Titel: | Zeitschriftenschau. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 93 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Eisenbahnwesen.
Der neue Hauptbahnhof in Hamburg.(Rüdell.) Die Gleise des neuen Hauptbahnhofs liegen in
einem 6–7,5 m tiefen, 114 m breiten Einschnitt, die beiden das Gleis querenden
Hauptstraßen sind mittelst eiserner Brücken übergeführt. Das Empfangsgebäude ist
infolge Mangels an seitlichem Raum brückenartig quer über die Gleise gestellt. 12
Gleise, 6 Dienst- und 5 Personenbahnsteige sind vorhanden, deren östlicher dem
Stadt- und Vorortverkehr dient; sie werden durch eine Mittelhalle von 72 m
Spannweite und 36 m Höhe und durch zwei schmälere Seitenhallen überdacht. Die
eigentliche Empfangshalle gliedert sich in die Haupteingangshalle, an der die
Schalter und die Gepäckannahme liegen, eine Verbindungshalle, an die sich die
Wartesäle mit ihrem Zubehör anschließen und eine Ausgangshalle mit der
Gepäckausgabe. Von der Verbindungshalle führen Treppen zu den Bahnsteigen hinab. Die
Gepäckannahme ist mit der Ausgabe durch einen Gang verbunden, in den 9 Gepäckaufzüge
münden, außerdem sind 2 Gepäck-Förderbänder vorhanden. Das Profil der Binder der
Mittelhalle steigt bis zu 22 m senkrecht empor und geht dann in einen gedrückten
Spitzbogen über. Die Decken bilden ein riesiges spitzbogiges Tonnengewölbe. Die
Seitenhallen sind senkrecht zur Achse der Mittelhalle gerichtet und im Scheitel 18 m
hoch, die Mittelhalle erhält durch diese basilikale Grundrißanordnung hohes
Seitenlicht. Das eigentliche Empfangsgebäude ruht auf dünnen eisernen Stützen
zwischen den Gleisen und besteht mit Ausnahme der äußeren Umfassungsmauer ganz aus Eisenfachwerk;
die Eisenteile sind bei der architektonischen Ausgestaltung unverhüllt geblieben,
die Flächen sind farbig behandelt. Zwei 45 m hohe schlanke Ecktürme flankieren die
Seitenhallen. Die Kosten haben insgesamt 4351000 M. betragen. 12 Abb. (Zentralblatt
der Bauverwaltung 1906, S. 620–22, 632–33.)
S.
Fahrgeschwindigkeiten auf deutschen
Eisenbahnen. Folgende Höchstgeschwindigkeiten werden erreicht:
Ent-fernungkm
MittlereFahr-geschw.km
Std.
Fahrzeit
Std.
Min.
Berlin-Dresden
189
82,6
2
17
Berlin-Wittenberge
127
83,6
1
31
Berlin-Halle
162
88,2
1
50
Hannover-Stendal
151
84,4
1
47
Hamburg-Wittenberge
159
86,1
1
51
Karlsruhe-Freiburg
134
83,4
1
36
Freiburg-Oos
103
87,0
1
11
Freiburg-Offenburg
63
87,6
0
43
Karlsruhe-Mannheim
61
84,6
0
43
Die größte Geschwindigkeit wird demnach auf der Strecke Berlin-Halle und nicht mehr
wie früher, auf der Strecke Hamburg-Wittenberge erzielt. (Zeitung d. Vereins
deutscher Eisenbahnverwalt. 1906, S. 1379–1381.)
Fahrgeschwindigkeiten auf französischen Hauptlinien s. D. p. J. 1906, S. 766.
W.
Elektrotechnik.
