Titel: | Hammerwerke mit Kraftantrieb. |
Autor: | Pregél |
Fundstelle: | Band 322, Jahrgang 1907, S. 403 |
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Hammerwerke mit Kraftantrieb.
Von Professor Pregél,
Chemnitz.
(Schluß von S. 379 d. Bd.)
Hammerwerke mit Kraftantrieb.
Howards Muttern-Schmiedemaschine.
Howards Iron Works bauen
zwei Größen leistungsfähiger Schmiedemaschinen für Herstellung von
Schraubenmuttern.
Die kleinere liefert 20–28000 Stück Muttern von 6 bis 16 mm Schlüsselweite bei 110
und 125 Minuten Umdrehungen der Schwungradwelle, die größere leistet bei 80
Umdrehungen 12–20000 stärkere Muttern in zehn Arbeitsstunden. Zu diesem Behufe ist
jede Maschine mit zwei verschieden großen Riemenschwungscheiben ausgestattet,
so daß auf die Größe der Schmiedestücke entsprechende Rücksicht genommen werden
kann.
Bei der in Fig. 79 und 80 dargestellten größeren Maschine ist a das
mit Schlittenführungen und Lager versehene, stark verrippte, schwere Bettgestell. In
dasselbe ist das Querstück b eingebaut, in welchem die
mehrteiligen vier oder sechs Kantformeisen c durch
Gegenplatten d gehalten, eingesetzt sind. In der
vorderen Stirnseite dieses Querstückes ist ferner die Zulaufrinne f (Fig. 80) und die
Abstreichvorrichtung g vorgesehen, so daß damit ein
fehlerhaftes Arbeiten, mit gleichzeitig zwei eingelegten Muttern, verhindert wird,
was zu schweren Beschädigungen der Maschine führen würde.
Auf den Wellenenden sind die ungleich großen Riemenschwungscheiben h und i gekeilt, in der
Wellenmitte sitzt die Unrundscheibe k und an den
äußeren Lagerseiten sind zwei Exzenterpaare m und n vorgesehen.
Textabbildung Bd. 322, S. 404
Fig. 79.
Textabbildung Bd. 322, S. 404
Fig. 80.
Die Unrundscheibe k treibt mittels Druckrollen l den Schieberrahmen p, in
welchem mittels Klemmplatten der Ringstempel q
festgehalten wird, während der Ausstoßstab r am
Bettgestell in fester Lage angeordnet ist und beim Rückgang von p die etwa am Ringstempel q haftende Mutter abstreift.
Textabbildung Bd. 322, S. 404
Fig. 81.
Mit den beiden innenliegenden Exzentern m wird im
Arbeitsgange der Schlitten s mit dem Ringstempel t nach rechts bewegt. Während nun der Schlitten s in der Rücklage sich an die Nase u des Gestells anlegt, schieben sich die zurückgehenden
Exzenterstäbe durch Augen des Kreuzkopfringes v, wobei
Federn w den späteren stoßfreien Anschluß vermitteln.
Dagegen betätigen die außenliegenden Exzenter n in
fester Verbindung den Schlitten x, in welchem die
lange Lochstange y festgeklemmt ist, durch welche das
warm eingeführte Rohstück z gelocht, gezogen und an den
Stirnseiten durch die Ringstempel abgerundet wird.
Ch. Rices Schmiedemaschine.
Eine hervorragend interessante Schmiedemaschine zum Pressen von Fahrradnaben ist vom
Betriebsingenieur Ch. Rice der Pope Manufacturing Company in Hartford, Conn. konstruiert worden. Diese
nach The Iron Age in den Fig. 81–91 dargestellte Maschine arbeitet mit vier
Gesenkteilen, von denen das eine Hauptgesenk fest im Maschinenrahmen sitzt, während
das Gegenstück in einem Schlitten liegt, der mittels Kniehebel von einer
Daumenscheibe der Hauptwelle betätigt wird.
Auf dieser Hauptwelle ist ferner symmetrisch abständig zur vorbemerkten Daumenscheibe
je ein Exzenter angeordnet, welches einen Schlitten bewegt, der mittels eines
schräggestellten Gelenkstückes einen zweiten Gesenkschlitten treibt, der winkelrecht
zum ersten geführt ist. Beide Gesenke dieses Exzentersystems arbeiten gegeneinander
und stehen winkelrecht zur Bewegungsrichtung des Hauptgesenkes. In Fig. 81 ist im Grundriß die Hauptanordnung gezeigt,
wobei a das Maschinenbett, b die Antriebscheibe mit dem Kupplungsschloß, c die Bremse, d die Rohrleitung für die
Zuleitung von Preßwasser zum Kupplungsschloß, f
diejenige für die Bremse und g das Steuerventil ist,
welches durch den an der Arbeitsseite befindlichen Tritthebel h betätigt wird.
Textabbildung Bd. 322, S. 404
Fig. 89.
