Titel: | Münzplattensortiermaschinen. |
Autor: | Anton Munkert |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 83 |
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Münzplattensortiermaschinen.
Von Dr. Anton Munkert.
(Schluß von S. 70 d. Bd.)
Münzplattensortiermaschinen.
Die Bungesche MünzsortiermaschineSchlösser,
Münztechnik S. 161. besteht aus vier einzelnen
Wagen und zeichnet sich durch große Leistungsfähigkeit aus, da die verwendeten
kurzarmigen Wagbalken nur eine verhältnismäßig kurze Schwingungsdauer
beanspruchen.
Jeder Wagbalken trägt zwei verschiedenartig konstruierte Wagschalen. Die eine
Gewichtsschale ist mit dem gesetzlich zulässigen Minimalgewicht beschwert und hat
zwei Arme, welche bei entsprechender Höhe das frei in einem Bügel hängende
Zulagegewicht (Remedium) abheben, wodurch die Belastung der Schale bis zum
Normalgewicht ergänzt wird. Die anderseitige Wagschale, welche zur Aufnahme der zu
wägenden Münzplatten dient, ist tellerförmig und mit zwei Schlitzen versehen, in
welche ein gabelförmiger Abwerfer eingreift und die ausgewogenen Platten von der
Wagschale in einen der drei Abführungskanäle schafft.
Die Arretierung der Wagschalen geschieht durch zwei Metallstützen, welche unterhalb
der Schalen eingreifen.
Textabbildung Bd. 322, S. 84
Fig. 4.Münzsortiermaschine von Kuhlmann.
Die mit der Münzplatte belastete Schale hat noch eine besondere Arretierung,
bestehend aus zwei gezahnten Backen, bei welchen die Zahnung mit den Höhenabständen
der einzelnen Abführungskanäle übereinstimmt. Die Platten werden durch den Zubringer
zunächst auf eine schiefe Ebene geschoben, über welche sie hinweggleiten und erst
hernach gelangen sie auf die Wagschale.
Der Bungeschen Maschine hafteten manche Mängel an, deren
Beseitigung bei der Kuhlmannschen
Münzplattensortiermaschine, im Jahre 1897 von Mechaniker Wilh. H. F. Kahlmann in Hamburg konstruiert, angestrebt
ist. Mehrere Verbesserungen, welche in den letzten Jahren an dieser Maschine
angebracht worden sind, lassen sie für die Sortierung von Münzplatten
verschiedenster Größe sehr geeignet erscheinen. Die Maschine wird als zwei- oder
dreiklassiger Wägeautomat mit zwei, vier und sechs einzelnen Wagen hergestellt.
Jedes Wagsystem besteht außer Zubringer und Aufleger, aus einer mit Wagtisch
und Arretierungsvorrichtungen versehenen, mit Gegengewicht nahezu ausbalanzierten
Wage, an welche sich ein Kulissensystem anschließt, das zu zwei oder drei
Sammelbechern führt.
Die nachfolgende kurze Beschreibung der Maschinenteile dient zur Erläuterung des
ganzen Wägevorganges. (Fig. 4–5.)
Die Bewegung der verschiedenen Teile erfolgt von der Hauptwelle a aus mit Hilfe der exzentrischen Scheiben I-IV und des Kniehebels
l. Die Antriebsscheibe b steht mit einem Vorgelege in Verbindung, und durch ein gezahntes
Stahlrad wird die große Exzenterscheibe I und hiermit
die Hauptwelle a angetrieben.
Als Einlegevorrichtung dient entweder eine schiefliegende, geschlitzte ovale Röhre
(Fig. 4) oder ein aufrechtstehender, mit zwei
senkrechten Schlitzen versehener Becher e (Fig. 5).
Durch den Zubringer f wird die im Becher e zu unterst liegende Platte dem Wägemechanismus
zugeführt. Der Zubringer besteht aus einem Blechstreifen, der vorn der Größe des
betreffenden Münzstückes entsprechend halbkreisförmig ausgeschnitten ist.
Um zu verhindern, daß die Münzplatte, welche durch den Zubringer f über die Ebene des Auflagetisches hinuntergeschoben
wird, auf den Wagtisch g fällt und so eine
Erschütterung des Wagsystems herbeiführt, ist eine besondere Auflagevorrichtung, der
sogen. Aufleger h angebracht.
