Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | Pr. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 217 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Apparate.
Schublehre für Radbandagen.(Osmer.) Von den beiden Teilen der Lehre ist der eine
hakenförmig gebogen, so daß er beim Anlegen der Lehre an die Lauffläche einer
Bandage den Spurkranz umfaßt. Der mit einer Nase versehene zweite Teil gestattet
dann die Messung der Dicke des Spurkranzes in einem bestimmten Abstande von der
Lauffläche. Ferner kann die Spurkranzhöhe an einer Teilung an dem Haken abgelesen,
mittels einer weiteren Teilung die Länge flacher Stellen in der Lauffläche gemessen
und die Nachprüfung der nötigen Breite der Lauffläche vorgenommen werden. Das
Instrument soll dazu dienen, die Abnutzung der Radbandagen zu überwachen, damit
rechtzeitig deren Nachdrehen oder Auswechseln vorgenommen wird. (Street Railway
Journal 1906, Bd. II, S. 1106.)
Pr.
Wheatstonesche Brücke.(Callender-Griffith.) Um die von Stöpselkontakten
herrührenden Ungenauigkeiten zu beseitigen, sind die Enden der Prüfwiderstände an
Quecksilbernäpfe angeschlossen, in die zur Herstellung der Verbindung ∪-förmige
Kupferbügel durch Auflegen eines kleinen Gewichtes entgegen einer Federkraft
eingetaucht werden. Die Widerstandsdrähte bestehen aus Manganin und sind an ihre
Klemmen hart angelötet; der Brückendraht besteht aus einer Platin-Silberlegierung.
(The Electrician 1906 1907, S. 367.)
Pr.
Ueberwachung des Anfahrens und Bremsens
von Fahrzeugen.(Schörling.) Um die Fehler der Elektrizitätszähler und
die Nachteile der Zeitzähler, die die Summe der unter Strom gefahrenen Zeiten
vermerken, zu vermeiden, will der Verfasser zur Ueberwachung der Wagenführer einen
Apparat anwenden, der übermäßige Beschleunigungen und Verzögerungen aufzeichnet. Der
Apparat besteht aus einer ∪förmigen, mit Quecksilber gefüllten Röhre, in deren
Schenkeln in bestimmter Höhe über dem Quecksilberspiegel Kontakte angebracht sind,
von denen Leitungen zu einem Zählwerk führen. Bei jedem zu scharfen Anfahren oder
scharfen Bremsen steigt das Quecksilber in einem der Schenkel bis zu den Kontakten
an, schließt den Stromkreis des Zählwerkes und letzteres rückt um eine Stelle vor.
(Deutsche Straßen- und Kleinbahnzeitung 1907, S. 63–64.)
Fr.
Nivellierinstrument.(Townsend.) Die für einfachere Nivellierungs zwecke bestimmte
Vorrichtung besteht aus einem Fernrohr, das in einem etwa 1,5 m hohen Stab drehbar
gelagert ist. Es besitzt eine Visieröffnung und ein Fadenkreuz und wird durch ein
etwa 40 cm tief herabhängendes Gewicht, das starr an dem Fernrohr befestigt ist,
dauernd wagerecht gehalten. Der Hauptvorteil des Instrumentes gegenüber älteren
besteht darin, daß das umständliche Aufstellen und Ausrichten fortfällt, während
seine Angaben für zahlreiche Zwecke ausreichend genau sind. (Engineering News 1906,
S. 686.)
Pr.
Wellenmesser (Cymometer) für unmittelbare
Ablesung.(Fleming) Das Instrument besteht aus einer Kapazität,
die durch einen Kondensator mit ineinander verschiebbaren Röhren gebildet wird, und
einer dahinter geschalteten regelbaren Selbstinduktion. Beide Teile sind so
angeordnet, daß durch Bewegung eines Handgriffes gleichzeitig eine Aenderung beider
Größen in demselben Verhältnis erfolgt. An dem Handgriff sitzt ein Metallkörper, der
einerseits mit der einen Röhre des Kondensators verbunden ist und andererseits als
Wanderkontakt auf der als Selbstinduktion dienenden Drahtspirale gleitet. Die andere
Belegung des Kondensators und die feste Klemme der Selbstinduktion sind durch eine
kräftige Kupferleitung verbunden.