Fig. 82 und 83 zeigen
die Gesenkanordnungen zur Herstellung einer Radnabe und eines Rahmeneckstückes.
Hierin bezeichnen übereinstimmend a das feste, b das bewegliche Hauptgesenk, c den rechtsseitigen und d den linksseitigen
Preßstempel, welche entsprechende Gesenkformen besitzen.
Textabbildung Bd. 322, S. 404
Fig. 82.
Textabbildung Bd. 322, S. 404
Fig. 83.
Hieraus erkennt man leicht die Wirkungsrichtungen der Schmiedemaschine, welche mit
110 minutlichen Umlaufen arbeitet und annähernd in ½ Zeitsekunde ein Werkstück
liefert. Die Maschine gliedert sich in den Teilen zur Betätigung der Hauptgesenke,
in denjenigen zum Betriebe der Seitenstempel, dem Antriebe mit dem Kupplungsschloß
und der Bremse für die Antriebwelle, während die Backenbremse für das
Stillsetzen der Riemenschwungscheibe als bekannt vorausgesetzt, nicht beschrieben
wird.
Textabbildung Bd. 322, S. 405
Fig. 84.
Textabbildung Bd. 322, S. 405
Fig. 85.
Textabbildung Bd. 322, S. 405
Fig. 86.
Textabbildung Bd. 322, S. 405
Fig. 87.
Textabbildung Bd. 322, S. 405
Fig. 88.
Fig. 84–86 zeigen das
Getriebe für das Hauptgesenk. An die Hauptwelle a ist
die Unrundscheibe b unmittelbar angedreht, an welcher
die beiden Rückzugsdaumen c angeschraubt sind. Letztere
treffen auf die Stahlplatten d, die an die um y drehbare Schwinge f
angeschraubt werden. Diese Schwing f trägt außerdem die
Rolle g und den Handhebel h, mittels welchem die Schwinge in die Lage Fig.
85 gebracht werden kann. In dieser Stellung ist vermöge des Lenkers i, der Schieber k in der
Rücklage befindlich, so daß das Hauptgesenk so weit zurückgestellt ist, daß die
Einführung des glühenden Werkstückes leicht möglich wird. Das von der Seite oder von
oben eingeführte glühende Werkstück wird durch ein Stäbchensystem l (Fig. 85 und 87) so lange gehalten, bis das im Schlitten k befindliche Gesenk so weit vorgerückt ist, daß es das
Stahlstuck von selbst hält. Kurz vorher müssen aber diese Fingerstäbchen l ausgehoben werden. Hierzu dient die Schiene m, die von dem an der Schwinge f angeschraubten Anschlag n verschoben wird
und die Walze o dreht, in welcher der Hebel p als Fingerhalter sitzt, dadurch nach oben schwingt
und die Stäbchen l aus dem Bereich des Hauptgesenkes
bringt.
Das Gegengesenk hierzu ist in dem Block q untergebracht
und durch das angeschraubte Deckelstück r mittels zwei
Druckschrauben in fester Lage erhalten. Außerdem wird das Werkstück durch zwei
Seitenzapfen s unterstützt, die in zwei mit
Windungsfedern gespannten Bolzen t ausgehen, die in
Lager u, u geführt sind. Diese Seitenzapfen s werden beim Anrücken der Seitenstempel zurückgedreht,
so daß die letzteren ebenfalls zum freien Angriff gelangen können. Das bewegliche
Hauptgesenk wird durch das Deckelstück v im Schlitten
k gehalten, dieser selbst durch eine starke
Deckplatte w geführt, welche mit zwei Ueberlegstücken
x nur durch zwei einzelne Schrauben an das
Hauptbett der Maschine gehalten wird.
Bei einer Rechtsdrehung der Antriebwelle a gelangt die
Unrundscheibe b zum Anschlag an die Rolle g, wodurch die auf dem festen Bolzen y sich drehende Schwiege nach links ausweicht, den
Schlitten k durch das in die gestreckte Lage sich
einstellende Gelenkstück i unter starker Druckwirkung
in die Arbeitsstellung nach links rückt.
Das Triebwerk für die Seitenstempel (s. Fig. 84, 88 und 89) ist in
doppelter Ausführung symmetrisch zur Mitte der Maschine angeordnet.
Auf der Hauptwelle a sind die Exzenterscheiben b' angedreht, über diese dierrin Exzentege c' mit Deckel d' geschoben
(Fig. 84 u. 88).
Durch die Exzenterstange f' wird der Schlitten g' betätigt, welcher mittels des schrägen Gelenkstückes
h' den Querschlitten i' treibt, welcher den Seitenstempel trägt. Diese doppelten, gegensätzlich
gerichteten Querschlitten i' sind in Fig. 89 ersichtlich, welche den Querschnitt der
Bettplatte der Maschine deutlich zeigt.
