Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | A. M. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 141 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Apparate.
Selenphotometer. Die Verwendung des
Selens für Photometerzwecke krankt bisher an dem Uebelstande, daß das Selen sich
erst nach längerer Zeit für eine bestimmte Beleuchtung auf einen bestimmten
Widerstand einstellt. Das neue Instrument soll hierdurch nicht berührt werden. Es
besteht aus einer Selenzelle, die abwechselnd von der zu prüfenden Lichtquelle und
einer Normallichtquelle bestrahlt wird, indem sie durch schnelle Umdrehung
abwechselnd in den Strahlungsbereich beider gebracht wird. Sind die Lichtquellen auf
einer Photometerbank angebracht, so liegt vorteilhaft die Umdrehungsachse senkrecht
zu der Achse der Bank und geht durch die Symmetrieebene zweier unter 45° geneigter
Spiegel, die für je eine Hälfte jeder Umdrehung die Beleuchtung mit einer
Lichtquelle bewirken. Die Selenzelle liegt mit einem Milliamperemeter im Stromkreise
einer Batterie; zur Messung werden die Entfernungen der Lichtquellen von den
Spiegeln solange geändert, bis an dem Milliamperemeter keine Ausschläge mehr
auftreten. Als Vergleichslampe wird bei einer besonderen Ausführung des Instrumentes
zum Arbeiten in erleuchteten Räumen eine Osmiumlampe verwendet, die sich durch
gleichbleibende Lichtstärke und lange Lebensdauer auszeichnet. (Elektrotechnischer
Anzeiger 1906, S. 1053–1054.)
Pr.
Strobograph.(Wagner.) Mit diesem Namen bezeichnet der Verfasser
einen Apparat zum Aufzeichnen der Ungleichförmigkeit umlaufender Wellen, bei dem
stroboskopische Erscheinungen zu photographischen Aufzeichnungen benutzt werden. Er
besteht aus einer auf der zu untersuchenden Welle aufgesetzten Trommel, in deren
Umfang eine auf einer einfachen Schraubenlinie angeordnete Reihe von Löchern
ausgespart ist. Durch diese Löcher gelangen von einer Lichtquelle innerhalb der
Trommel Lichtstrahlen und nach ihrem Durchgang durch eine umlaufende mit Schlitzen
versehene Scheibe in eine photographische Kamera. Wird die Umlaufszahl der durch
einen Elektromotor mit Vorschaltwiderstand oder durch ein Laufwerk angetriebenen
Schlitzscheibe so geregelt, daß ihre sekundliche Umlaufszahl multipliziert mit der
Zahl der Schlitze gleich der Zahl der Löcher multipliziert mit der sekundlichen
Umlaufszahl der zu untersuchenden Welle ist, so werden die Lichtpunkte um eine
Mittellage entsprechend den Ungleichförmigkeiten pendeln. Zur Aufnahme wird ein
besonderes Band auf der Trommel, welches eine der Lochzahl gleiche Anzahl weißer
Marken besitzt, durch die hierfür teilweise verbreiterten Schlitze der Scheibe
beobachtet und die Drehzahl der Schlitzscheibe so geregelt, daß die Mittellage des
Lichtpunktes langsam wandert: alsdann werden auf der photographischen Platte
übereinanderliegende Punktreihen erhalten, deren Abweichungen von der Geraden ein
Maß der Ungleichförmigkeit ergeben.
An der Hand von Versuchen an einem 12 PS und an einem 25 PS
Viertakt-Gasmotor werden die Handhabung der Apparate und die Auswertung der
erhaltenen photographischen Aufnahmen erläutert. Ferner wird darauf hingewiesen, daß
bei Anordnung der Löcher in der Trommel in einer Ebene senkrecht zur Trommelachse
und gleichförmigen Bewegung der photographischen Platte oder eines Filmstreifens in
Richtung parallel der Trommelachse eine ununterbrochene Punktreihe erhalten wird.
Diese Verbesserung erspart die andernfalls nötige Aneinanderfügung der einzelnen
Punktreihen. (Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure 1906, S. 1981 bis
1987.)
Pr.
Brückenbau.
