Titel: | Zeitschriftenschau. |
Autor: | A. |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 269 |
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Zeitschriftenschau.
Zeitschriftenschau.
Apparate.
Wassermesser.(Sarco.) In einem zylindrischen Gehäuse A mit Zu- und Abführstutzen läuft ein Zylinder B mit vier drehbar daran befestigten Schaufeln C um, die mit den Kanten dicht an den Gehäusewandungen
entlang gleiten. Eine Scheidewand D in dem Gehäuse
zwingt das den Apparat durchströmende Wasser, den weiteren Weg zu fließen. Die
Schaufeln werden bei der Bewegung mit dem Wasserstrom durch eine Führung in ihrer
Lage gehalten, bis der durch zwei Schaufeln begrenzte Raum mit dem Entnahmestutzen
in Verbindung steht; dann gibt die Führung die vorderste Schaufel frei, so daß sie
sich an dem Zylinder anlegen und an der Scheidewand vorbei wieder in den mit dem
Zuführungsstutzen in Verbindung stehenden Teil des Gehäuses gelangen kann. (Le Génie
Civil 1906/1907 S. 100.)
Textabbildung Bd. 322, S. 269
Pr.
Tragbares Multimeter. Mit diesem
Namen bezeichnet die Western Electrical Instrument
Company einen Satz zusammengebauter Meßvorrichtungen. Er enthält ein
Millivoltmeter mit den zugehörigen Meß- und Vorschaltwiderständen für einen
Meßbereich von 15 Milliampere bis 150 Ampere und 0,0001 Volt bis 750 Volt. Ferner
ist eine Wheatstonesche Brücke eingebaut. Neben der
gedrungenen Bauart der einzelnen Instrumente ist bemerkenswert, daß alle Leitungen
und Stöpsellöcher nicht wie bisher auf, sondern unter den Hartgummideckplatten
angebracht sind. Da diese Unterseite nicht der zerstörenden Wirkung des Lichtes, der
Feuchtigkeit und dem Verstauben ausgesetzt ist, wird eine auf die Dauer bessere
Isolation erzielt. Als Stromquelle dient eine Batterie von 12 Zellen, die für die
Messungen in verschiedener Schaltung verwendet werden können. Für die Meßergebnisse
wird eine Genauigkeit von ⅕ v. H. gewährleistet bis auf die Brückenmessungen, bei
denen nur eine Genauigkeit von 1 v. H. erreicht werden kann. (The Electrician
1906/1907, S. 579.)
Pr.
Dampfturbinen.
Dampfturbinen. Der
Einspritzkondensator von Mauric Leblanc besitzt eine
besonders angetriebene Zentrifugalpumpe zur Förderung des Warmwassers. Die Luft und
der nicht kondensierte Dampf steigen nach oben; letzterer wird durch weitere
Einführung von Frischwasser kondensiert. Es ist dann nur noch Luft fortzuschaffen;
das geschieht durch eine Turbinenpumpe, von derselben Welle wie die Wasserpumpe
angetrieben. Die Luft wird dem Schaufelrad durch einen Leitapparat, welcher nur aus
wenigen Kanälen besteht, zugeführt, passiert eine Düse, für welche eine
Dampfzuführung zum erstmaligen Ansaugen vorgesehen ist, und gelangt in ein sich
erweiterndes Rohr, in welchem sie auf atmosphärische Spannung verdichtet wird. Der
Kondensator ist von der Westinghouse-Gesellschaft in
Havre bis zu sehr großen Leistungen (36000 kg zu kondensierende Dampfmenge i. d.
Stunde) ausgeführt und soll mit ungefähr 25 kg Kühlwasser f. 1 kg Dampf und bei
einem Energieverbrauch von 2,5 – 3,5 v. H. der Maschinenleistung ein Vakuum bis zu
89 v. H. geliefert haben.
Von verschiedenen Dampfturbinensystemen sind beschrieben: 1. die Laval-Turbine in einer Ausführung von 225 PS mit 10000
Umdrehungen i. d. Minute.