Elektrisierung der West Jersey und
Seashore Eisenbahn. (Fortsetzung und Schluß von S. 830 Bd 321) Die 33000
Volt Leitung ist durchweg doppelt ausgeführt, indem auf 13,7 m hohen
Nußbaum-Holzmasten auf einem Querarm von 3,65 m Länge 4 und auf einem Querarm von
2,6 m Länge 2 Isolatoren befestigt sind; der Draht-Durchmesser beträgt 7,62 mm. Je 3
zusammengehörige Drähte sind in Form eines auf der Spitze stehenden gleichseitigen
Dreiecks von 1,35 m Seitenlänge angeordnet. Die auf Eisenstiften sitzenden
Isolatoren sind dreiteilig. Der oberste ist für sich mit 45000 Volt, der
vollständige Isolator mit 85000 Volt 10 Min. lang geprüft. Die Mastentfernung
beträgt 38 m, an Wegkreuzungen 30 m. Zum Schutz gegen atmosphärische Entladungen ist
auf den Mastspitzen 2,4 m über den höchsten Leitungsdrähten ein siebenadriges
Stahlseil von 8 mm Durchmesser befestigt, das an jedem fünften Mast geerdet ist;
außerdem sind Blitzableiter angebracht.
Die zur Zuleitung des Gleichstroms dienende dritte Schiene hat den
gleichen Querschnitt wie die Fahrschienen und ist alle 2,4 m auf Isolatoren aus
Granitmasse verlegt, deren Länge 254 mm, deren Breite 140 mm und deren Höhe bis
Unterkante Schiene 90 mm beträgt. Die Auflaufstücke sind aus Gußeisen hergestellt.
Die Stöße der dritten Schiene sind durch doppeltes Kupferband mit massiven Enden von
25 mm Durchmesser leitend verbunden. Die Unterbrechungen der dritten Schiene an
Wegübergängen sind durch Kabel überbrückt, die in asphaltierten Rohren mit
Betonschutz verlegt sind. Um bei Unfällen nur eine möglichst kurze Strecke stromlos
zu machen, ist in bekannter Weise eine Unterteilung der Schiene vorgesehen. Auf den
Bahnhöfen sind hölzerne Schutzleisten angebracht. Als bemerkenswert wird
hervorgehoben, daß auch auf den Endbahnhöfen mit mehreren Bahnsteigen die dritte
Schiene verlegt ist und daß dies billiger und leichter auszuführen war, als das
Anbringen einer Luftleitung,
62 Personenwagen und 6 zum Teil für Gepäck- und zum Teil für die
Postbeförderung gebaute Wagen haben alle als Motorwagen dieselbe elektrische
Ausrüstung. Die 58 sitzigen Personenwagen sind zwischen den Puffern 16,3 m, zwischen
den Kopfschwellen 15 m lang; die Mitten der Drehzapfen sind 10 m von einander
entfernt. Die Gesamthöhe beträgt 4,04 m über Schienenoberkante, das Gewicht des
vollständig ausgerüsteten Wagens 40,4 t. Die Lichtleitungen der Wagen sind in
galvanisierten Eisenrohren auf dem Wagendach verlegt. Zur Heizung sind in jedem
Wagen 28 Apparate unter den Sitzen eingebaut, die je mittels zweier Spulen insgesamt
3 Heizstufen erzielen lassen. Von den beiden Drehgestellen jedes Wagens trägt nur
das eine Motoren. Es wiegt ohne die letzteren 6,8 t; das andere wiegt 4,22 t. Der
Raddurchmesser beträgt 915 mm, der der Achse zwischen den Rädern 178 mm. Neben der
Handbremse ist die selbsttätige Westinghouse-Schnellbremse angebracht. Die beiden Motoren jedes Wagens sind
200 pferdig. Die Steuerung geschieht mittels elektrisch gesteuerter Einzelschalter,
die alle selbsttätig in ihre Ausschaltstellung gehen, sobald der Wagenführer die
Fahrkurbel losläßt. 38 Fig. (Street Railway Journal 1906, S. 928–946) 5 Fig. und
(Electrical Review, New York 1906, S. 761–765.)
Pr.
Lokomotivbau.
