Titel: | Zeitschriftenschau. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 205 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Brückenbau.
Bogenbrücke in Eisenbeton.(Rank.) Auf der Bahnlinie Donauwörth – Treuchtlingen
ist eine Wegeüberführung von 4,5 m Breite über einen 12,5 m tiefen Einschnitt
ausgeführt.
Die Bogenbrücke hat eine Lichtweite von 24 m und eine Pfeilhöhe von
6,2 m.
Die Bogenöffnung besteht aus zwei getrennten Eisenbetonrippen, auf
welche die Last der Fahrbahntafel durch einzelne 2,7 m voneinander entfernte
Eisenbetonpfosten übertragen wird. Auf den beiden Bögen stehen je acht Pfosten, an
dieselben schließen sich noch beiderseitig in der Böschung je drei Pfosten an, deren
Fundament im Zusammenhang mit dem Fundament der Bogenwiderlager steht. Oben sind die
Pfosten durch Eisenbetonbalken verbunden, welche mit der Fahrbahntafel eine
Plattenbalkenkonstruktion bilden im Zusammenhang mit der ausgekragten Tafel des
Fußsteges.
Die Fahrbahntafel ist in der Längsrichtung über dem Bogenwiderlager
mit Ausdehnungsfugen versehen. Die beiden Bogenrippen sind am Widerlager durch einen
kräftigen Querrahmen seitlich aufgesteift, außerdem bildet die Fahrbahntafel mit
sechs Verstärkungsrippen senkrecht zur Längsachse einen wirksamen wagerechten
Verband der beiden getrennten senkrechten Tragkonstruktionen.
Die Fahrbahntafel ist 12 cm stark und hat zehn Einlagen von 10 mm
Durchm. auf 1 m Breite in der kürzeren Richtung; außerdem sind noch schwächere
Armierungen in der Längs- und Diagonalrichtung vorhanden.
Die rd. 35 cm breiten und hohen Balken, welche die Belastung der
Fahrbahntafel auf die Pfosten übertragen, haben fünf Rundeisen von 16 mm Durchm.
erhalten. Die Pfosten haben denselben Querschnitt mit vier Rundeisen von 20 bis 25
mm Durchm. Die Bogenrippen wachsen von 55/35 cm im Scheitel auf 70/50 cm Querschnitt
im Kämpfer an und haben im Scheitel drei Rundeisen, im Bogenviertel fünf Rundeisen
und im Kämpfer vier Rundeisen von je 26 mm Durchm. Letztere sind auf etwa 50 cm
Länge in das Widerlager eingeführt und durch eine Rost von Rundeisen miteinander
verbunden.
An den Uebergangsstellen der einzelnen Konstruktionsteile ist durch
Verstärkung der Betonquerschnitte und durch Auf- oder Abbiegen der Rundeisen für die
Aufnahme der Eisenspannungsmomente gesorgt. Ferner sind im Bogen, in den Pfosten und
Balken zahlreiche Bügel und Verschnürungen der Längseisen eingelegt, um die
Betonschubspannungen wirksam zu entlasten. Die Anordnung von Verteilungsstäben
senkrecht zu der tragenden Richtung in der Fahrbahntafel sichert die Uebertragung
der Raddrücke auf eine größere Fläche.
Die statische Berechnung der gelenklosen Bögen geschah auf
graphischem Wege. Die größten Spannungen sind: im Beton auf Druck 38 kg/qcm, auf Zug 9
kg/qcm, im
Eisen auf Druck 531 kg/qcm, auf Zug 97 kg/qcm. Hierbei ist als Belastung ein Wagen von 4 t und
360 bezw. 540 kg/qcm Nutzlast angenommen.
Die Mischung des Betons ist 1 : 4½ bis 5.
Die eigentlichen Eisenbetonarbeiten gingen sehr schnell von
statten. Nach Verlegung der Eiseneinlagen nahm das Betonieren einer Bogenrippe nur
einen Tag in Anspruch.
