Titel: | Fahrwasseraustiefung mittels Rolleggen. |
Autor: | F. Kerdyk |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 380 |
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Fahrwasseraustiefung mittels
Rolleggen.
Fahrwasseraustiefung mittels Rolleggen.
Schon mehrfach hat man versucht, die Austiefung eines Fahrwassers dadurch zu
erzielen, daß man durch Loslösen und Aufrühren des Bodens dem Strome Gelegenheit
bot, die Sand- und Schlammteile abzuführen. Der Boden muß dazu nur mechanisch
aufgebrochen werden, wozu bis jetzt gewöhnlich flache Eggen verwendet wurden. Unter
anderem hat man diese Arbeitsweise in der Mündung des sogen. Neuen Wasserweges bei
Rotterdam und mit großem Erfolg auch bei der Verlegung des Solo-Flusses bei Oedjoeng
Pangka auf Java in Anwendung gebracht. Auch bei der Flußregulierung des Mississippi
hat man günstige Erfahrungen gemacht.
Textabbildung Bd. 322, S. 379
Fig. 1.
Natürlich kommt diese Arbeitsweise nur in Betracht bei der Austiefung der nahe dem
Meere, gelegenen Flußstrecke, da man sonst Gefahr läuft, daß die aufgerührten Teile
sich etwas weiter flußabwärts wieder absetzen und hier eine neue Untiefe bilden.
In einem „Report on the Taku Bar raking experiments 1906“ wird nun ausführlich
über von Ingenieur Thos. Ferguson in Auftrag des
chinesischen Hafendepartements ausgeführte Versuche bei der Mündung des Haiho
berichtet, wobei zum ersten Male Rolleggen zur Anwendung kamen. Wir entnehmen die
nachstehenden Angaben der Zeitschrift „De Ingenieur“ 1907, No. 12. Die
Taku-Bank liegt quer vor der Flußmündung, etwa 6 – 7 km außerhalb der
Hochwasserstrandlinie. Man kann also mit Sicherheit annehmen, daß von den
aufgerührten und vom Fluß mitgenommenen Sandteilen nur ein sehr geringer Teil sich
wieder in dem Fahrwasser absetzen wird.
Die betrachtete Arbeitsweise konnte hier besonders auf Erfolg hoffen, da sowohl der
Sand wie die lehmigen Bestandteile sehr fein sind. Die Bank schließt an den beiden
Ufern an, sie bildet daher gewissermaßen ein Stauwehr, indem sie dem freien Austritt
des Wassers ein Hindernis in den Weg legt. Unter gewissen Umständen beträgt der
Höhenunterschied des Wasserstandes auf beiden Seiten der Bank bis zu etwa 0,6 m. Bei
gewöhnlicher Ebbe steht nur etwa 0,6–0,9 m Wasser über der Bank, bei tiefster
Ebbe sogar nur 0,3 m.
Die hier benutzte Rollegge (Fig. 1) besteht aus einer
der Kraft des Schleppschiffes angepaßten Anzahl gußeiserner Radscheiben, die lose
auf einer Achse von 50 mm Durchm. sitzen. Die Scheiben haben 300 mm Durchm., sind am
Umfang 32 mm breit und an der Nabe 50 mm. Am Umfang sind 24 scharfe Stahlzähne von
50 mm Länge angegossen.
Das Ganze wird von einem aus Winkeleisen gebildeten Rahmen umfaßt, an dem die
Schlepptaue befestigt sind.
Die Zähne erhielten eine gebogene Form, um möglichst leichtes Eindringen in den Boden
und zugleich gutes Aufwerfen des Sandes zu erzielen.
Unmittelbar hinter den Scheiben ist an dem Rahmen eine 300 – 450 mm breite
Eisenplatte angebracht, um die aufgebrochenen Bodenbestandteile so viel wie möglich
von den Zähnen zu lösen.
Die zwei an den Enden des Rahmens befestigten Drahtseile führen über die am
Hinterende des Schiffes gelagerte Rolle, vereinigen sich in einem Abstand von 6 m
von der Egge zu einem einzigen Schlepptau, das nach einer Winde geführt wird. Die
Egge wird etwa 25 m hinter dem Schiffe hergeschleppt, währenddessen das Schlepptau
nicht mit der Winde verbunden bleibt, sondern in einen am Schiffskörper angebrachten
Haken angehängt wird. Diese Maßregel hat sich als unbedingt notwendig
herausgestellt, da es öfters vorkam, daß die Egge in Bodenlöchern stechen blieb und
das Schiff dadurch plötzlich zum Stillstand gebracht wurde. Das Schlepptau hatte
eine Bruchfestigkeit von 11 t.
Das Manövrieren mit den drei bei den Versuchen benutzten Schleppschiffen scheint nach
einiger Uebung keine Schwierigkeit gemacht zu haben. Die Schiffe konnten um einen
halben Kreis von etwa 75 m Mittellinie drehen, ohne die Rollegge herauf zu
holen.
Die drei Schiffe haben im ganzen 1400 Stunden gearbeitet und dabei eine fast 0,5 m
tiefe Rinne von 110 m Breite gebildet. Die Kosten betrugen fast 17 Pfg. f. d.
Kubikmeter, während 40000 cbm entfernt wurden.
Die Versuche haben die Haiho Conservancy Commission
so sehr befriedigt, daß man beabsichtigt, in diesem Jahre eine Fahrrinne von
1,20–1,50 m Tiefe in gleicher Weise herzustellen.
F.
Kerdyk.