2. Eine vielstufige Ueberdruckturbine von Bellis & Morcom mit besonderer Schaufelung (Fig. 1). Die Leit- und Laufschaufeln (a u.
b) besitzen kleine Hilfsschaufeln a1 u. b1; der durch den Spalt
am Umfang des Laufrades durchtretende Dampf wird einerseits durch a1 zu den Laufschaufeln
geleitet, andererseits in den Hilfsschaufeln b1 welche auf den Laufradschaufeln sitzen, zur
Arbeitsabgabe herangezogen.
Textabbildung Bd. 322, S. 269
Fig. 1.
3. Die Turbine von Brown (Fig. 2) erlaubt durch ihre eigenartige Bauart eine
leichte achsiale Einstellung der Trommel. Die hohle Welle A, auf welcher die Laufradtrommel T sitzt,
nimmt die volle Welle H des Generators durch eine
Klauenkupplung K mit. Durch die Stellschraube S kann die Trommel T gegen
das Gehäuse L achsial verstellt werden. Die Einrichtung
ist besonders dann von Wert, wenn mehrere Turbinen auf derselben Welle sitzen, die
dann unabhängig voneinander eingestellt werden können.
Textabbildung Bd. 322, S. 269
Fig. 2.
4. Die Junggren-Turbine besitzt zwei
Gruppen von Rädern, in denen der Dampf mit Druckstufen nach dem Aktionsprinzip
arbeitet. Die drei Hochdruckräder arbeiten außerdem mit je zwei
Geschwindigkeitsstufen, während der Niederdruckteil vier einfache Druckstufen
besitzt. Die Dampfräume der Hochdruckstufen stehen durch einen Kanal in Verbindung,
in den ein federbelastetes Ventil eingebaut ist. Der Druckunterschied in zwei
benachbarten Räumen wird dadurch konstant gehalten.
5. Eine ähnliche Einrichtung mit Regulierventilen zeigt auch die
Curtis-Turbine mit drei Druckstufen und je zwei
Geschwindigkeitsstufen der General Elektric Co.
6. Die Turbine von Lentz ist eine
reine Aktionsturbine mit Geschwindigkeitsabstufung, welche durch mehrmalige
Beaufschlagung desselben Laufrades erreicht wird. Der Dampf wird, wie bei der
Elektra-Turbine von Kolb durch Umleitkanäle den
achsialgestellten Schaufeln des Rades mehrmals zugeführt. In die Umleitkanäle sind
besondere Wände eingebaut, um dem Dampfstrahl eine Führung und die gewünschte
Richtung beim Auftreffen auf die Schaufeln zu geben. In besonderer Weise ist die
Schaufelung ausgebildet.
7. Bei der Turbine von Odie, einer
vielstufigen Ueberdruckturbine ist der Niederdruckteil nicht neben, sondern
konzentrisch um das Ende der Hochdrucktrommel angeordnet. Dadurch wird an Länge
gespart. Die Entlastung der Welle vom Achsialschub erfolgt durch Umleitung des
Dampfes aus dem Hochdruckteil in eine Kammer hinter der Abschlußwand des
Niederdruckteiles so zwar, daß die Einstellung der Trommel in achsialer Richtung den
Druck des übertretenden Dampfes regelt; dies wird durch labyrinthartige Kämme am
Trommelumfang erreicht.
8. Parsons hat neuerdings
vorgeschlagen, die Schaufeln am Trommelumfang zuzuspitzen, damit bei einer Berührung
bei zu geringem radialem Spiel nur Abnützung der Schaufelspitze und keine weitere
Zerstörung der Schaufel eintritt. Zu gleichem Zwecke und zur Erzielung einer
besseren Abdichtung der Räume der einzelnen Druckstufen versieht er den rotierenden
oder den feststehenden Teil oder beide gleichzeitig am Umfang mit Rillen über die
ganze Höhe der Schaufel.