Flache Massivbrücken.(Leibbrand.) Die Fortschritte auf dem Gebiete des Baues
von massiven Brücken beruhen auf der Vervollkommnung der theoretischen Grundlagen
und der dadurch möglichen hohen Beanspruchung der Baustoffe und Anwendung
kleiner Pfeilverhältnisse, ferner auf der Vervollkommnung der Beton- und
Mörtelbereitung und der Einlage von Gelenken, besonders bei flachen Brücken, so daß
ihre Anwendung auch bei schlechtem Baugrund möglich ist, schließlich auf der
mehrmaligen Benutzung der Lehrgerüste durch Teilung der Gewölbeausführung in der
Richtung senkrecht zur Spannweite, auf der Ausführung durch bewährte Unternehmer und
auf der guten architektonischen Ausbildung.
Infolge geeigneter Maßregeln bei sorgfältigster Ausführung wird die
Rißbildung bei und nach dem Ausschalen beschränkt. Die Verwendung von Beton und die
Verbesserung der Festigkeitsverhältnisse des Portlandzementes, die sichere
Feststellung der Eigenschaften der zur Verwendung kommenden Materialien infolge
Verfeinerung der Prüfungsverfahren bieten eine gute Grundlage für die Berechnung der
Brückengewölbe nach der Elastizitätstheorie, welche an Stelle der graphischen
Behandlungsweise (Drucklinie) tritt und auch die Wirkung der Verkehrslast und die
Temperatureinflüsse berücksichtigt.
Immerhin haben die als eingespannte Bogen berechneten und
konstruierten Brückengewölbe gewisse Nachteile, weil sie statisch unbestimmt sind.
Die Verkürzungen infolge der erst nach langer Zeit vollständigen Zusammenpressung
des Materiales, die Schwindung von Mörtel und Beton, der Einfluß der Temperatur, die
Zusammenpressung des Baugrundes erzeugen in ihrer Summe Formänderungen, die der
Monolität des Brückengewölbes gefährlich werden können. Diese Störungen werden durch
Einlegen von Gelenken unschädlich gemacht, deren Anordnung bei kleinen
Pfeilverhältnissen unbedingt zu empfehlen ist. Die Ausbildung der Gelenke im
Scheitel und an den Kämpfern geschieht in Stein oder Eisen. Bei kleinen Bauten
genügen Bleiplatten von 2 cm Stärke in der Breite von ⅓ der Gewölbefuge. Bei mäßiger
Spannweite sind Stein- oder Betongelenke aus an den Berührungsflächen hohl und
erhaben gekrümmten Quadern empfehlenswert. Eine genaue Festlegung der Drucklinie
tritt aber erst durch Anordnung eiserner Gelenke ein. In Munderkingen sind
flußeiserne Stühle mit in den Berührungsflächen verschieden gekrümmten Stahlplatten
verwendet. In Inzigkofen sind zuerst dauernd offengußeiserne Gelenkstühle mit
Gußstahlbolzen (ähnlich wie bei eisernen Brücken) benutzt.
Die Anordnung von 3 Gelenken macht das Brückengewölbe statisch
bestimmt. Dieser Umstand und die Berücksichtigung der ungünstigsten Belastung (durch
Einflußlinien) gestatten eine genauere Berechnung der tatsächlichen Spannungen und
eine entsprechend höhere zulässige Beanspruchung. Bei der Ausführung sind eine Reihe
durchgehender Querfugen offen zu lassen, so daß das Gewölbe sich während der
Ausführung ohne innere Spannung an das Lehrgerüst anschmiegte eine künstliche
Belastung des Lehrgerüstes fällt daher weg. Bis zum Schluß des Gewölbes bietet diese
Ausführung eine große Sicherheit gegen Rißbildung. Bei der Verwendung von Gelenken
ist diese Sicherheit auch nach Vollendung des Bauwerkes vorhanden, da die oben
besprochenen Störungen wegfallen.
Besondere Sorgfalt ist auf die Gründung der Brücke zu legen. Da die
Drucklinie aus dem Gewölbe die Fundamentsohle unter einem spitzen Winkel schneiden
würde, wodurch die Gefahr des Abgleitens des Widerlagers an der Sohle hervorgerufen
wird, so ist durch Uebermauerung und Ueberschüttung der Widerlager entgegen zu
arbeiten. Außerdem ist ein Auftrieb von unten zu berücksichtigen. Leibbrand veranschaulicht an einer Tabelle den
Fortschritt im Bau der massiven Brücken von 50 m Spannweite und mehr.
Derselbe unterscheidet:
1. Aeltere Brücken mit einem Pfeil ≦ ½
der Spannweite (5 Beispiele, Bauzeit 1855/62.)
