Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | S. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 173 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Dampfmaschinen.
Zur Dynamik der Dampfströmung in der
Kolbendampfmaschine.(W. Schüle.) Die bisherigen Annahmen für die
Dampfgeschwindigkeit in den Kanälen weichen erheblich von einander ab. Es setzt:
Radinger für Schiebermaschinen u = 30 m/Sek., für Füllungen über 0,3, für kleinere Füllungen
soll u größer werden. (Die Auslaßquerschnitte 50 v. H.
weiter.)
Doerfel: u = 40 m/Sek. für
Eintrittsdampf bis 5 at.
u = 30 – 25 m/Sek. für
Eintrittsdampf von 8 – 10 at
F. J. Weiß u = 25 + 8 D (D =
Zylinderdurchmesser).
Bauer (Schiffsmaschinen) in den
Einlaßdampfkanälen:
des Hochdruckzylinders
u = 25 – 30
m/Sek.
„ Mitteldruckzylinders
u = 30 – 36
„
„ Niederdruckzylinders
u = 36 – 42
„
in den
Auslaßdampfkanälen:
u = 25 – 40
„
Wilda: für die Maschinen der
Panzerschiffe und großen Kreuzer
u = 30 – 45 m/Sek.,
die der kleinen Kreuzer und Torpedojäger
u = 35 – 50 m/Sek.
Gutermuth fordert wesentlich höhere
Dampfgeschwindigkeiten auch für die Auslaßkanäle.
Leist
für die Einlaßkanäle
u = 25 – 55
m/Sek.,
„ „ Auslaßkanäle
u = 18 – 50
„
Es ist wichtig, anstelle dieser mittleren empirischen Zahlen
zuverlässigere Werte zu setzen, welche durch die Verschiedenheit der
Steuerungskonstruktionen bezw. deren Oeffnungs- und Abschlußverhältnisse bedingt
sind.
Hierzu ist eine eingehende Kenntnis der Dampfströmungsgesetze
nötig, wie sie der Verfasser schon in D. p. J. 1905, Heft 1–13 an Hand von
Diagrammen entwickelte. Die in jenem Aufsatze aufgestellten Grundgleichungen und
Ausflußkoeffizienten werden hier abgekürzt wiederholt zur Begründung weitergehender
Schlüsse, zunächst über den Druckverlust bei der Ausströmung
aus dem Zylinder und die Auslaßsteuerung und dann über die Einströmung in den Dampfzylinder. (Zeitschr. des
Vereins deutscher (Ingenieure 1906, S. 1900–1907, 1934–1940, 1988–1992.)
F.
Eisenbahnwesen.
Englische Eisenbahn-Gasthofbauten.(Frahm.) Zur Hebung und Erleichterung des Verkehrs auf
ihren Linien pflegen die englischen Eisenbahngesellschaften in unmittelbarer Nähe
und in Verbindung mit ihren Bahnhöfen Gasthöfe zu erbauen und in eigene Verwaltung
zu nehmen. Die für den Entwurf solcher Eisenbahn-Gasthöfe geltenden Hauptregeln
werden angegeben und das der Nordbritischen Bahngesellschaft gehörige Bahnhofshotel
in Edinburg sowie das Eisenbahnhotel der Midland-Bahn in Manchester beschrieben. Das
erstere ist mit den Bahnsteigen und Empfangsgebäuden des Hauptbahnhofs
Waverley-Station durch Aufzüge und eine Fußgängerbrücke verbunden und hat sechs
Stockwerke über und vier unter Straßenhöhe, da der Bahnhof in einem tiefen
Einschnitt liegt. Der Grundriß ist so angeordnet, daß sich die Räume um einen
Lichthof von 21,30 m im Geviert gruppieren. Der Gasthof enthält insgesamt 700 Räume,
davon sind mehr als 300 Schlafzimmer. Die Baukosten haben ohne Grunderwerbskosten
etwa 10 Millionen M betragen. Das Midlandhotel in Manchester ist nach ähnlichen
Grundsätzen angelegt, es enthält Empfangshalle, Verwaltungszimmer, Lese- und
Schreibzimmer, Festsäle, Rauch- und Schenkzimmer, Raum für Handeltreibende,
Teezimmer, ferner Post- und Telegraphendienststelle, Bank- und Wechselstube. Im
ganzen sind etwa 600 Zimmer vorhanden, desgl. reichliche Nebenräume, z.B. 100
Badezimmer. Das ganze Gebäude ist aus einem Stahlgerippe mit massiver Verkleidung
errichtet; behufs Fernhaltung der Einwirkungen der raucherfüllten Luft von
Manchester sind glasierte Terrakottasteine und Majolika in ausgedehntem Maße für die
Façade in Anwendung gekommen, aus dem gleichen Grunde sind mit den
Lüftungseinrichtungen Luftfilter aus Leinen und Koks verbunden. (Zeitschrift für
Bauwesen 1906, S. 539–550.)
