Titel: | Zeitschriftenschau. |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 747 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Sernftalbahn in der Schweiz.
(Koester.) In Ortschaften und an Strassenkreuzungen
sind Rillenschienen verlegt, die übrige Strecke ist mit Vignolesschienen ausgerüstet
von 15 m Länge und 25 kg/m Gewicht. Die Wagen haben sechs Sitzplätze zweiter
Klasse und zwölf Sitz- und zwölf Stehplätze dritter Klasse. Die Wagenlänge beträgt
etwa 9,1 m, der Radstand etwa 4 m. Den Antrieb bewirken zwei 56
PS-Gleichstrommotoren, die dem Wagen auf der grössten Steigung eine Geschwindigkeit
von etwa 18 km/Std., auf der Wagerechten von 25,5 km/Std. erteilen. Jeder Wagen hat zwei
Stromabnehmer, eine Solenoid- und eine Luftdruckbremse, ausserdem
Luftdrucksandstreuer. Der Kompressor wird von der Motorachse durch Stirnräder
angetrieben und ist an das Motorgehäuse angebaut. Kupferdraht von 50 qmm Querschnitt
dem auf 6,8 km eine Speiseleitung von 70 qmm Querschnitt parallel geschaltet ist,
bildet die Oberleitung, die an mit Gasrohrauslegern versehenen Holzmasten aufgehängt
ist; letztere sind wegen der häufigen Schneestürme in nur 30 m Entfernung
voneinander aufgestellt. Ein besonderes Kraftwerk mit zwei durch Turbinen
angetriebenen 135 Kw. Gleichstromerzeugern für 800 Volt Spannung und eine
Pufferbatterie von 200 Amp./Std. ist vorhanden. (Electrical Review, New York
1906, S. 535 bis 537.)
Pr.
Umbau von Dampfzügen in elektrische
Züge. (British Thomson Houston Co.) Bei der
Einführung des elektrischen Betriebes besass die Metropolitain Railway Co. in London neun erst im Jahre 1900 gebaute
Dampfzüge aus je sieben Wagen. Um diese weiter zu verwenden, wurden vorerst
probeweise zwei Züge umgebaut. Von jedem Zug wurden zwei Wagen als Motorwagen
ausgerüstet. Sie erhielten hierzu neue Drehgestelle mit 2,13 m Radstand, Achsen von
165 mm Durchmesser und Laufräder mit Stahlbandagen von 965 mm Durchmesser. In jedes
Drehgestell wurden zwei GE 69 Motoren von je 200 PS Leistung eingebaut. Ausserdem
wurde der Bodenrahmen des Wagenkastens zur Verbesserung der Zugänglichkeit zu den
Motoren geändert. Die Steuerung der Motoren erfolgt mittels der Sprague Thomson-Houston Vielfachsteuerung; die hierzu
nötigen Apparate und die Anfahrwiderstände sind in einem besonderen mit feuerfestem
Stoff ausgekleideten Teil des Wagens untergebracht. Sämtliche feste Leitungen sind
in Stahlröhren, die vom Wagen zu den Motoren führenden beweglichen Leitungen in
biegsamen Metallschläuchen verlegt; Anschlüsse sind mittels besonderer
Anschlussdosen mit Schiefergrundplatten hergestellt. Die Unterseite der Wagenkästen
ist mit einer 13 mm starken Lage von Uralit, der Fussboden mit einer 20 mm dicken
Zementschicht bekleidet. Die Züge sind mit selbsttätigen, schnellwirkenden
Luftdruckbremsen, die Motorwagen ausserdem mit Handbremsen ausgerüstet. Zur
Erzeugung der Druckluft dienen Kompressoren mit zwei einfach wirkenden Zylindern,
die minutlich etwa 650 l Luft ansaugen, und deren Kurbelwellen mittels doppeltem
Schneckenvorgelege angetrieben werden. Die acht Motoren eines Zuges ergeben bei
einer Gesamtkraft von 1600 PS eine Höchstgeschwindigkeit von etwa 72 km/Std. und eine
mittlere Geschwindigkeit von 26 km/Std. einschliesslich der Aufenthalte. Das Zuggewicht
beträgt 2 × 38 + 5 × 19 = 171 t, die Anzahl der Sitzplätze ist 280 in der dritten
Klasse und 120 in der ersten Klasse. Die Züge wurden am 11. Juli in Dienst gestellt
und haben seitdem ohne Anstände täglich etwa 320 km geleistet. Die übrigen sieben
Züge werden voraussichtlich in gleicher Weise umgebaut werden. (The Electrician
1906, S. 1004–1006.)