Die Ausschalung geschah nach sechs Wochen, ohne daß eine
Höhenverschiebung des Scheitels festgestellt werden konnte. (Deutsche Bauzeitung
1907, S. 9–10.)
Dr.-Ing. P. Weiske.
Eisenbahnwesen.
Ertrag des Eisenbahngepäckverkehrs.(W. A. Schulze.) Die Einnahmen der preußischen
Staatsbahnen für den Tonnenkilometer beförderten Personengepäcks werden für 1903 mit
0,2635 M., für 1904 mit 0,254 M. angegeben und daraus, sowie aus der Geringfügigkeit
der Einnahme für 10000 Achskilometer der Gepäckwagen (1903: 136 M., 1904: 135 M.) zu
beweisen gesucht, daß die Reisegepäckbeförderung bei Gewährung von Freigepäck mit keinem
Gewinn verbunden ist. Diesen Einnahmen sind die aus der Personen- und
Güterbeförderung gegenübergestellt, die 1904 – 1188 M. bezw. 1005 M. für 10000
Achskilometer betragen haben, während die sächlichen Ausgaben 1904 – 342,1 M., die
persönlichen Ausgaben 291,6 M. für 10000 Wagenachskilometer aller Art erreichten.
Die Gepäckwagen werden bei den sächsischen Staatsbahnen doppelt so gut ausgenutzt,
die Einnahmen betrugen dort 1904 für je 10000 geleistete Gepäckwagenachskilometer
276 M. Der Grund dafür liegt in dem größeren Durchgangsreiseverkehr sowie darin, daß
der Gepäckfrachtsatz von 0,533 Pf. für je 10 kg um 6,6 v. H. höher ist, wie der
preußische. Auf jeden Reisenden entfällt in Preußen ein bezahltes Gepäckgewicht von
durchschnittlich 1,93 kg, in Sachsen 2,29 kg. Die Tragfähigkeit der Wagen wird zu
wenig ausgenutzt, da in Preußen 1904 auf jede Gepäckwagenachse nur ein Gepäckgewicht
von 53 kg entfällt. Der für die bevorstehende Personen- und Gepäcktarifreform
beabsichtigte Fortfall des Freigewichtgepäcks wird unter Befürwortung einer
niedrigen Gepäcktaxe zu rechtfertigen gesucht. (Zeitung des Vereins deutscher
Eisenbahnverwaltungen 1906, S. 1495–1496.)
S.
Leichte Petroleum-Draisine. Die für
die tunesischen Südbahnen bestimmte Draisine ist zwecks leichter Aushebbarkeit mit
möglichst geringem Gewicht gebaut. Die viersitzige Bauart wiegt daher nur 350 kg,
die achtsitzige 600 kg. Das Untergestell besteht aus Nickelstahl, Holz ist wegen der
wechselnden klimatischen Verhältnisse fast ganz vermieden. Die Rücklehnen der Sitze
sind umlegbar, zwischen den beiden Sitzbänken befinden sich die Bedienungshebel und
das Steuerungshandrad. Der einzylindrige Motor von 5 bezw. 7 PS ist stehend unter
dem Sitz angeordnet, die Hinterachse wird durch Kardanwelle angetrieben. Die
Uebertragung ermöglicht zwei Geschwindigkeiten von 20 und 40 km, der Motor macht im
Mittel 1200 Touren. Damit die Draisine im Bedarfsfalle leicht aus den Schienen
gehoben werden kann, sind die Untergestelllangträger am vorderen sowie hinteren Ende
durch je ein Rohr verbunden, in welches mitgeführte Stangen eingesteckt werden, so
daß zunächst die eine, dann die andere Achse ausgehoben wird. Bei den
Versuchsfahrten hat der Petroleumverbrauch nur 61/100 km betragen. Ein im Bau
befindliches Fahrzeug dieser Gattung wird in mehrere Teile von 150 kg Gewicht
zerlegbar eingerichtet. (Le Génie Civil 1906, Bd. 50, S. 116)
S.
Eisenbeton.
