Titel: | Zeitschriftenschau. |
Fundstelle: | Band 321, Jahrgang 1906, S. 796 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Wagenbremsen. (Sayers) (Fortsetzung von S. 734.) Die sogenannte
„Moment“ bremse, welche in Amerika einige Verbreitung gefunden hat, wird
angestellt durch Aufwinden der am Bremsgestänge befestigten Bremskette auf eine
Rolle, die auf einer Fahrzeugachse sitzt und mittels einer Reibungskupplung mit der
Fahrzeugachse zum Bremsen gekuppelt wird.
Die „elektrische
Gefahrbremsung“, die in der ersten Zeit des elektrischen Bahnbetriebes
bereits bekannt wurde, besteht im Kurzschliessen jedes Motors, nachdem die
Verbindungen zwischen seinem Felde und seinem Anker vertauscht wurden. Hierbei wird
die kinetische Energie allein im Motor in Wärme verwandelt, der hierdurch äusserst
stark beansprucht ist. Die starke Stosswirkung, mit der die Bremswirkung verbunden
ist, wirkt ferner auch schädlich auf den Wagen und besonders auf die Zahnräder.
Verbessert wurde dies Bremsverfahren durch die Verwendung von Widerständen in dem
Motorstromkreise, durch deren stufenweises Ausschalten eine Regelung erzielt werden
kann. Immerhin treten beim Bremsen in den Motoren noch ebenso starke Ströme wie beim
Anfahren auf, so dass betriebsmässiges Kurzschlussbremsen die Motortemperatur
wesentlich erhöht. Eine weitere Verbesserung wurde durch das Einschalten eines
Elektromagneten in den Motorstromkreis erhalten, der am Wagen befestigt ist und bei
der Erregung sich gegen eine auf der Wagenachse sitzende und als Anker dienende
Scheibe legt. Da alsdann ein Teil der Energie durch Reibung und auch durch
Wirbelströme vernichtet wird, ergibt sich eine Entlastung der Motoren. Besonders
eignet sich diese Scheibenbremse für Anhängewagen. Werden Nebenschlussmotoren statt
der üblichen Hauptstrommotoren verwendet, so kann beim Bremsen Strom in das Netz
zurückgeliefert werden. Diesem Vorzug stehen jedoch im allgemeinen wesentliche
Nachteile bei der Verwendung der Nebenschlussmotoren entgegen. An Stelle der
elektromagnetischen Scheibenbremse sind mit Vorteil Solenoidbremsen verwendet
worden, deren beweglicher Kern auf das Bremsgestänge wirkt. Ein Nachteil aller
dieser elektrischen Bremsen ist, dass sie versagen, falls die Räder durch die
Handbremse festgehalten werden und auf den Schienen, anstatt zu rollen, schleifen.
Die Bremswirkung ist abhängig von dem Zustande der Schienen, da die Adhässion
zwischen Rad und Schiene hierdurch von einem Viertel bis auf ein Neuntel des
Raddruckes geändert werden kann. Bei letzterem Wert ist noch eine Verzögerung von 1
m/Sek.
möglich. (Fortsetzung folgt.) (The Electrician 1906/1907, S. 7–9.)
Pr.
Verteilung der magnetischen Kraftlinien
im Anker einer Gleichstrommaschine. (v.
Studniarsky.) Nach überschlägigen Erwägungen nimmt man den Verlauf der
Kraftlinien im Anker derart an, dass sich die kürzeren Kraftlinien in den äusseren
Zonen des Ankers zusammendrängen, die längeren dagegen entsprechend der Tiefe des
Ankerkerns weniger dicht verlaufen, da mit der Tiefe der magnetische Widerstand
grösser wird. Verfasser prüft durch den Versuch, inwiefern diese Voraussetzungen mit
den Tatsachen im Einklang stehen. Zum Versuche sind parallel zur Achse des Ankers in
verschiedener radialer Tiefe Kanäle angeordnet, durch die Prüfspulen gewickelt sind.
