Titel: | Ein neuer Konditionierapparat. |
Autor: | Hg. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 123 |
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Ein neuer Konditionierapparat.
Ein neuer Konditionierapparat.
Beim Handel mit Materialien, die hygroskopische Eigenschaften zeigen, ist man
oft genötigt, den Feuchtigkeitsgehalt derselben in Rechnung zu ziehen. In der
Textilindustrie, deren Fasermaterialien hygroskopische Eigenschaften in besonderem
Masse eigen sind, hat man daher durch Uebereinkommen für jede Faserart einen
bestimmten Feuchtigkeitsgehalt festgesetzt, der beim Kauf der Berechnung des
Handelsgewichtes zugrunde gelegt wird. Zu diesem Zweck ist es nötig, das absolute
Trockengewicht des Materials zu bestimmen, dem dann der handelsübliche
Feuchtigkeitsgehalt zugerechnet wird. Die Ermittlung dieses Trockengewichtes bezw.
des daraus sich ergebenden Handelsgewichtes wird meist, der Unparteilichkeit halber,
öffentlichen Instituten, den sogenannten Konditionieranstalten, überlassen. Die
Trocknung wird zweckmässig durch auf 105–120° C erhitzte Luft bewirkt, mit der das
zu trocknende Material in Berührung gebracht wird, wobei es seine Feuchtigkeit an
die heisse, trockne Luft abgibt. Die hierfür benutzten Apparate verschiedener
Systeme unterscheiden sich im wesentlichen nur durch Art der verwendeten Wärmequelle
und die Luftführung. Am häufigsten gebrauchte man bisher zur Erhitzung der Luft
Dampf-, Gas- oder indirekte Heizung.
Die Gesellschaft für Trockenverfahren m. b. M. (Patent
Junghans) in Berlin NW. baut
jetzt einen neuen Konditionierapparat, bei dem als Wärmequelle elektrische
Glühlampen besonderer Konstruktion verwendet werden. Das zu trocknende Material wird
in einem gegen Wärmeverluste isolierten Behälter der Einwirkung der durch die
Glühlampen erzeugten Wärme ausgesetzt, wobei neben der direkten Wärmeabgabe auch die
Strahlungsenergie für die Trocknung herangezogen wird. Während nämlich die geleitete
Wärme, in bisheriger Weise erzeugt, nur von der Oberfläche aus zu wirken vermag,
tiefere Schichten aber wegen der schlechten Wärmeleitung der in den Materialien
stagnierenden Luft nur langsam ihre Feuchtigkeit abgeben, gelingt es mit Hilfe
strahlender Energie gleichzeitig das gesamte Material bis ins Innere zu
durchdringen, ohne schädliche Ueberhitzung der an der Oberfläche befindlichen Teile
befürchten zu müssen. Es ist demnach eine erhebliche Abkürzung der Trockenzeit
möglich. Ein weiterer Vorteil ist die Sicherheit, mit der die jeweils
erforderliche, zweckmässige Trockentemperatur innegehalten werden kann, deren
Maximum, abhängig von der Anzahl der eingebauten Lampen, nicht überschritten werden
kann.
Textabbildung Bd. 322, S. 123
Fig. 1.
Textabbildung Bd. 322, S. 123
Fig. 2.
Der Apparat (Fig. 1 u. 2) besteht aus zwei vollkommen gleichen Trockenkammern, in denen das auf
geeigneter Trägern liegende Material so lange verbleibt, bis mittels dei oberhalb
des Apparates angeordneten Wage (jetzt mit Glaskasten geliefert) Gewichtskonstanz
festgestellt worden ist, Dabei dient jede Kammer abwechselnd als Vortrocken- und als
Wägeraum. Die Querwände beider Kammern sind mit Spezialröhrenlampen ausgestattet.
Mit Hilfe von Schalt- und Reguliervorrichtungen ist es leicht möglich, die
Temperatur während der ganzen Versuchsdauer auf der erforderlicher Höhe unverändert
zu erhalten. Die Temperatur jeder Kammer wird an einem Thermometer kontrolliert,
welches sich in einer mit dem Materialträger verbundenen Hülse befindet Boden und
Deckel der Kammern sine mit einer Anzahl von Zuglöchern versehen, um für genügende
Luftzirkulation zu sorgen. Dieselben können bei Vornahme der Wägung geschlossen
werden.
Ein bequem vor der Wage angeordnetes Pult bietet Platz für Unterbringung des
Gewichtssatzes und dei Wägebücher.
Der Verbrauch des Apparates an elektrischer Energie wird von der Gesellschaft zu 1,5
Kw. für die Trockentemperatur vor 110° C angegeben. Ueber die Dauer und den
Wattstundenverbrauch der einzelnen Konditionierung lassen sich naturgemäß genaue
Angaben nicht machen, da die Größe und der Feuchtigkeitsgehalt der Probe hierbei von
Einfluß sind.
Für die in den meisten Fällen für die Untersuchung genügende Menge von 250 g Material
sind bei dreiviertelstündiger Dauer der Konditionierung etwa 0,5 Kilowattstunden
erforderlich.
Der Apparat ist für 110 Volt Spannung berechne und wird fertig zum Anstöpseln an eine
elektrische Lichtleitung geliefert. Er ist in seiner Handhabung ausserordentlich
einfach und bequem, explosions- und feuersicher und kann in jedem Raum aufgestellt
werden, da keine Belästigung durch Wärmeausstrahlung stattfindet.
Hg.