9. Die mitgeteilte Bauart der Turbine von Schultz nimmt in erster Linie auf die Verwendung der Turbine zum Antrieb
von Schiffen Rücksicht. Sie besteht aus einer Hoch- und Niederdruckturbine für
gewöhnliche volle Fahrt und außerdem aus drei hintereinandergeschalteten
Zusatzturbinen mit abnehmenden Raddurchmessern, welche bei verschiedenen
Geschwindigkeiten des Schiffes benutzt werden und auf der gleichen Welle sitzen. Um
bei weit auseinanderliegenden Geschwindigkeitsgrenzen annähernd gleich
wirtschaftlich zu arbeiten, haben die Zusatzturbinen je nach der Geschwindigkeit,
für die sie bestimmt sind, eine größere Anzahl Druckstufen, jede mit einer oder
mehreren Geschwindigkeitsstufen.
Zum Schlusse finden noch die Turbinen von Sulzer und von Zoelly Erwähnung, letztere in
der Ausführung der Maschinenbaugesellschaft Nürnberg,
worüber in D. p. J., Bd. 321, Heft 40 und 41 berichtet
ist. (Revue de mécanique, Dezember 1906, S. 545–583.)
M.
Eisenbahnwesen.
Fahrwiderstand der Eisenbahnzüge.
(A. Frank.) Zur Messung der Fahrwiderstände von
Eisenbahnzügen sind bisher folgende Verfahren in Anwendung gekommen: 1.
Auslaufenlassen der Fahrzeuge auf nahezu wagerechter Bahn und Bestimmung der bei
verschiedenen Geschwindigkeiten auftretenden Widerstände aus der
Geschwindigkeitsabnahme. 2. Messung des Zugwiderstandes vermittels eines zwischen
den Lokomotivtender und den Zug eingeschalteten Dynamographen. 3. Ablaufenlassen der
in eine gewisse Anfangsgeschwindigkeit versetzten Fahrzeuge auf einem gleichmäßigen
Gefälle bis zur Erreichung der Beharrungsgeschwindigkeit, bei der Zugwiderstand und
Seitenkraft der Schwere einander gleich sind und ersterer durch die letztere
gemessen werden kann. Das unter 1. bezeichnete Verfahren gibt wegen der raschen
Geschwindigkeitsänderung ungenaue Ergebnisse, das Verfahren zu 2. ist gleichfalls
wegen der Ungleichmäßigkeit der übertragenen und gemessenen Zugkraft ungenau und nur
für eng begrenzte Geschwindigkeitsbereiche gültig, die physikalischen Gesetze für
die Widerstände der Züge können daraus nicht abgeleitet werden. Nur das Verfahren zu
3. ermöglicht, zuverlässige physikalisch richtige Grundlagen für die
Widerstandsformeln zu gewinnen und ist bereits 1879, später dann 1903 von dem
Verfasser bei Versuchen angewandt worden. Der Luftwiderstand einer ebenen,
rechtwinklig zu ihrer Bewegungsrichtung stehenden Fläche F ist bei der Geschwindigkeit v allgemein =K\cdot \frac{\gamma}{g}\cdot F\,v^2, der
Erfahrungswert K wurde früher nach Newton zu K = 1
angenommen, ist jedoch wesentlich geringer. Nach den neuesten Versuchen des
Verfassers beträgt der Luftwiderstand der eben bezeichneten Flächen:
0,553\,\frac{\gamma}{g}\cdot F\mbox{ qm}\,\cdot v^2\mbox{ m/Sek.}
bei kreisförmigen und
0,582\,\frac{\gamma}{g}\cdot F\mbox{ qm}\,\cdot v^2\mbox{ m/Sek.}
bei quadratischen Flächen.
\frac{\gamma}{g}=\frac{\mbox{Gewicht der Raumenheit Luft}}{\mbox{Erdbeschleunigung}}
ist hierbei mit 0,1225 einzusetzen, so daß sich als Mittelwert
ergibt: 0,07 F qm . v2 m/Sek.
