Titel: | Hammerwerke mit Kraftantrieb. |
Autor: | Pregél |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 311 |
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Hammerwerke mit Kraftantrieb.
Von Professor Pregél,
Chemnitz.
(Fortsetzung von S. 295 d. Bd.)
Hammerwerke mit Kraftantrieb.
Masseys doppeltwirkender Luftfederhammer.
Der in Fig. 23–26
dargestellte Schmiedehammer (Engl. Patent 1904, No. 10764) besitzt den
Hammerzylinder a und den angegossenen
Luftpumpenzylinder b mit dem Triebkolben c und dem Hammerkolben d.
Die oberen Räume a, b dieser Zylinder stehen durch den
Kanal 1, 1, die unteren Zylinderräume a1, b1 dagegen durch den
Kanal 2, 2 in Verbindung. Jeder dieser Luftwege wird
durch einen Dreiweghahn, und zwar 1 durch f und 2 durch g derart unterbrochen, daß Oeffnungen 3 und 4 in die Luftkammern
m und n leiten, welche
zwischen den Zylindern a und b liegen und durch die Scheidewand l gebildet
werden.
Jeder dieser Dreiweghähne, z.B. f (Fig. 26), wird längsseits durch einen Ventilboden h in zwei Hälften f und
f1 geteilt, dessen
Ventil sich von f nach f1 öffnet und die vollständige Trennung
dieser Hälften f und f1 besorgt, sobald Ueberdruck in f1 oder g1 herrscht. Nun sind
die Lochschlitze in den festen Büchsen geradlinig übereinstimmend, während die Stege
i, i in den Hahnkörpern versetzt sind. Weil nun die
auf den Hahnzapfen befindlichen Hebel durch die Zugstange k verkuppelt sind, welche in der Steuerstange ihr Verlängerungsglied
erhält, so kann durch die gegensätzlich stehenden Kanäle 3 und 4 einerseits, als durch die trennenden
Ventile h in Verbindung mit den versetzten Stegen i, i anderseits ein Wechselspiel hervorgerufen werden,
mit dem sowohl die Hammerstellung festgelegt, als auch die Schlagstärke abgeändert
werden kann.
Textabbildung Bd. 322, S. 311
Fig. 23.
Textabbildung Bd. 322, S. 311
Fig. 24.
Textabbildung Bd. 322, S. 311
Fig. 25.
Textabbildung Bd. 322, S. 311
Fig. 26.
Im regelmäßigen Hammergang erhalten die Steuerorgane die in den Fig. 23 u. 24
gezeigte Stellung, wobei äußere Luft durch die am Zylinder b angebrachten Ventile 5 und 6 angesaugt wird. Hierbei sind die Luftkammern m und n abgeschlossen,
während die Preßluft ungehindert von b1 durch 2 nach a1 und die Saugluft von
a durch 1 nach b überströmen kann, was dem Niedergang des
Luftpumpenkolbens c und dem Aufhube des Hammerkolbens
d entsprechen würde.
Soll der Hammerbär das Schmiedestück festhalten, so muß in a beständig Druckluft und in a1 Saugluft wirken. Um dies zu besorgen, wird die
Steuerung in der Pfeilrichtung I rechts gedreht.
Dadurch wird 1 b durch f1 und ebenso 1
a durch f geschlossen, während 1 b von f und ebenso 1 a von f1 ungedeckt bleibt. Im Aufhube des Kolbens c wird alsdann Druckluft durch das Ventil h auf d einwirken, dagegen
muß in Niedergang des Kolbens c die Saugluft nicht aus
a (weil Ventil h sich
schließt) sondern aus der Kammer m entnommen werden,
weil Kanal 3 durch f1 geschlossen, von f
aber ungedeckt, also frei bleibt. Das umgekehrte findet in a1 durch den Hahn g statt.
Wenn aber der Hammerkolben d in fester Hochstellung
erhalten werden soll, so muß in a1 beständig Druckluft und in a ebenso beständig Saugluft wirken. Dies geschieht durch Linksdrehung der
Steuerung. Hiernach muß 1 a durch f frei und 1 b durch f geschlossen sein, ebenfalls 1
a durch f1
geschlossen und 1 b durch f1 frei bleiben.
Im Niedergang des Luftpumpenkolbens c wird daher durch
das Ventil h die Luft aus a angesaugt, während Druckluft von 2 b1 durch Ventil h nach 2
a1 getrieben
wird.
Ferner muß im Aufhube von c die Druckluft in die Kammer
m getrieben werden, weshalb Kanal 3 durch den rechtsliegenden Teil f1 des Dreiweghahnes
frei bleiben muß. Daher wird aus a erst dann Luft
abgesaugt, wenn die mit Preßluft gefüllte Kammer m
entleert ist, was erst in der zweiten Hubhälfte des niedergehenden Kolbens c vor sich geht. Dieser Kolbenstellung c entsprechend wird nach Füllung der im Aufhube
entleerten Kammer n die Druckluft von 2 b1 durch h1 (in g) nach 2 a1 übertreten. Dieser Zylinderraum a1 wiedersteht aber der
Entleerung, weil Ventil h1 den Selbstverschluß besorgt.