2. Neuere Brücken:
a)Hochbrücken mit einem Pfeil > ¼ der Spannweite. (5
Beispiele, Bauzeit 1883/93.)
b)Gedrückte Brücken mit einem Pfeil > ⅛ und <
¼ der Spannweite. (8 Beispiele, Bauzeit 1899/06.)
c)Flachbrücken mit einem Pfeil ≦ ⅛ der Spannweite (12
Beispiele, Bauzeit 1893 1906), hierunter 2 Konkurrenzentwürfe für Mannheim und
Worms, die nicht zur Ausführung gelangt sind.
Bezüglich der Abmessungen seien folgende Beispiele zum Vergleich
angeführt:
Die 1860/62 ausgeführte Cabin-John-Brücke bei Washington, N.-A.,
hat bei 67 m Spannweite und 17,5 m Pfeilhöhe eine Scheitelstärke von 2,1 m und eine
Kämpferstärke von 6,1 m; Gelenke sind nicht vorhanden.
Der ebenfalls ohne Gelenke ausgeführte Syratalviadukt bei Flauen
(erbaut 1903/04), hat bei einer Spannweite von 90 m und einer Pfeilhöhe von 6,5 m
eine Scheitelstärke von 1,5 m und eine Kämpferstärke von 2 m. Die größte Pressung
beträgt nach der Elastizitätstheorie 69 kg/qcm.
Die Prinzregentenbrücke über die Isar in München (erbaut 1900/01)
ist mit 3 Gelenken ausgeführt und hat bei einer Spannweite von 62,4 m und einer
Pfeilhöhe von 6,3 m eine Scheitelstärke von 1 m, eine Kämpferstärke von 1,2 m und
eine Stärke in der Bruchfuge von 1,48 m. Die größte Pressung im Gewölbe beträgt 45
kg/qcm, in der
Gelenkbasis 100 kg/qcm und in der Gelenkberührungsfläche 600 kg/qcm.
Der Vergleich der neueren und älteren Ausführungen zeigt einen
gewaltigen Fortschritt.
Der Vorteil der massiven Brücken gegenüber den eisernen Brücken
beruht nicht allein in der Ersparnis an Bau- und Unterhaltungskosten, sondern auch
darin, daß die Steinbrücken mit heimischem Material und heimischen Arbeitskräften
ausgeführt werden können. Ferner erfordert eine Vergrößerung der Verkehrslast nicht
sobald eine Verstärkung wie bei eisernen Brücken. Auch bei geringen
Konstruktionshöhen ist eine Steinbrücke ausführbar, da ein Eintauchen der
Gewölbeschenkel in das Wasser unbedenklich ist.
Von hervorragender Bedeutung für den Massivbau ist ferner das
künstlerische Moment.
Eine massive Brücke schmiegt sich der Landschaft besser an, als
eine eiserne Brücke. Mit Verzicht auf besondere Pfeilertürme und Uferaufbauten, die
als Gegengewicht gegen die unkörperlichen Gebilde der Eisenbrücken dienen, aber
leicht zu Verkehrshindernissen werden können, beschränkt sich die architektonische
Ausbildung der Steinbrücken auf nur plastische Aufbauten, auf eine Bearbeitung der
Stirnflächen, auf die Geländer und den guten Anschluß der Brücken und der Widerlager
an die Ufermauern, wie besonders die Ausführungen in München mustergültig zeigen, da
die massiven Brücken an sich ohne Dekorationszugaben mächtig und wuchtig wirken.
(Deutsche Bauzeitung 1906, 588 – 89, 595 – 99, 611 – 13, 639–640.)
Dr.-Ing. Weiske.
Eisenbahnwesen.