Die zur Berechnung des Luftwiderstandes einer Lokomotive z.B.
einzusetzende sog. „ideelle“ Fläche ist = 1,1 der wirklichen Stirnfläche in
qm anzunehmen. Zur Berechnung der Zugwiderstände dienen dann folgende
Grundwerte:
1. Reibungswiderstand für Lokomotiven und Wagen 2,5 kg/t.
2. Durch Stoßwirkungen verursachte Widerstände für Lokomotiven
und Wagen:
0,0142\,\left(\frac{v\mbox{ km/Std.}}{10}\right)^2.
3. Ideelle Flächen zur Berechnung des Luftwiderstandes; die
Größe dieser ideellen Flächen wird für die verschiedenen Gattungen der Fahrzeuge
verschieden angenommen und zwar: für Lokomotiven zu 1,1 der
Querprojektionsfläche der Lokomotive, für jeden Personenwagen und bedeckten
Güterwagen zu 0,56 qm, für jeden beladenen Güterwagen zu 0,32 qm, für jeden
leeren offenen Güterwagen zu 1,62 qm.
Für einen aus n-Wagen bestehenden
Wagenzug, für dessen einzelne Wagen das Gewicht in Tonnen mit q2 und die ideelle
Fläche mit f2
bezeichnet werde, ergibt sich als Widerstand auf 1 t bezogen:
w\,kg=2,5+0,0142\,\left(\frac{v}{10}\right)^2+0,54\,\left(\frac{2+n\,f_2}{n\cdot q_2}\right)\,\left(\frac{v}{10}\right)^2
Aus dieser Formel lassen sich für jede Zugzusammensetzung und
Zugstärke Anwendungsformeln herleiten. Für eine Steigung von s mm auf 1000 mm Länge der Fahrbahn erhöht oder vermindert sich der auf 1
t Lokomotiv- oder Wagengewicht bezogene Widerstand, je nachdem der Zug die Steigung
hinauf- oder hinabfährt, um w kg = + s. In der Kurve
von Rm Halbmesser
erhöht sich der Widerstand f. 1 t um
w\,kg=\frac{650}{R-55}
für Lokomotiven; für Personenzüge, deren Fahrzeuge den Radstand d haben, um
w\,kg=\frac{d}{R}\,\left(180-\frac{1000\,d}{R}\right)
für Güterzüge um
w\,kg=\frac{d}{R}\,\left(180-\frac{2000\,d}{R}\right)
Die Versuchsergebnisse von Barbier
(Rev. gén. d. chemins de fer, 1897) stimmen innerhalb des Geltungsbereichs der
Versuche mit den Frankschen Formeln überein. Bei
neueren Versuchen, die Frank 1903 zur Ermittlung der
Zugwiderstände bei geringen Geschwindigkeiten vorgenommen hat, ergab sich als
Widerstand für 1 t Wagengewicht der Erfahrungswert 2,36 kg. Die Versuche beziehen
sich auf Wagenzüge aus gut eingelaufenen mit Vereinslenkachsen versehenen
Personenwagen. Die von Leitzmann auf Grund seiner 1904
unternommenen Versuche aufgestellte Formel für den Lokomotivwiderstand zwischen 35
und 95 km/Std.
Geschwindigkeit
w\,kg=3,5+\frac{v}{44}+\frac{v^2}{1602}
und die ähnlichen Formeln haben in ihren einzelnen Gliedern keine
physikalische Bedeutung. Die Annahme, daß diese und ähnliche Formeln bis zur
Geschwindigkeit 0 Geltung besitzen, und der bisher angenommene Widerstand für
Fahrzeuge bei geringer Geschwindigkeit zu hoch sei, beruht also auf einem
Fehlschluß. Die Frankschen Formeln lassen sich auf die
Versuche der Studiengesellschaft für elektrische
Schnellbahnen anwenden und geben übereinstimmende Ergebnisse. (Zeitsch. d.
Ver. deutscher Ing. 1907, S. 94–100.)
S.