Neuere Lokomotivsteuerungen.(Metzeltin) Die Nachteile der einfachen
Schiebersteuerungen, nämlich langsames Oeffnen und Schließen der Dampfkanäle,
ungünstige Kompressionsverhältnisse bei kleinen Füllungen haben schon im Jahre 1844
die Doppelschieberanordnung mit Schwingensteuerung entstehen lassen. Borsig, Clark, Stevens, Strong haben neue
Konstruktionen ausgeführt, doch ohne bleibenden Erfolg. Im Jahre 1901 hat Nadal durch Anwendung zweier Kolbenschieber, die durch
eine Heusinger-Steuerung bewegt werden, die
Dampfverteilung günstiger gestaltet. Der eine Kolben steuert den Dampfeinlaß, der
andere nur den Dampfauslaß. Die Steuerung von Young ist
die Vereinigung der Stephenson-Schwingenanordnung mit
einer Corliß-Steuerung. Bei einer im Jahre 1903
erbauten Lokomotive mit 508 mm Zylinderdurchmesser wurde ein Dampfverbrauch von 8,7
kg/PSe i. d.
Stunde erzielt. Der Dampfverbrauch einer gleichen Kolbenschieberlokomotive betrug
10,4 kg. Ob sich diese Corliß-Steuerung auf die Dauer
bei den nun jetzt in Frage kommenden hohen Dampfspannungen bewähren wird, ist
zweifelhaft. Bei der Alfree-Hubbel-Steuerung ist
zwischen Schieberschubstange und Schieberstange eine Zahnradübersetzung
eingeschaltet, wodurch schnelleres Oeffnen und Schließen des Schiebers erzielt ist.
Ergebnisse bezüglich Dauerhaftigkeit bleiben abzuwarten. Bei einer
Güterzuglokomotive der Lake Erie-Bahn wurde mit dieser Steuerung 5 v. H. Kohlen und
12 v. H. Wasser erspart. Bei der Steuerung von Marshall
(England) wird eine Schwinge durch ein Doppelexzenter geradlinig hin und her
verschoben. Die Wirkungsweise dieser Steuerung ist ähnlich wie bei der
vorhergehenden, doch erscheint die Ausführung dauerhafter.
Weitere Verbesserung erstreckten sich auf den noch im großen
Umfange verwendeten Flachschieber. Diese Schieber arbeiten unter recht erheblichem
Druck bei einer Temperatur von 100–200° und bewegen sich bei Schnellzuglokomotiven
mit einer Geschwindigkeit von 0,6–0,7 m/Sek. Sie neigen daher und aus anderen Gründen zum
Fressen. Das Material des gußeisernen Schiebers muß weicher sein als das des
Schieberspiegels. Gewöhnlich ist für den Schieber eine Festigkeit von 1200–1400 kg/qcm, für den
Zylinder 1800–2400 kg/qcm vorgeschrieben. Ueber den zweckmäßigsten Baustoff für den Schieber
gehen die Ansichten auch heute noch auseinander, so wird Gußeisen, Gußeisen mit
Weißmetall, Rotguß und Phosphorbronze verwandt. Es ist nicht ausgeschlossen, daß die
Wasserverhältnisse auf das Fressen des Schiebers einen bestimmenden Einfluß ausüben.
An einer preuß. Schnellzuglokomotive ist beobachtet, daß der Schieber bei 80° um 1
mm sich wirft; die hohle Form hat Anfressen an den Kanten zur Folge, wenn der
erwärmte Schieberspiegel sich nicht ebenfalls wirft.
Diese Nachteile suchte man seit 1870 durch Einführung des
Kolbenschiebers zu vermeiden. Aber die Bauart der Kolbenschieber für Heißdampf wird
immer verwickelter, erhebliche Dampfverluste oder große Reibungsarbeiten treten auf,
wenn der Kolben mehr oder minder genau eingeschliffen wird.
Die Buchse, in der sich der Kolbenschieber bewegt, muß kräftig
ausgeführt sein und nebst dem Schieber vor der Bearbeitung ausgeglüht werden.
Im Dampfmaschinenbau ist man immer mehr, namentlich seit der
Einführung des Heißdampfes, zur Ventilsteuerung übergegangen. Besonders ist die Lentzsche Ventilsteuerung bekannt geworden, die 300
Umläufe i. d. Minute zuläßt. Bei unseren Schnellzuglokomotiven kommt aber nie eine
größere Umlaufzahl als 300 in Frage.
Triebrad-durchm.mm
Höchst-geschwin.km/Std.
Umläufei. d. Min.