Der Aufleger hat aber nicht nur die von dem Auflagetisch herabgleitende Platte
aufzunehmen und sie stoßfrei auf den Wagtisch abzulegen, sondern er erfüllt auch
die weitere Aufgabe, die soeben ausgewogene, noch auf dem Wagtisch befindliche
Münzplatte in eine der Kulissen zu schieben und so Platz für die nachfolgende Platte
zu schaffen. Zu diesem Zwecke besteht der Aufleger h
aus einer zweizackigen Gabel, welche an den Enden der Zacken kurze abwärts
gerichtete Stifte trägt.
Textabbildung Bd. 322, S. 85
Fig. 5.Münzsortiermaschine von Kuhlmann.
Der Zubringer f, welcher eine einfache Vor- und
Rückwärtsbewegung zu machen hat, sitzt auf dem Metallrahmen i, der durch die Gabel k an den Kniehebel l angelenkt ist. Dieser Kniehebel wird durch
Vermittlung des Metallrädchens m von der großen
Exzenterscheibe I in Bewegung gesetzt. Die
Exzenterscheibe besteht aus zwei exzentrischen Ringen, welche durch vier
radialstehende Balken mit der Hauptwelle a verbunden
sind, und zwischen denen das Rädchen sich befindet.
Bei Drehung der Exzenterscheibe I wird daher der mit dem
Kniehebel verbundene Metallrahmen i nach vor- oder
rückwärts gezogen und so die gewünschte Bewegung des Zubringers erreicht. Die
gleiche Bewegung führt auch der schmale Metallrahmen n
aus, welcher durch die beiden in senkrechten Führungsstangen beweglichen Rädchen o mit dem Rahmen i
verbunden ist, und mit den drei Rollenstützen p auf dem
rahmenförmigen Tisch q ruht. Da nun dieser Tisch von
der senkrecht geführten Stange r getragen wird, die auf
der Exzenterscheibe II steht, kann der von dem Rahmen
i geführte Aufleger sowohl in senkrechter wie
wagerechter Richtung bewegt werden.
Bei Beginn einer Wägung bewirkt zunächst die Exzenterscheibe I durch den Kniehebel l, daß die Rahmen i und n nach vorwärts
bewegt werden. Das auszuwiegende Münzplättchen wird vorgeschoben und gleitet alsbald
auf den Aufleger hinab. Nun setzt die Exzenterscheibe II ihre Tätigkeit ein; der Tisch q senkt sich
und zugleich geht auch der Rahmen n nach abwärts.
Infolgedessen senkt sich der Aufleger und die auf letzterem befindliche Platte wird
stoßfrei auf den Wagtisch g abgelegt. Bei der nun durch
den Kniehebel bewirkten Rückwärtsbewegung des Rahmens i
werden Zubringer und Aufleger zurückgezogen, durch Exzenter II wird der Tisch q und der mit dem Rahmen
n verbundene Aufleger wieder gehoben, so daß
Zubringer und Aufleger nunmehr die anfängliche, bei Beginn der Wägung innegehabte
Stellung einnehmen.
Die ausgewogenen Platten werden durch den Aufleger in Kulissen geschoben, die in
ihrem oberen Teil aus schiefliegenden, zum Teil beweglichen Blechlamellen
bestehen, an welche sich lange, geneigte aus Blechstreifen gebildete Kanäle
anschließen, die in hohe schmale Blech kästen einmünden.
Die Wage besteht aus dem Wagbalken s, der die mit
Wagtisch g versehene, rahmenförmige Aufhängevorrichtung
u und den mit dem Balken fest verbundenen massiven
Metallzylinder als Gegengewicht trägt.
