Titel: | Die Entwicklung der Steinkohlengaserzeuger für den Hüttenbetrieb. |
Autor: | Gille |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 50 |
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Die Entwicklung der Steinkohlengaserzeuger für
den Hüttenbetrieb.
Von Ingenieur Gille.
(Schluß von S. 40 d. Bd.)
Die Entwicklung der Steinkohlengaserzeuger für den
Hüttenbetrieb.
Textabbildung Bd. 322, S. 50
Fig. 28.
Die Bildtsche Beschickungsvorrichtung (s. S. 40) hat
sich außer in Schweden, der Heimat des Erfinders, hauptsächlich in Amerika
eingebürgert, in Deutschland hat sie nur vereinzelt Eingang gefunden. Die
Beschickungsvorrichtung des Amerikaners Edwards ist in
ihrer Anwendung auf Amerika beschränkt geblieben, das Hindernis für ihre Ausbreitung
war der von seinem Landsmann George erfundene
verbesserte Beschickungsapparat, der sich in Amerika schnell eingeführt hat und in
den letzten Jahren auch in Deutschland festen Fuß gefaßt hat. Die Georgesche Beschickungsvorrichtung ist zusammen mit dem
Morgan-Generator in Fig.
28 dargestellt. Sie besteht aus dem Vorratsrumpf mit einer unter der
Einschnürung hängenden kegelförmigen Verteilungsplatte und einem besonderen
Verteilungstrichter. Letzterer hat unten eine engere Oeffnung, welche exzentrisch
zur oberen liegt, so daß die Wände eine allseitig verschiedene Neigung haben. Der
Trichter ist mit der Verteilungsplatte durch Rippen verschraubt, beide sind an einem
Bolzen drehbar aufgehängt, welcher in einer an dem Vorratsrumpf befestigten Nabe
gelagert ist. Die Kohle wird in den Vorratsrumpf durch einen Einfülltrichter
aufgegeben, der durch eine an einem Doppelhebel hängende kegelförmige Glocke
geschlossen wird. Zwischen Vorratsrumpf und Verteilungstrichter einerseits und
Abdeckplatte und Verteilungstrichter andererseits sind Wasserverschlüsse angeordnet.
Zum Schutz gegen Verbrennen ist der Verteilungstrichter mit einem ihn nicht
vollständig umschließenden Kühltrog versehen, dessen Form durch die excentrische
Aufhängung des Trichters bedingt ist. Das Kühlwasser fließt zunächst in den oberen
Ringbehälter des Verteilungstrichters, gelangt von hier aus in den Kühltrog und
fließt von diesem in die als Schale ausgebildete Abdeckplatte, von wo aus es in das
Aschenbecken des Gaserzeugers geleitet wird. Der Beschickungsapparat ruht mit
Rippen, welche an dem Vorratsrumpf angegossen sind, auf drei Säulen, die ihrerseits
auf der Abdeckplatte stehen. Zum Auflockern des Brennstoffes sind in dem
Vorratsrumpf einige mit Stopfen verschließbare Oeffnungen vorgesehen. Der
Verteilungstrichter und die mit ihm verbundene Verteilungsplatte wird mittels eines
von einem Exzenter angetriebenen Klinkwerks gedreht, das in einem an der Aussenrippe des
Trichters angegossenen Zahnkranz eingreift. Der Brennstoff wird aus dem Vorratsrumpf
über den Rand der Verteilungsplatte geschoben und fällt in den exzentrischen
Trichter, von dem aus er je nach der Neigung der Innenfläche, die er gerade berührt,
mehr oder weniger weit vom Mittelpunkt entfernt in den Schacht des Gaserzeugers
gleitet. Die drehende Bewegung des Verteilungstrichters bringt es mit sich, daß der
Brennstoff über eine Kreisfläche gestreut wird. Der Durchmesser der Streufläche
hängt von dem Abstand zwischen der Oberfläche der Brennstoffsäule und dem
Beschickungsapparat ab.