Eisenbahnwagen-Dampfheizung mit
Warmwasserheizkörpern.(Dupriez.) Bei Lokalbahnen, auf denen gemischte, aus
Güter- und Personenwagen bestehende Züge verkehren, bietet die Verwendung einer
sparsam und sicher arbeitenden Personenwagenheizung besondere Schwierigkeiten, da
Heizung mit Niederdruckdampf, der von der Lokomotive her beständig den Heizkörpern
zugeleitet wird, wegen der Zusammensetzung gemischter Züge nicht anwendbar ist. Die
Lokalbahngesellschaft Hermes-Beaumont, Departement
Oise, Frankreich, hat daher für ihre sechs Linien eine Heizung mit
Wärmeaufspeicherung eingeführt, die seit 1904 im Betriebe ist. Angewandt werden mit
Wasser gefüllte Heizkörper, deren Inhalt durch eine mit hochgespanntem Dampf
gespeiste Dampfschlange in wenigen Minuten erhitzt wird, um während der Fahrt die im
Wasser aufgespeicherte Wärme allmählich an die Luft des Abteils abzugeben. Die
Heizung besteht aus dem Dampfentnahmehahn mit 35 mm Durchgang am Armaturstutzen der
Lokomotive, der unter dem Wagenkasten liegenden Hauptrohrleitung von 41 mm lichter
Weite und 4 mm Wandstärke, die auf 30 at geprüft ist, den Heizkörpern und der
Verbindungsleitung. Die Heizkörper sind längliche, niedrige Kasten mit 8 mm starken
gußeisernen Wänden und starken Deckeln, die in der Querrichtung der Abteile zwischen
den Sitzbänken in den Fußboden eingebettet sind. Die etwas gewölbte Oberseite ist
geriffelt und liegt frei, im übrigen sind sie in Asbestpappe eingebettet. Oben
befindet sich eine durch Messingschraube verschlossene Füllöffnung. Im Innern des
Heizkörpers liegt eine Kupferschlange, die an einem Ende mit der Hauptleitung
verbunden ist, während das andere Ende durch eine Scheibe mit 2 mm Bohrung
verschlossen ist (Diaphragma). Die Hauptleitung wird durch eine Heizkupplung der
Verbindungsleitung mit dem nächsten Wagen oder auch unmittelbar mit der Lokomotive
verbunden; der Kesseldampf von 8–10 at tritt in die Dampfschlange ein, erwärmt das
in die Heizkörper eingefüllte Wasser auf etwa 90° C, und strömt kondensiert durch
die Drosselbohrungen aus; die Heizung eines Zuges dauert nur etwa 2 bis 4 Minuten,
je nach der Außentemperatur. Die Heizung eines Zuges von etwa 80 Reisenden kostet
nur 5–6 Centimes. (Revue générale des chemins de fer 1906, Bd. II, S. 293 bis
305.)
S.
Elektrisch geschweißte
Schienenverbindungen. Die Electric Railway
Improvement Company in Cleveland wendet zum Anbringen elektrischer
Schienenverbindungen aus Kupfer die elektrische Schweißung an. Als Hilfsgerät dient
ein auf einem einfachen Wagen gesetzter Gleichstrom-Wechselstromumformer (550
Gleichstrom, 350 Volt Wechselstrom) und ein 16 KW-Transformator, der bei einer
Wechselspannung von 5 Volt etwa 2000 Amp. liefert. Der ∪-förmige Kupferbügel, der
Messingkappen an den Enden erhält, wird unter Verwendung von Kohlekontakten bis zum
Schmelzen des Messings erhitzt. Das Schweißen beider Enden eines Bügels erfolgt in
zwei Minuten. Der Umformer kann mittels Kupplung und Kegelrädern eine Achse und
somit den Wagen antreiben. (Street Railway Journal 1906, Bd. II, S. 1023.)
Pr.
Elektrische Kraftwerke.
Die Erträgnisse von Elektrizitätswerken
in größeren Städten und ihre Beeinflussung durch die Stromlieferung für eine
Bahn.(Dettmar.) Es werden die Städte über 20000 Einwohner in
drei Gruppen geteilt und zwar in solche mit 20000 bis 49999 Einwohner, 50000 bis
99999 Einwohner und in solche über 100000 Einwohner. Dabei wurden wiederum die
sogenannten „Ueberland-Zentralen“ bei der Betrachtung weggelassen, da die
Angaben über die Einwohnerzahl des Versorgungsgebietes hierbei doch zu unsichere
sind und außerdem das Anlagekapital von den örtlichen Verhältnissen zu stark
beeinflußt wird. Da es nun nahe lag, daß die Lieferung von Bahnstrom sehr großen
Einfluß auf die Höhe des Erträgnisses haben muß, wurden infolgedessen in jeder
Gruppe die Werke, welche keinen Bahnstrom liefern und diejenigen, welche Bahnstrom
liefern, getrennt aufgeführt. Es ergab sich nun bei der Zusammenstellung der
Brutto-Erträgnisse von Werken in Städten mit mehr als 20000 Einwohnern, welche
keinen Strom an Bahnen liefern, das überraschende Ergebnis, daß der Mittelwert
niedriger ist als das mittlere Brutto-Erträgnis von Werken in Städten zwischen 5000
bis 19999 Einwohnern.
