Titel: | Hammerwerke mit Kraftantrieb. |
Autor: | Pregél |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 324 |
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Hammerwerke mit Kraftantrieb.
Von Professor Pregél,
Chemnitz.
(Fortsetzung von S. 314 d. Bd.)
Hammerwerke mit Kraftantrieb.
Bêchés Luftdruckhammer.
Für die verschiedensten Arbeitsverrichtungen werden von Bêché
& Grohs G. m. b. H. in Hückeswagen, Rhld., Luftdruckhämmer gebaut, die
im allgemeinen nach Fig. 42 bis 45 ausgeführt sind.
Textabbildung Bd. 322, S. 324
Fig. 42.
Textabbildung Bd. 322, S. 324
Fig. 43.
Textabbildung Bd. 322, S. 324
Fig. 44.
Textabbildung Bd. 322, S. 324
Fig. 45.
Am Hammergestell a lagert die mit Fest- und Losscheibe
ausgestattete Kurbelwelle b. Mittels Schubstange c wird der als Kreuzkopf ausgestaltete Kolben d betätigt, der im Hammerzylinder f gleitet. In letzterem bewegt sich ferner der
Hammerkolben g. Seine Stange ist in der Stopfbüchse h, der Hammerbär k in
Gleisen i geführt, welche mit dem Hammergestell
verschraubt sind. Dadurch werden die schädlichen Seitenwirkungen des Hammerbärs
unmittelbar von den Gleisen aufgenommen und die Kolbenstange wesentlich geschont.
Durch die Aufwärtsbewegung des Kolbens d entsteht im
Zylinderraum f zwischen d
und g eine Luftverdünnung, vermöge welcher der
Hammerkolben g angehoben wird. Um aber eine
Luftverdünnung unter dem Hammerkolben g zu verhindern,
ist seitlich am Zylinder f das Saugventil l angeordnet (Fig. 43),
durch welches äußere Luft eintreten kann.
Ueberschreitet der untere Rand des aufwärts gehenden Kolbens d die Einlaßöffnung des oberen Luftsaugventils m, oder den Umlaufkanal n (Fig. 44), so tritt Luft in den verkleinerten Raum
zwischen beiden Kolben ein und gleicht den Unterdruck aus. Findet das Anheben des
Hammerkolbens g mit Heftigkeit statt, was bei offenem
Drehhahn p der Fall ist, und ist der Umwegkanal durch
den oberen Rand des Kolbens d geschlossen, so findet
eine Verdichtung der Luft im Raum zwischen den Kolben d
und g statt, durch welche zwar die lebendige Kraft des
auffliegenden Hammerkolbens g vernichtet, zugleich aber
eine unangenehme Rückwirkung auf das Kurbeltriebwerk ausgeübt wird. Vorsichtshalber
greift eine angedrehte Ringleiste in eine Ringnut des Gegenkolbens ein (Fig. 44 und 45),
welche als Luftpuffer wirken.
Die durch den auffliegenden Hammerkolben g erzeugte
Druckluft leitet den beschleunigten Fall des Hammerkolbens ein, welcher durch den
darauf niedergehenden Kolben d eine erhöhte
Schlagwirkung erhält, solange der Drehhahn p offen
bleibt.
Wird der Hahn p geschlossen (Fig. 45) und dadurch die unter dem Hammerkolben g befindliche Luft verdichtet, so kann entweder die Schlaghöhe oder die
Schlagstärke geändert oder der Hämmerbar, je nach Menge der eingeschlossenen Luft,
schwebend erhalten werden. Diese Hahneinstellung ist durch das Hebelgestänge r mit der Riemenausrückung s in Verbindung gebracht, so daß bei teilweiser Auflage des Treibriemens
auch der untere Luftkanal durch den Hahn p zum Teil
geschlossen wird. Hierdurch ist mit der Aenderung der Triebkraft auch ein Wechsel in
der Schlagstärke verbunden. Die sonst verschraubten Löcher tu dienen zur Kolbenschmierung vor, der Oeler v dagegen während des Hammerbetriebes. Um bei geöffnetem Hahn p unter den hochsteigenden Hammerkolben g aus dem hohlen Ständerraum staubfreie Luft eintreten
zu lassen, stellt das Rohr q welches über das Dach der
Schmiede geht, die Verbindung des Ständers mit der Außenluft her.
Hessenmüllers Luftfederhammer.
Von H. Hessenmüller, Werkzeugmaschinenfabrik in
Ludwigshafen wird das in Fig. 46–50 vorgeführte, nach dem ursprünglichen Schmidtschen Patent weitergebildete, auch unter dem
Namen Hackney bekannte Hammerwerk gebaut. Um die
Schlagkraft des Hammerbärs zu verstärken, wird bei den neuesten Ausführungen der
schwingende Hammerzylinder mit einer schrägen bezw. geneigten Kurbelschleife (Fig. 50) versehen, deren Wirkung derjenigen des
geschränkten Kurbelgetriebes ähnlich ist. Außerdem ist dieses Hammerwerk mit einer
Hebelbremsvorrichtung ausgerüstet, vermöge welcher der Hammerbär in beliebiger
Hubhöhe aufgefangen werden kann.
Textabbildung Bd. 322, S. 325
Fig. 46.