Die Beschickungsvorrichtungen arbeiten am zweckmäßigsten mit Material gleicher
Stückgröße, also Nußkohle; für Förderkohle sind sie weniger geeignet, weil die
feineren Kohlenpartikelchen beim Verlassen des Apparates von dem Gasstrom
mitgerissen werden, wodurch je nach der Beschaffenheit der Kohle ein mehr oder
minder großer Verlust verursacht wird, abgesehen von den Betriebsstörungen, welche
die Ablagerung des Staubes in den Kanälen hervorrufen kann. Die Stückgröße der Kohle
darf natürlich den Abstand zwischen Verteilungsplatte und Unterkante Einschnürung
des Vorratsrumpfes nicht überschreiten. Der Kraftbedarf für den Betrieb der
Beschickungsvorrichtungen ist so gering, daß er für die Erzeugungskosten des Gases
kaum in Betracht kommt.
Der in Fig. 28 ebenfalls dargestellte Morgan-Generator besteht aus einem auf einem
gußeisernen Ring lose aufgesetzten, unten enger werdenden Blechmantel, der in
üblicher Weise feuerfest ausgemauert ist. Das Mauerwerk kragt oben über und schließt
an eine Rippe der Abdeckplatte an. Der Tragring ist geteilt und ruht mit vier Rippen
auf dem Fundament, der innere Schenkel taucht in das mit Wasser gefüllte
Aschenbecken und bewirkt den Abschluß. In einem Abstand von etwa 1 m über Flur sind
in der Wand des Gaserzeugers eine Anzahl Schürlöcher angebracht, welche durch
Stopfen geschlossen werden. Weitere durch übergestülpte Glocken geschlossene
Schürlöcher befinden sich in der Abdeckplatte. Die Windzuführung geschieht bei den
ursprünglichen Morgan-Generatoren durch ein
Dampfstrahlgebläse mit regulierbarer Lufteintrittsöffnung, in Deutschland wird
jedoch aus früher angegebenen Gründen die in der Zeichnung angegebene Luftzuführung
vorgezogen, bei welcher Luft und Dampf getrennt in die Leitung geblasen werden. Der
in dem Leitungsrohr kondensierende Dampf wird in ein Bassin geleitet, das auch das
aus dem Aschenbecken überfließende Wasser aufnimmt. Die Entwässerung dieses
Behälters liegt so hoch über dem Einlauf des Kondenswassers, daß keine Luft aus der
Windleitung austreten kann. Die Verteilung der Luft im Generator erfolgt durch eine
kegelförmige Haube, deren Rand nur wenig über dem Wasserspiegel liegt. Die
Ausbildung dieser Haube ist für den guten Gang des Gaserzeugers von wesentlichem
Einfluß.
Im Betriebe wird der Schacht des Generators bis etwa zur Höhe der Stochöffnungen mit
Asche gefüllt gehalten. Diese hohe Aschenschicht schützt die Windhaube vor
Verbrennen und dient ferner dazu, die Luftverteilung gleichmäßig zu gestalten, indem
sie besonders dazu beiträgt, daß in der Höhe, wo die Verbrennung der Kohle
stattfindet, die Luft auf dem ganzen Querschnitt des Schachtes in gleicher Menge und
mit gleichem Druck mit dem Brennstoff in Berührung kommt. Die Höhe der auf der Asche
ruhenden Kohlenschicht beträgt 700–900 mm. Das Gas entweicht durch eine seitlich
anschließende wagerechte Leitung, welche von der Hauptgasleitung durch ein Ventil
abgesperrt werden kann. Dieses Ventil ist in der Figur mit Wasserabschluß versehen,
eine Anordnung, welche den Vorteil gewährt, daß der Abschluß vollständig dicht ist
und Ablagerungen ohne Betriebsunterbrechung unter dem Rand des Ventilgehäuses
her entfernt werden können, aber auch den Nachteil hat, daß durch Verdampfen
des Wassers der Feuchtigkeitsgehalt des Gases vermehrt wird.