Wird der so gebildete Schwingungskreis zum Beispiel mit dem
Luftleiter einer Station für drahtlose Telegraphie gekuppelt, in dem elektrische
Schwingungen vorhanden sind, so werden letztere auch in dem Wellenmesser
Schwingungen induzieren, die bei entsprechender Regelung der Kapazität und
Selbstinduktion, d.h., sobald Resonanz vorhanden ist, eine große Amplitude erhalten
und einen verhältnismäßig kräftigen Sekundärstrom in dem Wellenmesser erzeugen.
Dieser Zustand wird durch Aufleuchten einer mit Neon gefüllten Geißlerschen Röhre erkennbar, die zwischen die innere
und äußere Metallröhre des Kondensators geschaltet ist.
Neon ist eines der seltenen Gase, welches in unserer Atmosphäre
enthalten ist. Es gibt unter dem Einfluß von Schwingungen hoher Frequenz ein helles
orangegelbes Licht. Diese Erscheinung zum Nachweis derartiger Schwingungen als
besonders empfindliches Mittel zu verwenden, wurde gleichfalls von Dr. Fleming zuerst angegeben. Sofern die Messungen im
verdunkelten Raum gemacht werden können, genügt übrigens eine mit Kohlensäure
gefüllte Röhre, die wesentlich billiger ist.
Mit dem Handgriff zur Einstellung der Selbstinduktion und der
Kapazität ist ein Zeiger verbunden, der an vier Teilungen
1. die Quadratwurzel aus dem Produkt, gebildet aus der
Kapazität in Mikrofarad und aus der Selbstinduktion in cm,
2. die Wellenlänge in Fuß,
3. die Wellenlänge in Metern,
4. die Schwingungszahl für eine millionstel Sekunde abzulesen
gestattet.
Da das Instrument nur einen Meßbereich von einem zwanzigfachen des
niedrigsten damit zu messenden Wertes hat, werden vier Größen angefertigt, deren
Kondensatoren aus ein, zwei und vier Rohrpaaren bestehen. Die Rohre bestehen aus
Messing; zur Isolierung dient Hartgummi. Der Meßbereich dieser Instrumente erstreckt
sich von 33 auf 3000 m. Jedem Instrument wird außer der Geißlerschen Röhre je nach der Größe eine Normalselbstinduktion von 4000
bis 75000 cm, eine Kupferschleife mit zwei kleinen Widerständen für Eichungszwecke,
ein empfindliches Galvanometer, ein Milli-Amperemeter und ein Widerstand
beigegeben.
Durch Beispiele wird erläutert, wie mit dem Instrument die Frequenz
elektrischer Schwingungen in einem Stromkreise, die Kapazität kleiner Kondensatoren
oder Leidener Flaschen, die Selbstinduktion einer
Drahtspule und die Länge der von einem Sendedraht ausgeschickten Wellen bestimmt
werden; ebenso wird die Bestimmung der Wellenlänge, der Frequenz, der Kapazität, der
Selbstinduktion und der Dämpfung eines Schwingungskreises an einem Beispiel
gezeigt. (The Electrician 1906/07, S. 495–497 und S. 536–537.)
Pr.
Widerstandsmeßbrücke zur Bestimmung
von Fehlerstellen in Kabeln. Da bei der geringen Größenordnung der zu messenden
Werte der Widerstand der Leitungen zwischen Brücke und Kabel, sowie
Uebergangswiderstände an den Schaltstellen bereits beträchtliche Fehler verursachen,
sind an die Enden des Brückendrahtes dauernd zwei 2,5 m lange biegsame Anschlußkabel
von verhältnismäßig großem Querschnitt befestigt, die an ihren Enden kräftige
Klemmbacken zur Verbindung mit der Seele des beschädigten Kabels besitzen. Die zum
Galvanometer führenden Drähte sind an diese Klemmbacken angeschlossen, so daß die
Anschlußkabel im Brückenstromkreise liegen und mit geeicht werden. Der Brückendraht
hat großen Querschnitt, so daß er mit starken Strömen belastet werden kann.
(Electrical World 1906, S. 1168.)
Pr.
Eisenbahnwesen.
Einphasenbahn Seebach-Wettingen.(Herzog.) Diese Vollbahnstrecke wurde von der Maschinenfabrik Oerlikon für den Betrieb mit
Einphasenwechselstrom von 15000 Volt Fahrleitungsspannung gebaut und hierbei sowohl
für die Fahrleitung und die Stromabnehmer als auch für die Betriebsmittel neue
Bauarten verwendet.