Die Kanäle sind gegen den Halbmesser versetzt, um die Verteilung der Kraftlinien
möglichst wenig zu verzerren. Die Enden der Prüfspulen sind zu Schleifringen
geführt. Bei umlaufendem Anker wird der periodische Verlauf der in den Prüfspulen
induzierten E. M. K. mit dem Kurvenindikator aufgenommen. Ein Hauptergebnis ist die
Erkenntnis, dass die Induktion nicht vom äusseren Umfang des Ankerkernes nach dem
Inneren stetig fällt, sondern, dass der Höchstwert der Induktion ungefähr in der
Mitte des Kernes liegt. Der Grund für diese Erscheinung ist in der selbst entmagnetisierenden Rückwirkung des Ankers zu
suchen. (Zeitschr. d. V. d. Ing. 1906, S. 1783.)
Br.
Elektromotor mit radial verschiebbaren
Feldmagnetpolen. (G. Wagner) Die Polstücke,
die in passenden Führungen des Gehäuses gleiten, haben an ihren äusseren Enden je
einen rechteckigen Ausschnitt, dessen offene Seite durch ein angeschraubtes Stück
verdeckt wird. In die hierdurch entstehende Aussparung sind Exzenterlager aus Bronze
eingelegt, die zugleich von den angeschraubten Stücken so festgehalten werden, dass
sie sich entlang der letzteren verschieben lassen. In den Lagern drehen sich
Exzenter, die auf Wellen befestigt sind. Diese drehen sich in Lagern, die an das
Gehäuse angegossen sind. Die Einstellung der Exzenter ist eine solche, dass deren
Mittelpunkte gerade in die Ebenen der zum Anker radial liegenden
Polverschiebungsachsen fallen, wenn die Pole dem Anker am nächsten stehen. Die
Exzenter machen eine Viertelumdrehung, um die Pole in ihre äussersten Entfernungen
zum Anker zu bringen. Die auf einen Hebelarm wirkende magnetische Anziehung wird
folglich proportional zum Sinus des durch das Exzenter zurückgelegten Winkels. 3
Figuren. (Der Elektropraktiker, Beilage zur Helios Exportzeitschrift f. Elektrot.
1906, S. 39–40.)
Br.
Hochofenbegichtung. (Benrather Maschinenfabrik) Das Erz kommt in
Eisenbahnwagen an und wird in Erztaschen, die unter der Hüttensohle liegen,
geschüttet. Von hier gelangt es in Möllerwagen, die die fertige Möllerung über
Rutschen in die Förderhunte schütten. Ein Schrägaufzug mit zwei nebeneinander
liegenden Gleisen führt zur Gichtbühne. Die hinteren Räder der Förderhunte haben
doppelte Spurkränze. Der Förderhunt wird gekippt, indem die äusseren Kränze auf zwei
hochgeführte Schienen auflaufen, während die vorderen Räder festgehalten
werden. Das Material rutscht aus den Hunten zuerst in einen oberen
Aufgabetrichter und von hier durch Senken seiner Verschlussglocke in den darunter
befindlichen grösseren Aufgabetrichter. Ist dieser gefüllt, dann gelangt die Charge
durch Senken der Glocke des Gichtverschlusses in den Hochofen. Das Senken und
Heben der Verschlussglocken geschieht durch eine elektrische Winde mittels
Balanciers. Ihr Hub ist durch Endausschalter genau begrenzt, um eine gute Abdichtung
zu erzielen. Die Winde des Schrägaufzuges nebst Führerstandes befindet sich über
Flur auf einem portalartigen Gerüst, das ein Eisenbahngleis überspannt. Da der
Betrieb unter allen Umständen aufrecht erhalten werden muss, so sind alle Teile in
doppelter Zahl vorhanden, die Motoren, die Bremsen, die Schalter nebst Widerständen.