Schienenstoß von Wolhaupter.(Hromatka.) Die Stoßanordnung ist ein Stoß mit
Schwellenbrückenplatte, die nur etwa 8 mm stark, jedoch zur Erhöhung der Steifigkeit
mit eingewalzten Rippen versehen ist. Diese Grundplatte ist 635 mm lang und etwas breiter wie
der Schienenfuß der Breitfußschiene. Die äußere Fußlasche faßt auf ihrer ganzen
Länge unter die Brückenplatte und legt sich gleichzeitig gegen die Unterseite des
Schienenkopfes und die Oberseite des Schienenfußes, sie zeigt 2 Einklinkungen für
die Hakennägel. Die Innenlasche faßt in der Mitte unter die Grundplatte, nach den
Enden zu ist der Fuß weggefräst. Auch in der Grundplatte befinden sich Aussparungen
für Hakennägel, die zugleich den Schienenfuß fassen. Die Stoßschwellen werden um 19
mm tiefer gelegt, als die übrigen. Das Wandern sollen die beiden äußeren Hakennägel
verhindern. Die Stoßanordnung überträgt nicht nur lotrechte, sondern auch wagerecht
wirkende Kräfte, da die Grundplatte außen hakenförmig aufgebogen ist, so daß sich
der Schienenfuß gegen diese Schulter stützen kann. Die Anordnung hat in den letzten
4 Jähren in Nordamerika mit bisher günstigem Erfolge Verwendung gefunden. (Organ für
die Fortschritte des Eisenbahnwesens 1907, S. 9–10.)
S.
Elektrotechnik.
Wechselstrombahnen.(Somach.) Geringe Wechselzahl des Stromes ist günstig
für den Bau der Motoren und für die Stromleitung durch das Gleis, ungünstig dagegen
für die Beleuchtung. In Amerika ist fast durchweg 25 als Frequenz gewählt und hat
sich dort für die Beleuchtung bewährt. Bei europäischen Anlagen schwankt die
Frequenz zwischen 16 und 42. Der Verfasser empfiehlt jedoch mit Rücksicht auf die
Beleuchtung nicht unter 20 herabzugehen. Zur Regelung der Fahrgeschwindigkeit wird
die Sekundärwicklung der vorhandenen Transformatoren mit mehreren Anschlüssen
versehen, um den Motoren beim Anfahren eine wachsende Spannung zuführen zu können.
Die für denselben Zweck vorgeschlagenen und bereits verwendeten Induktionsregler
geben zwar eine sehr sanfte und allmähliche Geschwindigkeitserhöhung, sind jedoch
schwer und vermindern den Gesamtwirkungsgrad. Die Transformatoren werden wegen ihres
beträchtlichen Gewichtes am besten unter dem Wagenfußboden aufgehängt und wegen der
größeren Ueberlastungsfähigkeit zweckmäßig als Oeltransformatoren ausgeführt. Die
Schaltung der Motoren kann beliebig sein. In Amerika hat man häufig sämtliche Anker
und sämtliche Feldwicklungen je in Reihe geschaltet, um trotz geringer Spannung an
den Motoren nur schwache Kabelleitungen im Innern der Wagen zu erhalten.
Bei Wechselstrombahnen mit Hochspannung werden zweckmäßig sämtliche
diese Spannung führenden Teile in einem besonderen abgeschlossenen Raum
untergebracht. Ferner empfiehlt es sich, die Gehäuse der Apparate sowie auch die
Blechwände der Wagen durch gut leitende Verbindungen mit dem Untergestell zu erden.
Bei den Wagen für Blankenese–Ohlsdorf hat man geerdete Querstreifen aus verbleitem
Eisenblech über das Dach gelegt, um Unglücksfälle durch herabfallende
Hochspannungsdrähte zu verhüten. Bei den in Betrieb genommenen Bahnen hat man sich
bisher mit 3000 bis 5000 Volt begnügt bei Versuchen hat man jedoch schon 15000 bis
22000 Volt angewendet. Zur Stromzuführung sind meist Bügelleitungen benutzt, zu
deren Isolation neben den für Gleichstrombahnen üblichen Isolatoren aus Hartgummi
und Ambroin auch solche aus Porzellan verwendet sind. Für Bahnen mit
Vollbahncharakter, bei denen Betriebsspannung und Fahrgeschwindigkeit
verhältnismäßig hoch sind, wird meist die sogenannte Kettenlinienaufhängung
verwendet, die sich in der Praxis bewährt zu haben scheint. (Elektrische
Kraftbetriebe und Bahnen 1907, S. 28–30.)