Fin im Morgan-Generator aus westfälischer Steinkohle mit
77 v. H. C-Gehalt erzeugtes Gas hat etwa folgende
Zusammensetzung in Vol. v. H.: CO2 – 4, CO – 25, CH4 – 3, H – 16, N – 49, mit einem
unteren Heizwert von 1450 WE f. d. cbm. In dem kalten Gase sind etwa 73 v. H. des
Heizwertes Kohle enthalten. Diese Zahlen dürften auch für die anderen Gaserzeuger
mit unterem Wasserverschluß zutreffend sein. Der gute Wirkungsgrad dieser
Generatoren ist außer auf die fast vollständige Wärmeausnutzung der Asche noch
darauf zurückzuführen, daß nur 1–2 v. H. des Kohlenstoffgehaltes der Kohle mit der
Asche verloren gehen.
Den Vertrieb der Morgan-Generatoren hat die Firma Erhard & Sehmer in Schleifmühle bei Saarbrücken
übernommen, welche dieselben in zwei Größen ausführt, mit 3050 und 2540 mm lichten
Schachtdurchmesser. Das größere Modell vergast in 24 Stunden 12-15000, das kleinere
7–9000 kg Steinkohle.
Textabbildung Bd. 322, S. 51
Fig. 29.
Die Aufstellung der neueren Gaserzeuger geschieht häufig so, daß sie halb über, halb
unter Flur stehen, um es zu ermöglichen, die Kohle aus den Eisenbahnwagen
unmittelbar auf die Bedienungsbühne und die Asche aus dem unteren Raum bis auf
Hüttenflur zu schaufeln. Der besseren Uebersichtlichkeit und Beaufsichtigung wegen
ist es aber, wenigstens bei größeren Anlagen, vorzuziehen, die Gaserzeuger ganz über
Flur aufzustellen. Fig. 29, 30 und 31 stellen zwei
derartige Anlagen dar. Bei der ersteren, (Fig. 29),
welche amerikanischen Ursprungs ist, schließt sich an das Generatorengebäude, in
welchem die Gaserzeuger in einer Reihe nebeneinander liegen, ein hochliegender
Vorratsbehälter für Kohle an, der durch ein Becherwerk gespeist wird. Aus diesem
Behälter wird die Kohle von einem die Gaserzeuger bestreichenden elektrisch
betriebenen Trichterkran entnommen und an die einzelnen Beschickungsvorrichtungen
abgegeben. Da diese aber nur eine für 1–2 Stunden ausreichende Menge Kohlen
aufnehmen können, so muß der Kran beständig hin- und herfahren. Die Asche wird in
eine Grube gestürzt und aus dieser mittels eines Becherwerks in einen über dem
Gleise angeordneten Hochbehälter geschafft, aus welchem sie unmittelbar in die Eisenbahnwagen
abgelassen werden kann.
Textabbildung Bd. 322, S. 52
Die in Fig.
30 im Querschnitt und in Fig. 31 im Grundriß
abgebildete Gaserzeugungsanlage ist eine deutsche Konstruktion. Die Kohle wird aus
den Eisenbahnwagen in eine Grube geschaufelt, welche von einem mit
Selbstgreiferkübel ausgerüstetem Kran bestrichen wird. Der Kran entleert die Kübel
in kleine Vorratsbehälter, von welchen sich über jedem Gaserzeuger je einer
befindet. Die Auslaufrinnen dieser Behälter münden über den Einfülltrichtern der
Beschickungsvorrichtungen. Diese Einrichtung gestattet es, für jeden Generator einen
für 1–2 Tage ausreichenden Kohlenvorrat aufzustapeln, so daß bei etwa nötig
werdenden Reparaturen am Kran eine Stockung im Generatorbetrieb nicht eintreten
kann. Ferner wird der Kran nur während der Tagschicht oder bei kleineren Anlagen
sogar nur während einiger Stunden in jeder Doppelschicht betrieben. Die Asche wird
durch eine an den Gaserzeugern entlang führende Hängebahn in eine zweite neben der
Kohlengrube befindliche Grube gebracht und aus dieser mittels des schon erwähnten
Selbstgreiferkrans in Eisenbahnwagen übergeladen. Das Aschengleise liegt
rechtwinklig zum Kohlengleise und ist mit diesem durch eine Drehscheibe
verbunden.
