Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | H. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 30 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Beleuchtung.
Beleuchtungsanlagen. (Krüss.) Der Maßstab für die Beurteilung der Wirkung von
Beleuchtungsanlagen hat sich seit den ersten dürftigen Anfängen der Gasbeleuchtung,
die etwa auf die zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts zurückreicht, ganz
erheblich geändert.
Zwar wurde auch früher schon zum Beispiel bei Verträgen der
Stadtverwaltungen mit den Gaswerken ausdrücklich eine ganz bestimmte Leuchtkraft des
Gases festgesetzt. Aber feste Normen gab es hierfür zunächst nicht.
Es ist das Verdienst des Deutschen Vereins von Gas- und
Wasserfachmännern, durch seine Lichtmesskommission allmählich feste und allgemein
gültige Grundlagen geschaffen zu haben. Durch gemeinsames Arbeiten mit der
Physikalisch-Technischen Reichsanstalt fand die Hefnerkerze als Lichteinheit Eingang in die Technik. Der Verein hat ferner ein
Normalgasphotometer empfohlen und durch Herausgabe von Vorschriften für das
Photometrieren des Leuchtgases die Vornahme derartiger Messungen vollkommen
gesichert.
Diese Messungen beschränkten sich aber wesentlich auf die
Bestimmungen derjenigen Helligkeit, welche die Flammen in wagerechter Richtung
besitzen. Man kümmerte sich also gar nicht darum, in welcher Weise die zu
beleuchtenden Gegenstände, z.B. eine Strasse, erleuchtet waren. Auch nach Einführung
des Gasglühlichtes begnügte man sich mit dieser Art der Messung.
Eine vollständige Umwälzung auf diesem Gebiete wurde durch das
Aufkommen der elektrischen Beleuchtung angebahnt. Man begnügte sich nicht mehr, die
Helligkeit in irgend einer, etwa der günstigsten Richtung, zu messen, sondern man
hat bei Bogenlampen und auch bei Glühlampen Messungen in einer grossen Anzahl
verschiedener Richtungen des Raumes vorgenommen, auf diese Weise die
Ausstrahlungskurven in mehreren durch die Lichtquelle gelegten Ebenen und damit den
sogenannten photometrischen Körper der Lichtquelle festgestellt. Auch in der
Gasbeleuchtung mußte man diesen Weg betreten. Man ersann nun Verfahren, um mittels
einer einzigen Messung und ohne Herstellung der Lichtausschaltungskurve die
Gesamtlichtmenge, welche eine Lichtquelle ausstrahlt, zu bestimmen. Die ersten
derartigen Instrumente stammen von Blondel & Matthew. Besondere Beachtung verdient das
Kugelphotometer von Ulbricht, welches jetzt in der
Elektrotechnik vielfach zur Bestimmung der räumlichen Lichtstärken benutzt wird.
Es ist nun aber notwendig, sich bei Beurteilung einer
Beleuchtungsanlage nicht nur auf die Messung der Helligkeit der Lichtquelle zu
beschränken, sondern man muß auch die Stärke der erzeugten Beleuchtung zu bestimmen
suchen.
Zu diesen Beleuchtungsstärkemessern gehören der
Helligkeitsprüfer und der Beleuchtungsmesser von Wingen, das Webersche Photometer, der Apparat
von Martens und der Apparat zur Bestimmung der
Flächenhelligkeit von Krüss.
Bei Beurteilung der Ansprüche an die Beleuchtungsanlagen ist
selbstverständlich zwischen der Beleuchtung geschlossener Räume und derjenigen von
Straßen und Plätzen zu unterscheiden. Das Lichtbedürfnis für Arbeiten in
geschlossenen Räumen wird sehr verschieden angegeben. Die Angaben schwanken zwischen
10 und 50 Meterkerzen. Auch in hygienischer Beziehung müssen jedesmal die besonderen
Umstände von Fall zu Fall berücksichtigt werden.