S.
Das Eisenbahnwesen im Jahre 1906.(v. Mühlenfels.) Die außergewöhnlich günstige
wirtschaftliche Konjunktur hat zu einer Steigerung des Eisenbahnverkehrs und der
Verkehrseinnahmen geführt, die in Deutschland gegen 1905 für den Personenverkehr
fast 6 v. H., für den Güterverkehr 8½ v. H. erreichte. Mit dem Frühjahr 1907 tritt
die Personentarifreform in Kraft, die das Tarifwesen vereinfacht und Freiheit in der
Wahl des Reiseweges gewährt, andererseits jedoch das Freigepäck aufhebt, das
allerdings bereits in Süddeutschland und vielfach im Auslande gleichfalls nicht
gewährt wird. Die seit dem 1. Oktober erfolgte Einführung der 4. Wagenklasse z.B. in
Württemberg hat durch die befürchtete Abwanderung in untere Klassen und die
eingeführte Verbilligung das Steigen der Einnahmen nicht aufgehalten. Die zugunsten
der Reichsfinanzen eingeführte Fahrkartensteuer dürfte den veranschlagten
Einnahmebetrag nicht erzielen, sie scheint besonders schädigend auf die Besetzung
der 1. Klasse zu wirken. An Aenderungen im Verwaltungswesen ist die Neuordnung der
bayerischen Staatsbahnverwaltung hervorzuheben, bei der an Stelle der bisherigen
Generaldirektion das Verkehrsministerium tritt, während die örtliche Verwaltung fünf
Eisenbahndirektionen nach preußischem Vorbild übernehmen. Für Preußen bedeutet die
am 1. April erfolgende Errichtung eines Eisenbahn-Zentralamts eine wesentliche
Umänderung im Verwaltungswesen. Der bisher noch fühlbar gewesene Wagenmangel wird
durch die großartigen diesjährigen Bestellungen (seit Anfang 1906 rd. 41000
Güterwagen) wohl beseitigt werden; an Lokomotiven hat die preußische
Staatsbahnverwaltung zur Lieferung bis Ende März 1908 nicht weniger als 638 Stück
bestellt. In Oesterreich waren die Eröffnung bedeutender Alpenbahnlinien, u.a. die
zweite Bahnverbindung mit Triest, sowie die Verstaatlichung der Ferdinands-Nordbahn
die wichtigsten Ereignisse. In der Schweiz wurde der Simplontunnel eröffnet und der
Bau der Lötschbergbahn mit ihrem gewaltigen Tunnel begonnen. Italien führte die
Verstaatlichung vollständig durch, und wird die Summe von 700 Millionen Lire für
Verbesserung der Bahnanlagen und Beschaffung von Betriebsmitteln aufwenden. Von den
bedeutenden Projekten und Fortschritten im Eisenbahnwesen werden im Uebrigen die
Untertunnelung des Aermelkanals, die Eisenbahn zur Beringstraße und die
afrikanischen Kolonialbahnen hervorgehoben. (Zeitung des Vereins deutscher
Eisenbahnverwaltungen 1907, S. 1–5.)
S.
Elektrotechnik.
Turmwagen zum Ausbessern der
Oberleitung können, so lange die Gleise, wie z.B. in Städten, im Pflaster
liegen, in üblicher Weise auf gewöhnlichen Rädern neben den Gleisen laufen, auf
Strecken mit eigenem Bahnkörper und freiliegenden Schienen ist auch der Turmwagen an
die letzteren gebunden und die Abmessungen seiner festen Teile dürfen das übliche
Profil nicht überschreiten. Die Philadelphia Rapid Transit
Company hat sich einen derartigen Wagen gebaut, der bis auf den ohne
Fenster ausgeführten Kasten einem zweiachsigen Motorwagen mit verglasten
Führerständen gleicht. Die Arbeitsplattform ist in der Mitte des Wagens drehbar auf
einem Gestell angebracht, das von Hand oder durch einen 2 PS-Motor etwa 1,5 m
gehoben werden kann. Die Plattform ladet seitlich bis zu 4 m aus, so daß noch in
5 m Entfernung von Mitte Gleis Arbeiten vom Wagen aus vorgenommen werden können. Der
Innenraum des Wagens ist so bemessen, daß außer dem nötigen Werkzeuge vier Haspeln
Fahrleitungsdraht für Neuverlegungen oder Auswechselungen mitgeführt werden können.
