Titel: | Maschine zum Prüfen von Kalibern. |
Autor: | F. Mbg. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 91 |
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Maschine zum Prüfen von Kalibern.Royal Society, London, Proceedings,
1906.
Maschine zum Prüfen von Kalibern.
Die von P. E. Shaw durchgebildete Maschine unterscheidet sich
grundsätzlich von anderen derartigen Maschinen dadurch, daß der Augenblick, wo die
richtige Einstellung der Fühlflächen erfolgt ist, auf elektrischem Wege angezeigt
wird. So wird erreicht, daß stets eine genau gleich starke Berührung zwischen
Kaliber und Fühlfläche eintritt, also das Gefühl des Arbeiters fast vollkommen
ausgeschaltet wird.
Die Maschine hat äußerlich durchaus die Gestalt, wie sie zuerst Whitworth dieser Art von Vorrichtungen gegeben hat. Auf
einem starken Bett stehen 2 Reitstöcke R,
Fig. 1, welche die Fühlflächen S tragen und zwischen denen auf einem verstellbaren
Tische f das Kaliber d
befestigt werden kann. Fig. 1 zeigt nur den rechten
Teil der Maschine, der linke Reitstock mit Zubehör ist als Spiegelbild des rechten
hinzuzudenken. Während Fig. 2 eine Seitenansicht
bietet, gibt Fig. 3 einen wagerechten Schnitt durch
den rechten Reitstock wieder.
Textabbildung Bd. 322, S. 91
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 322, S. 91
Fig. 2.
In den beiden Ständern U und R ist in den Futtern E1 und E2 die Mutter N
gelagert, in der sich die Schraube S wagerecht
verschieben kann. Während N nur eine Drehung
auszuführen vermag, ist S hieran durch das Hebelsystem
qy verhindert. An U
sitzen nämlich Consolen V, auf denen der in y mit S verbundene und um
diesen Punkt drehbare Hebel q gleiten kann (Fig. 3). Zwei über die Rollen r1 und r2 laufende, mit q
verbundene Schnüre tragen die Gewichte t1 und t2 und üben auf diese Weise auf die Schraube S einen Zug aus, so daß sie immer nach rechts hin in
die Mutter N hineingedrückt wird, also die Gewindegänge
stets mit gleicher Stärke und derselben Fläche auf einander liegen. N stützt sich mit der Stahlspitze n gegen die eben abgeschliffene Schraube m und wird durch die Feder F in dieser Lage erhalten, die sich einerseits gegen den Vorsprung O der Mutter N,
andererseits gegen die Schutzhülse M legt, die selbst
wieder an dem Futter E1
anliegt. Mit N ist ferner das Rad Q verbunden, das am Umfange eine Teilung trägt; der
dazu gehörige doppelte Nonius g ist am Reitstock R angebracht. R selbst
ruht auf einer Platte W und diese einerseits mit 4
Schrauben auf der V-förmigen Gleitbahn X, andererseits
mit einer Schraube auf der ebenen Bahn Y. Durch
Einstellen dieser 5 Schrauben kann dem Reitstock die richtige Lage zum Ganzen
gegeben werden. Eine Glimmerplatte zwischen R und W sorgt für die Isolierung des ersteren gegenüber dem
Bette. Aus der Platte W ragt nach vorn ein Balken V1 heraus, auf dem eine
Welle mit der Handkurbel Z und einem Schnurrädchen
gelagert ist. Durch dieses kann Drehung des Rades Q,
also Verschiebung der Schraube S erzielt werden. Das
Kaliber d wird, wie schon bemerkt, auf dem Tische f befestigt, der auf dem Supporte Pb mit der senkrechten Bewegung h und der wagerechten a ruht. Der Support ist
an der hohlen Säule A befestigt; diese steckt auf einer
senkrechten, dreikantigen Stange, welche auf dem Schlitten k angebracht ist; k liegt wiederum in der
Nute C des Schlittens D
und D ist in derselben Weise einstellbar auf das Bett
aufgesetzt wie W. Wird nun die Schraube S so weit aus ihrer Mutter N heraus geschoben, daß das Knöpfchen c das
Kaliber berührt, so fließt ein elektrischer Strom von dem Element C1 einerseits über den
Widerstand R1, andererseits über das Telephon T1, und den Umschalter
x nach den Klemmen l1 bezw. l2, also zum Bett bezw. zum Reitstock, zwischen denen
die einzige Verbindung durch das Kaliber und die Schraube S mit ihrem Berührungsknöpfchen c geht.