Berechnung von Eisenbetonbauten.(Göldel.) Unter Zugrundelegung des Bachschen Potenzgesetzes
E=\frac{1}{E_b}\cdot \sigma^m
für Druck und unter Vernachlässigung der Betonzugspannungen werden
für verschiedene Betonmischungen Formeln für die Nutzhöhe h und den Eisenquerschnitt fe einer Eisenbetonplatte, sowie für die Spannungen
in derselben abgeleitet und mit den Ergebnissen für die Berechnung nach den
amtlichen Bestimmungen vom 16. April 1904 verglichen.
Für die bei Eisenbetonbauten übliche Mischung 1 : 4½ findet Göldel mit Eb
= 230000, m = 1,17
folgende Beziehungen:
für die Breite der Druckzone:
x=\frac{14,76}{b}\cdot f_e\,\left(-1+\sqrt{1+\frac{0,14\,b\,h}{f_e}}\right)
für die Betondruckspannung:
\sigma_b=\frac{1,85\,M}{b\,\times\,(h-0,35\,x)},
für die Eisenzugspannung:
\sigma_e=\frac{M}{f_e\,(h-0,35\,x)}.
Die entsprechenden Formeln nach den amtlichen Bestimmungen, welche
geradlinigen Spannungsverlauf und
n=\frac{E_e}{E_d}=15
voraussetzen, lauten ähnlich:
x=\frac{15\,f_e}{b}\,\left(-1+\sqrt{1+\frac{0,133\,b\,h}{f_e}}\right)
\sigma_b=\frac{2\,M}{b\,x\,\left(h-\frac{x}{3}\right)}
\sigma_e=\frac{M}{f\,e}\,\left(h-\frac{x}{3}\right).
Um die nach beiden Methoden berechneten Werte vergleichen zu
können, ermittelt Göldel für ein Biegungsmoment von
50000 cm/kg mit
Annahme gleicher Eisenspannungen von 1000 oder 1200 kg/qcm, aber verschiedener
Betondruckspannungen, und zwar von 35 kg/qcm bei dem Potenzgesetz und von 40 kg/qcm bei dem
linearen Gesetz, die Nutzhöhen und den Eisenquerschnitten.
Nach dem Potenzgesetz erhält er
h = 9,7 cm und fe = 4,85 qcm,
dagegen nach den amtlichen Bestimmungen
h = 9,16 cm und fe = 5,11 qcm.
Bei anderen Mischungen ist der Unterschied noch größer.
Göldel schließt hieraus, daß die
amtlichen Bestimmungen zu niedrige Plattenstärken und zu große Eisenquerschnitte
liefern, und daß hieran die zu hohe Annahme des Wertes n
= 15 Schuld sei. Es wird daher vorgeschlagen, denselben auf n = 10 zu ermäßigen, wodurch eine größere Annäherung an
die Wirklichkeit erzielt würde.
Hierzu ist folgendes zu bemerken:
Göldel hat angenommen, daß der
Inanspruchnahme von 35 kg/qcm bei Anwendung des Potenzgesetzes eine
rechnungsmäßige Spannung von 40 kg/qcm nach den amtlichen Bestimmungen entsprechen
würde. Der Unterschied ist jedoch nicht so groß. Berechnet man die oben ermittelte
Eisenbetonplatte von 9,7 cm Nutzhöhe und 4,85 cm Eisenquerschnitt nach den amtlichen
Bestimmungen für ein Biegungsmoment von 50000 cm/kg, so erhält man statt 35 kg/qcm Druck den
Wert von 37,2 kg/qcm, und statt 1200 kg/qcm Eisenzugspannungen nur 1175 kg/qcm, also eine
Zunahme der Betondruckspannungen von rd. 6 v. H., eine Abnahme der
Eisenzugspannungen von rd. 2 v. H. Göldel hatte durch
Gleichstellung von 35 und 40 kg/qcm dagegen eine Zunahme von rd. 15 v. H.
willkürlich angenommen. Die Eisenspannungen bleiben in beiden Fällen nahezu
dieselben.