Pr.
Drehfeldumformer im Bahnbetriebe.(Letheule und Wellner.)
Drehfeldumformer werden benutzt, wenn man den Fahrzeugen Wechsel- oder Drehstrom
zuführt und zum Antriebe selbst Gleichstrommotoren verwendet. Diese Anordnung bietet
den Vorteil, daß die elektrische Ausrüstung der Fahrzeuge für beliebige
Periodenzahlen gebaut und daß beim Anlassen die Gleichstromspannung ohne
Veränderung der Spannung auf der Wechselstromseite und ohne Vorschaltwiderstände von
Null bis zu dem Höchstwert geregelt werden kann. Der Drehfeldumformer mit
veränderlicher Gleichstromspannung besteht aus zwei für die halbe Leistung gebauten
Transformatoren, deren Wicklungen in den Nuten von kreisförmigen Ankern sitzen und
mit den Lamellen eines feststehenden Kommutators verbunden sind. Auf dem letzteren
schleifen durch einen besonderen Läufer angetriebene Bürsten. Die Hochspannungsseite
des einen Transformators ist fest angeordnet, die des anderen wird zur Erzielung der
Spannungsänderungen um verschiedene Winkel gedreht. Gleichzeitig wird hierbei ein
Widerstand geregelt, der vor die eine der beiden rechtwinklig zueinander
angeordneten Wicklungen des Bürstendrehläufers geschaltet ist. (Elektrische
Kraftbetriebe und Bahnen 1907, S. 30–32.)
Pr.
Schiffahrt.
Elektrische Treidelei.(Thwaite.) Die Tatsache, daß die Kosten für den t/km auf den
Eisenbahnen zwischen den 3,8 fachen bis 14 fachen (bei amerikanischen und
großbritannischen Bahnen) Beförderungskosten auf dem Douai-Kanal betragen, erhellt
die Wichtigkeit der Kanäle als Beförderungsmittel. Zum elektrischen Betriebe der
Schiffahrt sind hierbei bereits versucht worden: 1. Durch Schrauben angetriebene
Schiffe, deren Motoren aus mitgeführten Akkumulatoren oder aus einer Oberleitung
elektrische Energie entnehmen; 2. Seilbahnlokomotiven, deren Laufseile an auf dem
Treidelpfad errichteten Masten gelagert sind; 3. elektrische Automobile, die auf dem
Treidelpfad fahren; 4. schwere elektrische Lokomotiven, die auf einem Gleis oder auf
einer Schiene und dem Treidelpfad laufen; 5. elektrische Lokomotiven, die auf einem
Träger laufen, wobei, um gleichzeitigen Betrieb in beiden Richtungen zu ermöglichen,
die Schienen in verschiedener Höhe liegen; ferner wird die Adhäsion zum Teil durch
Druckrollen erhalten, die entsprechend dem Seilzuge angepreßt werden; 6. elektrische
Lokomotiven, die auf einer auf Pfosten gelagerten Tragkonstruktion laufen, Adhäsion
wird wie bei 5 durch Druckrollen vermehrt. Im Fall 6 wird der Betriebsstrom durch
eine Schiene zugeführt, bei 2 bis 5 durch eine Rolle von einer Drahtoberleitung
abgenommen.