Die Frage, welches von den vielen Systemen der Gaserzeuger das zweckmäßigste ist,
läßt sich nicht ohne weiteres beantworten. Es hängt dieses wesentlich von der
Beschaffenheit des Brennstoffes ab, als Korngröße, Backfähigkeit, Wassergehalt,
Schlackengehalt und Schlackenzusammensetzung. Daher muß die Form des Schachtes, die
Art der Windzuführung, der Winddruck und die Schütthöhe mehr oder weniger für jede
Kohlenart durch Ausprobieren festgelegt werden. Es ist aber nicht zu verkennen, daß
der rostlose Generator, sei es mit oder ohne Wasserabschluß des Aschenraumes, mehr
und mehr an Boden gewinnt. Soweit die Vergasung von Steinkohle in Betracht kommt,
hat es sogar den Anschein, daß er bei den großen Vorzügen, die er gegenüber
seinem älteren mit Rost versehenen Bruder hat, diesen bald ganz verdrängen
wird.
Ein Nachteil ist allen bisher beschriebenen Gaserzeugern gemeinsam, nämlich daß sie
ein durch Teer und Wasserdampf verunreinigtes Gas erzeugen. Der Teer fängt schon bei
hoher Temperatur an zu kondensieren und setzt sich in den schmiedeeisernen Leitungen
als eine von Staub durchsetzte pechartige Masse, in den gemauerten unter irdischen
Kanälen mehr in flockiger Gestalt ab. Die Entfernung dieser Niederschläge besonders
aus den erstgenannten Leitungen verursacht hohe Kosten, da dieselben mit der Hacke
von den Wandungen gelöst werden müssen, während die gemauerten Leitungen durch
Ausbrennen gereinigt werden. Mit Rücksicht hierauf muß der Querschnitt der
Gasleitungen bedeutend größer gewählt werden als es bei reinem Gas erforderlich
wäre, wodurch wieder höhere Anlagekosten entstehen. Ferner geben die Niederschläge
häufig zu Verstopfungen und dadurch zu Betriebsstörungen Veranlassung. Abgesehen
hiervon bringt der Teer und Wasserdampfgehalt der Gase auch große Verluste mit sich.
Die aus einem Kilogramm westfälischer Kohle entstehende und für Heizzwecke meist
verloren gehende Teermenge beträgt im Mittel 40 g mit einem Heizwert von etwa 320
WE. = ∾ 4 v. H. des Heizwertes der Kohle.
Welchen Einfluß der Feuchtigkeitsgehalt auf die Qualität des Gases und die Ausnutzung
des Brennstoffes hat, möge nachfolgende wirklichen Verhältnissen entsprechende
Rechnung zeigen. Der als mäßig zu bezeichnende Gehalt an Wasserdampfbeträgt 80 g f.
d. cbm Gas. Das Gas entstammt einem Mischgaserzeuger und hat folgende mittlere
Zusammensetzung:
Vol.
v. H.
Gewichts. v. H.
Trock. Gas
Feucht. Gas
CO
2
6
CO
2
10,65
CO
2
9,93
CO
25
CO
28,25
CO
26,35
CH
4
2,8
CH
4
1,81
CH
4
1,69
H
15
H
1,22
H
1,13
N
51,2
H
58,07
N
54,16
H
2
O
6,74
1
cbm
trockenes
Gas
wiegt
1,106
kg.