Der Schlitten g' trägt das stellbare Röllchen k', welches die Hakenstange l' verschiebt und dadurch den Hebel m' dreht,
welcher auf der bereits früher beschriebenen federgespannten Fingerwelle t sitzt.
Besonders bemerkenswerte Einrichtungen besitzt das in Fig.
90 dargestellte Kupplungsschloß. Auf den hervortretenden Bund der
Hauptwelle a ist die Scheibe b gekeilt. Diese paßt mit ihrem kegelförmigen Rand in den Innenrand der
Schwungscheibe c, welche mit dem Bremsring d aus Rotguß ausgefüttert ist. Diese Schwungscheibe c dreht sich lose und frei mit ihrer ausgegossenen Nabe
auf dem Zapfen f der Welle a. Zwischen beiden Naben der Scheiben b und
c ist ein Ring g
eingelegt, auf den drei Windungsfedern h wirken, welche
an stellbaren Bolzen i sitzen, die in Aussparungen der
Schwungradnabe liegen. Hierdurch kann die Stärke des Andruckes geregelt werden,
durch den die achsialverschiebbare Schwungscheibe c
nach rechts, aus der Verbindung mit der Scheibe b
gebracht wird. Alsdann tritt sofortiger Stillstand der Antriebwelle a ein, sofern die Schwungkraft der Scheibe b gehemmt wird, wozu das Bremswerk dient.
Um aber den Antrieb der Welle a zu besorgen, ist eine
Verschiebung der Schwungscheibe c nach links
erforderlich, welche die Verkupplung der Scheibe c mit
der Scheibe b herbeiführt. Hierzu ist an die Stirnseite
der Schwungradnabe die Druckscheibe k angeschraubt,
gegen welche der Kolben l wirkt, der im Zylinder m spielt und mittels Lederstulpes n abgedichtet ist. Der Kolben l sowohl als auch der Zylinder m laufen frei
auf dem abgesetzten Zapfen o der Hauptwelle a.
Der Zylinder m wird hierbei in achsialer Richtung durch
die Rundmutter p gesichert, während eine Verdrehung
zwischen Kolben l und Zylinder m durch das eingelegte Lineal q verhindert
wird. Dadurch wird der Schmierapparat r geschont, der
die Schmierung zwischen Druckring k und Kolben l besorgt.
Für die Zuführung des Preßwassers in den Zylinder m ist
der Wellenzapfen in der Achse ausgebohrt und mit Querlöchern versehen, welche in den
Zylinderraum hinter dem Kolben münden. Außerdem wird durch das eingeschraubte
Zwischenrohr s das eigentliche Endrohr t geführt und abgedichtet, während der weitere
Rohranschluß an die Leitung durch das Aufsatzstück u
besorgt wird.
Das vorerwähnte Bremswerk ist in Fig. 91 dargestellt
und liegt wie aus dem Lageplan (Fig. 81) zu ersehen
ist, an der hinteren Seite der Schwungscheibe.
In Fig. 91 ist c die
Schwungscheibe mit dem Futterring d, und b die auf die Hauptwelle a
aufgekeilte konische Antriebscheibe. An die Stirnseite der letzteren ist das
Bogensegment f geschraubt, welches eine Ausdehnung von
ein Sechstel des ganzen Scheibenumfanges besitzt.
Dieses Bogensegment f greift zwischen Bremsbacken g ein, die im festen Block h und in dem verschiebbaren Gleitstück i
liegen.
Der feste Block h, der auf der Bettplatte k verstellbar ist, aber fest aufgeschraubt wird,
enthält den Preßzylinder l, in welchem der Kolben m gleitet, der mittels Mutter n und Bolzen o das Gleitstück i nach links schiebt, wobei die Schraube p zur Parallelführung vorgesehen ist. Sowie Preßwasser
zum Zylinder l zugeleitet wird und das Bogensegment im
Bereich der Bremsbacken liegt, erfolgt eine wirksame Bremsung der Schwungscheibe b und ein sofortiger Stillstand der bewegten Teile der
Maschine. Während dieses Stillstandes erfolgt das Einlegen des erwärmten
Rohstückes.
Textabbildung Bd. 322, S. 406
Fig. 90.
Textabbildung Bd. 322, S. 406
Fig. 91.
Um aber den Arbeitsgang regelrecht durchzuführen, wird die Zuleitung von Preßwasser
nach der Bremse erst dann erfolgen können, nachdem das Kupplungsschloß davon
befreit, also der Antrieb abestellt ist. Ebenso wird vor Einrückung der Kupplung die
Bremse vorher gelüftet, also das Preßwasser abgeleitet sein müssen. Um nun die
Steuerung dieser im Verteilungskopf befindlichen Ventile ordnungsgemäß zu besorgen,
ist das mit dem Tritthebel h'' (Fig. 84) verbundene Schaltwerk a'' vorgesehen, welches als unwesentlich hier nicht
weiter beschrieben ist.