Pr.
Lokomotivbau. In Japan wurde das
Eisenbahnnetz in letzter Zeit bedeutend vergrössert. Dazu bezog Japan in den Jahren
1904 und 1905 Lokomotiven aus folgenden Ländern:
1904
1905
aus Deutschland im Werte von
470000 M.
2440000 M.
„ den Vereinigt. St. v. A. im W. von
710000 „
1890000 „
„ Grossbritannien im Werte von
3400000 „
600000 „
Grossbritannien deckte im Jahre 1905 nur 12 v. H. des Bedarfs
an Lokomotiven, dafür aber 37 v. H. des Bedarfs an Schienenmaterial und 73 v. H. der
Eisenbahnwagen. (Zeitschr. des Vereins deutsch. Eisenbahnverw, 1906, S. 1161.)
W.
Lokomotivbau. In der Ausstellung zu
Mailand befindet sich auch eine ⅗ gekuppelte Schnellzuglokomotive erbaut von der Societá Italiana Ernesto Breda, Mailand. Diese
Lokomotive hat vier Zylinder und ein zweiachsiges Vorderdrehgestell. Die
Gesamtanordnung der Lokomotive ist so getroffen, dass sie mit Normalgeschwindigkeit
ebenso gut rückwärts fahren kann. (Anmerkung: Diese Angabe müsste aber erst durch
eingehende Versuchsfahrten bewiesen werden.) Die Lokomotiven dieser Bauart gehören
zu den stärksten der italienischen Eisenbahnen und führen die Expresszüge zwischen
Mailand, Venedig, Florenz und Rom, Der Führerstand befindet sich oberhalb des
Drehgestells an der Stirnseite der Lokomotive, damit der Führer die Bahn und die
Signale besser übersehen kann. Die Hochdruckzylinder besitzen Kolbenschieber mit 265
mm Bohrung, ein Hochdruck- und ein Niederdruckzylinder befinden sich innerhalb des
Rahmens, die beiden anderen Zylinder befinden sich ausserhalb. Die Lokomotive ist
mit einer Westinghousebremse ausgerüstet, die auf alle Räder der Lokomotive wirkt.
Diese Bremsvorrichtung besitzt zwei Bremszylinder, der eine wirkt auf die sechs
gekuppelten Räder, der zweite auf die vier Räder des Drehgestells. Die grösste
Fahrgeschwindigkeit ist 90 km/Std.Der Rahmen besteht aus Flusstahlblechen von
4500 bis 5000 kg/qcm Zugfestigkeit. Die Hoch- und Niederdruckzylinder wurden mit 20 bezw.
10 at Wasserdruck geprüft. Der Kolbenkörper ist aus Gusstahl, die Kurbelachse aus
Nickelstahl von 8000 kg/qcm Zugfestigkeit, die anderen Achsen aus Siemens-Martinstahl von 5500 kg/qcm Zugfestigkeit gefertigt. Die Phosphorbronze,
welche zu den Lagerschalen verwendet wurde, enthält 90 v. H. Kupfer und 10 v. H.
Zinn.Der dreiachsige Tender führt nur Wasser. Er besteht aus zwei Kesseln von
je 4,46 m Länge und 1,72 m Durchmesser. Die Kesselbleche sind 5 und 8 mm dick. Die
Kohlen sind auf der Lokomotive untergebracht. (Engineering 1906, Bd. II, S. 422 und
458.)