Bei der Beurteilung der Außenbeleuchtung genügt der blosse
Augenschein nicht, sondern es muß die Beleuchtungsstärke an den verschiedenen
Punkten der Straße wirklich gemessen werden, um ein Urteil über die erzeugte
Beleuchtungsstärke und über die Gleichmässigkeit der Beleuchtung zu erlangen. Solche
Messungen sind in letzter Zeit mehrfach vorgenommen worden, unter anderem von
Professor Drehschmidt in Berlin. (Journal f.
Gasbeleuchtung und Wasserversorgung 1906, S. 949.)
Br.
Eisenbahnwesen.
Kraftbedarf der schweizer Bahnen.(Wyssling) Die zum Studium des elektrischen
Bahnbetriebes eingesetzte Kommission hat in erster Linie die Frage in Angriff
genommen, ob der gesamte Kraftbedarf der schweizer Bahnen durch die vorhandenen
Wasserkräfte gedeckt werden kann. Hierzu wurden mit Rücksicht auf den Anschluß an
andere Länder, deren Bahnen auch fernerhin mit Dampf betrieben werden,
verhältnismäßig schwere Züge in grossen Zeitabständen zugrunde gelegt, und man
erhält hierbei gegenüber einer anderen Betriebseinteilung auf jeden Fall die größten
Zahlen.
Auf Grund der auf dem Gebiete vorliegenden Versuche wurde als
mittlerer Rollwiderstand bei normalspurigen Bahnen 4,3 kg/t (für Schnellzüge 5,0–6,8,
Personenzüge 4,5–5,0 und für Güterzüge 3,0–3,2 kg/t), als Kurvenwiderstand für 1500 m
Radius 0,5 kg/t
für 970 m Radius (Gotthardtbahn) 0,7 kg/t angenommen. Für Schmalspurbahnen wurden 10 kg/t als
Gesamtrollwiderstand zugrunde gelegt. Die zum Anfahren nötige Energie ist ohne Abzug
für Anfahren auf Gefällen voll in Ansatz gebracht, und zwar die der jeweiligen
Geschwindigkeit entsprechende lebendige Kraft mit einem Zuschlag von 30 v. H. für
Personen- und Güter- und von 110 v. H. für Schnellzüge.
Die Zuggewichte sind auf Grund der Erfahrungen mit dem
Personenverkehr im August und dem Güterverkehr im Oktober 1903 ermittelt. Bei den
Bundesbahnen ergab sich für die größte Zahl der Schnellzüge 180–300 t, für einige
schwerster Belastung im Mittel 300–350 t Zuggewicht, für die Personenzüge 120–200 t (einige 200–250
t) Gewicht, für Güterzüge teils 275–400 t, teils 350–450 t Gewicht. Bei der
Gotthardtbahn entsprechen diesen Zahlen die Werte 300 t für Schnell-, 250 t für
Personen- und 450 t Gewicht für Güterzüge, bei den übrigen normalspurigen Bahnen
120–175 t für Schnellzüge, 100–175 t für Personenzüge und 100–150 t Gewicht für
Güterzüge. Die Schmalspurbahnen hatten ein mittleres Zuggewicht von 40–80 t, die
Rhätische Bahn ein solches von 120 t.
Für den Zugverkehr wurde der Fahrplan eines Wochentages im August
1904 mit sämtlichen Personenzügen, vermehrt um die Güterzüge eines Oktobertages 1903
als Maximalleistung für Sommerbetrieb und der Winterfahrplan vom Januar 1904 für die
stärkste Winterleitung zugrunde gelegt.
Mit diesen Unterlagen wurde dann der mittlere und der größtmögliche
Kraftbedarf berechnet. (Fortsetzung folgt.) (Schweizerische Bauzeitung 1906, S.
189-191.)
Pr.