2/4 gek. Heißdampflokomotive
2100
110
278
¾ „ „
1600
90
299
4/4 „ Güterzuglokomotive
1350
50
196
Man hat es aber bis jetzt noch nicht gewagt, die Ventilsteuerung
als Lokomotivsteuerung anzuwenden, trotzdem sehr viele Vorteile gegenüber einer
Schiebersteuerung vorhanden sind: Dampfdichter Schluß, schnelles Eröffnen und
Abschließen der Dampfkanäle, sehr geringe Abnutzung, geringe Reibungsarbeit, größte
Sicherheit gegen Wasserschlag.
„Im Jahre 1905 wurde von der „Hannoverschen M. A. G.“ zuerst eine alte ⅔ gekuppelte
Tenderlokomotive mit Ventil, Steuerung, System Lentz, und mit einem Pielock-Ueberhitzer
ausgerüstet. Die alte Allansche Schwingensteuerung
wurde beibehalten, die Zylinder mußten erneuert werden. Zu dieser Steuerung
gehören 2 Einlaß- und 2 Auslaßventile, leichte gußeiserne Doppelsitzventile,
deren Sitze nicht eingesetzt, sondern am Zylinder angegossen sind. Die
Ventilspindeln besitzen Labyrinthdichtung. Das Einschleifen dieser Spindeln
erfordert genaue Arbeit, da die Führung reibungsfrei und doch dampfdicht sein
muß. Der auf die Ventile aufgeschraubte Kopf trägt eine Rolle, welche auf eine
mit Hubbögen versehene Stange läuft. Diese ist an Stelle der Schieberstange
getreten. Durch Hin- und Herbewegen dieser Hubbögenstange werden die 4 Ventile
abwechselnd gehoben, während der Ventilabschluß durch Federn erfolgt. Nach
einjährigem Betriebe waren Ventile und Spindeln ebenso dampfdicht, wie am
Anfange. Versuche, bei denen die Heißdampf-Ventillokomotive mit einer genau
gleichen Naßdampf-Schieberlokomotive in demselben Zugdienst fuhr, ergaben für
die erstere eine Ersparnis an Wasser von 30,6 und an Kohle von 19,5 v. H. Die
Ventilmaschine hatte dabei nur eine Dampfüberhitzung von 90°. Die Ersparnis an
Kohlen durch Anwendung der Ventilsteuerung allein dürfte auf 6 - 8 v. H.
geschätzt werden. Diese Erfolge haben die Hannoversche M. B. G. ermutigt, diese
Steuerung auch bei einer ⅖ gekuppelten vierzylindrigen Schnellzugslokomotive für
100 km/Std.
Geschwindigkeit und 270 Umdrehungen i. d. Min. auszuführen. Bei dieser in
Mailand ausgestellten Lokomotive wurden mit Rücksicht auf einen etwas besseren
Massenausgleich die Niederdruckzylinder nach innen, die Hochdruckzylinder nach
außen verlegt. Je ein Hochdruck- und ein Niederdruckzylinder bilden ein
Gußstück. Die Lentzsche Ventilsteuerung ist nur an
den beiden Hochdruckzylindern angeordnet, die Niederdruckzylinder besitzen
Kolbenschieber von 240 mm Bohrung. Die Steuerung ist nach dem System Henninger- v. Borries so eingerichtet, daß einer
Hochdruckfüllung von 40 v. H. eine Niederdruckfüllung von 73 v. H. entspricht.
Bei der gewöhnlichen Füllung von 40 v. H. erreicht man eine um 36 v. H.
verminderte Dampfgeschwindigkeit, die dementsprechend einen kleineren
Spannungsabfall zur Folge hat. Im März 1906 hat diese Lokomotive auf der Strecke
Hannover-Dortmund meist schwere Schnellzüge zu befördern und dabei wurde eine
Geschwindigkeit bis zu 112 km/Std. mehrfach erreicht. (Anmerkung: Eine
Beschreibung dieser Lokomotive befindet sich auch: Engineering 1906, S. 719–720
mit 9 Fig.)