W.
Kleinbahnspeisewagen. Der erste
Speisewagen auf einer meterspurigen Bahn wurde in diesem Jahre bei der elektrischen
Nebenbahn Montreux-Berner Oberland in Betrieb gestellt. Die Bahn hat auf lange
Strecken Steigungen von 68‰ und scharfe Kurven von 40–50 m. Bei 14,20 m Länge über
die Puffer haben die Wagen (vorläufig drei) eine äussere Kastenbreite von 2,70 m;
die innere Wagenbreite ist mit 2,51 m nur um 4 cm kleiner als bei
Normalspurspeisewagen. Die Wagen ruhen auf zwei zweiachsigen Drehgestellen von 1850
mm Radstand bei 8500 mm Abstand der Drehgestellzapfen bezw. 10350 mm Gesamtradstand.
Die einzelnen Achsen der Bogies sind als Lenkachsen ausgebildet; die Wagen wurden
doppelt abgefedert, so dass deren Gang auch bei der Höchstgeschwindigkeit von 45 km
in der Stunde ein sanfter und sehr weicher ist. Das Gewicht eines leeren Wagens
beträgt u8600 kg. (Schweizerische Bauzeitung 1906, S. 182–184.)
A. M.
Oberleitungsisolatoren. (Hakansson.) Um Oberflächen- und Randentladungen, sowie
ein unmittelbares Durchschlagen des Isoliermaterials besonders sicher zu vermeiden,
haben die Isolatorenwerke A.-G. Berlin-Pankow für
Hochspannungsfahrleitungen einen neuen Isolator gebaut, bei dem ein mit
Isoliermaterial umpresster Bolzen in einer mit Regenmantel versehenen Kappe gelagert
ist. Das wesentlichste ist, dass dieser Regenmantel, ebenso wie das Innere der Kappe
gleichfalls aus einem möglichst bruchsicheren Isoliermaterial hergestellt ist, so
dass eine doppelte Isolation der Bolzen gegenüber den Aufhängeteilen entsteht.
Letztere können in beliebiger Form auf der Kappe befestigt werden und auch die
Bolzenenden können verschiedenartig ausgebildet sein, so dass, wie an Beispielen
gezeigt ist, der Isolator in der verschiedensten Weise verwendet werden kann. Für
Leitungen mit mehr als 10000 Volt Betriebsspannung ist die Hintereinanderschaltung
von Isolatoren in der Weise gedacht, dass zwei an dem Ausleger des Tragmastes
befestigte Isolatoren mittels eines Querdrahtes einen dritten tragen, an dem dann
der Fahrdraht befestigt ist. Neben einer elastischen Aufhängung wird hierbei eine
vierfache Isolation erzielt. Bei Versuchen hat nie ein Durchschlagen des
Isoliermaterials stattgefunden, sondern es trat nur ein Ueberschlagen von dem
Fahrdraht zu der Aufhängevorrichtung auf und zwar im trocknen Zustande bei einer
Wechselstromspannung von 48000 bis 50000 Volt, bei einem künstlichen Regen von etwa
16 mm Höhe minutlich bei 20000 bis 24000 Volt ein. Betriebsmässig sind u.a. bei der
Versuchsstrecke der Wiener Stadtbahn derartige Isolatoren seit dem Vorjahre in
Gebrauch. (Elektrische Bahnen und Betriebe 1906, S. 549–551.)
Pr.
Synchronismus in Wasserkraftwerken.