Die Fahrleitung ist seitlich neben dem Bahnkörper angeordnet und
zwar sind drei verschiedene Anordnungen, 1. starre Befestigung an den Mastkopf oder
auf ganz kurzen Auslegern, 2. elastische Aufhängung mittels federnder Klemmkulisse
und Stahldrahtfedern, 3. Aufhängung mittels Tragwerkes, das unter dem Fahrdraht
liegt, vorgesehen. In den Stationen ist die Fahrleitung zur Erleichterung des
Befahrens von Weichen über Gleismitte angeordnet. Eine besonders auf dem
Fahrdrahtgestänge geführte Ausschaltleitung vermittelt beim Bruch eines Isolators
das Abschalten des entsprechenden Streckenabschnitts durch besondere Schalter.
Ferner sind Zeitschalter angebracht, die die Strecke abschalten, wenn der
Betriebsstrom eine gewisse Zeit lang seinen Höchstwert überschreitet.
Die Stromabnehmer, von denen auf jeder Seite einer angeordnet ist,
bestehen jeder aus zwei gekrümmten Kontaktruten aus Stahlrohr, das in einem
Längsschlitz einen profilierten, leicht auswechselbaren Messingstab als eigentliches
Kontaktorgan trägt. Das Anlegen und Abziehen der Stromabnehmer geschieht unter
Zwischenschaltung von isolierten Bügelhebeln durch Luftmotoren.
Auf den Lokomotiven sind je zwei Transformatoren von 200 KVA
angeordnet, die die Spannung von 15000 auf 750 Volt herabsetzen. Deren
Sekundärwicklung hat 20 Anschlüsse, um ebensoviel verschiedene Spannungsstufen beim
Anlassen verwenden zu können. Außerdem ist ein Induktionsregler vorhanden, mit dem
die Anlaßspannung stetig geändert werden kann. Die beiden
Hauptschluß-Kommutatormotoren leisten je 200 PS; ihr lammellierter Eisenkörper hat
neben den Hauptpolen Wendepole, die sowohl hinter die Hauptstromspulen geschaltet,
als auch kurz geschlossen werden können. (Deutsche Straßen- und Kleinbahn-Zeitung
1906, S. 879–882)
Pr.
Wellenförmige Abnutzung der
Fahrschienen.(Braun) Beim Bremsen eines 200 PS-Gleichstrommotors
mittels einer magnetischen Bremse, die an einem Dynamometer befestigt war, bei
Umfangsgeschwindigkeiten von 100 km/Std. bis zum Stillstand, fielen dem Verfasser auf,
daß bei abnehmender Geschwindigkeit der Zeiger des Dynamometers in pendelnde
Bewegung versetzt wurde. Um den Fehler auszuschalten, den die im Dynamometer
angebrachte Feder hervorbringen könnte, wurde ein solches mit Kolben, Zylinder und
Preßölfüllung verwendet, dessen Angaben an einem Manometer abgelesen wurden. Da auch
hier das Pendeln auftrat, folgert der Verfasser, daß die Erscheinung auf die
Eigenschwingungen der Bremsscheibe zurückzuführen ist, durch die eine Aenderung des
Koeffizienten der gleitenden Reibung hervorgerufen wird. In ähnliche Weise soll nun wechselnde
Reibung durch die Eigenschwingungen der Räder bei Fahrzeugen bewirkt werden, so daß
die bekannte wellenförmige Abnutzung der Schienen entsteht. Ist sie einmal – wenn
auch nur gering – vorhanden, so wird die unebene Fahrbahn die Räder erschüttern und,
da in den meisten Fällen gleiche Bauart und gleiche Eigenschwingung der Räder
vorhanden sind, Resonanzerscheinungen hervorrufen, welche die Abnutzung der Schienen
verstärken und die Wellen vertiefen. (Zeitschr. d. Vereins deutscher Ingenieure
1906, S. 2123.)
Pr.
Elektrotechnik.
Zur Prüfung von
Fahrleitungsisolatoren auf ihren Isolationswiderstand wird ein
Aluminiumrahmen an der Stromabnehmerstange befestigt, der mittels eines hölzernen
Querträgers isoliert zwei leichte Stahlschleifen trägt, die beim Befahren der
Oberleitung mit den Abspanndrähten kurze Zeit Kontakt machen. Zur Prüfung werden die
Stahlschleifen über einen Spannungszeiger an Erde gelegt, dessen Ausschlagen das
Vorbeifahren an schadhaften Isolatoren anzeigt. (Elektrische Bahnen und Betriebe
1906, S. 703–705.)
