Titel: | Die Schienenabladevorrichtung von Dahm. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 151 |
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Die Schienenabladevorrichtung von Dahm.
Die Schienenabladevorrichtung von Dahm.
Textabbildung Bd. 322, S. 151
Fig. 1.
Das Aufladen der Schienen auf die Eisenbahnwagen sowie das Abladen von ihnen
erfolgt bis jetzt durchweg von Hand. Ist genügend Platz an der Verwendungsstelle
vorhanden, so werden Schienen und Eisenschwellen entweder seitlich über schräg an
die Wagen gestellte Schienen einzeln geschoben oder an der Stirnseite der Wagen
herausgezogen; das erstere Verfahren ist nur an Böschungen möglich, dort aber
vielfach nicht angängig, weil die Böschungsbankette für das Sieben des Kieses
freigehalten werden müssen. Ein Abwerfen der Schienen vom Wagen darf keinesfalls
erfolgen, weil dadurch Brüche und Verbiegungen eintreten, die vielfach sich gar
nicht mehr ausmerzen lassen und daher einen beträchtlichen Verlust an wertvollem
Material mit sich bringen. Die Schienen müssen daher in den meisten Fällen freihändig vom
Wagen abgehoben werden. Hierzu sind bei Verwendung der meist üblichen 12 bis 15 m
langen Schienen 14 bis 18 Arbeiter erforderlich. Diese Art des Abladens von Hand
kann jedoch leicht zu Unfällen führen, weil durch ungleichmäßiges Anfassen und
Festhalten der Schiene von allen Arbeitern oder durch Ausrutschen eines Arbeiters
diese den Händen der Mannschaften entgleiten kann. Es können ferner Gefährdungen der
Arbeiter wie der im Nachbargleise verkehrenden Züge eintreten, sobald die Arbeiter
nicht rechtzeitig das Nachbargleis verlassen können oder eine etwa über diesem
befindliche Schiene nicht vor Durchfahrt eines Zuges entfernt werden kann.
Steigerung der Fahrgeschwindigkeit, Zunahme der Achslasten, Dichtigkeit der Zugfolge
und Erhöhung der Arbeitslöhne für die Bahnunterhaltung bedingen vielfach die
Einführung längerer und schwererer Schienen, die in möglichst kurzer Zeit bei
Wahrung der vollen Betriebssicherheit und ohne Gefahr für die Arbeiter, schließlich
ohne Schädigung des Schienenmaterials durch Bruch abzuladen und zu verteilen sind.
Dieses Ziel sucht die Schienenabladevorrichtung von Dahm bei erheblicher Ersparnis an Arbeitskräften in einfacher Weise zu
erreichen.
Die Schienenabladevorrichtung besteht in einer Gittersäule (Fig. 1), die an der feldseitigen Langseite des Eisenbahnwagens
angeschraubt wird. Oben auf der Säule ist ein über die Breite des Wagens reichender
Auslegerarm befestigt, auf welchem sich eine Laufkatze befindet. Gittersäule und
Ausleger sind durch ein gebogenes Rahmenstück miteinander verbunden. An der
Laufkatze ist ein Getriebe mit Sperrklinke, eine Seiltrommel und Kurbel angeordnet.
Mit der an dem Drahtseil vorhandenen selbsttätigen Zange wird die Schiene auf dem
Wagen gefaßt, durch eine Umdrehung der Kurbel hoch gehoben und durch Festlegung des
Getriebes schwebend erhalten. Hierauf wird die Schiene mit der Laufkatze auf dem
Ausleger bis zur Langseite des Wagens gefahren und nach Freimachen des Getriebes
neben dem Wagen auf die Kiesbettung herabgelassen.
Die Abladevorrichtung ist einfach und sicher, dabei jedoch so leicht gebaut, daß sie
von zwei Arbeitern bequem angebracht und bedient werden kann. Durch die
verstellbaren Befestigungsklauen läßt sich die Abladevorrichtung an jedem Plateau-
sowie Langholzwagen leicht und sicher anbringen. Die Länge des Auslegers reicht
nicht über das vorgeschriebene Lademaß hinaus und kann daher der Wagen mit
angebrachter Ablade Vorrichtung ungehindert zwischen Brückenpfeilern und durch
Tunnels hindurchgefahren werden.
Das Abladen und Verteilen von 15 m langen Schienen auf freier Strecke, das jetzt bis
18 kräftige Arbeiter erfordert, wird bei Anwendung der Schienenabladevorrichtung,
von denen zwei Stück an einem Wagen angebracht werden müssen, von sechs Arbeitern
rasch und ohne jede Störung ausgeführt, außerdem fällt der Zeitaufwand einer großen
Anzahl Arbeiter für oft ziemlich weite Wege zur und von der Entladestelle weg.
Zweckmäßig finden die Abladevorrichtungen auch zum Abladen von Eisenschwellen,
Weichenzungen, Schienenherzstücken, Radlenkern usw. insbesondere in
Oberbau-Materialienmagazinen Verwendung.
Die Schienenabladevorrichtung von Dahm hat sich bisher
im allgemeinen gut bewährt. Auf freier Strecke sind von sechs Arbeitern in 30 bis 35
Minuten 35 bis 42 Schienen entladen worden; Von dieser Zeit wurden 7 bis 9 Minuten
für das Anschrauben der Vorrichtung gebraucht. Es muß jedoch schon bei der
Versendung der Schienen in den Hüttenwerken darauf Rücksicht genommen werden, daß
die Schienenköpfe nach oben zu liegen kommen, damit nicht durch das Umdrehen der
Schienen unnötig Zeit verloren geht. Die Vorrichtung ließ sich bequem bei Wagen mit
vorstehender Plattform oder mit niedrigen Seitenträgern anwenden, jedoch nicht bei
Wagen mit höheren Seitenträgern; dieser kleine Mangel ist aber leicht durch
Vergrößerung der Lichtweite der Feststellbügel zu beseitigen. In einzelnen Fällen
erwies sich die Verbindung von Gittersäule mit Ausleger als etwas zu schwach, so daß
an dieser Stelle dauernde Formveränderungen auftraten. Wenn auch eine bauliche
Verstärkung hier leicht zu erzielen ist, so ist es doch nicht erwünscht, das Gewicht
der Abladevorrichtung hierdurch zu erhöhen. Es erscheint zweckmäßig, die immerhin
gegen die Gittersäule langen Ausleger an ihren äußersten Enden durch bewegliche
spreizenartige Stützen zu unterstützen, um ohne Aufwendung erheblicher Kosten
einerseits die hohen Beanspruchungen der Ausleger zu verringern, anderseits aber
einen erhöhten Sicherheitsgrad bei Abladung schwerer und langer Schienen zu
erzielen.
Die Schienenabladevorrichtung von Dahm (D. R. G. M. No.
220550) wird von der Firma Wilh. zur Nieden in
Altenessen hergestellt.
Regierungsbaumeister Jaehn,
Bromberg.