Ferner ergab sich, daß auch in Städten, deren Werke Strom an Bahnen
liefern, das mittlere Brutto-Erträgnis in Städten zwischen 20000 bis 99999 Einwohner
niedriger ist als dasjenige in Städten zwischen 5000 bis 19999 Einwohnern ohne
Bahnen, und daß nur in Großstädten der Mittelwert für das Brutto-Erträgnis sich
etwas höher stellt als in den Städten zwischen 10000 bis 19999 Einwohnern. Unter
den. in der vorliegenden Arbeit betrachteten 211 Werken sind 123 Werke mit einem
Brutto-Erträgnis von 8 v. H. und darüber, ferner 42 Werke mit einem Brutto-Erträgnis
von 12 v. H. und darüber. Von diesen befindet sich die Mehrzahl in kleinen Städten,
und zwar sind die allerbesten Werke in Städten zwischen 4000 und 8000 Einwohnern.
Vorstehende Arbeit zeigt, daß besonders in den mittleren Städten der Tarif für
Bahnstrom vielfach zu niedrig angesetzt ist, so daß das mittlere Erträgnis der Werke
mit Bahnen in Städten zwischen 20000 bis 49999 Einwohnern kleiner ist, wie dasjenige
von Werken ohne Bahnstrom-Lieferung. (Elektrotechnische Zeitschrift 1906, Seite
1111.)
Br.
Straßen- und Kleinbahnen.
Elektrische Bahn Basel-Flühen.(Herzog.) Diese den Namen Birsigtalbahn führende
Strecke von 12,3 km Länge wurde bisher mit Dampflokomotiven befahren und erst im
Anfang dieses Jahres wurde der elektrische Betrieb durch die Baseler Elektrizitätsgesellschaft Alioth eingeführt. Die Gleise
sind teils Haarmanschienen mit 100 kg f. d. lfd. m Gleis, teils Vignolesschienen mit
20–25 kg f. d. m. Die 6,5 m über Schienenoberkante aufgehängte Fahrleitung besteht
aus zwei hartgezogenen 9 mm Kupferdrähten, die mit 750 Volt Gleichstrom aus einer
Umformerstation in der Nähe der letzteren unmittelbar und deren entfernterer Teil
über eine Speiseleitung von 45 qmm Querschnitt und eine Zusatzmaschine gespeist
werden.
Die auf Drehgestellen mit 1,45 m Radstand laufenden Wagen sind über
die Puffer gemessen 13,74 m lang, haben 12 Sitzplätze zweiter, 31 Sitzplätze dritter
Klasse und 17 Stehplätze auf verglasten Plattformen. Ihre elektrische Ausrüstung
besteht aus vier 50 PS-Motoren, die mit einem Zahnradvorgelege von der Uebersetzung
1:4,85 die 800 mm Laufräder antreiben, den zugehörigen Schaltapparaten und zwei
Bügelstromabnehmern. (Deutsche Straßen- und Kleinbahn-Zeitung 1906, S. 859–862.)
Pr.
Untergrundbahn. Die Great Northern,
Piccadilly and Brompton Railway-Bahn, deren Betrieb Anfang Dezember 1906 eröffnet
wurde, ist die längste (14,5 km) und wichtigste elektrische Untergrundbahn Londons.
Die Strecke führt zum größten Teil durch zwei nebeneinanderliegende Eisenröhren bis
auf etwa 1,5 km, die teils in einem offenen Einschnitte, teils in Straßenhöhe
liegen. Die Tunnel haben in der geraden Strecke einen lichten Durchmesser von 3,58
m, in scharfen Kurven von 3,81 m und in den Haltestellen von 6,46 m. Die Herstellung
des Tunnels erfolgte gleichzeitig von mehreren Punkten aus durch Vortreiben von
Schilden.
