Titel: | Die Entwicklung der Steinkohlengaserzeuger für den Hüttenbetrieb. |
Autor: | Gille |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 21 |
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Die Entwicklung der Steinkohlengaserzeuger für
den Hüttenbetrieb.
Von Ingenieur Gille.
(Fortsetzung von S. 8 d. Bd.)
Die Entwicklung der Steinkohlengaserzeuger für den
Hüttenbetrieb.
Ein dem Siemens-Generator verwandter Gaserzeuger
ist in Fig. 5 und 6
abgebildet. Derselbe hat ebenfalls einen viereckigen Schacht mit abgerundeten Ecken,
weicht aber in der Rostkonstruktion erheblich von diesem ab. Der besseren
Windverteilung wegen ist der aus schräg gestellten gußeisernen Stäben gebildete Rost
auf beiden Seiten angeordnet und dementsprechend der Aschenfall auf beiden Seiten
mit Türen versehen. Je zwei Türen liegen übereinander, durch die obere wird die
Schlacke abgestoßen und zerkleinert, durch die untere entfernt. Die Roststäbe ruhen
auf hohlen Balken, durch welche die Luft von einem Dampfstrahlgebläse gedrückt wird.
Die Rostbalken werden auf diese Weise gekühlt und die Luft, welche an vier Stellen
austritt, gleichzeitig vorgewärmt. Unter dem Stehrost ist entweder noch ein
gewöhnlicher Planrost eingebaut oder die Brennstoffsäule ruht, wie in der Zeichnung
angegeben, auf einem bis an den unteren Rostbalken reichenden Aschenhaufen, von
welchem von Zeit zu Zeit ein Teil abgezogen wird, der durch die von oben
nachrutschende Schlacke ergänzt wird. Der Gasabzug befindet sich seitlich und ist
mit einem Absperrventil versehen. Die Schütthöhe in diesem Generator ist etwas
größer als in dem neuen Siemens-Generator, Leistung und
Beschaffenheit des Gases ungefähr wie bei diesem.
Textabbildung Bd. 322, S. 20
Fig. 5.
Textabbildung Bd. 322, S. 20
Fig. 6.
Eine Schwierigkeit bei den viereckigen Gaserzeugern bietet die gleichmäßige
Verteilung der Kohle, welche entsprechend der runden Form des Fülltrichters in zu
diesem konzentrischen Lagen niedergeht. Das Auffüllen der Ecken muß daher mit
der Schürstange durch die Stochlöcher erfolgen, eine Arbeit, welche, wenn sie nicht
sorgfältig ausgeführt wird, zur Bildung von Luftkanälen Veranlassung gibt. Ein
weiterer Uebelstand besteht darin, daß trotz guter Verankerung das Mauerwerk leicht
undicht wird, wodurch außer Gasverlusten eine Belästigung der Arbeiter entsteht,
besonders derjenigen, welche in den kellerartigen Räumen unter der Bedienungsbühne
beschäftigt sind. Diese Unannehmlichkeiten beseitigt der runde mit einem Panzer
umgebene Gaserzeuger, dessen einfachster Vertreter in Fig.
7 abgebildet ist. Der zylindrische Schacht ist nach unten quadratisch
zusammengezogen, der Rost als Planrost ausgebildet, an welchem sich des leichteren
Rösterns wegen ein aus einer einzigen Platte bestehender Treppenrost anschließt. Die
Bedienung des Rostes geschieht von einer Seite aus durch übereinanderliegende
Türen.
Textabbildung Bd. 322, S. 20
Fig. 7.
Bei dem Fülltrichter ist gegenüber den früher erwähnten Formen
ein Unterschied zu erkennen insofern, als der in den Schacht hinreichende Teil
zusammen mit dem Verschlußkegel ausgewechselt werden kann, ohne den ganzen
Fülltrichter entfernen zu müssen. Der obere Fülltrichterverschluß ist der
vollständigen Gasdichtigkeit wegen als Wasserverschluss ausgeführt. Zum Schutz gegen
Hineinfallen von Kohle wird während des Einfüllens der Wasserbehälter mit zwei
halbringförmigen Blechen abgedeckt. Die Stochlöcher sind durch Vollkugeln geschlossen, welche
beim Einführen der Schürstange zur Seite geschoben werden.