(Heym) Bei Gleichstrom ist das Wasserkraftwerk
stets dem Dampfkraftwerk vorzuziehen. Bei Drehstrom-Lichtwasserkraftwerken,
insbesondere bei Parallelschaltung mehrerer Werke, verursacht die Bedingung des
Synchronismus Schwierigkeiten. Man muss daher von vornherein eine dauernde
Konstanterhaltung der Drehzahl der Turbinen vorsehen, welche wiederum durch eine
peinlich genau arbeitende Regulierung des Wassereinlaufs zu erzielen ist. Eine
mustergültige Anlage dieser Art ist die in Sewalls Falls (New Hampshire) in
Nordamerika, welche von der Allis Chalmers Co.
entworfen und ausgeführt wurde. Jede der beiden stehenden 900 PS-Turbinen (100
Uml./Min., 5 m
Gefälle, 175 cbm/Sek.) erhielt drei Laufräder (Bronze, je 1400 mm Durchmesser) auf
gemeinschaftlicher Welle, deren jedes mit einem Wassereinlauf versehen ist. Letztere
haben bewegliche Zuführungsschieber, welche durch Ketten mit einem
gemeinschaftlichen Einlaufring verbunden sind; ihre Betätigung erfordert nur geringe
Kraft. Die neben den Turbinen angeordneten Regulatoren besitzen
Oeldruckservomotoren; jeder Regulator wird durch eine wagerechte Welle von den
Turbinenwellen (Morsekettenübertragung) angetrieben. Der Wirkungsgrad der Turbinen
beträgt 78 v. H. bei Vollast und 75 v. H. bei Halblast. Bei Belastungsschwankungen
von 25 v. H. ergaben sich die Geschwindigkeitsänderungen zu 2 v. H. in 1,5 Sekunden,
bei 50 v. H. zu 4 v. H. in 2 Sekunden, bei 75 v. H. zu 6 v. H. in 2,5 Sekunden und
bei 100 v. H. zu 8 v. H. in 3 Sekunden. Bei Parallelbetrieb mit anderen
Dampfkraftwerken wurde bei diesem Wasserkraftwerk ein vollständiger Phasenausgleich
und somit ein absoluter Synchronismus erreicht. (Zeitschrift f. d. gesamte
Turbinenwesen 1906. S. 412.)
A. M.
Wasserkraftanlage. (Barbet.) Das neue elektrische Kraftwerk in Marly bei
Paris enthält zwei senkrechte Turbinen von je 150 PS Leistung bei 3 m Gefälle (das
Betriebswasser wird der Seine entnommen), welche gemeinsam durch Kegelradübersetzung
einen liegenden 165 Kilowatt Drehstromgenerator (300 Uml./Min.) antreiben. Die äusseren
Radialturbinen von je 1750 mm Laufraddurchmesser und 765 mm Laufradbreite
(Drucklager über Flur angeordnet) haben 80 v. H. Wirkungsgrad; der Wasserverbrauch
ist:
Lit./Sek.
Gefällem
PS
Uml./Min.
3850
1,25
50
39
4200
1,50
63
43
4900
2,00
104
49
5400
2,50
135
55
5900 (normal)
3,00
178
60
6200
3,20
196
62
Zur Aushilfe dient eine 400pferdige Parsons-Dampfturbine für
3000 Uml./Min.
(Revue de Mécanique 1906, S. 209.)
A. M.
Wechselstrommaschine mit Hilfsfeld zur
direkten Aufhebung der Ankerrückwirkung. (Heyland.) Mit einer kurzen Charakteristik der ursprünglichen
Kompensationsmethoden (Déri, Leblanc) verbindet
Verfasser die Angabe eines Verfahrens der Kompensation, das gleichzeitig auch eine
recht wirtschaftliche praktische Ausführung ermöglicht. Im Wesen besteht das System
darin, die Erregung bezw. das Feld der Erregermaschine direkt vermittels des Feldes
der Wechselstromdynamo oder der Ankerrückwirkung zu beeinflussen. Auf die direkt
gekuppelten normalen Erregermaschinen kann die vorgeschlagene Methode ohne weiteres
angewendet werden. Die ganze bauliche Modifikation besteht darin, den Luftraum
zwischen zwei Folgepolen der Wechselstromdynamo und der Erreger verschieden zu
gestalten und die Windungszahl der Pole mit kleinem Luftraum zu reduzieren. Bei
normalen Maschinen sind die Lufträume zwischen Motor und Stator im allgemeinen breit
gehalten, so dass es keinerlei Schwierigkeit bietet, die Abänderung vorzunehmen, zumal hieraus
noch eine wesentliche Ersparnis an Kupfer sich ergibt. (L'eclairage électrique 1906,
S. 81.)
Br.