Die Anordnungen gemäß 1 sind auf dem Charleroi-Kanal in Belgien
erprobt und haben sich nicht bewährt, da die Betriebskosten hoch sind und die von
den Schrauben erzeugten Wellen auf die Kanalufer zerstörend wirken. Auch die
Anordnung 2 ist in Belgien erprobt worden; sie ist jedoch für schweren Betrieb nicht
geeignet. 3 bis 6 sind mit mehr Erfolg erprobt und zwar ist ein Wirkungsgrad von 42
v. H. bei 3 und 70 bis 80 v. H. bei 5 und 6 erreicht worden. Während sich 3 auf dem
Charleroi-Kanal nicht bewährt hat, sind damit auf den d'Aire- und Deule-Kanälen bei
Douai in Frankreich befriedigende Ergebnisse erzielt und die Automobilfahrzeuge sind
dort noch im Betrieb. Letztere haben drei Räder und wiegen 2½ t. Unfälle durch
Hineinkippen der Fahrzeuge in den Kanal sind bisweilen vorgekommen. Hiergegen ist
die Ausführung gemäß 4, die auf dem Teltowkanal bei Berlin in Betrieb genommen ist,
dadurch gesichert, daß von den beiden das Gleis bildenden Schienen die dem Kanal
zugekehrte um 18 mm gegenüber der anderen höher gelegt ist; ferner kann bei einem
2000 kg überschreitenden Zug das Zugseil von der Trommel auf der 7,5 t schweren
Lokomotive ablaufen. Ein ähnlicher Betrieb ist auf dem Douai-Kanal erprobt.
Bemerkenswert ist, daß dort das Schleppseil auf dem Schiff an einem leicht
niederlegbaren Mast von 10 m Höhe befestigt ist. Den Betrieben 3 und 4 haftet der
Nachteil an, daß das gemäß der größten auftretenden Zugkraft bemessene
Lokomotivgewicht auch bei geringerer zu fördernder Last bewegt werden muß und daß
auf einem Ufer nur ein Gleis angeordnet sein kann. Die Anordnungen 5 und 6 sind auf
dem Erie-Kanal in Betrieb (s. S. 220). Nach einer Aufzählung der weiteren
Verwendbarkeit der
Elektrizität bei Kanälen schließt der Verfasser mit wirtschaftlichen Bemerkungen
über die Einführung elektrischer Treidelei für englische Kanäle. (The Electrical
Review London 1907, S. 124–126 und 162–164.)
Pr.
Straßen- und Kleinbahnen.
Schutzvorrichtung für
Straßenbahnwagen.(Manthey.) Die zwischen Straßenbahnwagen und
Anhängewagen angeordnete Vorrichtung soll verhindern, daß eine Person zwischen beide
Wagen fallen und von dem Anhänger überfahren werden kann. Die Vorrichtung besteht
aus einem am Anhängewagen befestigten Rahmen, in dem ein in Form einer 6 gekrümmtes
Gitter aus Flachfedern mit der konvexen Seite nach außen gelagert ist; das Querhaupt
an der anderen Seite des Gitters ist an dem Motorwagen befestigt. Das Durchfahren
der Wagen durch Gleiskrümmungen wird nicht gehindert, da sich das Gitter auf der
Innenseite der Krümmung zusammenrollen und auf der Außenseite strecken kann.
(Deutsche Straßen- und Kleinbahnzeitung 1907, S. 86.)
Pr.
Schneefegemaschinen für
Straßenbahnen. Das Fahrzeug hat bei einer Gesamtkastenlänge von 6400 mm
1800 mm Radstand. Außerhalb der Achsen sind zwei zur Gleisachse geneigte drehbare
Bürsten gelagert, deren Höhe verstellbar ist, so daß mit der ersten Bürste ein Teil,
mit der nachfolgenden der Rest des Schnees von den Schienen fortgeschafft werden
kann. Neben die erste Bürstenwalze ist in ihrer Verlängerung noch eine weitere
Bürste und ein Blech angeordnet, die den durch die Walze seitwärts gekehrten Schnee
noch weiter von dem Gleis entfernen. Die Höhe des Fahrzeuges beträgt 3500 mm, sein
Gewicht etwa 6,3 t. (Street Railway Journal 1907, Bd. 1, S. 79.)