Auf den Motorwellen befinden sich elektromagnetische Bandbremsen, auf den
Trommelwellen weitere Sicherheitsbremsen mit Fallgewicht. Ein Teufenzeiger im
Maschinenraum zeigt den jeweiligen Stand der Hunte auf dem Aufzuge an. Beim
Zuhochziehen wird durch den Teufenzeiger ein Endausschalter betätigt, der auch die
genannten Sicherheitsbremsen zum Einfallen bringt. Sollte diese
Sicherheitsvorrichtung versagen, so betätigt der zu hoch gezogene Hunt selbst einen
von einem Hilfsstrom durchflossenen Endausschalter, der die Winde stillsetzt.
Der Führer kann dann zurückfahren, indem er den Hauptschalter betätigt und die
Fallgewichte der Sicherheitsbremsen hochkurbelt. Bei einer zweiten Anlage wird
das Material mittels Hängebahn zu den Fülltrichtern geschafft. Der Schrägaufzug
besitzt zwei Gleise mit verschiedener Spurweite, die in der Mitte der Strecke
übereinander weggeführt sind. Der obere Aufgabetrichter des Gichtverschlusses ist
drehbar, um eine gleichmässige Verteilung der Erzcharge im grossen unter ihm
liegenden Aufgabetrichter zu erzielen. Das Drehen geschieht durch eine elektrische
Winde, die. für jeden beliebigen Drehwinkel eingestellt werden kann. Eine
Wandermutter des Teufenzeigers betätigt einen Hilfsschalter, und dieser einen
Kontroller an der Drehwinde; das Ausschalten geschieht selbsttätig. Die
Verschlussglocke wird hier ebenfalls durch eine besondere elektrische Winde bewegt.
Zum Ausbau der schweren Verschlussteile ist über der Gicht ein 15 t-Laufkran
angeordnet. Die Steuerung sämtlicher Winden geschieht von unten aus durch den
Führer. Bei einer dritten Anlage zum Begichten mit Koks, der beim Stürzen leicht
springt, werden anstatt der Förderhunte Förderkübel benutzt, die an einer Laufkatze
hängen und gleichzeitig als obere Aufgabetrichter dienen. Ein solcher Kübel besteht
aus einem zylindrischen Gefäss, das unten durch einen Trichter verschlossen ist. Dieser
wiederum hängt mittels einer Stange an dem Haken der Laufkatze. Beim Aufgeben setzt
sich der zylindrische Teil des Kübels mit einem unten angenieteten Winkeleisenring
auf die Gichtbühne. Indem nun der Verschlusstrichter weiter gesenkt wird, entleert
sich der Kübel in den Aufgabetrichter des Hochofens. Die Laufkatze läuft auf den
unteren Gurtungen eines Parallelträgers. Das Gewicht der Laufkatze und des Kübels
mit dem halben Inhalt ist durch ein Gegengewicht ausgeglichen, das sich auf den
oberen Gurtungen des Parallelträgers bewegt. Die Hubwinde hat dadurch nach beiden
Seiten fast die gleiche Arbeit zu leisten, die Motoren können kleiner gewählt werden
und man erhält bessere Anfahrverhältnisse. Der Maschinenraum befindet sich hier
unter Flur. Der Führer steuert die Aufzugswinde nach Angaben des Teufenzeigers.
Er vermag nach einiger Uebung den Kübel, ohne ihn zu sehen, sanft auf die Gichtbühne
zu setzen oder ihn um beliebig kleine Strecken zu heben und zu senken. Die
Sicherheitsvorrichtungen gegen Zuhochziehen sind hier dieselben wie bei der erst
beschriebenen Anlage. 10 Fig. (Stahl und Eisen 1906, S. 1303–1311.)
Ds.
Dampfturbinen. Entwicklung der Schiffstarbine. Die Entwicklung der
Dampfturbine als Antriebsmaschine von Dynamomaschinen bis zu den grössten Leistungen
erfolgte mit beispielloser Raschheit während der letzten Jahre. Die folgende kurze
Zusammenstellung zeigt dies deutlich:
Jahr
Leistungin KW
Dampf-verbrauchf. d. KW/St.