Leistung des
Einphasenkommutatormotors. (B. G. Bergmann.)
Verfasser kommt in dem Aufsatze über die Traktionsleistung des
Einphasenkommutatormotors zu dem Schlusse, dass auf Grund praktischer Versuche und
rechnerisch festgelegter Werte, die grösste Leistung einer
Wechselstrommotoren-Ausrüstung (bei 25 Perioden und gewöhnlichem Zahnradvorgelege)
um 15 v. H. geringer ist als die einer gleichen Gleichstromausrüstung und, dass mit
auf die Triebwelle aufgebrachten Motoren ohne jedes Zahnradvorgelege beträchtlich
schlechtere Ergebnisse erzielt wurden. Ferner habe bei Motoren sowohl mit wie ohne
Zahnradvorgelege die Wechselstromausrüstung eine ebenso hohe Traktionsleistung als
die Gleichstromausrüstung, wenn zwischen der Armatur des Motors und dem Radkranz
eine genügende Elastizität vorhanden ist. Es können für letztere Zwecke vollkommen
ausführbare und zuverlässige Vorrichtungen entworfen werden. (Electrical World 1906,
S. 713.)
Br.
Die Grösse der Koerzitivkraft bei
stetiger und bei sprungweiser Magnetisierung behandelt (E. Gumlich) als Mitteilung der Physik.-Techn.
Reichsanstalt und gelangt zu dem Schluss, dass die Grösse der Koerzitivkraft bei
weichem Material in hohem Masse von der Grösse der Sprünge des
Magnetisierungsstromes abhängt. Sie ist am grössten bei stetiger Magnetisierung, am
kleinsten bei unmittelbarer Kommutierung. Angenähert gilt diese Abhängigkeit auch
für den Hysteresisverlust. (Elektrotechnische Zeitschrift 1906, S. 988.)
Br.
Die Erträgnisse von Elektrizitätswerken
in mittleren und kleineren Städten. (G.
Dettmar.) Nachgewiesen wird, dass die vielverbreitete Annahme von meist
schlechten Erträgnissen der Elektrizitätswerke in kleineren Städten eine irrige ist.
Eine grosse Anzahl von Werken in Städten mit 1000 bis 5000 Einwohnern liefern sehr
gute Ergebnisse; die Hälfte einer willkürlich herausgegriffenen Anzahl haben ein
Bruttoerträgnis von über 8 v. H. Bei einigen Werken in Städten mit 1000 bis 2000
Einwohnern wird das Bruttoerträgnis sicher sogar höher als 10 v. H. festgestellt.
Die Arbeit zeigt indessen auch, dass die Benutzung statistischer Angaben mit grosser
Vorsicht zu geschehen hat; ferner, wie schlechte Erträgnisse durch geeignete
Massnahmen günstiger gestaltet werden können. (Elektrotechnische Zeitschrift 1906,
S. 973, 989.)
Br.
Eine neue Polradkonstruktion für
Wechselstrom-Turbodynamos. (Rosenkötter.)
Bemerkenswert ist an dem Polrade die Erregerwicklung, die aus flach gewickeltem
blanken Kupferband hergestellt ist und zwischen deren einzelnen Windungen Leatherold als Isolationsmasse verwendet ist.