Die Arretierung des Wagebalkens erfolgt durch zwei bewegliche, mit Achatplatten
versehene Stifte t, welche gleichzeitig den Endpunkt
des Balkens und den unteren Zapfen des Aufhängerahmens stützen. Diese beiden
Stützpunkte sind mit der Führungsstange w verbunden,
die von der Exzenterscheibe IV auf- und abwärts bewegt
wird. Der Aufhängerahmen kann ferner mittels zweier Arretierungsbacken v festgehalten werden, welche in einen unten am Rahmen
angebrachten, beiderseitig gezackten Blechstreifen eingreifen. Die beiden
Arretierungsbacken v tragen mehrere Einkerbungen,
welche den Zwischenräumen resp. den Abständen der die Kulissen bildenden
Blechstreifen x entsprechen. Die Backen werden durch
Federdruck gegeneinander gepreßt. Die Auslösung der Arretierung erfolgt durch den
Keil y, der von der Exzenterscheibe III nach aufwärts gedrückt wird.
Zur Aussonderung der Münzplatten in drei Sorten dient ein Reiter, der auf den
gabelförmigen Stift am oberen Ende des Aufhängerahmens abgelegt werden kann.
Zur Einstellung der Kuhlmannschen Maschine legt man die
sogen. Einstellplatte auf den Wagtisch und gleicht sie mit dem oberhalb der Schneide
des Wagbalkens an einer Stellschraube befindlichen Gegengewicht aus. Die sogen. Normaleinstellung ist erreicht, wenn bei der
freischwebenden, mit Einstellplatte belasteten Wage die am Aufhängerahmen
befindlichen Zacken den mittleren Einkerbungen der Arretierungsbacken v genau gegenüberstehen (s. Fig. 5).
Bei dieser Gleichgewichtslage muß der am Galgen aufgehängte Reiter so tief stehen,
daß er die Gabel eben berührt. Beim Sortieren von Platten treten diese an Stelle der
Einstellplatte. Sind sie leichter als letztere, so wird der Reiter abgehoben und das
Gewicht des Reiters addiert sich sodann zum Plattengewicht. Kommt nun diese
Gewichtssumme dem Gewichte der Einstellplatte gleich, so gelangt die ausgewogene
Platte in die mittlere Kulisse. Liegt aber die Gewichtssumme unterhalb des Gewichtes
der Einstellplatte, so wird die Platte in die obere Kulisse ausgeworfen. Eine zu
schwere Platte zieht die Wagschale nach abwärts, der Reiter gelangt somit nicht zur
Wirkung und die Platte wird in den untersten Abführungskanal geschoben.
Aus dieser Arbeitsweise ergibt sich, daß die Einstellplatte jenes Gewicht haben muß,
das man als obersten Grenzwert für die auszuwägende Geldsorte annimmt; das Gewicht
des Reiters ist demnach gleich dem zulässigen Mehrgewicht zu wählen.
Die ganze Wägungsoperation geht innerhalb einer Umdrehung der Hauptwelle vor sich;
dadurch, daß der Aufleger die gewogene Platte wegschiebt und sofort eine neue
auflegt, beansprucht diese Arbeit nur ¼ Teil der Achsendrehung, die übrigen ¾ Teile
stehen für das Auswiegen zur Verfügung.
Die dreiklassige Maschine kann in der Minute auf jeder Wage etwa 14–15 Platten, somit
eine sechswagige Maschine 84–90 Stück sortieren. Die zweiklassige Maschine (ohne
Reiter) dient speziell für Banken zum Aussondern unterwertiger Goldmünzen.
Die Verwendung von Reitergewichten ist für die besprochenen
Münzplattensortiermaschinen charakteristisch. Die dreiklassigen Maschinen arbeiten
natürlich quantitativ schneller als jene, welche sechs Sorten zu liefern haben.
Während für die Kontrollierung von Münzen die dreiklassige Sortierung genügt, ist
für Münzplatten eine umfangreichere Sortenbildung erwünscht und läßt sich letztere
durch Verwendung von zwei dreiklassigen Maschinen erreichen, wobei die von der einen
Maschine abgesonderten schweren Platte durch die zweite gehen.
Bezüglich der Sortierung von Münzplatten ist noch zu erwähnen, daß man nie bis an die
äußersten Grenzgewichte geht, sondern daß man meist auf sogen. ½ resp. ¼ Toleranz
sortiert, d.h. man stellt die Maschinen so ein, daß als normal nur jene Platten
ausgeworfen werden, welche höchstens um ½ oder ¼ des gestatteten Remediums vom
Normalgewicht abweichen.