Die Fahrschienen von etwa 41 kg/m sind in Längen von 13,6 m unter
Verwendung von Schienenstühlen auf Holzschwellen aus schwerentflammbarem
australischen Karri-Holz verlegt, die in ihrer Mitte einbetoniert und an den Enden
mit Granitschotter unterstopft sind. Die zur Stromzuführung dienende „dritte und
vierte Schiene“ ruhen im Tunnel auf Doulton-Isolatoren. Der Betriebsstrom wird von dem Kraftwerk der Underground Electric Railways Co. in Lot's-road, Chelsea geliefert. Drei neuerbaute
Unterstationen erhalten hochgespannten Drehstrom durch dreiadrige Bleikabel. Die
Haltestellen können durch ihren verschiedenen Anstrich voneinander unterschieden
werden. Die Beleuchtung des ganzen Tunnels erfolgt durch Glühlampen in etwa 13 m
Abstand, die unabhängig von den Fahrschienen aus besonderen Transformatoren gespeist
werden. Auch die Aufzüge, Ventilatoren (19 mit einer minutlichen Gesamtleistung von
590 cbm) und Beleuchtungsbogenlampen der Haltestellen werden gesondert gespeist.
Zahlreiche Telephonapparate sind vorgesehen, ebenso wie Leitungen im Tunnel, an die
der in jedem Zug befindliche Telephonapparat bei Unfällen angeschlossen werden kann.
Zur Sicherung und Ueberwachung des Betriebes dient eine selbsttätige
elektro-pneumatische Signalanlage von Westinghouse
unter Verwendung isolierter Fahrschienen.
Die Wagen (72 Motor-, 144 Anhängewagen) sind vollständig aus
Stahl hergestellt und von der Ungarischen
Wagenbaufabrik in Raab und von der Compagnie Blanc-Misseron in Frankreich geliefert. Dem
Innenraum ist das Aussehen von Holzwagen durch Bekleidungen von Asbestpappe mit
Holzfournier gegeben. Die Wagen sind 45 m lang, 2,85 m hoch und 2,55 m breit. Sie
fassen 46 oder 52 (Anhänger) Personen, ausschließlich der Stehplätze. Jeder
Motorwagen ist mit zwei 200 PS-Motoren der British Thomson
Houston Co. ausgerüstet, die mittels der Sprague-Thomson Houston-Vielfachsteuerung geregelt werden. Bemerkenswert
ist, daß jeder Motor seinen Strom mittels eines besonderen Stromabnehmers den
Stromschienen entnimmt. Der Führerschalter ist mit dem sog. „Handgriff des toten
Mannes“ ausgerüstet, so daß bei Unfällen des Führers der Schalter
selbsttätig in die Ausschaltung geht. (Fortsetzung folgt.) (The Electrician
1906/1907, S. 281–284.)
Pr.
Straßenbahngleis in Philadelphia.
Zur Verbindung der Schienen an den Stößen dienen aus Blech gepreßte Laschen, die dem
Kopf und dem Fuß der Schiene entsprechend oben und unten winkelförmig umgebogen
sind. Zwischen Lasche und Schiene ist ein Zwischenraum vorgesehen, der mit Zink
vergossen wird.
Die Verlegung geschieht folgendermaßen: Sobald die Schienen verlegt
sind, werden die Enden und die Laschen durch ein fahrbares Sandstrahlgebläse
gereinigt. Dann werden die Schienen ausgerichtet, die Laschen erst mit Hilfsbolzen
und dann mit zwölf einzölligen Nieten befestigt. Hierauf werden an die bereits
erwähnten Zwischenräume Gußformen angelegt und letztere mit Asbesttuch und Ton
abgedichtet. Nach Erwärmen der Stoßstelle auf etwa 300–400° wird flüssiges Zink in
die Formen gegossen. Neben der mechanischen Festigkeit bietet dieser Stoß den
Vorteil der elektrischen Leitfähigkeit. (Engineering 1906, S. 657–658.)
Pr.
Zangenbremsen.(S. Abt.) Geschichte der bei Seilbergbahnen (auch bei
Zahnbahnen) verwendeten Zangenbremsen, deren älteste wohl die der schiefen Ebene (67
v. H.) der Grube Botallack in Cornwall ist (vor 1860).
Die ersten Personenseilbahnen Dom Pedro-San Paulo in Brasilien und Lyon-Croix-Rousse
zeigen Zangenbremsen, welche an den Laufschienen angreifen; sie sind nur von Hand zu
bedienen und treten bei Seilbruch selbsttätig in Wirkung. 1893 tritt die
Zangenbremse Bucher-Durrer auf (Stanserhorn), um nun dauernd das Feld zu behaupten.