Kraftverteilung der New York Central and
Hudson River Railroad. Die Gesellschaft erzeugt in ihren beiden Kraftwerken
Drehstrom von 22 Perioden sekundlich und von 11000 Volt Spannung, den sie durch
oberirdisch verlegte Kabelleitungen den acht Unterstationen zuführt. Diese versorgen
eine Gleislänge von insgesamt 470 km. Die Unterstationen sind feuersicher gebaut;
alle Leitungen sind gegen Berührung gesichert und dennoch leicht zugänglich verlegt.
Jede Unterstation enthält eine Pufferbatterie, da der zugeführte
Hochspannungswechselstrom in Gleichstrom von 666 Volt umgewandelt wird. Sämtliche
Gleich- und Wechselstromschalter und Stromunterbrecher werden vom Schaltbrett aus
elektrisch gesteuert. Die Hochspannungsschalter sind durch Betonwände von einander
getrennt.
Die Unterstationen sind teils mit 1500 Kwt.-Umformern und 550
Kwt.-Einphasentransformatoren, teils mit 1000 Kwt.-Umformern und 365
Kwt.-Transformatoren ausgerüstet. Die Sekundärwicklungen der Transformatoren liefern
Strom von 460 Volt Spannung und besitzen, um den verschiedenen Spannungsabfällen
folgen zu können, mehrere Anschlussklemmen. Die Transformatoren werden durch Luft
gekühlt. Für jede Maschinenart ist ein Reservefeld am Schaltbrett vorgesehen zur
Benutzung bei Reparaturen des eigenen Feldes. Die Akkumulatorenbatterien,
wahrscheinlich die größten der Welt, sind imstande, den Strom für einen einstündigen
Betrieb zu liefern. (22000 Amp./Std. insgesamt.)
Die Stromzuführung geschieht durch die „dritte Schiene“,
deren Abschnitte je mittels zweier getrennter Leitungen von den Kraftwerken aus
gespeist werden. Zwischen die Hauptabschnitte der „dritten Schiene“ sind
besonders gespeiste Abschnitte von Zuglänge eingeschaltet, um eine leitende
Verbindung der ersteren durch einen Zug zu verhindern. Die Stromzuführungsschiene
hat ein besonderes Profil und ist alle 3,3 m mittels Gusseisenstützen auf
verlängerten Schwellen gelagert. Die Isolatoren gestatten eine geringe
Vertikalbewegung der Schiene.
Die Fahrzeuge sind teils Motorwagen (125 mit je vier 100
PS-Motoren), teils Lokomotiven (35). Letztere haben die Dampfzüge in und aus dem
Grand Central-Bahnhof zu schleppen. Die höchste Fahrgeschwindigkeit der Lokomotiven
wird bei Zuglasten von 250 bis 900 t mit 64 bis 128 km/Std., die der Motorwagenzüge mit 84 km/Std. angegeben.
5 Fig. (Electrical World 1906, S. 799–802.)
Pr.
Elektrotechnik.
Die Vorgänge an Kohlebürsten.(Egon Siedek.) Gegenstand des Aufsatzes ist die
Untersuchung des Uebergangswiderstandes zwischen Kohlebürsten und Kommutator oder
Schleifringen. Es geht bekanntlich bis zu 3 v. H. Energie der
Gesamtmaschinenleistung an den Bürsten verloren, so daß ein Interesse an der
Kenntnis dieser Vorgänge vorhanden ist. Die bisherigen Untersuchungen beschränkten
sich darauf, Tatsachen wohl festzustellen, ohne jedoch eine Erklärung der
merkwürdigen Erscheinungen des Widerstandes zu geben. Die Kohle berührt
ursprünglich den Kommutator oder Schleifring in mehreren Punkten, an denen sich
elementare Lichtbögen zu bilden beginnen, die neben den Berührungsstellen und um
dieselben überschlagen. An der Hand der Berechnung wird gezeigt, daß der Ohm wert
des Lichtbogens bei konstanter Länge mit wachsender Stromstärke rasch sinkt. Wird
der Anpreßdruck der Bürsten vergrößert, so wird der Uebergangswiderstand kleiner,
womit auch die Länge der elementaren Lichtbögen und auch deren Ohmwert linear
verkleinert wird. Die Verminderung des Uebergangswiderstandes bei zunehmender
Stromstärke findet Verfasser einzig und allein dadurch erklärt, daß diese
elementaren Lichtbögen neben den Berührungsstellen und um dieselben überschlagen. An
Hand der mathematischen Ableitung wird diese Theorie bewiesen. Auf
Messingschleifringen wurden anläßlich der Versuche auf kürzere Zeit 120 Amp./qcm erreicht.