Pr.
Leistungsmessung in Drehstromsystemen mit
Nulleiter.(E. Orlich.) Arons und Sterns Formeln für die Berechnung der Leistung in Dreiphasensystemen mit
viertem Leiter sind nach Darlegung des Verfassers nicht streng richtig und bedürfen
einer Ergänzung, weil bei der Ableitung die Summe der Augenblickswerte der drei
Sternspannungen gleich Null gesetzt ist, was nicht notwendig ist. Da die Formeln
vielfach im Zählerbau Verwendung finden, so gibt Verfasser die vollständigen
Gleichungen an, die durch Messungsergebnisse (z.B. in der Charlottenburger Zentrale)
in ihrem Werte für die Praxis belegt erscheinen. So ergab die Messung an einem 5 KW
– Transformator in unbelastetem Zustande für e0
= 0, während bei einseitiger Belastung zwischen einem
Aussenleiter und einem Nullleiter die Wattmessung für den Mittelwert von \frac{1}{3}
e0i0 2,4 v. H. der
Gesamtlast ergab. Wurde die Belastung zwischen zwei Aussenleiter geschaltet, so
blieb e0 = 0. (E. T.
Z., Jahrgang 1907, S. 71–72.)
Br.
Fördermaschinen.
Fördermaschinen.(Ad. Wallichs.) Die Wahl zwischen elektrischem und
Dampfbetrieb für einen bestimmten Fall kann nur auf Grund gewonnener Erfahrungen,
eingehender Kenntnisse über die wirtschaftlichen und technischen Eigenschaften
beider Betriebskräfte und über die Anforderungen, die an eine moderne Fördermaschine
zu stellen sind, geschehen. Eine Fördermaschine muß unbedingt betriebssicher sein,
da sie das unentbehrlichste Glied der Anlage ist.
Nach Erfüllung dieser Bedingung ist die Kostenfrage die
wichtigste.
Bis vor zehn Jahren war die einfache Zwillings-Fördermaschine in
Deutschland vorherrschend. Die Steuerung war vielfach schlecht ausgebildet; man
arbeitete mit Vollfüllung und sehr hohem Dampfverbrauch.
Seit Ende der neunziger Jahre wurden auch Verbundmaschinen in
größerer Zahl verwendet, die aber anfänglich gegenüber den modernen
Betriebsdampfmaschinen noch nicht zweckentsprechend durchkonstruiert waren und
deshalb hohe Kondensationsverluste aufwiesen.
Eine wesentliche Verbesserung in der Dampfökonomie erzielte man
durch die Zwillings-TandemfördermaschinenD. P. J.
1902, S. 333.. Diese kostspieligen Maschinen werden indes in der
Regel nur bei größeren Fördermengen, 4000–7000 kg, und größeren Teufen gewählt.
Der Hauptwert beim Entwurf von Fördermaschinen ist auf ausreichende
Bemessung der Zylinder zu legen. Die Expansionswirkung soll schon in der
Beschleunigungsperiode, in der, namentlich bei gesteigerter Höchstgeschwindigkeit,
meist die Hauptarbeit geleistet wird, ausgenutzt werden.
Die meisten älteren und auch noch viele neueren Maschinen sind zu
klein bemessen.
In den letzten Jahren wurde auch hoch gespannter (14 at) und
überhitzter Dampf verwendet. In der Bauart der Zylinder und Anordnung der Dampfwege
unterscheidet sich die moderne Fördermaschine nicht mehr von den
Präzisionsdampfmaschinen. An Sicherheitsvorrichtungen sind zu nennen die am
Teufenzeiger vorgesehene Auslösung der Bremse beim Uebertreiben über die Hängebank
und einige andere von der gleichen Wirkung, die außerdem die Bremse auch bei nicht
genügend verringerter Geschwindigkeit auslösen.
Die Sicherheitsvorrichtung von Hußmann
verhindert ein Anfahren nach der verkehrten Seite. Eine neuere Vorrichtung von A. Borsig gestattet, die Bremse mit veränderlichem
Bremsdruck anzuziehen.
Auch einige Vorrichtungen zum selbsttätigen Einstellen der Füllung,
unabhängig vom Maschinisten, sind neuerdings eingeführt worden.
