1}{1+\frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F}},
der selbst wieder um so grösser ist, je kleiner der Wert
\frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F} war.
Textabbildung Bd. 321, S. 711
Fig. 15.
Gelänge es mit Hebelmassen auszukommen, deren reduziertes Gewicht gegenüber der
Wiegelast L + F sehr klein wäre, so klein, dass auch
\frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F} gegen 1 vernachlässigt werden könnte, so erhielte man für das Produkt mz2 den überhaupt
denkbar höchsten Wert mit
m\,{z_0}^2=\frac{3600000}{E}.
Dieser Wert ist in Wirklichkeit nie ganz zu erreichen, da weder u noch \frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F} jemals wirklich zu Null werden
können. mz02 stellt somit einen Idealwert vor, dem man sich
durch zweckmässige Wahl der Uebersetzung und vernünftige Anordnung der Hebelmassen
möglichst nähern sollte.
Bei der bis hierher verfolgten Uebersetzungsänderung im Sinne u < 1 ergibt sich indessen ein Wagentypus, bei dem die Last L + F durch ein Gewicht
abgewogen wird, das grösser ist als die Last, ein Typus also, der unter Umständen
wohl für kleine Lasten angewandt werden könnte, für einigermassen grosse Lasten
dagegen gänzlich unbrauchbar wäre.
Für grosse Lasten kommt, wenn wir wieder, wie vorhin, von der gleicharmigen Wage
ausgehen, nur eine Uebersetzung im Sinne u > 1 in
Betracht, damit das Gegengewicht L1
+ Fl
< L + F wird.
Für eine Verstärkung der Uebersetzung in diesem Sinne aber gibt Gleichung 32 bereits
bei konstantem \frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F} eine Abnahme des Produktes mz2. Da nun ausserdem noch, wie wir
sahen, ∑xWred bei u > 1 auch grösser wird, wodurch eine weitere
Verkleinerung von mz2
bedingt ist, so scheint eine Uebersetzungsänderung im Sinne u > 1 äusserst ungünstig.
Dabei ist indessen zu bedenken, dass bei u > 1 die
Schneide an der die Last, L + F, aufgehängt ist, und an
der bis jetzt die Senkung m gemessen wurde, bei einer
Schwingung den kleinsten Weg von allen Schneiden, von
den Festschneiden abgesehen, zurücklegt. Desshalb wird man nach den früheren
Festsetzungen bei Empfindlichkeitsmessungen nicht mehr diese Senkung beobachten,
sondern vielmehr den Weg der mit L1 + F1, dem Gegengewicht, belasteten Schneide.
Bezeichnet man den Weg dieser Schneide bei Zulage eines Uebergewichtes
\Delta\,L=\frac{L+F}{E}
zur Last mit mu, so ist mu
= m . u, und der
Definition zufolge wird die Empfindlichkeit infolge der Uebersetzung u dieser Uebersetzung demnach proportional gewachsen
sein.
Sofern wir die Beziehung der Gleichung 32 auch für u > 1
benutzen wollen, müssen wir also m durch mu ersetzen, womit
Gleichung 32 übergeht in:
m_u\,z^2=\frac{3600000}{E}\cdot \frac{u}{1+u+\frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F}}. . 39)
Hält man zunächst noch an der Annahme fest, dass
\frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F}=\mbox{konst.}
und trägt man, wie in Fig. 15
geschehen, mnz2 auf der Ordinate,
u auf der Abscisse ab, so erhält man für Gleichung
39 in den Kurven Ia, IIa wiederum eine gleichseitige Hyperbel, deren eine
Asymptote parallel zu der Abscissenachse verlaufend auf der Ordinatenachse ein
Stück
y_1=\frac{3600000}{E}
abschneidet, während die zweite von der Abscisse
x_1=-\left(1+\frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F}\right)
abschneidet. Bei gleichem Wert für \frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F} deckt sich
folglich die zweite Asymptote mit der entsprechenden Asymptote der Hyperbel für
u < 1. Beide Hyperbeln schneiden sich bei
gleichem \frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F} bei u = 1; im übrigen werden sie
nur dann kongruent, wenn
\frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F}=0
für beide ist.