(Elektrot. Zeitschr. 1906, S. 1057–1060. 8 Abb.)
Br.
Maschinenteile.
Schmiervorrichtungen für
Schiffsmaschinen.(Strebel.) Während die Kurbelwellenlager der gewöhnlichen Handelsschiffsmaschinen auf einfache
Weise einzeln durch Dochtapparate geschmiert werden, werden die Lager der
Kriegschiffsmaschinen durch Tropfhähne mit sichtbarem Fall zentral geschmiert, da
der Platz viel beschränkter ist. Für die Drucklager ist
Wasserkühlung und besonders reichliche Schmierung nötig (Dochtschmierung), ebenso
für die Traglager der Weltenleitung, welche unter allen
Umständen bequem zugänglich sein müssen, da der Schmierer geneigt ist, sie zu
vernachlässigen. Das Oel für diese Lager kann sehr oft wieder benutzt werden, da der
Flächendruck meist sehr gering ist. Die Wellenrohre
werden meist durch mitgerissenes Wasser geschmiert, doch ist es wegen der chemischen
und mechanischen Einflüsse ratsam, die Propellerwelle im Oelbade laufen zu lassen
(ohne Bronzeüberzüge). Versuche auf den Dampfern Carlisle und Lizard haben günstige
Resultate ergeben; Carlisle verbrauchte 2,2 l für den Tag. Bedingung ist, daß das
Wellenrohr hinten vollkommen wasserdicht abgeschlossen ist. Die Einrichtung kann
selbsttätig (Hunter & Milue und Cedervall) oder vom Personal einstellbar sein. Die
erstgenannte hat sich auf dem Dampfer Clematis bewährt. Nach 135000 Seemeilen war
die Welle nur rd. 0,8 mm eingelaufen trotz ungünstiger Nebenumstände.
Als Nachteile sind die veränderlichen Spannungen in den Federn zum
Anpressen der Dichtungsringe zu betrachten, welche durch die mit
Temperaturänderungen verbundenen Längenänderungen der Welle (12–15 mm) entstehen.
Von Cedervall ist eine weitere Abdichtung
(„Adjustible“) und eine solche für die vordere Stopfbüchse des
Stevenrohres angegeben.
Zu empfehlen ist eine Konstruktion von Blohm & Voß, die am Dampfer Thearapia der deutschen Levantelinie nach
dreijährigem Betriebe nur eine Abnutzung von 0,75 mm zeigte. Die Vorrichtungen von
Scott Younger und King
sind vom Personal zu betätigen. Günstig arbeiten auch die Einrichtungen, nach denen
alles Oel der Hauptmaschinenlager nach vorgenommener Reinigung durch eine besondere
Pumpe durch das Stevenrohr in die See gepresst wird.
Die Wellenrohrschmierung von Benj. R.
Vickers & Sons zeichnet sich durch
besonders kurze Bauart und Fehlen von Federn aus.
Die Umsteuerwellen bedürfen nur
geringer Schmierung.