Ein Vergleich der oben angegebenen Formeln zeigt große
Uebereinstimmung sowohl bei der Auswertung von x, als
auch von σe, während
die σb Werte etwas
abweichen. Tatsächlich liefert die Rechnung in der Breite der Druckzone x Uebereinstimmung auf 1/10 cm für das genannte
Zahlenbeispiel.
Hieraus ergibt sich, daß der Einfluß der Wahl von n geringer ist als Göldel
angenommen hat, und daß der Wert n = 15 wohl
beibehalten werden kann, da bei zunehmender Beanspruchung diese Verhältniszahl
ohnedies größer wird. (Oesterr. Wochenschrift für öffentl. Baudienst 1907, S.
77–80.)
Dr.-Ing. P. Weiske.
Motorwagen.
Anwerfvorrichtung. Um das Ankurbeln
der Wagenmotore zu vermeiden, verwenden die Fiat-Werke
Druckluft. Diese wird während der Fahrt durch eine unmittelbar vom Motor
angetriebene Pumpe in einem Behälter erzeugt und durch je ein kleines Ventil, die
neben dem Ein- und Auslaßventil sitzen, in die einzelnen Zylinder eingelassen. Zu
diesem Zwecke ist in der hohlen Steuerwelle eine zweite Welle untergebracht;
letztere trägt einen Stift, der sich in Längsnuten der Steuerwelle bewegen und
dadurch die auf ihr drehbare, mit der Zylinderzahl entsprechende Nocken versehene
Muffe verschieben kann. Die Längsbewegung erfolgt, während der Motor still steht, sobald durch
einmaliges Anziehen eines am Spritzbrett befindlichen Hebels, die zu den
Motorzylindern führende Druckluftleitung und ein kleiner, an ihrem Ende befindlicher
Zylinder mit Druckluft gefüllt wird. Sein Kolben verschiebt dann die Innenwelle samt
der Muffe, so daß deren Nocken auf die Stößel der Lufteinlaßventile arbeiten. Von
den Stößeln wird stets das Ventil zuerst geöffnet, welches zu demjenigen Zylinder
führt, der sich gerade im Kompressionsstadium befindet. Strömt die Druckluft ein, so
drängt sie den Kolben nach unten und versetzt hierbei Steuer- und Innenwelle in
Umdrehung. Die Nocken öffnen nun dadurch nacheinander die übrigen Luftventile, und
zwar ebenfalls immer dasjenige zuerst, das auf dem Zylinder sitzt, dessen Kolben im
Kompressionshub steht. Nach einigen Umdrehungen tritt dann der normale Gang des
Motors ein. Nun wird die Druckluftleitung geschlossen, die Innenwelle geht unter
Einwirkung ihrer Feder in die Anfangsstellung zurück, und die Nocken kommen außer
Berührung mit den Luftventilstößeln.
Die Pumpe ergänzt jetzt wieder den Druck im Luftbehälter auf 12 at,
zu welcher Arbeit, wie Bremsversuche ergeben haben, kaum 1/10 PS nötig ist.
(Das Fahrzeug vom 23. Feb. 1907.)
-h.
Bremse für Motorwagen. Bei den
bisherigen Bremsvorrichtungen schleifen beim starken Anziehen der Bremse die
Gummireifen auf der Fahrbahn, wodurch sie sich örtlich abnutzen. Diesem vorzubeugen,
dient eine Vorrichtung, Patent Hornstein, bei der die
Räder beim Bremsen ihre Drehbewegung so lange beibehalten, bis ein Bremsschuh in
Tätigkeit tritt. Dieser ist drehbar an einem an der Wagenachse schwingenden Arm
befestigt und besteht aus gepreßtem Metall mit seitlich aufgebogenen Lappen, in
denen Gleitrollen gelagert sind.
