Titel: | Neuere Hebezeuge. |
Autor: | Georg v. Hanffstengel |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 148 |
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Neuere Hebezeuge.
Von Georg v. Hanffstengel, Dipl.-Ing.,
Stuttgart.
(Schluß von S. 691, 1906 Bd. 321.)
Neuere Hebezeuge.
Schwimmender Dampfdrehkran von
der Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft, vorm. Beck & Henkel, Cassel.Fig. 29 und 30Die Figur zeigt den Kran während der
Montage..
Textabbildung Bd. 322, S. 148
Fig. 29.Schwimmender Dampfdrehkran von Beck & Henkel.
Der Kran ist für die Mannheimer
Dampfschleppschifffahrts-Gesellschaft geliefert worden und dient zum
Entladen von Schiffen, die ihres Tiefganges wegen nicht am Kai anlegen können, wie
auch zur Umladung von Schiff zu Schiff. Er arbeitet mit einfachem Haken und
Muldengefäß oder mit Selbstgreifer. Die Hauptdaten sind:
Tragfähigkeit
3500
kg
Ausladung
11
m
Rollenhöhe
8,5
„
Hubhöhe
12
„
Radstand
4200
mm
Spurweite
5800
„
Durchmesser des Laufrollenkranzes
3300
„
Stärke der doppelten Lastkette
14
„
„ des Entleerungsseiles
18
„
Durchmesser der Hubtrommeln
450
„
Hubvorgelege t = 14 π, z = 14/112, b = 90.
Kolbendurchmesser der Dampfmaschine
180
mm
Kolbenhub der Dampfmaschine
280
„
Dampfspannung = 8,5 at UeberdruckWasserberührte
Heizfläche
9
qm
Länge des Schiffskörpers etwa
53
m
Breite „ „ „
7,5
„
Fahrlänge des Kranes etwa
29
„
Der Unterwagen des Kranes besteht aus Eisen und Blechquerträgern, auf welche der aus
einer normalen Eisenbahnschiene gebogene Laufring und der Zahnkranz aufgesetzt sind.
Letzterer ist stärker und mit größerem Durchmesser ausgeführt als bei gewöhnlichen
Drehkranen, weil der Ausleger beim Schwenken aus der Quer- in die Längsstellung
infolge der Neigung des Schiffes eine Steigung zu überwinden hat, welche den
Drehwiderstand nicht unwesentlich erhöht.
Der Fahrantrieb wird, wie üblich, von einer den Königszapfen durchdringenden
senkrechten Welle abgeleitet und durch eine über die ganze Kranbreite durchlaufende
Welle mit Gallscher Kette und je einem
Stirnradvorgelege nach zwei Laufrädern hin übertragen. Auf der letzten
Vorgelegewelle ist
an jeder Kranseite eine Spilltrommel angebracht, die nach Ausrücken des Ritzels für
sich allein betätigt werden kann und zum Verholen des Pontons oder anderer Fahrzeuge
dient.
Der drehbare Teil des Kranes zeigt im wesentlichen normale Anordnung. Der Ausleger
ist gelenkig an der Drehscheibe befestigt und kann mittels zweier Schraubenspindeln
eingezogen werden.
Textabbildung Bd. 322, S. 149
Fig. 30.Schwimmender Dampfdrehkran von Beck & Henkel.
Zur Dampferzeugung dient ein stehender Querrohrkessel mit geschweißter Feuerbüchse
und eingeschweißten Galloway-Rohren. Auf bequeme
Bedienung ist durch geeignete Anordnung des Kohlenbehälters, auf Betriebssicherheit
durch Anbringung einer Handpumpe neben zwei Restarting-Injektoren Rücksicht
genommen.
Textabbildung Bd. 322, S. 149
Fig. 31.Auslegerlaufkran von Schenck.
Die Zwillingsdampfmaschine ist senkrecht, die Wendegetriebewelle wagerecht gelegt.
Von dem Wendegetriebe des Fahrwerks wird durch ein Stirnradvorgelege mit
ausrückbarem Ritzel, sowie durch Kettentrieb und Kegelräder die Bewegung der
Auslegerspindeln abgenommen. Während des Einziehens, das nur selten vorkommt, ist
das Fahrwerk abzukuppeln. Das Dreh werk weist die gewöhnliche Anordnung auf.