(Street Railway Journal 1906 Bd. II, S. 1056–1058.)
Pr.
Fördermaschinen.
Fördermaschine.(Hann.) Eine von Thornewill & Warham in Burton-on-Trent
ausgeführte Fördermaschine zeigt eine merkwürdige Gesamtanordnung. Jede
Maschinenseite umfaßt eine Verbundmaschine, deren Hochdruckzylinder wagerecht und
deren Niederdruckzylinder senkrecht, jedoch in Abweichung von der gebräuchlichen,
amerikanischen Anordnung nicht über sondern unter dem Boden aufgestellt sind. Als
Grund dafür wird angegeben, daß die Terrainverhältnisse so wie so eine Erhöhung der
Maschinenfundierung notwendig machten und man in dieser Weise eine leichtere
Zugänglichkeit der einzelnen Teile erzielte, als es bei Tandemaufstellung möglich
gewesen wäre. Der Niederdruckzylinderfuß befindet sich 8½ m unter dem Boden des
Maschinenhauses. Die Maschine hat Corliß-Steuerung. Die
Trommel bildet ein Mittelding zwischen der Spiral- und der Zylinderform. Die
Mittellinie wächst in drei Windungen von 16 auf 24, während das Seil von da an auf
eine zylindrische Trommel gewickelt wird. Diese Anordnung ermöglicht es, die
Maschine schnell auf ihre Normalgeschwindigkeit zu bringen, während das Gewicht der
Trommel doch nicht übermäßig groß wird. Die ganze Last wird in 45 Sekunden 570 m
gehoben. (The Engineer 1907, S. 96–97.)
Ky.
Lokomotiven.
Mechanische Beschickung bei
Lokomotiven. Versuche mit schmaler und breiter Feuerkiste auf den
Eisenbahnen am Ohio. Das Brennmaterial wurde gleichmäßig verteilt und die dadurch
erhaltene konstante Temperatur hatte einen günstigen Einfluß auf die
Unterhaltungskosten der Lokomotive. Die Neuerung bringt Ersparnisse an Brennmaterial
mit sich, verringert die Rauchentwicklung und erleichtert bedeutend die Arbeit des
Heizers. Der Vorzug der mechanischen Beschickung tritt besonders bei großen und
langen Feuerkisten hervor. (Zeitschr. d. Vereins deutsch. Eisenbahnverw. 1906, S.
1534.)
W.
Widerstand von Lokomotivrauchröhren gegen
äußeren Druck. Die Bestimmungen der „Master
Mechanics Association“ verlangen, daß Rauchröhren kreisrund sind
mit höchstens 5 mm Abweichung. Geschweißte Röhren sind mit 35 at inneren
hydraulischen Druck und nahtlose Stahlröhren mit 70 at zu prüfen. Nach älteren
Versuchen nimmt der Widerstand gegen äußeren Druck, dem die Rohre im Betriebe
ausgesetzt sind, mit deren Länge zu, bis letztere ein bestimmtes Maß erreicht.
Neuere Versuche an der Universität zu Illinois an 1½–3½'' Stahlröhren ausgeführt,
zeigen, daß im allgemeinen der Widerstand eines Rohres gegen äußeren Druck
unabhängig von der Rohrlänge ist. Bei sehr kurzen Röhren, deren Länge nur 4 bis 6
mal so groß ist als der Durchmesser, nahm dieser Widerstand mit der Länge ab. Er
erscheint dann als eine Funktion des Rohrdurchmessers und der Wandstärke. Bei der
Berechnung solcher Rohre ist ein beträchtlicher Sicherheitskoeffizient einzuführen,
da geringe Abweichungen von der Kreisform und Materialfehler die
Festigkeitsverhältnisse der Rohre sehr ungünstig beeinflussen. Bei Lokomotivkesseln
kommt es heutzutage zwar selten vor, daß die Heizröhren durch den Dampfdruck
zusammengepreßt werden. Durch Korrosion oder ähnlichen Ursachen können aber
dieselben sehr an Festigkeit verlieren. (Railroad Gazette 1906, S. 446.)