In der Ruhelage hängt der Bremsschuh nach unten, wobei er natürlich
außer Berührung mit dem Rade ist. Läßt nun der Führer mittels Stange, die einerseits
am Bremsschuh angelenkt ist, andererseits zum Führersitz führt, die Vorrichtung
fallen, so schiebt sich der Bremsschuh zwischen Rad und Fahrbahn. Das Rad läuft
dabei auf die erwähnten innerhalb des Bremsschuhes angeordneten Gleitrollen auf,
die, um den Gummireifen gleichmäßig zu beanspruchen, seinem Querschnitt angepaßt
sind und preßt den Schuh dadurch gegen die Fahrbahn, wobei sich das Rad selbst von
dieser abhebt, so daß nur der Bremsschuh schleift.
Um den dabei auftretenden Zug aufzunehmen, ist der Bremsschuh
mittels Kette am Wagen aufgehängt.
Neben großer Bremskraft hat diese Vorrichtung noch den Vorteil, daß
sie dem Schleudern des Fahrzeuges entgegenarbeitet, das bekanntlich auf die geringe
Reibung zwischen Gummi und Fahrbahn zurückzuführen ist. (Das Fahrzeug vom 23. Feb.
1907.)
-h.
Steuerungen.
Zwangläufige Ventilsteuerung mit
Flachregler.(Proell.) Dr. B. Proell
hat zuerst zwangläufige Ventilsteuerungen angewendet, bei denen ein Flachregler auf
der Steuerwelle zwischen den Einlaßexzentern angeordnet ist (D. R. P. 57034). Die
modernste Proellsche Steuerung ist unter Mithilfe von
Schwabe ausgeführt und führt den Namen Proell-Schwabe-Steuerung. Diese Konstruktion hat mit
den früheren Ausführungen den auf einem festen Grundexzenter angeordneten
Drehexzenter gemein. Dadurch wird die Verstellung des Mittelpunktes auf einem
Kreisbogen bewirkt. Der Drehexzenter wirkt selbstsperrend gegen Rückdrücke auf den
Regulator, welcher dadurch hochempfindlich gemacht werden kann. Weniger bekannt ist
der Vorteil, welcher in der kreisbogenförmigen Scheitelkurve liegt. Man erzielt
nämlich bei kleinen und normalen Füllungen wirksamere Ventilhube, ohne daß diese bei
großen Füllungen zu groß ausfallen. Dabei schwankt der Voreintritt zwischen ½ und 3
v. H.; also keineswegs unzulässig. Beispielsweise wird bei einer normalen Füllung
von 25 v. H. schon 36 v. H. des größten Exzenterweges mit dem Drehexzenter,
gegenüber 24 v. H. bei geradliniger Scheitelkurve erreicht. Hierdurch erzielen
sich für den Drehexzenter 1,5 mal größere Exzenterwege als bei geradliniger
Exzenterverstellung. Der Einlaßmechanismus besteht aus einem zweiarmigen
Ventilhebel, dessen einer geschlitzter Arm die Ventilspindel anhebt und dessen
anderer Arm nach einer bestimmten Kurve begrenzt ist, auf der eine Rolle läuft,
welche durch einen Führungslenker auf einem Kreisbogen geführt wird. Der auf dem
Kreisbogen bewegliche Lenkerbolzen bildet zugleich das eine Ende der Exzenterstange
und wird also vom Exzenter aus bewegt. Die Begrenzungskurve muß so geformt sein, daß
die Rolle tangential auf die Kurve aufläuft also anfangs zur Bewegung nur eine sehr
kleine Kraft erfordert. Dann soll der Anhub schneller stattfinden und schließlich
die Geschwindigkeit in sanftem Uebergang auf 0 zurückgehen, weil sonst bei hoher
Umlaufzahl Ventilüberhebungen stattfinden. Um günstige Uebergangsverhältnisse zu
erhalten soll der kritische Winkel, d.h. der Winkel zwischen
der Bewegungsrichtung der Rolle und der Kurvenscheibe im Rollenmittelpunkt
stumpf sein.