Die hin- und hergehenden
Maschinenteile werden meistens mit einer Zentralschmiervorrichtung und
außerdem mit einer Handschmiervorrichtung versehen. Auf Kriegsschiffen sind sie noch
mit zentralgespeister Posaunenschmierung ausgerüstet, die großen Oelverbrauch zur
Folge hat. Für das untere Pleuelkopflager kommt die Zentrifugalschmierung besonders
bei Torpedobootsmaschinen mit Erfolg zur Anwendung.
Neuerdings wird für die hin- und hergehenden Teile besonders in
England Presschmierung verwendet nach Konstruktionen von John Brown & Co., Humphrys, Tennant & Co. und Palmers Shipbuilding Co.
Zur Schmierung von dampfumspülten Teilen werden im Schiffbau meist
Oelvasen mit doppeltem Hahnabschluss und die „Ideal“-Schmiergefässe verwendet
Sie haben Nachteile in bezug auf Beschickung und Wirtschaftlichkeit. Gut
eingelaufene Maschinen erfordern fast gar keine Schmierung, für sie dienen
Vorrichtungen, welche die Schmierung jederzeit an- und abzustellen gestatten. In
bezug auf die Kolbenstangenschmierung ist besonderer Wert auf die Schmierung der
Hochdruckkolbenstange zu legen. Zu diesem Zwecke ist in einem Stopfbüchseneinsatz
ein Oelkanal vorgesehen, der in der Grundbüchse endet. Dieser Oelkanal steht mit der
Mollerup-Presse in Verbindung. Ausserdem werden die
sichtbaren Teile der Kolbenstange mit Schmierquast geschmiert. Gut bewährt haben
soll sich eine Schmierung, bei der das Oel in einen Schmierring geleitet wird,
welcher die Kolbenstange umgibt. Bei sehr großen Maschinen wird dieses Prinzip auch
für die Schieberstangen verwendet.
Zur Schmierung der Hilfsmaschinenteile dienen die gleichen
Schmiermethoden, wie bei den Hauptmaschinen. Zur Reinigung und Wiedergewinnung des
Schmieröls dienen Vorrichtungen von G. Bibolini und E. Foltzer in Rivavolo-Ligure bei Genua. Ein Teil der
Vorrichtung nimmt das ölhaltige Wasser aus der Bilge, ein zweiter reinigt die Masse
und gibt dem Oel möglichst seine Eigenschaften zurück. Der Wiedergewinn an Oel hat
sich zu 50–80 v. H. ergeben. Dabei war das wiedergewonnene Oel etwas dickflüssiger
als das ungebrauchte, was sich dadurch zeigt, daß beispielsweise von zwei genau
gleichen Dochten der eine 0,27 l ungebrauchtes Oel in zwölf Stunden und der andere
in der gleichen Zeit 0,22 l wiedergewonnenes Oel aufsaugte. (Zeitschr. d. V. d. Ing.
1906, S. 1701 und 1739.)
F.
Materialienkunde.
Petroleumkoks haben von allen festen
Brennstoffen den höchsten Heizwert, da sie nur sehr wenig Asche hinterlassen, Dr.
H. Langbein in Niederlößnitz bei Dresden fand für
rohen Petroleumkoks der Aktiengesellschaft Celle-Wietze
folgende Zusammensetzung:
Kohlenstoff
87,4
v. H.
Wasserstoff
3,4
„
Schwefel
1,4
„
Sauerstoff
3,3
„
Wasser
1,4
„
Asche
3,1
–––––––––––
100,0
v. H.
Bei der Verkokung im Platintiegel
wurde eine Koksausbeute von 93,0 v. H. erzielt. Der Heizwert wurde in einer Platinbombe bei 25 at Druck bestimmt. Da bei Koks
manchmal ein Rest unverbrannt übrig bleibt, wurde das feingemahlene Pulver in einer
Hülle von Wachspapier verbrannt, dessen Heizwert bekannt war (4663 Kal. für 1 g
Wachspapier). Die Verbrennungswärme wurde auf die Verbrennungsprodukte Kohlensäure,
schweflige Säure und Wasserdampf von Zimmertemperatur umgerechnet. Es ergaben sich
auf 1 kg Petroleumkoks 8042 Kal.