Vakuummm
Ueber-hitzungin ° Cels
Dampf-druckin kg/qcm
1887
75
22,5
–
–
8,4
1892
100
12,2
675
10
–
1898
1250
8,5
700
80
9,1
1901
1000
7,8
675
92
10,5
1902
3000
6,7
675
113
9,7
1904
4000
7,0
720
66
14,0
Die Dampfüberhitzung, die bei den ortsfesten Turbinen heute
durchwegs angewendet wird, steigert die Oekonomie für jede 5° ungefähr um 1 v. H. Zu
Lande ist die Dampfturbine, ausser zum Antrieb von Dynamomaschinen, auch zum
direkten Antrieb von Zentrifugalpumpen, Kompressoren und Ventilatoren bereits
angewendet. Ein ganz besonderes Interesse nimmt der Schiffbau an der Entwicklung der
Dampfturbine als Antriebsmaschine für Schiffe. Die „Turbinia“, das erste
mit Dampfturbinen ausgerüstete Schiff, hatte während der Versuchszeit von 1894–1898
vielfach durchgreifende Aenderungen erlebt. Die erste eingebaute Turbine hatte eine
Leistung von etwa 1500 PS und arbeitete mit radialer Beaufschlagung der
Laufradschaufeln. Die Versuchsergebnisse befriedigten nicht; es wurde nur eine
Geschwindigkeit von 18 Knoten erzielt. Die verschiedenen verwendeten Propeller
ergaben alle sehr niedrige Wirkungsgrade. Nach Entfernung der ursprünglichen
Maschine wurden schliesslich drei Turbinen angewendet, eine Hochdruck-, eine
Mitteldruck- und eine Niederdruckturbine. Jede Turbine arbeitete auf einen
eigenen Propeller; auf die Welle der mittleren (Niederdruck-)Turbine war eine
Turbine für Rückwärtsfahrt gesetzt. Unter Benutzung der Erfahrungen bei der
„Turbinia“ wurden nun die Torpedobootzerstörer Viper und Cobra der
englischen Marine mit Dampfturbinen ausgerüstet. Es wurden damit Geschwindigkeiten
(36,86 Knoten) erreicht, die bis dahin kein Dampfer hatte aufweisen können. Die
englische Handelsmarine entschloss sich erst 1901 zur Einführung der Dampfturbine,
zuerst auf dem Dampfer „King; Edward“, im folgenden Jahr auf dem Dampfer
„Queen Alexandra“. Diesen Schiffen folgten bald eine ganze Reihe anderer
Marineturbinenschiffe; ihre Zahl ist heute auf über 30 gestiegen mit einer
Gesamtmaschinenleistung von 235000 PSi. Die folgende
Tabelle zeigt sehr deutlich den Fortschritt:
Bau-jahr
Name desSchiffes
Abmessungen inm
UmgefähreMaschlstg.PS
1901
King Edward
75 × 9 × 5,35
3500
1903
The Queen
91 × 12 × 7,5
7500
1904
Virginian u. Victorian
156 × 18 × 12,3
12000
1905
Carmania
203,5 × 21,6 × 15,6
21000
Im Bau
Lusitania undMauretania
235,5 × 26,4 × 18,2
70000
Den „Viper“ folgten die Turbinenschiffe Velox und Eden,
Torpedobootzerstörer der englischen Kriegsmarine; sie waren mit Zusatzmaschinen
ausgerüstet, um auch bei langsamer Fahrt wirtschaftliche Ergebnisse zu erzielen. Von
den grösseren Schiffen der englischen Kriegsmarine besitzt der Kreuzer Amethyst und
das Schlachtschiff Dreadnought Turbinen und zwar wie die meisten englischen Schiffe,
Parsons-Turbinen, die besonders bei grösseren
Leistungen ihre Ueberlegenheit in der Oekonomie über die Kolbenmaschinen derselben
Klasse bewiesen haben. Die nachstehende Tabelle enthält Vergleichswerte
gleichartiger und für den gleichen Dienst (Personenfahrt zwischen Ostende und Dover)
bestimmter Dampfer, von denen einer mit Turbinen und drei mit Kolbendampfmaschinen
ausgerüstet sind. Darnach ergibt sich bei gleichem Kohlenverbrauch eine um 15 v. H.
kürzere Fahrtdauer des Turbinenschiffes. Die eingeklammerten Werte der drei letzten
Kolonnen haben sich im Betrieb während der sechs ersten Monate des laufenden Jahres
ergeben.