Die erste elektrische Fördermaschine wurde von der Gelsenkirchener Bergwerks-A.-G. für deren Zeche Zollern II geplant und von der Friedrich-Wilhelmshütte im Verein mit Siemens
& Halske auch ausgeführt. Diese Maschine wurde auf
der Düsseldorfer Ausstellung im Jahre 1902 vorgeführtD. P. J. 1902, S. 379–382..
Große Schwierigkeiten bereiteten die Anlaßapparate infolge der
gewaltigen Ströme beim Anfahren. Das Abdrosseln der Netzspannung durch Widerstände
würde große Verluste ergeben und Anlasser bedingen, die unausführbar sind.
Diese Aufgabe wurde nun von Köttgen
durch Aufstellung einer Akkumulatorenbatterie, deren Zellen gruppenweise zu- oder
abgeschaltet wurden und die gleichzeitig zum Ausgleich der großen
Energieschwankungen diente, gelöst.
Eine andere Lösung fand Ilgner. Der
Motor einer Fördermaschine braucht zum Anfahren veränderliche Spannung. Diese wird
nun in einer Dynamo, der Anlaßdynamo, durch Veränderung ihrer Erregung erzeugt.
Jeder Stellung des Anfahrhebels entspricht eine bestimmte Spannung und damit auch
eine bestimmte Tourenzahl des Fördermotors. Die Anlaß-Dynamo wird durch einen vom
Primärnetz gespeisten Motor angetrieben. Die überschüssige Arbeit in den
Betriebspausen wird von einer Akkumulatorenbatterie oder von einem Schwungrad
aufgenommen und beim Anfahren wieder an die Fördermaschine abgegeben. Die
Kraftquelle ist auf diese Weise gleichmäßig belastet.
Die ausgeführten Anlagen arbeiten mustergültig; ihre
Betriebssicherheit ist wesentlich durch Einführung des sog. Retardierapparates
erhöht worden.
Wenn der Förderkorb sich der Hängebank nähert, wird hierbei von der
Teufenzeigermutter der Anlasserhebel der gewünschten Verzögerung gemäß in die
Nullstellung umgelegt so daß der Förderkorb an der richtigen Stelle zum Stehen
kommt, indem das Arbeitsvermögen der bewegten Massen durch elektrische Bremsung des
Fördermotors vernichtet wird.
Ein weiterer Vorteil der elektrischen Fördermaschine liegt in dem
gleichmäßigen Drehmoment, was einen ruhigen Gang der Maschine zur Folge hat.
Als Nachteil gegenüber Dampfbetrieb ist die Unmöglichkeit
hervorzuheben, die Fördergeschwindigkeit zeitweise zu steigern, denn durch die
Netzspannung ist die größte Geschwindigkeit ein für allemal festgelegt.
Eine veränderliche Uebersetzung erscheint, wenigstens für
Hauptschachtförderungen, ausgeschlossen. Die Anwendung zweier Motoren, die je nach
den verlangten Geschwindigkeiten hintereinander oder parallel geschaltet werden,
erhöht wiederum die Anschaffungskosten. Bezüglich der Betriebssicherheit der ganzen
Anlage ist die Dampffördermaschine der elektrischen überlegen, denn diese
stellt ein System von Maschinen mit vierfacher Energieumsetzung mit vielen
Nebeneinrichtungen und sehr hoch belasteten Lagern dar.
Der elektrische Betrieb erfordert ein gut geschultes und auch
elektrotechnisch gebildetes Personal.
Die Hauptbremse wird bei elektrischen Fördermaschinen durch
Druckluft betätigt. Auch der hierzu nötige Kompressor stellt eine weitere
Komplikation dar.
Versuche an zwei Dampffördermaschinen und einer elektrischen
Fördermaschine ergaben für die ersteren 19,5 bezw. 28,11 kg, für die letztere 14,226
kg Dampfverbrauch bezogen auf die Schachtpferdestunde. Es ist jedoch zu beachten,
daß hierbei einstufige Maschinen von alter Bauart mit niedrigem Druck mit einer
modernen Präzisions-Heißdampfmaschine, die mit hohem Druck und dreifacher Expansion
arbeitet, verglichen sind.
Versuche an einer modernen Zwillings-Tandemfördermaschine auf Zeche
Werne ergaben einen Dampfverbrauch von weniger als
9,7 kg für die Schachtpferdestärke.
Während bei älteren Maschinen 1 kg Dampf nur etwa 16600 m/kg leistete,
steigt diese Zahl bei der letztgenannten Maschine auf 62300 m/kg.