Interessant ist der Vergleich, den Langbein zwischen diesem Petroleumkoks (I), ungarischem Petroleumkoks (II) aus der Orsowaer
Petroleumfabrik A.-G., die jährlich etwa 500000 kg davon zum Preise von
etwa 4 M. für 100 kg herstellt, und dem sehr ähnlichen Braunkohlenteerkoks (III) aus der Mineralölfabrik
Köpsen der Werschen-Weissenfelser Braunkohlen-A.-G.
Halle angestellt hat; aus seiner ausführlichen Tabelle seien folgende
Zahlen angeführt.
I
II
III
Scheinbares
spezifisches
Gewicht
0,82
0,75
1,07
Wahres
„
„
1,36
1,37
1,31
Heizwert
8042
8496
8359
Die erzeugte Menge des Petroleumkoks richtet sich nach dem
Markpreise; je nach der Nachfrage stellt man mehr Asphalt oder mehr Koks her.
Verwendung findet der Petroleumkoks in der Aluminiumindustrie, bei der Herstellung
von Bogenlampenkohlen und im metallurgischen Laboratorium. Für Generatorgaserzeugung
bei Sauggasmotoren würde er sich jedenfalls auch gut eignen. (Chemikerzeitung 1906,
S. 1115–1117).
A.
Physik.
Zur kinetischen Theorie der Brownschen
Molekularbewegung und der Suspensionen.(M. v. Smoluchowsky.) Mikroskopisch kleine
Masseteilchen, die in einem flüssigen oder gasförmigen Medium schweben, besitzen
ganz allgemein eine unregelmäßig zitternde Eigenbewegung, die Brownsche Molekularbewegung (1827), die von Siedentopf und Zcigmondy auch bei deren
ultramikroskopischen Untersuchungen beobachtet worden ist und ebenso u.a. den Bredigschen kolloidalen Metallösungen zukommt. Es ist
nicht unmöglich, daß die Brownsche Bewegung eventl.
auch beim Zustandekommen der Metallegierungen eine Rolle spielt. Die Theorie des
Verfassers geht dahin, daß Masseteilchen dieser Art sich verhalten wie
selbstständige Gasmoleküle, der kinetischen Gastheorie gehorchen, jedoch eine
verhältnismäßig ungemein kleine freie Weglänge besitzen. Verfasser verneint die
Gültigkeit der Quinckeschen Hypothese, welche in der
Brownschen Bewegung kapillare Bewegungen erblickt,
die auf ungleichmäßige Aufnahme strahlender Energie zurückzuführen sei und steht im
Einklänge mit einer Theorie von Einstein, die letzterer
auf Grund anderer Betrachtungsweise abgeleitet hat. (Annalen d. Physik 1906, (14) S.
756 ff.)
E. R.
Werkzeugmaschinen und Werkzeuge.
Tiefe Bohrungen(Rössler.) Je tiefer eine Bohrung ist, um so
schwieriger wird die Ausführung, besonders weil der Bohrer sich leichter verläuft,
die Abführung der Bohrspäne erschwert wird und die Wärmeableitung von den Schneiden
schwieriger von statten geht. Um das „Verlaufen“ des Bohrers zu vermeiden,
wird bei sehr kräftiger Bohrstange nicht wie sonst der Bohrer, sondern das Werkstück
in Umdrehung versetzt und entweder der Bohrer oder das Werkstück vorgeschoben.