Ein kräftiger Regler mit hoher Empfindlichkeit und ohne
Beharrungswirkung ist einem schwachen Regler mit schwerer Beharrungsmasse
vorzuziehen, was auch durch ein Tachogramm bestätigt wird, welches an einer
Einzylindermaschine von 450 mm Zylinderdurchmesser, 800 mm Hub und 100 Umdrehungen
i. d. Minute mit Proell-Schwabe-Steuerung, aufgenommen
wurde. Bei Uebergang von Vollbelastung auf Leerlauf und umgekehrt änderte sich die
Umlaufzahl um 1 v. H. und der neue Beharrungszustand war nach drei Sekunden
hergestellt. Die Verstellung der Umlaufzahl während des Ganges läßt sich auf
einfache Weise durchführen. (Zeitschrift d. Vereins d. Ing. 1907, S. 132–139.)
F.
Straßen- und Kleinbahnen.
Wagen für elektrische Bahnen. Auf
der Gewerbe- und Industrieausstellung zu Nürnberg 1906 waren von der Vereinigten Maschinenfabrik Augsburg und der
Maschinenbaugesellschaft Nürnberg ausgestellt:
Ein zweiachsiges Untergestell mit festen Achsen für Motorwagen 1000
mm Spur, 800 er Räder und 1800 mm Radstand. Die Langträger sind aus Flußeisenblech
gepreßt und an den Enden und in der Mitte durch Walzeisen verbunden. Der so
gebildete Rahmen, der durch Diagonalstreben und Eckverbindungsbleche versteift ist,
ruht unter Zwischenschaltung von Blattfedergehängen auf den Achsbuchsen. Der
Wagenkasten wird mittels vier an den Ecken der Langträger sitzenden Blattfedern
getragen, so daß er gegen die Laufachsen doppelt abgefedert ist. Die Räder haben
Radsterne von Schmiedeeisen und Stahlbandagen. Die Kettenspindelbremse, welche von
beiden Plattformen angestellt werden kann, preßt vier Bremsklötze mit gleichem Druck
gegen die Räder.
Ein Lenkachsen-Untergestell für Motorwagen besitzt zwei durch eine
Schwinge gekuppelte einachsige Drehgestelle, deren Rahmen die Motoren, die vier
Klötze und das Gestänge der Bremse tragen. Auch hier ist eine doppelte Abfederung
des Wagenkastens vorgesehen.
Der für die Kiewer Straßenbahn bestimmte Motorwagen hat auf
freistehenden mit sieben umlegbaren Rückenlehnen versehenen Sitzbänken 21
Sitzplätze. Die Plattformen werden von zwei unter den Wagen hindurchlaufenden
∪-Eisen getragen, sind vorn durch eine Blechwand und seitlich durch Gittertüren
geschlossen; am Kopfe besitzen sie einen Glasvorbau mit herablaßbaren Fenstern. An
Stelle der Rammbohle trägt der Wagen einen die vordere Wölbung der Plattform
umschließenden federnden Pufferbügel. Das Untergestell des Wagens besitzt zwei
gekuppelte einachsige Drehgestelle bei 3,2 m Radstand.
Die 8-Klotzbremse ist so angeordnet, daß ihr Anziehen die
Einstellung der Drehgestelle in Krümmungen nicht beeinträchtigt.
Der Revisionswagen für Straßenbahnen, der zugleich für behördliche Abnahmen, für
Meßzwecke und als Repräsentationswagen dienen soll, hat einen mit Klapptischen,
Drehsesseln und kleinen Sofas ausgestatteten Mittelraum. Zwei anschließende kleinere
Räume dienen als Waschraum und als Apparateraum für Messungen. Der Wagenkasten ruht
auf einem Untergestell mit gekuppelten einachsigen Drehgestellen bei doppelter
Abfederung durch Blattfederbündel.