Textabbildung Bd. 322, S. 325
Fig. 47.
Textabbildung Bd. 322, S. 325
Fig. 48.
Textabbildung Bd. 322, S. 325
Fig. 49.
Der an die Kolbenstange b (Fig. 46 und 47) angeschlossene Hammerbär
a hat eine ausreichende Führung im Gestell c, welche, in gleichem Querschnitt fortgesetzt, auch
als Gleise für den Hammerzylinder d dient. Der
obere Deckel von d trägt die um 15° gegen die
Wagerechte geneigte, nach rechts ansteigende Kurbelschleife f, in welcher sich das den Kurbelzapfen einschließende geteilte Gleitstück
g bewegt. Auf der links umlaufenden Kurbelwelle
sind in fliegender Anordnung das Schwungrad h und die
Festlosscheiben i angebracht. Die Kurbelachse selbst
ist in langen Ringschmierlagern gestützt, die auf den Köpfen des Gabelständers
aufgeschraubt sind. Die Riemengabelausrückung k
vervollständigt das Antriebwerk in der üblichen Weise.
Für die Hammersteuerung sind am Hammerzylinder vier Ventile vorgesehen, und zwar zwei
selbsttätige Saugventile an der Vorderseite des Zylinders, von denen l möglichst tief am Bodenstück, und m hoch am oberen Deckel des Zylinders angeordnet sind.
Ferner sind auf der Rückseite des Zylinders das Druckventil n und in der Mitte der Zylinderlänge das dritte Saugventil o angebracht. Mittels der zur Zylinderachse parallel
gelegten, durch das Hebelwerk q und das
Zahnstangengetriebe r verstellbaren Anschlagschiene p, wird die Eröffnung oder der Abschluß der beiden
Ventile no reguliert, indem bei n ein beweglicher Anschlagkolben, bei o aber
unmittelbar die Ventilstange in Berührung mit der Anschlagschiene p gelangt.
Der Weg des Hammerbärs wird verkleinert und dadurch die Schlagstärke ermäßigt, wenn
bei Rückstellung der Anschlagschiene p, das obere
Druckventil n mehr geöffnet und das mittlere Saugventil
o entsprechend mehr geschlossen wird.
Steigt der Hammerzylinder, so wird die Unterluft verdichtet, bis eine Kolbenkraft
sich einstellt, welche das Gewicht bezw. die Trägheit der Masse des Hammers
überwindet. Erfolgt dieses Anheben langsam, so entsteht im unteren Zylinderraum ein
andauernder Gleichgewichtszustand zwischen Luftpressung und Hammergewicht.
Textabbildung Bd. 322, S. 326
Fig. 50.
Erfolgt das Anheben des Zylinders mit größerer Geschwindigkeit, so wird im Raum unter
dem Kolben ein Vorgang eintreten, welcher unter dem Namen der stoßweisen Kompression
bekannt ist. Infolgedessen wird z.B. bei vergrößerter Umlaufzahl der Kurbelwelle das
Anheben des Hammerbärs früher und mit Wucht eintreten, als dies bei verhältnismäßig
kleiner Umlaufzahl der Fall ist.
Nun hat Hessenmüller die stoßweise
Anfangskompression der Luft, sowohl im Aufgange als auch im Niedergange des
Hammerzylinders durch die geeignete Lage der Kurbelschleife vermieden, dafür aber
eine beschleunigte Bewegung am Ende der Hubbewegungen zu erreichen gesucht.
Aus dem Diagramm (Fig. 50) ist zu ersehen, daß z.B.
den gleich großen Kurbelbögen (10–11) und (19 bis 0) zwei ungleich große
Hubstrecken, und zwar die (11–10) < (19–0) entsprechen und welche insofern
bemerkenswert sind, als (10=11) im niederfallenden Bogenteil einem aufsteigenden
Hube (10–11) entspricht. Für den Schlag des Hammerbärs kommt aber nur (19–0) in
Betracht. Bei gleichförmig vorausgesetzter Kreisbewegung wird daher die
Beschleunigung der geradlinigen Zylinderbewegung in diesem unteren Hubteil (19–0)
bedeutend größer ausfallen als bei nicht geneigter, also normaler Bahn der
Kurbelschleife. Außerdem findet noch ein Niederstreben des Zylinders von (0–1)
statt, während der Kurbelkreisbogen (0–1) ansteigt. Der Zweck dieser Einrichtung ist
nun der, sowohl eine stärkere Expansion im Raum oberhalb als auch eine stärkere
Kompression der Luft unterhalb des Hammerkolbens zu vermeiden, um so eine
Verstärkung des Schlages herbeizuführen.
Die Fangvorrichtung für den Hammerbär ist an die Ventilsteuerung, und zwar an die
Hebelwelle s angeschlossen, welche an ihren Enden zwei
Kammringe t trägt, die auf wagerecht schwingende Hebel
u gegensätzlich einwirken, derart, daß zwei
eingeschobene Gleitbacken v auf die Flügelbahnen w des Hammerbärs a
drücken. Um nun diesen von beiden Seiten gleichmäßig zu fassen, sind in den beiden
Hebeln Stellschrauben x vorgesehen, welche nebst den
aufgeschraubten Kammringen t feine Einstellung der
Fangbacken v ermöglichen.
(Fortsetzung folgt.)