W.
Materialienkunde.
Kaumazit-Koks wird auf den Wesselner
Koks- und Kaumazitwerken Dr. Auspitzer in Teplitz aus
böhmischer Braunkohle in stehenden, von festen Retorten durchsetzten Kammeröfen
erzeugt. In dem Ofen, der 24 bezw. 40 Kammern besitzt, werden im Zeitraum von
ungefähr 24 Stunden zuerst das hygroskopische Wasser, alsdann die schweren
Kohlenwasserstoffe ausgeschieden. Die abgesaugten Gase werden, nachdem das Gaswasser
und der Teer abgeschieden sind, zum Beheizen der Retorten oder zum Betrieb von
Gasmotoren verwendet. Die Verkokung, welche noch mehrere Nebenprodukte liefert,
findet bei 1100 bis 1300° statt. Kaumazit kommt in folgenden Korngrößen auf den
Markt: 12 bis 24 mm für Sauggasanlagen, 0 bis 24 mm für Dampfkesselfeuerungen. 0 bis
4 mm zum Brikettieren oder für Zement- und Ziegelofenfeuerungen. Der Heizwert
beträgt im Durchschnitt 6745 WE. bei folgender Zusammensetzung: Kohlenstoff 81,98 v.
H., Wasserstoff 0,57 v. H., Schwefel 1,00 v. H. Stickstoff, Sauerstoff und Asche
13,25 v. H., hygroskopisches Wasser 3,2 v. H. Erst durch die Verkokung wird die
Braunkohle lagerungs- und transportfähig. Ein Hauptvorteil von Kaumazit ist bei dem
hohen Heizwert die vollständige Rauchlosigkeit, da die rauchbildenden Bestandteile
bei der Destillation entfernt werden. Die beste Verbrennung wird bei
Unterwindfeuerung von 6 bis 11 mm Zugstärke erzielt. Versuche des bayrischen
Revisionsvereins, an einem Flammrohrkessel ausgeführt, ergaben bei einer
Kesselbeanspruchung von 14 bis 18 kg Dampf i. d. Stunde und qm Heizfläche
Nutzeffekte von 69,2 bis 74,4 v. H. und einen Kohlensäuregehalt der Heizgase von
15,4 bis 17,2 v. H. Der Kraftbedarf des Ventilators für das Unterwindgebläse wurde
zu 0,3 PS festgestellt. Kaumazit kann an solchen Orten wirtschaftlich verwendet
werden, die von der Elbe aus zu Schiff zu erreichen sind, und an denen die Kohle
durch ungünstige Frachtverhältnisse sehr teuer ist. (Zeitschr. f. Dampfkessel- und
Maschinenbetrieb 1907, S. 2–5.)
Z.
Straßen- und Kleinbahnen.
Abnutzung der Gleise und Unterhaltung des
Bahnkörpers.(Busse.) Am vorteilhaftesten ist für die Straßenbahn
ein von dem übrigen Straßenverkehr gesonderter Bahnkörper. In Berlin ist
versuchsweise ein derartiger Bahnkörper mit Rasen belegt, dessen Grasnarbe sich 30
bis 35 mm unter Schienenoberkante befindet. Neben der Verschönerung des
Straßenbildes wird hierdurch die Staubentwicklung durch die fahrenden Wagen
vermindert und die Ausführung und Unterhaltung verbilligt. Es muß hierbei jedoch die
Wagenschmierung vorsichtiger erfolgen, damit Abtropfen von Oel auf den Rasen
vermieden wird; ferner muß die Revision der Oberleitung durch besondere auf den
Schienen laufende und durch Motoren angetriebene oder an einen Motorwagen
anzuhängende Turmwagen erfolgen.