In der Gasleitung ist unter dem Absperrventil ein Staubsack eingeschaltet der nach
Bedarf während des Betriebes entleert wird. Die Zwischenwand im Staubsack soll eine
Richtungsänderung des Gasstromes hervorbringen, um ein leichteres Ablagern des
Staubes zu veranlassen. Sie ist so niedrig gehalten, um die Gasleitung von der der
Gasaustrittöffnung gegenüberliegenden Klappe aus reinigen zu können. Diese Klappe
dient gleichzeitig als Explosionsklappe. Die Luft wird von einem Ventilator mit
einem Druck bis zu 200 mm Wassersäule in den Generator eingeblasen, der Dampf wird
durch ein besonderes Rohr in die Windleitung eingeführt, so daß Dampf- und Luftmenge
unabhängig von einander geregelt werden können. Diese Anordnung bedeutet gegenüber
den Dampfstrahlgebläsen einen Vorteil, da bei diesen das Verhältnis zwischen Dampf-
und Luftmenge bis zu einem gewißen Grade begrenzt ist, wenn auch der Querschnitt der
Saugöffnung veränderlich gemacht wird. Die Schütthöhe in diesem Gaserzeuger beträgt
bis zu 2500 mm, die vergaste größte Kohlenmenge etwa 15000 kg in 24 Stunden. Die
Ausnutzung des Brennstoffs ist besser als im Siemens-Generator.
Textabbildung Bd. 322, S. 21
Fig. 8.
Textabbildung Bd. 322, S. 21
Fig. 9.
Eine weitergehendere Durchbildung als sein Vorgänger zeigt der in Fig. 8 und 9
dargestellte von Daelen für das Stahl- und Walzwerk Rendsburg konstruierte Gaserzeuger (Z. d. V. d. I. vom
2. August 1902). Der Treppenrost ist weiter ausgebaut und zweiseitig angeordnet. Der
Aschenfall wird durch ausbalanzierte Schiebetüren zugänglich gemacht, welche sich
auf eingemauerte ⌶-Eisen aufsetzen und durch je vier Keile an die Rahmen angepreßt
werden. Die Rostbalken sind mit Wasserkühlung versehen. Eigenartig sind die
Fülltrichter ausgebildet, deren Verschluss zwei Klappen bilden, welche von der
Bedienungsbühne aus durch Hebel bewegt werden. Die Einfüllöffnung liegt mit der
Bühne bündig, so daß das Brennmaterial unmittelbar eingeschoben werden kann. An den
Fülltrichter schließt sich ein bis über das Dach reichendes Rohr an, um die durch
Undichtigkeiten und beim Beschicken entweichenden Gase abzuführen.
Das Bestreben, die runde Form des Schachtes gänzlich durchzuführen und dadurch ein
vollständig gleichmäßiges Niederbrennen der Kohlensäule zu erzielen, zeitigte die in
Fig. 10 abgebildete von Blezinger in Duisburg stammende Konstruktion. An dem Mantel des
Gaserzeugers sind mit dem oberen Rand abschneidend ⋃-Eisen angenietet, an vier
Stellen umgebogen und auf Säulen gelagert, so daß der Generator unabhängig von
der Bühnenkonstruktion aufgehängt ist und sich frei nach unten dehnen kann. Mit dem
unteren Ende des Mantels ist ein gußeiserner Winkelring fest verbunden, auf dessen
inneren Schenkel die feuerfeste Auskleidung aufgemauert ist. Der Treppenrost hat
sechsseitigen Grundriß und baut sich auf sechs Wangen auf, welche mit dem Tragring
durch Bolzen verbunden sind und gegen Abklappen durch einen auf sechs kleinen im
Fundament eingelassenen Säulen ruhenden Flacheisenring gesichert sind. Dieser
Flacheisenring trägt gleichzeitig den Planrost. Den Rostkorb umschließt eine
zweiteilige aufziehbare Glocke aus dünnem Blech, welche einerseits in ein an den
Mantel angenietetes Ringgefäß, andererseits in eine gemauerte Rinne des Fundaments
eintaucht. Beide Rinnen sind mit Wasser gefüllt. Das Gewicht der Glocke wird durch
vier mit Ketten über Rollen geführte Gegengewichte ausgeglichen. Die beiden Wellen,
auf welchen die Rollen aufgekeilt sind, sind an den Tragsäulen des Gaserzeugers
gelagert und werden beim Hochziehen der Glocke durch ein Windwerk mit
Kettenübertragung gleichzeitig gedreht. Um den Zustand des Brennmaterials im
Rostkorb beobachten zu können, sind mehrere auf dem Umfang der Glocke verteilte und
durch Klappen verschließbare Schaulöcher angebracht.