Da ein Seilbruch eher beim bergwärtsfahrenden Wagen wegen der größeren Seilspannung
auftritt, sind die Bedingungen des Anhaltens günstig. Der Bremsweg = Schließweg +
Schleifweg beträgt etwa 1,5–2 m. Um den Schließweg zu verkürzen, wird häufig den
Fallgewichten eine Beschleunigung durch Federn erteilt (Mendelbahn). Bei den
Schienen für Bahnen mit Zangenbremsen finden wir seit 1889 (Stanserhorn) die
Keilkopfschiene, um welche die Zangen greifen (gewalzt von Phönix-Laar). Von den v. Rollschen
Eisenwerken wurde für die Mendel-Bahn eine verstärkte
Schiene mit Laschenkehle zwischen Kopf und Steg gewalzt, welche eine solidere
Stoßverlaschung bezweckt. Das Profil hat 34,1 qcm Fläche, 104,3 cm3 Widerstandsmoment in senkrechter und 18,86 cm3 in wagerechter Richtung. Der Seitenzug des
Kopfes beträgt 3:10, das Gewicht 26,8 kg/m. Dieses Profil wird auch bei der im Bau
befindlichen Seilbahn Linthal–Braunwald (63,4 v. H. Höchststeigung) verwendet. Die
Strubsche Zahnstange mit konischem Kopf
(Jungfraubahn 1896) hat sich als Bremsschiene nicht bewährt, indem sich die mit
auswechselbarem Futter versehenen Zangenbacken, die nur mit dem gezahnten konischen
Teil der Schiene in Berührung sind, in sehr kurzer Zeit abnutzten. Die Gewichte der
Schienen schwanken von 20 – 43 kg/m, die Spurweiten von 580 (Monreale) bis 1895 mm
(Leopoldsberg); die normale Schienenlänge beträgt 10 m. Die Schwellen sind bei
neueren Anlagen (bis zu 33 v. H.) hölzerne oder eiserne Querschwellen in
Schotterbettung, bei größeren Steigungen Schwellen (etwa 120/80/10 mm) in
Mauerwerk gelagert.
Die Konstruktionen der Zangenbremsen der Seilbahnen Dom Pedro-San Paulo,
Lyon-Croix-Rousse, Lyon-Fourvierè, Leopoldsberg bei Wien werden an Hand von
Abbildungen beschrieben.
Mit Eröffnung der Stanserhornbahn 1893 beginnt die neue Epoche,
indem eine den Anforderungen der Zange entsprechende Schiene (mit konischem Kopf)
angewendet wird. Das Anziehen der Zangen wird (anstatt durch Fallrollen) durch die
Reibung der Laufräder (Zwischenkupplungen) bewirkt. Zwischen den Laufachsen sind
zwei Paare einseitig angeordneter Bremszangen vorhanden. Das Einrücken der
Kupplungen geschieht durch Gewichte, die in normalem Betrieb von einem mit dem
gespannten Seil verbundenen Gestänge hoch gehalten werden. Jede Laufachse schließt
ein Zangenpaar, ein drittes Paar wird von Hand bedient. Die Reibungskupplungen nach
Domen-Leblanc bestehen aus vier Kniehebelbremsklötzen; die Kupplung hat bei
Bremsproben schon versagt, da sie leicht verharzt. Das Lösen der Bremsen
erfolgt durch Schraubenschlüssel. Weiterhin werden einige Zangenbremsen für
Straßenbau- (Kabel-) Bahnen beschrieben. Von Zahnradbahnen besitzt (abgesehen von
der Superga-Turin Seilbahn mit Zahnstange) nur die Jungfraubahn Zangenbremsen. Die
ersten zwei Lokomotiven waren mit sogen. Sicherheitszangen ausgerüstet, die
bergwärts liegend nur an dem gezähnten Teil der Zahnstange Strub angriff; diese Bremse bewährte sich nicht. Die neuen Maschinen haben
nur feste, gegen Aufsteigen sichernde Zangen. Die Zangenbremse von Ruprecht besitzt außer den zwei Seitenbacken noch eine
dritte Hilfsbacke, welche sich auf die Schienengleitfläche legt. Zum Schlusse heißt
es, daß die bis heute ausgeführten Zangenbremsen wohl wirksam und zuverlässig sind,
aber immer nur rohes Bremsen gestatten, so daß sie das sanfte Anhalten der
Zahnradbremsen nie erreichen werden. (Schweizer. Bauzeitung 1906, S. 260–263 und
273–277.)
A.
M.