Wenn auch, wie wir gesehen haben, für u > 1 die
Annahme
\frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F}=\mbox{konst.}
auch angenähert nicht mehr stimmt, so wird die zweite Hyperbel
(Ia, IIa)
für u > 1, dennoch eine, wenn auch nur grobe Annäherung
für den wirklichen Sachverhalt geben, weil der Ausdruck \frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F}, wie wir sehen
werden, anfänglich bei kleinerem u, einen
vergleichsweise geringen Einfluss u selbst gegenüber,
auf muz2 ansübt.
Fassen wir unter dieser Voraussetzung die in Fig. 15
ausgezogenen Kurvenstücke der mz2- und muz2-Kurve als eine einzige auf, so zeigt diese
jedenfalls ein Minimum bei u = 1, woraus wir immerhin
schliessen können, dass zur Erreichung eines hohen
mz2-Wertes, also
zur Erzielung möglichst grösser Schwingungszahl bei hoher Empfindlichkeit die
gleicharmige Wage der ungünstigste Typus ist.
Wollen wir den Verlauf der muz2-Kurve
bei veränderlichem ∑xWred kennen lernen, so haben wir nun den Ausdruck für ∑xWred, dessen
gesetzmässige Aenderung mit u für einarmige Hebel durch
Gleichung 37 gefunden war in Gleichung 39 einzusetzen.
Gleichung 37 kann man, auch bei beliebig vielen Hebeln, immer, wenn man die
Konstanten zusammenfasst und mit c bezw. c' bezeichnet, auf die Form bringen:
∑xWred
= c + c'u2 . . . . .
. . . . . 40)
wobei demnach c' das reduzierte
Gewicht des letzten Vorschalthebels bezogen auf seinen grössten Hebelarm, c das auf den Hebeldrehpunkt des ersten Hebels
reduzierte Gewicht sämtlicher übrigen Hebel bedeutet deren Uebersetzungsänderung als
abgeschlossen gedacht ist. Je nach Anzahl der vorhandenen Hebel sind die Werte der
Konstanten für c und d
verschieden. Bei Vorhandensein nur eines Hebels ist:
c = 0, c'
= x'1W1, bei zwei Hebeln:
c = x'1W1u12, c' = x'2W2, bei drei Hebeln:
c = x'1W1u12+ x'2W2u22, c' = x'3W3, bei n Hebeln:
c = x'1W1u12 + . + x'n – 1W'n – 1u2n – 1, c' = x'nWn.
Setzt man Gleichung 40 in Gleichung 39 ein, so lautet diese
m_u\,z^2=\frac{3600000}{E}\cdot \frac{u}{1+u+\frac{c+c'\,u^2}{L+F}}. . . 41)
Trägt man nun wieder u auf der Abscisse das dazugehörige
muz2 auf der Ordinate
eines rechtwinkligen Coordinatensystems ab, indem man die Vorschaltung der einzelnen
Hebel wieder nacheinander nach Erreichung der Uebersetzungen u1, u2 usw. vorgenommen denkt, so erhält man eine der
unstetigen Kurve für ∑xWred entsprechende an den Punkten u1, u2 usw., ebenfalls unstetige Kurve für muz2, wie Fig. 16 zeigt, die für die Verhältnisse einer
dreihebeligen Wage entworfen ist, während Fig. 16a
das Wachstum von mz2
mit u > 1 für eine einheblige Wage zeigt.
Die plötzliche Vorschaltung eines neuen Hebels hat also
immer eine plötzliche Abnahme des Wertes muz2
zur Folge; durch die weitere Verstärkung der Uebersetzung an
diesem Hebel wird jedoch wieder eine Zunahme des muz2-Wertes erfolgen, bis ein
Maximum erreicht ist, nach dessen Ueberschreitung die weitere
Uebersetzungssteigerung an demselben Hebel nur schädlich für muz2
wird sein können.
Textabbildung Bd. 321, S. 713
Fig. 16.
Ob dieses Maximum die durch den Vorschalthebel entstandene Abnahme des muz2-Wertes ausgleicht,
ob also das Maximum ein absolutes und nicht nur analytisches Maximum sein wird,
dafür liesse sich wohl eine allgemeine Formel ableiten; da sie aber sehr umständlich
wird und keinen Vorteil in der Anwendung verspricht, wird es zweckmässiger sein, die
Entscheidung für obige Frage durch eine Zahlenrechnung für den jeweils vorliegenden
Fall herbeizuführen, die sich einfach genug gestaltet.
Das der Gleichung 41 entsprechende Maximum tritt ein, wenn bei einarmigem n-tem Hebel
u=\sqrt{\frac{L+F+c}{c'}} . . . . 41a)
geworden ist.