1
„
feuchtes
„
„
1,186
„
Der untere Heizwert
von 1 kg trockenem Gas ist 1244 WE.
desgl.
von 1 kg feuchtem Gas ist 1158 WE.
Die theoretische Verbrennungstemperatur des trockenen Gases
berechnet sich zu 2093° C, des feuchten Gases zu 1977° C.
Des Gas verläßt den Erzeuger mit 500° C und kommt mit 200° an der Verwendungsstelle
an. Bei einer spezifischen Wärme des Wasserdampfes von 0,42 l + 0,000364 . t geht durch die Abkühlung an fühlbarer Wärme verloren
(500 – 200) . 0,08 . [(0,421 + 0,000364 . 500) – (0,42 l + 0,000364 . 200)] = 16 WE.
für jedes cbm Gas.
Bei der Verbrennung des Gases im Ofen wird der Wasserdampf auf die
Verbrennungstemperatur erhitzt, gibt einen Teil seiner Wärme an das zu erhitzende
Material bezw. an die Ofenwände ab und verläßt den Ofen mit der Temperatur der
Essengase. Diese möge im Mittel 600° C betragen. Bei einer Temperatur der äußeren
Atmosphäre von 20° C ist der durch die 80 g Wasserdampfgehalt herbeigeführte Verlust
für jedes cbm Gas (600 – 20) . 0,08 . [(0,421 + 0,000364 . 600) – (0,421 . 0,000364
. 20)] = ∾ 30 WE. Der gesamte Verlust beträgt also für 1 cbm Gas 16 + 30 = 46 WE.
Bei einem C-Gehalt der Kohle von 77 v. H. von welchem 4 v. H. in die Asche gehen und
5 v. H. als Ruß, Teer und Flugasche ausscheiden, werden für 1 kg Kohle 3,85 cbm Gas
obiger Zusammensetzung erzeugt. Demnach beträgt der durch den Wasserdampfgehalt
bedingte Verlust f. d. kg Kohle 3,85 × 46 = 176 WE. oder 2,2 v. H. des Heizwertes
der Kohle. In Wirklichkeit ist der Verlust jedoch noch größer, da ein Teil des
Wasserdampfes als hygroskopisches Wasser in den Erzeuger gelangt, daher noch
zunächst verdampft und auf die Temperatur der abziehenden Gase erhitzt werden muß.
Auf Werken, welche ihre Gaskohlen im Freien lagern oder deren Gaserzeuger mit
schlecht arbeitenden Dampfstrahlgebläsen betrieben werden, mag es leicht vorkommen,
daß der Wasserdampfgehalt des Gases das doppelte und dreifache des oben angegebenen
beträgt und einen entsprechend größeren Verlust verursacht. Leider wird bei
Gasuntersuchungen die Bestimmung des Wassergehalts gewöhnlich vernachlässigt und
daher für Berechnungen der Wert des trockenen Gases zugrunde gelegt, wodurch sich
ein falsches Bild von den erreichbaren Temperaturen und dem Wirkungsgrad des Ofens
ergibt.
Mit der Verbreitung der Gasmotoren gewinnen auch die Bestrebungen mehr und mehr Raum,
aus der billigen bituminösen Kohle ein für Kraftzwecke verwendbares Gas zu erzeugen.