Aus diesen Andeutungen kann die Regelung des Betriebes in bezug auf Schlagstärke des
Hammers leicht verstanden werden.
Grahams Lüftfederhammer.
Im Jahre 1903 ist Graham in London das englische Patent No. 18750 über einen Schmiedehammer (Fig. 27 bis 33)
erteilt worden, welcher alle Elemente eines vollkommenen selbsttätigen Dampfhammers
enthält, der aber mittels Luftpumpe betrieben wird. Die einfach wirkende Luftpumpe
a (Fig. 28) saugt
die Luft aus dem Raume b (Fig. 27) und treibt die komprimierte Luft nach dem Raume c, welche das Hammergestell d bilden. An diesem ist der Zylinder f
angeschraubt, in welchem der Hammerkolben g in einer
Nut der Zylinderwand geführt, vermöge der Führungsmutter des achsial gestellten,
schraubenförmig gewundenen Stabes h die
Steuerungsorgane betätigt. Bemerkenswert hierbei ist, daß der eigentliche
Steuerkolben i, welcher die Preß- und
Saugluftverteilung in bekannter Weise für den Betrieb des Hammerkolbens g besorgt, nicht unmittelbar, sondern durch Vermittlung
einer Hilfssteuerung betätigt wird.
Der Steuerkolben i wird durch den Kolben k getragen, welcher im Zylinder l (s. Fig. 30) spielt. An letzterem ist der Steuerungshahn m vorgesehen, vermöge welchem die aus dem Saugraum b genommene Luft gegenüber der Außenluft als Triebkraft
am Kolben k, ähnlich wie bei einer Dampfmaschine
wirkt.
Der Hahnschieber n (Fig. 31) wird nun
durch Vermittlung des Zwischenhebels p durch die
Kurvenscheibe q bewegt, welche am äußeren Ende des
Stabes h sitzt. Um ferner die Einstellung des
Drehschiebers n veränderlich zu gestalten, wird der
Drehpunkt des Zwischenhebels p vermöge der Keilstellung
r (Fig. 32 und 33) verschoben, wobei der Gewichtshebel s (Fig. 29) die Rücklage
besorgt. Durch den Hahn t im Saugrohr u für die Hilfssteuerung wird die Schnelligkeit der
Umsteuerung durch den Hahn v, der in der Druckleitung
w zum Hauptschieber i
führt, die Schlagstärke Fig. 32. Fig. 33. des Hammers geregelt.
Textabbildung Bd. 322, S. 312
Fig. 27.
Textabbildung Bd. 322, S. 312
Fig. 28.
Textabbildung Bd. 322, S. 312
Textabbildung Bd. 322, S. 312
Fig. 32.
Textabbildung Bd. 322, S. 312
Fig. 33.
Bêchés Lufthammer.
Von der G. m. b. H. Bêché & Grohs in Hückeswagen (Rhld.) wird der in Fig.
34 dargestellte Schmiedehammer gebaut.
Die Kurbelwelle a mit Losscheibe und als Festscheibe
ausgebildetem Schwungrad b betätigt durch die
Schubstange c den Luftpumpenkolben d, welcher im Zylinder f
spielt und mit dem Ausgleichkolben g versehen ist, der
in den Deckelaufsatz h hineinragt.
Da der Kolben d sowohl wie der Bär l im Zylinder p als
Differentialkolben ausgebildet sind, so werden in beiden Zylindern je ein oberer und
ein unterer Raum f, p und f1, p1 geschaffen, welche durch Kanäle 1 und 2 miteinander in
Verbindung stehen. Der Bär l ist als Hohlkörper
ausgebildet, in den der feststehende Kolben k taucht.
Das Luftzuführungsrohr i, welches wegen Bezuges
frischer Luft über das Dach der Werkstätte geführt ist, steht bei geöffnetem
Schieber mit dem Hohlraum des Bars und den oberen Zylinderräumen in Verbindung.
Bei der in Fig. 34 gezeigten
Steuerungseinstellung verdeckt der obere Hahn q die
nach i führende Oeffnung 3, und der Hahn r den nach dem geschlossenen
Zwischenbehälter s leitenden Kanal 4.
Textabbildung Bd. 322, S. 313
Fig. 34.
Textabbildung Bd. 322, S. 313
Dadurch wird das Spiel zwischen Kompressor f und
Hammerzylinder p vollständig ungehindert verlaufen und
der Hammer mit voller Schlagstärke arbeiten. In der unteren Totpunktstellung des
Kompressorkolbens d wird der Ausgleichkolben g die Führungsbüchse von h
verlassen, und weil in dieser Stellung eine Luftverdünnung vorhanden ist, so tritt
von i durch h nach f frische Außenluft zu.
Textabbildung Bd. 322, S. 313
Fig. 37.