Dieselbe Fabrik hat nun auch eine 3/3 gekuppelte Tenderlokomotive mit
liegender Ventilanordnung versehen. (Die bis jetzt beschriebenen Steuerungen haben
senkrecht arbeitende Ventile). Diese Lokomotive besitzt außerdem eine neue
schwingenlose Umsteuerung, Bauart Lenlz. Bei ihr konnte
die Zahl der bewegten Teile etwa auf die Hälfte verringert werden. Da die Stangen
dabei verhältnismäßig lang sind \left(\mbox{Exzenterlänge: Stangenlänge }=\frac{1}{54}\right) und da dieselben ziemlich wagerechte
Lage besitzen, so entfällt der sonst merkliche Einfluß der endlichen Länge und der
Einfluß des Federspieles der Achsen auf die Dampfverteilung. Die Steuerung der
Ventile erfolgt hier durch Hubdaumen einer wagerechten Welle, welche durch die
Steuerung eine schwingende Bewegung erhält.
Das Hauptbedenken, welches anfänglich gegen die Anwendung einer
Ventilsteuerung bei Lokomotiven gehegt wurde, daß sie sich nicht für die hier in
Frage kommenden hohen Umdrehungszahlen (und bei dem unruhigen Gang der Lokomotive)
eigne, haben sich bis jetzt als unzutreffend erwiesen. Wie sich diese Neuerung
weiterhin bewähren wird, und ob die wagerechte Ventilanordnung der senkrechten
Anordnung vorzuziehen ist (was sehr fraglich erscheint), müssen aber erst
langjährige Versuche entscheiden. 56 Fig. (Organ f. d. Fortschritte des
Eisenbahnwes. 1906, S. 196–201, 219–223 und 239–244.)
W.
Materialienkunde.
Farbbänder für Schreibmaschinen.A. M. Doile untersuchte 99 Proben von Farbbändern, von
denen 49 neu und 40 von drei Wochen bis zu sieben Monaten in Gebrauch gewesen waren;
68 Bänder waren mit Kopiertinte getränkt. Sie stellten 43 Sorten aus 19 Fabriken
dar.
30 von den Kopiertinten sollten unzerstörbare Abklatsche geben: die
Farbe der Abklatsche war meist blau, in 11 Fällen rot. Ueber einen Teil der
Farbbänder war Klage geführt worden, weil die Farbe
klebte oder schmierte oder weil die Bänder zu viel Farbe auf einmal abgaben und die
Typen verschmutzten, so daß diese gereinigt werden mußten; in anderen Fällen waren
die Bänder ungleichmäßig getränkt, so daß die Schrift fleckig wurde. Manche Farbe,
besonders das Rot, verblich schnell. Einige Bänder waren allmählich runzelig
geworden und hatten sich an den Rändern gedehnt.
Die übliche Gebrauchszeit eines Bandes
beträgt sechs bis acht Wochen; ein Band kann je nachdem für 264–2100 Seiten
(109000-630000 Worte) ausreichen. Neben der Güte des Bandes hängt viel davon ab, wie
die Schreibmaschine arbeitet und wie der Schreibende auf die Tasten schlägt.
Im Mittel betrug das Gewicht der Farbe
¼ vom Gewicht des Bandes. Im Mittel wog 1 qcm frischen Bandes 9,6 mg und nach der
Abnutzung 9,3 mg. Auch bei Bändern derselben Sorte schwankte das Gewicht der
Flächeneinheit oft um 20 bis 30 v. H.; an der Schwankung ist in erster Linie das
Bandgewebe schuld, da der Stoff durchaus nicht gleichmäßig ist. Die Festigkeitsunterschiede waren öfter bei ein und
demselben Bande erheblich. Alte Bänder zeigten geringere Festigkeit, wohl weil die
Farbe das Gewebe angegriffen hatte.
In der Farbe wurden Feuchtigkeit,
Aschengehalt, Lampenruß, Farbstoff und Oel auf sinnreiche Weise ihren Mengen nach
bestimmt. Es ergaben sich folgende Gehalte auf das Gesamtgewicht des Farbbandes
berechnet:
im Mittel
Feuchtigkeit
2,7–6,1
v. H.
4,0
v. H.