Textabbildung Bd. 322, S. 21
Fig. 10.
Die Luft wird von einem Dampfstrahlgebläse oder einem Ventilator eingeblasen und
tritt aus einem zwischen Rostkorb und Glocke aufsteigenden Rohr tangential aus. Der
Winddruck beträgt 50–100 mm Wassersäule. Der Gasaustritt kann durch einen Schieber
und ein Ventil abgesperrt werden. Das letztere wird nur beim Stillsetzen des
Gaserzeugers benutzt, während der Schieber ein schnelles Schließen beim Röstern
gestatten soll. Dieser Generator wird auch mit drei kleinen Fülltrichtern und
zentralem Gasabzugrohr ausgeführt. Das aus westfälischer Steinkohle mit 77 v. H. C erzeugte Gas hat folgende mittlere Zusammensetzung in
Vol. v. H.: CO2
– 5, CO – 25, CH4 – 2,8, H – 15, N – 51,2, mit
einem unteren Heizwert von 1374 WE. In dem kalten Gas sind etwa 68 v. H. des
Heizwertes der Kohle enthalten. Ein Gaserzeuger vergast in 24 Stunden 6–8000 kg
Kohle.
Das Anbacken der Schlacke an der feuerfesten Auskleidung in der Glutzone läßt sich
trotz des eingeführten Wasserdampfes nicht ganz vermeiden, man müßte dann der Luft
so viel Wasserdampf zufügen, daß ein Teil desselben unzersetzt in das Gas gelangen
würde. Hierdurch würden aber die Erzeugungskosten vermehrt und die Qualität des
Gases verschlechtert werden. Knandt suchte dem
Festbacken der Schlacke dadurch abzuhelfen, daß er den heißesten Teil des Schachtes
kühlte, indem er oberhalb des Rostes einen wassergekühlten Ring einbaute. Bei dieser
Anordnung ist aber die Kühlung zu energisch, so daß die an den Kühlring
anschließenden Brennstoffteilchen nicht vergast werden und als Koks in die Asche
gehen.
Turk nahm den Knandtschen
Gedanken später wieder auf und führte die Kühlung in der in Fig. 11 dargestellten Weise durch. In den Wandungen
eines gußeisernen Zylinders ist eine Rohrschlange eingegossen, durch welche
ununterbrochen ein Wasserstrom fließt. Diese Kühlung genügt vollkommen, das
Verbrennen des Gußringes und das Ansetzen der Schlacke zu verhindern. Die Schlitze
in dem gußeisernen Ring des Turkschen Gaserzeugers
dienen zum Durchstecken von Stäben beim Abschlacken, ein Verfahren, das auch bei
anderen Generatoren häufig Anwendung findet. Nachdem der Hilfsrost, oder wie er
genannt wird, der „falsche Rost“ eingebaut ist, werden die den eigentlichen
Rost bildenden Stäbe ausgezogen, so daß der unterhalb des Hilfsrostes befindliche
Generatorinhalt in den Aschenfall fällt. Während des Betriebes sind die Schlitze
durch Blechklappen geschlossen. Der Turksche Generator
hat sich gut eingeführt, allerdings mehr für Braunkohlen als für
Steinkohlenvergasung.
Textabbildung Bd. 322, S. 22
Fig. 11.
Die Einschnürung des Schachtes oberhalb des Rostes, welche den Zweck verfolgt, das
Emporstreichen von Luft an den Wandungen der Ausmauerung zu verhindern, begünstigt
das Anbacken der Schlacke, da die Querschnittsverengung eine lebhaftere Verbrennung
zur Folge hat. Ferner gibt sie besonders bei Gaserzeugern von geringem Durchmesser
und bei Vergasung schlackenreicher Kohle leicht Veranlassung zu Gewölbebildungen.
Man ging daher dazu über, den Schacht entweder glatt durchzuführen oder sogar nach
dem Roste hin zu erweitern. Dieses hatte um so weniger Bedenken, als die Schütthöhe
des Brennstoffes gegenüber derjenigen der ersten Gaserzeuger bedeutend gewachsen war
und die runde Form des Schachtes an sich schon die Bildung von Luftkanälen
erschwert.
Textabbildung Bd. 322, S. 22
Fig. 12.