Flachkupfer hat in dieser Wicklung einen Vorteil, da es sich vollkommen fest
zwischen die Isolierringe einwickeln lässt, so dass ein Lockerwerden im Betriebe
ausgeschlossen ist. Zwischen den einzelnen Polen sind -Bronzekeilstücke angebracht
und durch Schrauben aus Manganstahl mit dem Joch verbunden, um seitliches Ausbiegen
des Erregerkupfers zu verhüten. Auch vorzügliche Ventilation nach Art einer
Klauenkupplung, ist bewirkt. Eine besondere Art der Radteilung weist gegenüber
ausschliesslicher Schwalbenschwanzbefestigung den Vorteil auf, dass die spezifischen
Materialbeanspruchungen geringer ausfallen; ferner ist die aus Flachkupfer
hergestellte Erregerwicklung, die sich bei vierpoligen Wechselstrom-Turbodynamos
bewährt hat, auch für mehrpolige Maschinen anwendbar. (Elektrotechnische Zeitschrift
1906, S. 987.)
Br.
Durch sehr weiche Röntgenstrahlen
hervorgerufene Sekundärstrahlen. (W. Seitz.)
Wenn man in die Glaswand einer kleinen Röntgenröhre ein feines Aluminiumfenster
einsetzt, so kann man noch mit verhältnismässig geringen Entladungsspannungen (bis
etwa 400 Volt) Röntgenstrahlen erzeugen, die die Glaswand nicht mehr zu durchdringen
vermögen, für die aber die Aluminiumfolie erheblich durchlässig ist. Diese
weichen Röntgenstrahlen unterscheiden sich von den mit höheren Spannungen
hervorgebrachten nur in quantitativer Hinsicht, nicht in qualitativer und es lassen
sich an ihnen beinahe alle bekannten Eigenschaften der Röntgenstrahlen nachweisen.
Gegenstand der Untersuchung ist, ob sie beim Auftreffen auf feste Körper auch
Sekundärstrahlen bilden, und welcher Art diese sind, nachdem ihre diffuse
Zerstreuung in atmosphärischer Luft schon früher beobachtet worden ist.
(Physilalische Zeitschrift 1906, Heft 20 S. 689.)
Br.
Funkentelegraphische Grosstation
Nauen. (Siewert.) Die zur Zeit grösste
deutsche Funkenstation bei Nauen ist von der Gesellschaft
für drahtlose Telegraphie m. b. H., System „Telefunken“ vor kurzem
erbaut und seit einigen Wochen dem Betrieb übergeben. Hierbei war der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie Gelegenheit
gegeben, einmal in grösserem Massstabe die Erfahrungen zu verallgemeinern, die sie
an hunderten von kleinen und mittleren Stationen auf Schiffen und auf dem Festlande
unter den verschiedensten klimatischen und topographischen Verhältnissen gesammelt
hatte. Der Aufbau der Station vollzog sich in äusserst kurzer Zeit. Begonnen
wurde Anfang Juni mit der Verlegung der Erddrähte, rund 54 km Eisendraht über eine
Fläche von 126000 qm. Anfang Juli konnten schon die ersten Fernversuche mit
Empfangsstationen auf dem Brocken und in Potsdam unternommen werden und nach
weiteren vier Wochen war die Station bis auf einige Einzelheiten fertig
eingerichtet. Nun begannen weitere Feinversuche, zunächst bis nach St.
Petersburg (1350 km über Land). Laut Kabeldepesche vom 3. Oktober aus New York hat
der Dampfer „Bremen“ des Norddeutschen Lloyd, welcher mit Telefunkenapparaten
ausgerüstet ist, auf 2500 km, davon 1000 km über Land von der Station Nauen bei nur
¾ der vollen Geberenergie gut empfangen. (Elektrotechn. Zeitschr. 1906, S. 965 u.
f.)
Br.