Der Umschalter x ist nach links oder rechts zu stellen,
je nachdem die linke oder rechte Schraube zur Berührung gebracht ist. Der jeweilige
Stand der Schrauben wird dann durch Ablesen der Skala S3 mit Hilfe des Mikrometers M1 und der Teilung auf
dem Umfunge des Rades Q mit Hilfe des Nonius g bestimmt. Da die Schraubensteigung ½ mm bei einem
Durchmesser von 1 cm beträgt, da ferner der Radumfang in 500 Teile geteilt ist und
der Nonius 1/10
eines solchen Teiles abzulesen gestattet, so kann man die Verschiebung der Schraube
bis auf \frac{1}{10000}\mbox{ mm}=0,1\,\mu genau bestimmen.
Textabbildung Bd. 322, S. 91
Fig. 3.
Textabbildung Bd. 322, S. 91
Fig. 4.
Textabbildung Bd. 322, S. 91
Fig. 5.
Um festzustellen, wie stark der Druck des Knöpfchens vorn an den Schrauben S auf das Kaliber sein muß, um eine Anzeige im Telephon
zu erhalten, wurde gemäß Fig. 4 die eine Schraube
mit einer Kappe versehen und zunächst mit dem Mikrometer genau beobachtet, in
welcher Stellung eine Berührung eintrat. Es mußte dann noch eine Bewegung um 0,5 μ ausgeführt werden, ehe das Telephon ansprach, d.h.
die normale Art der Messung eines Kalibers, wie sie oben geschildert ist, wird Werte
ergeben, die um 2 . 0,5 μ = 1,0 μ zu, klein sind.
Sollen nicht metallische Körper auf der Maschine untersucht, z.B. die Parallelität
der beiden Flächen einer Glasplatte geprüft werden, so bedient man sich der in Fig. 5 gekennzeichneten Anordnung. Auf die Schrauben
werden wieder, wie bei Fig. 4, Kappen aufgesetzt,
welche kleine Ebenholzpflöcke a tragen. Durch diese ist
ein Stahldraht hindurchgeführt, welcher einerseits in der Klemme b, andererseits in der Kugel c endet. Bei Bewegung der Schraube S wird
diese Kugel gegen die Glasplatte gedrückt, legt sich daher an die Kappe an und
ermöglicht so ein Zustandekommen des Stromkreises.
Ehe eine dieser Maschinen die Werkstatt verläßt, wird sie sorgfältigen Prüfungen
unterzogen, über die unsere Quelle ausführlich berichtet. Wir wollen hierauf an
dieser Stelle nicht weiter eingehen, sondern erwähnen nur noch, daß sich diese
Untersuchung auf die folgenden Punkte bezieht:
1. Ist das Bett vollständig eben?
2. Sind die Achsen der Schrauben genau parallel zur
Bettebene?
3. Liegen die Achsen der Schrauben in einer graden Linie
und treffen sich die Berührungsknöpfchen beim Zusammenschieben wirklich in ihren
äußersten Punkten?
4. Ist der tote Gang der Schrauben in den Muttern vollkommen
aufgehoben?
5. Stehen die Tischbewegungen wirklich senkrecht zu der
Bettachse?
6. Welchen Einfluß hat die Durchbiegung des Bettes auf die
Genauigkeit der Messung? und
7. wie groß sind die Fehler, die durch Abweichung der
Schraubenform von der mathematisch richtigen Gestalt hervorgerufen
werden?
Namentlich der eigenartige Weg, wie die Beantwortung der letzten Frage mit Hilfe der
Gesetze über die Interferenz der Lichtstrahlen stattfindet, dürfte besonderes
Interesse hervorrufen. Doch müssen wir, wie gesagt, in dieser Beziehung auf unsere
Quelle verweisen.
F.
Mbg.