Name des Schiffes
Baujahr
Länge
Breite
Drehmoment
Geschwindig-keit währendder
Versuchs-fahrtenKnoten
Anzahl derFahrten
MittlereDauer einerFahrtMinuten
Kohlenver-brauch wäh-rend
einerFahrt
Art der Maschinen
m
t
Mittelwerte aus dem Jahre 1905
Princesse Elisabeth
1905
104,85
12,20
2005
24,0
82 (134)
187 (185)
23,01 (22,71)
Dampfturbinen
Princess Clementine
1896
103,70
11,58
1853
22,19
278 (132)
217 (210)
24,05 (23,22)
Kolbendampfmaschinen
Marie Henriette
1893
103,70
11,58
1847
22,2
278 (106)
212 (206)
23,82 (24,27)
„ „
Leopold II.
1893
103,70
11,58
1829
22,0
232 (44)
227 (202)
24,30 (24,87)
„ „
Bei gleichem Laderaum und gleicher Geschwindigkeit wie bei den
Dampfern mit Kolbenmaschinen würde das Turbinenschiff einen um 25 v. H. geringeren
Kolbenverbrauch haben. Die Anordnung der Turbinen ist für Handelsschiffe meist
so getroffen, dass drei Turbinen je eine Welle antreiben: eine Hochdruckturbine in
der Mitte und zwei Niederdruckturbinen zu beiden Seiten derselben. Dabei expandiert
der Dampf in der Hochdruckturbine etwa auf das 5 fache, in den Niederdruckturbinen
auf das 25 fache seines Anfangsvolumens. Auf den Wellen der Niederdruckturbinen
sitzt je eine Rückwärtsturbine. Bei Torpedobooten finden sich meist drei
Turbinen (Hoch-, Mittel- und Niederdruckturbine) auf drei getrennte Wellen arbeitend; auf der
mittleren Welle sitzt die Rückwärtsturbine. Dies ergibt eine Verringerung des
Gewichtes bei gleicher Leistung gegenüber der Anordnung einer Hochdruckturbine mit
zwei Niederdruckturbinen in Parallelschaltung. Für sehr grosse Leistungen werden
vier Wellen angewendet; auf jeder sitzt eine Hoch- und Niederdruckturbine; die
beiden aussenliegenden Turbinenpaare dienen für den Rückwärtsgang. Der grosse
Einfluss einer hohen Luftleere auf die Oekonomie der Dampfturbinen ist durch
Versuche ausser Frage gestellt. Zur Erzielung eines hohen Vakuums und zur
Unterstützung des Kondensators und der Luftpumpe hat Parsons einen sogen. „Vakuumvermehrer“ angewandt Derselbe besteht
aus einer Düsenvorrichtung am Boden des Kondensators. Der eintretende Dampfstrahl
reisst die Luft aus dem Kondensator mit und schafft sie nach Passieren eines kleinen
Hilfskondensators zur Luftpumpe. Durch dieses einfache Verfahren wird die Luft fast
vollständig aus dem Kondensator entfernt. Die Einrichtung ist mit sehr gutem Erfolg
auf mehreren Schiffen ausgeführt. Bezüglich der Höhe des Kesseldruckes ist zu
erwähnen, dass in den Grenzen von 10–15 at der Gewinn durch die Erhöhung des
Dampfdruckes verhältnismässig gering ist. Die Messung der Maschinenleistung
kann nicht wie bei Kolbenmaschinen durch den Indikator erfolgen; man misst daher die
durch die. Welle geleitete Energie mit Hilfe eines Torsionsdynamometers, welches die
Verdrehung der Welle anzeigt. Die Entwicklung der Schiffsdampfturbine erfolgte
fast ausschliesslich in England. In Deutschland und Frankreich finden sich nur
wenige Turbinenschiffe. Der Grund, dass die Parsons-Schiffsturbine auf dem Kontinent so wenig Verbreitung gefunden hat,
liegt wohl darin, dass hier eine Reihe von Turbinensystemen miteinander in
Konkurrenz stehen und dass die Reder erst die Erfahrungen mit den verschiedenen
Systemen abwarten wollen. In England herrscht die Parsons-Turbine fast allein und hat sich schon sehr vervollkommt und
eingebürgert. Die gesamte Leistung der auf englischen Schiffen verwandten Parsons-Turbinen beträgt etwa 280000 PSi. Im ganzen beiträgt die Leistung der von der Parsons Marine Company und ihren Lizenznehmern gebauten
Schiffsturbinen über 870000 PSi. 8 Fig. (Engineering
1906, S. 471–474.)