Der Bessemerprozess in den Vereinigten
Staaten ist nach Hunt durch die Entwicklung
des Schienenwalzwerks gekennzeichnet. In den siebenziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts wurde Amerika von fachmännischer Seite noch als ein Land hingestellt,
dessen Wettbewerb wegen der denkbar ungünstigsten geographischen Lage der Erz- und
Kohlelagerstätte von der alten Welt nicht zu fürchten sei. Zu jener Zeit wäre die
Erklärung, dass 1 t Erz über 160 km Eisenbahn und 1280 km Seeweg für 5.80 M., und
für 10,– M. bis in den Mittelpunkt der Eisenindustrie Amerikas befördert werden
könnte, wie es heutzutage geschieht, als wildeste Phantasie angesehen worden. Der
Aufschwung der amerikanischen Eisenindustrie folgte der Entdeckung der Lake Superior
Erze, deren Ausbeute 1905 bereits 34353456 t betrug. In gleicher Weise ist die
Erzförderung des Südens gestiegen, so dass 1905 3100000 t Roheisen gegen 397000 t im
Jahre 1880 erzeugt werden konnten. Das erste Bessemereisen wurde 1864 hergestellt
und die erste Bessemerschiene 1867 gewalzt. 1876 bestanden zehn Schienenwalzwerke,
von denen verschiedene wieder eingegangen sind, während andere hinzugekommen sind,
so dass heute zehn Gesellschaften dreizehn Walzwerke betreiben, die nur Schienen von
etwa 30 kg und mehr f. d. m herstellen. 1876 betrug die Gesamterzeugung von
Bessemerblöcken 469639 t, von denen 368299 t zu Schienen gewalzt wurden. Die
monatliche Höchstleistung eines Werkes war 6457 t. In diesem Jahre baute Forsyth eine neue Konverteranlage mit einem
Reversierwalzwerk, änderte das letztere aber bald in ein Triowalzwerk mit
selbsttätigen Hebetischen um, welches im allgemeinen bis heute das gleiche geblieben
ist und monatlich 91424 t Blöcke erzeugt. Zu den verbesserten mechanischen
Einrichtungen, die so grosse Produktionszahlen ermöglichen, gehört die Einführung
des Giessens in auf Wagen befindliche Formen, die aus dem Konverterraum
herausgerollt und von dem abgekühlten Block abhoben werden. Eine wesentliche
Verbesserung des Bessemerprozesses war ferner die Einführung des Mischers durch Jones,
in dem das vom
Hochofen kommende Metall (1501) durch einfaches Stehenlassen eine bedeutende
Verbesserung seiner Eigenschaften erfährt, bevor es der Bessemerbirne zugeführt
wird. Zu diesen Erfindungen kamen 1848 die von Hunt,
Jones und Suppes erfundenen selbsttätigen
Transportwalzentische, mit deren Hilfe die Bedienungsmannschaft eines Triowalzwerkes
von 17 auf 5 Mann vermindert und die Erzeugung von 300 auf 1500 t f. d. Tag
gesteigert werden konnte. Die anfänglich sehr misstrauisch betrachtete
„Stahlschiene“ gewann allmählich neben den „Eisenschienen berechtigtes Ansehen. Ohne
ihren Gebrauch wäre die ungeheure Ausdehnung des amerikanischen Eisenbahnnetzes
nicht denkbar. Der Kohlenstoffgehalt des Schienenmaterials durfte zuerst 0,30 v. H.
später 0,40 v. H. nicht übersteigen. Gegenwärtig aber stellt man für amerikanische
Eisenbahnen viel härtere Schienen her, als sie in Europa gebraucht werden.