Asche
0,4–15,2
„
2,3
„
Lampenruß
0,9–7,0
„
3,0
„
Farbstoff
3,3–9,3
„
5,9
„
Oel
15,4–31,0
„
21,3
„
gesamte Farbe
20,7–46,0
„
33,4
„
Eigengewicht des Bandes
79,3–54,0
„
66,6
„
Bei Kopierbändern betrug der Rußgehalt nur 0,3 – 3,4 v. H., im
Mittel 1,6 v. H.
Ein Oelgehalt von 22 v. H.
scheint das richtige Maß zu sein; Bänder, die erheblich weniger Oel enthalten, haben
geringere Dauer und verschmieren die Typen, so daß die Schrift fleckig wird. Der Gesamtgehalt an Farbe schwankte bei den
gebräuchlichsten Sorten von 27 zu 38 v. H., ohne daß ein näherer Zusammenhang
zwischen diesem Gehalt und der Güte des Bandes zu finden war. Bänder mit zu kleinem
Farbgehalt arbeiten oft einige Zeit zufriedenstellend, aber nutzen sich zu rasch ab.
Solche Bänder, die zu wenig Oel oder zu wenig Farbstoff enthalten, arbeiten selten gut; Mangel an Ruß setzt die Beständigkeit der Schrift herab. Von der
Farbe werden nur 2–16,5 v. H. ausgenutzt; die Bänder, die am meisten Farbe abgaben,
klexten leicht, weil die Farbe zu rasch floß. Ein Band, das doppelt so lange Zeit
diente, als jedes andere Band, enthielt 13,5 v. H. nutzbarer Farbe; dieses Band
besaß viel Feuchtigkeit und Farbstoff, aber nur wenig andere Zutaten.
Die Dauerhaftigkeit der Schrift war
bei den Schriftbändern (record ribbons) meist gut. Kopierbänder, die Lampenruß
enthielten, lieferten dauerhafte erste Schrift; die
Abklatsche waren aber sämtlich unbeständig, weil kein Ruß übertragen wurde; in
spätestens zehn Tagen verblich an der Sonne aller Farbstoff und die Schrift war
unleserlich.
In Anbetracht dieser großen Unterschiede ist es notwendig, daß
bestimmte Regeln für den Handel mit Farbbändern aufgestellt werden, besonders muß
das Gewebe, das die Farbe trägt, in gleichmäßigerer Güte geliefert werden. (Chemical
News 1906, S. 202–205.)
In Preußen sind schon vor mehreren
Jahren auf Veranlassung des Justizministeriums zahlreiche Sorten von Farbbändern
durch das Kgl. Materialprüfungsamt der Technischen Hochschule Berlin auf
Widerstandsfähigkeit der Schrift untersucht worden.
Es ergab sich bei der Prüfung, daß nicht alle Farbbänder, die Ruß
enthalten, dauerhafte Schrift geben, sondern nur solche, bei denen die Farbe so
angerieben ist, daß der Ruß beim Schreiben in das Papier eindringt und sich in den
Fasern ablagert.
Der preußische Justizminister hat verfügt, daß zu
gerichtlichen Urkunden und Notariatsakten nur solche schwarzen Farbbänder verwendet
werden, die das Materialprüfungsamt für gut befunden hat. Verlangt wird, daß die
Schrift sich weder durch mechanische, noch durch chemische Mittel vom Papier
entfernen läßt, ohne daß das Papier deutliche Spuren der Entfernung zeigt. Bei
Anträgen auf Zulassung neuer Bänder ist ein Zeugnis des Materialprüfungsamtes
beizulegen.
Durch Prüfung von Stichproben, die den Lieferungen an Behörden
entnommen werden, wird die Güte der zugelassenen Farbbänder fortdauernd
überwacht.
In dem Jahresberichte des Materialprüfungsamtes über das
Betriebsjahr 1904 wurden 25 Farbbänder als brauchbar aufgeführt; unter diesen waren
9 in Deutschland hergestellt; fast alle anderen stammten aus Amerika. Dieses
Ueberwiegen der ausländischen Erzeugnisse rührt daher, daß sich Amerika (und
England) schon seit Jahrzehnten mit der Anfertigung von Farbbändern befaßt, während
der Industriezweig bei uns noch verhältnismäßig jung ist.