Die Wagen der Ausstellungsrundbahn sind besonders für den
Massenverkehr gebaut. Die Motorwagen sind so breit, daß zu beiden Seiten eines
Mittelganges zwei Reihen von je zwei in der Fahrtrichtung angeordneten Quersitzen
untergebracht werden konnten; außerdem sind die Wagen auf einer Seite ganz offen, so
daß auch ein Einsteigen zwischen die Sitze hindurch möglich ist. Die zwischen den
Plattformblechen 10,5 m langen Wagen haben 44 Sitzplätze und bieten Raum für 16–26
Stehplätze. Der Wagen läuft auf Drehgestellen (Maximum Traction Bauart), bei denen
der Drehzapfen der einen Achse näher gelegt ist. Der Radstand der Drehgestelle
beträgt 1500 mm, die Drehzapfenentfernung 5500 mm. Da die Wagen nur in einer
Richtung verkehren, ist auch nur auf einer Plattform ein Fahrschalter vorhanden.
Die Anhängewagen haben 18 Sitz- und 3 Stehplätze im Innern und 20
Stehplätze auf beiden Plattformen, über die allein der Zugang zum Wageninnern
stattfindet. Der Radstand des mit einfacher Abfederung und vierklotziger
Spindelbremse versehenen Untergestells beträgt 2800 mm. (Deutsche Straßen- und
Kleinbahnzeitung 1906, S. 866–869 u. S. 886–888.)
Pr.
Wasserkraftanlagen.
Wasserkraftanlage.(Wrigley.) Der Saluda Fluß wird durch einen 97 m langen
Steindamm gestaut, von dem das Wasser durch einen 248 m langen neben dem Fluß
verlaufenden Kanal dem Kraftwerk zugeführt wird. Eine Seitenwand des Kanals ist in
die bergwärts gelegene Seite des Erdreichs eingeschnitten, während die andere (nach
dem Fluß zu) aus Erdauffüllung über Mauerwerk besteht. Das Kraftwerk enthält
vorläufig drei Maschinensätze, deren jeder aus einer liegenden Turbine (mit drei
Lauf rädern von je 990 mm Durchmesser) von je 1700 PS Leistung bei 200 Umdrehungen
i. d. Minute und einem Gefälle von 10,67 m besteht. Die Turbinen sind mit je einem
1000 KW Drehstrommotor (2300 Volt, 95 v. H. Wirkungsgrad) gekuppelt. Eine Turbine
mit 381 mm Laufraddurchmesser dient zum Antrieb einer besonderen 55 KW
Erregermaschine (625 Umdr./Min.) eine weitere Turbine von 457 mm Durchmesser
und 600 Umdr./Min.
zum Antrieb eines 100 KW-Drehstromgenerators. Die Regulierung der Turbinen erfolgt
durch Oeldruckregulatoren. (Electrical World 1906, S. 1147–1149.)
A. M.
Amerikanischer
Wasserturbinenbau.(Pfau.) Die Grundsätze des amerikanischen
Wasserturbinenbaues einschließlich Regulatorenbau werden mit einem großen
Konfektionsgeschäft verglichen, das nach folgenden Grundsätzen arbeitet. Vorhanden
sein soll ein möglichst großes Vorratslager an laufender Marktware und in möglichst
viel verschiedenen Größen. Dieses Vorratslager muß durch Kataloge mit Baumaßen und
Bremsergebnissen bekannt gemacht werden. Es sind Typen herzustellen, wodurch die
Preise niedrig werden. Das Konstruktionspersonal kann dabei auf einige gute
Konstrukteure beschränkt werden, die mit niedrig bezahlten Zeichnern einen einmal
festgelegten Typ für verschiedene Größen proportional umzeichnen. Die
Werkzeichnungen sind Normalblätter, mit Buchstabenmaßangaben. Die einzelnen
Zahlenmaße werden dann jeweilig aus Tabellen entnommen. Ebenso sind die
Kostenanschläge ausgeführt. Dadurch, daß in Amerika die meisten technischen
Vorarbeiten von „Consulting Engineers“ ausgeführt werden, wird das
Katalogverfahren gefördert. Es gibt nur eine Firma in Amerika, welche Turbinen und
elektrische Maschinen zugleich baut. Da es üblich ist, die Turbinen nach der Anzahl
Zoll des Raddurchmessers zu kennzeichnen, so sucht jede Firma, in ihren Katalogen
für bestimmte Raddurchmesser mehr PS oder Umdrehungen anzugeben. Der nachteilige
Einfluß der (privaten) Prüfstation in Holyoke wird eingehend erläutert, die Art der
Ausführung der Versuche wird beschrieben. Verfasser weist darauf hin, daß sich
allmählich die Erkenntnis Bahn brechen kann, daß eine solidere Basis auch ihm
finanzielle Vorteile bringen kann. (Schweizer. Bauzeitung 1907, S. 2–5 und S.