M.
Spindelspurlager bei
Vorspinnmaschinen. Es wird eine neue Oelkammer an der Spindelspurlagerung
beschrieben, die nicht durch Ausdrehen des Spindelfusses hergestellt ist, sondern
bei welcher die Höhe direkt unter der Mündung etwa 3 mm tief eingedreht wird, und
zwar gegen den Boden der Höhle, also nach unten zu abgeschrägt, so dass kein Grat
nach unten zu entsteht. Die so geschaffene Einkerbung im Innern des Spurlagers
bildet die beste Oelkammer für das verdrängte Oel, und ein Herausspritzen des
letzteren beim Einsetzen der Spindel wird vermieden, woraus sich Oelersparnis und
andauernd gute Schmierung der Spindelspurlagerung ergibt. 5 Figuren. (Leipziger
Monatsschrift f. Textilindustrie 1906, S. 305–306.)
Br.
Ware und Wirkmuster an Rundstühlen.
(Willkomm) Die Fortschritte an den
Rundkulierstühlen für Wirkmuster beruhen auf der Aenderung zu der relativen Lage
oder Relativbewegung von Stuhlnadel und Mailleusenplatine. Die Mittel dafür waren
das Drängrad und die vor- bezw. nacheilende Mailleuse. Um die von Hand bediente
Maschine zur selbsttätig arbeitenden Handstrickmaschine umzugestalten, waren zwei
Hauptaufgaben zu lösen, die beide in der Standardmaschine restlos gelöst wurden.
Einerseits war dies die selbsttätige Umsteuerung der kreisenden Bewegung der
Schlossdreiecke in eine schwingende und umgekehrt, und zwar in einem willkürlich
vorherbestimmten Augenblick, andererseits Aus- und Einschalten von einzelnen Nadeln,
das abhängig sein muss von der Bewegungsart der Schlossdreiecke. Die Maschine, die
Verfasser zum Gegenstande der Beschreibung gemacht hat, ist demnach durch den
Mechanismus der Umsteuerung und der Aus- und Einschaltung einzelner Nadeln
gekennzeichnet. (Leipziger Monatschrift f. Textilind., Heft 9 und 10, Jahrg. XXI,
1906.)
Br.
Ein neues Mikrophon, dessen Vorteil
darin liegt, die Schwingungen der Membran nach beiden Seiten hin nutzbar und gleich
zu machen, stammt von der Züricher
Telephongesellschaft. Der Apparat ist für Linien in Städten bestimmt, bei
denen grosser Leitungswiderstand herrscht und andere störende Faktoren auftreten
können. Auf der der Schallöffnung zugekehrten Seite der Membran ist ein Ring aus
Kohle mit kleinen Aushöhlungen, wodurch erreicht wird, dass die Schallwellen die
Membran in der Mitte ungehindert treffen können, und, dass die Schwingungen, die die
Membran in konzentrischen Kreisen macht, alle Kontakte auf einer Seite der Membran
in gleichem Sinne und in gleicher Stärke treffen müssen, dass aber auch die Wirkung
auf die Kontakte auf einer Seite der Membran der Wirkung auf die Kontakte auf der
anderen Seite entgegengesetzt ist. Die beiden Primärwicklungen der Induktionsspule,
die in diesem Apparat in umgekehrtem Sinne induzierend wirken, sind mit den
umgekehrten Polen der Batterie verbunden, so dass sich ihre induzierenden Wirkungen
auf die sekundäre Wickelung summieren. Die Induktionswirkung des Apparates beträgt
das Mehrfache derjenigen eines gewöhnlichen Mikrophons, was an Hand einer Berechnung
gezeigt wird. 6 Figuren. (Helios, Exportzeitschr. f. Elektrot. XII. Jahrgg. 1906,
No. 44, S. 1337–1341.)