Auf Grund obiger Versuchsergebnisse wird unter Annahme bestimmter
Betriebsverhältnisse eine vergleichende Kostenberechnung aufgestellt.
Hiernach betragen die Anlagekosten mit Ausschluß der Gebäude und
Kessel:
Zwillings-Tandemfördermaschine
149000
M
Elektrische Fördermaschine (eigen. Kraftwerk)
437000
„
„ „ (Energie von
auswärts)
357000
„
Die Betriebskosten für die Schachtpferdestärke betragen:
Zwillings-Tandemfördermaschine
3,46
Pf.
Elektrische Fördermaschine (eigen. Kraftwerk)
4,97
„
„ „ (Energie von
auswärts
7,27
„
Der Preis für die KW-Stunde ist hierbei zu 3 Pf. angenommen. Die
Kosten für 1000 kg Dampf sind mit 1,70 M eingesetzt.
Die Betriebskosten verhalten sich demnach wie 1:1,44:2,1.
Damit der elektrische Betrieb nicht teurer als der Dampfbetrieb
werde, müßte mithin der Preis für die KW-Stunde nur 0,6 Pf. betragen; hierfür ist
elektrische Energie aber nicht zu haben.
Der Verfasser kommt zu der Schlußfolgerung, daß der Betrieb mit der
Dampffördermaschine in Anlage- und Betriebskosten der billigste ist, da die
Uebertragungsverluste bei elektrischem Betriebe etwa 55–58 v. H. der indizierten
Leistung betragen.
Die elektrische Fördermaschine wird dort ihr Feld behaupten, wo die
elektrische Energie in eigenem Kraftwerk billig erzeugt werden kann. Ebenso ist sie
auf entlegenen Schächten, wo man keine besonderen Kessel aufstellen will, dann bei
zweistufiger Förderung aus sehr großen Teufen wie in Transvaal wegen der leichteren
Energiezufuhr am Platze. (Zeitschr. d. V. d. I. 1907, S. 1–11.)
Ds.
Papierfabrikation.
Bleichen von Hadernhalbstoffen.(Ebert.) In der Feinpapierfabrikation spielt das
Bleichen der Hadern und Lumpen eine wichtige Rolle, da ein wertvolles Rohmaterial
unter bester Schonung der Fasern in fertigen Halbstoff verwandelt werden soll. Als
neue Behandlungsmethode schildert Verfasser einige neuere Versuche mit der
elektrischen Bleiche, d.h. der nutzbringenden Verwendung einer auf elektrolytischem
Wege hergestellten Bleichflüssigkeit anstelle der bekannten Chlorkalklauge. Im
Chlorkalkbleichverfahren betrug z.B. der effektive Bleichbedarf ungefähr 3 v. H.
wirksamen Chlors vom Trockengewicht des Bleichgutes, wobei stets 2½–3 Stunden
gebleicht wurde. Nach dreiviertel Stunden wurde stark verdünnte H2SO4 zugegeben. Mit
Beendigung der Bleichperiode wurde der Halbstoff in die Absetzkasten gelassen,
von wo er, je nach Bedarf, im Laufe der nächsten 8–14 Tage abgestochen wurde. Bei
Verwendung einer elektrolytisch gewonnenen Natriumhypochloritlösung hingegen betrug
der effektive Bleichbedarf an aktivem Chlor 2½ v. H. bezogen auf das Trockengewicht
des Bleichgutes. Die Dauer der Bleiche betrug wie beim ursprünglichen Verfahren auch
2½–3 Stunden; dagegen genügte schon etwa die Hälfte der bisher verwendeten Quantität
Säurelösung bei ungefähr gleichem Bleicheffekte. Verfasser berechnet in einem
bestimmten Beispiele eine Chlorersparnis von 17,5 v. H. bei Anwendung der
elektrischen Bleiche gegenüber der Chlorkalkbleicherei. Wenn moderne
Bleichelektrolyseure zur Verfügung stehen, die hochkonzentrierte Bleichlaugen
erzeugen, was bei den vom Verfasser geschilderten Versuchen nicht der Fall war, so
ließen sich seiner Ansicht nach vielleicht noch weitere Vorteile erzielen. (Der
Papierfabrikant 1906, S 2545–2547.)
Br.
Schiffahrt.