Wie dieser Jahresbericht ersehen läßt, bringen folgende deutsche
Geschäfte unter deutschem Namen brauchbare Farbbänder in den Handel:
1. Dr. Adolf Heinemann in Worms
(„Aktenband“).
2.Aug. Leonhardi in Dresden
(„Schreibmaschinenband“, „Stolzenberg-Farbband“).
3.Molineus & Komp.
in Barmen („Diamant“, „Adler“, „Justizia“).
4.Carl Schütte in Berlin („Schütte-Band“).
5. Dr. Wenzlik in Köln
(„Deutsches Farbband“).
6.Wilhelm Brauns in Reichenberg (Böhmen).
Der Jahresbericht des Prüfungsamtes für 1905 macht die höchst
erfreuliche Angabe, daß die deutschen Farbbänder schon jetzt den amerikanischen an
Güte mindestens gleichkommen.
Arndt.
Bücherschau.
Monographien über chemisch-technische
Fabrikationsmethoden. Band I. Der Fabrikchemiker, seine Ausbildung und Stellung. Von L. Max Wohlgemuth, literarisch-wissenschaftlichem Beirat in der chemischen
Fabrik Th. Goldschmidt, Essen a. Ruhr. Halle a. S.,
1906. Verlag von Wilhelm Knapp. 30 Seiten, Preis M. 1,–.
Der Verfasser gibt eine gute Uebersicht der mannigfachen Ansichten, die über den
Ausbildungsgang des technischen Chemikers in den letzten Jahren öffentlich
ausgesprochen worden sind. Hier, wie bei der Erörterung der Gehaltsansprüche, die
ein jüngerer Chemiker machen darf, hält Wohlgemuth die
richtige Mitte zwischen unberechtigter Hoffnungsfreudigkeit und Schwarzmalerei. Ich
würde mich freuen, wenn der Verfasser seine gesunden Anschauungen über den
Unterricht ein andermal ausführlicher darlegte.
Arndt.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Beitrag zur Theorie der Röhrentunnels kreisförmigen
Querschnittes. Von Dr. techn. Fritz Steiner,
Konstrukteur an der k. k. deutschen technischen Hochschule in Prag. Sonderdruck aus
der „Oesterreich. Wochenschrift für den öffentl. Baudienst“. Heft 26, 1906. Prag,
1906. J. G. Calve (Josef Koch). Preis geh. M. 1,20.
Lehr- und Uebungsbuch der Differentialrechnung. Für
mittlere technische Lehranstalten, Realgymnasien, Oberrealschulen usw., sowie zum
Selbststudium von Dr. Heinrich Grünbaum, Lehrer der
Mathematik am Rheinischen Technikum zu Bingen. Zweite verbesserte Auflage. Würzburg,
1907. J. Frank (L. Lazarus).
Der Grundbau. Nach den Vorträgen, gehalten am
Finnländischen Polytechnischen Institute in Helsingfors von M. Strukel, Prof. der Ingenieurwissenschaften. Zweite Auflage. Mit 118
Abb. und 36 Tafeln. Leipzig, 1906. A. Twietmeyer. Preis einschließlich Atlas M.
18,–.
Der Brückenbau. Nach den Vorträgen gehalten am
Finnländischen Polytechnischen Institute in Helsingfors von M. Strukel, Prof. der Ingenieurwissenschaften. Atlas II. Teil. Enthaltend
41 Tafeln mit zahlreichen systematisch geordneten Beispielen aus der Praxis über die
beweglichen und steinernen Brücken, nebst Inhaltsverzeichnis, Quellenangaben und
kurzer Erläuterung der Abbildungen. Leipzig, 1906. A. Twietmeyer. Preis M.
10.
Konstruktionslehre der einfachen Maschinenteile. Von
Professor Dr.-Ing. O. von Grove. Mit 390 Abb. und 28
Tafeln Zeichnungen in Mappe. Leipzig, 1906. S. Hirzel.
Atlas zur Konstruktionslehre der einfachen
Maschinenteile. Von Prof. Dr.-Ing. O. von
Grove. Zweiter Teil. Leipzig, 1906. S. Hirzel.
Moderne Transmissionen. Maschinenfabrik und
Mühlenbauanstalt G. Luther, Aktiengesellschaft,
Braunschweig.