Gleisschleifen an den Streckenenden fördern den Wagenumlauf und
schonen die Wagen und den Oberbau. Normalspur (1435 mm) empfiehlt sich nur bei
direktem Wagenübergang oder bei Anschluß an bestehende normalspurige
Straßenbahnnetze; sonst ist Meterspur wegen der geringeren Kosten vorzuziehen. Der
kleinste Krümmungshalbmesser soll in Preußen 15 m betragen. Zur Abschwächung des
Stoßes beim Einfahren in Krümmungen wird Spurverengung, zur Minderung der Abnutzung
Schmieren mit Graphit und Wasser, sowie kleiner Radstand der Wagen empfohlen.
Da der elektrische Betrieb hohe Ansprüche an die Schienen stellt,
beträgt bei Rillenschienen das Gewicht f. d. lauf. m zwischen 33,5 und 54 kg, bei
Vignolschienen zwischen 23 und 34 kg. Als Festigkeit wird 70 bis 90 kg/qmm und für die
Dehnung 10 bis 20 v. H. vorgeschrieben. Für Steinpflaster empfiehlt der Verfasser
hohe Profile mit breitem Fuß, für Asphalt und Holzpflaster nicht zu hohe Profile
(von 150 bis 165 mm) mit 150 bis 180 mm breiten Füßen. Größere Abnutzungsfähigkeit
wird durch höhere Köpfe und tiefere Rillen erhalten. Die Lebensdauer der Schienen
schwankt in der Geraden zwischen 5 und 20 Jahren, in Krümmungen zwischen 1 und 10
Jahren. Wärmelücken sind bei eingebetteten Straßenbahnschienen unnötig. Gute
Erfahrungen liegen mit dem Haarmanschen
Wechselsteg-Verblattschienen-Oberbau vor; die verschiedenen Fußlaschenkonstruktionen
mit oder ohne Keilplatten eignen sich mehr für schwachen Betrieb. Vielfach und mit
befriedigendem Erfolg wird sowohl zu Ausbesserungen als auch bei Neuanlagen der Melaunsche Stoß angewendet, bei dem eine unter die
Enden der Schienenköpfe greifende Lasche mit einem Ansatz bis in die Fahrbahn ragt
und einen Teil des Schienenkopfes bildet. Seine Herstellung erfolgt mittels
besonderer Fräsmaschinen auf der Strecke und kostet etwa 45,– M. Das Falksche Umgießungsverfahren bemängelt der Verfasser
auf Grund der Erfahrungen der Großen Berliner
Straßenbahn mit 10000 Stößen, während er günstiger über das Goldtschmidtsche Thermitschweißverfahren urteilt.
Bezüglich der Verlegung wird bei chaussierter Straßendecke die
Verwendung von Saumsteinen und Pflasterung zwischen den Schienen empfohlen. In
Helsingborg hat sich die Uebergießung der mit feinem Klarschlag bestreuten Streifen
neben und zwischen den Schienen mit einem besonderen Theerprodukt über alle
Erwartung gut bewährt. Für Holzpflaster werden seit kurzem Harthölzer verwendet.
Besondere Schwierigkeiten bereitet das Asphaltpflaster. Die Große Berliner Straßenbahn verwendet neuerdings Eisenbetonplatten als
Schienenlager, wobei zwischen den Platten und dem Schienenfuß eine 2 cm hohe Fuge
verbleibt, die mit Gußasphalt oder Zementmörtel dicht ausgestopft wird. Als
richtigstes wird das in Amerika angewendete Verfahren hingestellt, bei dem auch bei
Asphaltpflaster Saumsteine, sowie Steinpflasterung zwischen den Schienen verwendet
ist. (Eisenbahntechnische Zeitschrift 1906, S. 973–975 und 1014–1015.)
Pr.
Gleisbau für elektrische Bahnen.(Dubs.) Die bessere Ausnutzung der Wagen, Führer und
Schaffner, sowie das allgemeine Verlangen zwingen zur Erhöhung der
Reisegeschwindigkeit bei elektrischen Bahnen. Hierzu muß bereits bei einer
Wagenfolge im Abstand von acht bis zehn Minuten Doppelgleis verwendet werden, die
bei schmalen Straßen getrennt geführt werden.