Elektrische Treidelei auf dem Canal
d'Aire et de la Deule. Der Fassungsraum der üblichen Schiffe beträgt bei 35,5 m
Länge, 4,9 m Breite und 1,79 m Tiefgang 290 t; die Breite des Kanals beträgt 19,2 m,
seine Tiefe 2,3 m. Das Verhältnis von Schiffsquerschnitt zum Kanalquerschnitt ist
hierbei 1:3,89, teilweise sogar nur 1:3,3. Als Zugkraft f. d. t wurden 1,36 kg bei
3,05 km stündlicher Geschwindigkeit beobachtet. Von der 58 km langen Strecke werden
42 km mit dem Denèfleschen Dreirad betrieben, bezüglich
dessen Bauart auf ältere Veröffentlichungen hingewiesen und von dem nur angegeben
wird, daß die neuste Ausführung 2,5 t wiegt und einen Wirkungsgrad von nur 42 v. H.
besitzt, wenn es ein einzelnes Schiff mit 3,27 km/Std. Geschwindigkeit schleppt. Dieses
ungünstige Ergebnis wird auf die schlechte Beschaffenheit des Treidelpfades
zurückgeführt, der auch von Pferden benutzt wird.
Auf 16 km ist im letzten Jahr ein leichtes Gleis verlegt worden,
auf dem 8 t schwere Lokomotiven verkehren, deren Leerlauf nur 2 KW gegenüber 13 KW
der Dreiräder erfordert. Die Abmessungen sind 4 m Länge, 1,6 m Breite und 2,45 m
Höhe; der Radstand beträgt 1,7 m und der Raddurchmesser 700 mm. Zum Antriebe dienen
zwei 20 PS-Motoren, die bei 500 Volt Betriebsspannung zum Schleppen in
Hintereinanderschaltung, in Parallelschaltung dagegen nur bei Leerfahrten verwendet
werden. Zur Stromabnahme dient eine auf der Oberleitung laufende Rolle, die durch
ein Gegengewicht in ihrer Lage gehalten und durch ein Seil von der Lokomotive
geschleppt wird. Das Gleis besteht aus 18 kg/m Schienen, und zwar
ist die dem Kanal zunächstliegende Schiene 41 mm höher als die andere Schiene
verlegt. Die Ergebnisse der elektrischen Treidelei sind so günstige, daß deren
Einführung auch auf mehreren anderen Kanälen geplant ist. (The Electrician 1906/07,
S. 362–364)
Pr.
Elektrische Schleppschiffahrt auf dem
Eriekanal. Auf dem den Eriesee mit dem Hudson verbindenden 565 km langen
Eriekanal, der 17–18 m breit und 2,1–2,4 m tief ist, ist zur Hebung des Verkehrs
elektrische Schleppschiffahrt eingeführt worden. Bei der besonders hierfür
entworfenen Bauart Wood laufen die Lokomotiven auf etwa
1350 mm hoch über dem Erdboden auf einbetonierten Stützen gelagerten
Doppel-T-Trägern. Bei der ersten Ausführung waren auf die Ober- und Unterseite
dieser Träger Vignoleschienen befestigt; bei der neueren Ausführung werden die
Flanschen der Doppel-T-Träger unmittelbar als Laufflächen benutzt. Zur Erhöhung der
Adhäsion werden an den Lokomotiven Rollen von unten gegen (die Fahrschiene durch
eine mit dem Zughaken verbundene Hebelübersetzung entsprechend der Zugkraft
angepreßt. Die ersten Lokomotiven hatten zwei 45 PS-Antriebsmotoren, waren 4000 mm
lang, 700 mm breit und wogen 6 t; die neueren leichten Lokomotiven haben nur einen
45–55 PS-Motor und wiegen nur 2,92 t. Versuche, ergaben für die erstere Maschine einen Wirkungsgrad
von 50–70 v. H. bei 6,2 km/Std. Fahrgeschwindigkeit und 4875–6000 kg Zugkraft;
für die neue Maschine wurden bei 1000 und 1700 kg Zugkraft, sowie 7,2 und 5,3 km/Std.
Fahrgeschwindigkeit Wirkungsgrade von 86 und 75 v. H. erhalten. (Glasers Annalen für
Gewerbe und Bauwesen 1906, Band II, S. 231–233.)
Pr.