Der Grundgedanke, von welchem man hierbei ausgeht, beruht in allen Fällen darauf,
die teerbildenden Kohlenwasserstoffe dadurch in beständige Gase zu zerlegen, daß man
dieselben durch eine glühende Koksschicht leitet. Letztere kann entweder in einem
von dem Gaserzeuger unabhängigen Apparat untergebracht sein oder aber der in der
heißesten Zone des Gaserzeugers befindliche vollständig entgaste Brennstoff kann als
solche benutzt werden. In diesem Falle wird der frische Brennstoff entweder von
unten aufgegeben oder die Entgasungsprodukte werden mittels eines besonderen
Gebläses aus den oberen Zonen abgesaugt und unterhalb oder etwas oberhalb des Rostes
wieder in den Erzeuger eingeführt, wobei die entstehenden teerarmen Gase etwa in
mittlerer Höhe der Brennstoffsäule abgeführt werden. Eine weitere Möglichkeit
besteht noch darin, den Brennstoff von beiden Seiten in Brand zu setzen und die Gase
in der Mitte abzusaugen, wie es die Deutzer
Gasmotorenfabrik mit Erfolg bei Braunkohlenvergasung anwendet.
Es sind bereits eine Anzahl Steinkohlengaserzeuger nach diesen Grundsätzen gebaut
worden, welche jedoch bisher kein befriedigendes Resultat ergaben, weitere Versuche
in dieser Richtung werden von mehreren Firmen angestellt und es ist zu
wünschen, daß dieselben von Erfolg gekrönt werden. Aber nicht nur für den
Kraftbetrieb, sondern auch in großem Maße für den Ofenbetrieb bringt die Erzeugung
eines teerarmen Gases aus bituminöser Kohle Vorteile, wie schon aus der bereits
erwähnten Tatsache hervorgeht, daß die Teerabscheidungen einen Verlust von 4 v. H.
des Heizwertes der Kohle herbeiführen. Zugleich mit den teerbildenden
Kohlenwasserstoffen würde aber auch der Wasserdampf zerlegt werden, wodurch der
Gewinn ein doppelter wäre.
Bergrat Jahns in Saarbrücken ist es gelungen einen
Gaserzeuger zu konstruieren, der mit Erfolg aus Klaubebergen ein teerarmes und
trockenes Gas herstellt. Dieser sogenannte Ringgenerator, dessen Vertrieb für
Westdeutschland die Maschinenfabrik Union in Essen
übernommen hat, ist in Fig. 32, 33 und 34
dargestellt. Derselbe besteht aus vier von einem gemeinsamen Mantel umschlossenen
Schächten von viereckigem Querschnitt mit stark abgerundeten Ecken. Jeder Schacht
hat einen besonderen Fülltrichter, an welchem sich die mit einem Absperrorgan
versehene Gasleitung anschließt, ferner unterhalb des Fülltrichters eine durch
Ventil absperrbare Verbindung mit einem runden Mittelschacht. Oberhalb des Rostes
ist jeder Schacht von einem Ringkanal umgeben, der durch eine Anzahl ringsum
verteilter Schlitze mit dem Schachtinnern in Verbindung steht. Die Ringkanäle können
durch Schieber mit dem Mittelschacht verbunden werden. Die Aschenfälle sind durch
verschließbare Oeffnungen zugänglich.
Textabbildung Bd. 322, S. 53
Fig. 32.
Textabbildung Bd. 322, S. 53
Fig. 33.
Textabbildung Bd. 322, S. 53
Fig. 34.