Zweimalige Versuche, den basischen Bessemerprozess einzuführen, blieben wegen der
für diesen Prozess ungeeigneten Beschaffenheit des amerikanischen Eisens ohne
Erfolg. Weit schneller hat sich dagegen der basische Siemens-Martin-Prozess für die Herstellung von Schienenmaterial als
besonders geeignet erwiesen, wenn gleich nach ihm 1905 erst 183264 t Schienen
gegenüber 3375611 t aus Bessemereisen hergestellt sind. Seit 1897 ist unter dem
Namen Mc. Kenna-Prozess ein Verfahren in Anwendung gekommen, abgenutzte Schienen neu
zu walzen. Die Schienen werden in langen Oefen erhitzt und in zwei Stichen wieder
auf das gewünschte Profil gebracht, wobei sie nur etwa 10–12 v. H. an Gewicht
verlieren.Der Hochofen arbeitet nach amerikanischer Meinung billiger wenn er
100000 t in einem Jahr liefert und dann ausgeblasen werden muss, als wenn er
dieselbe Menge in drei Jahren liefert, wie es in Europa als vorteilhafter angesehen
wird. Die Gesamterzeugung an Roheisen ist von 1868961 t im Jahre 1876 auf 22992380 t
im Jahre 1905 gestiegen. Obgleich einzelne Oefen bis auf 750 t am Tage schmolzen,
hat man sich mit besseren Ergebnissen auf eine tägliche Erzeugung von 550 t f. d.
Ofen beschränkt. Die Anwendung des Maschinenbetriebes in der Handhabung so grosser
Massen, die Einführung der Gasmaschinen, die Amerika Deutschland verdankt und Gayleys Windgefrierverfahren sind die letzten
Kennzeichen des grossen Fortschrittes in der amerikanischen Eisendarstellung.
(The Iron Age 1906, Vol. 78, S. 414.)
Ms.
Röhrengiesserei. (Croxton.) Während noch vor zehn Jahren der Betrieb der
Röhrengiessereien bei einer täglichen Erzeugung von 1001 lohnend war, trifft dies
heute erst bei 200 t zu. Solch eine Anlage, in der täglich 500–600 t ein- und
ausgehen, stellt alle 40 Sekunden ein Rohr her. Das erforderliche Roheisen wird nur
auf Grund von Analysen beurteilt. Die Ofen beschickung wird aus vier verschiedenen
Sorten Roheisen zusammengestellt, so dass es ermöglicht wird, dem Gusseisen durch
geeignete Auswahl der Roheisensorten jede erwünschte Eigenschaft zu verleihen. Die
Mehrheit der amerikanischen Giessereien beginnt das Tagewerk um 5 Uhr morgens. Nach
einer Stunde beginnt das Giessen, das dann ununterbrochen bis 2 Uhr nachmittags
dauert. Die Röhren werden in 4 m langen Formkästen gegossen, die durch in der Mitte
befindliche Zapfen gehoben und leicht gehandhabt werden können. Rohre von 7,5, 10
und 15 cm Durchmesser werden zu je dreien in einem Kasten, 20, 25, 30 und 35 cm
Rohre zu je zweien, 40 cm Rohre zu je einem in einem Kasten gegossen. Die Kerne
haben bei Rohren bis zu 30 cm Durchmesser Kernhalter aus schmiedeeisernen Rohren,
bei grösseren Rohren Kernhalter aus gusseisernen Rohren. Alle Formen werden am Tage
vor dem Giessen festgestampft und trocknen dann ebenso wie die Kerne über Nacht in
Trockenöfen. Besondere Vorrichtungen stellen die Kerne in den Formen genau zentrisch
ein. Eine halbe Stunde nach dem Guss werden die Rohre aus den Kästen genommen und in
den Reinigungsraum gerollt. Der verbrannte Sand wird im Mühlwerk wieder fein
gemahlen. Das Putzen der Rohre geschieht mit Hammer und Meissel von Hand mit
grösserem Vorteil als mit komprimierter Luft. Nach dem Reinigen kommen die Rohre in
einen Ofen, den sie mit einer Umdrehung passieren, wobei sie auf eine Temperatur
gebracht werden, bei welcher sie durch Eintauchen in einen Teerbehälter eine
dauerhafte Schutzdecke gegen alle zersetzenden Angriffe des Erd-Bodens erhalten.
Darauf werden sie bei einem Wasserdruck von etwa 250 at geprüft. (The Iron Age 1906,
Vol. 78, S. 146).
Ms.