Textabbildung Bd. 322, S. 313
Fig. 38.
Dagegen tritt in der oberen Totpunktstellung von d der
eingedrehte Hals des Ausgleichkolbens g in die
Führungsbüchse von h ein. Da nun in dieser
Kolbenstellung starke Kompression herrscht, so wird ein Teil der Preßluft von f durch den freigewordenen Zwischenraum durch h nach i ausgestoßen und
damit der gewünschte Luftwechsel ermöglicht. Wenn aber beide Hahnschieber q und r gleichzeitig nach
rechts gedreht werden, so stehen beide oberen Zylinderräume f und p durch den geöffneten Kanal 3 mit dem Standrohr i, das
ist mit der Außenluft in Verbindung, während die Preßluft des unteren Zylinderraumes
f1 zuerst durch 4 in den Zwischenbehälter s und dann durch ein Druckventil in den unteren Zylinderraum p1 tritt. Da aus diesem
Raum p1 keine Luft
zurücktreten kann, so wird der Hammerbär in seine Höchstlage steigen, in welcher
derselbe bis zur eingeleiteten Umsteuerung verharrt. Weil der an q gekuppelte untere Drehschieber r gleichfalls nach rechts schwingt, so wird der nach
dem Hammerzylinder führende Kanal 2 geschlossen,
während der nach der Kompressorseite liegende Anteil offen bleibt, wobei Kanal
4 geöffnet wird.
Bei der Aufwärtsbewegung des Bars l wird in seinem
Hohlraum die lebendige Kraft des auffliegenden Bars aufgefangen und die gewonnene
Energie beim Niedergange desselben nutzbringend zurückgegeben. Befinden sich die
beiden Drehschieber q und r in der gezeichneten Lage, so schlägt der Hammer in voller Kraft durch,
werden dieselben mehr oder weniger geschlossen, so wird auch der Schlag entsprechend
leichter. Bei vollständiger Umsteuerung der Schieber verharrt der Bär in seiner
höchsten Lage.
Textabbildung Bd. 322, S. 313
Fig. 39.
Textabbildung Bd. 322, S. 313
Fig. 40.
Um dem Hammerbär eine gute Führung zu geben und ihn gegen Verdrehen um seine Achse zu
sichern, ist er mit vier Flächen versehen, an welche Führungsplatten s (Fig. 35 u. 36) passen,
die in das untere Deckelstück t eingenietet sind. Bei
erfolgter Abnutzung der Führungsplatten werden Plättchen zwischen t und s gelegt und diese
Teile wieder vernietet. Schmiedeeiserne Schrumpfringe u
sichern sowohl Zylinder m als auch die Führung t gegen Bruch.
Die Wirkungsweise des Bêché-Hammers ist aus den
Indikatordiagrammen (Fig. 37) für die oberen
Zylinderräume p bezw. f
und Fig. 38 für die unteren Räume p1 und f1 leicht zu begreifen,
wobei die in den Diagrammen eingezeichneten Pfeile der Bewegung des Bars l entsprechen.
In Fig. 39 und 40
sind die korrespondierenden Wege des Luftpumpenkolbens d und des Hammerbärs l gezeigt. Aus Fig. 40 ersieht man, daß der Bär jedesmal einen
Augenblick auf dem Schmiedestück liegen bleibt, was besonders beim Schmieden von
kalten Metallen sehr vorteilhaft wirkt und den ungünstigen Prellschlag vermeidet der
entsteht, wenn der Bär gleich nach Berührung des Arbeitsstückes hochschnellt, wie in
Fig. 41 veranschaulicht ist.
Textabbildung Bd. 322, S. 313
Fig. 41.
Um die Schlagkraft einer Hammerkonstruktion vergleichsweise beurteilen zu können,
dürfte das Heimsche Verfahren durch Zusammenschlagen
abgedrehter Bleizylinder gleicher Größe am schnellsten und sichersten zum Ziele
führen.
Zum Beispiel wird mit einem Bêché-Hammer von 50 kg
Bärgewicht ein Bleizylinder von d = 30 mm Durchmesser
und h = 45 mm Höhe, also einem Verhältnis \frac{h}{d}=1,5
mit einem Schlage
bei
200
minutl.
Umdreh.
der
Kurbelwelle
auf
28
mm
Höhe
„
210
„
„
„
„
„
27
„
„
„
220
„
„
„
„
„
26
„
„
„
230
„
„
„
„
„
24
„
„
zusammengedrückt.
Bei einem Kraftaufwand von 4,8 PS bei der höchsten Umdrehungszahl ergibt sich
unter Zugrundelegung der von Baurat Heim aufgestellten
Formel ein Nutzeffekt von 66 v. H.
Werden dieselben Schlagproben unter einem entsprechend gleich großen Hammer
einer anderen Bauart vorgenommen, so erkennt man aus dem Vergleich der Ergebnisse
ohne weiteres, welcher Hammer die größte Schlagwirkung aufweist.
(Fortsetzung folgt.)