Ist dagegen der n-te Hebel ein zweiarmiger, so erleidet
Gleichung 41 und 41 a infolge der Verschiebung der die Aenderung von ∑xWred mit u ausdrückenden Parabelschar der Fig. 12 eine Modifikation. Wenn c und c' ihre frühere
Bedeutung beibehalten, so wird aus Gleichung 41 mit Beachtung des auf Seite 51
Gesagten:
m_u\,z^2=\frac{3600000}{E}\,\frac{u}{1+u+\frac{c+c'\,(u^2-u\cdot u_{n-1}+{u^2}_{n-1})}{L+F}} 42)
wobei un – 1 die Uebersetzung angibt, die das System hätte, wenn der n-te Hebel eine Uebersetzung 1 : 1 zeigte.
Der Gleichung 42 entspricht ein Maximum für muz2 bei
u=\sqrt{\frac{c'+c+L+F}{c'}} . . . 42a)
In der Regel wird schon
\sqrt{\frac{c}{c'}}\,>\,u_{n-1}
sein, da bei einer Uebersetzungsänderung im Sinne u > 1 die Vorschalthebel für gleiches L + F, immer leichter werden dürfen, entsprechend den
kleineren Kräften, die an ihnen angreifen. Demnach wird erst recht der den
Gleichungen 41a und 42a entsprechende u-Wert grösser
sein als un – 1, so
dass das den Gleichungen 41 und 42 entsprechende Maximum immer durch Verstärkung der Vorschalthebelübersetzung erreicht werden kann, also jedem neuen Vorschalthebel immer wieder ein neues Maximum entspricht.
Aus Gleichung 42a ist übrigens noch zu ersehen, dass eine Uebersetzungssteigerung für
den Fall, dass man nur einen einzigen Hebel anwenden will, für den Fall, also, dass c = 0, c' = x1'W1 und un – 1 = 1 zu setzen
ist, nur dann nennenswerten Vorteil bringen wird, wenn L + F gross gegenüber dem reduzierten
Balkengewicht ist; bei Präzisionswagen mit geringer
Tragfähigkeit wird also meist die Anwendung ungleicharmiger Hebel nur wenig
zweckmässig sein, sie kann indessen bedeutenden Vorteil bringen bei einhebeligen
Wagen grosser Tragfähigkeit.
Textabbildung Bd. 321, S. 713
Fig. 16a.
Es ist hier noch für den Fall, dass man eine Wage bestimmter Tragfähigkeit für
günstigste Teilübersetzungen bauen wollte, des früher bereits erwähnten Umstandes zu
gedenken, dass das ursprünglich angenommene Gewicht eines Hebels für die auf Grund
der bisherigen Betrachtungen zu gewinnende günstigste Uebersetzung zweckmassiger
Weise geändert werden könnte; es wird bei zweiarmigen Hebeln bestimmter Gesamtlänge
– die Längen der Hebel einer Wage werden, abgesehen vom Oberbalken, dessen
Dimensionierung später behandelt werden soll, in praxi meist durch die
Raumverhältnisse festgelegt sein – das Gewicht immer, bei einarmigen Hebeln nach
Ueberschreitung der Uebersetzung 2 : 1 mit wachsender Uebersetzung bei gleicher
Beanspruchung des Materials geringer genommen werden können. Setzt man also nunmehr
das Gewicht des Hebels entsprechend der ausgerechneten Uebersetzung fest, so könnte
man zu diesem Gewicht, ein neues bestes u bestimmen,
für das wiederum das Gewicht korrigiert werden könnte, auf Grund dessen wiederum ein
neues u bestimmt werden kann. Auf diese Weise kann man
sich einem Zustand nähern, bei dem für die günstigste Uebersetzung die Grenze der
höchst zulässigen Belastung erreicht ist. In der Regel wird ein befriedigender Zustand schon
bei der zweiten Gewichtsbestimmung eintreten.
Damit können wir die Untersuchungen über den Einfluss der Massenverteilung
abschliessen, nachdem wir in den Gleichungen 41 und 42 ein einfaches Mittel gewonnen
haben, bei bestimmten Konstruktionsdaten die Hebelmassen möglichst günstig zu
verteilen, insbesondere aber eine Entscheidung darüber zu treffen, ob ein weiterer
Vorschalthebel im Interesse der Empfindlichkeits- und Schwingungszahlsteigerung
liegt.