Elektrische Schlepplokomotive für den
Teltowkanal.(Block.) Der Radstand ist gegen die frühere
Versuchsführung auf 3800 mm vergrößert, der bewegliche Treidelmast um 250 mm
verlängert und der Stromabnehmer als Bügelstromabnehmer besonderer Bauart ausgeführt
worden, da keine doppelpolige Oberleitung mehr nötig ist. Ferner sind sämtliche
Motoren verstärkt worden. Mit dieser neuen Lokomotive wurden drei 55 m lange und 8 m
breite Oderkähne mit 418, 417 und 400 t Nutzlast bei 95 m Seillänge 8 km weit
geschleppt und hierbei Messungen vorgenommen. Die mittlere Geschwindigkeit betrug
hierbei 4,5 km i. d. Stunde, die Zugkraft 0,7 kg f. d. Tonne Nutzlast, der
Wattstundenverbrauch 2,42 f. d. t/km und der Wirkungsgrad im Mittel 76 v. H. (Glasers
Annalen für Gewerbe und Bauwesen 1906, Bd. II, S. 212–214.)
Pr.
Straßen- und Kleinbahnen.
Konstruktion der dritten Schiene.(Goolding.) Der Verfasser verurteilt, daß man von der
Stromzuführung durch die dritte Schiene bei elektrischen Bahnen ab- und zur
Oberleitung übergeht, ohne auch diesen Teil der elektrischen Ausrüstung ebenso wie
die übrigen entsprechend den zahlreichen Erfahrungen zu verbessern. Erstens will er
die zur Stromzuführung übliche Vignole-Schiene durch
ein Profil mit breiterem Kopf und infolgedessen größerer Stromabnahmefläche und
ferner mit schmalerem Fuß ersetzt wissen. Zweitens soll die auf dem Isolator
sitzende Kappe verkleinert und hierdurch der Isolationsweg vergrößert werden. Für
die Befestigung der Schutzbretter empfiehlt er die Anordnung der North Eastern Railway Co., die hierzu Stützen aus
schmiedbarem Guß verwendet. Um den Längenänderungen durch die wechselnde
Temperatur folgen zu können, sind Zwischenräume nötig, die jedoch nicht bei jedem
Stoß, sondern alle 75 m vorzusehen sind; jede dieser Abteilungen ist zu verankern,
um Wandern zu verhindern. Schließlich ist die dritte Schiene gut zu unterteilen und
die Schalter, über die die einzelnen Teile gespeist werden, sind in dem
Stellwerkshause unterzubringen. (The Electrician 1906/07, S. 483. bis 484.)
Pr.
Elektromagnetische Bremsung von
Straßenbahnwagen.(Mattersdorf.) Die neue Bremsart soll vornehmlich auf
gefährlichen Gefällen verwendet werden, wo eine Radbremsung, nur ein stoßweises
Fahren ermöglicht, und die mechanische Schienenbremse den Wagen entlastet und
starken Materialverschleiß hervorruft. Der Bau dieser Bremse wurde für eine Bahn mit
besonders starken Steigungen (Elberfeld–Cremenfeld–Cronenberg) nötig, wo bisher auf
den langen Gefällstrecken (1:13 und 1:10,6) Zahnstangenbremsung benutzt wurde.
Hierzu war in Gleismitte eine Zahnstange und am Wagen ein Zahnrad gelagert, das beim
Ueberschreiten einer gewissen Drehzahl entsprechend einer zu großen
Fahrgeschwindigkeit mittels eines Gewichtes eine Bandbremse anzog. Diese Anordnung
verursachte in vierjährigem Betrieb viel Unkosten; als Ersatz wurden daher auf der
Strecke an 9 Stellen auf je 50 m Länge Hemmschienen aus 80 × 30 mm Flacheisen
verlegt, die 50 mm über Schienenoberkante vorstehen und alle 2 m durch
Flacheisenquerträger mit den Schienen verbunden, sind. Ferner wurden am
Wagenuntergestell mittels eines kräftigen Flacheisenrahmens zwei
Bremselektromagneten aufgehängt, die 8 polig sind und 6 Erregerspulen besitzen. Die
beiden, Elektromagnete sind parallel in den Kurzschlußstromkreis der Wagenmotoren
eingeschaltet und liefern bei 30 Amp. eine Zugkraft von je etwa 1900 kg. Durch die
Verteilung der Bremsung auf mehrere Strecken können die Bremselektromagnete dauernd
eingeschaltet sein, so daß die Bremsung auf den gefährlichsten Strecken alsdann
selbsttätig bewirkt wird. (Elektrische Bahnen und Betriebe 1906, S. 690–692.)
Pr.