Br.
Röntgenschirm mit deutlichen
Nachbildern. (Dr. Dannenberg.) Verfasser
beschreibt einen Röntgenschirm, zu dessen Herstellung Schwefelzink verwertet wird
und der in Bezug auf die Röntgenstrahlen nicht nur die Eigenschaften des
Bariumplatincyanür-Schirmes in erhöhtem Masse zeigt, sondern auch ein helles
Nachbild liefert, das nach der Beobachtung, wie jede Phosphoreszenz, durch
Wärmestrahlung (Bogenlicht) leicht beseitigt werden kann. Dieses Nachbild blasst
allmählich ab; Einzelheiten sind indessen noch nach 5 Minuten sehr gut bemerkbar.
Der Schirm ist sofort wieder gebrauchsfertig, wenn das Nachbild gelöscht ist. Die
Vorteile sind offenbar und bestehen darin, dass das Röntgenbild klarer ist als auf
dem Bariumcyanür-Schirm und so aufgenommen werden kann, wie photographische Platten
belichtet werden, wodurch der Beobachter vor Bestrahlung geschützt ist. Die
Beobachtung des Bildes wird ferner unabhängig vom aufzunehmenden Gegenstand und kann
nach der Bestrahlung in aller Ruhe geschehen. Der Schirm kann unter die
photographische Platte gelegt werden und erlaubt so unmittelbar vor der
Plattenentwicklung eine Beurteilung des photographierten positiven Bildes.
(Elektrot. Zeitschr. 1906, S. 1021.)
Br.
Neuere Vorstellungen über den Aufbau der
Atome. Dieses von (Rob. Lang) im Württemberg.
Elektrot. Ver. in zwei Vorträgen behandelte Thema tritt der Frage nahe, ob der Stoff
den Raum in stetiger Ausdehnung erfülle, ob er in einzelne Teile mit bestimmter
individualität zerteilt ist. Das erste dynamische Bild eines Atoms gab W. Thomson auf Grund der Helmholtzschen Untersuchungen über Wirbelbewegung in; reibungslosen
Flüssigkeiten. Das Thomson sehe Atommodell, das ein
Planetensystem im kleinen ist, wird im Verlaufe des; Vortrages nach seinen
magnetischen und radioaktiven Eigenschaften untersucht. Es scheint dem Urteile des
Vortragendem zufolge die Thomson sehe Vorstellung vom
Atom zulässig zu sein und in ihrer die Tatsachen zusammenfassenden Kraft einen
Fortschritt unserer Erkenntnis darzustellen. Der weitere Ausbau hänge in erster
Linie davon ab, ob es der mathematischen Analyse gelingt, der ausserordentlichen
Schwierigkeiten bei der Untersuchung so komplizierter Bewegungsmechanismen Herr zu
werden. (Elektrot. Zeitschr. 1906, S. 1031 u. f.)
Br.
Automobilhandel. Im nachstehenden
soll der Automobil-Ein- und Ausfuhrhandel der wichtigsten Kulturländer der letzten
beiden Jahre einander gegenübergestellt werden. Bemerkt sei im voraus, dass die
Jahresstatistiken einzelner Länder nur fertige Automobile umfassen, während bei
anderen gleichzeitig Zubehörteile mit inbegriffen sind. Die hierdurch bedingten
Abweichungen in den Ein- und Ausfuhrziffern sind indessen nicht von so erheblichem
Umfange, dass das Gesamtbild dadurch beeinträchtigt würde. Die führende Stelle
bezüglich der Ausfuhr hat die französische Automobilindustrie nicht nur von Anfang
an eingenommen, sondern auch in den letzten Jahren behauptet. Die Ausfuhrwerte der
letztvergangenen zwei Jahre gehen aus Tab. 1 hervor.