Hierbei wirken die Schnittdrücke so, daß der Bohrer stets wieder in die
Drehungsachse zurückgedrängt wird. Die Abführung der Späne erfolgt bei einem
feststehenden Bohrer mittels Spülflüssigkeit. Sie tritt entweder durch den hohlen
Bohrer ein oder von außen zu, und führt dann die Späne durch den Bohrer ab, der eine
größere Bohrung erhält. Das Kühlhalten der Bohrerschneiden wird durch die Zuführung
der Spülflüssigkeit meist in genügender Weise besorgt. Im anderen Falle muß an
Stelle des gewöhnlichen Stahls für Bohrer der naturharte Stahl treten, der selbst
bei starker Erwärmung seine Schnittfähigkeit behält. Nach der Bauart unterscheidet
man Bohrer, welche sämtliches Material der Bohrung verspanen, sogen. Vollbohrer, und
solche, die nur einen Ringzylinder verspanen, im Innern aber einen Kern stehen
lassen, die sogen. Kernbohrer. Zu den ersteren gehört der Einschneidenbohrer oder
Kanonenbohrer, der wegen seiner guten Führung an den Wandungen des Loches viel
verwendet wird.
Die Oel- oder Spülwasserzuführung geschieht oft durch ein Röhrchen,
welches in einer Nut des Bohrers liegt. Ob der Bohrer vorne spitz angeschliffen oder
stumpf, d.h. mit fast senkrecht zur Achse liegender vorderer Fläche ausgeführt wird,
ist für die Art der Arbeit einerlei; sehr häufig wird aber die Bohrerschneide nicht
geradlinig gemacht, sondern in mehreren Stufen abgesetzt, um minder breite Späne zu
erzielen. Zweischneidenbohrer findet man meist in Form der Spiral- oder
Schraubenbohrer, doch kommen auch Bohrer vor, die einfach zwei gerade Nuten
führen.
Gegenüber der Herstellung der Löcher auf gewöhnliche Weise, wobei
das ganze Material der Bohrung verspant wird, spart man ganz erheblich an Arbeit,
wenn man nur einen kreisringförmigen Körper ausbohrt und in der Mitte einen Kern stehen läßt. Lohnend
wird dies Verfahren bei einem Durchmesser von über 80 mm, da der Kern noch zu Wellen
usw. weiter verwendet werden kann. Die Arbeitsersparnis wächst mit dem
Lochdurchmesser; sie beträgt z.B. bei einer Bohrung von 150 mm und einer
Schnittbreite von etwa 22 mm schon 50 v. H. Das einzig Schwierige liegt in der
Ausführung der Bohrschneiden. Eine einzelne Schneide würde starke einseitige Drücke
auf die rohrförmige Bohrstange und Verlaufen des Bohrers zur Folge haben. Bei
mehreren Schneiden muß sorgfältig darauf gesehen werden, daß alle gleich stark
schneiden, da sonst ebenfalls einseitige Drücke entstehen. Ein Abbrechen nur einer
Schneide würde ein nötiges Zurückschleifen sämtlicher übrigen Schneiden erfordern,
wenn der Bohrer mit denselben aus einem Stück ist. Sind die Schneiden eingesetzt, so
ist zwar ein Neueinsetzen einer solchen schneller zu machen, doch halten bei
der meist geringen Schnittbreite eingesetzte Schneiden sehr schlecht.
Selbstverständlich muß der Bohrer außen mit Hilfe von Führungsleisten an der
Lochwandung geführt werden, außerdem muß zwischen Wandung und Bohrer einerseits, und
zwischen Bohrer und Kern andererseits so viel Raum sein, daß die Spülflüssigkeit zu
und mit den Spänen abgeführt werden kann. Als Kühl- und Spülflüssigkeit empfiehlt
sich Oel, welches einen ständigen Kreislauf vom Arbeitsstück durch einen Reiniger
und so weiter vollführen muß; dabei wird gleichzeitig die Reibung im Loch bedeutend
verringert. Oft nimmt man aber einfach Sodawasser, welches Rosten des Eisens
verhindert. 34 Fig. (Zeitschrift für Werkzeugmaschinen und Werkzeug, 11. Jahrg.
1906, S. 5–6, 17–20, 47–49)
H.