10. Gütezahl bei Wagen.
Wir wollen indessen noch auf ein in den Gleichungen 39, die für u < 1, bezw. 41 und 42, die für u > 1 gelten, steckendes Kriterium für die Güte der
Konstruktion einer Wage hinweisen.
Könnte man in den beiden Fällen der Uebersetzungsänderung die Hebelmassen so klein
halten und ihre Verteilung so günstig anordnen, dass ihr Betrag \frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F}, der die
im Verhältnis zur Tragfähigkeit der Wage angehäuften Hebelmassen kennzeichnet, gegen
1 bezw. gegen u so klein wird, dass er vernachlässigbar
erscheint, so würde für u = 0 in dem einen Fall, für
u = ∞, im anderen Fall ein Idealwert für mz2 erreicht von der
Grösse
m\,{z_0}^2=\frac{3600000}{E}.
Der Ausdruck
\frac{m\,z^2}{m\,{z_0}^2}=\frac{1}{1+u+\frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F}}=\eta für u < 1,
bezw.
\frac{m\,z^2}{m\,{z_0}^2}=\frac{u}{1+u+\frac{\Sigma\,x\,W_{red}}{L+F}}=\eta für u > 1
stellt demnach eine Zahl dar, die angibt, in welchem Masse man
sich dem Idealwert durch zweckmässige Anordnung und Abmessungen der
Konstruktionsglieder genähert hat. Diese Zahl muss, wie ohne weiteres aus der Form
des Ausdruckes hervorgeht, stets kleiner sein als 1. Sie bildet eine dem Nutzeffekt
der Kraftmaschinen ganz analoge Gütezahl, die zur Beurteilung der Wagenkonstruktion
dienen kann.
Die Gütezahl η lässt sich rechnerisch leicht ermitteln,
wenn man den Wert x für jeden Hebel bestimmt hat, was
leicht reichlich genau durch Schwingungsversuche an den einzelnen Hebeln für sich
geschehen kann. Für Hebel ähnlicher Form wird x
denselben Wert haben, der bei der üblichen Hebelform wenig kleiner als ⅓ sein
wird.
Beispielsweise sollen die Gütezahlen einiger angeführter Konstruktionen ermittelt
werden.
Der Fig. 16 ist eine Gleiswage in
Laufgewichtskonstruktion üblicher Bauart zu Grunde gelegt. Die Last ruht auf einer
Brücke, die sich in vier Tragschneiden auf zwei Dreieckshebel der Uebersetzung 10 :
1 abstützt, die selbst wieder an einem gemeinschaftlichen Querhebel angreifen, der
mittels Zugstange auf den Oberbalken wirkt. Die beiden ersten Hebel (die zwei
parallel geschalteten einander vollständig gleichen Dreieckshebel sind als ein Hebel im Sinne unserer Betrachtungen aufzufassen)
haben je eine Uebersetzung von 10 : 1, und sind einarmig, während der zweiarmige
Oberbalken bei der grössten zu wiegenden Last von L +
F= 30000 kg eine Uebersetzung von 1 : 15
aufweist.
Demnach wird nach Gleichung 42
\eta=\frac{u}{u+1+\frac{c+c'\,(u^2-u\cdot u_{n-1}+{u^2}_{n-1})}{L+F}},
wobei
u = 1500
un –
1 = 100
L + F = 30000 kg;
c und c' ergeben sich aus den Hebelgewichten, wenn man den Reduktionsfaktor für
die Dreieckshebel zu ⅓, den des Querhebels zu etwa ½ ansetzt; da
u2 .
x1W1
= ⅓ . 300 . 100 . 2 = 20000 kg
u22 . x2W2
= ½ . 160 . 1002 =
800000 kg,
wird
c =
820000 kg.
Der Oberbalken liesse sich wohl auf ein reduziertes
z3W3 = 10
herunterbringen, so dass
c' = 10
würde. Somit ergibt sich
\eta=\frac{1500}{1501+\frac{820000+10\,(1500^2-1500\cdot 100+100^2)}{30000}}=\frac{1500}{2232}=\sim\,0,67.
Sofern man den Oberbalken mit einer Uebersetzung ausführen könnte, die dem System die
günstigste Gesamtübersetzung gäbe, die sich aus
u=\sqrt{\frac{L+F+c+c'}{c'}}
mit u = ∾ 292 berechnet, so
ergäbe sich eine erheblich höhere Gütezahl, nämlich
\eta=\frac{292}{293+\frac{820000+830000}{30000}}=\frac{292}{348}=\sim\,0,85.