Der Betrieb des Ringgenerators geht in folgender Weise vor sich: Die einzelnen
Schächte werden in gleichmäßigen Zeitabständen mit Brennmaterial gefüllt und zwar
wird der Brennstoff in so großen Mengen aufgegeben, als dem Inhalt des Schachtes
entspricht; während des Betriebes wird nicht nachgefüllt. Von dem zuletzt
beschickten Schacht angefangen, befindet sich der Brennstoff in den einzelnen
Schächten in einem fortschreitenden Zustand der Entgasung. Der den Ringkanal des
zuerst beschickten Schachtes, dessen Inhalt bereits gänzlich entgast ist und sich in
voller Glut befindet, abschließende Schieber ist geöffnet, so daß dieser Schacht mit
dem Mittelschacht in Verbindung steht. Ferner ist das Gasabsperrventil dieses
Schachtes geöffnet und die Türen am Aschenfall geschlossen. Die drei anderen
Schächte stehen durch die unterhalb der Fülltrichter befindlichen geöffneten Ventile
in Verbindung mit dem Mittelschacht, ihre Rosttüren stehen offen und ihre
Absperrventile in der Gasleitung sind geschlossen. Aus dem ersten Schacht wird das
Gas abgesaugt, infolgedessen strömt durch die geöffneten Rosttüren der drei anderen
Schächte Luft ein, welche den Brennstoff vergast. Das entstehende teerhaltige Gas
gelangt in den Mittelschacht und von diesem durch den Ringkanal in den ersten Schacht. Auf dem
Wege durch den glühenden Inhalt dieses Schachtes werden die schweren
Kohlenwasserstoffe in beständige Gase zerlegt.
Ist der Brennstoff im ersten Schacht soweit vergast, daß die Temperatur fällt, so
werden Ventile, Schieber und Rosttüren so gestellt, daß die Gase durch den nächst
jüngeren Schacht gesaugt werden, dessen Inhalt inzwischen auch vollständig entgast
ist. Der erste Schacht wird mit dem nächst jüngeren ebenfalls verbunden und so lange
Luft durch denselben gesaugt, bis der Brennstoff völlig vergast ist. Ist dieses
erreicht, so wird er ausgeschaltet und die Roststäbe herausgezogen, so daß die
Schlacke in den Aschenfall fällt. Nach Wiedereinsetzen der Roststäbe wird der
Schacht von neuem mit Brennmaterial gefüllt und tritt als jüngster wieder in die
Reihe ein. Der frische Brennstoff entzündet sich an den heißen Wänden bezw. an der
glühenden Schlacke. Da sich die Gaserzeugung in dieser Weise im Kreislauf fortsetzt,
so ist der Betrieb des Ringgenerators ein ununterbrochener.
Das Generatorgas diente zunächst nur zum Betriebe von Stahlschmelzöfen, jedoch die
bequeme Fortleitung desselben zur Verbrauchsstelle und die damit verbundene
Reinlichkeit des Betriebes führten bald dazu, auch andere im Hüttenbetrieb zu
Wärmezwecken gebrauchte Einrichtungen mit Gas zu betreiben und so finden wir
heute fast alle Ofenarten als Gasöfen ausgebildet, wenn auch die Anwendung der
Gasfeuerung noch nicht allgemein ist. Trotzdem bei den neueren Gaserzeugern nur
70–75 v. H. der bei direkter Verbrennung der Steinkohle zu erzielenden Wärmemenge in
das Gas übergehen und der Rest durch Strahlung im Erzeuger und Abkühlung in den
Leitungen verloren geht, arbeitet die Gasfeuerung doch vorteilhafter als die
Rostfeuerung, weil bei dieser mit einem Ueberschuß von 20–30 v. H. gegenüber der
theoretisch zur Verbrennung nötigen Luftmenge eine vollständige und rauchschwache
Verbrennung zu erzielen ist, während bei der Rostfeuerung zu demselben Zweck der
Luftüberschuß 100–250 v. H. betragen muß. Der größte Teil der in den Feuerungen
erzeugten Wärme geht wegen der hohen Temperatur, mit welcher die
Verbrennungsprodukte aus den Oefen abziehen, unausgenutzt verloren. Je größer also
die Menge der Verbrennungsprodukte auf die Brennstoffeinheit, um so schlechter die
Ausnutzung des Brennmaterials. Ein weiterer Vorteil der Gasfeuerung besteht darin,
daß sich die Abhitze in einfacher Weise zur Vorwärmung des Gases und der
Verbrennungsluft verwerten läßt, daß ihre Regulierfähigkeit größer und die erzeugten
Temperaturen gleichmäßiger sind als bei der Rostfeuerung.