Als Gleisunterbau dient gemäß den Erfahrungen des Verfassers in
Frankreich meist ein Steinkoffer, der aus einer Lage Packsteine in 20–25 cm Höhe und
40–50 cm Breite unter jeder Schiene besteht; er dient zur Verteilung der Belastung
der Schiene auf dem Boden und zugleich zur Entwässerung. Eine wasserdurchlässige,
gut begossene und festgestampfte Schlackenschicht über die ganze Breite des Gleises
hat sich besonders in lockerem Erdboden bewährt. Bei einer Straßendecke aus
Asphalt-, Holz- oder Klinkerpflasterung wird besser eine durchgehende Unterbettung
aus magerem Beton verwendet; auch alle zwei bis drei Meter die Schienen in Beton zu
verankern, wird empfohlen. Die Instandhaltung der Straßendecke macht bei Asphalt die
meisten Schwierigkeiten. Ein gutes Hilfsmittel ist die Verlegung eines Streifen
Holzpflasters zwischen Schiene und Asphalt.
In Frankreich wird höchstens ein Schienengewicht von 50 kg f. d. m
angewendet. Die Schienenlänge beträgt 12 bis 15 m. Wärmelücken an den Schienenstößen
sind unnötig, wie Versuche in Marseille gezeigt haben. Dort waren auf Gleisstrecken
mit geschweißten Schienenstößen alle 75–150 m einzelne gewöhnliche Stöße in Kästen
untergebracht, die eine Untersuchung gestatteten. Solange die Bolzen fest angezogen
waren, haben sich hierbei keine Verschiebungen gezeigt. Den Falkschen Schienenstoß, dessen Verwendung durch das nötige Werkzeug
(Gießwagen) und die ziemlich teure Herstellung erschwert wird, hält der Verfasser
für einen der besten und zieht ihn auch dem mit Thermit geschweißten Stoß vor, bei
dem sich häufig Brüche gezeigt haben, die schwierige und kostspielige Instandsetzung
erfordern.
Die Schienenstöße mit Laschen neuester Bauart sind theoretisch gut,
praktisch kommt jedoch in Betracht, daß die Paßflächen anfangs nur stellenweise auf
Unebenheiten aufliegen. Wenn, wie bei Vollbahnen, das Gleis freiliegt so kann durch
stetiges Nachziehen der Bolzen entsprechend der Abnutzung dieser Unebenheiten
der Stoß allmählich verbessert werden. Sobald aber dieses Nachziehen der Bolzen
fortfallen muß, wird auch der Stoß mit der Dauer des Gebrauches immer schlechter
werden. Für Weichen hat sich die Herstellung der Körper aus in einem Stück
gegossenem Manganstahl als besonders vorteilhaft für die Lebensdauer erwiesen. Als
einziges Mittel zur Verringerung der Abnutzung der Schienen wird sorgfältige
Reinigung, häufiges Schmieren in den Krümmungen, sowie die Verwendung von Schienen
schweren Profils angegeben. (Eisenbahntechnische Zeitschrift 1906/07, S.
971–973.)
Pr.
Bremsgestänge bei Drehgestellwagen.(Nicholl.) Die auf die Bremse eines Drehgestelles
ausgeübte Zugkraft kann auf einem am Ende oder in der Mitte angebrachten Hebel
wirken. Erstere Anordnung gibt zwar eine größere Länge bei gleichem Radstand,
letzterer kann jedoch an sich kleiner sein, auch wird eine gute Zugänglichkeit zum
Motor erhalten. Stets wird aber hierbei das Räderpaar einer Seite stärker, als das
der anderen Seite gebremst, ferner ergeben sich beim Befahren von Kurven mit
angelegten Bremsklötzen Anstände, die bereits kostspielige Unfälle zur Folge hatten.
Die Anordnung des Hebels in der Mitte ist unbedingt am besten. Nachteilig ist, daß
die Zugstangen über die Motoren geführt werden müssen und die Zugänglichkeit zu den
Bürsten und dem Kommutator erschweren. Letzteres kann vor allem durch Vergrößerung
des Radstandes vermieden werden, dürfte aber mit Rücksicht auf die größere
Zuverlässigkeit dieser Bauweise in Kauf zu nehmen sein. Wesentlich für das Gestänge
ist auch die Lage der Bremsklötze; sie können zwischen den Rädern oder außen hängen.
Für die erstere Anordnung macht der Verfasser geltend, daß die Drehgestelle in der
Mitte am kräftigsten gebaut sind und deshalb auch dort am besten die durch das
Bremsen hervorgerufenen Beanspruchungen aufnehmen können. Ferner wird die Baulänge
des Drehgestelles kürzer und das Bremsgestänge einfacher. Die Bremsklötze sollen in
der durch die Achsmitte gehenden Wagerechten liegen und ferner der auf die
Bremshebel ausgeübte Zug oder Druck in wagerechter Richtung wirken. (Street Railway
Journal 1906 Bd. II S. 1097.)