Pr.
Technische Chemie.
Wasserreinigung durch kolloidales
Eisenhydroxyd.(Schweikert.) Ein sehr gutes Mittel, Trinkwasser zu
reinigen, besteht darin, daß man einen Niederschlag von Eisenhydroxyd im Wasser
erzeugt, der nicht nur die gröberen Trübungen, sondern auch nahezu sämtliche
Bakterien mit zu Boden reißt; die überstehende klare Flüssigkeit zeigt sich fast
vollkommen keim frei. Schon 1878 wurde zu diesem Zwecke vom preußischen
Kriegsministerium der Zusatz von 0,45–0,675 g Eisenchlorid und 0,20–0,30 g
Natriumbikarbonat auf 1 l Wasser vorgeschlagen. Dieses Verfahren hat den Mangel, daß
die beiden Zusätze genau abgemessen werden müssen, weil sonst entweder das Wasser
eisenhaltig werden oder (durch überschüssiges Natriumbikarbonat) einen
laugenartigen Geschmack annehmen kann. Ein zweiter Nachteil besteht darin, daß durch
die chemische Umsetzung eine nicht unwesentliche Menge Chlornatrium dem Wasser
zugeführt wird. Drittens hängt sich die freigewordene Kohlensäure in feinen Bläschen
an das ausgefällte Eisenhydroxyd und hindert es am Absetzen, so daß man längere Zeit
kräftig umrühren muß.
Diese Ueberstände vermeidet Schweikert, indem er geradezu Eisenhydroxyd, das in reinem Wasser
kolloidal gelöst ist, zufügt; durch die im gewöhnlichen Wasser stets anwesenden
Salze wird die kolloidale Lösung sofort zerstört und das Eisenhydroxyd senkt sich zu
Boden.
Zur Herstellung der kolloidalen Eisenhydroxydlösung empfiehlt Schweikert folgende Vorschrift (D. R. P. 173733).
Eisenchloridlösung, die frei von Schwefelsäure sein muß, wird allmählich mit einer
in kleineren Mengen zugefügten gleichfalls schwefelsäurefreien Sodalösung in der
Weise versetzt, daß man den entstehenden Niederschlag sich immer erst wieder
auflösen läßt, und zwar solange, bis die Lösung sich mit Rhodansalz nicht mehr
blutrot färbt, aber im durchfallenden Lichte noch klar erscheint Alsdann fügt man
der Lösung noch soviel einer stark verdünnten Sodalösung hinzu, daß das Eisen sich
als chlorhaltiges Eisenhydroxyd abscheidet, die Flüssigkeit aber noch schwach sauer
bleibt. Hierauf läßt man den Niederschlag abtropfen, wäscht ihn mit Wasser in nicht
zu reichlicher Menge nach und befreit ihn möglichst von der Flüssigkeit durch
Absaugen. Endlich wird der noch feuchte, gelatinöse Niederschlag in der nötigen
Menge Wasser, erforderlichenfalls unter Zusatz einer ganz geringen Menge
Eisenchlorid, gelöst.
Mit 1 l Eisenhydroxydlösung, der etwa auf 3,2 Pfennig zu stehen
kommt, kann im allgemeinen 1 cbm Wasser gereinigt werden.
Die mit Elbwasser in Magdeburg angestellten
Reinigungsversuche ergaben, daß in 100000 Teilen Elbwasser vor dem Zusatz
(1), nach dem Zusatz von 1 Teil Eisenhydroxydlösung auf 1000 Teile Wasser (2), nach
Zusatz von 2 : 1000 (3) und von 3 : 1000 (4) gefunden wurden:
1
2
3
4
Organische Substanz
11,0
4,8
4,25
3,75
Teile
Chlor
17,2
18,25
18,8
19,9
„
In 1 ccm Wasser Bakterienkeime
1470
364
178
72
Keime
Der Gehalt an Schwefelsäure war unverändert geblieben.
(Chemikerzeitung 1907, S. 16–18.)
A.