Führt man schliesslich den Oberbalken gleicharmig aus, so hätte man mit u = 100 die Gütezahl
\eta=\frac{100}{101+\frac{820000+100000}{30000}}=\frac{100}{131,7}=0,76.
Aus der Zeichnung einer Dezimal wage Quintenzscher
Bauart, die für parallele Zugstangen eine von der Lage der Last unabhängige
Empfindlichkeit zeigt, weshalb wir bei der Annahme paralleler Zugstangen
Brückengewicht und Last in der Tragschneide eines
Hebels angreifend denken können, – der zweite Hebel der als Brücke ausgebildet ist,
ist damit vollständig berücksichtigt – entnehme ich die Tragkraft L + F zu 2000 kg, das
Gewicht des ersten Hebels zu W1
= 36 kg, seine Uebersetzung zu 6 : 1, das Gewicht des
Oberbalkens, der eine Uebersetzung 1,66 : 1 zeigt, ist W2
= 24 kg. Sofern x1
= ⅓, wird
c = ⅓ . 36 . 62 = ∾ 432
und
\eta=\frac{10}{11+\frac{432+8\,(100^2-10\cdot 1,66+6^2)}{200}}=\frac{10}{11+0,5}=0,87.
Auch diese Gütezahl liesse sich noch steigern, wenn man den günstigsten
Wert für u wählte; der günstigste Wert von u ergibt sich aus
u=\sqrt{\frac{2000+432+8}{8}}
zu u = 17,5. Mit diesem würde η
\eta=\frac{17,5}{18,5+\frac{1762}{2000}}=\frac{17,5}{19,381}=0,905.
Als Beispiel einer einhebligen Wage diene eine gleicharmige Wage für 1000 kg
Tragkraft, deren Balkengewicht 18 kg ist. Mit x = ⅓ und
u = 1 ergibt sich
\eta=\frac{1}{1+1+\frac{1/3\cdot 18}{1000}}=\sim\,0,5.
Mit dem günstigsten Wert für u
mit
u=\sqrt{\frac{1000+6}{6}}=\sim\,13
wird
\eta=\frac{13}{14+\frac{1006}{1000}}=\sim\,0,87.
Da man entsprechend dem kleineren Biegemoment, das die Last nunmehr hervorruft, das
Balkengewicht noch verkleinern könnte, wäre eine weitere Steigerung der Gütezahl
möglich.
Die so errechnete Zahl η wird nun von der Zahl η' verschieden sein, die man erhält, wenn man das durch
Experiment leicht bestimmbare effektive mnz2 einer fertigen Wage, dividiert durch den
Idealwert mz02. Zur Bestimmung des effektiven mnz2 hat man nur nötig
die infolge der Zulage des dem Gewicht L + F
entsprechenden Uebergewichtes
\Delta\,L=\frac{L+F}{E}
eintretende Verschiebung von der Endschneide zu messen, sowie
die demselben Gewicht L + F entsprechende
Schwingungszahl z festzustellen. Die so experimentell
bestimmte Gütezahl η' wird nun immer kleiner sein
müssen, als die errechnete Zahl η weil diese ohne
Rücksicht auf Reibung bestimmt wurde.
Der Unterschied zwischen η und η' wird im allgemeinen um so grösser werden, je grösser die Reibung, und
diese, je grösser die Belastung ist. Da beide Werte η
und η' leicht hinreichend genau bestimmt werden können,
hat man in diesen Zahlen ein Mittel, um die Grösse der Reibungen festzustellen, über
deren Einfluss auf die Genauigkeit und Empfindlichkeit der zusammengesetzten
Hebelwagen zahlenmässig nichts vorliegt.
Die Kenntnis der Reibung bei stark belasteten Schneiden, die Zapfen mit sehr kleinem
Krümmungsradius vorstellen, wäre von grossem Wert, um die für eine bestimmte
Empfindlichkeit noch zulässige Grösse dieses Krümmungsradius festzustellen, von dem
in erster Linie die zulässige Beanspruchung der Schneiden abhängt. Vielleicht führte
die durch den oben angedeuteten Versuch leicht erlangbare Erkenntnis der Reibung
dahin, anstatt der üblichen Zuschärfung bei stark belasteten Schneiden messbare
Abrundungen zu wählen.
(Fortsetzung folgt.)