Ein unter Berücksichtigung dieser Gesichtspunkte konstruierter
Gaserzeuger ist der in Fig. 12 dargestellte Poetter-Generator. Er besitzt wie der Blezinger-Generator einen sechsseitigen Korbrost,
welcher von einer aufziehbaren Glocke umschlossen wird. Das Schachtmauerwerk ruht
mit einem gußeisernen Tragring auf sechs innerhalb der Glocke aufgestellten Säulen,
der Blechmantel steht lose auf dem Tragring auf. Die die Rostplatten tragenden
Wangen sind an Rippen der Tragsäulen angeschraubt, ebenfalls in Rippen der Säulen
sind die Balken für den Planrost gelagert. Der Boden des Aschenfalls wird von einer
gußeisernen Platte gebildet, welche als Grundplatte für die Tragsäulen dient.
In der Mitte dieser Platte mündet die Windleitung, welche sich von hier aus in
sechs zu den Säulen führenden Kanälen verzweigt. Die Luft strömt durch die hohlen
Säulen und tritt auf zwei Seiten durch schmale Schlitze aus. Durch diese Anordnung
wird eine gleichmäßige Verteilung und eine Vorwärmung der Luft erzielt. Die Glocke
ist zweiteilig und taucht mit ihrem unteren Ende in eine im Fundament eingelassene
gußeiserne Rinne. Sie ist an drei Punkten aufgehängt und wird durch ein an der
Gebäudewand oder einer anderen passenden Stelle heruntergeführtes Gegengewicht
ausbalanziert. Zum Hochziehen der Glocke wird die den drei Leitrollen gemeinsame
Welle durch ein kleines Windwerk gedreht.
Der Verschlußkegel des Fülltrichters ist an einem Doppelhebel aufgehängt; die
Wasserrinne am oberen Rand des Fülltrichters wird beim Einfüllen der Kohle durch
einen Blechring bedeckt. An dem Krümmer, der den Generatorschacht mit der
wagerechten Gasleitung verbindet, ist ein bis über das Dach reichendes Rohr
angeschlossen, welches durch einen Schieber oder durch einen Deckel abgesperrt
werden kann. Während des Betriebes ist der Schieber oder Deckel geschlossen, soll
aber der Generator unter Feuer gehalten werden, um bei größerem Gasbedarf oder
während des Rösterns eines anderen einzuspringen, so dient dieses Rohr als
Schornstein und saugt beigeschlossenem Gasabsperrventil und angehobener Glocke
soviel Luft durch die Kohlensäule als nötig ist, dieselbe in Glut zu erhalten.
Ferner tritt das Rohr beim Reinigen des Rostes in Tätigkeit, indem es die sich in
der Brennstoffsäule nach Abstellung des Windes weiter entwickelnden Gase, welche
sonst unten austreten und die Arbeiter belästigen, absaugt. Um die Gasleitungen von
Flugasche und Staubablagerungen frei zu halten, ordnet Poetter für je zwei Gaserzeuger eine Staubkammer an. Dieselbe besteht aus
einem gemauerten, mit Blechmantel umgebenen Schacht, in welchem eine nicht ganz bis
auf den Boden reichende Querwand angebracht ist. Der untere Abschluß wird durch eine
mit Wasser gefüllte Tasse bewirkt, aus welcher die Ablagerungen ohne
Betriebunterbrechung entfernt werden können. Bezüglich Leistung und Güteverhältnis
dieses Gaserzeugers treffen die beim Blezinger-Generator gemachten Angaben zu.
Textabbildung Bd. 322, S. 22
Fig. 13.
Fig. 13 zeigt einen dritten Gaserzeuger mit
Glockenverschluß, bei welchem die Glocke drehbar und mit mehreren in verschiedener
Höhe angebrachten Türen versehen ist. Diese Anordnung soll verhindern, daß die
Bedienungsmannschaft während des Rösterns der strahlenden Wärme des Aschehaufens
ausgesetzt ist, gleichzeitig aber ermöglichen an jeden Punkt des Rostes
heranzukommen. Trotzdem ist aber die Möglichkeit vorhanden, die Glocke hochzuziehen.
Der Treppenrost ist quadratisch, die Luft tritt zentral unter dem Planrost ein. Das
Gewölbe über dem Schacht, welches wegen der vielen darin enthaltenen Durchbrechungen
schwierig herzustellen ist, ist bei diesem Gaserzeuger durch eine mit feuerfester
Masse ausgestampfte Abdeckplatte ersetzt, welche auf dem Schachtmauerwerk
aufliegt.
(Fortsetzung folgt.)