21–23.)
A. M.
Viktoria-Fälle. Die Ausnutzung der
Viktoria-Fälle (Afrika) am Zambesi wird durch die natürliche Felsformation einfach.
Der Fall stürzt in einer Breite von 1 Meile mit 107 m Gefälle ab. Zunächst sollen
30000 PS in einer Wasserkraftanlage nutzbar gemacht werden, welche in Form von
Drehstrom (150000 Volt, 12½ Perioden) bis nach dem 600 Meilen entfernten
Johannisburg geleitet werden. Die Höchstleistung des Kraftwerkes soll später auf
250000 PS gebracht werden. Zum Belastungsausgleich und zur Reserve wird am Ende der
Fernleitung ein Hilfskraftwerk errichtet. Mit dem überschüssigen elektrischen Strom
(Nachtstunden, Betriebspausen usw.) wird Wasser in ein auf einem Hügel angelegtes
Reservoir gepumpt. Mit dem hierdurch zur Verfügung stehenden Gefälle von 138 m kann
im Bedarfsfalle der Strom aus dem Hilfskraft werk geliefert werden. Um möglichst
bald Strom liefern zu können, wird zunächst ein Dampfkraftwerk für 24000 PS erbaut,
welches später nach Fertigstellung des Wasserkraftwerkes zur Aushilfe dienen wird.
(The Electrical Magazine 1906, S. 435–439.)
A. M.
Bei der Redaktion eingegangene Bücher.
Herstellung und Instandhaltung elektrischer Licht- und
Kraftanlagen. Ein Leitfaden auch für Nicht-Techniker unter Mitwirkung von
Dr. C. Michalke verfaßt und herausgegeben von S. Frhr. von Gaisberg. Dritte, umgearbeitete und
erweiterte Auflage. Mit 54 Abb. Berlin, 1907. Julius Springer. Preis geb. M.
2,40.
Deutsche Gesellschaft zur Beförderung rationeller
Malverfahren e. V. in München. Kommission zur Bekämpfung von Mißständen in
der Herstellung, im Handel und in der Verarbeitung der Farben und Malmaterialien.
Protokoll der am 29. Juni 1906 in Nürnberg abgehaltenen ersten Sitzung der
Kommission zur Bekämpfung von Mißständen in der Herstellung im Handel und in der
Verarbeitung der Farben und Malmaterialien. München, 1906. Verlag der „Deutschen
Gesellschaft zur Beförderung rationeller Malverfahren e. V.“ in München. Kgl.
Akademie der bildenden Künste.
Handbuch der angewandten physikalischen Chemie.
Herausgegeben von Prof. Dr. G. Bredig. Band V. Kurzer
Abriß der Spektroskopie und Kolorimetrie. Von Dr. Emil
Baur, A. O. Professor an der Herzoglich Technischen Hochschule in
Braunschweig. Mit 29 Abb. Leipzig, 1907. Johann Ambrosius Barth. Preis geh. M. 6,–,
geb. M. 7,–.
Wasserkraftmaschinen. Ein Leitfaden zur Einführung in
Bau und Berechnung moderner Wasserkraftmaschinen und Anlagen. Von L. Quantz, Dipl.-Ing. Oberlehrer an der Kgl. höheren
Maschinenbauschule zu Stettin. Mit 130 Abb. Berlin, 1907. Julius Springer. Preis
geb. M. 3,60.
Die Grundlagen der Mechanik. Von Dr. O. Dziobek, Professor in Charlottenburg. Mit
zahlreichen Abb. Berlin, 1907. Mittler & Sohn. Preis geh. M. 6.–, geb. M.
7,–.