Das Hubwerk ist sorgfältiger ausgeführt, als bei Dampfkranen sonst üblich. Das Ritzel
wird nicht verschoben, sondern durch eine Reibkupplung eingerückt, und der Rücklauf
der Winde durch eine auf der Trommelwelle angebrachte geräuschlose Sperradbandbremse
verhindert. Ein Fußtritthebel lüftet die Bremse, wenn die Last sinken soll. Das
Huborgan hat man mit Rücksicht auf den Greifer, in den ein doppelter Flaschenzug
eingebaut ist, aus zwei Kettensträngen gebildet, die sich auf die mit Rechts- und
Linksgewinde versehene Trommel symmetrisch aufwickeln. Eine Teilung der Kette
ist also vermieden und dafür die konstruktive Unbequemlichkeit der großen
Trommellänge (1565 mm bei 450 mm Durchmesser) in Kauf genommen worden. Zum Heben von
Einzellasten werden die beiden Ketten durch ein gemeinsames Belastungsgewicht mit
dem Haken verbunden, nachdem sie durch Herausnehmen je eines Kettengliedes vom
Greifer gelöst sind. Für das Entleerseil des Greifers ist eine besondere
Trommelwelle vorhanden, die in bekannter Weise durch ein Gewicht, das an einem
Flaschenzug hängt, und eine Bandbremse betätigt wird.
Auslegerlaufkrane von Carl Schenck,
Darmstadt.Fig. 31 und 32.
Viel Verbreitung haben in neuerer Zeit die sogenannten Laufdrehkrane gefunden, deren
Zweck es ist, dem Krane das Bestreichen eines größeren Arbeitsfeldes zu ermöglichen.
Diese Konstruktionen sind indessen recht kostspielig, und es wird sich daher aus
Gründen der Wirtschaftlichkeit nicht selten empfehlen, den Laufbalken mit einem
festen oder beweglichen, aber nicht drehbaren Ausleger zu versehen.
Fig. 31 zeigt einen Handlaufkran einfachster
Konstruktion, dessen Längsträger so tief gelegt sind, daß sie unter dem
Fahrbahnträger F in eine Seitenhalle überkragen können.
Die Hauptdaten sind:
Spannweite
8930
mm
Tragkraft zwischen den Fahrbahnen
15
t
„ bei 2,5 m Ausladung
12
„
Die beiden aus ⌶ Eisen gebildeten Längsträger sind an den obenliegenden Querträgern,
welche die Laufräder umschließen, mit Hilfe von ⁅ Eisen aufgehängt und in der Längs-
und Querrichtung sehr kräftig versteift. Auf dem inneren Unterflansch der
Längsträger liegen Flacheisen als Fahrschienen für die Katze, deren Räder doppelten
Spurkranz haben. Diese Ausführungsweise ist weit zweckmäßiger als die Benutzung des
schrägen Flansches selbst als Fahrbahn, weil sie Fahrwiderstand und Abnutzung
vermindert.
Zum Verfahren des Kranes dienen zwei durch eine Längswelle verbundene Kettenscheiben,
die mit Stirnradübersetzung auf die Laufräder wirken. Aehnlich ist das
Katzenfahrwerk ausgeführt. Der Lasthaken hängt an drei Strängen einer kalibrierten
Krankette, deren Kettennuß durch Schnecken- und Stirnradübersetzung angetrieben
wird.
Dieser einfache Auslegerkran ist selbstverständlich nur brauchbar, wenn in dem
Arbeitsfelde keine Säulen stehen. Andernfalls kann der Ausleger verschiebbar gemacht
werden, wie bei dem ebenfalls von Schenck herrührenden,
in Fig. 32 dargestellten Kran, dessen
Hauptabmessungen sind:
Spannweite
8440
mm
Länge des Auslegerbalkens
8000
„
Größte Ausladung der Katze
2500
„
Tragfähigkeit
12,5
t
Textabbildung Bd. 322, S. 150
Fig. 32.Auslegerlaufkran von Schenk.
Textabbildung Bd. 322, S. 150
Fig. 33.Pendelkran von Beck & Henkel.
Textabbildung Bd. 322, S. 150
Fig. 34.Kugellager zum Pendelkran von Beck & Henkel.