Pr.
Anordnung eines Gegengewichts bei einer
elektrischen Bahn.(Shaw.) Die Aufsichtsbehörde in New South Wales hat als höchste zulässige Steigung für Straßenbahnen 8,3
v. H. festgesetzt. Da in Sydney an einer Stelle eine
Steigung von 9½ v. H. auf eine Länge von 67 m und von 12,1 v. H. auf eine Länge von
143 m vorhanden ist, wurde hier talwärts vor den Straßenbahnwagen ein Hilfswagen
gesetzt, von dem ein Arm in einen in Mitte Gleis liegenden Schlitzkanal hineinragt.
An diesem Arm ist ein Seil befestigt, welches über eine am oberen Ende der Steigung
unter dem Pflaster gelagerte Rolle von 2 m Durchmesser läuft und dann mit einem auf
Schienen laufenden Gegengewicht verbunden ist. Für dieses Gegengewicht ist neben dem
Gleis ein Tunnel unter dem Pflaster gebaut, in dem ein Gleis von etwa 750 mm Spur
verlegt ist. Am Fuße der Steigung ist für das Gegengewicht ein hydraulischer Puffer
angebracht dessen Kolben zwischen zwei Federn geführt wird; die Höhe dieser Federn
nimmt gegen Ende des Hubes zu, so daß der Durchtrittsquerschnitt für die Flüssigkeit
entsprechend abnimmt. Der als Gegengewicht dienende Wagen wiegt 11 t und hat zwei
Achsen mit 500 mm Rädern. Die Straßenbahnwagen wiegen etwa 15 t, so daß nur ein Teil
ihres Gewichtes beim Befahren des Steigung ausgeglichen ist. (Street Railway Journal
1906 Bd. II, S. 1060–1062.)
Pr.
Wasserbau.
Steile oder flache Buhnenköpfe.(Engels.) Durch Versuche sollte der Einfluß steil
abfallender Köpfe von Querbuhnen im Gegensatz zu dem Einfluß flach auslaufender
Buhnenköpfe auf die Verlandung (Sandablagerung am Ufer) bei Hochwasser festgestellt
werden. Die Versuchsbuhnen waren aus Holzkörpern von trapezförmigem Querschnitt
gebildet, die Köpfe aus Zinkblech hergestellt. Die steilen Köpfe fielen am Ende senkrecht ab, die
flachen Köpfe liefen mit Neigung 1 : 5 aus, der Buhnenkörper hatte eine Neigung 1 :
50 und war um 70° schräg gegen die Flußrichtung gewandt, oberhalb der Buhnen war ein
Schutzufer vorgebaut. Als Sinkstoff wurde feiner Kohlengrus benutzt, der schon
leichten Strömungen willig folgt und wegen seiner dunklen Farbe deutlich sichtbare
Ablagerungen ergibt, und kurz unterhalb des Kopfes der obersten Buhne der Strömung
überlassen. Es wurden Versuche von 10 Minuten Dauer angestellt, bei denen je 0,2 l
Kohle an den einzelnen Buhnenköpfen zugegeben wurde, sowie Versuche von 216 Minuten
Dauer. Die Flußsohle war hierbei mit Zement befestigt oder sie blieb unbefestigt, so
daß sich Kolke (Auswaschungen des Flußbettes) an den Buhnenköpfen bilden
konnten. Die Versuche führten zu folgenden Ergebnissen: 1. Die Hochwasser-Verlandung
wird durch die Kolke an den Buhnenköpfen begünstigt. 2. Bei befestigter Sohle
(Kolkbildung an den Buhnenköpfen verhindert) sind flachköpfige Buhnen hinsichtlich
der H.W.-Verlandung den steilköpfigen überlegen. 3. Können sich Kolke an den
Buhnenköpfen frei ausbilden, dann verschwindet der Einfluß der Kopfform auf die
H.W.-Verlandung. 4. Es empfehlen sich somit flachköpfige Buhnen, wenn man durch
gehörige Befestigung der Flußsohle vor den Köpfen und unterhalb dieser Auskolkungen
verhindert. (Zeitschrift für Bauwesen 1906, S. 674–678)
S.