Tab. 1.
Ausfuhr:
1904
1905
Motorwagen
71035000 Fr.
100265000 Fr.
Motorräder
1203000 Fr.
1212000 Fr.
––––––––––
––––––––––––
Zusammen
72238000 Fr.
101477000 Fr.
Als Absatzgebiet kommt hauptsächlich Grossbritannien in
Betracht, das im vergangenen Jahre für 49727000 Fr. eingeführt hat (also fast die
Hälfte der Gesamtausfuhr). An zweiter Stelle steht Deutschland mit 11316000 Fr. im
Jahre 1905. Der Versand nach Belgien hielt sich mit 10229000 Fr. ungefähr auf
gleicher Höhe. Der Wert der Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten von Amerika
umfasste im letzten Jahre 6647000 Fr. Ausser den genannten Ländern kommen für
Frankreich nach der letztjährigen Ausfuhrbewegung noch folgende in Betracht: Italien
mit 4805000 Fr., Argentinien mit 3301000 Fr., Algerien mit 2868000 Fr., Spanien mit
1814000 Fr., Schweiz mit 1230000 Fr. und Aegypten mit 1024000 Fr. Die Einfuhr
nach Frankreich ist, wie aus Tab. 2 hervorgeht, ziemlich gering.
Tab. 2.
Einfuhr:
1904
1905
Motorwagen
3836000 Fr.
4327000 Fr.
Motorräder
52000 Fr.
141000 Fr.
––––––––––
––––––––––
Zusammen
3888000 Fr.
4468000 Fr.
Die zweitgrösste Ausfuhr von Automobilen hatte
Deutschland, sie betrug 1905 insgesamt 22223750 Fr. gegen 15602500 Fr. im Jahre
1904. Hiervon entfallen nach Tab. 3:
Tab. 3.
(Ausfuhr)
auf 1904
1905
Motorwagen
20273750 Fr.
14076250 Fr.
Motorräder
1950000 Fr.
1526250 Fr.
–––––––––––
–––––––––––
Zusammen
22223750 Fr.
15602500 Fr.
Ein Vergleich der Tab. 1 und 3 lässt erkennen, dass die
deutsche Ausfuhr von Motorrädern der französischen gegenüber verhältnismässig gross
ist. Für Personenwagen ist Frankreich Deutschlands bester Abnehmer, da es ungefähr
den vierten Teil der letztjährigen Ausfuhr aufnahm, während auf Grossbritannien und
Oesterreich-Ungarn nur je ein Fünftel der gesamten Ausfuhr entfallen. Die deutsche
Ausfuhr der Motorlastwagen, die sich im Jahre 1905 auf ungefähr 4 Millionen Fr.
bewertete, geht zum weitaus grössten Teil nach Grossbritannien (im Jahre 1905 mehr
als fünf Sechstel des gesamten Exportes). Im Gegensatz zu der geringen
französischen ist Deutschlands Einfuhr an Kraftfahrzeugen recht bedeutend, und zeigt
zudem in den beiden letzten Jahren eine starke Zunahme. Sie belief sich 1904 auf
9730000 Fr., 1905 auf 16781250 Fr. Die Einzelwerte zeigt Tab. 4.
Tab. 4.
Einfuhr:
1904
1905
Motorwagen
8932500 Fr.
16055000 Fr.
Motorräder
797500 Fr.
726250 Fr.
––––––––––
–––––––––––
Zusammen
9730000 Fr.
16781250 Fr.
Wie ersichtlich, betrifft die Mehreinfuhr in der Hauptsache
Motorwagen, während der Bezug von Motorrädern in den letzten Jahren zurückgegangen
ist. (Schluss folgt.) („Der Motorwagen“, Zeitschrift für Automobilindustrie und
Motorenbau, S. 872–873).
–h.