Textabbildung Bd. 322, S. 150
Fig. 35.Laufkatze von Losenhausen.
Ein Herunterziehen der Hauptträger ist vermieden worden, weshalb dieselben
ungewöhnliche Höhe erhalten mußten, um den im unteren Teil sich bewegenden
Auslegerbalken unter den Fahrbahnträgern hindurchtreten zu lassen. Der obere Teil
konnte für eine sehr wirksame Querversteifung ausgenutzt werden. Der Ausleger hat
vollwandige Blechlängsträger, die oben verbunden sind. Zwischen ihnen läuft die
Katze. Außen sind ⌶ Eisen angebracht, welche sich mittels Flacheisenschienen auf die
am Krangerüst gelagerten Rollen R1 stützen. Ein Umkippen bei außenstehender Last wird
durch die Rollen R2
verhindert, die sich gegen die festen ⁅ Eisen B
legen.
Zum Verfahren des ganzen Kranes dient ein Elektromotor von 9 PS. Der Ausleger wird
durch eine Winde mit vierpferdigem Elektromotor verschoben, von deren Trommel T zwei Seile S nach jedem
Auslegerende ablaufen. Die Katze hat Handantrieb, und zwar für das Fahren mit
Stirnrad-, für das Heben mit Schneckenvorgelege.
Pendelkran der
Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft vorm. Beck & Henkel, Cassel.
Fig. 33 und 34.
Der Zweck dieser eigenartigen Konstruktion ist, einen einfachen Kran für
Montagehallen, Schmieden, Baugerüste und dergl. zu schaffen, der sehr leicht
beweglich und bequem zu handhaben ist.
Wie Fig. 33 zeigt, wird ein schmaler Kranbalken
angewandt, der an jedem Ende ein Laufrad trägt und um dessen Achse pendeln kann. Um
übermäßiges Schwingen zu vermeiden, legt man den Schwerpunkt des Balkens, der je
nach der Spannweite aus einem Gitterträger oder einem Walzeisen besteht, möglichst
tief unter die Pendelachse. Die beiden Rollen werden durch eine Welle starr mit
einander gekuppelt, so daß einseitiges Anfahren unmöglich ist. Die Bewegung wird
durch Anwendung von Rollen- oder Kugellagern erleichtert. (Fig. 34).
Die Katze läuft bei Verwendung von Walzeisenlängsträgern auf den unteren
Flanschen, bei fischbauchförmigen Gitterträgern (Fig.
33) dagegen oben und umgreift dann den Träger. In die Traverse, welche die
beiden Wangen der Laufkatze unten verbindet, kann ein Flaschenzug oder in Schmieden
auch eine Wellenwendevorrichtung eingehängt werden.
Laufkatze der Düsseldorfer
Maschinenbau-Aktien-Gesellschaft vormals f. Losenhausen.Fig. 35.
Die vorliegende eigentümliche Laufkatzenanordnung wird benutzt, wenn zwei Huborgane
vorhanden sind, die sich an gewissen Punkten unabhängig von einander bewegen müssen,
wie es beim Oeffnen und Schließen von Zangen, Selbstgreifern u.s.w. der Fall ist.
Die in Fig. 35 wiedergegebene Ausführung gehört zu
einem Blocktransportkran.
Der Motor arbeitet auf ein mit Bandbremse versehenes Schneckengetriebe mit
Stirnradvorgelege, auf dessen Achse drei Trommeln sitzen. Die von den beiden äußeren
Trommeln A ablaufenden eigentlichen Hubseile fassen an
den Zangenschenkeln an und pressen sie gegen den Block, halten also die Zange
geschlossen. Das Seil der mittleren Trommel B, die lose
auf der Welle sitzt und durch eine Schleppkurbel mit federbelastetem Bremsring C mitgenommen wird, geht zum Drehpunkt der Zange. Es
macht die Bewegung der Hubseile mit. Wird jedoch die auf der Trommel C angebrachte Bremse D
angezogen, so bleibt die Trommel stehen, und die Zange wird, da ihr Drehpunkt
festgehalten ist, bei weiterer Bewegung der Hubseile geöffnet, beziehungsweise
geschlossen. Die Bremse wird vom Führerstande aus durch einen Elektromagneten
gesteuert.